Samstag, 30. August 2008

CD-Rezensionen (066): Fine Young Cannibals - The Finest (1996)

(Cover: Amazon.de)

Da die Fine Young Cannibals (wie z.B. auch Frankie Goes To Hollywood) leider nur zwei Alben veröffentlichten und sich dieses "Best Of" somit aus einer äußerst überschaubaren Auswahl von Songs zusammensetzt, war 1996 eigentlich nur der neue Song "The Flame" ein Kaufanreiz für diese CD. Ein typischer FYC-Track mit souligen Bläsern und Roland Gifts einzigartigem Gesang. Gleichzeitig gab die Band ihre Auflösung bekannt, es blieb also ein wehmütiger Schmerz mit diesem Lied zurück.

Die Tracks sind gleichmäßig von den beiden Studioalben entnommen, darunter die beiden Coverversionen "Suspicious Minds" (Elvis Presley) und "Ever Fallen In Love" (Buzzcocks). Bei Ersterem wirkt zwar Falsett-König Jimmy Somerville im Background mit, die Nummer hält sich aber ein wenig zu arg am Original, um wirklich Aufsehen zu erregen.

Mein persönlicher Favorit wird auf ewig "I'm Not The Man I Used To Be" bleiben, ein grandioser Song, der von seinem nervösen Orgelrhythmus und Gifts fiebrigem Gesang lebt.

Wer sich einen repräsentativen Querschnitt einer der besten Bands der Spät-Achtziger zulegen möchte, liegt mit "The Finest" sicherlich richtig, allerdings würde ich doch zur Anschaffung beider Studioalben raten, von denen ich "The Raw & The Cooked" (1989) für das Bessere halte.

Bewertung: 4 von 5

Freitag, 29. August 2008

Buch-Rezensionen (066): Gebhard Aders/Werner Held - Jagdgeschwader 51 "Mölders" (1985)

(Cover: Amazon.de)

Das Buch über das Jagdgeschwader 51 "Mölders" reiht sich in Aufmachung und Lesart nahtlos in die Reihe anderer Geschwaderchroniken des Motorbuch Verlags ein. Äußerst informativ mit Einsatzberichten, großem Statistikteil und vielen Fotos, doch befremdlich distanzlos, wenn nicht gar beschönigend im Stil. Das mag dem einen oder anderen geschichtlich interessierten Leser egal sein, mir bereitet es immer einiges Kopfzerbrechen.

Ein Extrakapitel widmet sich dem Jagdgeschwader 74 der Bundesluftwaffe, dem 1973 der Ehrenname "Mölders" verliehen wurde. Aufgrund des Erscheinungsdatums des Buchs ist nicht berücksichtigt, dass dem Verband dieser Titel im Jahre 2005 nach einer kontroversen Debatte um die Person Werner Mölders' wieder entzogen wurde.

Fazit: Ein Buch mit Streitpotential.

Bewertung: 3 von 5

Mittwoch, 27. August 2008

DVD-Rezensionen (066): Shrek - Der tollkühne Held (2001)

(Cover: Amazon.de)

Die 2001 noch recht übersichtliche Anzahl an computeranimierten Filmen erhielt mit der Geschichte um den grünen Sumpfoger aus den DREAMWORKS STUDIOS ein ganz besonders Juwel als Zuwachs. Das Besondere an "Shrek" ist weder die Story, die einfach bekannte Märchenelemente zitiert und variiert, noch die brilliante Computertechnik, die eigentlich allen Filmen dieses Genres eigen ist. Nein, das Außergewöhnliche ist der herrlich anarchisch-zynische Humor des Films, der vor allem auf einen Konkurrenten zielt - DISNEY, mitsamt seiner heilen Märchenwelt.

Da werden die den Produkten des Mickymaus-Konzerns oftmals eigenen Musik- und Gesangseinlagen dahinein parodiert, dass Frösche und Schlangen aufgeblasen oder Vögel zum Platzen gesungen werden. Die vor einigen Jahren grassierende Welle von Irish Dance-Shows wie "Riverdance" oder "Lord of the Dance" wird ebenso auf die Schippe genommen wie Filme von "Matrix" bis "Drei Engel für Charlie". Das Finden von Zitaten und Insidergags macht fast ebenso viel Spaß wie der Film an sich.

Die deutsche Synchronisation ist sehr gut gelungen, der leider mittlerweile verstorbene Randolf Kronberg (die deutsche Stimme von Eddie Murphy) ist die perfekte Besetzung für Donkey, den nervtötenden Esel, der auch im englischen Original von seinem US-Alter Ego gesprochen wurde. Auch Esther Schweins als Prinzessin Fiona (die zumal der von ihr gesprochenen Figur ausgesprochen ähnlich sieht) und Sascha Hehn als Shrek machen ihre Sache sehr gut, Rufus Beck steht dem göttliche John Lithgow als Lord Farquaard ebenfalls in nichts nach.

Obwohl nur eine Einzel-DVD, ist die Scheibe randvoll mit putzigem Bonusmaterial, wofür es auch aufgrund des sehr guten Bilds und Tons nur eine Wertung geben kann: Volltreffer!

Bewertung: 5 von 5

Polit-Blabla

Ich hab mich mal wieder im SPIEGEL-Forum zu Wort gemeldet. Anlass? Dieser Artikel.

Seine Verwunderung über diese Sendung hat der Autor des Artikels wohl exklusiv. Denn es sind nicht nur die "weisen Alten", deren Meinung so ganz anders ist als der allgemeine Medienkontext.

Ich habe in den letzten Tagen und Wochen per Podcast einige Call-In-Sendungen diverser Radio- und TV-Sender (BR, WDR, ARD-Presseclub etc.) gehört. (Wahrscheinlich untertriebene) 75% der Anrufer kritisierten einerseits die völlig vernachlässigte Darstellung der georgischen Verantwortung für diese Auseinandersetzung und die nahezu einseitige Schuldzuweisung an Russland. Besonders ärgerlich, wenn dann die anwesenden Experten und Journalisten mit dem beliebten Antiamerikanismus-Vorwurf konterten, da man in diesem Konflikt nun mal nicht umhin kommt, die Rolle von Georgiens Schutzmacht näher zu beleuchten.

Besonders der politische Vabanque-Spieler Saakaschwili, der sich nach wie vor mit absurden geschichtlichen Vergleichen und dreister Vereinnahmung von EU-Symbolen präsentiert, wird verharmlost bis sich die Balken biegen, während den sicherlich ebenfalls scharf zu kritisierenden Gegenspielern wohl kein Etikett zu bösartig ist, um nicht angeheftet zu werden. 

Ich kann mich an keinen politischen Vorgang der letzten Jahre erinnern, bei dem die öffentliche Meinung und der Grundtenor der öffentlichen Berichterstattung so eklatant voneinander abwichen. Ein Journalist darf dem Volk sicherlich nicht nach dem Mund reden - es komplett zu ignorieren darf er aber auch nicht!

Dienstag, 26. August 2008

CD-Rezensionen (065): Enya - Enya (1986) / The Celts (1992)

(Cover: Amazon.de)

Über die Musik von Miss Eithne Patricia Ní Bhraonáin alias Enya lässt sich vortrefflich streiten. Produziert die Irin nun ausschließlich sich von Album zu Album reproduzierenden Ethno- und New Age-Schrott, der die immer wieder gleichen Stimm- und Halleffekte recycelt oder darf man das auch mal gut finden?

Bei mir persönlich ist das stark stimmungsabhängig - jeden Tag kann ich diese Art von Musik definitiv nicht hören. Ganz bestimmt keine Hintergrundbeschallung, eher etwas zum Entspannen bei einem guten Glas Wein am Abend.

Eine Sonderrolle im Schaffen Enyas nimmt dieses Album ein. Ursprünglich 1986 als Soundtrack für die BBC-Dokumentation "The Celts" aufgenommen und 1987 als "Enya" ohne sonderlichen kommerziellen Erfolg veröffentlicht, wurde der 1992 als "The Celts" betitelte (und nur in der Lauflänge eines Tracks veränderte) Wiederveröffentlichung größere Aufmerksamkeit zuteil. Auf diesem frühen Werk also klingt alles noch deutlich bodenständiger, abwechslungsreicher und unvollkommener als auf den glattpolierten späteren Alben.

Die Tracks Nummer eins ("The Celts"), vier ("March Of The Celts") und zehn ("Triad (St. Patrick)") erinnern doch sehr stark an Vangelis, ohne jedoch dessen Klasse zu erreichen. Einige Lieder sind in gälischer Sprache aufgenommen, was den Songs einen zusätzlichen Reiz verleiht. Traumhaft schön das von Dudelsackklängen untermalte "The Sun In The Stream", in dessen Melodie man die später aufgenommenen Filmsoundtracks zu "Titanic" oder "Braveheart" wiederzuerkennen glaubt.

Einiges auf dieser CD plätschert noch so am Ohr vorbei, doch andere Stücke docken sich ganz fest ans Gemüt an. Exemplarisch dafür das Fast-Instrumental "Bodaicea", dessen sphärische Melodie unter anderem als Sample für den Fugees-Song "Ready Or Not" fungierte oder auch das düstere "Dan Y Dwr".

Insgesamt eine interessante Aufnahme, die ihre Reize erst bei mehrmaligem Hören entfaltet. Eigentlich irgendwo zwischen drei und vier Punkten angesiedelt, verleihe ich (tagesformabhängig) die höhere Note.

Bewertung: 4 von 5

Buch-Rezensionen (065): Die Digedags in den Rocky Mountains (1971)

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Dies ist der vierte Sammelband der Amerika-Serie, dessen enthaltene sechs Hefte original im Zeitraum zwischen Januar und Juni 1971 erschienen.

Die atemlose Jagd nach dem Goldschatz ist vorüber, doch sowohl die Digedags als auch Mrs. Jefferson bleiben zunächst im Tal des Goldsuchers Abe Gunstick, während sich die Mississippi-Piraten nach einer mißglückten Racheaktion gegen ihren verräterischen Boss Coffins mit allen Pferden davonmachen. Durch Zufall entdecken Dig, Dag und Digedag eine verlassene Goldmine der Tolteken, deren Ertrag sie für die Befreiung der schwarzen Sklaven zu verwenden gedenken. Im Lager eines Indianerstammes hören sie vom Häuptling eine alte Legende aus Mexiko und erzählen die eindrucksvolle Geschichte der Ankunft der Spanier dort, deren Augenzeuge sie im Jahre 1519 waren.

Die Hefte des MOSAIK hatten ohnehin immer einen lehrreichen Inhalt, aber das in diesem Sammelband vertretene Wissen stellt etwas ganz Außergewöhnliches dar und ist daher besonders hervorzuheben. Der Leser bekommt zum Einen die Sagenwelt der mesoamerikanischen Ureinwohner in präkolumbischer Zeit nahegebracht und wohnt in zwei weiteren Heften einem der düstersten Kapitel der Menschheitsgeschichte bei - der Eroberung des Aztekenreichs durch den spanischen Conquistador Hernán Cortés.

Und auch hier wieder der Hinweis:

Achtung! Um kostbares und in der DDR knappes Papier zu sparen, wurden einige der schon in Vorwendezeiten erschienenen ersten Auflagen dieser Nachdrucke um insgesamt vier Seiten gekürzt. Leider wurde diese ärgerliche Unsitte nach der Wiedervereinigung beibehalten. Da ich auch die Originalhefte besitze, fielen mir diese (zum Teil etwas sinnentstellenden) Kürzungen sofort auf. Mittlerweile ist die Amerika-Serie auch neu und ungekürzt in 15 Bänden á vier Heften erschienen. Ob man sich die dadurch nötigen Mehrausgaben leisten will, mag jedem Leser selbst überlassen sein.

Durch den diesmal extrem interessanten Inhalt wird diesmal ausnahmsweise auf einen Punktabzug aufgrund der Kürzungen verzichtet.

Bewertung: 5 von 5

Montag, 25. August 2008

DVD-Rezensionen (065): Platoon (Special Edition) (1986)

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Die Anzahl der DVD-Veröffentlichungen von "Platoon" hat mittlerweile ärgerliche Ausmaße erreicht. Neben diversen Single Disc-Ausgaben gibt es da die "Gold Edition", die "Ultimate Gold Edition", die "Special Edition" mit und ohne Steelbook - auf gut Deutsch: Kundenverarsche pur!

Dabei hat das Oliver Stones Film, der zum Einen einer der besten Antikriegsfilme und zum Anderen einer der Höhepunkte des 80er-Kinos ist, nicht verdient. Das amerikanische Trauma Vietnam ist zu Dutzenden Filmen verarbeitet worden, nur eine Handvoll davon hat wirklich Klasse. "Platoon" ist einer von ihnen.

Der Film katapultierte den gerade mal 21jährigen Charlie Sheen in die Starränge (wovon er sich nie recht erholen sollte) und hat mit dem in Zeitlupe dargestellten Tod von Sergeant Elias (Willem Dafoe) eine der ergreifendsten Sterbeszenen der Filmgeschichte zu bieten. Stone, der in "Platoon" eigene Vietnamerlebnisse verarbeitete, schuf ein eindringliches Drama über Schuld und Sühne, den Kampf zwischen Gut und Böse in Gestalt des durch den gnadenlosen Krieg verrohten Sergeant Barnes (Tom Berenger). Dem Regisseur ist einzig und allein vorzuwerfen, dass die Vietnamesen bis auf wenige Ausnahmen nur als anonyme, gesichtlose Masse vorkommen.

Ein zentrales Motiv des Films ist Samuel Barbers "Adagio for Strings" aus dem Jahr 1938. Wohl selten hat ein nicht direkt für einen Film geschriebenes Stück Musik so perfekt zu den Bildern auf der Leinwand gepasst wie hier. Das geht einfach nur ganz tief unter die Haut. Aber auch der Rest des Soundtracks hat es mit Songs von Jefferson Airplane, The Doors, Aretha Franklin oder Otis Redding in sich.

Die Special Edition kann mit interessanten Interviews, einer sehr guten Doku und fehlerlosem Bild punkten. Doch matschiger Sound und bereits erwähnte Mängel am Film selbst ergeben einen Punkt Abzug.

Bewertung: 4 von 5

Sonntag, 24. August 2008

CD-Rezensionen (064): The Cure - Three Imaginary Boys (Deluxe Edition) (1979)

(Cover: Amazon.de)

Nur wenige immer noch existierende Bands genießen eine derartig kultische Verehrung - sowohl von Seiten der Kritik als auch der Fans - wie The Cure.

Das '79er Debüt der damals noch zu dritt agierenden Mannen rund um Robert Smith atmet noch über weite Strecken den Geist der Post-Punk-Ära. Exemplarisch dafür stehen rohe Tracks wie "Grinding Hall", "Meathook" oder auch "So What". Das, was die Düsterpäpste in den späteren Jahren ihrer Karriere zu Heroen der europäischen Wave- und Gothic-Szene erheben sollte, findet man hier erst in zarten Anklängen, die allerdings schon markerschütternd sind, Stichworte "Another Day", "Three Imaginary Boys" und vor allem der "Subway Song" (dessen Basslinie die White Stripes bei ihrem durch die Fußball-EM 2008 so richtig bekannt gewordenen Song "Seven Nation Army" wohl noch gaaanz genau im Ohr hatten...).

Zwischen beiden Extremen bewegt sich eine ganze Reihe stramm vorwärts klampfender Songs, von denen es "10:15 Saturday Night" zu einem Cure-Klassiker gebracht hat. Sehr schräg hingegen (und kaum noch zu erkennen) die eigentlich nur als Soundcheck angedachte Coverversion von Jimi Hendrix' "Foxy Lady" und das fast schon Sinatra-hafte Instrumental "The Weedy Burton".

Soweit, so klassisch. Die "Deluxe Edition" (2004) bietet noch eine ganze Latte von Studiodemos, raren Live-Aufnahmen und unveröffentlichtem Material. Da rotzt es fast so heftig wie bei den Sex Pistols ("I Want To Be Old", "Heroin Face", "I Just Need Myself") oder ein ohnehin so grandioser Song wie "10:15 Saturday Night" entfaltet im Heimdemo-Gewand mit Billigsynthie ganz neue, sehr eindrucksvolle Züge, die stark an die frühen OMD erinnern. Die Soundqualität dieser Pretiosen ist zwar nicht immer gut, musikhistorisch sind sie jedoch von einigem Wert. Mit "Boys Don't Cry" ist zudem der wohl bekannteste Song dieser Frühphase in gleich zwei Versionen enthalten.

Weitere Highlights der Bonus-CD sind neben der Live-Aufnahme des "Subway Song" das unveröffentlichte "Winter", in dem man alles, was The Cure in den 80ern ausmachte, bereits erkennt. Depression pur!

Bewertung: 4 von 5

Samstag, 23. August 2008

Buch-Rezensionen (064): Alexander Wolkow - Der gelbe Nebel (1970)

(Cover: Amazon.de)

Über dieses (erstmals 1970 erschienene) Buch kam ich überhaupt erst zur Reihe der Märchen rund um das Zauberland. Es stellt den fünften und vorletzten Band der original von Alexander Wolkow geschriebenen Geschichten dar und wenn man ganz ehrlich ist: Es ist die letzte wirklich gute.

Erneut müssen Ann, Tim und der bereits aus dem Band "Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten" bekannte einbeinige Seemann Charlie Black ihren Freunden im Zauberland zu Hilfe eilen, da die riesige Hexe Arachna aus einem 5000jährigen Zauberschlaf erwacht ist und das Land mit Hilfe eines giftigen gelben Nebels terrorisiert. Gegen die Zauberin scheint kein Kraut gewachsen und es kann nur Erfindergeist helfen...

Zwar variiert das Buch nur einmal mehr die Geschichte vom Bösewicht, der das von vielen skurrilen und liebenswerten Gestalten bevölkerte Land zu unterjochen sucht, der Charme, den Wolkow seinen Charakteren verlieh, macht das jedoch mehr als wett, zumal mit der Riesin Arachna ein wahrhaft mächtiger Gegner als Widersacher auftrumpft. Wie immer ist das Buch von den zauberhaften Illustrationen Leonid Wladimirskis eindrucksvoll bebildert. Ein tolles Märchen für Kinder und alle Junggebliebenen!

Bewertung: 5 von 5

DVD-Rezensionen (064): Die purpurnen Flüsse (2000)

(Cover: Amazon.de)

Diesen französischen Thriller zu bewerten erweist sich als eine knifflige Aufgabe, die eine im Voraus zu stellende Frage zur Grundbedingung erhebt: Kenne ich die Buchvorlage von Jean-Christophe Grangé

Falls nicht, bekommt man einen spannenden Film geboten, der vor allem von seinen grandiosen Landschaftsaufnahmen der französischen Alpen und seinen beiden Hauptdarstellern, dem wie immer bärbeißig-coolen Jean Reno als Kommissar Pierre Niémans und dem lässigen Haudrauf Vincent Cassel als Inspektor Max Kerkerian, lebt. Spannende, abstoßende und gruslige Momente steigern sich zu einem furiosen Finale, das den Zuschauer allerdings etwas ratlos und unbefriedigt mit vielen Fragen zurücklässt. 

Hat man jedoch den dem Film zugrundeliegenden Roman gelesen, wird man richtig ärgerlich. Nicht nur, dass aus dem im Buch neben Niémans agierenden arabischstämmigen Kommissar Karim Abdouf plötzlich ein Max Kerkerian wurde, auch die Hauptverantwortlichen der Verschwörung wurden abgeändert und das Ende komplett durch ein anderes, massiv unglaubwürdigeres, ersetzt. Das ein Film eine Romanvorlage straffen muß, ist wohl unvermeidlich, die beispielsweise Kommissar Niémans verfolgenden Ermittlungen wegen Totschlags an einem englischen Hooligan sind für die eigentliche Handlung ohnehin nicht von Belang. Doch verwirren diese Kürzungen, Unterschlagungen und zum Teil sinnentstellenden Änderungen den Zuschauer nur, anstatt ihm das Geschehen verständlich zu machen. 

Ich persönlich habe zuerst den Film gesehen, um erst Jahre später das grandiose Hörbuch mit Jean Renos deutscher Synchronstimme Joachim Kerzel zu genießen. Daher rekrutiert sich meine Bewertung des Films aus einer Vorher/Nachher-Betrachtung. Film ohne Kenntnis der Buchvorlage: 4 Punkte. Film mit ebendiesem Wissen: 2 Punkte. Macht gesamt 3 Punkte.

Bewertung: 3 von 5

Freitag, 22. August 2008

Wolfgang Vogel †

(Foto: Welt.de)

Eine der bekanntesten Personen der deutschen Teilung ist tot - der DDR-Rechtsanwalt und Chefunterhändler für Häftlingsfreikäufe Wolfgang Vogel, der gestern im Alter von 82 Jahren im oberbayrischen Schliersee starb. Sicherlich eine der umstrittensten Personen jüngerer deutscher Geschichte, dennoch sollte nicht vergessen werden, dass ihm einige zehntausend Personen ihre Freiheit verdanken. De mortuis nihil nisi bene (Über die Toten nur Gutes), wie der Lateiner sagt...

Donnerstag, 21. August 2008

CD-Rezensionen (063): Deine Lakaien - Deine Lakaien (1986)

(Cover: Amazon.de)

Über Deine Lakaien, heute fest in der deutschen und internationalen Dark Wave-Szene verankert, kann man mit Sicherheit sagen, dass sie ihrer Zeit weit voraus waren. Denn hört man sich das Debütalbum des Ausnahmesängers Alexander Veljanov und des klassisch ausgebildeten Multiinstrumentalisten Ernst Horn heute einmal an, stellt man zwar fest, dass sich die Musik trotz ihrer avantgardistischen Klänge sehr gut in die Reihe heutiger Vertreter dieser Sparte einfügt, aber eines sollte keinesfalls vergessen werden: Wir reden hier über eine Platte aus dem Jahre 1986!

Da sowohl "Colour-ize" als auch "Love Will Not Die" heute einen gewissen Kultstatus genießen, steigt man praktisch mit einem gerüttelt Maß an Legende in dieses Album (damals in einer Auflage von 500 Stück im Eigenverlag erschienen) ein. Sind diese beiden Stücke noch genehmes Tanzbodenfutter für den geneigten Schwarzkittel, wird es mit "Nobody's Wounded" zum ersten Male richtig avantgardistisch. Veljanov erreicht zwar noch nicht das ihn heute einzigartig machende warme Timbre seiner Stimme, aber die ploppenden, klirrenden und verstörenden Sounds heben diesen Track ganz weit über die anderen dieses Albums heraus.

"Mirror Man" hämmert ordentlich aufs Blech und der Mann mit den toupierten Haaren gibt zu düsteren Hintergrundklängen einen schräg-fiesen Sprechgesang zum Besten. Bei "The Dive (Let Me)" dröppeln und wabern die Synthie-Klänge nur so aus den Boxen, ein paar davon meine ich auch auf Anne Clarks Album "Changing Places" (1983) ausgemacht zu haben.

"Fashion, Passion And Pigaches" wiederum stürmt fast schon im EBM-Tempo voran, auch hier ist die Vielfalt der verwendeten Sounds schier überwältigend. Soviel Abwechslung war selten, gerade so manche heutigen Elektronik-Recken könnten sich in ihrer immer wieder gleichen musikalischen Inzucht mal ein Beispiel daran nehmen! "Wasted Years" ist wieder ein sehr schön geeigneter Song für den nächsten Wave-Tanztee und "Bells Of Another Land" bildet mit seiner feierlichen Grundstimmung einen würdigen Abschluß für diese tolle CD.

Alles auf diesem Album ruft laut "Kult!", von daher - volle Punktzahl!

Bewertung: 5 von 5

Buch-Rezensionen (063): Guido Knopp - Hitlers Helfer (1996)

(Cover: Amazon.de)

Professor Guido Knopp, der Leiter der "Redaktion Zeitgeschichte" beim ZDF ist eine kontrovers beurteilte Persönlichkeit. Einerseits ist es ein lobenswerter Ansatz, einem sonst nicht sonderlich an historischen Themen interessiertem Publikum mit Hilfe von populärwissenschaftlichen Fernsehdokumentationen und Büchern deutsche und internationale Geschichte nahezubringen. Andererseits bleiben seine Arbeiten oftmals an der Oberfläche und reißen komplexe Themengebiete nur an.

Eine der bekanntesten Dokumentationen war "Hitlers Helfer" aus dem Jahre 1996, dessen hier vorliegendes Begleitbuch die Biographien der NS-Größen Joseph Goebbels, Hermann Göring, Heinrich Himmler, Rudolf Heß, Albert Speer und Karl Dönitz enthält. Schon allein aus dem Umfang des Buchs lässt sich erahnen, dass die Lebensgeschichten von gleich sechs Personen nur in stark verkürzter Form dargestellt werden können.

Durch die im Buch logischerweise fehlenden "Histotainment"-Zutaten wie beispielsweise Spielszenen ist die Druckausgabe von "Hitlers Helfer" deutlich ernsthafter geraten als die TV-Version der Dokumentation. Zum Einstieg in die Materie für den historisch interessierten Laien sicherlich geeignet, weiterführende Literatur (wie z.B. Einzelbiographien) sei jedoch dringend angeraten.

Bewertung: 3 von 5

Mittwoch, 20. August 2008

DVD-Rezensionen (063): Sleepy Hollow (Platinum Edition) (1999)

(Cover: Amazon.de)

Wenn Hollywoods Struwwelpeter Tim Burton mit seinem Lieblingsschauspieler Johnny Depp zusammenarbeitet, kommt immer ein liebevoll-verschrobener, manchmal auch wunderschön morbider Film heraus. Ob "Edward mit den Scherenhänden", "Ed Wood" oder erst kürzlich "Sweeney Todd" - Burtons Handschrift ist immer unverkennbar.

"Sleepy Hollow" nun, die Verfilmung von Motiven einer in den USA sehr bekannten Erzählung von Washington Irving, macht da keine Ausnahme. Trotz rollender Köpfe und teils literweise vergossenem Blut hat man es hier eher mit einem schrägen Märchen für Erwachsene als mit einem Horror- oder gar Splatterfilm zu tun.

Der Police Constable Ichabod Crane aus New York, von Johnny Depp mit einem stetigen Anflug von distanzierter Ironie gespielt, wird 1799 in das entlegene Dörfchen Sleepy Hollow geschickt, um eine geheimnisvolle Mordserie aufzuklären, die auf das Konto eines kopflosen Reiters (dämonisch gut wie immer: Christopher Walken) gehen soll. Crane, ein Mann der Wissenschaft, hält die Gerüchte für abergläubischen Unfug und findet in der attraktiven Tochter seines Wirts (Christina Ricci) eine Unterstützerin. Weitere Morde geschehen und nur langsam lüftet sich das Geheimnis des mysteriösen Reiters...

Seine stärksten Momente entfaltet "Sleepy Hollow", wenn es nur auf seine Bilder setzt. Starke Farben (herbstliches rotbraun zu Beginn, viel grau, blau und schwarz in der Mitte des Films), während die Dialoge oftmals eher karikaturenhaft gerieten.

Dies ist sicherlich weder Tim Burtons noch Johnny Depps stärkster Film. Für einen wohlig-grusligen DVD-Abend reicht er aber allemal. Pluspunkte gibt es für das umfangreiche Bonusmaterial (Trailer, Audiokommentare, Making Of, Interviews etc.).

Bewertung: 4 von 5

Dienstag, 19. August 2008

CD-Rezensionen (062) - Enigma - The Cross Of Changes (1993)

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Veränderungen nimmt Michael Cretu alias Enigma auf seinen Alben nur in homöopathischen Dosen vor. Immer wieder stößt man auf wohlbekannte Sounds, die schrittweise mit neuen Samples oder Stilrichtungen kombiniert werden. Nach den gregorianischen Chorälen auf dem geheimnisumwitterten Erstling "MCMXC A.D." folgten auf dem drei Jahre später erscheinenen zweiten Album Ethno-Klänge und Gesänge aus dem Bereich der World Music, angerichtet zu einem kommerziell durchaus erfolgreichen New Age-Album.

Alles wird natürlich überstrahlt von den beiden Singles "Return To Innocence", dessen ästhetisch so eindrucksvoller Videoclip Maßstäbe setzte und das mir noch einen Tick besser gefallende "The Eyes Of Truth", das einen mit seinen Bombastklängen in die Knie gehen lässt.

Doch seine eigentlichen Stärken, die eindeutig im Spenden von Ruhe und Entspannung liegen, spielt "The Cross Of Changes" anderswo aus. So trumpft das traumhafte "I Love You...I'll Kill You" mit zarten Percussions und einer flirrenden Gitarre auf, die mich stellenweise an ABBA's "Eagle" erinnert, bevor der Track im letzten Drittel seiner fast 9 Minuten richtig losbrettert. Cretus damalige Gattin Sandra kann mit Flüstergesang ihre stimmlichen Defizite geschickt retuschieren und passt sich der Grundstimmung hervorragend an.

Bei "Silent Warrior" darf wieder das ganz große Computerorchester ausgepackt werden und der Meister greift höchstselbst zum Mikrofon, ehe der Song in den gleichen Sounds ausklingt wie "Callas Went Away" vom Vorgängeralbum. "The Dream Of The Dolphin" fällt als nüchterne Klavierballade etwas aus dem Rahmen, hat aber dennoch seinen Reiz. "Age Of Loneliness" durfte den grandiosen "Sliver"-Soundtrack schmücken, während "Out From The Deep" und "The Cross Of Changes" qualitätsmäßig doch abfallen und die Gesamtwertung etwas nach unten ziehen. Insgesamt jedoch eine nach wie vor äußerst hörenswerte CD!

Bewertung: 4 von 5

Buch-Rezensionen (062): Steve Malins - Depeche Mode - Die Biographie (1999)

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Neben "Enthüllt" von Jonathan Miller ist dieses Buch von Steve Malins so ziemlich das einzige biographische Werk über Depeche Mode von Belang. Beide werden kontrovers beurteilt, gelten für die einen als eine Art "Bibel", für die anderen strotzen sie nur so von Ungenauigkeiten, Mutmaßungen und Unwahrheiten.

Die stärksten Passagen von Malins' Geschichte handeln kurioserweise gar nicht von der Band. Es sind die Beschreibungen der New Wave/New Romantic-Szene im Großraum London Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre, aus deren Dunstkreis auch Depeche Mode auftauchten, auch wenn andere Personen und Bands wie z. B. Steve Strange (Visage), Adam Ant und andere zu diesem Zeitpunkt die alles dominierenden Protagonisten waren.

Die vorherigen Lebenswege der einzelnen Mitglieder und die Gründungsgeschichte der Band werden recht zügig, um nicht zu sagen, im Eilzugtempo abgehandelt. Wie ausführlich man das auch machen kann, hat beispielsweise Carl Magnus Palm in seiner grandiosen ABBA-Biographie "Licht und Schatten" bewiesen, wo die eigentliche Bandgeschichte in einem großformatigen Buch erst nach über 200 Seiten einsetzt. Hier werden etwa 20 Jahre des Bestehens von Depeche Mode in gerade einmal 275 taschenbuchgroßen Seiten gepresst, dies ist eindeutig zu wenig, um eine gewisse Informationstiefe zu erlangen.

Zwar gibt es durchaus sehr interessante Hintergründe zu den Entstehungsarbeiten der einzelnen Alben zu lesen, diese gleiten jedoch oftmals in nur für Technikfreaks relevante Gerätebeschreibungen von Synthesizern, Samplern und Effektgeräten ab. Der Drogenabsturz Dave Gahans in den frühen 90ern hingegen wird sehr eindringlich geschildert, wobei allerdings scheinbar hauptsächlich Presseartikel zur Recherche herangezogen wurden

Ein weiterer Schwachpunkt sind die Abbildungen des Buches, die sich größtenteils nur aus sattsam bekannten Promotionfotos rekrutieren. Insgesamt bietet das Buch Steve Malins' zu wenig, um als umfangreiche Bandbiographie durchzugehen oder um es anders auszudrücken: Das endgültige Depeche Mode-Buch ist noch nicht geschrieben...

Bewertung: 3 von 5

DVD-Rezensionen (062): Toy Story 2 (Secial Collection) (1999)

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Eine alte Binsenweisheit besagt: Mit PIXAR-Fimen kann man nichts falsch machen. Das gilt zum einen für den Film an sich, als auch für das immer auf die zugehörigen DVDs gepackte Bonusmaterial, denn für seine (teils Oscar-prämierten) Kurzfilme ist das Animationsstudio um John Lasseter ebenso berühmt wie für seine abendfüllenden Produktionen.

Fortsetzungen bergen immer die Gefahr des müden Abklatsches und den Ruch der Abkassiererei in sich, bei diesem, vier Jahre nach dem revolutionären Vorgänger veröffentlichten Sequel trifft dies aber nicht zu. Die Animationstechnik hat sich weiterentwickelt, die Charaktere sind liebenswert wie eh und je und auch die neue Handlung ist durchaus originell.

Durch einen Zufall gelangt Cowboypuppe Woody (im Original gesprochen von Tom Hanks, deutsch: Peer Augustinski) erst auf einen typisch amerikanischen "Yard Sale" und dann in die Hände des skrupellosen Spielzeughändlers Al, der den wahren Wert der historischen Puppe erkennt und sie nach Japan verkaufen will. Überrascht stellt Woody fest, das er einst ein Teil einer wertvollen Spielzeugkollektion war und fühlt sich zwischen seinen alten und neuen Freunden hin- und hergerisssen. Den Buzz Lightyear, Charlie Naseweis, Rex, Slinky Dog & Co. sind bereits zu seiner Rettung unterwegs...

Neben einer spannenden Geschichte behandelt "Toy Story 2" noch ein Thema, dass jeden irgendwann betrifft. Was wird aus Spielzeug, wenn man erwachsen wird? Abgelegt, weggeworfen, aus den Augen, aus dem Sinn? Pädagogisch nicht uninteressanter Ansatz möchte ich meinen.

Technisch gibt es an der Silberscheibe nix zu bemängeln. Glasklares Bild, sehr guter Ton und mit dem bereits 1986 (!) für den Oscar nominierten "Die kleine Lampe/ Luxo jr." als beigefügten Kurzfilm gibt sich das PIXAR-Logo die Ehre.

Bewertung: 5 von 5

Montag, 18. August 2008

CD-Rezensionen (061): Die Doofen - Melodien für Melonen (1996)

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Wigald Boning und Olli Dittrich alias Die Doofen. Bei ihren Gaga-Auftritten in "RTL Samstag Nacht" immer laut bejubelt, mit "Mief" auf Platz 1 der deutschen Charts gelandet und in Köln vor Zehntausenden als Vorband für Bon Jovi aufgetreten, die auf die gerufene Frage "Seid Ihr alle doof?" begeistert "Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!" brüllten - das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen, wenn man sich die beiden Platten des Duos, "Lieder die die Welt nicht braucht" (1995) und eben diesen im Folgejahr erschienen Tonträger, anhört. In der Spaßgesellschaft der 90er war das sicherlich ein Kracher, aber heute? Manchmal wird man tatsächlich von purer Fremdscham übermannt, wo man früher noch lauthals mitgesungen hätte.

Ein paar Songs reizen zwar noch heute zum Schmunzeln ("Prinzessin de Bahia Tropical", "Ich protestiere" und vor allem die herrlich schräge Günter Strack-Veralberung "Günter's Song") oder retten die eine oder andere Ouzo-selige Party ("Zicke Zack Tsatsiki"), aber in weiten Teilen herrscht die pure Peinlichkeit. Dieses Format war bereits nach so kurzer Zeit völlig ausgereizt, von daher verwundert es nicht, dass es bei diesen zwei "Die Doofen"-Alben blieb.

Bewertung: 3 von 5

Buch-Rezensionen (061) - William Sarabande - Das verbotene Land (1989)

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Nach "Land aus Eis" und "Land der Stürme" ist "Das verbotene Land" der dritte Band von William Sarabandes Vorzeit-Saga "Die großen Jäger/The First Americans". Und wieder wird ein faszinierender Mix aus purem Kampf ums Überleben, Intrigen innerhalb der Sippe, erotischen Verstrickungen und einem Schuß Mystery geboten.

Erneut werden Torka, Lonit und andere Mitglieder des Stammes zu einer gefahrvollen Flucht getrieben, als der junge Krieger Cheanah eine Rebellion gegen Torka und seine Anhänger anzettelt. Der einzige Weg führt in ein legendenumwittertes Gebiet, das von mysteriösen Kreaturen bevölkert sein soll - das verbotene Land.

Dieses Buch hat mich etwas weniger gefesselt als seine Vorgänger und einige der Nachfolgebände. Trotzdem ist es William Sarabande wieder sehr gut gelungen, die Gefahren dieses längst verflossenen Zeitalters lebendig darzustellen.

Und: Wie schon im zweiten Band der Reihe spielt wieder das geheimnisvolle Wanawut, ein Mischwesen zwischen Mensch und Tier, eine Rolle...

Bewertung: 4 von5

DVD-Rezensionen (061): Contact (Special Edition) (1997)

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Fans von Science Fiction-Fimen lassen sich in mehrere Gruppen einordnen. Da gibt es die Actionfraktion, für die Streifen á la "Independence Day" oder die "Star Wars"-Reihe das höchste der Gefühle darstellen. Dann die futuristischen Philosophen, denen mehr Kunstwerke wie Stanley Kubricks "2001 - Odyssee im Weltraum" zusagen. Oder eben die Unentschlossenen, die sich beispielsweise mit dem "Star Trek"-Universum etwas aus beiden Welten zusammenmixen können.

Bei "Contact" nun sind die Actionfreaks definitiv falsch. Keine Weltraumschlachten, keine ballerwütigen Aliens, dafür tiefsinnige Betrachtungen über das Wechselspiel und die Gegensätze von Glauben und Vernunft.

Die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Carl Sagan unter der Regie von Robert Zemeckis stellt diesen komplizierten Sachverhalt in zum Teil traumhaften Bildern dar. Alleine die eröffnende dreiminütige Kamerafahrt durch das Universum, untermalt von Soundfetzen, die sich immer weiter in der Geschichte des 20. Jahrhunderts zurückbewegen, ist ein kleines Meisterwerk.

Worum also geht es? Die seit Kindertagen von Funksignalen faszinierte Wissenschaftlerin Eleanor Arroway (Jodie Foster) ortet nach ihrer Ausbootung beim Arecibo-Observatorium im Rahmen eines von einem mysteriösen privaten Gönner (John Hurt) gesponsorten Forschungsprojekts mit Hilfe des Very Large Arrays ein Radiosignal vom Stern Wega. Dieser Hinweis auf extraterrestrische Intelligenz enthält einen Bauplan für eine Transportmaschine durch Zeit und Raum, deren Bau heftige ethische Debatten auslöst. Nach einem durch religiöse Fanatiker verübten Terroranschlag steht das Projekt vor dem Aus...

Der im Film immer wieder thematisierte Kampf zwischen Religion und Wissenschaft mag für Europäer etwas befremdlich wirken, wer aber um die Glaubensrealität in den USA weiß, sieht darin eher einen mutigen Diskussionsansatz. Der große Einfluß, den Verteter religiöser Gruppen auf die Politik in den Vereinigten Staaten haben, wird eher weniger in der Rolle des von Matthew McConaughey gespielten Palmer Joss sondern vielmehr in der Nebenfigur des von Rob Lowe dargestellten Richard Rank deutlich.

Auf "Contact" muß man sich einlassen können, dies ist kein Film für nebenbei. Er beeindruckt durch starke Effekte, einen wie immer herrlich fiesen James Woods als Sicherheitsberater Michael Kitz und grandiose Landschaftsaufnahmen aus Puerto Rico und New Mexico. Jodie Foster und vor allem Matthew McConaughey haben sicherlich schon bessere Vorstellungen gegeben, dies wird aber durch den Gesamteindruck des Films mehr als wettgemacht.

Abzug erhält diese DVD durch das etwas verwaschene Bild, die billige Aufmachung des Silberlings und die dürren Extras. Bei einer "Special Edition" erwarte ich einfach etwas mehr, zumal die komplexe Thematik viele Möglichkeiten für weiterführende Informationen angeboten hätte.

Bewertung: 4 von 5

Sonntag, 17. August 2008

CD-Rezensionen (060): Front 242 - Geography (1982)

(Cover: Amazon.de)

Dieser 1992 10 Jahre nach seinem ersten Erscheinen veröffentlichte Re-Release des ersten Albums der belgischen Brachialelektroniker enthält neben den 12 Songs des Originals noch 3 Bonustracks und deckt somit die Schaffensphase von 1981 bis 1983 ab.

Vieles klingt hier noch kantig, sehr experimentell und sperrig, trotzdem findet man hier schon den einen oder anderen EBM-Genreklassiker wie z. B. "U-Men". Der Sound ist weniger dominant-wegblasend wie auf späteren Veröffentlichungen, aber selbst wenn die Platte noch irgendwie unfertig klingt und der Zahn der Zeit schon an dem einen oder anderen Sound genagt haben mag, hält man hier ein einzigartiges Zeitdokument aus den frühern Achtziger Jahren in den Händen.

Ob jetzt "Least Inklings", "Geography I" oder auch "Kampfbereit" - Schweißerbrille ausgepackt und ab durch den Zeittunnel in längst vergangene Underground-Tage!

Bewertung: 3 von 5

Samstag, 16. August 2008

Buch-Rezensionen (060): Olaf Groehler - Geschichte des Luftkriegs 1910 bis 1980 (1980)

(Cover: Amazon.de)

Olaf Groehler war einer der renommiertesten Historiker der DDR. Dies sollte man im Hinterkopf haben, wenn man sich für dieses Buch interessiert. Denn obwohl dieses Standardwerk der ostdeutschen Geschichtsschreibung zum Thema Luftkrieg sicherlich eine umfassende Wissenssammlung darstellt, ist doch der Meinungsstandpunkt des Autors eindeutig als parteiisch einzuordnen, anders hätte dieses Buch auch niemals erscheinen können.

Seine Stärken entfaltet "Geschichte des Luftkrieges 1910 bis 1980" sicherlich dann, wenn es um pure Fakten geht. Die wichtigsten militärischen Flugzeugtypen des 20. Jahrhunderts werden in farbigen Zeichnungen und kurzen Artikeln vorgestellt, es gibt umfangreiche Statistiktabellen zu Einsatz- und Verlustzahlen in den verschiedenen Konflikten und Skizzen zu Formationstaktiken diverser Luftstreitkräfte. Desweiteren sind zahlreiche s/w-Fotos enthalten.

Insgesamt sicherlich ein interessanter Einblick in die Geschichte des Luftkriegs aus sozialistischer Sicht, jedoch als zitierfähige Quelle mit Vorsicht zu behandeln, schon allein da als Lektor laut Impressum niemand anderes als Egon Krenz verantwortlich zeichnete.

Bewertung: 3 von 5

Ja nee, is klar...

Da rennt der Olympiasieger im 100 Meter-Lauf mit offenen Schuhen und schon weit vor dem Ziel gedrosseltem Tempo mal eben so einen neuen Weltrekord und das stupide TV-Volk beklatscht den ganz bestimmt durch Gemüsesaft so schnell gewordenen Helden. Verarschen kann ich mich allein. Lieber mal das hier lesen.

Freitag, 15. August 2008

DVD-Rezensionen (060): Interview mit einem Vampir (Special Edition) (1994)

(Cover: Amazon.de)

Bis zu "Interview mit einem Vampir" habe ich Brad Pitt überhaupt nicht als ernsthaften Schauspieler wahrgenommen. Das war halt der Schönling aus Film, Fernsehen und Werbung, mehr nicht. Umso überraschter war ich, wie überzeugend er die innerliche Zerrissenheit des von seinem Leben gequälten Vampirs Louis darstellte. Der eigentliche Hauptdarsteller Tom Cruise? An die Wand gespielt!

Literaturverfilmungen sind ein zweischneidiges Schwert. Kennt man bereits die Buchvorlage, hat man ein bestimmtes Bild von Hauptdarstellern und Schauplätzen vor seinem geistigen Auge, fallen der Verfilmung laufzeitbedingt auch noch Handlungsstränge zum Opfer, fühlt man sich betrogen. Dies ging mir beispielsweise bei den "Harry Potter"-Filmen so.

Ich habe in diesem vorliegenden Fall den 1973 entstandene Vampirroman von Anne Rice nicht gelesen, kann also zu Unterschieden Buch-Film keine Aussagen tätigen. Fest steht für mich nur, dass dieser Film in seiner Ausstattung, seinem Soundtrack und in zum Teil faszinierenden Farben gedrehten Bildern zu begeistern weiß.

Wie bereits erwähnt, macht Brad Pitt im Duell gegen Tom Cruise die deutlich bessere Figur, selbst Antonio Banderas als Armand ist um Klassen eindrucksvoller als der mit blonden Löckchen doch recht albern aussehende Scientology-Jünger. Kirsten Dunst, die ich ansonsten als Schauspielerin nicht ausstehen kann, spielt mit ihren damals 11 Jahren die zu ewiger Kindheit verdammte Claudia doch sehr überzeugend.

Insgesamt ein moderner Klassiker des Vampirfilms, aber etwas Abzug für die für eine "Special Edition" doch sehr dürftigen Extras.

Bewertung: 4 von 5

Donnerstag, 14. August 2008

CD-Rezensionen (059) - Distain! - [li:quid] (1996)

(Cover: Amazon.de)

Im Sound deutlich zum Debüt "Cement Garden" verbessert, stellten Distain! 1996 mit [li:quid] ihr zweites Album vor. Feiner Synthiepop zum Goutieren, allerdings auch mit dem einen oder anderen Durchhänger, doch hübsch der Reihe nach.

"Conversation Overkill" als Eröffnungssong ist gleich eine klassische Synth-Hymne, dessen blubbernde Sequenzerläufe sofort im Ohr hängen bleiben. Das Tempo wird mit "Remote Control" etwas hochgefahren, auch dieser Song hat für die Schnallenschuhträger-Fraktion durchaus Hitpotential. Leider fällt "Summer '84" dagegen ziemlich stark ab. Belangloses Teenie-Erinnerungsblabla zu nichtssagender dahinplätschernder Melodie. Davon mal abgesehen, vermeine ich ständig Marcus Meyn von Camouflage singen zu hören...

"Like The Tides" bekommt noch haarscharf die Kurve und schrammt knapp an der Kitschklippe vorbei. Damit sind die Schwachpunkte des Albums aber (fast) schon überstanden. "I Beg For You" bummert schön rhythmisch vorwärts, "Rosa Blania" ist wunderschön morbid und "Yet So Far Away" ist in seinem klagenden Grundton definitiv das schlechteste Mittel bei Liebeskummer oder Trennungsschmerz. Großes Kino!

Doch nun zum absoluten Tiefpunkt. Mit "Infinity" versuchten die Augsburger ziemlich dreist auf den damaligen "Dream House"-Zug á la Robert Miles, DJ Dado und Konsorten aufzuspringen. Ganz furchtbar.

Bei "Keep My Illusion" wird erstmals die Klampfe ausgepackt und obwohl der Gesang arg bemüht dramatisch und irgendwie übertrieben wirkt, kann das Stück mit seinem sich langsam steigerndem Spannungsaufbau bis hin zum Bombast-Finale überzeugen. "Don't Run Away" flitzt mit munteren Tempi- und Soundwechseln schon fast ins Ziel, da stellt sich noch das sperrige "Neongod" (plus eine Unplugged Version von "Keep My Illusion" als Hidden Track) in den Weg. Ob die Herren von Braun & Co. wohl den Song "Neongott" (1985) der DDR-Band City gekannt haben? Fragen über Fragen...

Bewertung: 4 von 5

Buch-Rezensionen (059) - Detlev Kirst - Costa Rica (1995)

(Cover: Amazon.de)

Auch wenn ich 2006 etwas mehr "organisiert" denn als Rucksacktourist dieses wunderbare Land bereiste, werde ich bei einer ganz fest vorgenommenen Wiederholung eines Besuchs (der dank durch das Internet kennengelernter costaricanischer Freunde sicherlich um ein vielfaches individueller ausfallen dürfte) wieder auf diesen tollen Reiseführer zurückgreifen.

Neben den genretypischen Standards, wie kurze Einführung in Klima, Kultur und Geschichte des Lands, wird für jede der zum Teil völlig unterschiedlichen Regionen Costa Ricas eine reichhaltige Empfehlungsliste für Unterkünfte, Sehenswürdigkeiten, Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten in allen Preisklassen angeboten. Auch wenn ich freilich nur einen Teil der beschriebenen Gegenden besuchen konnte (so blieb mir zum Beispiel die karibische Seite des Landes verborgen), verschlang ich dennoch während der Busfahrten auch die Kapitel der nicht angefahrenen Regionen. Alles ist interessant und im heiteren Stil geschrieben, aus eigener Erfahrung dringend notwendige Warnungen vor überlaufenen oder überteuerten Spots fehlen auch nicht. Vielleicht sind die Texte manchmal eine Spur zu subjektiv geschrieben, aber das stört nur selten. Für diverse Städte des Landes sind Straßenpläne der Innenstädte, für Mietwagenfahrer eine mehrseitige Landeskarte enthalten.

Insgesamt eine definitiv lohnenswerte Anschaffung, ratsam natürlich, immer auf die aktuellste Auflage zurückzugreifen.

Bewertung: 4 von 5

DVD-Rezensionen (059): Blue Velvet (Special Edition) (1986)

(Cover: Amazon.de)

Mit dem Abstand von über zwei Dekaden betrachtet, wirkt "Blue Velvet" wie eine Fingerübung David Lynchs für seine Kultserie "Twin Peaks", die vier Jahre später entstand. Der düstere Abgrund, der sich hinter der heilen Fassade einer doch so biederen Kleinstadt auftut, der beide Male die Hauptrolle spielende Kyle MacLachlan und die sphärische Musikuntermalung Angelo Badalamentis, gelegentlich durch die engelsgleiche Stimme von Julee Cruise unterstützt, ist sowohl dem Film als auch der Serie eigen.

Wie immer tritt das Grauen völlig unverhofft und mysteriös in das Geschehen. Der seinen durch einen Schlaganfall gelähmten Vater besuchende Collegestudent Jeffrey (MacLachlan) findet auf einem verlassenen Grundstück ein abgeschnittenes Ohr. Da die Polizei seiner Meinung nach zu inkonsequent ihrer Aufkärungsarbeit nachgeht, beginnt er mit Hilfe der Polizistentochter Sandy (Laura Dern) eigene Ermittlungen anzustellen, die ihn zu der geheimnisvollen Nachtclubsängerin Dorothy Vallens (Isabella Rossellini) führen. Die Situation gerät völlig außer Kontrolle, als der Psychopath Frank (Dennis Hopper) auftaucht, der mehr über Dorothys seltsames Verhalten zu wissen scheint und sie immer wieder auf brutalste Weise mißhandelt. Langsam zieht es auch den faszinierten Jeffrey in den Strudel aus Sex, Drogen und Gewalt...

Dieser Film verstört auch nach über 20 Jahren. Der Gegensatz zwischen friedlicher Spießerwelt und dem düsteren Nachtleben einer pervertierten Gesellschaft könnte größer gar nicht sein. Jemanden halbtot prügeln lassen, während nebenbei ganz melancholisch Roy Orbisons "In Dreams" läuft und eine zu grell geschminkte übergewichtige Frau auf einem Autodach tanzt - das kann nur ein Lynch inszenieren! Hopper als Frank Booth flucht pausenlos wie ein Berserker und gibt den Fürchterich schrecklich real.

Die Stringenz des Filmes vollführt leider ein paar holprige Bocksprünge, außerdem hätten ein paar Straffungen der Spannung sehr gut getan. Daher reicht es nicht bis zum Wertungsolymp, aber ein unbestreitbares Kultpotential hat "Blue Velvet" allemal!

Die Special Edition ist sehr schön mit Bonusmaterial (Originaltrailer, TV-Diskussionen zum Film, Hintegrundinformationen etc.) ausgestattet, auch das Bild und der Ton sind sehr gut. Daher sollte sich der Filmfreund diesen düsteren Leckerbissen nicht entgehen lassen...

Bewertung: 4 von 5

Mittwoch, 13. August 2008

CD-Rezensionen (058): Frankie Goes To Hollywood - Reload! Frankie: The Whole 12 Inches (1998)

(Cover: Amazon.de)

Wenn ich eine CD mit dem Titel "The Whole 12" Mixes", also ALLE Maxiversionen angepriesen bekomme, dann erwarte ich a), dass auch wirklich alle enthalten sind und b), dass auf Neumixe, für die es sicherlich auch ein Publikum gibt, verzichtet wird. Und ganz wichtig Punkt c): Keine eigenmächtigen Kürzungen!!!

Doch genau dies ist bei dieser CD nicht berücksichtigt worden. War "Bang!" noch eine klasse Zusammenstellung aller Hits der sympathisch-frechen 80er-Großmäuler, ist diese Kopplung allenfalls als halbgar zu bezeichnen. Großartige Versionen, wie der den Schädel wegblasende "New York Mix" von "Relax" müssen sich gleich in Nachbarschaft zu House ("Ollie J. Mix") und Trance ("Jam & Spoon Trip-O-Matic Fairy Tale Mix") des gleichen Songs begeben. Beide Mixe alles andere als herausragend, auch wenn die deutschen DJs versuchten, wenigstens noch ein paar Takte von "Two Tribes" einzuflechten.

Zwei Mixe dieses Songs bilden auch die nächsten beiden Stationen dieser CD, wobei nur der erste ("Carnage Mix") ein Original ist, der zweite ("Intermission Legend Mix") ist billigster Eurodance-Schrott.

"Welcome To The Pleasuredome" hatte schon in der Albumversion eine stolze Lauflänge von fast 14 Minuten, der hier vertretene "Pleasurefix Mix" ist etwa 4 Minuten kürzer, nicht ganz so grandios, aber dennoch sehr lobenswert, was man vom völlig stupiden "Brothers In Rhythm Rollercoaster Mix" ganz und gar nicht behaupten kann. Gepflegte Langeweile für eine volle Viertelstunde.

Und dann der Oberhammer: Der göttliche, unerreichte, anbetungswürdige "Young Person's Guide Into The 12 Inch Mix" von "Rage Hard" um volle zwei Minuten verstümmelt, ausgeblendet, abgewürgt! Was zur Hölle...???!

Mit dem "Twelve Wild Disciples Mix" von "Warriors Of The Wasteland" gibt es zwar noch einen versöhnlichen Abschluß, aber das ausgerechnet die von Teenieknutschfeten heißgeliebte Extended Version von "The Power Of Love" fehlt, ist unentschuldbar! Dafür hätte man einen der vielen unnötigen Neumixe wegfallen lassen können. Die Anzahl der Frankie Goes To Hollywood-Sampler ist schon unübersichtlich genug, da muß man den geneigten Fan nicht noch mit halbgaren Zusammenschusterungen peinigen.

Bewertung: 2 von 5

Dienstag, 12. August 2008

*Hmpf*

Ich konnte es mir nicht verkneifen, folgenden Beitrag ins SPIEGEL Online-Forum zu posten. Obs durchkommt? Kaum anzunehmen...

[ironiemodus]Die Schlagzeilen des Tages könnten in etwa so lauten:

Olympia in Peking: Deutscher Ruder-Achter raus!

SPIEGEL Online-Redaktion: Zurückruder-Achter rein!

Oder wie muß ich es jetzt deuten, dass Präsident Saakaschwili ganz plötzlich "demagogisch nationalistische Reden" hält? Ich dachte, der stand bisher für schlagzeilenwürdige Wahrheiten, wie "Pipeline bombardiert" oder "Russen vor Tiflis"? Wie können Sie Muhammad al-Sahhaf 2.0 so schmählich im Stich lassen??? Ich fall' vom Glauben ab...[/ironiemodus]

Nachtrag, Mittwoch 05:15 Uhr: Wie zu erwarten war, fand das vor des Zensors Auge keine Gnade.

Nachtrag, Mittwoch 16:45 Uhr: Jetzt ist er doch noch da...

Buch-Rezensionen (058): Jon Krakauer - In eisige Höhen (1999)

(Cover: Amazon.de)

Nahezu alle Überlebenden der Tragödie, die sich am 10. und 11. Mai 1996 am Mount Everest abspielte, haben ihre Erinnerungen in Büchern festgehalten. Einige Ergebnisse, wie zum Beispiel "Die letzte Herausforderung" von Lene Gammelgaard sind dabei völlig mißraten, andere, wie "Der Gipfel" des 1997 tödlich verunglückten Anatoli Bukrejew, konkurrieren mit Krakauers Buch in Hinsicht des höheren Wahrheitsgehalts. Fakt ist nur eines: Dem amerikanischen Journalisten ist das kommerziell erfolgreichste Werk, welches mit vielen interessanten Fotos versehen ist, geglückt.

Die kommerzielle Extrembergsteigerei ist erst kürzlich wieder durch das verheerende Unglück am K2 in die Schlagzeilen geraten. Eine ähnliche Mischung aus Selbstüberschätzung, Ignoranz und höherer Gewalt führte auch damals direkt in ein Desaster. Krakauer, der zum Team des Unternehmens "Adventure Consultants" des Neuseeländers Rob Hall gehörte, beschreibt in seinem Bestseller detailliert die Vorbereitungen der Expedition, die Akklimatisierungstouren sowie das Zusammentreffen mit der konkurrierenden, ebenfalls kommerziellen, Expedition der Firma "Mountain Madness", die vom Amerikaner Scott Fischer geleitet wurde. Beide Bergführer kamen in diesen Tagen ums Leben.

Nach dem etwas langatmigen Beginn des Buches ist das eigentliche Geschehen hochdramatisch dargestellt, für den Journalisten Krakauer kein Problem. Man fiebert mit, man leidet mit und man trauert um insgesamt acht tote Bergsteiger. Besonders die Szene, als der im Sterben liegende Rob Hall sich aus etwa 8.750 Meter Höhe noch einmal per Satellitentelefon bei seiner Frau meldete, um sich von ihr zu verabschieden, geht sehr nahe.

Im Anschluß an die Rettung entspann sich eine hässliche Kontroverse zwischen Krakauer und Bukrejew, die sich gegenseitig Versagen und mangelnde Hilfsbereitschaft vorwarfen. Für meinen Geschmack wird der Kasache im Buch schlechter dargestellt, als er sich tatsächlich verhielt.

Der im Text zu deutlich sichtbare Konflikt Krakauer-Bukrejew schmälert die Glaubwürdigkeit des Buches deutlich, die tatsächliche Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte aller heute bekannten Schilderungen. Für eine allumfassende Darstellung aus verschiedenen Perspektiven des Geschehens sollte man sich daher noch die anderen Erinnerungsbücher ansehen. Neben den bereits erwähnten Veröffentlichungen von Gammelgaard und Bukrejew wären das noch "Für tot erklärt" von Beck Weathers oder auch "Bis zum Äußersten" von David Breashears.

Bewertung: 4 von 5

Ich mach mir die Welt wie sie mir gefällt...

...sang Pippi Langstrumpf so schön. In etwa so komme ich mir derzeit vor, wenn ich seit dem beginn des Konflikts in Südossetien deutsche Zeitungen, Internetseiten und TV-Programme betrachte. Da versucht ein politischer Hütchenspieler - seines Zeichens georgischer Staatspräsident - eine nach Unabhängigkeit strebende Provinz seines Landes per Militäraktion "heim ins Reich" zu holen. Inwieweit der Separationswunsch Südossetiens historisch und rechtlich begründet ist, interessiert hier eher am Rande, das sollen Staatsrechtler klären. Aber auch gegen die "eigene" Bevölkerung geht man nicht mit ungelenkten Raketenwerfern vor!

So weit, so schlimm. Nicht nur, das der Angriff mit dem Beginn der Olympischen Spiele zusammenfiel, die, trotz allen kommerziellen Verschandelungen der letzten Zeit zum Trotz, immer eine traditionelle Zeit der Waffenruhe waren. Nein, viel schlimmer, auf geradezu absurde Weise wird hier actio und reactio durcheinandergewirbelt und das sorgsam eingemottete Feindbild des "bösen Russen" wieder ausgepackt. Ich bin der Letzte, der Russlands politische Zustände in ein dermaßen beschönigendes Licht rückt wie ein gewisser Altkanzler. Aber hier stellt sich die Sachlage für mich nun mal anders da. Ein Scheindemokrat, der genauso gegen oppositionelle Kritiker vorgeht wie seine Moskauer Kollegen, hat sich diesmal mit dem Falschen angelegt und hat gewaltig die Jacke vollbekommen. Dreist wie Bolle (und immer hübsch auf Englisch vor EU-Fahnen) stellt sich der feine Herr jetzt hin und lässt eine Propagandameldung nach der anderen á la "der irakische Informationsminister sagt:" vom Stapel. Der russische Sturm auf Tiflis? Steht unmittelbar bevor. Dumm nur, das es dafür keinerlei Anzeichen gibt, die von westlichen Reportern nur ansatzweise bestätigt werden könnten. Die Russen haben die Stadt Gori besetzt? Nun, Reuters-Reporter haben bei ihrem Besuch dort nur eine menschenleere Stadt vorgefunden...

Der eigentliche Skandal ist aber die Medienschlacht, die in Deutschland dermaßen parteiisch und einseitig geführt wird, dass es einem graust. Die absurdesten Beispiele für die schändliche Vernachlässigung simpelster journalistischer Recherchestandards hat der Spiegelfechter zusammengetragen. Sehen, lesen und staunen!

Richtig übel geht es derzeit im Forum des SPIEGEL zu. Meinen nach allen Regeln der "Nettiquette" geschriebenen Protest gegen diesen als "Analyse" (!!!) verkauften Kommentar eines Lobbyverbands kassierte die interne Zensur, während zynische Rechtfertigungen des georgischen Vorgehens anscheinend keinerlei Beanstandungen hervorriefen. Selbst komplette "Off Topic"-Beiträge wurden durchgewinkt. Sagen Sie mal, würfeln die in der SYSOP-Redaktion das aus??? Ich habe langsam die Schnauze voll, dort stundenlang etwas zu schreiben, was dann eh nie erscheint. Wenns am Thema vorbei oder übel im Ton wäre, aber so? Schöne neue Medienwelt...

Und: Danke, Gorbi!

DVD-Rezensionen (058): Color Of Night (1994)

(Cover: Amazon.de)

Einen Film mit einem veritablen Skandal anzukündigen, kann oftmals die halbe Miete sein. Hier ging "Sehen Sie den kleinen Bruce mal in echt!" so ziemlich daneben. Der Erotikthriller wirkt unausgereift, billig heruntergekurbelt und enthält mächtige Logiklöcher.

Der Plot: Nachdem sich eine seiner Patientinnen vor seinen Augen durch das Fenster seiner Praxis in den Tod gestürzt hat, gerät der New Yorker Psychonalytiker Bill Capa (Bruce Willis) in eine Lebenskrise. Er sucht Ablenkung bei seinem Kollegen und Freund Bob (Scott Bakula) in Los Angeles, der seit einiger Zeit mysteriöse Drohungen erhält. Bob vermutet den Absender in einem seiner Patienten, die sich in Gruppentherapiesitzungen regelmäßig treffen. Kurz darauf wird er ermordet und Capa übernimmt auf Drängen der Gruppenmitglieder die Therapieleitung. Auch sein Leben gerät in Gefahr, doch welche Rolle spielt dabei das attraktive Mädchen Rose?

Das liest sich auf den ersten Blick recht spannend und sicherlich gäbe die Anlage der Handlung genug Stoff für einen spannenden Thriller her. Doch leider hat es Regisseur Richard Rush versäumt, so etwas wie sorgfältige Figurenzeichnung zu betreiben, einzig und allein der von Lance Henriksen dargestellte von Schuldgefühlen geplagte Ex-Cop Buck kann überzeugen, der inzwischen als panamaischer Tourismusminister (!) fungierende Rubén Blades als Mordermittler Martinez mutierte eher zum slapstickhaften Sidekick. Und Jane March in ihrer zweiten (und gleich letzten Hauptrolle) mochte ja hüllenlos recht nett anzuschauen sein, für den komplizierten und vielschichtigen Charakter der Rose war sie jedoch hoffnungslos überfordert. Ebenso mies: das für den Film nicht unwichtige Make Up. Alle in anderen Rollen agierenden Personen waren sofort als diejenigen zu erkennen.

"Color Of Night" ist sicherlich nicht der Totalflop, für den es damals "Goldene Himbeeren" hagelte. Mehr als ein durchschnittlicher Thriller mit viel nackter Haut beiderlei Geschlechts ist er allerdings auch nicht. Dazu passend: die äußerst spartanische Ausstattung der DVD mit mauem Bild und lediglich zwei dürren Texttafeln über die beiden Hauptdarsteller als Extras.

Bewertung: 3 von 5

Montag, 11. August 2008

CD-Rezensionen (057): Haddaway - The Drive (1995)

(Cover: Amazon.de)

Zwei Jahre nach seinem in dem Charts erfolgreichen ersten Album versuchte der Sänger aus Trinidad und Tobago mit exakt der gleichen Mischung aus tanzbaren Uptempotracks und Soulballaden zu punkten. Im Gegensatz zum Vorgänger ging das kommerziell weitestgehend schief. Die Singles schafften es in Deutschland nicht höher als Platz 25 der Charts; das Album blieb gar auf der 32 stehen.

Dabei sind einzelne Tracks der Platte gar nicht mal so übel, freilich nur, wenn man an sie ausschließlich die Qualitätsmaßstäbe des Mainstream-Dancefloors anlegt. Der Opener "Fly Away" gehört dazu, "I Know", "Breakaway", "Catch A Fire" und "Another Day Without You" sicherlich auch. Dazwischen regiert über weite Strecken das Mittelmaß. Wie auch auf dem ersten Album (dort: "Stir It Up" von Bob Marley) gibt es hier eine überflüssige Coverversion, diemal mußte "The First Cut Is The Deepest" von Cat Stevens dran glauben.

Richtig schlecht sind zwar nur die einfallslosen "Give It Up" und "Freedom", trotzdem kommt "The Drive" nicht über eine mittlere Wertung hinaus. Eine Mischung der Tanzflächenhits beider Alben bekäme von mir allerdings einen klaren Daumen nach oben.

Bewertung: 3 von 5

Isaac Hayes †

(Foto: Wikipedia.de)

"Damn, woman! I just gave you sweet loving 5 minutes ago! You try to kill me???" legendäre Worte von "Chef", dem schwarzen Koch der Anarcho-Zeichentrickserie "South Park". Nun ist sein Originalsprecher, die Black Music-Legende Isaac Hayes im Alter von 65 Jahren in Memphis, Tennessee gestorben. Hayes zeichnete für einen der größten Hits der 70er und der Filmgeschichte überhaupt verantwortlich, dem "Theme from 'Shaft'", 1971 sowohl in Großbritannien als auch in den USA an der Spitze der Charts. 

Die funkige Nummer des Blaxploitation-Kultfilms geht auch nach 37 Jahren ins Ohr und in die Beine. Gleich mal einwerfen und dazu noch "Chocolate Salty Balls", der Nummer Eins-Hit mit "Chef".

Sonntag, 10. August 2008

Buch-Rezensionen (057): Hans Ring/Werner Girbig - Jagdgeschwader 27 (1971)

(Cover: Amazon.de)

Das Jagdgeschwader 27 der deutschen Luftwaffe ist besonders für seine Einsätze im Afrikafeldzug bekannt, obwohl es an allen Fronten des Zweiten Weltkriegs eingesetzt wurde. Wie in den Geschwaderchroniken des Motorbuch Verlags üblich, verbindet dieses Buch Statistiken, historisches Fotomaterial und Einsatzberichte, die zum Teil in literarisch-dramatisierter Form dargestellt werden.

Ein gesondertes Kapitel wird dem wohl bekanntesten Piloten dieses Verbands eingeräumt, dem mit 22 Jahren bei einem Einsatzunfall tödlich verunglückten Hans-Joachim Marseille, mit 158 Luftsiegen einer der erfolgreichsten Jagdflieger des Zweiten Weltkriegs. Dessen Biographieschilderung driftet allerdings allzu oft in eine pure Lobhudelei ab, ein Manko, das den Büchern dieses Verlags oftmals eigen ist. Politische Zusammenhänge bleiben außen vor, das Bild des unpolitischen Soldaten, der stets nur treu nach Befehl gehandelt hat, regiert. Eine etwas umfassendere Betrachtung wäre hier sehr wünschenswert gewesen.

Die Chronik ist deutlich umfangreicher als vergleichbare Veröffentlichungen zu anderen Einheiten, ein ausführlicher Statistikteil informiert über Einsätze, Angehörige des Geschwaders, Abschußzahlen und Verluste.

Insgesamt zwar ein lohnenswertes Buch für Geschichtsinteressierte, jedoch Abzüge aufgrund bereits erwähnter Mängel.

Bewertung: 3 von 5

Samstag, 9. August 2008

Olympia naja...

Nun sind sie also eröffnet, die wohl umstrittensten Olympischen Spiele seit Berlin 1936. Aufgrund dieses SPIEGEL-Artikels habe ich im dortigen Forum Folgendes geschrieben:

Ich bin an für sich ein begeisterter Zuschauer bei Eröffnungs- und Schlußfeiern. Arbeitsbedingt habe ich mir erst eben die ARD-Wiederholung angesehen und aller Gigantomanie zum Trotz hat mich dieses Event bis auf wenige Momente kalt gelassen. Das war Publikumsüberrumpelung durch schiere Masse, in ihrer gedrillten Perfektion kalt wie eine Las Vegas-Show.

Nette und berührende Gesten wie ein Kind, das das verheerende Erdebeben überlebte neben dem chinesischen Fahnenträger mit einlaufen zu lassen, wurden sofort durch Widerwärtiges wie Soldaten, die im Stechschritt die olympische Flagge tragen, konterkariert. Da wehte wirklich ein eiskalter Hauch von 1936 durchs Stadion. Das sich ein Großteil des westlichen Publikums nicht so dreist einfangen ließ, verrieten die hilflos wirkenden Vorklatscher auf den Tribünen. Nicht jeder möchte sich zur Staffage einer Propagandashow machen lassen.

Frau Maischberger fand ich fahrig und unvorbereitet, allerdings glänzte sie in der Nachbetrachtung jetzt eben durch einige sehr kluge Sätze. Sie sollte eben doch bei dem bleiben, was sie anerkanntermaßen kann.

Fazit: Ich habe schon Eröffnungsfeiern gesehen, die kleiner, billiger und weniger perfekt waren. Dennoch haben sie mich teilweise zu Tränen gerührt. Davon war Peking 2008 meilenweit entfernt, Sydney bleibt, trotz des durchaus eindrucksvollen letzten Abschnitts des Fackellaufs, unerreicht!

Freitag, 8. August 2008

DVD-Rezensionen (057): Eine schrecklich nette Famile - Fünfte Staffel (1990/1991)

(Cover: Amazon.de)

Neuigkeiten aus Chicagos Jeopardy Lane - die von Steve verlassene Marcy ist nicht mehr solo! Allerdings hat sie keine Ahnung, wie sie über Nacht zu dem Ehering und dem fremden Mann in ihrem Bett gekommen ist...

Ted McGinley als Marcys neuer Partner Jefferson D'Arcy fügt sich gut ins Geschehen ein, auch wenn es bis heute unter den Fans heftige Diskussionen über den persönlichen Favoriten gibt. Steve oder Jefferson? Eigentlich müßig, jeder hat auf seine Weise zum Gelingen der Kult-Sitcom beigetragen.

Leider herrscht in dieser Staffel ungewohnt viel Leerlauf. Zwar sind einige der besten Episoden überhaupt enthalten (z.B. "All Night Security Dude/Der Nachtwächter" mit dem legendären Football-Zweikampf zwischen Ed O'Neill und Bubba Smith zu den Klängen von Vangelis' "Chariots Of Fire"), aber im Vergleich, etwa zur dritten Staffel, sind doch einige Folgen eher zäh geraten. Zudem gibt es mit der Episode "Top Of The Heap/Her mit den reichen Mädchen" die Pilotfolge des letztendlich erfolglosen Spin-Offs "Top Of The Heap" zu sehen, in der Al lediglich als Aufhänger fungiert. Als Gaststars dieser Staffel agieren (neben bereits erwähntem Bubba Smith) Pamela Anderson, B.B. King und Matt LeBlanc. Als Highlights gesellen sich zur Nachtwächter-Folge die Episoden "Dance Show/Liebe geht durch den Magen", "Do Ya Think I'm Sexy/Der Unwiderstehliche" und die grandiose Doppelfolge "You Better Shop Around/Der millionste Besucher". Zum Schießen!

Die dürftige Bild- und Tonqualität stört nicht sonderlich (empfehlenswert wie immer: die englische Originaltonspur), ebenso ist der aus lizenzrechtlichen Gründen veränderte Introsong verschmerzbar. Viel mehr ärgert mich das Fehlen von Bonusmaterial und die bereits kritisierte relativ hohe Anzahl von eher unlustigen Folgen.

Bewertung: 3 von 5

Andrea Pininfarina †

(Foto: RP-online.de)

Eine Designerlegende des Automobilbaus ist ausgerechnet bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Andrea Pininfarina, der Hausdesigner für Ferrari, dessen Firma aber durchaus auch für Volvo , Alfa Romeo, Fiat oder Mitsubishi arbeitete, verunglückte am gestrigen Donnerstag im Alter von 51 Jahren tödlich, als ein 78jähriger Rentner seinen Vespa-Motorroller rammte. So etwas nennt man wohl wirklich Tragik.

Donnerstag, 7. August 2008

CD-Rezensionen (056): Blind Passengers - Destroyka (1996)

(Cover: Amazon.de)

Drei Jahre nach ihrem Erstling "The Glamour of Darkness" veröffentlichten die Berliner mit "Destroyka" einen Nachfolger, der unerwartet und auch durchaus umstritten einen Vorgeschmack auf die in späteren Jahren folgenden harten Industrial-Klänge geben sollte.

Viele Fans der reinen Synthielehre reagierten irritiert auf die in vielen Songs dominierenden Gitarrenriffs. Im Vergleich zu den folgenden Veröffentlichungen wirkt das aus heutiger Sicht zwar noch geradezu zurückhaltend, dennoch zieht einem "Respect Yourself", das auf den mit seinen Chorälen sehr hymnisch wirkenden Opener "Nostradamus" folgt, schon ordentlich eins mit der Bratzimbel über.

Das STYX-Cover "Boat On The River" hält sich so eng an das Original, dass es dafür eigentlich nur ein Urteil geben kann: schlicht und einfach überflüssig! Wie es eindeutig besser geht, vermögen "Straight Down", "The Cross" und "Inside Out" eindrucksvoll zu beweisen. Ebenso schwer in Ordnung: Das sphärische "Dark Angels".

Die für das Album neu produzierten Versionen von "Born To Die", "Absurdistan" und "Broken Conscience" sagen mir allerdings überhaupt nicht zu, da waren die Originalmixe auf den jeweiligen Singles deutlich besser geraten. Schwachpunkt ist für mich "Turn Around", das völlig planlos durch die Gegend stampft.

Insgesamt zuviel Schatten, um die Platte vor einer mittelmäßigen Wertung zu bewahren. Mit den Originalversionen erwähnter Songs wäre mindestens ein Punkt mehr drin gewesen

Bewertung: 3 von 5

Eva Pflug †

(Foto: FAZ.de)

Leutnant Tamara Jagellovsk ist tot. Nun ja, eigentlich eher ihre Darstellerin Eva Pflug, die gestern im Alter von 79 Jahren tot in ihrer Münchner Wohnung aufgefunden wurde. Obwohl sie selbst viele andere Rollen spielte und auch eine gefragte Synchronsprecherin war, wird sie doch immer mit der Rolle des russischen Sicherheitsoffiziers in der sowohl trash- als auch kultverdächtigen SciFi-Serie "Raumpatrouille – Die phantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion" aus den 60ern verbunden werden. Aus Nostalgiegründen nochmal ein Trailer. R.I.P., Leutnant...