Donnerstag, 30. April 2009

"Outa Time"...

...steht auf dem Nummernschild des DeLoreans in "Zurück in die Zukunft". In etwa so fühlte ich mich heute bei einem arg schrägen Erlebnis. Doch hübsch der Reihe nach.

Meine Wenigkeit ist in dieser Woche dafür verantwortlich, den Familiennachwuchs aus der Kinderkrippe abzuholen. Da nur eine bestimmte Betreuungszeit vereinbart ist, heißt das trotz Nachtschicht für mich: spätestens 14.30 Uhr in der Kita auf der Matte stehen und Junior einsacken. Damit ich das auch nicht verschlafe, wurde der Wecker auf 14 Uhr gestellt. Punkt zur vollen Stunde erwachte ich aus meinem Schlummer und nach einer kurzen Runde im Bad machte ich mich auf den Weg. Normalerweise sitzen die Zwerge um diese Zeit immer an ihren Tischen und mumpeln irgendwelche leckeren Sachen, komischerweise war das Zimmer bei meinem Eintreffen leer. Nur in der hintersten Ecke entdeckte ich eine der Betreuerinnen, die gerade am Schlafanzug eines der Kleinen rumfummelte. Häh, aufstehen erst um die Zeit? Ich blicke auf meine Uhr und mich trifft bald der Schlag - 11.30 Uhr...

Völlig verwirrt und um mich zu vergewissern, ob mein Chronometer einfach stehengeblieben ist, frage ich nach der Zeit und stelle fest, dass ich in meinem Tran tatsächlich volle 3 Stunden zu früh aufgetaucht bin. Komischerweise fühle ich mich gar nicht müde, was ich nach sensationellen 2,5 Stunden Schlaf eigentlich sein müsste.

Also den schon in seinem Mittagsschlaf-Bettchen befindlichen, aber noch wachen Sohnemann angesackt, angezogen, fix mit dem Buggy nach Hause und ihn dort hingelegt. Er pennt sofort ein und muß von mir 15.45 Uhr geweckt werden, ich dagegen schaffe es einfach nicht, noch mal in den Schlaf zu finden. Boaaahhhhhhhhhhh....

PS: Entgegen meines ersten Verdachts hatte ich meinen Wecker nicht falsch gestellt sondern bin aus lauter Zufall exakt 11 Uhr wachgeworden und habe nur die volle Stunde registriert.

PPS: Das Rätsel ist gelöst. Ich werde seit ein paar Tagen mit Anrufen per unterdrückter Rufnummer belästigt. Geht man ran, ist nie jemand zu hören. Und laut meiner Anrufliste (das Handy ist mein Wecker)  klingelte es heute exakt 11 Uhr. Ich hab das im Schlaf wohl weggedrückt und für meinen Weckton gehalten. Und so nimmt die Geschichte ihren Lauf...

Mittwoch, 29. April 2009

Buch-Rezensionen (141): Grigori Adamow - Das Geheimnis zweier Ozeane (1939)

Ach herrjeh...eigentlich wäre heute eine DVD dran gewesen...dann eben morgen.
(Cover: Amazon.de)

Auf dieses Buch wurde ich erstmals im Kindesalter aufmerksam, als ich in einer auf dem Dachboden meiner Großeltern gefundenen 60er Jahre-Ausgabe der DDR-Kinderzeitschrift FRÖSI einen spannenden Comic über einen russischen Jugendlichen entdeckte, der an Bord eines futuristischen U-Boots spannende Abenteuer erlebt. Erst später erfuhr ich, dass diese Geschichte auch in ausführlicher Romanform existierte und noch später gelangte ich an ein Exemplar dieses Buchs.

Der schiffbrüchige Junge Pawel wird von der Besatzung des neuartigen und hochmodernen Tauchboots "Pionier" gerettet und darf an einer hochgeheimen Fahrt teilnehmen, die das U-Boot vom damaligen Leningrad (dem heutigen St. Petersburg) durch den Atlantik und den Pazifik nach Wladiwostok führen soll, um die dortigen Küsten vor der japanischen Flotte zu schützen. Neben den vielfältigen wissenschaftlichen Experimenten und Entdeckungen muß sich die Crew der "Pionier" auch mit einem ernsthaften Problem auseinandersetzen, denn an Bord befindet sich ein Spion...

"Das Geheimnis zweier Ozeane" ist deutlich bemerkbar ein Kind seiner Zeit. 1939 entstanden, thematisiert es die drohende Kriegsgefahr im Pazifikraum durch die aggressive japanische Expansionspolitik der damaligen Jahre. Die "Pionier" ist dabei ein mit neuartigen Technologien ausgerüstetes U-Boot der sowjetischen Kriegsmarine, das mit einer Ultraschall-Kanone sogar in der Lage ist, ein japanisches Kampfschiff zu versenken.

Grigori Adamow nimmt auf verblüffende Art und Weise heute existierende technische Dinge (Brennstoffzellenantrieb etc.) vorweg. Gekoppelt mit einer spannenden Spionagegeschichte, faszinierenden Unterwasserbeschreibungen und Abenteuern an verschienen Schauplätzen der Weltmeere (so ein unfreiwilliger "Ritt" auf einem Pottwal) ergibt sich ein Klassiker der Science Fiction-Literatur des 20. Jahrhunderts, der im Jahr 1955 auch verfilmt wurde. Gewisse ideologische Klischees trüben den Gesamteindruck ein wenig, daher leichter Abzug in der B-Note.

Bewertung: 4 von 5

Dienstag, 28. April 2009

CD-Rezensionen (140): Hot Chocolate - Their Greatest Hits (1993)

(Cover: Amazon.de)

Immer wenn Hot Chocolate in der großen DDR-Samstagabendshow "Ein Kessel Buntes" auftraten, saß die gesamte Familie begeistert vor dem Fernseher. Mutti stand auf den graumelierten Gitarristen, Papa amüsierte sich über den arschwackelnden Sänger Errol Brown, der wohl nur unter Zuhilfenahme eines Schuhlöffels in seine hautengen und silberglänzenden Hosen gelangt war und ich als Sohnemann fand einfach nur die Musik toll. Mehr als 30 Jahre sind seitdem vergangen, "Ein Kessel Buntes" gibt's nicht mehr, die Eltern hören mittlerweile nicht mehr unbedingt Disco-Musik, Errol Brown hat seine Pobackenkneifer in die Altkleidersammlung gegeben - ich finde aber die Musik immer noch gut!

Selbstverständlich sind alle großen Kracher der Briten auf dieser CD enthalten, ob nun "So You Win Again", "Emma", "You Sexy Thing", "It Started With A Kiss" oder mein absoluter Liebling "Every 1's A Winner". Der bringt mich auch nach 31 Jahren immer noch umgehend in einen gepflegten Hüftschwung.

Mit ihrem heißen Mix aus Soul, Funk und Disco boten Hot Chocolate immer eine große musikalische Bandbreite auf. Wie vielfältig die Truppe im Grunde genommen aber eigentlich war, lässt sich sehr gut an "Put Your Love In Me" (1977) ablesen, das fast schon an Werke Pink Floyds erinnert. Ganz großes Tennis!

Zwar bietet auch diese "Greatest Hits"-Zusammenstellung ein paar schwächere Songs auf (daher etwas Abzug), aber im Gesamtresultat hält man ein prima Tondokument der hedonistischen Seite der 70er und frühen 80er in den Händen. Kaufen!

Bewertung: 4 von 5

Montag, 27. April 2009

Buch-Rezensionen (140): Gérald Messadié - Teufel, Satan, Luzifer - Unviversalgeschichte des Bösen (1993)

(Cover: Amazon.de)

Der französische Autor Gérald Messadié versucht in diesem Buch, anhand zahlreicher Beispiele die unterschiedliche Darstellung des Bösen in verschiedenen Kulturkreisen, Weltreligionen und lokalen Kulten zu beschreiben. Von Gottheiten und Dämonen in Indien, Afrika, dem alten Ägypten und vieler weiterer Regionen reicht das breite Panorama.

Dabei stellt Messadié als zentrale These die "Erfindung" des Teufels als Sicherungsinstrument der Priesterschaft im zoroastrischen Iran auf, eine Vorgehensweise, die von den großen monotheistischen Weltreligionen aus ebenfalls machtpolitischen Gründen weiterverwendet wurde.

Aufgrund der vielfältigen Schauplätze und Beispiele handelt es sich zwar um eine durchaus interessante Lektüre, allerdings ist das Buch in äußerst philosophisch-zähem Schreibstil gestaltet, was das Lesen stellenweise zu einem recht mühsamen Unterfangen macht. Die Thematik hätte wohl durchaus ein wenig mehr Griffigkeit hergegeben, so bleibt oftmals die Motivation zum Weiterlesen auf der Strecke, schade.

Bewertung: 3 von 5

Nachtgedanken (040)

Mit Hugo Balls (1886-1927) "Versiegle mir die Zunge, binde mich..." wage ich mich mal ein wenig mehr in die Moderne. Hat was...

Versiegle mir die Zunge, binde mich
Und raube mir die letzte Gabe.
Verschütte meinen Wein, zerstreue mich,
Daß ich in Dir gelitten habe.

Oh, hülle mich in Nacht, Barmherziger,
Umstelle mich mit Deinen heiligen Bränden.
Laß mich als Opfer fallen immerdar,
Doch nur von Deinen priesterlichen Händen.

Sonntag, 26. April 2009

Soundtrack Of My Life (010): AC/DC - Thunderstruck (1990)

Es gibt sie, die Songs, die einem selbst in Momenten tiefsten Durchhängens den berühmten Tritt in den Allerwertesten verpassen und den Delinquenten wieder in die Spur zurückbringen. Ein perfektes Beispiel ist für mich "Thunderstruck" von AC/DC. Ich brauche eigentlich nur das einleitende Gitarrengegniedel von Mister Young, begleitet von den gelegentlich donnernden Drums und dem "THUNDER!"-Gebrüll anwerfen und schon scheint pure Elektrizität in mich hineinzufließen und weiter geht's! Rock on!

Samstag, 25. April 2009

Beatrice Arthur †

(Foto: SPIEGEL.de)

Auch wenn ich persönlich mit der Sitcom "Golden Girls" nie wirklich etwas anfangen konnte, muss man der von 1985 bis 1992 produzierten Serie dennoch einen gewissen Kultstatus attestieren. Nach Estelle Getty ist mit Beatrice Arthur nun die zweite der vier Hauptdarstellerinnen im Alter von 86 Jahren an Krebs  gestorben.

DVD-Rezensionen (140): Rush Hour Triple Pack (1998 / 2001 / 2007)

(Cover: Amazon.de)

Im Grunde genommen bieten die drei "Rush Hour"-Filme mit Hongkong-Kinolegende Jackie Chan und dem Dauerplapperer Chris Tucker nicht wirklich weltbewegend Neues, schließlich leben Buddy-Movies davon, komplett unterschiedliche Charaktere gemeinsam agieren zu lassen. In diesem Falle kommen also zwei Angehörige zweier gegensätzlicher Kulturkreise in Gestalt des Hongkonger Inspektors Lee (Chan) und des LA-Cops Carter (Tucker) zusammen, um mehr oder weniger unfreiwillig verschiedene Fälle zu lösen, die sich um Entführung, Geldfälschung (Rush Hour 2) und die chinesischen Triaden (Rush Hour 3) drehen.

Was die Filme dann doch von der Masse abhebt, sind einerseits die vom Action-Star Chan gewohnten spektakulären Stunts inklusive jeder Menge irre choreographierter Prügelszenen und darüber hinaus noch die teilweise doch brüllend komischen Dialoge mit dem Dampfplauderer Tucker, der mit rollenden Augen und einem nahezu niemals stillstehenden Mundwerk zwar wieder einmal recht heftig das Klischee der seit Eddie Murphy standardisierten schwarzen Quasselstrippe bedient, aber dennoch für so manchen Lacher sorgt. Erwähnenswert noch die wirklich hinreißenden weiblichen Hauptrollen, gerade Roselyn Sánchez und Noémie Lenoir snd wirklich zwei Leckerlis vor dem Herrn...

So muß Popcornkino ohne großen Anspruch aussehen: bunt, laut und witzig. Dazu alle drei Filme zum guten Preis in einer Box, Bild- und Tonwerte gut, Bonusmaterial noch obendrauf - was will man als Kunde mehr? Falls man nicht schon einen der Trilogie-Parts sein eigen nennt darf man hier bedenkenlos zuschlagen. Und wie bei allen Chan-Filmen gilt: Abspann laufen lassen!

Bewertung: 4 von 5

Freitag, 24. April 2009

Nachtgedanken (039)

Heute ist Herzschmerztag. Daher gibt es "Mein wundes Herz" von Klaus Groth (1819-1899).

Mein wundes Herz verlangt nach milder Ruh',
O hauche sie ihm ein!
Es fliegt dir weinend, bange schlagend zu -
O hülle du es ein!

Wie wenn ein Strahl durch schwere Wolken bricht,
So winkest du ihm zu:
O lächle fort mit deinem milden Licht!
Mein Pol, mein Stern bist du!

Donnerstag, 23. April 2009

Links, 2, 3, 4... (004)

Auch genervt vom mittlerweile von Hinz und Kunz genutzten Obama-Wahlslogan "Yes We Can!"? Das dachte sich wohl auch der Blogger Lukas Heinser und rief seinen "No You Can't!"-Blog ins Leben, wo er ein buntes Sammelsurium allerlei unpassender Verwendungen dieses (Zitat) "von Bob dem Baumeister geklauten" Spruchs zusammenträgt. Sehr unterhaltsam!

Mittwoch, 22. April 2009

Kinder - ein Quell stetiger Lebensfreude... (Fortsetzung)

Die heutigen Missetaten: Verschütten meines (zum Glück schon lauwarmen) Kaffees über sich, das Auseinandernehmen einer kompletten Packung Feuchttücher während meiner nur sekundenlangen Abwesenheit, permanentes Ablehnen sämtlicher Spielvorschläge, Verstecken des Wohnungsschlüssels...habe ich was vergessen?

Dienstag, 21. April 2009

CD-Rezensionen (139): Front 242 - Backcatalogue (1987)

(Cover: Amazon.de)

Auf diesem Sampler der belgischen Radikalinskis (hier in Form der Wiederveröffentlichung von 1992) herrscht gepflegter Klassikeralarm. Egal ob "U-Men", "Kampfbereit", "Funkhadafi" oder die "Geography"-Parts - hier findet sich alles, was noch jede Tarnnetz-Party im Kellergeschoss zum Kochen bringt. Angereichert mit zwei Livetracks ("Take One", "U-Men"), bietet sich ein Überblick über Singles und Diversitäten aus der Zeit von 1982 bis 1985.

Dabei lässt sich zum einen eine gewisse Weiterentwicklung, als auch die stilistische Brandbreite der Herren Jean-Luc De Meyer, Patrick Codenys, Daniel B. und Richard 23 sehr gut verfolgen. Ähnelt "Take One" vom Soundgewand noch sehr dem Frühwerk "Big Muff" von Depeche Mode, nimmt "Controversy Between" Anleihen beim New Wave der beginnenden Achtziger. Aber spätestens bei "Lovely Day", "Special Forces", "No Shuffle" oder "Don't Crash" ist man in ureigensten Front 242-Gefilden zu Hause, da hüpft das Herz des EBM-Fans!

Durch die Zusammensetzung aus mehreren Jahren wirkt freilich alles etwas patchworkartig und ergibt kein einheitliches Bild. Dennoch bietet "Backcatalogue" gerade für den Neuling einen sehr guten Überblick über die erste Schaffensphase der Band.

Bewertung: 4 von 5

Montag, 20. April 2009

Buch-Rezensionen (139): George Lucas, Donald F. Glut, James Kahn - Die STAR WARS Saga (1985)

(Cover: Amazon.de)

Über STAR WARS noch irgendwelche Worte zu verlieren, ist wahrlich verschwendete Lebenszeit. Ein popkulturelles Phänomen, das man entweder abgöttisch liebt, voller Unverständnis ablehnt oder sich auch zwischen der alten, "klassischen" Trilogie und den späteren Prequels hin- und hergerissen fühlt. Dieses Buch bildet die Handlung der ursprünglichen, zwischen 1977 und 1983 entstandenen Filme (später als "Episode IV-VI" bezeichnet) ab. Dabei enthalten die Begleitromane auch die lange entfernten und erst in den überarbeiteten Filmversionen von 1997 vorhandenen Szenen, wie das Aueinandertreffen von Han Solo und Jabba the Hutt im Raumhafen von Mos Eisley. Dies führte bei mir beim erstmaligen Lesen in den frühen 90er Jahren zu einiger Verwirrung, waren mir doch diese Sequenzen bis dato unbekannt.

Positiv bei diesem Buch ist der innere Film, der beim Lesen dieser Trilogie im Kopf mitläuft. Da erkennt man Schauplatz um Schauplatz, Charakter um Charakter. Das mag wenig originell sein, hat aber durchaus seinen Reiz.

Aber dann die grauslige Übersetzung... Klar entspricht das gängigen Entsprechungen der englischen Originalbezeichnungen - aber muß man trotzdem radikal von der deutschen Synchronisation abweichen? Da wird aus dem "Imperator" (Emperor) ein "Kaiser", aus der "Macht" (Force) die "Kraft" und, und, und... Besonders albern die englische Lautmalerei bei den beiden Droiden. Es ist schon echt nervig, im Text ständig über "Artoo" und "Threepio" zu stolpern statt die vertrauten Namen R2-D2 und C-3PO zu verwenden.

Dies macht das Buch nur bedingt empfehlenswert, mir ist nicht bekannt, ob neuere Merchandise-Ausgaben bessere Qualität bieten.

Bewertung: 2 von 5

Samstag, 18. April 2009

Kinder - ein Quell stetiger Lebensfreude...

...sofern sie nicht - wie heute geschehen - ein ganze Dose Kakaopulver über sich ausschütten...

Nachtgedanken (038)

Heute gibt es in den "Nachtgedanken" einen Blick nach Österreich, genauer auf "Liebestrost" von Joseph Christian von Zedlitz (1790-1862).

Laß mich diese Worte küssen,
Diese Züge deiner Hand!
Ja, gewiß, die Liebe war es,
Die den Trost der Schrift erfand!

Ja, ich lese Deine Zeichen
Und Du stehst vor meinem Blick,
Sprichst zu mir, und jede Silbe
Zaubert mir mein Glück zurück!

Und ich küsse Deine Hände,
Deine Augen, Deinen Mund,
Und ich trinke Deinen Athem,
Und die Seele wird gesund!

Alle Räume schwinden, fliehen;
Alles, was die Brust beengt,
Hat das Herz mit kräft'gen Schlägen
Losgerüttelt, weggesprengt!

Freitag, 17. April 2009

DVD-Rezensionen (139): WM-Klassikersammlung, Ausgabe 17 - Halbfinale 2002 BR Deutschland-Südkorea (1:0) (2006)

(Cover: Amazon.de)

Im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland veröffentlichte die "BILD am Sonntag" zusammen mit dem Sammelserien-Spezialisten DeAgostini eine ursprünglich auf 30 Ausgaben angelegte, dann aber mit den hinzugefügten sieben Spielen der DFB-Elf bei der WM auf 37 DVDs erweiterte Reihe, die große Partien der deutschen Elf bei Weltmeisterschaften sowie einige Klassiker ohne deutsche Beteiligung in nicht-chronologischer Reihenfolge enthielt. Allen Scheiben war ein Begleitheft mit weiterführenden Informationen über Vorgeschichte, Hintergründe sowie statistischen Elementen wie Aufstellungen etc. beigefügt.

Auch bei dieser Scheibe rächt sich der damalige frühe Redaktionsschluß. Behauptet doch die beiliegende Dokumentation allen Ernstes, dass die deutsche Nationalmannschaft in diesem Halbfinale groß aufspielte. Setzt man das aber mit den deutschen Partien der WM 2006 in den direkten Vergleich, fällt einem sofort wieder der Begriff der Rumpeltruppe ein, die sich mit viel Glück ins Finale lavierte und erst dort ein richtig gutes (wenn dann auch letztlich erfolgloses) Spiel ablieferte.

Den Südkoreanern merkt man in den 90 Minuten vor einem entfesselten Heimpublikum (das beim Championat in Deutschland übrigens exakt die gleichen Gesänge nonstop ablieferte) doch recht deutlich an, wieviel Kraft sie ihr Heimturnier bis zu damaligen Zeitpunkt bereits gekostet hatte. Bei dieser laufaufwendigen Spielweise war nach 2 Verlängerungen in Folge irgendwann kräftemäßig nichts mehr zuzusetzen.

Jeder kennt Michael Ballacks tragische Geschichte mit zwei verpassten Finals in Folge, wohl nicht umsonst war ihm nach dem Ausscheiden in Dortmund 2006 zum Heulen zumute. Aber wie er nur vier Minuten nach seiner gelben Karte, die das Aus fürs Endspiel bedeutete, eiskalt das entscheidende Tor macht - Wahnsinn! Wie das Heft richtig erwähnt: Paul Gascoigne passierte 1990 im Halbfinale gegen Deutschland das gleiche Desaster, wonach er in Tränen ausbrach und kaum noch einen Fuß auf den Boden brachte.

Im Grunde genommen handelt es sich hier um ein recht ödes Spiel mit wenig Chancen, der später zum Spieler des Turniers gewählte Oliver Kahn mußte nur einmal richtig etwas von seinem Können zeigen. Wäre dies kein WM-Halbfinale mit ein paar dramatischen Hintergründen, hätte dieser müde Kick wohl kaum die Berechtigung, in die Klassiker-Edition aufgenommen zu werden.

Noch ein Wort zur Hymnenzeremonie: Anna Maria Kaufmann mag ja optisch nett anzuschauen sein, aber von Sopranistinnen gesungene Nationalhymnen gehen ganz und gar nicht. Und Heribert Faßbender labert wieder, wenn der Tag lang ist...

Bewertung: 2 von 5

Nachtgedanken (037)

Nach Morbidem muss mit "Der Augenblick" von Karl Henckell (1864-1929)  etwas Romantisches als Kontrastprogramm her.

Du schaust mich an mit immer neuem Blicke,
Und süßer Schauer zittert durch den Raum,
Weil ich die Blüte der Minute pflücke
Und trinke deines Herzens Sehnsuchtstraum.

Unsichtbar baut sich eine Zauberbrücke,
Darunter sprüht des Lebens Wellenschaum –
Und wie berauscht von raschem Kelchesglücke
Streift uns des zarten Falters Flügelsaum.

Der Augenblick erweckt die Wundermäre
Der unvergänglichen Erneuerung,
Wie wenn der Saft der Jugend ewig gäre.

Gefühl, der Renner, nimmt mit leichtem Sprung
Die nichtige Kluft von Gestern und von Heute –
Leis lachend klingt ein gläserzart Geläute.

Donnerstag, 16. April 2009

CD-Rezensionen (138): Gunther Schmäche - Buff Banane (1998)

(Cover: Amazon.de)

Leider ist Gunther Schmäches unverwechselbares Sachsen-Organ wohl für immer verstummt, da sich sein Darsteller Jan Schlegel aus der Radiowelt verabschiedet hat. Daher sollte man einmal mehr die Comedy-Alben des einstigen Radio NRJ und PSR-Recken wie "Genau, genau, genau...!" oder "Seitensprung" hervorkramen und in längst vergangenen Zeiten schwelgen.

Leider hält "Buff Banane" das Lachniveau seiner Vorgänger nicht ganz. Nach der obligatorischen Begrüßung durch den Kleingärtner aus Kleinpösna folgt mit "Radiolied" schon der stärkste Song des Albums, eine fetzige Rocknummer, die einfach gute Laune macht und den alltäglichen Wahnsinn im morgendlichen Leipziger Berufsverkehr beschreibt. Doch das dieses Lied mit dem nur unwesentlich veränderten (da nur mit entsprechenden Sprachfetzen versehenen) "Preußen sind auch nur Menschen-Mix" gleich zweimal vorhanden ist, macht schon ein Dilemma dieser CD deutlich - es wird auf Teufel komm raus Platz gefüllt! Neben erwähntem "Radiolied" gibt es gleich drei Variationen von "Lolita", drei Parodien nächtlicher Abzock-Werbespots ("Hör' mich stöhnen/löhnen/föhnen (eine Minute, fertig)") sowie mit "Gunther in der Warteschleife" sieben Minuten pure Ideenlosigkeit.

Hier ist mit "Buff Banane" auch nur eines von Gunthers berühmt-berüchtigen Gedichten vorhanden, immerhin fehlen die gewohnten "Gunther auf Deinem Anni"-Anrufbeantwortesprüche nicht. Der Rest der Songs geht in Ordnung, ohne wie früher "Gartenlied" oder "Bierlied" richtig im Ohr hängen zu bleiben. Das schwächste der Schmäche-Alben.

Bewertung: 3 von 5

Mittwoch, 15. April 2009

Buch-Rezensionen (138): Andreas Eschbach - Das Jesus Video (Hörbuch) (1998)

(Cover: Amazon.de)

Dieses Hörbuch ist ein sehr guter Kompromiss zwischen Andreas Eschbachs originellem und hochspannenden Roman und der völlig missglückten ProSieben-Verfilmung. Mit Matthias Koeberlin liest der Hauptdarsteller der TV-Produktion in angenehmer Art und Weise den Text, freilich ohne die Klasse der Branchen-Cracks wie Rufus Beck, Christian Brückner, Wolfgang Pampel oder Joachim Kerzel zu erreichen. Das Ganze wird zudem untermalt von sehr eingängiger Orientalmusik, die ebenfalls dem Film entnommen wurde.

Zunächst einmal ist Eschbachs Plot ein ziemlich abgedrehter Einfall. Bei archäologischen Ausgrabungsarbeiten in Israel wird in einem zweifelsfrei 2000 Jahre alten Grab eine Videokamera-Anleitung für ein SONY-Modell gefunden, das erst in drei Jahren auf den Markt kommen soll. Dies legt den Schluß nahe, einen Zeitreisenden gefunden zu haben, der möglicherweise Filmaufnahmen von Jesus Christus gemacht haben könnte. Da die Kamera zunächst nicht auffindbar ist, beginnt eine spannende Hetzjagd zwischen dem College-Studenten Stephen Foxx samt seinen Freunden sowie dem zwielichtigen Finanzier der Ausgrabung, John Kaun. Und auch der Geheimdienst des Vatikans hat die Fährte des möglicherweise die katholische Kirche in ihren Grundfesten erschütternden Videos aufgenommen...

Durch immer wieder neue Schlenker und Cliffhanger in der Handlung versteht es Eschbach, das Anhören dieser 6 CDs zu einer atem- und pausenlosen Adrenalintour zu machen. Zwar vermeidet auch der deutsche Autor wie seine Kollegen Dan Brown ("Sakrileg") oder Thomas Gifford ("Assassini") nicht, den Vatikan relativ klischeehaft als geheimbündlerische Kirchenmafia zu zeichnen, es sei der Spannung wegen aber nachgesehen.

Insgesamt ein empfehlenswertes Hörbuch mit einem wirklich zu Herzen gehendem Ende.

Bewertung: 5 von 5

Nachtgedanken (036)

Heute wieder mal etwas Morbides. Die Lebensgeschichte Georg Trakls (1887-1914) ist ohnehin voll von menschlichen Abgründen und daher passt "Die Raben" sehr gut...

Über den schwarzen Winkel hasten
Am Mittag die Raben mit hartem Schrei.
Ihr Schatten streift an der Hirschkuh vorbei
Und manchmal sieht man sie mürrisch rasten.

O wie sie die braune Stille stören,
In der ein Acker sich verzückt,
Wie ein Weib, das schwere Ahnung berückt,
Und manchmal kann man sie keifen hören.

Um ein Aas, das sie irgendwo wittern,
Und plötzlich richten nach Nord sie den Flug
Und schwinden wie ein Leichenzug
In Lüften, die von Wollust zittern.

Dienstag, 14. April 2009

DVD-Rezensionen (138): The Incredibles - Die Unglaublichen (Special Collection) (2004)

(Cover: Amazon.de)

Nach dem doch äußerst familientauglichen "Findet Nemo" (2003) legten die PIXAR ANIMATION STUDIOS mit "The Incredibles - Die Unglaublichen" ein Jahr später ihr bis dato düsterstes und erwachsenstes Produkt vor. Gleich vornweg: dies ist kein Film für kleine Kinder, es wird gefoltert, scharf geschossen und die Protagonisten befinden sich ein ums andere Mal in sehr echt wirkender Lebensgefahr.

Doch ansonsten bekommt man die vertrauten Zutaten der Computercracks aus Kalifornien geboten. Rasanz, technischer Aufwand, der immer zum Entstehungszeitpunkt das Machbare repräsentiert und eine gepflegte Portion Humor, die auch das eine oder andere Hollywood-Produkt auf die Schippe nimmt. Hier sind mit den Überhelden-Filmen á la Superman und der James Bond-Reihe gleich mehrere Vertreter ins Visier genommen.

Zwar nimmt die Geschichte um die Superhelden-Familie, die aufgrund eines Regierungsbeschlusses incognito in den Ruhestand gehen musste und ausgelöst durch einige mysteriöse Vorgänge wieder aktiv wird, erst im zweiten Teil des Films richtig Fahrt auf, dies tut der Unterhaltung jedoch wenig Abbruch. Vielmehr ist man bis dahin beschäftigt, verblüfft über die (gelungene) deutsche Synchronisation zu sinnieren, da einige Sprecher scheinbar nach dem Aussehen ihrer Charaktere besetzt wurden. So sieht "Mr.Incredible" Bob Parr tatsächlich aus wie Markus Maria Profitlich, während man in seinem boshaften Chef Gilbert Huph fast 1:1 Herbert Feuerstein zu erkennen glaubt. Da die beiden ihre Sache sehr ordentlich erledigen, kann man dem Besetzungsbüro wirklich nur ein Kompliment machen. Meine Lieblingsfigur ist jedoch die völlig durchgeknallte Modeschöpferin Edna "E" Mode, für die - deutlich sichtbar - Hollywoods Kostümlegende Edith Head Pate stand. Im Original von Regisseur Brad Bird höchstselbst gesprochen, darf der ausgeflippten Schneidertante in der deutschen Version die wunderbar knarzige Mechthild Großmann ihr unverwechselbares Organ leihen.

Alles in allem ein spannendes Kontrastprogramm zu "Toy Story" & Co. mit jeder Menge Bonusmaterial (inklusive dem von PIXAR gewohnten Kurzfilm) sowie prima Bild und Ton. Eine Kaufempfehlung kann man bei den Filmen der Crew von John Lasseter ohnehin blind geben.

Bewertung: 5 von 5

Sonntag, 12. April 2009

Nachtgedanken (035)

Die heutigen "Nachtgedanken" führen zurück in die Kindheit und stammen aus der Feder Otto Julius Bierbaums (1865-1910). Titel: "Oft in der stillen Nacht".

Oft in der stillen Nacht,
wenn zag der Atem geht
und sichelblank der Mond
am schwarzen Himmel steht,

wenn alles ruhig ist
und kein Begehren schreit,
führt meine Seele mich
in Kindeslande weit.

Dann seh' ich, wie ich schritt
unfest mit Füßen klein,
und seh' mein Kindesaug'
und seh' die Hände mein

und höre meinen Mund,
wie lauter klar er sprach
und senke meinen Kopf
und denk' mein Leben nach:

Bist du, bist du allweg
gegangen also rein,
wie du gegangen bist
auf Kindes Füßen klein?

Hast du, hast du allweg 
gesprochen also klar, 
wie einsten deines Munds 
lautleise Stimme war?

Sahst du, sahst du allweg 
so klar ins Angesicht 
der Sonne, wie dereinst 
der Kindesaugen Licht?

Ich blicke, Sichel, auf 
zu deiner weißen Pracht; 
tief, tief bin ich betrübt 
oft in der stillen Nacht.

Einfach abgefahren...

Das Leben schreibt verrückte Geschichten. Dies ist bekannt. Das Leben in Zeiten des Internets aber noch viel mehr. Einige Entwicklungen der letzten Tage halte ich für so surreal, dass ich mich ab und an selbst kneifen muß, weil ich nicht weiß, ob ich träume. Aber hübsch der Reihe nach...

Alles begann mit dem Kauf und den Rezensionen der seit vielen Jahren sehnlichst erwarteten Filme "Start zur Kassiopeia" und "Roboter im Sternbild Kassiopeia". Ich hatte aufgrund akuter Nostalgieaufwallungen sofort das Verlangen, mich um die noch nicht existierenden Wikipedia-Einträge zu beiden Filmen kümmern zu müssen. Über die russische Version der Enzyklopädie gelangte ich auf die Seite eines dortigen Fanclubs und über dessen Forum (in dem ich sehr herzlich aufgenommen wurde, als Deutscher in ausländischen Boards nicht immer selbstverständlich!) auch auf den privaten Blog einer der Hauptdarstellerinnen, Olga Bitjukowa.



Da ich ohnehin noch jede Menge Fragen zu den Filmen hatte, fasste ich mir also ein Herz, schickte eine Mail und bekam auch prompt eine Antwort. Und seit ein paar Tagen schreiben wir nun hin und her. Ist schon verrückt, da hat man tatsächlich elektronischen Briefkontakt zum Idol seiner Jugend, denn ich geb's ja gern zu, ein wenig verliebt war ich schon... Aber auch wenn man immer das 15jährige Mädchen im Hinterkopf hat - die Dame (die immer noch top aussieht) ist mittlerweile 51...

CD-Rezensionen (137): Air - The Virgin Suicides (2000)

(Cover: Amazon.de)

Begleitmusik von Air durfte gleich zwei Filme der Regisseurin Sofia Coppola veredeln, einmal (als Teil eines abwechslungsreichen Soundtracks) den Oscar-prämierten Film "Lost in Translation" von 2003 und drei Jahre zuvor "The Virgin Suicides", eine Geschichte über kleinbürgerlichem Muff leidende Gruppe von vier Schwestern im Amerika der 70er Jahre.

Zwar ist das dritte Album der beiden Franzosen nicht mehr ganz so eingängig wie die beiden Vorgänger "Moon Safari" und "Premiers Symptômes", dennoch erkennt man unzweifelhaft Air. Die schwebende Leichtigkeit ist einer gewissen Düsternis gewichen, was dem Filmplot (die vier Schwestern begehen schlußendlich alle Selbstmord) auch durchaus angemessen ist. Etwas deutlicher als sonst sind die musikalischen Vorbilder ausmachbar, so lugt bei "The Word 'Hurricane'" unverkennbar Pink Floyd einmal kurz um die Ecke, "Suicides Underground" erinnert etwas an den Popol Vuh-Soundtrack zu Werner Herzogs Film "Aguirre, der Zorn Gottes". Verblüfft stellt man allerdings auch fest, wie sehr sich die Bands des Genres gegenseitig beeinflussen und ergänzen. "Empty House" würde beispielsweise perfekt auf das Goldfrapp-Debütalbum "Felt Mountain" (2001) passen.

Insgesamt erreicht dieser Filmsoundtrack die Klasse der früheren Air-Alben nicht ganz, ragt aber weit über den Durchschnitt hinaus. Anspieltips: "Playground Love" und "Dead Bodies".

Bewertung: 4 von 5

Freitag, 10. April 2009

Buch-Rezensionen (137): Traudl Junge, Melissa Müller - Bis zur letzten Stunde (2002)

(Cover: Amazon.de)

Erinnerungsbücher der Personen aus Hitlers Umfeld gibt es so einige, manche wurden schon kurz nach Untergang des Dritten Reiches veröffentlicht, einige hingegen wurden fast 50 Jahre zurückgehalten. Traudl Junge, eine der Sekretärinnen Hitlers, hatte zwar schon 1947 ihre Aufzeichnungen über die Zeit in den Diensten des Diktators angefertigt, hatte aber nie vor, diese zu veröffentlichen. Erst mit dem bemerkenswerten Dokumentarfilm "Im toten Winkel" von André Heller und Othmar Schmiderer sowie diesem, unter der Mitwirkung der österreichischen Autorin Melissa Müller entstandenen Buch brach die 2002 verstorbene Münchnerin ihr jahrzehntelanges Schweigen.

Aufgrund der Erfahrungen im Umgang mit Hitler wird dieser teils als Privatmann und stellenweise charmanter Chef gezeichnet. Dies mag für so manchen unerträglich wirken, scheint mir jedoch aufgrund der Dienststellung Frau Junges durchaus schlüssig. Die Verbrechen fanden an anderer Stelle statt und wurden sicherlich nicht vom Diktator dem niederen Personal erläutert. Vielmehr erhält man so einen Einblick aus einem anderen Sichtwinkel und aufgrund der Anwesenheit Traudl Junges im Führerbunker bis kurz vor Kriegsende einen beeindruckenden Zeitzeugenbericht, wenn sich auch manche ihrer Aussagen mit der anderer Anwesender widersprechen.

Am meisten beeindruckt dann aber doch die Selbstkritik, zu der die alte Dame fähig war, eine Eigenschaft, die man nicht jedem Bediensteten des inneren Führungszirkels nachsagen kann. Die Reflexion eigener Versäumnisse, eigener Schuld, nimmt ebenfalls einen wichtigen Teil des Buches ein. Dafür gebührt Traudl Junge auch posthum noch allerhöchster Respekt!

Dieses Buch war eine der Grundlagen für den Film "Der Untergang".

Bewertung: 5 von 5

Nachtgedanken (034)

Auch wenn es nicht so bekannt ist - Karl May (1842-1912) schrieb auch Gedichte! Daher muß in einem (Rand)Sachsen-Blog auch ein Sachse tunlichst einmal zu Wort kommen. Titel der heutigen "Nachtgedanken": "Dein eigener Richterspruch".

Hast du geliebt? Weißt du wohl, was das heißt?
Denk nach. denk nach, wenn du es noch nicht weißt.
Die Frage wird dir jeden Tag gegeben;
die Antwort hast du jeden Tag zu leben.

Hast du geliebt? Es wird ein Ja verlangt,
Weil Jeder so wie du, nach Liebe bangt.
Was du ihm gibst, sein Engel trägt's nach oben,
und dort. dort wird es für dich aufgehoben.

Hast du geliebt? So wirst du einst gefragt,
Wenn das Gericht des Allerforschers tagt.
Das Urteil hast du dir dann selbst zu geben;
es liegt schon da: Es ist dein Erdenleben!

Soundtrack Of My Life (009): Jean Michel Jarre - Oxygène IV/Space - Magic Fly (1976/77)

Den Beginn meiner Liebe zur elektronischen Musik kann ich ziemlich genau datieren, nämlich ins Jahr 1977. Schuld daran sind zwei Stücke aus französischer Produktion, das 1976 veröffentlichte und im darauffolgenden Jahr zum Hit avancierte "Oxygène IV" des Synthesizer-Recken Jean Michel Jarre und "Magic Fly" der Band Space, hinter der sich zur damaligen Zeit Didier Marouani verbarg. Beide Tracks erreichten in Deutschland hohe Chartspositionen (16 bzw. 1) und können bedenkenlos den Klassikern des Genres zugeordnet werden. Ich kram sie immer noch gern heraus, schließlich habe ich es hier mit mich zumindestens für 20 Jahre prägenden Songs zu tun. Mittlerweile habe ich meinen musikalischen Horizont zwar deutlich erweitert, aber immerhin!

Donnerstag, 9. April 2009

DVD-Rezensionen (137): Roboter im Sternbild Kassiopeia (1974)

(Cover: Amazon.de)

Nach langem Warten war es im März 2009 endlich soweit - zwei von vielen Fans verzweifelt gesuchte sowjetische Kinder- und Jugendfilmklassiker erschienen auf DVD. Und mag mit dem Abstand der Jahre vieles überholt oder sogar befremdlich erscheinen, kommt die Nostalgieaufwallung ganz bestimmt. 

Auch wenn dieses Sequel von "Start zur Kassiopeia" (1973) durchaus für sich allein funktioniert, sollte man dennoch den ersten Film zum besseren Verständnis der Vorgeschichte nicht außer Acht lassen. 

Mittlerweile sind auf der Erde fast 30 Jahre vergangen, während die jugendliche Besatzung der "Sarja" durch einen Unfall viel schneller als geplant an ihrem Ziel im Sternbild Kassiopeia angekommen und dabei nicht gealtert ist. Während drei der Besatzungsmitglieder zu einem Erkundungsflug auf die Oberfläche des Planeten aufbrechen und dort spurlos verschwinden, wird die an Bord verbliebene Crew von einer fremden Intelligenz kontaktiert und gewarnt. Die drei Verschwundenen befinden sich in höchster Gefahr, denn mittlerweile haben Roboter die Kontrolle über den Planeten übernommen... 

Der zweite Teil ist deutlich actionlastiger und somit ungleich spannender als der stellenweise doch sehr ideologisierte Vorgänger. Zwar fährt auch hier die Logik mitunter Achterbahn (so sprechen die eigentlich durch Pfeiflaute kommunizierenden Roboter nach einer Weile nicht nur gegenüber den Menschen sondern auch untereinander in der Erdensprache - also in diesem Falle Russisch), dies ist mir jedoch tatsächlich erst als Erwachsener aufgefallen. Vielmehr können die Spezialeffekte für die frühen Siebziger durchaus überzeugen, während man den Einfluß der Zeit auf die Roboterkostüme (glanzendes Latex mit Schlaghosen!) und die stellenweise sehr psychedelische Filmmusik ebenfalls sehr gut beobachten kann. 

Insgesamt dominiert den Film die Aussage, nicht blind auf die Segnungen der Technik zu setzen, Heilsversprechungen zu misstrauen und unterdrückten Völkerschaften beizustehen. Gerade Letzteres ist natürlich ganz auf der damaligen offiziellen Staatslinie, dennoch kein zu kritisierender ethischer Anspruch. Da sich der Film auch in puncto Gewalt angenehm zurückhält, mag er für aktuelle Ansprüche und Sehgewohnheiten etwas bieder und altbacken wirken, könnte jedoch wohl auch das eine oder andere Kind der heutigen Zeit begeistern. 

Das Bild der vorliegenden DVD ist gut und aufgrund des wohl etwas besseren Ausgangsmaterials hochwertiger als das des ersten Films, der Ton liegt in Dolby Digital 2.0 vor, wenngleich ausschließlich die deutsche Tonspur enthalten ist. Als Extras gibt es nur eine aus Filmstandbildern zusammengestellte Galerie, eine Kurzbiografie des Regisseurs Richard Wiktorow und Trailer anderer in dieser Edition erschienenen Filme. Dennoch: Lohnenswert!

Bewertung: 5 von 5

Mittwoch, 8. April 2009

CD-Rezensionen (136): Den Harrow - The Best Of (1989)

(Cover: Amazon.de)

Das Prinzip "gutaussehender Kleiderständer verkauft von professionellen Studiosängern eingespielte Aufnahmen gegenüber dem gutgläubigen Zahlvieh" ist eine alte Masche des Popbusiness. Natürlich strahlt über allem der Milli Vanilli-Skandal, der zu einem zwangsweise zurückgegebenen Grammy und von Dampfwalzen plattgefahrenen CDs führte. Darüber wird gern vergessen, dass diese Methode erstens viel älter und zweitens heute noch permanent in Gebrauch ist.

Den Harrow war so etwas wie das Paradebeispiel in den Mitt-80ern. Als einer der Stars der Italo Disco-Welle gewann das Mailänder Model 1987 sogar den "Goldenen Otto" der Zeitschrift BRAVO als "Bester Sänger" und schlug dabei selbst so illustre Konkurrenten wie Michael Jackson aus dem Feld. Erst das Auffliegen des ganzen Schwindels (der Studiosänger Tom Hooker weigerte sich, ein drittes Album einzusingen und mußte durch einen völlig anders klingenden Ersatzmann vertreten werden) beendete blitzartig eine der verrücktesten Karrieren der Dekade.

Blendet man solchen Publikumsbetrug (mir persönlich sind ganze Heerscharen unglücklich verliebter Mädels mit wahren Den Harrow-Schreinen im Kinderzimmer bekannt) aber einmal aus, bleibt dennoch blitzsauber produzierter 80er-Disco-Pop übrig. Tracks wie "Charleston", "Don't Break My Heart", "Catch The Fox" oder "Day By Day" gehen immer noch sofort in die Füße und bringen jede Oldiefete (oje, soweit ist es schon gekommen... *seufz*) zum Kochen.

Alles in allem sollte man diese Zusammenstellung also ganz einfach sportlich als Audio-Zeitdokument nehmen und die bizarren Herstellungshintergründe einmal außen vor lassen.

Bewertung: 4 von 5

Dienstag, 7. April 2009

Männer unter sich...

Heute mußte ich aufgrund verschiedenster Umstände die Kinderbetreuung hauptsächlich alleine stemmen und das ausgerechnet noch an einem Tag, wo Junior wieder einmal Zahnnachwuchs erwartete. War etwas lauter als üblich in diesen Räumlichkeiten heute. Aber man schläft jetzt und ich leb' ja noch...

Montag, 6. April 2009

Buch-Rezensionen (136): Bill Drummond & Jimmy Cauty - Das Handbuch - Der schnelle Weg zum Nr. 1 Hit (Hörbuch) (1988)

(Cover: Amazon.de)

Zwei Dinge sollte man bei dem legendären Buch der beiden britischen Pop-Anarchisten keinesfalls machen: alles zu bierernst nehmen und die Anleitung, einen bombensicheren Nummer 1-Hit zu produzieren, auf die heutigen Gegebenheiten anwenden. In Zeiten des vergleichsweise billigen Homerecordings mittels PC, Softsynths und Sequenzerprogrammen wirken Anweisungen wie "Miete ein Studio" wie Relikte aus längst vergangenen Tagen. Dies ist aber gar nicht der Punkt. Vielmehr entlarven die KLF-Macher auf immer noch brandaktuelle Weise die Mechanismen des Popbiz mit seinem am Reißbrett konstruierten Erfolgssongs. Das ist auch noch nach über 20 Jahren aktuell, informativ und darüber hinaus höchst amüsant verpackt.

Wer also immer mal wissen wollte, wie man unter den Bedingungen der Spät-Achtziger generalstabsmäßig einen Tophit landet (gerüchteweise verfuhr die österreichische Klamaukkapelle "Edelweiss" genau nach Anleitung und bretterte mit "Bring Me Edelweiss" auf die vordersten Plätze der europäischen Charts), ist bei diesem Buch sehr gut aufgehoben - nostalgische Zeitreise inklusive.

Für das Hörbuch konnte Ärzte-Drummer Bela B. als Sprecher gewonnen werden und der in mittlerweile über 40 Filmen gestählte Schießbudenbearbeiter macht seine Sache sehr ordentlich. Kaufen!

Bewertung: 4 von 5

Nachtgedanken (033)

Mir ist heute ohne speziellen Anlass einmal nach Herzschmerz und daher gibt es als "Nachtgedanken" das Gedicht "Schwerer Abschied" des heute vor 125 Jahren gestorbenen Emanuel Geibel (1815-1884).

Niemals werd' ich das vergessen,
Wie dein Arm mich noch umfing,
Jedes Wort beim bangen Pressen
Dir in Thränen unterging.
Ach, wir lernten erst im Scheiden
Unsre Liebe ganz verstehn,
Und doch war's uns beiden, beiden:
S'ist auf Nimmerwiedersehn!

Seit der Stunde jener Schmerzen
Noch den Druck von deiner Hand
Fühl' ich kühl auf meinem Herzen,
Wie ich damals ihn empfand.
Und wenn Alles schweigt um mich,
Mir auf's Bett die Sterne scheinen,
Ist mir oft, ich höre dich
In der Ferne weinen.

DVD-Rezensionen (136): WM-Klassikersammlung, Ausgabe 16 - Achtelfinale 1990 BR Deutschland-Niederlande (2:1) (2006)

(Cover: Amazon.de)

Im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland veröffentlichte die "BILD am Sonntag" zusammen mit dem Sammelserien-Spezialisten DeAgostini eine ursprünglich auf 30 Ausgaben angelegte, dann aber mit den hinzugefügten sieben Spielen der DFB-Elf bei der WM auf 37 DVDs erweiterte Reihe, die große Partien der deutschen Elf bei Weltmeisterschaften sowie einige Klassiker ohne deutsche Beteiligung in nicht-chronologischer Reihenfolge enthielt. Allen Scheiben war ein Begleitheft mit weiterführenden Informationen über Vorgeschichte, Hintergründe sowie statistischen Elementen wie Aufstellungen etc. beigefügt.

Dies ist eine der Scheiben, auf die ich mich im Vorfeld der Veröffentlichung am meisten gefreut habe und wie gerade die zweite Halbzeit zeigt - zu Recht! Dabei gibt es bei diesem Spiel soviel, über das man sich aufregen könnte. Zum Beispiel die gut zu hörenden Urwaldgeräusche einiger unverbesserlicher Vollpfosten auf deutscher Fanseite, die jedesmal einsetzen, wenn die dunkelhäutigen Gullit, Rijkaard oder Winter am Ball sind. Dann natürlich die berühmte Spuckaffäre samt zweier Platzverweise für Völler und Rijkaard und nicht zuletzt der Katastrophenkommentar von Heribert "Guten Abend allerseits" Faßbender und Karl-Heinz Rummenigge.

Doch trotzdem macht die Topleistung Jürgen Klinsmanns alles wieder mehr als wett. War wohl das Jugoslawien-Spiel (Ausgabe 13 der Edition) das beste Länderspiel von Lothar Matthäus, dann gilt dies hier für den späteren Bundestrainer und Bayern-Coach. Kaum zu glauben, was der für einen Alarm gemacht hat...

Das Begleitheft widmet sich in einigen Ausführungen der gewandelten öffentlichen Meinung zu eben jenem Spieler, hatte aber wohl einen recht frühen Redaktionsschluß vor der WM 2006 und konnte daher den Höhepunkt des damaligen Klinsi-Hypes noch gar nicht einbeziehen.

Allerdings darf man einen anderen Schwaben keinesfalls vergessen - Guido Buchwald. So oft belächelt und unterschätzt, hier aber an beiden Toren beteiligt. Seinen Spitznamen "Diego" hat er sich in diesem Achtelfinale mehr als verdient!

Ich mußte eine meiner Erinnerungen korrigieren. So souverän, wie ich Deutschland in diesem Turnier in Erinnerung hatte, sah gerade die Abwehr keineswegs aus. Glück, dass Marco van Basten während dieser WM komplett außer Form war und der Verlust Rijkaards für die Holländer scheinbar schwerer wog als das Fehlen Rudi Völlers für die DFB-Elf.

Fazit: Ein Highlight dieser DVD-Kollektion, besonders die zweite Hälfte ist sensationell!

Bewertung: 5 von 5

Sonntag, 5. April 2009

CD-Rezensionen (135): The 2 Live Crew - As Nasty As They Wanna Be (1989)

(Cover: Amazon.de)

Mit Alben der Porno-Rabauken aus Miami verhält es sich wie mit so manchem Hollywood-Blockbuster - wer das alles zu ernst und für bare Münze nimmt, ist selber schuld. Ja, hier geht es großmäulig, frauenfeindlich und sexistisch zu Werke - na und? Ich habe durchaus meinen Spaß dran und bin trotzdem noch nett zu Mutti und der Göttergattin...

Schon der erste Track, der Hit "Me So Horny", zeigt, wo es langgeht. Mit einem Sample aus Stanley Kubricks Film "Full Metal Jacket" plus einem ganzen Arsenal aus einschlägigen Filmen entlehnten Sounds wummert es zum bevorzugten Thema der Crew aus den Boxen. Auch ansonsten wird sich Hip-Hop-typisch fleißig aus Songs anderer Bands bedient. So kann man auf diesem Album Samples von Kraftwerk, Guns N' Roses, Van Halen, Jimi Hendrix und einigen anderen entdecken, mal mehr und mal weniger passend eingesetzt.

Freilich darf man eine mittlerweile zwei Dekaden alte Platte nicht mit aktuellen Veröffentlichungen vergleichen, aber da mir ohnehin die Old School-Variante des Genres näherliegt als der gegenwärtige Output, fühle ich mich hier besser aufgehoben. Zwar schwankt die Qualität der Songs beträchtlich, aber neben bereits erwähntem Introstück lassen es besonders "Dick Almighty", "C'mon Babe", "Get Loose Now" und "The Fuck Shop" gut krachen.

Diese CD enthält laut Booklet aus Platzgründen nicht alle Tracks der ursprünglichen Vinyl-Veröffentlichung.

Bewertung: 3 von 5

Buch-Rezensionen (135): Die Reise nach Venedig (1964)

(Cover: Amazon.de)

Die Abenteuer der Digedags mit dem fränkischen Ritter Heino Runkel von Rübenstein gehören neben der Amerika-Serie zu den beliebtesten Handlungszyklen des Mosaik von Hannes Hegen. Der erste Sammelband umfasst acht Hefte, die im Original zwischen Mai und Dezember 1964 erschienen.

Das Geschehen beginnt im Venedig des Jahres 1284. Dig und Dag, schon seit vielen Jahren von ihrem Gefährten Digedag getrennt, sind in die Dienste des Ritters aus dem Geschlecht der Rübensteiner getreten und versuchen, ihm als gewitzte Schildknappen aus so manch misslichen Lage herauszuhelfen, in die der tollpatschige Runkel sehenden Auges immer wieder hineingerät. Ziel der Reise ist der Orient, wo Runkels Vater angeblich vor 25 Jahren einen gewaltigen Schatz vergrub, den Runkel nun heben will, Dig und Dag planen, gleichzeitig nach dem Verbleib von Digedag zu forschen. Um auf dem Seeweg nach Kleinasien zu gelangen, will Runkel den Dogen von Venedig um ein Schiff für die Reise bitten, gerät aber in politische Ränkespiele der Mittelmeer-Seemächte Venedig, Genua und Pisa...

Wie immer ist die Geschichte glänzend recherchiert, viele reale historische Personen und Ereignisse werden in die Handlung eingebettet. So ist die angenehm gewaltlose und kindgerechte Reihe nicht nur unterhaltsam sondern auch informativ, zudem ist die vielen DDR-Druckerzeugnissen eigene ideologische Grundausrichtung nicht vorhanden. Ein erhobener Zeigefinger findet nicht statt und somit kann man auch nach satten 45 Jahren noch vorbehaltlos eine Kaufempfehlung aussprechen.

Bewertung: 5 von 5

DVD-Rezensionen (135): Start zur Kassiopeia (1973)

(Cover: Amazon.de)

Gerüchteweise deutete es sich ja spätestens seit der russischen Veröffentlichung an - endlich erscheinen zwei der wohl meistgesuchten sowjetischen Filme auf DVD. Denn schaute man sich einmal in diversen Filmforen um hatte man oftmals den Eindruck, es hier mit so etwas wie dem "Heiligen Gral" des osteuropäischen Kinder- und Jugendkinos zu tun zu haben. Vielleicht trug auch die lange Verbannung von deutschen Bildschirmen zu dieser Art Legendenbildung bei. Umso lobenswerter, dass sich einmal mehr die in solchen Dingen recht rührige Firma ICESTORM um die Herausgabe des Doppelpacks "Start zur Kassiopeia" (1973) und seines ein Jahr später entstandenen Nachfolgers "Roboter im Sternbild Kassiopeia" kümmerte.

Der Plot um eine jugendliche sowjetische Raumschiffcrew, die sich aufgrund eines vermutlich von vernunftbegabten Lebewesen ausgesandten Funksignals auf eine Jahrzehnte dauernde Expedition zum Planeten Schedir im Sternbild Kassiopeia macht, ist natürlich blühender Unsinn. Welche normalen Eltern würden denn tatsächlich ihre 13jährigen Sprösslinge auf eine Reise ohne Wiedersehen schicken? Aber trotzdem, dies hat uns als begeisterte jugendliche Zuschauer nicht im Geringsten gestört. Im Gegenteil, man fieberte mit den Protagonisten mit und fand alles irre aufregend und spannend. Da gerade der erste Teil der Abenteuer über 20 Jahre nicht mehr im deutschen TV zu sehen war, stellt sich nunmehr als Erwachsener mit veränderten Sehgewohnheiten die Frage: Wirkt die alte Magie noch?

Zunächst einmal fällt die doch recht ideologielastige Grundhaltung des Films auf. Da wird selbstverständlich vor dem Abflug an der Kremlmauer salutiert und es herrscht im Allgemeinen ein recht belehrender Tonfall vor, der aus dem Mund von Frühpubertierenden doch etwas befremdlich und seltsam wirkt. Desweiteren handelt es sich beim Flug des Raumschiffs "Sarja" natürlich um ein rein sowjetisches Projekt, Angehörige anderer Nationen kommen nur als dümmliche Stichwortgeber bei einer internationalen Pressekonferenz vor. Aber der Film ist einfach ein Kind seiner Zeit, einer Ära purer Fortschritts- und Technikgläubigkeit. So ist die Handlung der Einführung zufolge im Frühsommer des Jahres 2007 (!) angesiedelt. Man glaubte von Autorenseite wohl, das Tempo der damaligen Raumfahrtentwicklung (zwischen dem ersten Sputnik-Flug und der amerikanischen Mondlandung lagen immerhin nur knapp 12 Jahre!) für die nächsten drei Jahrzehnte voraussetzen zu können. Nun, inzwischen wissen wir es besser...

Im Rückblick besonders interessant der vom "König der sowjetischen Schauspieler" Innokenti Smoktunowski dargestellte Charakter des "Sonderbeauftragten der Interplanetaren Behörde". Empfand ich diese Gestalt in Kindertagen als sehr störend, verblüfft mich heute geradezu die Ähnlichkeit zu den in der Serie "Star Trek - The Next Generation" (1987-1994) eingeführten "Q". Scheinbar mit omnipotenten Kräften, auftauchend und verschwindend nach Belieben, Zeit und Raum überwindend - John de Lancie hätte es nicht besser machen können!

Zwar vollführt die Logik des Geschehens mitsamt einigen physikalischen und astronomischen Fakten ein paar Bocksprünge, dies wird jedoch mit für die Entstehungszeit sehr guten Filmtricks wieder wettgemacht. Einige der Schwebeszenen in der Schwerelosigkeit scheinen tatsächlich "in echt" während eines Flugzeugparabelflugs entstanden zu sein, da keinerlei Haltedrähte zu sehen sind und die gesamte Kulisse etwas wackelt. Das Raumschiffinterieur versprüht Seventies-Schick in bunten Farben und die Filmmusik (sehr an Frank Sinatras "Strangers In The Night" angelehnt) versprüht eher Melancholie denn Weltraumbombast á la John Williams.

Die Bildqualität ist vertretbar, der Ton liegt in Stereo vor, allerdings gibt es ausschließlich die deutsche Sprachfassung - O-Ton-Fans gehen hier leer aus. Als Extras werden lediglich eine verzichtbare (weil lediglich aus Filmstandbildern bestehende) Galerie, Trailer für andere Filme der "Science Fiction Klassiker"-Edition und eine aus der russischen Wikipedia zusammengestoppelte Biographie des Regisseur Richard Wiktorow geboten.

Wahrscheinlich können Kids von heute mit diesem Film aufgrund des doch eher langsamen Erzähltempos nichts anfangen, in der Bundesrepublik aufgewachsene Erwachsene aufgrund der politischen Anklänge wohl auch nicht so recht. Aber einer gesamten Generation von DDR-Kindern und -Jugendlichen dürfte diese DVD eine kleine Zeitreise bereiten, wenn auch mit so mancher Schwäche. Das durchaus auch für sich funktionierende Sequel hat da deutlich mehr Klasse zu bieten.

Bewertung: 3 von 5

Donnerstag, 2. April 2009

Nun ja...

...da hab ich also am letzten Wochenende einmal halb (ohne Ton, da Geburtstagsfeier) und gestern mal wieder richtig Nationalmannschafts-Fußball geschaut. Halten wir einfach fest: 6 Punkte für die Quali, 6 Tore geschossen, keines bekommen, über den Rest schweigen wir besser. Erwähnenswert noch die gestrige Ohrfeige von Podolski für Ballack (Gründe hierfür derzeit noch unbekannt) und die wieder schreiend komischen Liveticker vom Portal 11Freunde.de zum Liechtenstein- und zum Wales-Spiel. Nachlesen und am Boden liegen!

Mittwoch, 1. April 2009

CD-Rezensionen (134): Elektric Music - Esperanto (1993)

(Cover: Amazon.de)

Es gibt bekanntlich einige Kraftwerk-Klone, die versuchen, den Pionieren des unterkühlten Elektroklangs im Sound und Songwriting möglichst nahe zu kommen. Dies ist oftmals albern bis peinlich und nicht näher erwähnenswert. Der Einzige, der so etwas straflos tun darf, ist Karl Bartos, von 1975-1991 selbst Mitglied des Düsseldorfer Klangkollektivs.

Zwar ist das Original nach einer endlos erscheinenden Album-Pause von 1986-2003 (das '91er Remix-Album zähle ich mal nicht dazu) wieder aktiv, aber in eben diese Funkstille stieß punktgenau 1993 Bartos mit seinem Mitstreiter Lothar Manteuffel (Ex-Rheingold). Unter Zuhilfenahme eines ganzen Arsenals von wohlvertrauten Klängen und Rhythmen sowie der Mitwirkung von Gastsänger Andy McCluskey (OMD) beim verträumten "Kissing The Machine" entstand so etwas wie das beste Kraftwerk-Album, das nicht von Kraftwerk stammt. Der Auftritt des Briten ist so etwas wie eine logische Konsequenz, beriefen sich OMD doch stets auf die deutschen Vorbilder als ihre originäre Inspirationsquelle.

Insgesamt gehen die ersten fünf Tracks deutlich eingängiger ins Ohr (mein Favorit hierbei das stark an "Musique Non Stop" erinnernde "TV") als der doch recht technoide Rest, der immerhin immer wieder durch bekannte Soundzitate aufgelockert wird. Alles in allem eine verkannte Rarität, gab es doch für "Esperanto" weder nennenswerten kommerziellen Erfolg noch ein Nachfolgealbum, da sich die Wege Bartos' und Manteuffels alsbald wieder trennten, auch wenn weitere Tonträger unter dem zum Verwechseln ähnlichen Namen "Electric Music" erschienen.

Bewertung: 4 von 5

Raúl Alfonsín †

(Foto: SPIEGEL.de)

Einer der wohl bedeutendsten politischen Figuren Lateinamerikas des 20. Jahrhunderts ist tot. Raúl Alfonsín, der erste demokratische Präsident Argentiniens nach der brutalen Militärdiktatur von 1976-1983, starb gestern kurz nach Vollendung seines 82. Lebensjahres an Lungenkrebs in Buenos Aires. Sein bleibender Verdienst besteht insbesondere darin, die Verantwortlichen für mindestens 12.000 verschwundene Zivilisten vor Gericht gestellt zu haben. Eine im politisch turbulenten Südamerika wirklich außergewöhnliche und mutige Tat, die auch in anderen Staaten des Kontinents Nachahmer finden sollte.