Montag, 31. August 2009

Landtagswahlen-Nachklapp

Gestern also vier Wochen vor der anstehenden Bundestagswahl die Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und im Saarland. Als Gewinner muß man wohl zweifelsfrei die LINKEN und die FDP betrachten, mit einigen Abstrichen auch die Grünen. Auf mein Bundesland bezogen heißt es in Kurzform: CDU bleibt stark, wenn auch mit dem schlechtesten Ergebnis seit 1990, SPD lächerlich schwach und damit raus aus der Regierung, da die FDP stark zulegt und es für schwarz-gelb reicht. Die NPD verliert zwar, kommt aber dennoch wieder ins Parlament. Ganz schlimm: Wahlbeteiligung gerade einmal 52 Prozent. Insgesamt hätte ich mir also sehr vieles ganz anders gewünscht...

Urlaubsfotos (V und Schluß)

Mit etwas Verspätung nun noch der Rest vom Schützenfest. Hier gibt es die Bilder der letzten drei Tage kompakt zusammengefasst. Also nochmal Bilder der Seebrücke in Prerow, Fotos einer Solo-Radtour nach Ahrenshoop, wobei ich mitten im Darßwald am Grab des Freiherrn Ferdinand von Raesfeld vorbeikam und zum Abschluß noch einige Bilder von "Karl's Erlebnisdorf" in Rövershagen bei Rostock, das wir auf unserer Heimfahrt besuchten.

Freitag, 28. August 2009

Günter Kießling †

(Foto: Wikipedia)

Die sogenannte "Kießling-Affäre" in den 80er Jahren war einer der größten politischen Skandale der alten Bundesrepublik. Dervöllig haltlos der Homosexualität und damit der Erpressbarkeit beschuldigte Viersternegeneral Günter Kießling wurde vom damaligen Bundesverteidigungsminister Manfred Wörner (CDU) vorzeitig in den Ruhestand verabschiedet, dieser Vorgang mußte aber nach der Entkräftung der Vorwürfe wieder rückgängig gemacht werden, bevor Kießling kurz darauf mit einem Großen Zapfenstreich auf eigenen Wunsch ehrenhaft entlassen wurde. Heute starb der Militär im Alter von 83 Jahren in Rendsburg.

Buch-Rezensionen (157): Kirsten Schielke, Birgit Vitense, Harald Larisch - Was machen wir morgen, Mama? (2009)

(Cover: Amazon.de)

Auf reichlich 90 Seiten im nicht ganz optimalen (da etwas zu großen) Format geben die 3 Autoren etwa 80 Tips für Ausflüge und Sehenswürdigkeiten, die sich speziell an Familien mit Kindern richten. Letztere sollten mindestens 3 bis 5 Jahre alt sein, da sich der Hauptteil der Empfehlungen erst für Nachwuchs ab dieser Altersklasse eignet. Ausnahmen, die auch die Kleineren ansprechen, finden sich beispielweise mit diversen Tierparks, dem Erlebnisdorf "Karl's" in Rövershagen bei Rostock oder dem "Möwentreff" in Prerow. Je nach Urlaubsort können sich die beschriebenen Ideen als ganze Tagestouren gestalten, reichen die im Reiseführer enthaltenen Ziele doch von Warnemünde bis hinter Barth bzw. bis ins Ostseevorland um Bad Sülze. Rechnet man da den dichten Reiseverkehr in diesem Tourismuszentrum mit ein, ist gute Zeitplanung ein Muß.

Auch wenn die eigentlichen Atttraktionen in eher wenigen Sätzen kurz vorgestellt werden, erfährt man doch in den kleingedruckten Informationsleisten am Rand jede Menge nützlicher Fakten, die von Öffnungszeiten, Eintritts- und Parkgebühren, Internetadressen bis hin zur Tauglichkeit für Kinderwagen und anderen Dingen mehr reichen. Ein Anhang mit einem kurzen Rostocker Veranstaltungskalender sowie Adressen von Surf- und Segelschulen bzw. Reiterhöfen rundet das Angebot ab.

Von den beworbenen Gutscheinen (ausgewiesener Gesamtwert: 29,40€, nicht wie bei Amazon genannt, 40€) sollte man freilich keine Wunderdinge erwarten. Etwas Kleinkram, wie eine Kinder-Sonnenblende im Rostocker Zoo oder kleinere Rabattbeträge bei Eintrittskarten, das war's. Aber nur deswegen sollte man dieses durchaus nützliche und informative Buch ohnehin nicht kaufen.

Bewertung: 4 von 5

Donnerstag, 27. August 2009

DVD-Rezensionen (157): WM-Klassikersammlung, Ausgabe 23 - Viertelfinale 1986 BR Deutschland-Mexiko (4:1 n. E.) (2006)

(Cover: Amazon.de)

Im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland veröffentlichte die "BILD am Sonntag" zusammen mit dem Sammelserien-Spezialisten DeAgostini eine ursprünglich auf 30 Ausgaben angelegte, dann aber mit den hinzugefügten sieben Spielen der DFB-Elf bei der WM auf 37 DVDs erweiterte Reihe, die große Partien der deutschen Elf bei Weltmeisterschaften sowie einige Klassiker ohne deutsche Beteiligung in nicht-chronologischer Reihenfolge enthielt. Allen Scheiben war ein Begleitheft mit weiterführenden Informationen über Vorgeschichte, Hintergründe sowie statistischen Elementen wie Aufstellungen etc. beigefügt.

Gleiche Paarung wie in der vorausgegangenen Ausgabe der Klassikeredition, ganz andere Voraussetzungen. Mexiko im eigenen Land mit starken Spielen und völlig zu Recht im Viertelfinale, während sich Deutschland (wieder einmal) mit Ach und Krach hineinkämpfte und sich erst ab diesem Spiel steigerte. Das Ergebnis ist bekannt - Vizeweltmeister hinter Argentinien.

Manchmal erstaunt es mich, welche kühnen Schlüsse in der beiliegenden Dokumentation gezogen werden, die bei genauerer Betrachtung wohl einen sehr wahren Kern haben. Beim Belgien-Spiel war das schon einmal so, hier lautet die Theorie, dass Deutschland ohne diesen Sieg über Mexiko höchstwahrscheinlich vier Jahre später nicht Weltmeister gewesen wäre, da Franz Beckenbauer nach einem Viertelfinal-Aus das Handtuch geworfen hätte. So hatte er Zeit und Ruhe, an der Mannschaft zu arbeiten. Da ist was dran...

Das Spiel an sich ist sicherlich nicht hochklassig, aber spannend und dramatisch. Speziell ab der zweiten Halbzeit und dem (in meinen Augen berechtigten) Platzverweis für Berthold, der hier in jungen Jahren eine Visitenkarte seines ihm auch später anhaftenden Images gab. Also am Einsatz gab's da ganz und gar nichts auszusetzen. Und ich habe das mexikanische Klima selbst schon mal erlebt, kaum vorstellbar, da auch noch mehr als 120 Minuten Fußball zu spielen!

Bei zwei Aktionen habe ich einmal zur "Privatzeitlupe" per Standbild gegriffen, zum einen in Halbzeit eins, als Kommentator Eberhard Figgemeier einen Durchbruch von Hugo Sánchez als "bis hier oben nach Abseits riechend" einsortierte, womit er ganz schön daneben lag. Und zum zweiten beim Strafraumfall des gleichen Akteurs in der zweiten Halbzeit. Schwer zu sagen, ob er von Jakobs gestoßen wurde oder nicht. Sagen wir es einmal so: Ein Rudi Völler hat für so eine Aktion im Finale 1990 einen Strafstoß zugesprochen bekommen...

Apropos Sánchez: Ich habe selten so einen hinterhältigen Treter gesehen, der mit Fouls arbeitete, die man maximal noch einem Verteidiger, niemals aber einem Stürmer zutrauen würde. Mag sein, dass er der beste mexikanische Spieler aller Zeiten und ein Nationalheld ist, aber mit dieser Art und Weise gewinnt man bei mir keinen Sympathiepreis.

Die DVD ist mit knapp 215 Minuten proppenvoll gestopft, da gibt es einen ausführlichen Vorbericht inklusive einer kurzen Zusammenfassung des "Jahrhundertspiels" Brasilien gegen Frankreich (Ausgabe Nummer 27 der WM-Klassikersammlung), Interviews beim Stadtbummel mit Briegel und Förster und bei der Vorstellung des Gegners das Sensationstor von Negrete gegen Bulgarien. Schön, das mal auf DVD zu haben!

Im Studio ein Harry Valérien mit damals wohl topmodischen Bundfaltenhosen in Karooptik (auch an Franz Beckenbauer und Mexikos Coach Bora Milutinović zu bewundern) verstärkt von Otto Rehhagel, Rinus Michels, Dettmar Cramer und ab der Pause auch Rainer Bonhof. Auch nach dem Spiel kurze Interviews mit dem ganz starken Schumacher, Jakobs, Littbarski und Franz Beckenbauer - ja so umfangreich hätte ich mir jede DVD gewünscht!

Der "übliche" Fehler im Heft beschränkt sich hier darauf, dass man das Fernsehstudio der ARD zuordnet, dabei sind Harry Valérien und Rolf Töpperwien doch ZDF-Urgesteine...

Bewertung: 3 von 5

CD-Rezensionen (156): The Art Of Noise - In No Sense? - Nonsense! (1988)

(Cover: Amazon.de)

Dieses Album aus dem Jahr 1988 wird wahrscheinlich immer mein Favorit der Briten bleiben, habe ich doch einen ganz persönlichen Bezug zu diesem Meisterwerk des Samplings und der Soundcollagen. Ich besuchte zu dieser Zeit gerade die 10. Klasse und im Vorfeld unserer Prüfungen ging es in einigen Unterrichtsstunden für DDR-Verhältnisse geradezu entspannt und liberal zu. So auch, als uns unsere Musiklehrerin (wie in jedem Jahr einmal) dazu aufforderte, unsere aktuelle Lieblingsmusik mitzubringen und den Mitschülern vorzuspielen. Mein Tape nahm sie schon mit einem etwas skeptischen Gesichtsausdruck entgegen, hatte ich doch im Vorjahr "Full Metal Jacket" von Abigail Mead und Nigel Goulding aus dem Soundtrack des gleichnamigen Films angeschleppt. Diesmal hatte ich nun eben Art of Noises aktuelles Album im Gepäck, das ich gerade frisch aus dem Radio aufgenommen hatte, denn um so etwas wie Urheberrecht scherte man sich beim Jugendsender DT64 bekanntlich nicht wirklich. Um es kurz zu machen: Die Gesichtszüge von Madame entgleisten wieder bereits bei den ersten Geräuschen von "Galleons Of Stone"...

Kein Wunder, hantierten die englischen Studiocracks doch wieder mit spektakulären Sounds, so wird das bereits erwähnte erste Stück des Albums von einer Art verfremdeter Lokomotiven-Sirene eröffnet, Motorengeräusche und Dampfmaschinenzischen folgen. Die Single "Dragnet" covert das (oder besser: spielt mit dem) Thema der gleichnamigen bekannten Krimiserie.

Um die ganze Vielfalt dieser Platte zu erfassen, reicht es fast schon aus, die Tracks drei bis fünf am Stück zu hören. "Fin du Temps", ein hektischer, vorwärtsstürmender Stampfer mit gesampelten Hörnern geht abrupt in der nur etwa 50 Sekunden langen Klangcollage "How Rapid" auf, die in das wunderbar atmosphärische Ambient-Stück "Opus For Four" einbiegt. Wer schon "Moments In Love" aus dem Jahre 1984 mochte, wird auch dieses Stück lieben!

"Debut" ist fast schon ein Stück Klassik, aber Zeit zum Ausruhen bleibt nicht, denn das verrückt-schräge "E.F.L." (Grobbeschreibung: "Peter Gunn" meets Flugzeug- und Telefongeräusche featuring TRIO) nagelt einen mit seinen Sample-Absurditäten und trotzdem wunderbar relaxtem Groove vor die Boxen. Und auf diesem hohen Niveau geht es nahtlos weiter, wie beispielsweise das den Introtrack zitierende "A Day At The Races", das traumhafte "Ode To Don José" oder die mit Kirchenchorklängen arbeitenden "Counterpoint" und "Nothing Was Going To Stop Them Then, Anyway".

Definitives Highlight des letzten CD-Drittels ist aber eindeutig "Crusoe". Sollte jemand musikalische Untermalung einer Diashow von Urlaubsfotos benötigen - hier wird er fündig. Reichlich dreieinhalb Minuten pure Schwerelosigkeit, wenn man mal vom völlig unerwarteten Ende absieht.

Mit dem von World Music beeinflussten "One Earth" klingt ein bärenstarkes Album der musikalisch doch eher mäßigen Spät-Achtziger aus. Unbedingter Kauftip!

Bewertung: 5 von 5

Mittwoch, 26. August 2009

Edward Kennedy †

(Foto: tagesschau.de)

Eine amerikanische Politiklegende ist tot. Senator Edward "Ted" Kennedy, der jüngere Bruder des 1963 ermordeten US-Präsidenten John F. Kennedy und des 1968 ebenfalls erschossenen Präsidentschaftskandidaten Robert F. Kennedy, verstarb gestern im Alter von 77 Jahren im Kreise seiner Familie in Hyannis Port an einem Hirntumor. Damit ist auch das letzte männliche Mitglied der zweiten Kennedy-Generation nicht mehr am Leben. Erst am 11. August war seine ältere Schwester Eunice Shriver (die Schwiegermutter Arnold Schwarzeneggers) im Alter von 88 Jahren verstorben.

Neben seinen unbestreitbaren Verdiensten um die USA und seine Demokratische Partei bleibt auch der sogennante "Chappaquiddick Incident" im Gedächtnis, der wahrscheinlich seine Präsidentschaftskandidatur vereitelte.

Kennedy tat sich zuletzt als engagierter Wahlkämpfer für Barack Obama hervor, war jedoch ab Mai 2008 in medizinischer Behandlung. Eine prägende politische Persönlichkeit der letzten Jahrzehnte ist nicht mehr - R.I.P..

Toni Sailer †

(Foto: tagesschau.de)

Mit Anton "Toni" Sailer ist vorgestern eine von Österreichs größten Ski alpin-Legenden (1999 zu Österreichs "Sportler des Jahrhunderts" gewählt) im Alter von 73 Jahren einem Kehlkopfkrebsleiden erlegen. Der dreimalige Olympiasieger von 1956 und siebenfache Weltmeister startete nach seinem schon im Alter von 22 Jahren erfolgten Rücktritt vom Leistungssport eine erfolgreiche Film- und Fernsehkarriere als Schauspieler. Ein ganz Großer des Wintersports ist gegangen, R.I.P..

Fred Gertz, Les Paul, Kim Dae-jung †

Bevor es zwei aktuelle Todesfälle zu vermelden gibt, ein paar Nekrolog-Nachträge, die in meine Urlaubszeit fielen.

Am 09. August starb der Schlagertexter Fred Gertz, der in der DDR für Texte der Hits "Sagte mal ein Dichter" von Holger Biege, "Sag ihr auch" von Gerd Christian, "Die Sprache der Liebe ist leis" von Frank Schöbel oder "Heute bin ich allein" von Reinhard Lakomy verantwortlich zeichnete, im Alter von 75 Jahren bei einem Badeunfall im Lehnitzsee bei Oranienburg.

(Foto: die-mark-online.de)

Am 13. August verstarb die amerikanische Gitarrenlegende Les Paul im Alter von 94 Jahren. Ein Bastler und Tüftler, mehr oder weniger der "Erfinder" der E-Gitarre, nicht umsonst von der Herstellerfirma Gibson mit einem legendären, von ihm selbst entworfenen, Modell geadelt.

(Foto: SPIEGEL.de)

Am 18. August erlag der frühere südkoreanische Präsident und Friedensnobelpreisträger Kim Dae-jung im Alter von 83 Jahren in Seoul einer Lungenentzündung. Besondere Verdienste erwarb sich Kim beim Kampf um die Wiederherstellung demokratischer Verhältnisse nach dem Militärputsch von 1980 sowie bei der Annäherung an Nordkorea  ("Sonnenscheinpolitk"), wofür ihm 2000 der Friedensnobelpreis verliehen wurde.

(Foto: Focus.de)

Dienstag, 25. August 2009

Buch-Rezensionen (156): Volker Kluge - Das große Lexikon der DDR-Sportler (2000)

(Cover: Amazon.de)

Es kommt wahnsinnig selten vor, dass ich mich über ein Buch ärgere, noch viel weniger, dass mich ein gedrucktes Werk richtig wütend macht. "Das große Lexikon der DDR-Sportler" von Volker Kluge ist ein derartig rarer Fall. Per Zufall auf dem Bücherbord meines diesjährigen Feriendomizils entdeckt, griff ich neugierig danach, begeisterte mich doch der Sport und seine Heroen schon seit Kindertagen. Die ersten großen internationale Wettkämpfe, an die ich mich als TV-Zuschauer bewußt erinnern kann, sind die Nordischen Skiweltmeisterschaften 1978 im finnischen Lahti - damals war ich gerade 6 Jahre alt.

Ob nun Friedensfahrt, Vierschanzentournee oder die internationalen Meisterschaften in diversen Sportarten, als DDR-Kind kam man gar nicht daran vorbei, sich dafür zu interessieren, wenn nicht gar zu begeistern. Einige der Aktiven wurden zu Idolen, wie man heute weiß, zum Teil mit unlauteren Methoden. Dieses Buch widmet sich in 1000 Kurzporträts ausgewählten Sportlern, in dieser erweiterten Auflage auch mit bei Drucklegung aktuellen Informationen zu deren späteren Lebensweg nach den politischen Umwälzungen der frühen 90er Jahre. Klingt erst einmal vielversprechend - wo liegt also das Problem?

Normalerweise gehören in ein Buch, das laut Titel für sich einen enzyklopädischen Anspruch reklamiert, Fakten, Daten, Informationen und sonst gar nichts. Hier aber hat man es neben recht albernen Floskeln wie z.B. "im Jahre 19XX platzte aber bei ihm der Knoten" mit zum Teil bissigen oder gar gehässigen Kommentaren zu tun, wenn dem Autor danach zumute ist und dies passiert oft und gern. Besonders auffallend: Häufig handelt es sich um Sportler, die entweder im Zuge der Dopingaufarbeitung in den 90er Jahren als Zeuge oder gar Nebenkläger aufgetreten oder aber um Personen, die in ihrer Karriere nach der Wende den Weg in die wirtschaftliche Selbstständigkeit gegangen sind. Eins ins Stammbuch des Herrn Kluge: wenn sich ein Jens Weißflog 1998 an einer Unterstützerkampagne für die (bekanntlich gescheiterte) Wiederwahl des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl beteiligt, dann ist das zuallererst einmal seine Privatsache. Ihm im süffisanten Ton mit dem Hinweis auf seine frühere Volkskammer-Abgeordnetentätigkeit für die FDJ zu kommen (wie auch in den Fällen Heike Drechsler und Katarina Witt zelebriert) ist ganz schlechter Stil. Bei den bereits erwähnten Dopingzeugen/-nebenklägern (die en passant als mehr oder weniger als von der BILD-Zeitung gesteuerte Objekte gezeichnet sind) werden wie im Fall der Schwimmerin Rica Reinisch ganz genüsslich abgebrochene Ausbildungen, Ehescheidungen und ähnlich diskreditierende Dinge aufbereitet. Das hat mehr als nur ein Geschmäckle. So heißt es ferner über die als Spätfolge des Anabolika-Dopings mittlerweile als Mann lebende Kugelstoßerin Heidi (Andreas) Krieger, dass "sie/er nach der Operation häufiger Gast in Unterhaltungs(!)shows" war.

Das Faß zum Überlaufen brachte aber ein Satz, der mich fast versuchte, dass Buch in die Ecke zu donnern. Der Zehnkampf-Olympiasieger von 1988, Christian Schenk, der nach der Wende eine mehrjährige Tätigkeit beim ZDF ausübte, bevor er, um eine eigene Firma zu gründen, in seine alte Heimat zurückkehrte, wird mit dem Satz "Doch sein Versuch, möglichst schnell ein Wessi zu werden, schlug fehl" bedacht. Unglaublich! Hier und in einigen anderen Fällen ist der ehemalige Pressechef des NOK der DDR deutlich zu weit gegangen; dass der von mir sonst sehr geschätzte Schwarzkopf & Schwarzkopf-Verlag so ein Machwerk veröffentlichte, kann ich nach wie vor nicht fassen.

Jammerschade, dass diese Ausfälle viele im Buch aufgeführte und nach wie vor von mir sehr respektierte und bewunderte DDR-Sportler mit in den Sumpf ziehen. Tragische Schicksale, wie die des Radsportlers Detlef Macha oder des Fußballers Reinhard Lauck, bleiben somit nur Fußnoten in diesem sowohl sprachlich als auch moralisch unterirdischem Buch.

Bewertung: 1 von 5

Montag, 24. August 2009

Urlaubsfotos (IV)

Mit etwas Verspätung hier die Bilder des fünften Urlaubstages, hauptsächlich aufgenommen auf meiner Solowanderung vom Prerower Nordstrand bis zum inzwischen geschlossenen Nothafen, über den Rundwanderweg am Darßer Ort zum Leuchtturm, diesen den urigen Weststrand entlang etwa 2 Kilometer hinter sich lassend und durch den Darßwald wieder zurück nach Prerow. Laufstrecke gesamt etwa 16-18 Kilometer.

Samstag, 22. August 2009

Urlaubsfotos (III)

Hier nun die Bilder vom letzten Donnerstag. Ich hab mir, während Göttergattin und Sohnemann ein Mittagsschläfchen hielten, das Fahrrad geschnappt und bin um den Bodstedter Bodden herum über Wieck nach Born geradelt. Dort hab ich mir die Fischerkirche und den dazugehörenden Friedhof angeschaut und bin dann auf dem Rückweg einem aufziehenden Unwetter entkommen. 

Nachmittags sind wir über den Prerower Friedhof und um die Seemannskirche geschlendert, ich konnte also mal wieder meinem Hang zu morbiden Fotos frönen.

Freitag, 21. August 2009

DVD-Rezensionen (156): Cars (2006)

(Cover: Amazon.de)

Größer hätte der Gegensatz gar nicht sein können. Nach ihrem mit "The Incredibles - Die Unglaublichen" bis dato erwachsensten und vor allem düstersten Film ließen die PIXAR ANIMATION STUDIOS das wohl am ehesten hauptsächlich Kinder ansprechendene Werk ihres Schaffens folgen: "Cars". Technisch wie immer über jeglichen Zweifel erhaben, hakt es doch bei der deutlich bemerkbar vom Michael J. Fox-Film "Doc Hollywood" inspirierten Handlung gewaltig.

Lightning McQueen ist ein schnöseliger Nachwuchs-NASCAR-Racer, der dennoch mit einigem Erfolg in der Serie unterwegs ist. Auf dem Weg zu einem entscheidenden Rennen in Kalifornien rollt er schlafend und unbemerkt aus seinem Transport-Truck und findet sich orientierungslos in der gottverlassenen Kleinstadt Radiator Springs wieder, deren Bewohner (wie alle Charaktere des Films Fahrzeuge) durch eine vor Jahren gebaute Umgehungsstraße praktisch unbemerkt von der Außenwelt leben. McQueen wird dazu verdonnert, die von ihm beschädigte Dorfstraße zu reparieren und muß einiges über sich, das Leben und moralische Werte lernen, ehe er wieder in seine gewohnte Umgebung zurückkehren kann.

Klingt unspektakulär - ist es im Grunde genommen auch. Wäre nicht die originelle Idee, Autos in jeglicher Form als Protagonisten zu verwenden (sehr witzig: trottelige Traktoren als Kühe, die man auch mal im Schlaf umschubsen kann), würde man nur schwerlich etwas nicht schon zigfach Gesehenes bewerten können. So bleibt ein gewisses Maß an Innovation und spielerischer Leichtigkeit erhalten. Damit und natürlich dem satten Bild und Ton kann die DVD eindeutig punkten.

Dürftiger sieht es schon darüber hinaus aus. "Cars" ist mit 116 Minuten eindeutig zu lang (alle übrigen PIXAR-Filme sind kürzer), dies verursacht sich quälend hinziehende Szenen mit geradezu bleiernen Dialogen. Der moralische Zeigefinger ist arg bemüht oben, dies nervt doch beträchtlich, wahrscheinlich macht sich hier der Einfluß des als sehr konservativ verschrieenen Publishers DISNEY bemerkbar.

Desweiteren hat die deutsche Fassung eine bestenfalls als mäßig zu bezeichnende Synchronisation spendiert bekommen, in der in diversen kleineren Rollen der bekannte Name mehr zählt als ein gewisses Talent für den Sprecherjob. Michael Schumacher als Ferrari F430 kann man noch akzeptieren, spricht er die Mini-Rolle doch auch im Original. Was aber seine Schwägerin Cora oder Franziska van Almsick für diese Aufgabe qualifizierte, dürfte das Geheimnis der Besetzungsagentur bleiben. Absoluter Tiefpunkt allerdings Niki Lauda als Plymouth Superbird "The King". Grausam! Ein Glück, dass man mit Rick Kavanian ein wahres Synchronisations-Multitalent verpflichtete. Sein von ihm gesprochener Fiat Nuova 500 Luigi und dessen Gehilfe, der Isetta-Gabelstapler Guido sind für mich die eigentlichen Stars des Films. Knuffig und mit unschlagbarem italienischen Charme.

Selbst die Single-Disc-Ausgabe der DVD bietet dennoch eine recht ansprechende Menge an Bonusmaterial. Neben zusätzlichen Szenen und diversem Kleinkram finden sich mit "Die Einmannband" und "Hook und das Geisterlicht" gleich zwei der für die kalifornische Animationsschmiede typischen Kurzfilme auf dem Silberling. Gerade ersterer ist zum Schießen, nicht umsonst 2006 für den Oscar nominiert!

"Cars" ist sicherlich kein Totalausfall, muß sich aber in der Hierarchie der PIXAR-Filme sehr weit hinten anstellen. Das Bonusmaterial und großartige Bild- und Tonqualität retten die Mittelwertung.

Bewertung: 3 von 5

Donnerstag, 20. August 2009

Urlaubsfotos (II)

Hier gibt es die Bilder des insgesamt dritten Tages. Diesmal nicht so viele, weil wir uns entschlossen, ob des schlechten Wetters am Vormittag am Nachmittag nach Stralsund zu fahren (wo das Wetter dann wieder bestens war) - insgesamt keine gute Entscheidung. Erstens wurde ich hinter Barth geblitzt, zweitens fand ich 14 Euro Eintritt pro Nase (zuzüglich einem Euro für die ziemliche sinnlose Fotoerlaubnis) anbetracht des Gebotenen im Ozeaneum ziemlich dreist. Wäre man doch bloß ins good old Meeresmuseum gegangen...

Die mit großem Tamtam beworbene begehbare Aquariumröhre ist lächerlich, weil gerade mal ein paar Schritte lang. Wir mir eine Bekannte kürzlich schrieb - das ist ein Aquarium!

Darüber hinaus hat es mir noch meine Sonnenbrille zerlegt, alles in allem also ein teurer und ziemlich miserabler Tag.

Mittwoch, 19. August 2009

Urlaubsfotos (I)

So...die Bilder des ersten Urlaubstages sind bearbeitet und hochgeladen.

Zur Erläuterung: vormittags Besuch der Prerower Seebrücke, nachmittags Fahrt mit Schaufelraddampfer-Nachbau auf den Prerowstrom über den Bodstedter Bodden bis zur Meiningenbrücke und zurück. Abends bin ich mit dem Rad nochmal zur Hohen Düne gefahren und hab ein wenig beim Sonnenuntergang geknipst.

Dienstag, 18. August 2009

CD-Rezensionen (155): Die Ärzte - Ab 18 (1987)

(Cover: Amazon.de)

Hört man sich die mit einer Indizierung der damals noch "Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften" betitelten Behörde (heute: Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien) mit den Ohren aktueller Zeiten einmal an und vergleicht das mit dem Output der derzeitigen Hip Hop- oder z.T. auch Rockszene, dann bemerkt man schon ein wenig, dass vieles, was damals stante pede im BPjS-Giftschrank landete, heute keinen Indizierungs-Hund mehr hinter dem Ofen hervorlockt. Um heute noch in ähnlicher Weise wie Die Ärzte aus Berlin (auuuus Berlin!) zu provozieren, muss man schon ungleich härteres Geschütz auffahren.

Daher ist diese 1987 erschienene Mini-LP der Herren Doktoren eher als kurioses Sammelsurium ihrer Skandalsongs denn als ernsthaftes musikalisches Werk zu betrachten, auch wenn mit "Sie kratzt, sie stinkt, sie klebt", "Helmut K." und "Claudia II" gleich drei neue Songs für diesen in weiser Voraussicht in einer Art Selbstindizierung mit "Ab 18" betitelten Tonträger aufgenommen wurden.

Musikalisch gibt es den für die frühen Jahre typischen Wave- und Funpunk-Sound der Band zu hören, textlich reicht die Bandbreite von mangelnder Körperhygiene, Zoophilie, Inzest, BDSM bis Horror, also die gesamten Zutaten, für die in der Skandalphase der Band nahezu komplett Farin Urlaub verantwortlich zeichnete. Mein persönlicher Favorit unter den sieben Tracks von etwas mehr als 21 Minuten Spieldauer: "Sweet Sweet Gwendoline".

Bewertung: 3 von 5

Montag, 10. August 2009

Sonntag, 9. August 2009

Buch-Rezensionen (155): In den Bergen Dalmatiens (1965)

(Cover: Amazon.de)

Im dritten Sammelband der Runkel-Reihe treffen Dig, Dag und Ritter Runkel auf die hartnäckigsten Gegner dieser Hauptserie - die Teufelsbrüder. An Bord des venezianischen Handelschiffs "Mirabella" werden sie an der Küste Dalmatiens in eine ausgeklügelte Falle dieser Seeräuberbande gelockt, die sich der Burg des serbischen Ritters Janos Koloda in dessen Abwesenheit bemächtigt haben. Nicht nur, dass die Protagonisten ihrer bequemen Reisegelegenheit in Richtung Orient beraubt werden - nun haben sich die Digedags auch noch um die Rettung einer von den Teufelsbrüdern gefangen gehaltenen morgenländischen Prinzessin zu kümmern. Die gemeinsame Flucht führt sie in Richtung der byzantinischen Grenze, wo eine Riesenüberraschung auf Dig und Dag wartet: eine Spur ihres verschollenen Gefährten Digedag! Doch die Teufelsbrüder sind ihnen nach wie vor dicht auf den Fersen...

Bunt und turbulent geht es in diesen original zwischen Juli und Dezember 1965 erschienenen MOSAIK-Heften zu. Mit den Teufelsbrüdern werden herrlich fiese Gegenspieler eingeführt, die in ihrer Trotteligkeit dennoch aber immer wieder für einen Lacher gut sind. Immerhin bis zum Septemberheft 1967 blieben Bogumil und seine Kumpane wichtige Bestandteile der Runkel-Serie.

Die Abenteuer an der Adriaküste sind spannend und kurzweilig erzählt, wie immer weitestgehend gewalt- und ideologiefrei und bieten mit der im letzten Heft dieses Buches auftauchenden "Strafakte Digedag" eine die Handlung auflockernde Unterbrechung und einen prima Cliffhanger zum nächsten Nachdruck-Band. Hier gibt es nix zu meckern oder zu diskutieren - Höchstwertung!

Bewertung: 5 von 5

Freitag, 7. August 2009

DVD-Rezensionen (155): Fitzcarraldo (1982)

(Cover: Amazon.de)

Edel kommt sie daher, die vierte, vorletzte und wohl beste Zusammenarbeit des explosivsten Duos des deutschen Films. Die zwei DVDs stecken in einer grafisch sehr ansprechenden aufklappbaren Papphülle, die sich mitsamt einem Nachdruck von Werner Herzogs Produktionsnotizen in einem ebenfalls sehr schicken Schuber befinden. Wahrlich eine angemessene Aufmachung für ein Meisterwerk!

"Fitzcarraldo", unter riesigen Strapazen im peruanischen Dschungel gedreht, erzählt die Geschichte des von den Einheimischen "Fitzcarraldo" genannten Iren Brian Sweeney Fitzgerald (Klaus Kinski), der - besessen von der Idee, im Urwaldkaff Iquitos ein Opernhaus zu errichten - einen ganzen Flußdampfer von Indios über einen Berg ziehen lässt, um in den boomenden Kautschukhandel einzusteigen, da dieser seinen Lebenstraum finanzieren soll.

Dieser Film ist vor allem eins: unfassbar. Werner Herzog trotzte allen Widrigkeiten wie Geldmangel, Chaos und Entbehrungen bei der Produktion, dem Ausfall seines eigentlichen Hauptdarstellers Jason Robards, wodurch nach einem fast zur Hälfte fertiggedrehten Film wieder von vorn begonnen werden mußte, nun aber mit Herzogs "Hassliebe" Klaus Kinski in der Titelrolle. Alleine für die Tatsache, dies alles durchgestanden und darüber hinaus noch eine Sternstunde des deutschen und internationalen Autorenfilms abgeliefert zu haben, gebührt dem Regisseur höchster Respekt.

Neben dem Hauptfilm lohnt es sich ungemein, aufgrund der beigefügten 90minütigen Dokumentation Les Blanks "The Burden Of Dreams/Die Last der Träume" zu dieser 2DVD-Edition zu greifen. Man bekommt einen fantastischen Einblick hinter die Kulissen der Dreharbeiten, erahnt die Schwierigkeiten bei Klima, Technik und Logistik und darf Herzogs intelligenten philosophischen Überlegungen lauschen. Die gezeigten Szenen aus der ersten Drehfassung des Films lassen zudem erahnen, welche Bereicherung Rolling Stones-Frontmann Mick Jagger in der Rolle des geistig minderbemittelten Wilbur für das Endprodukt gewesen wäre. Dass Jagger beim "2. Anlauf" terminlich verhindert war und seine Rolle daher komplett gestrichen wurde, darf als ganz eigene Tragik dieses Projekts gewertet werden.

Was die Doku allerdings elegant ausblendet: wie üblich krachte es während der irrsinnig anstrengenden Zeit im Amazonas-Dschungel gewaltig zwischen den beiden Antipoden Herzog und Kinski. Das Getobe des Mimen ging bekanntlich soweit, dass sich die als Komparsen angeheuerten Ureinwohner erboten, Kinski für Herzog zu töten. Um dies auch anhand von Bild und Ton nachvollziehen zu können, sei an dieser Stelle Herzogs fantastsischer Dokumentarfilm "Mein liebster Feind" empfohlen.

Bild und Ton der DVD sind zwar keine Referenzklasse, dies ist hier aber auch gar nicht der Anspruch. Dafür entschädigen großartige Landschaftsaufnahmen, ein entfesselter Kinski, eine monumentale Materialschlacht von geradezu katharsischer Wucht, kurz gesagt: einer der wohl besten deutschen Filme aller Zeiten!

Bewertung: 5 von 5

Donnerstag, 6. August 2009

Links, 2, 3, 4... (011)

Comics waren in der DDR ein eher verpöntes, weil westliches, Kulturgut. Daher firmierten sie auch unter dem etwas sperrigen Titel "Bildergeschichten" und fristeten ein eher geduldetes Dasein, wenn sie nicht gleich politisch-propagandistischen Charakters waren. Dennoch brachten es einige Erscheinungen, wie das legendäre MOSAIK, zu beträchtlicher Popularität. Eine Seite, die sich der Geschichte, Vielfalt und Entwicklung der Materie widmet, ist ddr-comics.de. Dort werden Hefte und Zeichner vorgestellt, sowie zahlreiche Bildbeispiele präsentiert. Auch in DDR-Zeitschriften veröffentlichte Werke ausländischer Autoren finden Erwähnung. Ideal zum Stöbern, Lernen und Erinnern!

Mittwoch, 5. August 2009

Nachtgedanken (068)

Heute wieder einmal etwas für den Erotomanen in uns. Bruno Ertler (1889-1927) zeichnet als Autor für "Liebesnacht" verantwortlich. Viel Vergnügen...

Es gibt keine Welt –
es gibt keinen Tod –
kein drängendes Irren mehr
und kein Morgen-Erwarten.

Reiner Bereitschaft zuckendes, großes „Ja!“
hüllt uns in jauchzende Brände
wollender Kraft –
und der Rausch, der aus uns aufloht,
reißt mit heilig frevelnder Gebärde
den glühenden Schöpferstab
aus der Hand Gottes
und zieht einen funkelnden Bannkreis
um unser Lager.

Aufschäumende, du!
Acker von Frühlingserde
unter dem ersten Pflug!

Sieh: Meines Denkens formender Wille
ist ein schöpfendes Dich-Gestalten
aus dem Anfang der Welt –
der reißende Schlag meiner heißen Adern
tönt das Urlied vom Garten Eden in meine Schläfen:

„Zwei Menschen waren allein auf aller Erde
und waren Form.
Doch da Liebe sie überfiel,
bäumte sich ihnen Lust und Schmerz
in einem begehrend feindlich umschlingenden,
in wilder Einheit endlos verklingenden
einzigen Schrei –
und sie lebten!“

Es gibt keine Welt –
kein Morgen mehr –
keinen Tod –
keine Frage –
nur tiefer Einheit volle Ewigkeit.

Dienstag, 4. August 2009

Nachtgedanken (067)

Heute wieder aufgrund meiner Frühschicht zu zeitiger Stunde. Christian Morgenstern (1871-1914) ist hauptsächlich für seine bizarr-absurden Gedichte bekannt geworden. Doch der gebürtige Münchener hatte weitaus mehr zu bieten. Aus einem völlig anderen Bereich als den berühmten "Galgenliedern" habe ich für heute "Wir fanden einen Pfad" herausgesucht.

So wie ein Mensch, am trüben Tag, der Sonne vergisst, -
sie aber strahlt und leuchtet unaufhörlich, -
so mag man Dein an trübem Tag vergessen,
um wiederum und immer wiederum
erschüttert, ja geblendet zu empfinden,
wie unerschöpflich fort und fort und fort
Dein Sonnengeist uns dunklen Wandrern strahlt.

Montag, 3. August 2009

CD-Rezensionen (154): Diesel Christ - Gas Food Lodging (1993)

(Cover: Amazon.de)

Die längst verblichenen Depeche Mode-Epigonen von Diesel Christ taten sich in der Erinnerung von Fans des Synthiepop-Genres hauptsächlich mit zwei "Diesel Mode"-Alben (1993 und 1997) hervor, auf denen sie unoriginellerweise Songs ihrer britischen Vorbilder coverten. Im selben Jahr wie das erste Tribute-Album erschien mit "Gas Food Lodging" ein aufgrund der Anzahl der Tracks eher als EP anzusehender Tonträger mit eigenen Stücken.

Wie nicht anders zu erwarten, sind die Depeche Mode-Sounds allgegenwärtig. Eröffnet "America" die CD noch durchaus eigenständig mit sattem Groove und ordentlichem Gitarrenbrettern, ist spätestens bei "Dinosaur" der Einfluß des (damals noch als Quartett existierenden) Basildoner Klangkollektives deutlich erkennbar. Dazu passt, dass Sänger Tom Berger - wie zahlreiche Spartenkollegen auch - partout versucht, wie Dave Gahan zu klingen, was im Vergleich mit dem Original natürlich in die Hose gehen muss.

"Gimme Your Gasoline" darf als erster Schwachpunkt der Platte angesehen werden, zu uninspiriert dudelt der wüste Sound-Mix aus den Boxen. Das sich den Titel des berühmten Roman-Klassikers von Philip K. Dick ausborgende "Do Androids Dream Of Electric Sheep?" ist schon deutlich besser, feiner Synth-Rock! Richtig übel wird es daraufhin allerdings mit "Nirvana". Der Song beginnt mit einer Art Stammesgesang und verwandelt sich dann in eine völlig austauschbare Gitarrenballade mit leichten Anleihen bei Chris Isaak und Angelo Badalementis "Twin Peaks"-Soundtrack.

Wenig gehaltvoll auch das bemühte "Nowhereland" und als absoluter Tiefpunkt der CD das völlig hektische "Dangerous". "Dust" hat aber immerhin das Potential zur Hymne, lehnte man es doch stark an die experimentellen Depeche Mode der Mitt-Achtziger an.

Was soll man nun abschließend von diesem Diesel Christ-Werk halten? Zu wechselhaft das Ganze, mehr Schatten als Licht, zu offensichtlich die Absicht, wie jemand ganz anderes klingen zu wollen. Doch nicht alles ist übel. Berücksichtigt man die einzelnen Highlights, erhält man ein eher durchschnittliches, aber durchaus nicht unhörbares Synthiepop-Album.

Bewertung: 3 von 5

Sonntag, 2. August 2009

Ilona Christen †

(Foto: FAZ.net)

Wie erst heute bekannt wurde, ist die frühere TV-Moderatorin Ilona Christen in der letzten Woche überraschend im Alter von 58 Jahren gestorben. Die sowohl mit dem "ZDF-Fernsehgarten" als auch mit der nach ihr benannten nachmittäglichen RTL-Talkshow bekannt gewordene Christen hatte sich nach einem schweren Sturz ein Hämatom zugezogen, dass sich zu einer akuten Blutvergiftung entwickelte, an deren Folgen die seit 1982 in der Schweiz Lebende verstarb.

Buch-Rezensionen (154): Horst Wenzel - Westwärts zu den Molukken (1972)

(Cover: Amazon.de)

In diesem 1972 in der DDR erschienenen Kinder- und Jugendbuch (damalige Altersempfehlung des Verlags: ab 12 Jahren) wird die erste Weltumsegelung durch Fernão de Magalhães (Ferdinand de Magellan) von 1519 bis 1522 geschildert. Grundlage des Buches waren (wie bei vergleichbaren Werken über diese Fahrt auch) die Aufzeichnungen des italienischen Expeditionsteilnehmers Antonio Pigafetta, der im Roman auch als eine der Hauptfiguren agiert und aus dessen Perspektive anhand von Tagebucheintragungen oftmals erzählt wird.

Horst Wenzel - später in der kirchlichen Bürgerrechtsbewegung der DDR aktiv - versteht es, die Abenteuer dieser Sternstunde der Seefahrt spannend zu schildern, neben vielfältigen Beschreibungen ferner Regionen und Völkerschaften werden auch die tatsächlichen historischen Ereignisse, wie unter anderem der gewaltsame Tod Magellans auf der heute zu den Philippinen gehörenden Insel Mactan am 27. April 1521 in literarischer Bearbeitung erzählt. Neben den in überschaubarer Anzahl vorhandenen Illustrationen von Uwe Häntsch im Romantext enthalten die Coverinnenseiten des Taschenbuchs noch Übersichtszeichnungen des Karavelle-Schiffstyps in Außen- und Schnittansicht.

Die Frage, ob der Sprachstil eines über 35 Jahre alten Buches die heute an Tempo gewöhnten jüngeren Leser noch anzusprechen vermag, dürfte schwierig zu beantworten sein. Auf jeden Fall bietet "Westwärts zu den Molukken" allerdings interessanten Geschichtsunterricht, nicht nur für die jüngere Lesegeneration. Fans des populären historischen Romans dürfen sich gleichfalls angesprochen fühlen.

Bewertung: 4 von 5

Samstag, 1. August 2009

Corazon Aquino †

(Foto: SPIEGEL.de)

So wie der kürzlich verstorbene Raúl Alfonsín für Argentinien war die heute im Alter von 76 Jahren einem Darmkrebsleiden erlegene Corazon Aquino für die Philippinen eine Art Neustart in die Demokratie nach einer Diktatur. Frau Aquino verlor ihren Mann beim Kampf für demokratische Verhältnisse, ihr Regierungsstil war aber niemals von Rache geprägt. Asien hat eine tapfere und vorbildliche Frau verloren. R.I.P.