Freitag, 30. Oktober 2009

DVD-Rezensionen (169): WM-Klassikersammlung, Ausgabe 27 - Viertelfinale 1986 Frankreich-Brasilien (5:4 n. E.) (2006)

(Cover: Amazon.de)

Im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland veröffentlichte die "BILD am Sonntag" zusammen mit dem Sammelserien-Spezialisten DeAgostini eine ursprünglich auf 30 Ausgaben angelegte, dann aber mit den hinzugefügten sieben Spielen der DFB-Elf bei der WM auf 37 DVDs erweiterte Reihe, die große Partien der deutschen Elf bei Weltmeisterschaften sowie einige Klassiker ohne deutsche Beteiligung in nicht-chronologischer Reihenfolge enthielt. Allen Scheiben war ein Begleitheft mit weiterführenden Informationen über Vorgeschichte, Hintergründe sowie statistischen Elementen wie Aufstellungen etc. beigefügt.

Als ich erfuhr, dass diese Begegnung Bestandteil der Klassiker-Edition sein würde, war ich wahrlich begeistert, konnte ich doch anno 1986 dieses Spiel live im DDR-Fernsehen miterleben. Und auch wenn manchmal Erinnerungen beschönigen und täuschen - hier ist und bleibt alles wie damals. Zwei Mannschaften, die sich in der Mittagshitze um 12 Uhr Ortszeit ein Duell liefern, das wahrlich als das eigentliche Finale der Mexiko-WM, ja als "Jahrhundertspiel" gefeiert wird. Hochklassige Chancen am laufenden Band und Kombinationen wie aus dem Lehrbuch. Dieses Spiel hatte eigentlich keinen Sieger verdient und es kam mit Sicherheit nicht die bessere, sondern einfach nur die glücklichere Mannschaft ins Halbfinale.

Über zwei Dinge habe ich trotzdem zu meckern. Zum einen über Rolf Kramers dermaßen unterkühlten Kommentar, der gar nicht erahnen lässt, welchem historischen Ereignis man hier beiwohnt. Das klingt bei den im Studio befindlichen Harry Valérien und Dettmar Cramer ganz anders - die sind einfach hin und weg.

Dann ein wirklicher Aufreger, der dem von Zico verschossenen Elfmeter in der 74. Minute vorausgeht. Der gerade eingewechselte "weiße Pelé" schickt mit einem dermaßen genialen 40-Meter-Pass Branco, der von Torwart Joël Bats (für mich im Übrigen der Held des Spiels, unglaublich, was der gehalten hat!) gefoult wird, was sofort den Strafstoß-Pfiff nach sich zieht. So weit, so gut. Aber: Wenn ich eins nicht ausstehen kann, dann sind das gefoulte Spieler, die nach einem zugesprochenen Elfmeter in lauten Jubel ausbrechen, als hätten sie gerade eine spektakuläre Leistung erbracht. Dass Bats seinen Fehler mit einer Parade wieder gutmacht, sehe ich somit als eine gerechte Strafe für Brancos überzogene Reaktion an.

Fazit: Auf jedem Fall eines der absoluten Highlights dieser Kollektion! Alleine die Aufstellungen klingen einem heute noch in den Ohren. Sócrates, Falcão, Careca, Platini, Giresse, Tigana...

Bewertung: 5 von 5

Donnerstag, 29. Oktober 2009

CD-Rezensionen (168): Anton aus Tirol feat. DJ Ötzi - Anton aus Tirol (MCD) (1999)

(Cover: Amazon.de)

Ich gebe zu, die nunmehr 10 Jahre zurückliegende Anschaffung dieser Maxi-CD darf man mit Fug und Recht als Jugendsünde bezeichnen. Doch ich fühlte mich damals ins Jahr 1988 zurückversetzt, als die ebenfalls aus Österreich stammende Klamauktruppe Edelweiss ebenfalls Volksmusikklänge mit Dancefloor-Rhythmen verband. Das fand ich damals schräg und originell und da sich Geschichte gelegentlich doch wiederholt, schlug ich kurz vor Ende des Jahrtausends beim zu diesem Zeitpunkt noch völlig unbekannten DJ Ötzi zu, nicht ahnend, dass der Mann mit der Häkelkappe eine mir bis heute unbegreifliche Erfolgskarriere hinlegen würde.

"Anton aus Tirol", Ende der 90er zeitgleich von gleich mehreren Interpreten veröffentlicht, ist natürlich Trash der übelsten Sorte, höchstens geeignet, um bei einem alkoholgeschwängerten Bierzelt-Absturz als Soundtrack zu dienen. Gleich in vier verschiedenen - wenig unterscheidbaren - Versionen (Party Mix, Extended Fun Mix, Country Radio Mix, Karaoke) liegt der Song hier vor, zusätzlich ist das ähnliche Instrumental "Aha-aha-aha" enthalten, insgesamt knapp 23 Minuten Musik ohne jeglichen Anspruch.

Für einen gewissen Nostalgiefaktor gibt es ein Gnadenpünktchen extra, denn was damals halbwegs neu war, ist mittlerweile durch ständige Wiederholung nicht wirklich besser geworden. Gerry Friedle mag privat ein netter Kerl sein, über den musikalischen Bereich schweigt des Kritikers Höflichkeit...

Bewertung: 2 von 5

Mittwoch, 28. Oktober 2009

Buch-Rezensionen (168): Hermann Heinz Wille - Im Banne des weißen Magneten (1958)

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Bücher über die Polarforschung haben mich seit meiner Kindheit in ihren Bann geschlagen. Ausgelöst hat diese Begeisterung dieses 1958 erschienene Buch, das ich vor mehr als 25 Jahren im elterlichen Bücherschrank fand. Der 2002 verstorbene DDR-Schriftsteller Hermann Heinz Wille schildert darin in unterhaltsamem und populärwissenschaftlichen Stil die Geschichte von Entdeckungen, schier unmenschlichem Heldenmut und tragischem Scheitern in den polaren Regionen der Erde.

Bis zurück in die Antike reicht die im Anhang beigefügte Zeittafel und eben dort beginnt mit der ersten Theorie der Kugelgestalt der Erde durch den Philosophen Pythagoras auch das erste Kapitel. Der Zeitbogen reicht über die Jahrhunderte der Suche nach dem geheimnisumwitterten "Terra Australis", die ersten bedeutenden Entdeckungen in den Polargebieten durch Bering, Bouvet, Cook, Bellingshausen, Ross und viele andere bis hin zu den Wettläufen zu den Polen, für die die Namen Peary, Cook, Shackleton, Scott oder Amundsen exemplarisch stehen. Eine umfangreiche Schilderung der Forschungen nach der Eroberung dieser Extrempunkte bis hin zu den zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung aktuellen Ständen der Wissenschaft runden dieses trotz seines Alters immer noch spannend und informativ zu lesende Buch ab.

Gelegentlich bemerkt man einen ideologisierenden Tonfall, aber dieser fällt aufgrund der Fülle an Geschichten und Fakten fast nicht ins Gewicht. Die in Zeiten von GPS, Google Earth und Satellitentelefon umso mehr zu bewundernden Leistungen mutiger Entdeckerpersönlichkeiten, die ständig in einer lebensfeindlichen unbekannten Umwelt ihr Leben riskierten und nicht selten verloren, nötigen mir heute noch tiefsten Respekt ab. Diese Winkel unseres Planeten einmal mit eigenen Augen zu sehen, gehört nun seit vielen Jahren zu meinen bisher unerfüllten Lebensträumen. Was Bücher so alles anrichten können...

Bewertung: 5 von 5

Dienstag, 27. Oktober 2009

Links, 2, 3, 4... (014 & Schluss)

Heute die letzte Ausgabe meiner kleinen Linksammlung. Nicht, dass ich nix mehr an interessanten Querverweisen hätte. Aber wozu gibt es die Social Bookmarks? Ich hab mir also einen eigenen Account bei Mister Wong angelegt und werde dort nach und nach alles, was mir so unter die Finger kommt, einstellen. Heute habe ich aber keine Lust mehr dazu - es wird sich finden...

Montag, 26. Oktober 2009

DVD-Rezensionen (168): Prison Break - Die komplette Season 3 (2007)

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Es scheint was dran zu sein. Das etwas fehlt, bemerkt man oftmals erst wenn es nicht mehr da ist. Im Falle der dritten Season der Knast-Saga "Prison Break" ist es eindeutig der Mangel an einem spannend-unterhaltsamen Plot, sehr offensichtlich dem damals mit aller Härte geführten Autorenstreik des amerikanischen Film- und Fernsehgeschäfts geschuldet. Zwar strotzten in den ersten beiden Staffeln der Serie um die ungleichen Brüder Michael Scofield (Wentworth Miller) und Lincoln Burrows (Dominic Purcell) die Folgen gelegentlich von Absurditäten und Logiklöchern, nervenzerfetzend spannend war das jedoch allemal!

Diesmal ist nun alles anders. Wie bereits der Cliffhanger zum Ende der vorangegangenen Staffel zeigte, wird Michael auf Betreiben der im Hintergrund die Fäden ziehenden mysteriösen COMPANY in den Horrorknast von Sona in Panama eingeliefert. Die dort einsitzenden Schwerverbrecher sind sich selbst überlassen und werden lediglich von außen strengstens bewacht. Es herrscht ein mörderisches Faustrechts-Regime, Morde unter den Gefangenen gehören zum Alltag. Scofield hat den Auftrag, aus dieser Hölle auszubrechen und dabei den zwielichtigen James Whistler (Chris Vance), der über für die COMPANY wichtige Informationen zu verfügen scheint, mitzunehmen. Anderenfalls sterben die von seinen Auftraggebern festgehaltenen Sara Tancredi (Sarah Wayne Callies) und Lincolns Sohn LJ (Marshall Allman). Doch auch die ebenfalls in Sona einsitzenden "alten Bekannten" Agent Mahone (William Fichtner), "T-Bag" (Robert Knepper) und Ex-Knastwärter Bellick (Wade Williams) wollen mit raus...

Ein erneuter Ausbruch wie in Staffel eins ist nicht wirklich originell, die Umsetzung ist es noch viel weniger. Zwar gibt es einige Momente, in denen die alte Klasse aufblitzt, aber schlußendlich ist man fast froh, diesen Schwachpunkt der vier Seasons schon nach 13 Folgen hinter sich zu haben. Was der Handlung an überraschenden Wendungen, intelligenten Einfällen und Rasanz fehlt, wird durch das rabiate Anheben des ohnehin nicht gerade niedrigen Gewaltlevels auszugleichen versucht. Das geht sehenden Auges schief.

Was man anderenorts noch großzügig übersehen konnte, wie beispielsweise die äußerst mäßigen Schauspiel"künste" von Wentworth Miller, springt den Zuschauer hier umso deutlicher ins Auge. Ein Glück, im Nachhinein zu wissen, dass die vierte und letzte Staffel den Serienfan wieder mit jeder Menge Knallbonbons zu versöhnen weiß. Da wie immer technische Eigenschaften der Box und Bonusausstattung bestens sind, erreicht "Prison Break, Season 3" immerhin noch eine Mittelfeldwertung, was aber trotzdem die rote Laterne im serieninternen Vergleich bedeutet.

Bewertung: 3 von 5

Freitag, 23. Oktober 2009

CD-Rezensionen (167): Boney M. - Mega Mix (MCD) (1992)

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Bei einer Truppe, die solch Fantastillionen von Tonträgern verkauft hat wie Frank Farians legendäres Kostüm- und Gesangsdarstellerquartett (die wackere Liz Mitchell selbstverständlich ausgenommen), lag und liegt es nahe, das mittlerweile etwas in den Ruhestand getretene Genre des Megamixes zu bemühen, um mit einer Zusammenstellung der in diesem Falle kaum zu überschauenden Masse an Hits zum Teil Dekaden später noch einmal ordentlich Kasse zu machen.

Alle paar Jahre erscheint ein solches Re-Arrangement, meistens völlig unnötig und zumeist auch weitestgehend unbeachtet. Anders liegt der Fall aber bei diesem 1992 veröffentlichten Tonträger, der es doch tatsächlich schaffte, einen äußerst beachtlichen 7. Platz der britischen Charts zu erklimmen (Deutschland: Platz 26). Etwa 17 Minuten lang werden zwei unterschiedlich langen Versionen des Megamixes (unter Verwendung der Songs "Rivers Of Babylon", "Sunny", "Daddy Cool", "Rasputin" und "Ma Baker"), das ursprünglich aus dem Jahr 1986 stammende "Bang Bang Lulu" (welches das schräge Kunststück fertigbringt, einen sozialkritischen Text mit Guter-Laune-Sommer-Urlaubsmusik zu verbinden) und das bis dato unveröffentlichte "Babysitter" (recht unterhaltsamer Track mit gesampelten Babygebrabbel) geboten. Das ist doch ein ganz ordentlicher Inhalt für eine Maxi-CD, zudem noch sehr gut tanzbar. Von daher ein tatsächlich vertretbarer Megamix einer der erfolgreichsten Bands der Popgeschichte.

Bewertung: 4 von 5

Donnerstag, 22. Oktober 2009

Buch-Rezensionen (167): Umberto Eco - Der Name der Rose (1980)

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Eines sollte man vorher wissen, wenn man sich mit den Büchern Umberto Ecos auseinandersetzt: es wird nicht leicht! Zu umfangreich der Bildungskanon des Italieners, zu philosophisch und zu intellektuell sein Schreibstil für den schnellen Schmökerspaß zwischendurch. Ist dieser 1980 erschienene Roman deswegen schlecht? Eindeutig: nein!

Auch ich kannte wie so viele Leser zuvor zunächst die 1986 entstandene Verfilmung mit Sean Connery in der Hauptrolle des William von Baskerville. Dennoch, auch wenn man den Film - der sich doch gerade in seinem Ende erheblich von seiner literarischen Vorlage unterscheidet - bereits kennt und sich nicht vor Hochliteratur fürchtet, sollte man den Griff zu diesem Buch wagen. Es ist Bildungs- und Detektivroman, beschreibt Kultur, Geschichte, Philosophie und Religionsfragen des Spätmittelalters und breitet ein ganzes Panorama von Empfindungen, Gedanken und Bildern vor dem inneren Auge des Lesers aus. Dies ist nicht immer leicht zu verstehen, schlimmer noch, es ist durchaus auch einmal notwendig, Passagen erneut zu lesen, um den Inhalt zu erfassen und einzuordnen. Das kann Ungeduldigen schnell die Lust vermiesen, ich persönlich habe es eher als neuartige und interessante Erfahrung wahrgenommen.

Trotzdem habe auch ich Kritik anzumerken. Dass, gerade in den Dialogen, viel mit Latein hantiert wird, ist durch die damalige Nutzung als internationale Kirchensprache kein Problem und ein völlig vertretbares Stilmittel. Dankenswerterweise werden diese Passagen auch für die Nicht-Inhaber des Latinums übersetzt. Warum aber muss man dies um Himmelswillen im Anhang des Buchs tun? Wären Fußnoten auf den betreffenden Seiten nicht um Klassen lese(r)freundlicher gewesen? Das stetige Hin- und Herblättern schaffte das, was noch so verschwurbelte Endlosdialoge dieses Buchs nicht fertigbrachten - ich war genervt. Dafür muss es etwas Abzug geben, ansonsten wird dieser Klassiker rund um die Morde in der abgelegenen italienischen Benediktinerabtei des Jahres 1327 immer einen Ehrenplatz in meiner privaten Bibliothek einnehmen.

Bewertung: 4 von 5

Mittwoch, 21. Oktober 2009

DVD-Rezensionen (167): Unsere Erde (2007)

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Vielleicht hätte ich misstrauisch werden müssen. Selten hat ein Dokumentarfilm im Vorfeld solch Lobeshymnen erfahren wie "Unsere Erde", dementsprechend hoch waren auch meine Erwartungen. Umso ernüchterter war ich nach den 95 Minuten. Das sollte also die quasi Neuerfindung des Naturdokumentarfilms sein?

Sicherlich, das Produkt von Alastair Fothergill und Mark Linfield hat visuell Einiges auf dem Kasten, spektakuläre Kamerafahrten über Wasserfälle hinweg und beeindruckende Zeitrafferaufnahmen des Pflanzen- und Pilzwachstums inklusive. Aber von der guten alten Tante BBC hat man tatsächlich schon weitaus Besseres gesehen, sei es jetzt das im Film in einigen Unterwassersequenzen zitierte "The Blue Planet" oder selbst die größtenteils am Computer entstandenen "Walking with Dinosaurs/Walking with Beasts", die mich allesamt deutlich mehr gefesselt haben.

Insgesamt fehlt dem Film so etwas wie ein roter Faden. Manchmal wird versucht, auf der Umweltschutzschiene zu fahren, dann wieder regieren nur optische Schauwerte, oftmals wird einfach nur auf Emotionen, gerne von pathetischer Orchestermusik der Berliner Philharmoniker begleitet, gesetzt. Ja, was denn nun? Am Ende bleibt ein unbefriedigendes Gefühl zurück, dass mir im Vorfeld des DVD-Kaufs zudem die Information entging, es hier nur mit so etwas wie dem zusammengeschnitten "Best Of" der Serie "Planet Erde" zu tun zu haben, gibt noch ein paar Einträge auf's persönliche Ohrfeigen-Konto.

Technisch hat man hier überhaupt nichts zu meckern, sensationelles Bild, auch in normaler DVD-Auflösung und toller Ton, der aber genrebedingt eine eher untergeordnete Rolle spielt. Auf dieser Single-Disc-Ausgabe gibt es neben einigen vernachlässigbaren Trailern und Teasern noch einen Audiokommentar des Regisseurs als Zugabe, wer mehr Bonusmaterial braucht, sollte zur deutlich umfangreicher ausgestatteten Special Edition greifen.

Bewertung: 3 von 5

Dienstag, 20. Oktober 2009

CD-Rezensionen (166): Coldplay - A Rush Of Blood To The Head (2002)

(Cover: Amazon.de)

Eins muss man den Mannen um Chris Martin lassen. Sie besitzen ein Händchen für eingängige Melodien, die sich passend an unterschiedliche Stimmungslagen dranzuhängen vermögen. Das schaukelte sich im Laufe der Jahre zu kommerziell immer erfolgreicheren Alben und Touren auf, die Streitfrage, ob denn nun nur die frühen Coldplay die besseren Musiker waren, beschäftigt den geneigten Hörer bis heute.

Das zweite Album der Briten, zwei Jahre nach dem grandiosen Debüt "Parachutes" veröffentlicht, beginnt gleich mit ordentlichem Krach. "Politik", mit scheppernden Gitarren-Akkorden ausgestattet, wechselt prima zwischen den eröffnenden Stakkato-Riffs und geradezu verträumt wirkenden Passagen eines entrückt singenden Chris Martin hin und her. Die gleiche Akkordfolge habe ich zwei Jahre später beim Song "Wunschfrei" der Kölner Band Klee wiedergefunden, die ich persönlich auch sehr schätze. Doch dieses kleine Stück Brillianz zu würdigen bleibt fast keine Zeit, steht doch schon an zweiter Stelle des Tracklistings einer der größten Hits des Quartetts an - "In My Place", leider durch Permanent-Einsatz im Formatradio ein wenig beschädigt. "God Put A Smile Upon Your Face" verdient sich in seiner Unauffälligkeit hingegen voll und ganz den inoffiziellen Titel eines Lückenfüllers, was aber durch das gleich drangehängte wunderbare "The Scientist" abgemildert wird. Einfach abheben und träumen...

Für "Clocks" gilt das Gleiche wie zuvor für "In My Place". Eigentlich schöner Song, leider nahezu totgedudelt, neben dem Radioeinsatz anno 2004 auch noch als offizieller ZDF-Song zur Fußball-EM in Portugal. "Daylight" und "Green Eyes" lassen sich in wenigen Worten mit "hektisch" bzw. "knuffig" beschreiben, trotzdem gehören sie zu den eher schwächeren Tracks des Albums, auch "Warning Sign" schrammt gefährlich nah an der Grenze zur Belanglosigkeit entlang, bleibt aber noch auf dem Terrain gelungener Musik.

Größer als zum nachfolgenden "A Whisper" könnte der Gegensatz gar nicht sein, meinem erklärten Liebling des Albums. Geradezu sperrig und schräg geht es hier zu Werke, Martins Stimme schwingt sich in ungeahnte Höhen hinauf, um kurz darauf wieder passend zum Songtitel beschwörend zu flüstern, während eine hypnotische Gitarre im Hintergrund eine einzigartige Atmosphäre erzeugt. Ganz großes Tennis!

Der Titelsong und das über weite Strecken sehr zurückgenommene "Amsterdam" runden die Platte ab, ohne die ganz großen Aufreger zu sein. Insgesamt sagte mir "Parachutes" deutlich besser zu als sein Nachfolger, dennoch hat man es hier mit einem feinem Album zu tun, das auf wunderbare Art und Weise Rock und Pop miteinander versöhnt.

Bewertung: 4 von 5

Montag, 19. Oktober 2009

Buch-Rezensionen (166): Günter Grass - Die Blechtrommel (Hörbuch) (1959)

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Der Debütroman des Literaturnobelpreisträgers Günter Grass, gleichzeitig sein wohl bekanntestes Werk, ist sicherlich keine Lektüre für die gemütliche Schmökerstunde zwischendurch. Zu sprachmächtig und skurril ist die Geschichte rund um den kleinwüchsigen Weltenbeobachter Oskar Matzerath, der im Alter von drei Jahren aus Protest gegen seine Umgebung aufhört zu wachsen und von diesem Zeitpunkt an seine Mitmenschen einerseits aufmerksam studiert und gelegentlich unter Zuhilfenahme seiner Blechtrommel terrorisiert. Erzählt aus der Perspektive Oskars Mitte der 1950er Jahre, in denen er Insasse einer Heil- und Pflegeanstalt ist, breitet sich nach und nach ein Panorama voller kleiner Puzzlesteinchen aus, die sich sowohl nahtlos in einen breiten Handlungsstrang, als auch in einen gesamtgeschichtlichen Kontext einfügen.

Als würde das Buch nicht allein schon durch seine Ur- und Bildergewalt einen bleibenden Eindruck beim Leser hinterlassen, bekommt man es in dieser Audiobook-Ausgabe auch noch mit einer die Wirkung noch verstärkenden Lesung des Autors höchstselbst zu tun. Da die Einbettung der Handlung in die politischen und regionalen Gegebenheiten Danzigs zwischen Ende des 19. bis hin zur Mitte des 20. Jahrhunderts auch die spezielle Verhältnissituation zwischen Deutschen, Polen und der Minderheit der Kaschuben zentral behandelt, ist das teilweise Hin- und Herspringen zwischen den verschiedenen Dialekten durch Grass für das Verständnis äußerst hilfreich. Alle Erzählperspektiven- und Handlungszeitwechsel fügen sich so viel leichter in ein großes, harmonisches Bild.

Ein wahrer Parforceritt ist dem damals 32jährigen gelungen. Ernste Themen wie Krieg, Tod und Vertreibung mit einer Liebesgeschichte, erotischen Eskapaden skurrilster Art und aus dem Nichts kommenden geradezu bizarren Schockmomenten voller Absurdität zu verbinden - ja das ist Literatur auf höchstem Niveau! Eines der wichtigsten Bücher der deutschen Sprache, gerade in dieser Hörbuch-Version wärmstens zu empfehlen.

Bewertung: 5 von 5

Sonntag, 18. Oktober 2009

Nachtgedanken (072)

Zumindestens am heutigen Vormittag herrschte wieder ein wahrlich deprimierendes Herbstwetter mit Nieselregen und grauem Himmel. Da lag es nahe, für die heutigen "Nachtgedanken" etwas zur kahreszeit Passendes herauszusuchen, genauer "Regentag im Herbst" von Heinrich Seidel (1842-1906).

Still vom grauen Himmelsgrunde
Sprüht der sanfte Regenstaub -
Trüber Tag und trübe Stunde -
Thränen weint das rothe Laub;
Vom Kastanienbaum ohn' Ende
Schweben still die welken Hände.

Trübe Herbstesregentage:
Gerne wandr' ich dann allein,
Was ich tief im Herzen trage,
Leuchtet mir in hellem Schein;
In die grauen Nebelräume
Spinn' ich meine goldnen Träume.

Und so träum' ich still im Wachen,
Bis der Abend niedersinkt,
Und in all den Regenlachen
Sanft und roth sein Abglanz blinkt.
In der Nähe, in den Weiten:
Rosenschimmer bessrer Zeiten!

Samstag, 17. Oktober 2009

DVD-Rezensionen (166): WM-Klassikersammlung, Ausgabe 26 - Halbfinale 1966 BR Deutschland-Sowjetunion (2:1) (2006)

(Cover: Amazon.de)

Im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland veröffentlichte die "BILD am Sonntag" zusammen mit dem Sammelserien-Spezialisten DeAgostini eine ursprünglich auf 30 Ausgaben angelegte, dann aber mit den hinzugefügten sieben Spielen der DFB-Elf bei der WM auf 37 DVDs erweiterte Reihe, die große Partien der deutschen Elf bei Weltmeisterschaften sowie einige Klassiker ohne deutsche Beteiligung in nicht-chronologischer Reihenfolge enthielt. Allen Scheiben war ein Begleitheft mit weiterführenden Informationen über Vorgeschichte, Hintergründe sowie statistischen Elementen wie Aufstellungen etc. beigefügt.

Wie schon bei der vorangegangenen Ausgabe noch einmal 1966. Durch die Turbulenz des Endspiels von Wembley ist ja so ziemlich alles andere dieser Weltmeisterschaft in den Hintergrund gerückt, schön, dass die DVD-Edition dies etwas korrigiert. Leider hat das Halbfinale nicht die Klasse der Vorrundenpartie gegen die Schweiz, schlimmer noch, das Match artet stellenweise in eine üble Treterei aus. Ein Platzverweis gegen die Sowjetunion ist da nur ein kleiner Hinweis. Da dieser bereits kurz vor der Halbzeit passierte, muss man der sowjetischen Mannschaft respektvoll zugute halten, bis zum Ende aufopferungsvoll gekämpft zu haben und das nicht nur mit 10, sondern eigentlich nur mit 9 Spielern. Denn der eigentlich unersetzliche Mittelfeldregisseur József Szabó verletzte sich bereits in der 7. Minute bei einem Tackling gegen Franz Beckenbauer so schwer, dass er die erste Halbzeit praktisch nur noch an der Mittellinie stehend und Bälle weiterleitend, bestreiten konnte, in Hälfte zwei konnte er zumindestens leicht trabend wieder am Spiel teilnehmen. Heute kaum vorstellbar - Auswechslungen gab es damals noch nicht!

Was die DVD um so wertvoller macht ist die Tatsache, dass man hier einem der größten Spieler aller Zeiten zuschauen kann - dem sowjetischen Torwart Lew Jaschin, immer ein wenig leidend dreinblickend und zum Zeitpunkt des Spieles bereits 37 Jahre alt. Der erste und bisher einzige Torhüter, der zu Europas Fußballer des Jahres gewählt wurde und von dem in meiner Familie immer mit leuchtenden Augen gesprochen wurde. Ihn hier einmal in Aktion zu sehen ist - trotz der beiden Gegentore - wirklich ein Erlebnis. Toll in seinen Aktionen und immer der Erste, der sich um verletzte Spieler in seinem Strafraum kümmert, egal welcher Mannschaft sie angehören. Ein wahrer Sportsmann!

Kurz vor Ende des Spiels gelingt der Sowjetunion noch der Anschlußtreffer, für mich allerdings nach einer freistoßwürdigen Attacke auf Torwart Tilkowski im 5-Meter-Raum.

Die Spielstätte, der Goodison Park des FC Everton, ist mit seinen bis unmittelbar hinter das Tor postierten Zuschauern wirklich grandios anzuschauen, Stimmung pur!

Bewertung: 3 von 5

Freitag, 16. Oktober 2009

CD-Rezensionen (165): Bryan Adams - Have You Ever Really Loved A Woman? (MCD) (1995)

(Cover: Amazon.de)

Wenn Bryan Adams einmal gebeten wurde, etwas zum Soundtrack eines Hollywood-Films beizusteuern, wurden meist bombastische Balladen daraus wie beispielsweise "(Everything I Do) I Do It for You" zum Film "Robin Hood - König der Diebe" (mit Kevin Costner, 1991) oder "All For Love" gemeinsam mit den anderen beiden Rauhkehlen Sting und Rod Stewart zum Streifen "Die drei Musketiere" (mit Charlie Sheen, Kiefer Sutherland und Chris O'Donnell, 1993). Auch im Beitrag zum zwei Jahre später entstandenen Film "Don Juan DeMarco" geht es gefühlig zur Sache, dennoch wurde hier die Bratgitarre im Schrank gelassen und passend zum Sujet die spanische Akustik-Klampfe mit dazu korrespondierender Melodie ausgepackt. Aufgrund des musikalischen Einsatzzwecks ist auch nicht Mr. Adams auf dem Cover zu sehen, sondern Film-Hauptdarsteller Johnny Depp darf seinen Schlafzimmerblick vor schummrig-violettem Hintergrund präsentieren.

Diese CD-Single beinhaltet nur 2 Stücke, neben der A-Seite "Have You Ever Really Loved A Woman" aus der Feder von Michael Kamen findet sich noch "Low Life", ein wenig aufregender Midtempo-Rocker mit Südstaaaten-Einschlag. Das macht zusamnen nicht einmal 10 Minuten Musik, aber die Möglichkeit, mit Schmusesound und Johnny Depp bei der holden Weiblichkeit zu punkten, sollte den Herren der Schöpfung dennoch mal einen Blick auf diesen Silberling wert sein...

Bewertung: 3 von 5

Donnerstag, 15. Oktober 2009

Buch-Rezensionen (165): Abenteuer am Bosporus (1966)

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Der vorangegangene Sammelband "In den Bergen Dalmatiens" endete mit einem Cliffhanger. Soeben hatten Dig und Dag ein jahrhundertealtes Pergament, das neue Hinweise auf den Verbleib ihres verschollenen Gefährten Digedag gab, aufgestöbert und zu lesen begonnen, als das Buch auch schon wieder endete. In diesem Nachdruck nun, der die MOSAIK-Hefte der Monate Januar bis Juni des Jahres 1966 zusammenfasst, kommen die beiden endlich zum Schmökern und erfahren mehr über eine spektakuläre Ausbruchsaktion ihres draufgängerischen Rotschopfs zur Zeit der Völkerwanderung.

Fast sind in ihrer Freude über ihren Fund die aktuellen Probleme vergessen, doch schneller als ihnen lieb sein kann machen ihnen ihre Erzfeinde, die Teufelsbrüder, wieder Sorgen. Schlußendlich landen die Digedags, Runkel und ihr neuer Freund, der Ritter Janos, als Gefangene in Konstantinopel, der Hauptstadt des im Niedergang befindlichen Byzantinischen Reichs und geraten mitten in die politisch-turbulenten Intrigen rund um die geplante Hochzeit von Kaiser Andronikos II....

Für Historienfans sind hier wieder einige glänzend recherchierte Örtlichkeiten zu entdecken, alleine in der Architektur der byzantinischen Metropole finden sich viele liebevolle Details. Doch im Mittelpunkt steht selbstverständlich die spannende Geschichte um die Befreiungspläne für die geraubte Prinzessin Suleika, die gegen ihren Willen den Kaiser heiraten soll. Das Ganze mit viel Humor und Augenzwinkern erzählt - fertig ist kurzweilige Unterhaltung mit einer ordentlichen Portion Bildungsanspruch! Da sich im Plot keinerlei Kunstpausen einstellen und es zügig von Schauplatz zu Schauplatz geht, zudem zwei falsche Prinzen, ein Wagenrennen und ein vergoldetes Krokodil wichtige Rollen spielen, hört man nicht auf zu lesen, bis man diesen Band beendet hat - Höchstwertung!

Bewertung: 5 von 5

Mittwoch, 14. Oktober 2009

DVD-Rezensionen (165): Das Wunder von Leipzig (2009)

Aus gegebenem Anlass mal wieder eine kleine TV-Kritik.


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Zu Recht erinnern die Leipziger daran, dass es vor allem die Ereignisse am 09. Oktober des Jahres 1989 in ihrer Stadt waren, die die Weichen für den letztendlich friedlichen Verlauf der politischen Wende in der DDR stellten, auch wenn man nicht vergessen sollte, dass es an jenem denkwürdigen Tag auch in anderen Städten des Landes politische Demonstrationen gab, die aber aufgrund des fehlenden bewegten Bildmaterials nicht so gut dokumentiert sind.

Dieses Doku-Drama in seinem Mix aus tatsächlichen Ereignissen nachgestellten Spielszenen, Zeitzeugeninterviews und historischen Aufnahmen schildert - seinem Titel zum Trotz - nicht nur die Geschehnisse dieses historischen Montags, als nach dem Abschluß der zeitgleich in vier Kirchen stattfindenden Friedensgebeten etwa 70.000 Menschen auf dem Leipziger Innenstadtring für Demokratie und politische Reformen demonstrieren, sondern zeigt auch die in den vorangegangenen Wochen erfolgte Eskalation, als nach ersten öffentlichen Protestbekundungen Oppositioneller mit aller Härte von den staatlichen Organen eingegriffen wird. Aufgrund dieser Vorkommnisse werden für den 9. Oktober massive Kräfte von Polizei, Staatssicherheit, Betriebskampfgruppen und der DDR-Fallschirmjäger in und um Leipzig zusammengezogen, um nach Aussage vom im Film präsentierten internen Dokumenten die "Konterrevolution ein für allemal zu zerschlagen". Dass es an diesem Abend, auch aufgrund eigenmächtiger Entscheidungen von SED-Funktionären, zu keiner "chinesischen Lösung" gab, war keinesfalls vorauszusehen und gab dem Film seinen Namen.

Eine hochemotionale Reise in die Geschichte wird hier geboten, in der sich die Filmemacher auch nicht scheuten, neben Dissidenten, Ost- und Westjournalisten, Pfarrern oder ganz normalen Bürgern, die sich der Demonstration anschlossen, auch die Gegenspieler aus dem Sicherheits- und Parteiapparat zu Wort kommen zu lassen, eine in meine Augen nur faire Geste. Unverständlich hingegen, warum ein Auftritt des damaligen Pfarrers der Nikolaikirche, Christian Führer, fehlt, bildete doch sein Gotteshaus das Ausgangszentrum des Geschehens. Aber vielleicht bildeten die heutzutage nahezu unbekannten und erst in einer jüngsten Ausgabe des SPIEGEL thematisierten politischen Differenzen zwischen den Kirchenfunktionären und den teilweise im Film auftretenden Bürgerrechtlern ein zu großes Hindernis.

Desweiteren hätte ich mir erinnernde Statements von Kurt Masur und Bernd-Lutz Lange gewünscht, denn neben dem zu Wort kommenden Mitglied der SED-Bezirksleitung Kurt Meyer, zweier dessen Parteigenossen und dem Pfarrer Peter Zimmermann zeichneten diese für einen legendären Aufruf verantwortlich, der die Demonstranten zu Besonnenheit und Gewaltlosigkeit mahnte und der an jenem Abend mehrfach über die Lautsprecher des Leipziger Stadtfunks gesendet wurde.

Zwei weitere Kritikpunkte sind noch anzumerken. Die Filmmusik ist stellenweise sehr aufdringlich und eine Spur zu dramatisch eingesetzt, dabei sprechen die Bilder auch ganz allein für sich. Dies ist aber noch zu verschmerzen, ganz im Gegensatz zu einer Stelle, die mich sehr verärgert hat, da sie durch aus dem Kontext gerissene historische Zitate Geschichtsverfälschung betreibt. Zu hören sind gleich zu Beginn zwei kurze Originaltöne der ZK-Mitglieder Karl Kayser ("Ich habe geglaubt an die Partei, ich bin erschüttert über all das, was ich hier gehört habe! In mir ist alles zerbrochen! Mein Leben ist zerstört!") und Bernhard Quandt ("Wir haben im Staatsrat die Todesstrafe aufgehoben, ich bin dafür, dass wir sie wieder einführen und wir alle standrechtlich erschießen, die unsere Partei in eine solche Schmach gebracht haben!") zu hören, die beweisen sollen, dass die SED-Oberen die Niederschlagung der Demokratie mit allen Mitteln planten. Aber: Ersteres Zitat stammt vom 10. November 1989, zweiteres gar vom 3. Dezember des Jahres (nachzuhören u. a. auf der empfehlenswerten CD des Deutschlandfunks "Götterdämmerung im Zentralkomitee - Tonprotokolle aus den letzten Sitzungen des ZK der SED Oktober bis Dezember 1989") und beide beziehen sich explizit auf die zu diesem Zeitpunkt bereits abgesetzten Honecker & Co. Das hätte absolut nicht sein müssen und schmälert die Glaubwürdigkeit eines ansonsten sehr empfehlenswerten Stücks Zeitgeschichte.

Bewertung: 4 von 5

Dienstag, 13. Oktober 2009

CD-Rezensionen (164): Army of Lovers - Crucified (MCD) (1991)

(Cover: Amazon.de)

Die schwedische "Armee der Liebenden" war für mich eine wunderbar selbstironische Trashperle in den an schrägen Vögeln nicht eben armen 90ern. Als mir die Truppe 1991 in der niederländischen Chartshow "Countdown", die damals im in den letzten Zügen befindlichen DDR-Fernsehen DFF (zum Jahresende 1991 abgewickelt) lief, erstmals unter die Finger kam, war ich - um es gelinde auszudrücken - "irritiert".

Doch die Verwirrung gab sich recht schnell, ist doch "Crucified" nach wie vor ein echter Gassenhauer, dargeboten von drei schrillen Gestalten, die sich schon mal barock gewandet auf dem Cover dieser MCD präsentieren. In insgesamt drei Versionen (Radio Edit, The Nuzak Remix, Yherushalaim Dub) gibt es hier den Track auf die Ohren, was eine Lauflänge von knapp neunzehneinhalb Minuten ergibt. Mein persönlicher Favorit ist Mix Numero zwo, der mit ein paar fetzigen Percussions, einer hervorgehobenen Basslinie und weiblichem Soulgesang aus dem Ursprungsstück noch ein ordentliches Maß mehr Pep herausholt. Das Ganze satte 8 Minuten lang - fein, fein!

Etwas ethnomäßiger geht der Yherushalaim Dub zu Werke, dies aber auch alles andere als übel. Zwar wünscht man sich auf solch einem Tonträger auch mal mehr als nur Remixe ein und desselben Songs (daher für das Fehlen einer B-Seite etwas Abzug), dennoch eine immer wieder gern herausgekramte CD meiner Sammlung.

Bewertung: 4 von 5

Sonntag, 11. Oktober 2009

Stephen Gately †

(Foto: tagesschau.de)

Unter bisher ungeklärten Umständen ist der erst 33jährige Sänger der irischen Popband Boyzone, Stephen Gately, am Samstag tot in seinem Hotelzimmer auf Mallorca aufgefunden worden. Auch wenn die Truppe sicherlich lange Zeit nur eine der in den 90ern geradezu im Übermaß existierenden Boygroups war und sich zwischenzeitlich für mehrere Jahre trennte, haben mir dennoch einige der Songs durchaus gefallen. Sehr tragisch, R.I.P.

Neue Urlaubsfotos (IV & Schluss)

So..."mangels Masse" die letzten zwei Tage vor der Rückreise zusammengefasst. Am Dienstagvormittag nur ein kurzer Bummel durch das neblig-nieselige Bad Frankenhausen. Am Mittag dann die eigentlich schon am Tag zuvor geplante Tour nach Bilzingsleben. Am Anfang kam mir der das Gelände bewachende Knabe etwas arrogant vor (vielleicht Frust, in so einer abgelegenen Gegend Dienst schieben zu müssen), das gab sich dann aber schnell, vielleicht auch, weil ich mir durchaus einbilde, etwas von der Materie zu verstehen und man daher schnell ins Fachsimpeln kam. Ich beschäftige mich mit dem Thema seit fast 30 Jahren und hab ordentlich Literatur dazu im Regal, teilweise mehrere Jahrzehnte alt. So bekam ich neben dem obligatorischen Film noch eine nette Privatführung durch das Gelände, gegen eine kleine Spende durfte ich trotz des bestehenden Fotografierverbots ein paar Bilder schießen, in der mittlerweile über der Fundstelle errichteten Halle hab ich es aber gelassen, durch gewölbte Plexiglasscheiben gemachte Fotos werden nie sonderlich gut. Aber gerade durch die Gottverlassenheit und den wieder dunkel bewölkten Himmel hatte das überschaubare Gelände erneut eine tolle Atmosphäre zu bieten, ich fahre da gerne wieder hin.

Am Nachmittag sind wir nochmal in Richtung Wiehe gefahren, weil wir am Tag vorher ein paar Hinweisschilder mit der Aufschrift "Erlebnistierpark" gesehen hatten, ohne freilich genau zu wissen, wo sich dieser befindet. Die Tour führte uns schlußendlich nach Memleben, wo wir dann vor verschlossener Tür standen - Ruhetag! Gleich gegenüber befindet sich das ehemalige Kloster, immerhin der Sterbeort von Heinrich I. und Otto I.. Das wäre zwar für mich echt was gewesen, aber das wollte ich Frau und Kind nicht antun... Aber ganz bestimmt in absehbarer Zeit ein Besuchsziel, zumal sich auch das durch den spektakulären Fund der Himmelsscheibe bekannt gewordene Nebra gleich um die Ecke befindet. Somit also ein vertaner Nachmittag...

Am Mittwoch dann vormittags nochmal kurzes Shopping mit ein paar Fotos entlang des Weges, Mittags bin ich dann auf einam alternativen Pfad nochmal auf den Schlachtberg gewandert, um mir endlich Werner Tübkes Monumantalbild mit dem etwas sperrigen Titel "Frühbürgerliche Revolution in Deutschland" anzusehen. Drinnen ist Fotografieren natürlich nicht erlaubt. Sehr beeindruckend und toll ausgeleuchtet, man kann sich inmitten des Bilds hinsetzen und ringsherum schauen. Ich gönnte mir daher gleich zwei Führungen, bevor ich mich wieder an den Abstieg, nun auf einer dritten Route, gemacht hab.

Nachmittags noch ein wenig Kinderbespaßungsprogramm mit einem Besuch des "Märchenreichs Teichtal" in Hainrode. Kann man mal anschauen, muss man aber nicht...

Am Donnerstag ging es wieder nach Hause. Gerne wieder!

Neue Urlaubsfotos (III)

Und weiter geht es mit den Bildern von Montag, dem 2. Geburtstag meines Juniors.

Vormittags waren eher die schnöden Dinge eines Selbstversorgers angesagt, sprich, ganz normales Einkaufen. Für meine Mittagstour wollte ich gleich in einem Ritt drei Ziele mit dem Auto abfahren, was nicht ganz hinhaute, doch dazu später. 

Erster Stop: das ehemalige Kloster St. Wigbert in Göllingen, zu DDR-Zeiten als Konservenfavrik (!) genutzt. Ich bin ohnehin ein großer Fan romanischer Architektur, auch wenn sie sicherlich nicht so spektakulär wie die Gotik daherkommt. Aber das Schlichte hat etwas, zudem interessiert mich die Zeit etwas mehr. Ich bin also in der Krypta rumgekrochen, hab den Turm (der für mich irgendwie etwas italienisches an sich hat) bestiegen und hab mir noch den angrenzenden Friedhof vorgenommen. Da das Dorf an einer Nebenstraße liegt und außerhalb der Saison zum Montagmittag wahrscheinlich nicht viel Publikum dort aufkreuzt, bin ich für meine gerade mal 1,50 Euro Eintritt richtig exklusiv verwöhnt worden. Filmvorführung über Kloster und Förderer desselben, sehr nettes Gespräch mit der Dame des Hauses, fehlte nur noch, dass ich zum auf dem Gartentisch stehenden Kaffee eingeladen worden wäre... Ich hab da natürlich für diesen Service ein wenig die Spendenbox gefüttert.

Mein zweiter Stop sollte eigentlich die sogenannte "Steinrinne" in Bilzingsleben werden, eine der bekanntesten archäologischen Ausgrabungsstätten zu DDR-Zeiten und darüber hinaus. Leider mußte ich vor dem Tor des gut gesicherten (und wirklich mitten in der Pampa auf freiem Feld befindlichen) Areals feststellen: Montags geschlossen! Immerhin aber sind die etwa 13 Kilometer zwischen Göllingen und Bilzingsleben landschaftlich sehr reizvoll, durchfährt man doch den Durchbruch der Wipper durch die Hainleite. Allerdings schien dort wohl einer das Ergebnis der Thüringer Landtagswahlen nicht so prickelnd zu finden, waren doch sämtliche Ortseingangs- und -ausgangsschilder sowie sämtliche Wegweiser mit dem Namen des Dorfes Seega mit "Rotes Nest" übersprüht. Tststs...

Ich beschließe also, morgen wiederzukommen und gleich weiter zu Station 3 zu fahren, der "Wasserburg" genannten Festung in Heldrungen. Dort wurde kurz vor seiner Enthauptung am 27. Mai 1525 der nach gestern bereits erwähnter Schlacht bei Frankenhausen gefangen genommene Prediger Thomas Müntzer (in der DDR-Geschichtsschreibung so etwas wie der große Sozialrevolutionär des Mittelalters, der theologische Background wurde dabei "großzügig" ausgeblendet) festgehalten und gefoltert. Das Gebäude ist heute eine Jugendherberge.

Danach aber wieder schleunigst zurück nach Bad Frankenhausen und die Familie eingesammelt, denn Sohnemann sollte an seinem Geburtstag auch noch was geboten bekommen, wir haben uns diesbezüglich für die Modellbahnaussellung MOWI-WORLD in Wiehe entschieden. Gerade die Amerika-Halle mit einer Anlage in Nenngröße 2 ist der Hammer, da auch gleich noch Stationen der US-Geschichte in Dioramen mitpräsentiert werden. Aber auch die große Thrüringen-Anlage in H0 kann sich sehen lassen. Der Eintritt ist mit 10 Euro für einen Erwachsenen natürlich kein Megaschnäppchen, aber es gibt Einiges für's Geld. Uns hat's gefallen!

Samstag, 10. Oktober 2009

Südafrika, wir kommen!

Sicherlich keine Gala-Vorstellung, was die deutsche Fußball-Nationalmannschaft heute im Moskauer Luschniki-Stadion beim entscheidenden Qualifikationsspiel gegen Russland abgeliefert hat, aber einem zum Schluß in Unterzahl erkämpftem Sieg beim Gastgeber habe auch ich Respekt zu zollen. Ein Extra-Glückwunsch an Miroslav Klose, der mit seinem 48. Treffer im Nationaltrikot die bisher gleichplazierten Rudi Völler und Jürgen Klinsmann hinter sich lässt und nunmehr hinter dem praktisch uneinholbaren Gerd Müller (68 Tore) Platz 2, bzw. berücksichtigt man den für die DDR-Auswahl eingesetzten Joachim Streich (55 Tore), Platz 3 der ewigen deutschen Nationalmannschafts-Torschützen belegt. WM 2010 und wir sind dabei - yee-haw!

What the hell...

Ich mach's mal kurz und knapp. Der diesjährige Friedensnobelpreis geht an US-Präsident Barack Obama. Eingedenk der Tatsache, dass die Nominierungsfrist für diese Auszeichnung bereits am 01. Februar dieses Jahres, also nicht einmal zwei Wochen nach Amtsantritt des Präsidenten endete, stellt sich mir seit heute morgen permanent die Frage: Für was bekommt er den eigentlich???

Freitag, 9. Oktober 2009

Neue Urlaubsfotos (II)

Heute nun die Bilder vom letzten Sonntag. Am Vormittag mußte man natürlich die grandios schiefe Oberkirche heimsuchen, der Anblick ist schon wirklich der Hammer! Ein weiteres Ziel: der Hausmannsturm.

Ich habe mir in all den Tagen dort während der Mittagszeit, als Sohnemann und Göttergattin Siesta gehalten haben, ein wenig Kultur- und Bildungsprogramm verordnet. Am Sonntag war das Ersteigen des Schlachtbergs dran, ich bin also nochmal durch ein paar nette Gassen an der Oberkirche vorbei gewandert und hab noch einen kurzen Halt auf dem örtlichen Friedhof eingelegt. Es gibt kürzere Wege auf den Berg, ich hab mich allerdings für einen historischen Pfad entschieden, der seinen martialischen Namen "Blutrinne" deswegen trägt, weil nach der Schlacht bei Frankenhausen am 15. Mai 1525 das Blut der getöteten 6000 Bauern diesen Weg den Berg heruntergeflossen sein soll. Wenn man wie ich an diesem Tag bei aufziehenden dunklen Wolken alleine diesen Hohlweg hochsteigt, hat das schon was Beklemmendes, auch wenn die bis etwa zur Hälfte der Strecke flankierenden Kleingärten etwas deplaziert und somit stimmungsverändernd wirken. Man kommt schlußendlich aus einem "Loch" herausgekrochen und befindet sich damit auf dem ehemaligen Schlachtgelände mit direktem Blick zum Panorama Museum, das ich aus Zeitgründen an diesem Tag vorerst nur von außen inspizierte. Zu diesem Zeitpunkt grandiose Lichtverhältnisse! Anschließend Abstieg über einen anderen Weg und erneut am Hausmannsturm vorbei.

Nachdem der Rest der Familie auch wieder an Deck war, haben wir noch die verbleibende Zeit am Kyffhäuserdenkmal verbracht, ein Ort, an dem ich das letzte Mal vor etwa 25 Jahren war. Sehr zugig da oben! Etwas unterhalb des Denkmalgeländes findet man einen hölzernen Generalfeldmarschall von Hindenburg und vor allem sein in einer Grube liegendes steinernes Vorbild. Ich zitiere aus der Wikipedia:

Am 6. Mai 1939 wurde unterhalb des Kyffhäuserdenkmals das Hindenburgdenkmal von Hermann Hosaeus eingeweiht. Die zehn Tonnen schwere und fünf Meter große Figur ist aus bayrischem Porphyr gearbeitet. Die Statue wurde 1945 umgestürzt und an Ort und Stelle eingegraben. Am 7. Juni 2004 fand der neue Hotelpächter Paul Breul das eingegrabene Hindenburgdenkmal auf seinem Gelände. Da bei den Behörden Unklarheit über den Umgang mit dem Denkmal herrscht, liegt es noch immer nur halb ausgegraben und umzäunt in der Erde.

Rolf Rüssmann, Reinhard Mohn, Mercedes Sosa, Günther Rall †

Durch meine urlaubsbedingte Abwesenheit muß ich noch einige Nekrolog-Nachträge im Schnelldurchlauf absolvieren.

(Foto: sportschau.de)

Der ehemalige Bundesliga- und Nationalspieler sowie langjähriger Manager von Borussia Mönchengladbach, Rolf Rüssmann, verstarb am 02. Oktober im Alter von 58 Jahren an Krebs.


(Foto: FAZ.net)

Der langjährige Bertelsmann-Chef Reinhard Mohn, der für den Aufstieg der Gütersloher Firma zum Weltkonzern verantwortlich zeichnete, starb am 03. Oktober im Alter von 88 Jahren.


(Foto: tagesschau.de)

Am 04. Oktober starb die "Stimme Lateinamerikas" genannte argentinische Sängerin Mercedes Sosa nach langer schwerer Krankheit im Alter von 74 Jahren.


(Foto: Wikipedia)

Günther Rall, mit 275 Abschüssen einer der erfolgreichsten Jagdflieger des Zweiten Weltkriegs und später Inspekteur der bundesdeutschen Luftwaffe, starb am 04. Oktober im Alter von 91 Jahren.

Donnerstag, 8. Oktober 2009

Neue Urlaubsfotos (I)

So, wieder zurück im Lande und damit eine neue Runde im Veröffentlichen von entsprechenden Bildern.  Heute also Tag 1, sprich, der letzte Samstag. Wir sind gegen 15 Uhr in Bad Frankenhausen/Kyffhäuserkreis eingetrudelt und haben die Zeit bis zum Abend noch mit ein wenig Bummeln in der Innenstadt verbracht. Fotos gibt es hier

Samstag, 3. Oktober 2009

Vorübergehend geschlossen...

Ich bin bis zum Donnerstag urlaubs- und fotografiermäßig auf den Spuren des Bauernkriegs in Bad Frankenhausen unterwegs. Also bis später!

Nachtgedanken (071)

Manche Dinge ändern sich wohl nie. Denn "Des Kapitalisten Notschrei" von Ludwig Anzengruber (1839-1889) klingt in der heutigen Zeit immer noch verblüffend aktuell...

Die Zeit ist reich, wie man's so nennt,
Wir armen Kapitalisten,
Wir geben Geld zu ein Prozent,
Um nur das Leben zu fristen.
Der Reiche wird zum armen Mann,
Die Revenue ist zum Darben,
Ein Elend, das sich kleiden kann
Nur noch in glänzende Farben,
So daß der Bettler sie durchguckt,
Wenn auch der Firnis noch blanke;
Und wie das Haupt der Hydra zuckt
Empor der grause Gedanke:
Vor dieses Unheils mächt'gem Prall
Da bricht zusammen zu Staube
Der Menschheit letztes Ideal,
Ans Geld der heilige Glaube!

Freitag, 2. Oktober 2009

Buch-Rezensionen (164): Bořivoj Záruba, Zdeněk Burian - Die Welt der ausgestorbenen Tiere (1982)

(Cover: Amazon.de)

Die Bilder des tschechischen Künstlers Zdeněk Burian haben ganzen Generationen von Menschen vor allem im ehemaligen Gebiet des Ostblocks ihr Bild von der Frühzeit der Erde vermittelt. Mit dramatischen Bildkompositionen, kräftigen Farben und geradezu plastischer Detailkraft vermittelte der 1981 verstorbene Maler interessierten Lesern Einblicke in die Welt der Dinosaurier oder die Geschichte der Menschwerdung.

Dieses - 1982 in der ČSSR erschienene - Buch des Wissenschaftlers Borivoj Záruba widmet sich in chronologischer Reihenfolge ausgestorbenen Tieren des Zeitraums zwischen Präkambrium und Pleistozän. Darüber hinaus werden Einblicke in interessante Entwicklungen der Erdgeschichte wie Kontinentalverschiebung, Fossilisation, die Wissenschaft der Paläontologie, ihre Begründer wie Georges-Louis Leclerc de Buffon, Georges Cuvier, Jean-Baptiste de Lamarck, Joachim Barrande, Charles Darwin und vieles mehr gegeben. Allerdings werden alle Themen nur grob angerissen, da die Bilder Burians einen großen Platz einnehmen und sich der Buchumfang auf gerade einmal 60 großformatige Seiten beläuft.

Natürlich ist der wissenschaftliche Inhalt in weiten Teilen vollständig überholt. Dennoch bietet "Die Welt der ausgestorbenen Tiere" einen sowohl in erkenntnisseitiger als auch künstlerischer Hinsicht hochinteressanten Einblick in längst vergangene Epochen.

Bewertung: 4 von 5

Donnerstag, 1. Oktober 2009

Nachtgedanken (070)

Ich bin derzeit etwas mit Gedanken an meine persönliche Zukunft beschäftigt. Von daher ist der Titel "Der Wegweiser", den das Gedicht von Wilhelm Müller (1794-1827) trägt, durchaus symbolisch zu nehmen.

Was vermeid' ich denn die Wege,
Wo die ander'n Wand'rer gehn,
Suche mir versteckte Stege
Durch verschneite Felsenhöh'n?

Habe ja doch nichts begangen, 
Daß ich Menschen sollte scheu'n, -
Welch ein törichtes Verlangen
Treibt mich in die Wüstenei'n?

Weiser stehen auf den Wegen,
Weisen auf die Städte zu,
Und ich wand're sonder Maßen
Ohne Ruh' und suche Ruh'.

Einen Weiser seh' ich stehen
Unverrückt vor meinem Blick;
Eine Straße muß ich gehen,
Die noch keiner ging zurück.