Sonntag, 29. November 2009

DVD-Rezensionen (173): Pakt der Wölfe (2001)

(Cover: Amazon.de)

Es ist schon so eine Sache mit diesem Film. Man nehme eine hochspannende, gruselige und auf historischen Ereignissen basierende Story, lasse sie von attraktiven Menschen darstellen, die in landschaftlich reizvoller Kulisse agieren - da kann doch eigentlich überhaupt nichts schiefgehen. Kann nicht?

Erst durch diesen Film, der weitere Dokumentationen, Fernsehfilme und Literatur nach sich zog, wurde diese in Frankreich allgemein bekannte Geschichte auch in Deutschland bei einem breiteren Publikum populär. Die mysteriösen Vorgänge um die sogenannte "Bestie vom Gévaudan", die zwischen 1764 bis 1767 in gleichnamiger Gegend 102 Menschen tötete und deren Identität bis heute nicht geklärt ist, werden hier in einem kruden Mix aus Fantasy-, Horror-, Kostüm- und Kampfkunstmovie verarbeitet. Klingt wie eine wüste Mischung? Ist es auch! Regisseur Christophe Gans erlag der Versuchung, allzuviel in seinen für europäische Verhältnisse recht teuren (das Budget betrug 29 Millionen Dollar) Film hineinpacken zu wollen. Das verwirrt einerseits nicht nur den Zuschauer, der irgendwann den zahlreichen und wenig ausgearbeiten Charakteren (die zudem teilweise noch maskiert agieren) nicht mehr zu folgen vermag, sondern streckt den Film auch noch auf eine Länge, die den Spannungsbogen immer wieder abreißen lässt. Dabei wurden sogar noch diverse Szenen herausgeschnitten, die sich im "Director's Cut"-Modus (unsynchronisiert mit Untertiteln) direkt in den Film integriert ansehen lassen. Mit diesen zusätzlichen 8 Minuten erreicht man stolze zweieinhalb Stunden Lauflänge - das ist eindeutig zuviel des Guten.

Als wäre dies noch nicht genug, wird einiges an Absurditäten und Albernheiten geboten. Ein aus Amerika mitgebrachter Irokese, der nicht nur bestens in der Beherrschung der Martial Arts geschult ist, sondern auch noch gleich reihenweise an jeder Hausecke auf allerlei Lumpenproletariat trifft, die ebenfalls über eine fitte Handkante verfügen. In diese Figuren ein paar sehr frühe Vertreter des "Savate-Boxe Française" hineinzuinterpretieren, wäre doch arg fantasievolles Tun. Dazu kommt das von Jim Hensons Creature Shop designte und sowohl von mechanischen Modellen als auch per CGI zum Leben erweckte Monster, das gerade in den computeranimierten Einstellungen eher unfreiwillig komisch wirkt. Hier merkt man den immer noch bestehenden qualitativen (und wohl auch finanziellen) Unterschied zu Hollywood vielleicht am meisten.

Sieht man davon einmal ab, bekommt man durchaus einen nicht unspannenden Historienschinken aufgetischt, bei der Hauptdarsteller Samuel Le Bihan als Bestienjäger Grégoire de Fronsaceine, unterstützt von Kampfsport-As Mark Dacascos als Mani neben einer wie immer anbetungswürdigen Monica Bellucci samt deren Ehemann Vincent Cassel (in nicht ungewohnter Rolle als Bösewicht) zu überzeugen weiß. Das Bild des Films ist gut, wenn auch nicht brilliant, der Ton liegt in der deutschen Fassung sowohl in 5.1 als auch in dts vor. Vorzüglich hingegen die Ausstattung dieser Doppel-DVD, neben den bereits erwähnten und vollintegrierbaren geschnittenen Szenen gibt es noch Audiokommentare von Regisseur und Schauspielern, diverse Trailer, Biografien der wichtigsten Akteure, Interviews und mehrere Filmdokumentationen. Da kann man nicht meckern und darf ein paar Pluspunkte dreingeben. Ein außergewöhnlicher und weitaus nicht perfekter Film - in blutrünstigen Szenen ungewollt zum Lachen reizen muss man auch erst einmal hinbekommen...

Bewertung: 4 von 5

Samstag, 28. November 2009

Erich Böhme †

(Foto: SPIEGEL.de)

Mit Erich Böhme, der heute im Alter von 79 Jahren starb, hat wohl einer der profiliertesten Journalisten dieses Landes die politische Bühne verlassen. Seine Zeit (1958-1989) als Mitarbeiter (u.a. als Chefredakteur) des SPIEGEL lag - aus naheliegenden Gründen - weit vor meiner aktiven Leserschaft, somit habe ich den gern und oft auf seinem Brillenbügeln herumkauenden Brummbären erst in seiner legendären Polit-Talkshow "Talk im Turm" auf Sat.1 (ja, sowas hatten die wirklich mal!) wahrgenommen, ein Format das ich sehr gern und oft gesehen hat. Auch wenn er sich schon seit Jahren weitestgehend zurückgezogen hatte, um mit seiner vierten Frau, der ehemaligen DDR-Nachrichtensprecherin Angelika Unterlauf im märkischen Oderland zu leben - er wird fehlen.

Freitag, 27. November 2009

Soundtrack Of My Life (015): Purple Schulz - Kleine Seen (1985)

Besonders in den Tagen des Teenager-Daseins hört man doch bei Songtexten oftmals deutlicher hin als sonst und stellt immer wieder verblüfft fest, wie einzelne Lyrics haargenau zum eigenen Befinden passen - nicht selten gerade, wenn wieder mal der Weltschmerz regiert oder der Liebeskummer zugeschlagen hat. Das heutige Exemplar aus der "Soundtrack Of My Life"-Kollektion ist so ein Fall.

Eigentlich ein Liebeslied über eine schon seit einiger Zeit existierende Beziehung, deutete ich den Song kurzerhand um, weil ich die einleitenden Zeilen "Vor 'nem halben Jahr kamst du durch diese Tür - und auf einmal war es da das zärtliche Gefühl - eine Ameisenarmee rannte über meine Haut - deine Gesten und dein Lachen warn mir irgendwie vertraut" kurzerhand für meine (unerwiderten) Empfindungen meiner damaligen Angebeteten gegenüber uminterpretierte. Hat alles nix genutzt, mehr als ein einmaliges Teeniegeknutsche nach einem Schul-Tanztee sprang dabei nicht heraus. Immerhin sieht man sich gelegentlich bei Klassentreffen, vielleicht sollte ich der Dame mal bei Gelegenheit diesen Blogeintrag präsentieren...nun denn, Frau S. im Exil: this one is for you...

Unabhängig davon - ein feines Stück Deutsch-Pop vom Meister aus Köln!

Donnerstag, 26. November 2009

CD-Rezensionen (172): Green Court feat. De/Vision - Shining (MCD) (2000)

(Cover: Amazon.de)

Es war schon eine seltsame Erfahrung, als ich im Jahre 2000 im auf meiner Arbeitsstelle nonstop plärrenden Formatradio plötzlich eine vertraute Stimme zu vernehmen glaubte. Aber ich musste mich verhört haben - De/Vision im öffentlich-rechtlichen Dudelfunk? Zudem passte die im Bereich Trance angesiedelte Musik nicht wirklich zur damals nach dem Ausstieg von Markus Ganßert gerade zum Duo geschrumpften und mit rockigeren Klängen herumexperimentierenden Bensheimer Combo.

Schnell stellte sich heraus, das "Shining" das Resultat eines der damals zu einiger Beliebtheit gelangten Dance-Projekte war, bei denen sich diverse Studiotüftler den einen oder anderen Gastsänger aus dem Indie-Bereich ins Boot holten. Der damals noch bei Wolfsheim beschäftigte Peter Heppner gelangte so zu einigen veritablen Hits.

Hier also durfte De/Vision-Frontmann Steffen Keth ans Mikro und siehe da, selbst bei mir, der den Tanzflur-Stampfern eher skeptisch gegenübersteht, konnte diese Nummer punkten. In zwei Mixen (7" Radio Edit und Sunshine Club Mix), die aber hauptsächlich nur in der Lauflänge variieren, liegt "Shining", auf dieser Maxi-CD vor, dazu kommt noch die mit spärlichen weiblichen Vocals versehene 12"-Version der Nummer "Trancefiguration", in deren 08:15 Minuten der Name Programm ist - es gibt Trancesound pur. Wenig aufregend und gegenüber der gesungenen Tracks doch um Einiges abfallend. Das zieht - neben den austauschbaren Versionen des Haupttracks - die Wertung mit nach unten, diverse andere Remixe wurden nur auf separat erschienenen Tonträgern nachgereicht. Insgesamt gutes Mittelfeld.

Bewertung: 3 von 5

Mittwoch, 25. November 2009

Konzert-Nachlese

Nach einem dringend benötigten Tag der Erholung ein kleiner Rückblick auf das gestrige Rammstein-Konzert in der Arena Leipzig.

Wir sind relativ spät angereist, standen ab etwa 18.00 Uhr vor dem Osteingang der Halle eine Stunde an (wobei natürlich wieder dank der Vordrängel-Assis kein sonderlich guter Sichtplatz drin war). Der Einlass ging durch das Barcode-Einscannen eines jeden einzelnen Tickets äußerst zäh voran. Ich hab während des Gigs alleine in der Masse gestanden, da die Göttergattin enge Menschenansammlungen nicht sonderlich gut verträgt und sich das Ganze von der Seite angeschaut hat.

Publikum wie schon bei der letzten Tour sehr gemischt, ich habe wieder sehr viele Eltern-Kinder-Kombinationen gesichtet - mit sehr vielen heftig aufgerüschten Damen jenseits der 40/50. Ansonsten wirklich sehr viele "Graukappen", von denen viele wohl nach dem Motto "Heute gehen wir uns mal richtig gruseln, gell Elsbeth?" in die Halle gekommen sind. Auf den Sitzplätzen und auch in meiner Umgebung war daher auch zum Teil sehr unbewegliches Volk, vom wüsten Headbanger im Metallica-Shirt neben mir mal abgesehen. Muß ein Schwede gewesen sein, denn der schrieb während des Konzerts eine SMS in mir nur rudimentär bekannten Worten "Jag aelskar ...". Gerade das Altvolk war wohl bei Combichrist als Vorband mächtig erschrocken. Diese haben die Halle fein vorgeglüht, auch wenn ich deren Sound nach etwa 4 Songs als etwas zu monoton empfand. Für mal abhotten sehr fein, aber bitte nicht länger als 20 Minuten am Stück... Aber (wie auch schon bei Apocalyptica bei der letzten Tour) sehr faire und herzliche Aufnahme der Vorband durchs Publikum, gar kein Vergleich mit Depeche Mode-Konzerten!

Das zum eigentlichen Konzertauftakt gegen 21.10 Uhr sichtbar werdende Rammstein-Bühnendesign war das sensationellste, das ich je gesehen hab. Am Anfang eine Mischung aus Mittelalterkerker und Pathologie-Labor, später in feinster Steampunk-Optik und zum Schluß richtig Großstadt-Hightech. Einfach nur geil!

Die Setlist sah wie folgt aus: 

1. Rammlied
2. B********
3. Waidmanns Heil
4. Keine Lust
5. Weisses Fleisch
6. Feuer frei!
7. Wiener Blut
8. Frühling in Paris
9. Ich tu Dir weh
10. Liebe ist Für alle da
11. Benzin
12. Links 2 3 4
13. Du hast
14. Pussy

Zugabe1 
15. Sonne
16. Haifisch (mit Flake im Gummiboot)
17. Ich will

Zugabe 2
18. Engel

Die Show war toll, viele neue und ein paar altbekannte (Keine Lust, Feuer frei! etc.) Effekte, am besten haben mir hierbei das finale "Engel" (Hammeroptik, obwohl ich den Song gar nicht so mag) und "Ich tu Dir weh" gefallen, Letzteres mit Till-Ansage über die Indizierung und Ärzte-like geändertem Text ("In Leipzig gibt es einen Zoo, da sind alle Löwen froh. / Leipzig ist so schön, da können wir zur Messe gehn", "Wünscht Euch was wir sagen nicht nein und führ'n Euch Kuscheltiere ein" usw.) und vielen von der Masse gesungenen Passagen. Kompliment auch an Flake, der das halbe Konzert mit einer Art Dauer-Moonwalk im Jackson-Glitzeroutfit auf einem Laufband bestritt.

Kritikpunkte: Sound für meine Ohren sehr dumpf und laut, laut sowie einfach nur laut. Eine Chemnitzer Freundin, die zum ersten Mal bei Rammstein war, aber schon AC/DC, Metallica und ähnliche Bands gesehen hat, sagte anschließend "Ich definiere Konzertlautstärke jetzt anders". Dazu die üblichen Aufreger. Saufprolls mit geleerten Becherkollektionen plus diverser 1-Liter-Kannen, permanente Rein- und Rausrenner, die Bataillone von Handy- und Kamerafilmern (nerv!), Dauerrauchern (Luft war eh zum Schneiden) und einem lahmen Publikum auf den Sitzplätzen.

Was mich etwas beunruhigt: obwohl ich gar nicht mal solange gestanden hab, war ich danach ziemlich erledigt - nach sowas wie Aftershow-Party war mir ganz und gar nicht. Wie soll das am 09.01. 2010 in Berlin werden? Doch lieber versuchen, meine Innenraum-Tix gegen Sitzplätze zu tauschen? Ich werd alt... Jedenfalls war man gegen 0.45 Uhr völlig erledigt zu Hause.

Wahrscheinlich weil der "Wow-Effekt" beim ersten besuchten Rammstein-Konzert etwas größer ist, hat mir mein Besuch bei der letzten Tour im heimatlichen Riesa etwas besser gefallen, aber trotzdem - das gestern schlägt jedes Depeche Mode-Konzert um Längen!

Montag, 23. November 2009

Buch-Rezensionen (172): Götterdämmerung im Zentralkomitee-Tonprotokolle aus den letzten Sitzungen des ZK d. SED Oktober-Dezember 1989 (Hörbuch) (1998)

(Cover: Amazon.de)

Im Nachhinein ist es für geschichtsinteressierte Personen ein absoluter Glücksfall, dass in den letzten Wochen und Monaten während den Tagungen des Zentralkomittees der SED ein Tonbandgerät mitlief. So wird man anhand dieser Audio-Dokumente Zeuge, wie dramatisch, chaotisch und letztendlich hilflos die Sitzungen des inneren Führungszirkels der Partei im Herbst 1989 verliefen. Es wird geschrieen, gemutmaßt und gegreint - bis die Agierenden in einen sich immer schneller drehenden Strudel der politischen Veränderungen gezogen werden.

Dank dieser sich heute im Besitz des Bundesarchivs befindlichen Mitschnitte ist man bei der Absetzung Erich Honeckers am 17. Oktober (bei der dieser kurioserweise für seine eigene Ablösung stimmte), der Diskussion um die durch die Verkündung Günter Schabowskis legendär gewordene Formulierung zur Reiseregelung vom 9. November, bis hin zur Selbstauflösung des Gremiums am 03. Dezember 1989 praktisch hautnah dabei. Von sturer Betonköpfigkeit bis zu zaghaften Ansätzen der Einsicht ist alles vertreten, was diese CD zu einem interessanten Zeitdokument macht. Da die Dramatik der Entwicklungen spürbar im Lauf der Wochen zunimmt, kommt es zum Ende des Bestehens des ZK gar zu tumultartigen Szenen, von denen der emotionale Ausbruch des zum damaligen Zeitpunkts 86-jährigen Mitglieds Bernhard Quandt ("Wir haben im Staatsrat die Todesstrafe aufgehoben, ich bin dafür, dass wir sie wieder einführen und wir alle standrechtlich erschießen, die unsere Partei in eine solche Schmach gebracht haben!") wohl die bekannteste ist.

Absoluter Kauftip!

Bewertung: 5 von 5

Sonntag, 22. November 2009

DVD-Rezensionen (172): WM-Klassikersammlung, Ausgabe 28 - Viertelfinale 1994 Brasilien - Niederlande (3:2) (2006)

(Cover: Amazon.de)

Im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland veröffentlichte die "BILD am Sonntag" zusammen mit dem Sammelserien-Spezialisten DeAgostini eine ursprünglich auf 30 Ausgaben angelegte, dann aber mit den hinzugefügten sieben Spielen der DFB-Elf bei der WM auf 37 DVDs erweiterte Reihe, die große Partien der deutschen Elf bei Weltmeisterschaften sowie einige Klassiker ohne deutsche Beteiligung in nicht-chronologischer Reihenfolge enthielt. Allen Scheiben war ein Begleitheft mit weiterführenden Informationen über Vorgeschichte, Hintergründe sowie statistischen Elementen wie Aufstellungen etc. beigefügt.

Leider kann ich die Lobhudeleien im Begleitheft zu diesem Spiel nicht ganz nachvollziehen. Sicherlich, in der zweiten Halbzeit fielen fünf Tore und die Holländer machten zwischenzeitlich einen 0:2-Rückstand wett, aber die gar allzu grauslige erste Hälfte vermiest den Genuss ganz erheblich. Da gab es auch in dieser Kollektion doch deutlich attraktivere torlose Halbzeiten...

Erst einmal ist es arg gewöhnungsbedürftig, beide Mannschaften in selten genutzten Outfits auflaufen zu sehen. Brasilien in Blau-Weiß, die Niederlande in weiß mit orangen Hosen. Dann noch dieses Taktieren in den ersten 45 Minuten...nicht auszuhalten! Kaum zu glauben, dort den kommenden Weltmeister spielen zu sehen, wobei man freilich anmerken muss, 1994 in den USA zwar den höchsten Zuschauerschnitt aller Turniere erreicht, dafür aber wohl auch das schlechteste Finalspiel aller Zeiten gesehen zu haben.

Am brasilianischen Sieg gibt es Einiges zu mäkeln. Sicherlich griff der Abseits stehende Romário beim 2:0 nicht aktiv ins Geschehen ein, aber er irritierte und beeinflusste dadurch die holländische Abwehr derart, dass man den Spielzug durchaus hätte abpfeifen können. Und dem Freistoß durch Branco zum 3:2 ging eine Tätlichkeit eben desselben Spielers (mir schon sehr ungut in Ausgabe 27 der Edition aufgefallen) gegen Overmars voraus.

Halten wir fest: Ein genial herausgespieltes 1:0, ein tolles 2:1 durch Bergkamp und letztendlich ein glücklicher Sieg des späteren Weltmeisters Brasilien. Teilweise nett anzuschauen, aber wohl doch eine DVD, die ich in Zukunft eher selten herauskramen werde.

Bewertung: 2 von 5

Donnerstag, 19. November 2009

CD-Rezensionen (171): Chilli feat. Carrapicho - Tic, Tic, Tac (MCD) (1997)

(Cover: Amazon.de)

Eins muss man Produzenten-Altmeister Frank Farian lassen - der Mann hat ein Händchen, an allen möglichen und unmöglichen Ecken dieses Globus nach eingängigen Melodien zu suchen, um sie durch den eigenen Sound-Wolf zu drehen und unter Zuhilfenahme eines eilig aus dem Boden gestampften und meist nicht mehr als für ein oder zwei Singles bestehenden Präsentations-Projekts unters Volk zu bringen.

1997 also wurde man in Brasilien fündig, rekrutierte fix den lokalen Hit "Tic, Tic, Tac" der Amazonas-Combo Carrapicho, heuerte drei dunkle Schönheiten an, die mit einer Art verfeinertem Ententanz jenen Dancefloor-Sommerhit-Heuler promoten durften und fuhr europaweit einen respektablen Chartserfolg ein. Da es irgendwann im Vorfeld der Veröffentlichung Tantiemen-Knatsch mit den brasilianischen Urhebern des Songs gegeben hatte, musste also der Song fein paritätisch unter beiden Bandnamen aufgeteilt auf dieser Maxi-CD erscheinen. So firmieren - je nach Leadvocals - jeweils zwei Tracks unter dem Label "Chilli feat. Carrapichio" (Radio Edit 1, Club Mix) und eben auch "Carrapichio feat Chilli" (Radio Edit 2, Copacabana Drive Mix), wobei mir das portugiesischsprachige Original deutlich mehr zusagt.

Somit also viermal derselbe Song in wenig unterscheidbaren Mixen, die allenfalls in ihren Lauflängen variieren. Ein gewisses Sommerfeeling muss man attestieren, ansonsten ein One-Hit-Wonder ohne sonderliches Aufregungspotential.

Bewertung: 2 von 5

Mittwoch, 18. November 2009

Buch-Rezensionen (171): Alice Schwarzer - Romy Schneider-Mythos und Leben (Hörbuch) (1998)

(Cover: Amazon.de)

Künstlerlegenden, die jung oder mittels tragischer Umstände aus dem Leben geschieden sind, taugen bestens zur Mythenbildung. Kein Wunder also, wenn Biografien über jene tatsächlichen oder vermeintlichen Opfer des Showbusiness ganze Regalreihen füllen. Einige dieser Erscheinungen sind dann von recht zweifelhafter Qualität, fühlt sich doch mancher Zeitgenosse verpflichtet, frei nach dem Motto "Ich habe Promi XYZ im Jahre ... einmal getroffen und schreibe jetzt ein Buch darüber" zur Feder zu greifen. Wie soll man also inmitten der Flut von Romy-Biografien dieses Buch der "Emma"-Herausgeberin einordnen?

Fangen wir einmal mit den positiven Aspekten an. Alice Schwarzer, die Romy Schneider in den 1970er Jahren mehrfach interviewte, schildert - sachlich weitestgehend korrekt - anhand vieler allseits bekannter, aber auch wenig öffentlicher Fakten die Lebensstationen des 1982 im Alter von 43 Jahren verstorbenen Filmstars. Es gibt Hintergründe zu den wichtigsten Filmen der Schauspielerin sowie zu prägenden Ereignissen abseits der Kamera. Dies geschieht überwiegend mit der gebotenen journalistischen Distanz.

Ärgerlich wird es hingegen, wenn Alice Schwarzer in ihre altbekannten Klischeees und Methodiken verfällt und nicht selten das Pferd von hinten aufzäumt. Es reicht eben nicht, Romy Schneider als permanentes Opfer von Männermacht zu stilisieren und dabei andere wichtige Faktoren, wie die frühzeitige Forcierung der Filmkarriere durch Romy Schneiders Mutter Magda eher auszublenden. Wie schädlich solch dominante Einflüsse durch das Elternhaus sein können, haben viele andere tragische Künstlerkarrieren von Michael Jackson bis Britney Spears beklemmend eindrucksvoll bewiesen.

Sicherlich, Romy Schneider geriet zeit ihres Lebens häufig an charakterlich bestenfalls arg zweifelhafte Partner und Einflussnehmer. Aber die augenfälligen Probleme einen geregelten Alltag zu führen, gebetmühlenartig auf Hans Herbert "Daddy" Blatzheim, Alain Delon, Daniel Biasini und andere abzuwälzen, greift meines Erachtens denn dann doch zu kurz. Hier benutzt Alice Schwarzer die Lebensgeschichte Romy Schneiders als Vehikel für ihre eigenen, weiß Gott nicht unumstrittenen, Ansichten. Dies ist höchstgradig unfair, denn: Tote können sich nicht wehren!

Reduziert man "Romy Schneider - Mythos und Leben" auf eine rein subjektive Sicht auf das Wesen einer tragisch gescheiterten großen Schauspielerin, geht dieses Buch - in der  Audiobookversion von der Autorin selbst unter Mitwirkung von Hannelore Elsner, Sabine Falkenberg und Stephan Benson gelesen - sicherlich in Ordnung. Möchte man hingegen von einer objektiv-kritischen Warte aus das Leben Romy Schneiders verfolgen, sollte man um dieses Buch einen weiten Bogen machen und zu einer anderen der zahlreich existierenden Werke zur Thematik greifen.

Bewertung: 3 von 5

Dienstag, 17. November 2009

Hmmmpffff, grrrrrrrrrr, grummel...

Fast war sie fertig, meine Buch-Rezension zur Romy-Schneider-Biografie von Alice Schwarzer. Wie üblich bei Amazon geschrieben, um dann eine Kopie hier abzulegen. Da klappt mir doch tatsächlich mein Opera alle Tabs zu! Zwar kann man exakt alle bei Abbruch geöffneten Fenster sofort wieder aufrufen, doch natürlich: die Rezensionsbox war - leer! Und nix zwischengespeichert, alles weg - ich glaub, ich brech ins Essen...

Dann eben morgen...

Montag, 16. November 2009

DVD-Rezensionen (171): JAG - Im Auftrag der Ehre (Season 4.1) (1998/99)

(Cover: Amazon.de)

"Was soll's..." möchte man resignierend meinen, muss man doch endgültig zur Kenntnis nehmen, dass "JAG" mit Ausnahme der zweiten Season in all seinen zehn Staffeln in Form von gesplitteten Vollpreisboxen erscheinen wird. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist durch die gerade einmal 12 Episoden pro Box daher alles andere als günstig, trotzdem ist man als leidgeprüfter Fan der US-Militäranwaltsserie mittlerweile eben demütig geworden...

Die erste Episode "Gypsy Eyes/Tod in der Taiga" löst den Cliffhanger, mit dem die letzte Folge der dritten Staffel endete, auf. Harm und Mac, in einer gestohlenen MiG-29 vor russischen Jagdfliegern flüchtend, klären in dieser Geschichte schlussendlich auch das Schicksal von Harmon Rabbs seit dem Vietnamkrieg vermisstem Vater. Somit wird ein die ersten Staffeln wie ein roter Faden durchziehender Handlungsstrang, der für einige Spannungsakzente sorgte, aufgelöst.

Die hier gezeigten Folgen bieten wieder ein breites Spektrum an Fällen rund um die amerikanische Navy und ihrer Flieger angefangen von Geisterstimmen hörenden Piloten ("Angels 30/Kein guter Tag zum Sterben") über Waffenschieber innerhalb der Truppe ("Going After Francesca/Die Entführung") bis hin zu sexuellen Übergriffen innerhalb gemischter Schiffsbesatzungen ("Dungaree Justice/Alle für eine"). Doch auch im Privatleben der Protagonisten geht es turbulent zu, taucht doch Macs seit Jahren verschwundener Ehemann auf und sorgt für tödlichen Ärger...

Die für mich spannendsten Episoden spielen außerhalb des Gerichtssaals. In "The Black Jet/Der schwarze Jet" muss ein notgelandetes Tarnkappenflugzeug aus dem Iran zurückgeholt werden und in "Embassy/Im Namen des Volkes" geraten Harm und Mac per Zufall mitten in eine Geiselnahme in der sudanesischen Botschaft.

Auch wenn freilich "JAG" wie eh und je ein durchgehend positives Bild des US-Militärs und dessen Rechtssystems zeichnet - die Serie von Donald P. Bellisario scheut sich nicht, auch einmal unbequeme Themen anzuschneiden, wie beispielsweise das tatsächlich gespannte Verhältnis der japanischen Zivilbevölkerung zu den im Lande stationierten amerikanischen Truppen (Folge "Innocence/Nacht der Schande"). Diese Vorgehensweise wird sich in den darauffolgenden Seasons noch verstärken.

Nicht jede Episode ist wirklich gut, aber da Bild und Ton (Surround in Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch) für eine TV-Serie nicht allerneuesten Datums in Ordnung gehen, kann man ruhigen Gewissens die zweithöchste Wertung zücken.

Bewertung: 4 von 5

Sonntag, 15. November 2009

Abschied von Robert Enke

Eine sehr emotionale Veranstaltung, die auch mich in meinem tiefsten Inneren angerührt hat, fand heute Vormittag in der Hannoveraner AWD-Arena statt. Etwa 40.000 Menschen nahmen Abschied von Torwart Robert Enke, der sich am Dienstag im Alter von 32 Jahren aufgrund langanhaltender Depressionen das Leben genommen hatte. Dies war Medienberichten zufolge die größte jemals in Deutschland durchgeführte Trauerfeier für einen Sportler. Die Worte des Tages stammten für mich von DFB-Präsident Theo Zwanziger, der mir mit seiner ohne Manuskript gehaltenen Rede, die zu Respekt , Anteilnahme und gegenseitiger Hilfe aufrief,  aus dem Herzen sprach. Ich schäme mich meiner heute am Bildschirm vergossenen Tränen nicht. Mach's gut, Robert...

Erwischt!

Ich fühle mich durch diesen Artikel etwas betroffen... ;)

Donnerstag, 12. November 2009

CD-Rezensionen (170): Bad Boys Blue - You're A Woman '98 (MCD) (1998)

(Cover: Amazon.de)

Anno 1998 versuchte gleich eine ganze Reihe altgedienter Discofox-Recken der 80er Jahre mit soundmäßig aufgebohrten Versionen ihrer alten Hits erneut zu punkten. Beispielsweise Fancy, Modern Talking oder Silent Circle gehören in diese Aufzählung. Und auch die Bad Boys Blue klöppelten aus ihrem ersten großen Hit "You're Woman" von 1985 unter Zugabe der Rapkünste Eric Singletons und beim als Track 3 enthaltenen "Megamix Volume 1" diverser anderer Songs ("Pretty Young Girl", "I Wanna Hear Your Heartbeat", "Lady In Black", "L.O.V.E. In My Car") ein für die Liebhaber des Genres akzeptables Ergebnis zusammen.

Besagter Megamix tut mit seinen 8:17 Minuten Lauflänge für jeden Ü30-Tanztee-DJ ordentliche Dienste, kann er sich doch so mal zurücklehnen, etwas trinken gehen oder erleichternden körperlichen Aktivitäten frönen. Bei den restlichen drei Stücken dieser Maxi-CD herrscht dagegen ein wenig Einfallslosigkeit vor. "You're A Woman" in drei sich nur durch Länge und der Zugabe/Auslassung der Raps unterscheidenden Versionen (Original Remix 1998, Rap Remix 1998, Extended Rap Remix 1998) - da sollte wohl mit geringsmöglichstem Aufwand Kasse gemacht werden.

Ich bin nicht unbedingter Fan dieser Art von Musik, dennoch kommen mir doch einige Jugenderinnerungen zum Thema Bad Boys Blue in den Sinn zudem ein sehr schräges persönliches Aufeinandertreffen vor etwa 15 Jahren. Somit ist dieser Tonträger für mich ein wenig Nostalgiecontainer in durch treibende Bass- und Drumlinien durchaus noch aktuell klingendem Sound, scheinen doch die alten 80er-Aufnahmen aus heutiger Hörgewohnheit im Tempo wie an einem Gummiband zu hängen...

Bewertung: 3 von 5

Mittwoch, 11. November 2009

Buch-Rezensionen (170): Isaak M. Korotkin - Seeunfälle und Katastrophen von Kriegsschiffen (1977)

(Cover: Amazon.de)

Dieses im russischen Original 1977 in der Sowjetunion erschienene Buch widmet sich der faktenbasierten Untersuchung von Unfällen und Katastrophen auf Überwasserkriegsschiffen, die sich noch einmal in Brände und Eplosionen, Kollisionen sowie Grundberührungen und Sturmschäden untergliedert. Aber: dies ausschließlich auf Schiffen (Zitat) "kapitalistischer Flotten" des Zeitraums ab etwa 1930 . Die Gründe für diese Geheimniskrämerei liegen auf der Hand. Offiziell gab es im eigenen Militärbereich keine Unfälle, erst in den letzten Jahren nach den politischen Veränderungen sind viele Desaster in Schiff-, Luft- und Raumfahrt des ehemaligen Ostblocks publik geworden. In puncto Vertuschung wurde damals - offiziell aus Eigenschutz vor westlicher Spionage - ganze Arbeit geleistet.

Ein Buch, das so politisch kontaminiert daherkommt, muss man also mit Vorsicht genießen. Äußert doch der Autor selbst im Vorwort wie folgt:

"Ursachen für eine Reihe von Seeunfällen war auch der niedrige politsisch-moralische Zustand, die psychologische Labilität der Männer sowie ein nachlässiges, bisweilen verantwortungsloses Verhalten gegenüber den eigenen Pflichten. Das ist für viele Schiffe kapitalistischer Flotten charakteristisch. ... Obgleich die Erfahrungen kapitalistischer Flotten behandelt werden, können sie auch für unsere Flotten nützlich sein. Hierbei ist jedoch der hohe politisch-moralische Zustand unserer Seeleute und das in den brüderlich verbundenen sozialistischen Seekriegsflotten bestehende gegenseitige Vertrauen zwischen Matrose und Offizier zu beachten"

Zitat Ende. Das ist Kalter Krieg pur und blendet den auch in den eigenen Reihen durchaus vorhandenen Schlendrian geradezu grotesk aus. Trotz alledem: sieht man von diesen ärgerlichen Dingen einmal ab, erhält man durchaus ein sehr faktenreiches, in vielen Fällen auf westlichen Quellen (z.B. "Jane's Fighting Ships") beruhendes Kompendium verschiedenster Schiffsunfälle und -katastrophen, das natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann. Prominente Ereignisse, wie die Explosion auf dem US-Flugzeugträger "Forrestral" (1967) wechseln sich mit wenig bekannten Namen und Daten ab. Dem Buch ist ein umfassender Schlußfolgerungs- und Analyseteil, Tabellen mit einer Unfallübersicht, Anmerkungen des deutschen Bearbeiters, ein Verzeichnis der Abkürzungen und eine ausführliche Literaturliste angefügt.

Eigentlich ein interessantes und mit zahlreichen Fotografien versehenes Werk zu einem eher wenig beachteten Thema, dennoch mit schwerem ideologischen Ballast behaftet, was die Wertung einfach ins Mittelfeld sinken lassen muss.

Bewertung: 3 von 5

Dienstag, 10. November 2009

Robert Enke †

(Foto: DFB.de)

Eine schockierende Nachricht erreichte mich heute kurz vor dem Feierabend. Robert Enke, der Torwart von Hannover 96 und der deutschen Fußball-Nationalmannschaft hat sich am Abend im Alter von 32 Jahren an einem Bahnübergang nahe der niedersächsischen Landeshauptstadt das Leben genommen. Anstelle der in vielen Medien bereits zirkulierenden Mutmaßungen über die Motive den für mich einfühlsamsten Text zu diesem Thema, geschrieben von Dirk Gieselmann auf 11freunde.de:

http://www.11freunde.de/bundesligen/125577

Mein aufrichtiges Beileid allen Angehörigen.

Montag, 9. November 2009

Ein Blick zurück...

Heute vor 20 Jahren (aufgeschrieben 2004):

An den 09.11.1989 kann ich mich noch sehr genau erinnern (war ein Donnerstag). Ich saß während der berühmten Pressekonferenz allein im Fernsehraum meines Lehrlingswohnheims in Radeberg und als dann die bewusste Schabowski-Passage gelaufen war, riß ich die Tür auf und brüllte mit "Die Grenze ist auf!" das ganze Haus zusammen. Am nächsten Tag gings nach Hause und auf dem Bahnhof meiner Heimatstadt traf ich zwei Freunde, die gerade in Richtung Westberlin aufbrachen. Als ich sie später mal traf, erzählten sie mir, das sie in dieser Nacht selbst in Strip-Schuppen einige "Spezialvorführungen" für lau bekamen. Jaja, Brüder und Schwestern...

Es bleibt noch eins zu sagen: Danke, Gorbi...

Sonntag, 8. November 2009

DVD-Rezensionen (170): Basic Instinct (2-Disc-Edition) (1992)

(Cover: Amazon.de)

In jedem Jahrzehnt gibt es eine gute Handvoll Filme, die man - manchmal sogar unabhängig vom Einspielergebnis an den Kinokassen - automatisch mit der entsprechenden Dekade assoziiert. Der damals als Skandalfilm postulierte Erotik-Thriller "Basic Instinct" gehört sicherlich so zu den 90ern wie auch der erste MATRIX-Film oder Tarantinos "Pulp Fiction". Der kontrovers diskutierte und in Hitchcockscher Manier gedrehte Box Office-Erfolg katapultierte sowohl Michael Douglas und die hinreißend als mordverdächtige Bestsellerautorin Catherine Tramell agierende Sharon Stone endgültig in den Superstar-Status.

Über den Plot und seine berühmteste Szene braucht man an dieser Stelle nicht mehr viele Worte verlieren. Wohl jeder, der nicht gerade die letzten 20 Jahre weitab der westlichen Zivilisation verbracht hat, kennt diesen Film. Von daher kann man eher das Interesse auf die Beigaben dieser Doppel-DVD richten, die es in sich haben. Denn gleich zwei Audiokommentare (von Regisseur Paul Verhoeven mit seinem Kameramann Jan de Bont sowie der Frauenrechtlerin Camille Paglia) haben den Weg in diese Box gefunden, dazu Making Ofs, diverse Galerien, Teaser und Trailer sowie interessante Probeaufnahmen mit Sharon Stone und Jeanne Tripplehorn. Da man ordentliches Bild und auf der deutschen Tonspur zumindestens Dolby 5.1 bekommt (DTS nur in Englisch), kann man über das Preis-Leistungsverhältnis des Doppelpacks wahrlich nicht meckern - das hat man trotz spektakulärer Titel wie "Special", "Collector's" oder gar "Ultimate" Edition schon weitaus anders gesehen!

Auch wenn "Basic Instinct" das Genre sicherlich nicht neu erfunden hat und manche Provokation ein wenig zu arg berechnet erscheinen mag - ein Klassiker des modernen Kommerzkinos in einer prima ausgestatteten DVD-Veröffentlichung ist es allemal.

Bewertung: 5 von 5

Samstag, 7. November 2009

Günter Naumann †

(Foto: mdr.de)

Einer der bekanntesten Schauspieler der DDR ist tot. Günter Naumann, gestern nach längerer Krankheit im Alter von 83 Jahren verstorben, dürfte eines der bekanntesten Gesichter des ostdeutschen Fernsehens gewesen sein, ich erinnere mich an zahlreiche Auftritte in Serien wie "Zur See" (1976), "Front ohne Gnade" (1984) oder "Treffpunkt Flughafen" (1985/86) sowie die Mitwirkung in zahlreichen Filmen, auch hier vorwiegend im TV. Ein Stück Kindheit ist gegangen, R.I.P..

Freitag, 6. November 2009

Das wurde auch mal Zeit...

In den letzten Monaten tobte hinter den Kulissen der deutschen Wikipedia ein mit sehr harten Bandagen geführter Streit über die (Nicht)Relevanz von neu eingestellten Artikeln. Wie man hier, hier und hier nachlesen kann, betraf mich diese Problematik auch schon persönlich. Jetzt wurde das Ganze auf einer größeren Ebene öffentlich mit einer Podiumsdiskussion behandelt. Netzpolitik.org berichtet. Bitte auch dem im Artikel erwähnten Link folgen.

Ich werde die weitere Entwicklung mit Interesse beobachten.

Donnerstag, 5. November 2009

Soundtrack Of My Life (014): Stakka Bo - The Great Blondino (1995)

Heutzutage kann man - von einzelnen im Kabelnetz empfangbaren Nischenkanälen einmal abgesehen - die einstmals "Musiksender" genannten Stationen wie MTV oder VIVA komplett vergessen. Billigst importierter US-Doku-Soap-Schund und Klingeltonwerbung rund um die Uhr, Musik spielt nur noch eine absolute Nebenrolle. Das was heute das Internet übernimmt, nämlich die Entdeckung neuer Songs oder Bands per Zufall, konnte man noch vor ein paar Jahren abseits der Hauptsendezeiten im TV erleben. So ging es mir beispielsweise in einer Samstagnacht des Jahres 1995, als ich, wohl nicht mehr ganz nüchtern, von einer meiner Clubtouren zurückkehrte und kurz vor dem Einschlafen noch einmal den Fernseher anschaltete. Auf dem Schirm lief ein schwarz/weiß-Musikvideo mit betörenden Aufnahmen einer alpinen Landschaft mit einem schlaksigen Kerl, der als Speedski-Piloten einen Abhang hinunterbretterte. Das Ganze zu verdammt coolen und dennoch schwer melancholischen Klängen, die in mir sofortiges Interesse weckten. Ungeduldig wartete ich bis zur Einblendung des Namens von Song und Interpret - und siehe da, der zwei Jahre zuvor durch seinen Hit "Here We Go" bereits aufgefallene Schwede Stakka Bo steckte dahinter. "The Great Blondino" war ganz und gar kein Hit, ich höre diesen Song aber nach wie vor sehr gerne.

Mittwoch, 4. November 2009

CD-Rezensionen (169): Hennes Bender - Komm geh weg (2005)

(Cover: Amazon.de)

Der Drittling des "kleinen dicken Jungen aus Bochum" (Eigenbezeichnung) bietet wieder herrlich schräge Betrachtungen von allerlei Alltagsabsurditäten. Kaum zu glauben, über welch banale Dinge man sich so aufregen kann. Aber das ist erfrischend, authentisch und auf sympathische Weise lustig. Kein Vergleich zu gewissen Olympiastadionausverkäufern...

Kleiner Wermutstropfen: die sich teilweise über Minuten hinziehenden Tobsuchtsanfälle der zwei vorangegangenen CDs finden hier nur noch in abgeschwächter Form statt. Da wird einmal das Sprachtempo schneller und die Stimme lauter - und dann wird schon wieder ein Gang heruntergeschaltet. Schade, macht doch dieses Springen in die Rolle des cholerischen Giftzwergs die Würze eines jeden Bender-Programms aus, denn nicht zuletzt deswegen hat der Mann aus dem Ruhrpott eine eigene Radiokolumne unter dem Titel "Erregt" mit Inhalt zu füllen.

Trotzdem gibt es jede Menge Kracher, seien es jetzt mein Favorit "STAR WARS" oder als wieder vom Programm "Noppen am Griff" hervorgekramter Running Gag eine perfekte Gollum-Imitation. Alles in allem einer der als höherwertig anzusehenden Tonträger der manchmal nur schwer zu ertragenden deutschen Comedy-Flut.

Bewertung: 4 von 5

Dienstag, 3. November 2009

Buch-Rezensionen (169): Dan Brown - Diabolus (Hörbuch) (1998)

(Cover: Amazon.de)

"Diabolus", im englischen Original "Digital Fortress", ist der Debütroman von Bestseller-Autor Dan Brown. Bereits 1998 veröffentlicht, schaffte es der Thriller aus dem Geheimdienst- und Informatik-Millieu erst im Fahrwasser des Erfolgs von "Sakrileg/DaVinci Code" in einer deutschen Übersetzung auf den hiesigen Markt.

Wer sich auf ein Buch des Amerikaners einlässt, sollte eines ganz gewiss nicht sein - ein Experte auf den in den Romanen verarbeiteten Fachgebieten. Sei es jetzt Kunstgeschichte oder Architektur, Theologie oder andere Wissenschaften. Denn allzu frei rührt der Autor gesicherte Fakten mit freien Interpretationen und groben Rechercheschnitzern zu einem zwar spannenden, aber letztendlich doch unbefriedigenden Eintopf zusammen. Schmeckt erst einmal lecker, verursacht dann aber doch eher Bauchschmerzen. Von daher mit etwas Vorsicht zu genießen.

"Diabolus" beinhaltet alles, was auch in allen späteren Romanen thematisiert wird. Eine Verschwörung - hier inmitten des allmächtigen US-Geheimdienstes NSA - ein Bösewicht, der nicht sofort (oder doch?) als solcher zu entlarven ist, ein attraktives Heldenpärchen, das unvermittelt in den Strudel der Ereignisse hineingezogen wird, ein Killer...wenig Abwechslung im Hause Brown.

Man muss also eine ganze Menge ausblenden, wenn man so etwas wie Spaß mit den Büchern des Autors haben will, sein kommerzieller Erfolg spricht allerdings auch für sich. Trotzdem ist dieser Erstling eines der eher schwächeren Produkte Browns, schon seltsam, dass mir die zum Schluss des Plots benötigte Code-Ziffernfolge schon gleich zu Beginn des Buchs förmlich ins Auge sprang und ich die kopflos-hektische Aufgeregtheit der Protagonisten nicht im Geringsten nachvollziehen konnte.

Diese Hörbuchversion lebt von der angenehmen Stimme Detlef Bierstedts, nicht umsonst einer der bekanntesten Synchronsprecher des Landes. Dessen unaufgeregte Lesung hievt die Wertung noch eine Stufe nach oben, denn im internen Vergleich des Brownschen Schaffens zieht "Diabolus" doch eher den kürzeren, nicht zuletzt wegen seiner zahlreichen fachlichen Fehler im kryptographischen Bereich, Fehler, denen sich schon ganze Webseiten und Fachaufsätze widmen.

Bewertung: 3 von 5

Montag, 2. November 2009

Soundtrack Of My Life (013): Die Ärzte - Für immer (1986)

Nach längerer Pause mal wieder ein Beitrag aus dieser Blogkategorie.

Das Erstaunliche an den Ärzten, ist die Fähigkeit, nunmehr schon seit mehr als 25 Jahren immer wieder neue Fanscharen zu rekrutieren und darüber hinaus irgendwie immer jederzeit mein Lebensgefühl getroffen zu haben. In den Zeiten, als die Kapelle aus Berlin (auuuus Berlin!) noch teeniekompatiblen Fun-Punk spielte, konnte man sich daher extrem sicher sein, als beziehungstechnisch benachteiligtes Mauerblümchen in der DDR den passenden Soundtrack von der anderen Seite der Mauer geliefert zu bekommen. So ging es mir in der Phase meiner ersten aussichtslosen Schwärmereien mit dem Song "Für immer", dessen tiefgründige Möglichkeit zur verschiedenen Interpretation des Textes (einfache Liebeserklärung an die Angebetete oder doch irgendwas Morbides?) sich mir erst viel später erschlossen haben. Aber immer noch ein wunderschönes Stück Musik. Seufz.