Freitag, 15. Januar 2010

Sendepause...

In den nächsten Wochen wird es hier ruhiger oder eventuell sogar still werden, ich hab soeben die Aufgabenstellung für meine Semester-Hausarbeit bekommen. Das heißt: jede Menge Arbeit!

Bis demnächst...

Donnerstag, 14. Januar 2010

Petra Schürmann †

(Foto: SPIEGEL.de)

Nun hat sie endlich Frieden gefunden. Die ehemalige "Miss World" von 1956 und beliebte TV-Moderatorin starb gestern im Alter von 76 Jahren in München. Seit ihre Tochter 2001 durch einen in Selbstmordabsicht handelnden Geisterfahrer ums Leben kam, hatte sich Petra Schürmann aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und war seelisch schwer erkrankt, ein Zustand, der sich nach dem Tod ihres Mannes 2008 noch verstärkte. Nach all dem Leid in den letzten Jahren sicherlich eine Erlösung. R.I.P.

Buch-Rezensionen (180): Der Schlangenschatz (1976)

(Cover: Amazon.de)

Dieses Mitte der 70er Jahre erschienene Buch aus dem zweitgrößten Belletristik-Verlag der DDR, "Volk und Welt", erzählt auf insgesamt etwa 150 großformatigen Seiten Märchen aus dem heutigen Turkmenistan, das zum Veröffentlichungszeitpunkt noch als Turkmenische SFR zur Sowjetunion gehörte.

Eines vorneweg. Dies ist kein Kinderbuch. Hier wird gehängt, geköpft, gesteinigt, Gliedmaßen werden abgesäbelt oder betreffendes Opfer gleich in Stücke zerrissen. Zudem gibt es für ein Buch dieses Genres in den sehr hochwertigen Illustrationen Klaus Ensikats erstaunlich viel nackte Haut zu sehen. Hier sollten sich also wohl eher Erwachsene an den nicht für den europäischen Kulturkreis immer leicht zugänglichen Geschichten erfreuen, bieten sie doch oftmals gerade in den mehrfach vertretenen Geschichten um die historisch verbürgten Dichter Kemine (1770-1840) und Mīr ʿAlī Schīr Nawā'ī (1441-1501) geradezu philosophisch-aphoristische Beispiele orientalischer Weisheit.

Somit ist dieses Buch eher Einblick in die fremdartige islamische Kultur Zentralasiens als spannende Märchen, wie man sie vielleicht aus dem Grimm'schen Werken gewohnt ist. Dennoch bieten beispielsweise die Erzählungen "Karadsha Batyr", "Die fünf Kalandare", "Das Mädchen, das sein Ziel erreichte", "Choresmin", "Ak-Pamyk" oder "Die zwei Prinzen, geboren von einer Sklavin" ebenso sagenhafte Schätze, geraubte Prinzessinnen oder böse Zauberer, wie man das aus unseren Breiten kennt. Ungewohnt, aber lesenswert!

Bewertung: 4 von 5

Mittwoch, 13. Januar 2010

DVD-Rezensionen (180): JAG - Im Auftrag der Ehre (Season 4.2) (1999)

(Cover: Amazon.de)

Wie in der Rezension zur ersten Box dieser vierten Staffel bereits geschrieben, muss man endgültig zur Kenntnis nehmen, dass "JAG" mit Ausnahme der zweiten Season in all seinen zehn Staffeln in Form von gesplitteten Vollpreisboxen erscheinen wird. Nach wie vor ärgerlich, aber leider nicht mehr zu ändern.

Die zweiten 12 Episoden dieser Season bieten wieder einen bunten Querschnitt durch in die Zuständigkeiten der US Navy-Justizbehörde fallenden Unglücke, Verfehlungen und kriminelle Handlungen, gekoppelt mit dem nach wie vor turbulenten Privatleben der beiden Protagonisten Harmon Rabb (David James Elliott) und Sarah MacKenzie (Catherine Bell). Neben über weite Strecken spannenden Ereignissen in- und außerhalb von Gerichtssälen wird mit dem Fall des von seinem Vater bedrohten Mädchens Dar-Lin (Aysia Polk) ein sich im Hintergrund über mehrere Folgen hinziehende Geschichte erzählt und auch der Soziopath und Killer Clark Palmer (Peter Murnik) treibt in zwei weiteren Episoden sein Unwesen. Zudem spielen einige nationale US-Stars wie die Sängerin und Ehefrau der Country Music-Ikone Garth Brooks, Trisha Yearwood (als Lieutenant Commander Teresa Coulter), Gastrollen. Meine persönlichen Favoriten finden sich in den Episoden "Webb Of Lies/Der Maulwurf", "Silent Service/Eiskalter Tod", und "Soul Searching/Entführung in Rom". Am Ende dieser Staffel heißt es für Lieutenant Commander Rabb zunächst Good bye, hat er doch nach einer Augenoperation seine Rückversetzung zu einer Marinefliegerstaffel beantragt...

Bild und Tonqualität sind oberer TV-Seriendurchschnitt, der Ton liegt sowohl auf der deutschen als auch in der englischen, italienischen und französischen Spur im Surround-Format vor. Als Extra gibt es diesmal immerhin einen Zusammenschnitt mit verpatzten Szenen, nach der Bonuswüste der zuvor erschienenen Staffeln ist man sogar für diese gerade einmal vier Minuten äußerst dankbar. Richtig schwach ist keine Episode des Folgendutzend und so gibt es (mit Abzug für Ausstattung und Veröffentlichungspolitik) die zweithöchste Wertung.

Bewertung: 4 von 5

Dienstag, 12. Januar 2010

Miep Gies †

(Foto: tagesschau.de)

Miep Gies ist tot. Die letzte noch lebende Helferin von Anne Frank, deren Familie sowie der Familie van Pels und Fritz Pfeffer starb gestern im Alter von 100 Jahren nach kurzer Krankheit. Was bleibt, ist der tiefe Respekt vor einer tapferen Frau, möge sie in Frieden ruhen.

Nachtgedanken (081)

Passend zu der Tatsache, dass ich mich am Wochenende in der Bundeshauptstadt herumgetrieben habe, bin ich heute auf ein Metropolengedicht gestoßen, "Augen der Großstadt" von Kurt Tucholsky (1890-1935).

Wenn du zur Arbeit gehst
am frühen Morgen,
wenn du am Bahnhof stehst
mit deinen Sorgen:
dann zeigt die Stadt
dir asphaltglatt
im Menschentrichter
Millionen Gesichter:
Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,
die Braue, Pupillen, die Lider -
Was war das? Vielleicht dein Lebensglück...
vorbei, verweht, nie wieder.

Du gehst dein Leben lang
auf tausend Straßen;
du siehst auf deinem Gang,
die dich vergaßen.
Ein Auge winkt,
die Seele klingt;
du hast's gefunden,
nur für Sekunden...
Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,
die Braue, Pupillen, die Lider -
Was war das? Kein Mensch dreht die Zeit zurück...
vorbei, verweht, nie wieder.

Du mußt auf deinem Gang
durch Städte wandern;
siehst einen Pulsschlag lang
den fremden Andern.
Es kann ein Feind sein,
es kann ein Freund sein,
es kann im Kampfe dein
Genosse sein.
Es sieht hinüber
und zieht vorüber...
Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,
die Braue, Pupillen, die Lider -
Was war das? Von der großen Menschheit ein Stück!
Vorbei, verweht, nie wieder.

Sonntag, 10. Januar 2010

The boys are back in town...

Ohne große Probleme haben wir den samstäglichen Konzerttrip zu Depeche Mode nach Berlin überstanden, hier ein kleiner Bericht mit dem Ablauf des gestrigen Tages:

Den Junior bei den Schwiegereltern abgeliefert und 11.30 Uhr in den Zug (aus Sicherheitsgründen einer früher als ursprünglich geplant) geklettert und dort unsere Chemnitzer Freundin getroffen. In Berlin sind wir mit gerade einmal 15 Minuten Verspätung eingelaufen - elende massenmediale Panikmache

Eigentlich wollten wir gleich zum Berliner Ostbahnhof, wir haben aber kurzfristig umdisponiert, sind direkt zum Hauptbahnhof weitergefahren und haben uns dort ein wenig die Zeit vertrieben. Die Location ist ein toller Bahnhof, für meinen Geschmack gestern aber arg zugig und kalt. Gegen 17.45 Uhr ist man zum eigentlichen Ziel aufgebrochen. Man musste da ein wenig improvisieren, die Züge hatten alle zwischen 5 und 120 Minuten Verspätung, aber die drei Stationen innerhalb der Hauptstadt waren dann auch nicht das Problem. 

Die Mädels haben sich auf'm Bahnhofsklo ein wenig aufgerüscht, während ich draußen wartete. In der Zeit kamen noch zwei SMS eines Online-Bekannten an, u.a. mit der Mitteilung "Sind jetzt in der Halle, stehen ziemlich weit vorne links". Bis wir dann vor Ort waren, ohne Warten eingelassen wurden, Jacken abgegeben waren etc. muss es wohl so gegen 19 Uhr gewesen sein, als ich den Innenraum der O² World betrat. Da sowohl die Göttergattin als auch unsere Bekannte enge Menschenmassen kreislaufmässig nicht besonders gut vertragen, wollten sie sich weiter hinten hinstellen, während ich mich auf die Suche nach meinem mir bisher nur aus dem Internet bekannten Onlinekontakt machte. Ich wollte ihn gerade anrufen, als ich ihn auch schon erblickte - der Herr ist mit seinen 1,96m nicht zu übersehen! Da es vorne links an der Bande zu den Sitzplätzen (etwa 5. Reihe) lange Zeit sehr gesittet zuging, kam sogar noch mein Anhang mit nach vorne, so dass wir das Konzert ungewohnterweise zusammen erleben konnten.

Im abgesperrten Raum gleich links von uns tummelte sich allerlei Prominenz, irgendwann stand Mute-Boss Daniel Miller knapp zwei Meter entfernt von uns und schmiss sich für ein Handyfoto noch extra in Pose. Auch Keyboarder Gordeno hat da für eine Weile rumgelümmelt. Highlight auf den Sitzplätzen: ein "Dave anno '87"-Clone mit weißen 501 und "Music For The Masses"-T-Shirt - yeah!

Nitzer Ebb fingen als Vorband gegen 19.40 Uhr schon eher an als gedacht, die Halle war da noch relativ spärlich besetzt, gerade auf den Rängen. Musik war okay, es hat mich aber jetzt nicht wirklich vom Hocker gerissen, mir ist das dann irgendwann zu gleichförmig geworden. Aber höflicher Applaus bis echte Begeisterung, kein Buh-Geschrei und auch keine Kartenwedler. Bei einem Depeche Mode-Konzert eine eher ungewohnte Erfahrung. Auftritt wurde von Dave Gahan und Martin Gore (mit Fellkapuzen-Anorak auf'm Kopp) von der Bühnentreppe aus verfolgt, etwa 5 Meter vor unserer Nase. 

Die Göttergattin hatte etwas mit drängelnden Kiddie-Mädels zu kämpfen, als wir die Plätze getauscht haben, war Ruhe. Dafür wurde die Frau meiner Begleitung mit einer Bierdusche bedacht. Werde diese Oberkellner, die durch die Masse mit ihrem Saufzeuchs müssen, nie verstehen...

Punkt 21 Uhr ging's los. Erstaunlich gut: Dave's Gesang, auch wenn Mr. Gore bei seinen Solosachen manchmal erstaunliche Stimmakrobatikübungen veranstaltete. Nicht übel...  Die Video-Projektionen der Bühne fand ich eher öde, zudem fehlten einige auf der Sommertour gezeigten Clips. Und "In Your Room" (eigentlich mein DM-Lieblingssong) kann mir live solange gestohlen bleiben, wie sie nicht die Albumversion spielen. Mit den "Sounds Of The Universe"-Songs kann ich mich bis auf "Wrong" nach wie vor wenig anfreunden, dafür kam "Home" so runterreduziert wie gestern vorgetragen sehr gut!

Grenzwertig: der Sound. Stellenweise waren die Mikros plötzlich zu leise (gerade bei Sangeswechsel Gahan/Gore und zurück). Dafür wummerte es bass- und drummäßig wie Hölle. Klar, der Eigner drischt manchmal wie ein Berserker auf die Felle, aber bei "I Feel You" war es selbst mir fast zu viel. Übelster Druck auf der Brust und laut, laut, laut! Ich hab gedacht, meine Damen klappen mir ab... Junge, Junge, das schüttelte aber den Rost aus den Knochen... Beim "Never Let Me Down Again"-Armewedeln hab ich mich einfach mal umgedreht und die Kulisse genossen - Wahnsinn in der Riesenhalle!

Die Setlist des Abends:

In Chains
Wrong
Hole To Feed
Walking In My Shoes
It's No Good
A Question Of Time
Precious
World In My Eyes
Insight
Home
Miles Away / The Truth Is
Policy Of Truth
In Your Room
I Feel You
Enjoy The Silence
Never Let Me Down Again

Zugaben:

One Caress
Stripped
Behind The Wheel
Personal Jesus

Dann ab zur Aftershow-Party, bissel im Schneesturm angestanden und viele Leute endlich einmal live getroffen, die ich aus dem Internet teilweise seit sieben Jahren kenne. Außerdem gesichtet: die Sänger von DE/VISION und Melotron.

Die Rückfahrt verlief ohne Probleme, fühl mich jetzt dafür, dass man so lange on Tour war, auch noch ganz zivil. Insgesamt ein Tag mit 26,5 Stunden auf den Beinen, da man erst gegen 9 Uhr morgens ins Bett kam. Aber: Berlin ist auch bei Schnee und Sturm immer eine Reise wert!

Freitag, 8. Januar 2010

Hello Daisy...

Aus allen Ecken bekommt man für morgen Wetterwarnungen um die Ohren gehauen. Vorräte bunkern, zu Hause bleiben, das volle Programm. Dumm nur, dass wir Konzertkarten für Depeche Mode in der Berliner O² World haben. Wird wohl morgen trotz der Benutzung der Deutschen Bahn eher ein Survivaltrip werden, erst einmal halbwegs pünktlich hinkommen damit nicht erst einmal 160 Euro plus Fahrtkosten den Bach runtergehen. Wir werden dann noch die Aftershowparty besuchen und wollen danach wieder mit dem ersten Zug zurück - wer weiß, ob's klappt. Bericht gibt es dann an dieser Stelle später...

CD-Rezensionen (179): Daft Punk - Around The World (MCD) (1997)

(Cover: Amazon.de)

Es ist schon immer wieder beeindruckend, was da regelmäßig an kreativer und nicht selten etwas verschrobener Elektronik aus unserem französischen Nachbarland nach Deutschland herüberschwappt. Nachdem Synthie-Altrecke Jean Michel Jarre bereits ab den Endsiebzigern den Weg für neuartige Klänge "Made in France" geebnet hatte, landen Studiotüftler wie die Meister des Sphärenklangs Air, DJ-Ikonen wie Laurent Garnier und Mr. Oizo oder Eintagsfliegen wie Modjo regelmäßig Hits auch diesseits des Rheins.

Eine besondere Position kommt dabei den Identitäts-Geheimniskrämern Guy-Manuel de Homem-Christo und Thomas Bangalter alias Daft Punk zu, machten sie doch den für die französische Dance-Szene so typischen Filtersound hierzulande erst richtig populär. "Around The World", der erste Hit (dem drei Jahre später mit "One More Time" ein noch größerer folgen sollte), ist hierfür ein gutes Beispiel.

In drei Versionen (Radio Edit, LP Version, Motorbass Vice Mix) liegt der Track auf dieser MCD vor, dazu wird noch der Extended Mix von "Teachers" als Bonustrack hinzugegeben. Macht insgesamt knapp 24 Minuten beste Arschwackelmusik, denn wem die unerhört knackige Basslinie des Titelstücks nicht in die Füße geht, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen. Der Radio Edit klingt hierbei etwas unsanft abgewürgt, man sollte somit doch auf jeden Fall zur über siebenminütigen LP Version greifen, die sämtliche Soundspielereien wie Tiefpass-Filter, Vocoder und viele andere mehr in aller Ruhe und in voller Kraft entwickelt und ausbreitet.

Der Motorbass Vice Mix nimmt den Song erst einmal gründlich auseinander und schrägt ihn mit gesampelten Bläsersätzen, Claps und einer blubbernden Sequenzerlinie gründlich an. Klingt zunächst arg gewöhnungsbedürftig, hat aber irgendwann etwas Hypnotisches an sich. Dies gilt auch für "Teachers", bei dem der abgehackte Beat samt dem bohrenden Acid-Geblubber ordentlich ins Gebälk fährt. Etwas Abzug für den lieblos ausgefadeten Radio Edit, ansonsten ein tolles Stück Musik!

Bewertung: 4 von 5

Donnerstag, 7. Januar 2010

Soundtrack Of My Life (016): ZZ Top - Sleeping Bag (1985)

Es ist kein Geheimnis, dass man als Jugendlicher in der DDR mit der offiziellen Erhältlichkeit von westlichen Tonträgern nicht eben verwöhnt war. Gelegentlich wurden LPs oder "Best Of"-Sampler via Lizenznahme aufgelegt, die dann aber trotzdem aufgrund mangelnder Rohstoffressourcen nicht im Ansatz ausreichende Auflagenzahlen erreichten und somit kaum zu bekommen waren. "Bückware" halt! Ich erinnere mich, wie mein Vater mal stolz wie Bolle eine bulgarische Ausgabe des ersten Modern Talking-Albums anschleppte - mit kyrillischen Buchstaben auf dem Innenlabel, die man - dem ostdeutschen Russischunterricht sei es gedankt - trotzdem entziffern konnte. Die Bulgaren hatten kurioserweise nicht einfach die Songtitel lautmalerisch in ihre Schrift übertragen, nein, sie waren der Meinung, glatt mal komplett übersetzen zu müssen. So wurde dann aus "You're My Heart, You're My Soul" etwas in der Art von "Вы мое сердце, вы моя душа" (das ist jetzt Russisch, aber die beiden Sprachen ähneln sich, siehe hier). Dazu noch ein Hülle, die aus recycelter Rauhfasertapete zu bestehen schien - zum Schießen!

Aber ich schweife ab. Wie also geriet der DDR-Musikliebhaber an seine begehrten Alben? Dem Jugendradio DT64 sei es gedankt, dass es ganze Reihen von Mitschnittsendungen gab, bei denen kein Moderator in die Songs reinzuquatschen hatte und sogar Titellisten im BASIC-Krachsound gesendet wurden, um sie dann fein ausdrucken zu können. Eine davon hieß "Duett - Musik für den Recorder" (fünfmal wöchentlich), in deren einstündiger Sendezeit jeweils eine LP-Seite zweier Bands/Sänger gesendet wurden. Copyright? Das interessierte damals keinen. Ein Napster der 80er sozusagen...

Um nun endlich zum Bezug auf den im Blogtitel genannten Song zu kommen - die Instrumentalpassage ab 02:56 min des '85er Singlehits der Rauschebärte aus Texas fingierte als Erkennungsjingle für "Duett" und erinnert mich heute noch bei jedem Hören an Bandsalat, nervöse Finger an der "Record"-Taste und dem Hochgefühl nach einem jedem neuen Fang für die private Musiksammlung.

Mittwoch, 6. Januar 2010

Nachtgedanken (080)

Auch heute arbeitsbedingt tageszeitlich recht frühe "Nachtgedanken". Die 80. Ausgabe dieser Rubrik gehört "Entfremdung" von Franz Keim (1840-1918).

Mir ist die Heimat wie ein fremdes Land,
Und über fremde Treppen muß ich schreiten;
Was einst mein Herz besaß, seh' ich im Weiten,
Und süße Hoffnung reicht mir nicht die Hand.

Gelöst ist lauer Freundschaft loses Band,
Das Schiff des Glücks seh' ich vorübergleiten. –
Bin ich denn noch derselbe, der vorzeiten
Voll Zuversicht im Lebensgarten stand?

Nein, ich bin's nicht mehr! Einsamkeit und Sorgen
Umdüstern meines Lebens jungen Morgen,
Verwandeln mich zum Bettler über Nacht.

Ihr Glücksverwöhnten, die mich nicht mehr kennen,
Ihr sollt nicht wissen, wie die Wunden brennen,
Denn ich bin stolz und meine Miene lacht.

Franz Bartzsch †

(Foto: deutsche-mugge.de)

Einer der vielseitigsten Musiker und Komponisten der DDR-Rock- und Popszene ist heute unter noch nicht zweifelsfrei geklärten Umständen im Alter von 62 Jahren verstorben. Franz Bartzsch, der mit Bands wie 4 PS oder der Veronika Fischer-Band bekannt wurde, verließ 1979 die DDR, um in der Bundesrepublik als Autor für Interpreten wie Roland Kaiser und Udo Jürgens oder als Filmmusikkomponist erfolgreich weiterzuarbeiten. Einige seiner sehr poetischen Stücke werden mir weiter im Gedächtnis bleiben, R.I.P.

Mein Vater, der nur fünf Monate jünger als der Verstorbene ist, wird sich aufgrund dieser erneuten Todesmeldung eines Altersgenossen wohl wieder so seine Gedanken machen...

Dienstag, 5. Januar 2010

Buch-Rezensionen (179): Dietrich Schwanitz - Bildung. Alles was man wissen muß (Hörbuch) (1999)

(Cover: Amazon.de)

Ein in den letzten 15 Jahren immer mehr zu beobachtendes Phänomen der Medienlandschaft ist die zunehmende Anthologisierung von Literatur oder Musik. Immer neue Editionen, die mehr oder weniger marktschreierisch eine repräsentative Auswahl versprechen oder gar nur das Beste präsentieren wollen, drängen mit zum Teil recht großen Namen im Hintergrund auf den Markt. Ob nun Marcel Reich-Ranicki einen Lesekanon der deutschen Literatur zusammenstellt oder die "Süddeutsche Zeitung" eine eigene Bibliothek und Cinemathek mit den angeblich größten Literaturwerken und Filmen des 20. Jahrhunderts ediert - es wird wohl nie so etwas wie eine endgültige Auswahl geben. Von daher ist der Titel dieses umfassenden Kompendiums des 2004 verstorbenen Literaturwissenschaftlers Dietrich Schwanitz schon reichlich kühn gewählt. Oftmals wird Bildung mit schnödem Faktenwissen gleichgesetzt und gelegentlich schrammt auch vorliegendes Hörbuch lautstark knirschend an diesem Riff vorbei.

Warum habe ich mich aber denoch beim Hören des von Matthias Ponnier mit wunderbar sonor-ironischen Stimme gelesenen Audiobooks keineswegs gelangweilt? Nun, zunächst ist "Bildung. Alles was man wissen muß" erst einmal Unterhaltung. Der Lern- und "Aha!"-Effekt stellt sich ganz von allein und geradezu en passant ein. Der Autor spannt einen weiten Bogen von Menschheits-, Demokratie-, Literatur-, Musik- und Kunstgeschichte über grundlegende Fragen der Philosophie bis hin zu grandios kurzweiligen Interpretationen der gesellschaftlichen Eigenschaften und Phänomene ausgewählter Länder und deren Blick auf Deutschland und seine Bewohner. Gerade wenn man Bekannte in einigen dieser Staaten wie den USA, Frankreich oder Österreich hat, kann man sich das eine oder andere Schmunzeln nicht verkneifen, glaubt man doch, den Freund geradezu persönlich porträtiert zu sehen. Großartig!

Natürlich kann und will dieses Buch gar keinen allumfassenden Überblick über die angeführten Bereiche bieten. Anreize, sich tiefer mit allen Dingen zu befassen, gibt es jedoch auf spannende und äußerst eingängige Weise. Leider werden die Naturwissenschaften komplett ausgeklammert, ein riesiger Bereich, der ohne Zweifel definitiv zur Bildung gehört. Eigentlich schade, eine nicht immer bierernst gestaltete Reise durch die Welt von Biologie, Physik, Chemie und anderen Sparten hätte ich mir hier auch sehr gut vorstellen können.

Die Hörbuchausgabe kann gerade im Bereich der Musikwissenschaft punkten, können doch so Tonarten, Dreiklänge und ähnliche Grundbausteine der Musik mit Klangbeispielen untermalt und somit verdeutlicht werden. Freilich verpufft dieser Effekt sofort wieder im benachbarten Bereich der Bildenden Kunst. Dennoch darf man aufgrund der sehr guten Sprecherleistungen bedenkenlos zum Kauf dieser Version des mit einem Augenzwinkern versehenen Kanons raten.

Bewertung: 4 von 5

Montag, 4. Januar 2010

Nachtgedanken (079)

Da ich mich nach mehreren Wochen Urlaub heute endlich mal wieder in meinem Job betätigen werde und dies alles zu nächtlicher Stunde geschehen wird, habe ich gleich einmal etwas zum Thema dieser Tageszeit herausgekramt - "Nacht" von Rudolf G. Binding (1867-1938).

Nacht, du nahest, leisbeschwingt
wie ein dunkelfarbiger Falter,
und dein Trauermantel sinkt
überm Tag, dem Allgestalter
bunter Wirklichkeit und Lust.

Aber dem der einsam liebt
bist du doch die Allgewaltige
die die dunklen Gnaden übt
und aus Träumen hellgestaltige
Wunder wirkt in meiner Brust.

DVD-Rezensionen (179): Auf Achse - Dritte Staffel (1989)

(Cover: Amazon.de)

Die dritte Staffel der zum deutschen TV-Kult avancierten Vorabendserie ist im Grunde genommen ein zweigeteiltes Produkt mit getrenntem Auftreten der bisherigen gemeinsamen Hauptdarsteller Franz Meersdonk (Manfred Krug) und Günther Willers (Rüdiger Kirschstein). Dass es zwischen beiden Schauspielern gelegentlich gründlich krachte, ist mittlerweile kein Geheimnis mehr und darin dürfte auch der Grund für diese Verfahrensweise liegen.

Sieben der insgesamt zwölf Folgen dieser DVD-Box spielen in Mexiko und haben Franz Meersdonk als Protagonisten. In lose aufeinander aufbauenden Episoden versucht er dem durch die Intrigen eines konkurrierenden Spediteurs unschuldig ins Gefängnis gekommenen Ehemann seiner alten Bekannten Claudia (Jeanette Mühlmann) zu helfen. Dabei bekommt er es immer wieder mit den tölpelhaften Handlangern des skrupellosen Fernandez zu tun und darf sich zu allem Überfluss auch noch mit dem nervtötenden Diplomaten Sigi von Hofmeister (Christoph Hofrichter) und seinen nicht minder anstrengenden Kumpels Max Kottan (Franz Buchrieser) und "Rodriguez" (Walo Lüönd) herumärgern.

In den restlichen (eigentlich zuerst im Anschluss an das Ende der zweiten Staffel gedrehten) sechs Folgen begleitet man begleitet man den in Chile weilenden Günther Willers, der durch die Trickserei des auch hier herumirrenden Sigi von Hofmeister (unsinnigerweise diesmal von Christoph M. Ohrt gespielt!) eine marode Spedition aufgeschwatzt bekommt. Auch in diesem Land agiert ein missgünstiger Konkurrent mit allen Tricks, um Willers das Unternehmen und seine Kunden wieder abzujagen.

Halten wir einmal das Positive dieser doch recht mäßigen Staffel fest. Gewohnt großartige Landschaftsaufnahmen, die in Mexiko vor allem durch Vielfalt (einige interessante Hintergrundinformationen bietet hierzu die Bonus-Doku "Mit 'Auf Achse' in Mexiko") und in Chile vor allem durch erhabene Weite bestechen. Desweiteren ist die mit geprägter Pappoberfläche versehene Box wieder großartig gestaltet, diesmal haben die Silberlinge das Design von TÜV-Plaketten! Bild und Ton sind für eine TV-Serie der 80er Jahre akzeptabel, zudem geben sich noch eine ganze Reihe deutscher Fernsehstars wie Tilo Prückner, Eberhard Feik, Klaus Wennemann oder die damals noch unter dem Namen Dolly Dollar agierende Christine Zierl als Gastschauspieler die Klinke in die Hand.

Die Mängelliste ist dafür etwas länger. Wie schon in diversen Folgen vergangener Staffeln gelegentlich geschehen, verkommt die Handlung diesmal über weitere Strecken zu purem Slapstick, wenn die mexikanischen Knallchargen (schon rein optisch eine Art Latino-Ausgabe von Pat und Patachon) des Spediteurs Fernandez sich ein ums andere Mal mit dämlichsten Tricks zu Trotteln degradieren lassen. Zudem gibt Christoph Hofrichter als Sigi von Hofmeister eine Art hyperaktiven Otto Waalkes-Verschnitt. Dass diese Rolle in den Chile-Folgen von einem anderen Mimen gespielt wird und sich damit gleich einmal der Charakter grundlegend (aus zappelig-doof wird arrogant-snobistisch) ändert, setzt der Absurdität noch die Krone auf. Drehbuchautoren haben scheinbar auch richtig schlechte Tage - schade drum, die Serie hatte bessere Staffeln. Meine persönlichen Favoriten-Folgen dieser Box: "Reporter des Regenbogens" (Mexiko) sowie "In letzter Minute" und "Elisa" (Chile).

Bewertung: 3 von 5

Nachtgedanken (078)

Wie man im Wikipedia-Artikel zu Johann Georg Jacobi (1740-1814) nachlesen kann, wurde von Kritikerseite nicht eben sanft mit seinen Werken umgegangen. Ob Klopstock, Herder, Lichtenberg oder Goethe - immer feste drauf! Warum eigentlich? So übel finde ich "Abend" fürwahr nicht...

Komm, Liebchen, es neigen
Die Wälder sich dir;
Und alles mit Schweigen
Erwartet dich hier.

Der Himmel, ich bitte,
Von Wölkchen wie leer!
Der Mond in der Mitte,
Die Sternlein umher!

Der Himmel im glatten
Umdämmerten Quell!
Dies Plätzchen im Schatten,
Dies andre so hell!

Im Schatten, der Liebe
Dich lockendes Glück,
Dir flüsternd: es bliebe
Noch vieles zurück.

Es blieben der süßen
Geheimnisse viel;
So festes Umschließen;
So wonniges Spiel!

Da rauscht es! Da wanken
Auf jeglichem Baum
Die Äste, da schwanken
Die Vögel im Traum.

Dies Wanken, dies Zittern
Der Blätter im Teich -
O Liebe, dein Wittern!
O Liebe, dein Reich!

Sonntag, 3. Januar 2010

CD-Rezensionen (178): Cher - Believe (MCD) (1998)

(Cover: Amazon.de)

Chers Welthit (Nummer 1 in 23 Ländern!) "Believe" von 1998 ist einer jener Songs, die einem durch exzessiven Radioeinsatz schon seit geraumer Zeit buchstäblich rückwärts wieder aus den Ohren herauskommen. Auch die Resultate des durch diesen Track zu globaler Berühmheit gelangten Auto-Tune-Programms, einfacherweise oftmals gleich "Cher-Effekt" genannt, mag man nun wirklich nicht mehr hören, da sich im Nachklapp dieses Single-Erfolgs ein ganzes Heer von Produzenten und Arrangeuren auf den der breiten Masse bis dato eher unbekannten Klang stürzte.

Somit müssen es also die beiden auf dieser MCD enthaltenen Remixe des Songs richten, wobei sich sowohl der "Almighty Definitive Mix" als auch der "Xenomania Mix" dabei recht wacker schlagen. Ersterer trägt nochmal ordentlich Tempo auf, schiebt kräftige Drums und Percussions samt extra Synthesizer-Melodie in den Vordergrund und ist klar tanzbarer als der bekannte Radio Edit. 

Eine etwas andere Richtung schlägt Remix Numero zwei ein. Deutlich braver und ein wenig analog-altmodischer geht es hier zu Werke, man glaubt fast, gelegentlichen Erasure-Einfluss herauszuhören, auch wenn nicht Vince Clarke, sondern Brian Higgins und sein Xenomania-Team die Hände an den Song legten.

Mag man also auch das Original nicht mehr ausstehen können - für die alternativen Versionen lohnt es sich durchaus, mal ein Ohr zu riskieren.

Bewertung: 3 von 5

Nachtgedanken (077)

Der Autor der heutigen "Nachtgedanken", der Tscheche Eugen von Kahler (1882-1911), machte sich nicht nur als Dichter, sondern vor allem als Maler einen Namen. Eine seltene Doppelbegabung, hier als Beispiel der Lyrik-Fähigkeiten "Ziehst du, süßestes Gefühl".

Ziehst du, süßestes Gefühl
Der Müdigkeit in mein verwundetes Herz,
legst tröstlich deine mildernde Hand
auf mein Leid, auf mein innres Gewühl,
nimmst mich aus meinem Schmerz
in dein fernes heiliges Land.
Deine Hand küß ich in Ergriffenheit,
ich bin so wund, ich will schlafen,
meine Trauer nimmst du im Schlafen, liebe Müdigkeit.
Schon neigen sich ferne Gesichte
ernst geschlossenen Augen,
Die Nacht kommt in ihrem Lichte.

Freitag, 1. Januar 2010

Neues Jahr, neues Glück

"Tja, Annemarie..." wie Professor Dr. Dr. Dathe zu sagen pflegte, nun sind wir also im Jahr 2010 angekommen. Es war eine kurze Nacht, denn zehn vor sechs geruhte der Nachwuchs aufzuwachen und logischerweise seine alten Herrschaften auch zum Aufstehen zu zwingen. Aber da wir daheim nur  eine Pizza kreiert und gemampft, Wii gezockt und ein wenig Partymusik gehört hatten und den Alkoholkonsum in äußerst übersichtlichen Grenzen hielten, ließ sich das auch verschmerzen. Also auf ein Neues und Prost!