Samstag, 12. April 2008

DVD-Rezensionen (031): Twin Peaks - Season One (1990)


(Cover: Amazon.de)

Hätte ich im Jahre 2002 nur ansatzweise geahnt, welches Warte-Martyrium mir bevorstehen würde, ehe ich die zweite (und abschließende) Staffel dieser großartigen Serie mein Eigen nennen konnte, hätte ich vorerst die Finger davon gelassen.

So aber schlug ich bedenkenlos bei dieser sehr schön gestalteten Box (Laura Palmers Highschool-Bild als Schutzhülle, ihre Wasserleiche als direktes Boxcover) zu. Und wie es vielen so ging - hatte man einmal angefangen zu schauen, mußten es schon so viele Folgen wie möglich am Stück sein, anders hielt man die Spannung gar nicht aus. Denn auch wenn der Fakt bei der damaligen deutschen Erstausstrahlung bei RTL durch den Konkurrenten SAT.1 bereits verraten wurde: Wer tötete Laura Palmer?

Die erste Staffel der Kultserie, die mit einem wirklich nervenzerfetzend spannenden Cliffhanger endet (erwähnte ich schon die 5 Jahre Wartezeit?) ist sicherlich der eingängigere Teil, bei dem Krimielemente dominieren. Erst danach fuhr David Lynch so richtig schweres Geschütz auf und schlug den ihm eigenen bizarren Weg ein, der voll von versteckten Anspielungen mit weiten Interpretationsmöglichkeiten ist. Nicht umsonst deuten Fans der Serie einzelne Passagen bis heute auf unterschiedlichste Weise.

Ein wunderbar gutgelaunter Kyle MacLachlan ("Großartiger Kaffee!") darf inmitten der bigotten Twin Peaks-Szenerie (gibt es in diesem Ort eigentlich jemanden, der kein heimliches Verhältnis hat?) brillieren, immer unterstützt von den skurrilen Gestalten des örtlichen Polizeireviers und einem herrlich fiesen ("Schau, es versucht zu denken!") Miguel Ferrer als FBI-Forensikexperten Albert Rosenfield.

Lynch hat meisterlich ein düsteres Szenario in die landschaftlich reizvolle Gegend des amerikanisch-kanadischen Grenzgebiets plaziert, getragen von erdigen grün-braunen Farbtönen und der gänsehauterzeugenden Musik seines Hauskomponisten Angelo Badalamenti. Wie immer regiert beim Meister der seelischen Abgründe unter der heilen Oberfläche der Kleinstadtidyllle ein abgrundtief böses Gemisch aus Sex und Gewalt, das sich in Form des brutalen Mords an Laura Palmer zu erkennen gibt.

Auch wenn der Pilotfilm in puncto Bild-und Tonqualität etwas abfällt, habe ich nichts wirklich an der technischen Seite der DVDs zu bemängeln. Im Gegenteil, die Box ist mit umfangreichem Bonusmaterial ausgestattet, so Interviews, die einleitenden Worte der "Log Lady" zu jeder Episode und, und, und.

Eine Frage stellt sich mir allerdings immer noch: Wer war denn nun das weibliche Leckerli der Serie? Sheryl Lee als Laura Palmer? Sherilyn Fenn als Audrey Horne? Oder doch Lara Flynn Boyle als Donna Hayward? Schwer, schwer, schwer...

"Netterweise" wurde nach der Veröffentlichung der drei Einzelboxen noch eine Sonderedition mit der kompletten Serie veröffentlicht. Mit dem Fan kann mans ja machen...

Bewertung: 5 von 5