Freitag, 21. August 2009

DVD-Rezensionen (156): Cars (2006)

(Cover: Amazon.de)

Größer hätte der Gegensatz gar nicht sein können. Nach ihrem mit "The Incredibles - Die Unglaublichen" bis dato erwachsensten und vor allem düstersten Film ließen die PIXAR ANIMATION STUDIOS das wohl am ehesten hauptsächlich Kinder ansprechendene Werk ihres Schaffens folgen: "Cars". Technisch wie immer über jeglichen Zweifel erhaben, hakt es doch bei der deutlich bemerkbar vom Michael J. Fox-Film "Doc Hollywood" inspirierten Handlung gewaltig.

Lightning McQueen ist ein schnöseliger Nachwuchs-NASCAR-Racer, der dennoch mit einigem Erfolg in der Serie unterwegs ist. Auf dem Weg zu einem entscheidenden Rennen in Kalifornien rollt er schlafend und unbemerkt aus seinem Transport-Truck und findet sich orientierungslos in der gottverlassenen Kleinstadt Radiator Springs wieder, deren Bewohner (wie alle Charaktere des Films Fahrzeuge) durch eine vor Jahren gebaute Umgehungsstraße praktisch unbemerkt von der Außenwelt leben. McQueen wird dazu verdonnert, die von ihm beschädigte Dorfstraße zu reparieren und muß einiges über sich, das Leben und moralische Werte lernen, ehe er wieder in seine gewohnte Umgebung zurückkehren kann.

Klingt unspektakulär - ist es im Grunde genommen auch. Wäre nicht die originelle Idee, Autos in jeglicher Form als Protagonisten zu verwenden (sehr witzig: trottelige Traktoren als Kühe, die man auch mal im Schlaf umschubsen kann), würde man nur schwerlich etwas nicht schon zigfach Gesehenes bewerten können. So bleibt ein gewisses Maß an Innovation und spielerischer Leichtigkeit erhalten. Damit und natürlich dem satten Bild und Ton kann die DVD eindeutig punkten.

Dürftiger sieht es schon darüber hinaus aus. "Cars" ist mit 116 Minuten eindeutig zu lang (alle übrigen PIXAR-Filme sind kürzer), dies verursacht sich quälend hinziehende Szenen mit geradezu bleiernen Dialogen. Der moralische Zeigefinger ist arg bemüht oben, dies nervt doch beträchtlich, wahrscheinlich macht sich hier der Einfluß des als sehr konservativ verschrieenen Publishers DISNEY bemerkbar.

Desweiteren hat die deutsche Fassung eine bestenfalls als mäßig zu bezeichnende Synchronisation spendiert bekommen, in der in diversen kleineren Rollen der bekannte Name mehr zählt als ein gewisses Talent für den Sprecherjob. Michael Schumacher als Ferrari F430 kann man noch akzeptieren, spricht er die Mini-Rolle doch auch im Original. Was aber seine Schwägerin Cora oder Franziska van Almsick für diese Aufgabe qualifizierte, dürfte das Geheimnis der Besetzungsagentur bleiben. Absoluter Tiefpunkt allerdings Niki Lauda als Plymouth Superbird "The King". Grausam! Ein Glück, dass man mit Rick Kavanian ein wahres Synchronisations-Multitalent verpflichtete. Sein von ihm gesprochener Fiat Nuova 500 Luigi und dessen Gehilfe, der Isetta-Gabelstapler Guido sind für mich die eigentlichen Stars des Films. Knuffig und mit unschlagbarem italienischen Charme.

Selbst die Single-Disc-Ausgabe der DVD bietet dennoch eine recht ansprechende Menge an Bonusmaterial. Neben zusätzlichen Szenen und diversem Kleinkram finden sich mit "Die Einmannband" und "Hook und das Geisterlicht" gleich zwei der für die kalifornische Animationsschmiede typischen Kurzfilme auf dem Silberling. Gerade ersterer ist zum Schießen, nicht umsonst 2006 für den Oscar nominiert!

"Cars" ist sicherlich kein Totalausfall, muß sich aber in der Hierarchie der PIXAR-Filme sehr weit hinten anstellen. Das Bonusmaterial und großartige Bild- und Tonqualität retten die Mittelwertung.

Bewertung: 3 von 5