Donnerstag, 27. August 2009

DVD-Rezensionen (157): WM-Klassikersammlung, Ausgabe 23 - Viertelfinale 1986 BR Deutschland-Mexiko (4:1 n. E.) (2006)

(Cover: Amazon.de)

Im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland veröffentlichte die "BILD am Sonntag" zusammen mit dem Sammelserien-Spezialisten DeAgostini eine ursprünglich auf 30 Ausgaben angelegte, dann aber mit den hinzugefügten sieben Spielen der DFB-Elf bei der WM auf 37 DVDs erweiterte Reihe, die große Partien der deutschen Elf bei Weltmeisterschaften sowie einige Klassiker ohne deutsche Beteiligung in nicht-chronologischer Reihenfolge enthielt. Allen Scheiben war ein Begleitheft mit weiterführenden Informationen über Vorgeschichte, Hintergründe sowie statistischen Elementen wie Aufstellungen etc. beigefügt.

Gleiche Paarung wie in der vorausgegangenen Ausgabe der Klassikeredition, ganz andere Voraussetzungen. Mexiko im eigenen Land mit starken Spielen und völlig zu Recht im Viertelfinale, während sich Deutschland (wieder einmal) mit Ach und Krach hineinkämpfte und sich erst ab diesem Spiel steigerte. Das Ergebnis ist bekannt - Vizeweltmeister hinter Argentinien.

Manchmal erstaunt es mich, welche kühnen Schlüsse in der beiliegenden Dokumentation gezogen werden, die bei genauerer Betrachtung wohl einen sehr wahren Kern haben. Beim Belgien-Spiel war das schon einmal so, hier lautet die Theorie, dass Deutschland ohne diesen Sieg über Mexiko höchstwahrscheinlich vier Jahre später nicht Weltmeister gewesen wäre, da Franz Beckenbauer nach einem Viertelfinal-Aus das Handtuch geworfen hätte. So hatte er Zeit und Ruhe, an der Mannschaft zu arbeiten. Da ist was dran...

Das Spiel an sich ist sicherlich nicht hochklassig, aber spannend und dramatisch. Speziell ab der zweiten Halbzeit und dem (in meinen Augen berechtigten) Platzverweis für Berthold, der hier in jungen Jahren eine Visitenkarte seines ihm auch später anhaftenden Images gab. Also am Einsatz gab's da ganz und gar nichts auszusetzen. Und ich habe das mexikanische Klima selbst schon mal erlebt, kaum vorstellbar, da auch noch mehr als 120 Minuten Fußball zu spielen!

Bei zwei Aktionen habe ich einmal zur "Privatzeitlupe" per Standbild gegriffen, zum einen in Halbzeit eins, als Kommentator Eberhard Figgemeier einen Durchbruch von Hugo Sánchez als "bis hier oben nach Abseits riechend" einsortierte, womit er ganz schön daneben lag. Und zum zweiten beim Strafraumfall des gleichen Akteurs in der zweiten Halbzeit. Schwer zu sagen, ob er von Jakobs gestoßen wurde oder nicht. Sagen wir es einmal so: Ein Rudi Völler hat für so eine Aktion im Finale 1990 einen Strafstoß zugesprochen bekommen...

Apropos Sánchez: Ich habe selten so einen hinterhältigen Treter gesehen, der mit Fouls arbeitete, die man maximal noch einem Verteidiger, niemals aber einem Stürmer zutrauen würde. Mag sein, dass er der beste mexikanische Spieler aller Zeiten und ein Nationalheld ist, aber mit dieser Art und Weise gewinnt man bei mir keinen Sympathiepreis.

Die DVD ist mit knapp 215 Minuten proppenvoll gestopft, da gibt es einen ausführlichen Vorbericht inklusive einer kurzen Zusammenfassung des "Jahrhundertspiels" Brasilien gegen Frankreich (Ausgabe Nummer 27 der WM-Klassikersammlung), Interviews beim Stadtbummel mit Briegel und Förster und bei der Vorstellung des Gegners das Sensationstor von Negrete gegen Bulgarien. Schön, das mal auf DVD zu haben!

Im Studio ein Harry Valérien mit damals wohl topmodischen Bundfaltenhosen in Karooptik (auch an Franz Beckenbauer und Mexikos Coach Bora Milutinović zu bewundern) verstärkt von Otto Rehhagel, Rinus Michels, Dettmar Cramer und ab der Pause auch Rainer Bonhof. Auch nach dem Spiel kurze Interviews mit dem ganz starken Schumacher, Jakobs, Littbarski und Franz Beckenbauer - ja so umfangreich hätte ich mir jede DVD gewünscht!

Der "übliche" Fehler im Heft beschränkt sich hier darauf, dass man das Fernsehstudio der ARD zuordnet, dabei sind Harry Valérien und Rolf Töpperwien doch ZDF-Urgesteine...

Bewertung: 3 von 5