(Cover: Amazon.de)
Die Szene der DVD hat überhaupt nichts mit den dramatischen 90 Spielminuten zu tun. Wie Toni Schumacher in seinem Skandalbuch "Anpfiff" schrieb, fiel ihm diesem eine Peinlichkeit ohnegleichen ebenso auf. Was war passiert? Zu den undankbaren Aufgaben des Verlierers gehört die Entgegennahme von Silbermedaillen und tröstenden Wünschen der Offiziellen. Eine ziemlich deprimierende und daher auch verständlicherweise sehr unbeliebte Tortur für Sportler, die sich wohl lieber heulend irgendwo verkriechen würden. Kaum verwunderlich, dass die meisten ihre Medaillen unmittelbar nach dem Umhängen wieder abnehmen. Heute wird so etwas immer auf einem Podest im Innenraum erledigt, damals mußte man noch die Tribüne erklimmen. Ein noch recht jugendlich wirkender Sepp Blatter lotste alle durch den schmalen Gang, auf dessen einer Seite unter anderem der damalige Kanzler Helmut Kohl wartete. Der fiel dem einen oder anderen verdatterten Spieler um den Hals, leistete sich den größten Klops jedoch beim Teamchef Franz Beckenbauer, den er doch allen Ernstes nach der Umarmung bei den Schultern packte, um ihn für ein besseres Pressefotomotiv um 180 Grad in die Kamera zu drehen, was der völlig perplexe Kaiser mit sich auch machen ließ. Gott, wie peinlich...
Nun aber zum Geschehen auf dem Rasen. Eine Parallele zur nächsten DVD der Edition ist der Fakt, dass in beiden Fällen das deutsche Team ohne Erwartungen zu den jeweiligen Turnieren reiste und völlig überraschend in die Finals einzog. Und in beiden Fällen gilt wohl auch, das es den Turnierverläufen entsprechend wohl auch die verdienteren Weltmeister gab, 1986 sicherlich noch mehr als 2002, als Brasilien keineswegs glänzte. Doch der Mexiko-World Cup hat einen einzigen Namen - Diego Maradona. Mit dem Wissen um seinen weiteren Karriereverlauf ist der Gewinn der Weltmeisterschaft als Höhepunkt geradezu tragisch anzusehen. Im Finale 1986 war er jedoch durch Matthäus und Förster größtenteils bestens bewacht. Doch die Fähigkeit, auch andere Spieler das Spiel entscheiden lassen zu können, machte die südamerikanische Mannschaft bei diesem Turnier aus.
Toni Schumacher widmet im Buch seinem Fehler beim 0:1 viel Raum und auch die anderen beiden argentinischen Tore hielt er an guten Tagen für verhinderbar. Davon abgesehen war das Kassieren von Burruchagas K.O.-Treffer zum 3:2 einfach nur dämlich, denn vor lauter Euphorie über den erkämpften Ausgleich pennte die gesamte Hintermannschaft und rückte zu weit auf.
Das Aufholen des 0:2-Rückstands war wirklich vom Einsatz beeindruckend, aber Hand aufs Herz - ein Sieg wäre des Guten sicher zu viel gewesen...
Die Tragik des Ausgangs wird etwas durch die Tatsache gemildert, dass immerhin vier der im Spiel eingesetzten und noch drei der im Aufgebot befindlichen Spieler vier Jahre später den Titel holten.
Bewertung: 4 von 5
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