Dienstag, 6. Januar 2009

Buch-Rezensionen (112): Hajo Herrmann - Als die Jagd zu Ende war-Mein Flug in sowjetische Gefangenschaft (1988)

(Cover: Amazon.de)

Eines sollte man bei der Lektüre dieses Buches immer im Hinterkopf behalten. Der Autor ist zwar einerseits ein hochdekorierter Zeitzeuge, auf dessen Initiative u.a. das Wilde-Sau-Nachtjagdverfahren zurückgeht, der aber andererseits für solch berüchtigte Einsatzverbände wie das faktische Selbstopfergeschwader "Sonderkommando Elbe" steht und zudem bis heute, weit über 90jährig, immer noch dem politisch extremen Rechtsaußenspektrum zuzuordnen ist.

Dieses Buch schildert die Erlebnisse Herrmanns in sowjetischer Kriegsgefangenschaft, die bei ihm als einen der am längsten in der UdSSR arrestierten Deutschen bis Oktober 1955 andauerte. Obwohl er als Offizier im Vergleich zum einfachen Soldaten eine ungleich bessere Behandlung erfuhr, ist wohl die Verbitterung über die lange Haftdauer ein Grund für die politische Haltung des Fliegers im Range eines Oberst.

Stellenweise liest sich das Buch wie eine Realausgabe von "So weit die Füße tragen" inklusive (gescheitertem) Fluchtversuch. Allerdings herrschen über weite Strecken Selbstgerechtigkeit und keinerlei Selbstreflektion über die eigene Rolle in der deutschen Militärmaschinerie und den Krieg als solchen vor.

Das Cover des Buches ist irreführend. Herrmann flog nach Selbstauflösung seiner Einheit und einer erzwungenen Abmachung mit sowjetischen Truppen folgend keineswegs mit einer Me 262 in Gefangenschaft sondern mit einem Fieseler Storch.

Sicherlich ein lesenswerter Einblick in eine langjährige Offiziersgefangenschaft, allerdings mit heikler politischer Tendenz.

Bewertung: 2 von 5