Samstag, 27. Februar 2010

Buch-Rezensionen (181): Ondřej Sekora - Der Findling auf dem Vogelbaum (1943)

(Cover: Amazon.de)

Der tschechische Schriftsteller und Grafiker Ondřej Sekora (1899-1967) ist im (ost)deutschen Sprachraum vor allem durch die erstmals 1936 erschienenen Abenteuer der pfiffigen Ameise Ferdinand populär geworden. Etwas weniger bekannt, aber keineswegs weniger zauberhaft, ist dieses 1943 entstandene und 1959 in deutscher Sprache veröffentlichte Buch.

Erzählt wird die Geschichte des exotischen Ziervogels "Blauchen", das seinem Züchter entfliegt und von einer großen Vogelgemeinde, die auf und rund um einen großen Baum lebt, aufgenommen wird. Nach und nach lernt Blauchen die Eigenheiten der Vogelbaumbewohner kennen, schließt neue Freundschaften, erlebt Brut und Aufzucht, Heiteres und Tragödien, wird zum Geschichtenerzähler und lernt - ganz wie der Leser - viel hinzu. Doch der für einen tropischen Käfigvogel tödliche Winter naht...

Bei diesem Buch stimmt praktisch alles. Es ist sowohl für Kinder als auch Erwachsene unterhaltsam und spart dennoch nicht mit ernsten Momenten. Die vielfältige Welt der Vögel wird dem Leser praktisch spielerisch nahegebracht und der Lerneffekt wird durch bezaubernde Illustrationen des Autors begleitet. Natürlich merkt man sowohl den Bildern als auch dem Duktus das Alter des Buchs mittlerweile etwas an, dies tut aber der liebenswerten Geschichte um Blauchen, dem verrückten Rotkehlchen, den hektischen Kleibern oder dem Papagei Jakob keinen Abbruch. Falls man also "Der Findling auf dem Vogelbaum" noch irgendwo auftreiben kann - zuschlagen!

Bewertung: 5 von 5

Mittwoch, 24. Februar 2010

Und ab die Post...

Heute habe ich nun also meine Hausarbeit, die das erste Semester beschließt, postalisch auf den Weg nach Hagen gebracht. Ich hab eigentlich ein recht zuversichtliches Gefühl, aber weiß man, wie der Korrektor tickt? Die Bearbeitungszeit für die Bewertung wurde mit bis zu 8 Wochen annonciert, jetzt heißt es also sehr geduldig sein.

Ich hatte aus drei im Angebot befindlichen englischsprachigen Fachtexten einen auszuwählen und wie kurioserweise etwa 90% meiner Kommilitonen habe ich mich für diesen entschieden, der sich mit der Krise der weltweiten Demokratieförderung befasst. Im ersten Teil der Arbeit waren an eben jenem Text einige analytische Aufgaben durchzuführen, die Beleuchtung des Wissenschaftlichkeit, Argumentationsführung und kritische Bewertung und einige andere Dinge mehr einschlossen. Im zweiten Teil hatte ich aus diesem Text eine eigene fiktive Problemstellung abzuleiten, für die ein etwa fünfseitiges Exposé anzufertigen war. Ich habe dann aus einer Passage, die die Unzufriedenheit breiter Bevölkerungsschichten in jungen Demokratien aufgrund unverändert schlechter Lebensumstände beschrieb, auf ein etwas konkretes Gebiet geschlossen und mein eigenes Thema "Vergleichende Betrachtung von Demokratiemessung und zivilgesellschaftlichem Konsens am Beispiel ausgewählter Staaten Zentralamerikas" benannt. Ich hoffe, der Prüfer findet das nicht zu abseitig...

Nun denn - abwarten und Tee trinken...

Sonntag, 21. Februar 2010

DVD-Rezensionen (181): WM-Klassikersammlung, Ausgabe 31 - Vorrunde 2006 BR Deutschland - Costa Rica (4:2) (2006)

(Cover: Amazon.de)

Im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland veröffentlichte die "BILD am Sonntag" zusammen mit dem Sammelserien-Spezialisten DeAgostini eine ursprünglich auf 30 Ausgaben angelegte, dann aber mit den hinzugefügten sieben Spielen der DFB-Elf bei der WM auf 37 DVDs erweiterte Reihe, die große Partien der deutschen Elf bei Weltmeisterschaften sowie einige Klassiker ohne deutsche Beteiligung in nicht-chronologischer Reihenfolge enthielt. Allen Scheiben war ein Begleitheft mit weiterführenden Informationen über Vorgeschichte, Hintergründe sowie statistischen Elementen wie Aufstellungen etc. beigefügt.

Wer hätte vor der Weltmeisterschaft 2006 gedacht, dass die Euphorie im Lande so weit gehen würde, dass diese DVD-Kollektion um die deutschen Spiele des Turniers erweitert werden würde? Ich selbst war auch ein wenig skeptisch, hatte in meiner persönlichen Tipperei im Vorfeld ein Ausscheiden im Viertelfinale gegen Argentinien eingeplant. Bekanntlich kam das dann etwas anders... Was man heute fast schon vergessen hat: Die Diskussion um Michael Ballack und die "Wade der Nation" im Vorfeld des Eröffnungsspiels. Alles richtig gemacht, Klinsi!

Diese Partie sah ich damals per "Mini-Public Viewing" auf einer Leinwand vor unserem Haus, weil einer der Nachbarn doch glatt seinen Beamer inklusive Pavillon auf die Wiese baute. So also Grill und Pils, Tröte und Rassel in Bereitschaft und ab die Post!

Sagen wir es mal so: Dieses Match war teilweise nichts für schwache Nerven, zwei Gegentore gegen einen vermeintlichen "kleinen" Gegner ließen stellenweise dunkle Vorahnungen aufkommen. Doch das soll nicht den Umstand schmälern, dass beide Teams das wohl munterste Eröffnungsspiel aller Zeiten ablieferten. Sechs Tore, davon zwei aus der Kategorie "Tor des Monats", was will man mehr? In Costa Rica selbst bekam ich vier Wochen später von den Einheimischen und von Holländern (!) nur Gutes über das Turnier im Allgemeinen und die deutsche Mannschaft im Speziellen zu hören.

Spieler des Tages selbstverständlich Phillip Lahm und das weiß Gott nicht nur wegen des eminent wichtigen frühen Tores. Abgeräumt, was abzuräumen ging und dann noch gut in der Offensive - besser gehts nicht! Fazit: ein toller Auftakt zur größten Party des Sommers...

Bewertung: 5 von 5

CD-Rezensionen (180): DJ Bobo - Somebody Dance With Me (MCD) (1993)

(Cover: Amazon.de)

Irgendwie scheint er immer dagewesen zu sein, der René Baumann aus dem Kanton Aargau. Man mag vom Dance-Trash des Schweizers ja halten, was man will, aber sich bereits fast zwei Jahrzehnte im Raubtierkäfig Showgeschäft zu behaupten, nötigt dann doch einiges an Respekt ab. Nach wie vor tourt der Mann mit dem mittlerweile schütteren Haar mit bombastischen Bühnenshows durch die Lande, geradezu putzig wirken da hingegen die Anfänge aus der Hochphase des Eurodance.

Hinter dem Billig-Cover, wohl den Alpträumen eines Grafikdesignstudenten entsprungen, verbergen sich vier Tracks von insgesamt knapp 19 Minuten Spieldauer, die trotz unterschiedlicher Bezeichnungen allesamt Variationen des 1993 immerhin auf Platz 4 der deutschen Charts gelangten Heulers "Somebody Dance With Me" sind. Radio und Club Mix unterscheiden sich hierbei nur in Spielzeit, "Uh-Uh! (Deejay Remix)" ist lediglich eine Art Karaoke-Variante und "Live In Switzerland (Dance-Party Live)" addiert ein paar Zuschauergeräusche, wobei der Erkenntnisgewinn zum Thema Livequalitäten äußerst bescheiden ausfällt, beschränkten sich doch die damaligen Auftritte eher auf Diskotheken denn auf große Bühnen. Insgesamt gilt: etwas Pseudohouse-Geklimper plus einer von Rockwells 1984er Hit "Somebody's Watching Me" geklauten Hookline.

Da 1993 für mich persönlich ein recht turbulentes und ereignisreiches Jahr war, verbinde ich mit dem Stück ein paar nostalgische Gefühlsaufwallungen, was ein zusätzliches Gnadenpünktchen ergibt. Typisches Früh-90er-Stück, schräg und albern.

Bewertung: 2 von 5

Samstag, 20. Februar 2010

Nekrolog-Nachtrag

Durch meine mehrwöchige Abwesenheit konnte ich nicht auf die in dieser Zeit Verstorbenen reagieren, von daher ein stilles Gedenken an den Darsteller des Adam Cartwright in der Westernserie "Bonanza", Pernell Roberts (81, † 24.01.), den Autor des Kultbuchs "Der Fänger im Roggen", J.D. Salinger (91, † 27.01.), den Sänger des One-Hit-Wonders OMC ("How Bizarre", 1996) Pauly Fuemana (40, † 31.01.), den ZDF-Sportreporter Michael Palme (66, † 10.02.), den so tragisch verunglückten georgischen Rennrodler Nodar Kumartaschwili (21, † 12.02.), den The Knack-Sänger und Autor des Welthits "My Sharona", Doug Fieger (57, † 14.02.), der durch Suizid aus dem Leben geschiedenen DDR-Popsängerin Ines Paulke (51, † 17.02.), der DDR-Radsport-Trainerlegende Wolfram Lindner (68, † 17.02.) und den ehemaligen US-Außenminister Alexander Haig (85, † 20.02.).

Donnerstag, 18. Februar 2010

Eine verpasste Sensation

So...Hausarbeit ist eigentlich fertig (ich werde mir aber mit dem Abschicken doch noch bis zur Deadline Zeit nehmen, man weiß ja nie), aber ich muss meine selbstgewählte Sendepause mal unterbrechen, schließlich spielte sich in der altehrwürdigen Londoner Royal Albert Hall gestern eine geradezu historische Szene ab. Depeche Mode gaben ein Benefizkonzert zugunsten der Kinderkrebshilfe, was aufgrund der außergewöhnlichen Location und dem für die band außergewöhnlichen Anlass schon etwas Besonderes darstellte. Aber was sich dann bei Song Nummer 16 abspielte, hatte wahrlich keiner der Anwesenden auf dem Zettel. Aus dem Dunkeln des Bühnenhintergrunds näherte sich ein Herr im dunklen Anzug dem Piano und entpuppte sich als niemand anderes als der 1995 nicht unbedingt im Frieden von der Band geschiedene Soundgott Alan Wilder! Ganz wie in alten Zeiten begleitete er Martin Gores Vortrag von "Somebody" und glaubt man Augenzeugenberichten, flossen bei vielen Personen beiderlei Geschlechts vor lauter Rührung die Tränen.

Was mich natürlich etwas traurig stimmt - ich hätte dort sein können. Beim Berliner Depeche Mode-Konzert im Januar wurde mir von einer ausgewanderten Freundin, die in England lebt, angeboten mitzukommen, da sie noch ein paar Tickets über hatte. Ich lehnte damals aus Kosten- und Zeitgründen ab - heute könnte ich mich dafür in den Allerwertesten beißen. So bleibt mir nur der visuelle Eindruck - mit Gänsehautgarantie!