Freitag, 31. Oktober 2008

CD-Rezensionen (092): Air - Premiers Symptômes (1999)

(Cover: Amazon.de)

Ich gebe zu, ich liebe den verfrickelten Elektroniksound der beiden Franzosen. Lösten Nicolas Godin und Jean-Benoît Dunckel mit ihrem von mir eher durch Zufall entdeckten Debütalbum "Moon Safari" schon Begeisterungsstürme meinerseits aus, kann auch das aus experimentellen Frühwerken zusammengestellte "Premiers Symptômes" trotz seiner nur knapp 34 Minuten Inhalt überzeugen.

Aufgrund der nur 7 enthaltenen Tracks lohnt es sich, einmal näher auf jedes einzelne Stück einzugehen. Eröffnet wird der Reigen durch das locker groovende "Modular Mix", wie schon "Remember" vom Erstling ein sehr gut für traute Gemeinsamkeit geeignetes Stück Verführung. Das darauffolgende "Casanova 70" ist hingegen ein liebenswert-verschrobener Mix aus Seventies-Porno Chic und Bläsersätzen der gleichen Dekade. An "Professionnels" lässt sich gut der Blaupausencharakter dieser CD erkennen, diente das Stück doch als Grundlage für das traumhaft von Beth Hirsch gesungene "All I Need" auf "Moon Safari".

Bei Halbzeit darf man mit "J'ai dormi sous l'eau" gepflegt dahinschweben, diese hingetupfte Leichtigkeit macht den beiden Soundtüftlern so schnell keiner nach! "Le soleil est pres de moi" fährt das Tempo dann fast bis auf Stillstand hinunter, dazu wird die Titelzeile per Vocoderstimme deklamiert - eine eher düstere Vorstellung.

Größer könnte der Unterschied dann auch gar nicht sein, wenn "Californie" anhebt. Da funkt und groovt es, dazu wabernd-flirrende Synthieklänge und dezentes Geklampfe im Hintergrund. Das ist aber noch längst nicht alles, verändert sich der Song doch permanent. Und so endet der nur zweieinhalb Minuten lange Track dann auch in klavierbegleiteten Kunst-Meeresrauschen.

Schon ist das Ende nahe. "Brakes On" legt erst einmal mit einem in Watte gepacktem "The Prodigy"-Beat los, um dann mit allerlei verschwurbelten und zum Teil dissonanten Elektronikkram in die Gehörgänge zu kriechen. Nicht übel!

Es liegt in der Natur der Sache, dass diese bunte Wundertüte nicht ganz so kompakt und eingängig daherkommt wie andere Werke der Band. Daher reicht es nicht ganz zur Spitzenwertung. Besser als so manch schnöde Neuveröffentlichung des Musikmarktes ist es aber allemal!

Bewertung: 4 von 5

Buch-Rezensionen (092): Wilhelm Hellmold - Die V1 - Eine Dokumentation (1998)

(Cover: Amazon.de)

Dieses Buch ist eine äußerst umfangreiche Faktensammlung über Planung, Entwicklung und Einsatz des als V1 bekanntgewordenen Marschflugkörpers Fieseler Fi 103. Dutzende Faksimiles historischer Dokumente, technischer Zeichnungen und Statistiktabellen vermitteln ein Bild der schizophrenen Mischung aus hundertfach todbringender Waffe und technischem Fortschritt. Fotos enthält der Band jedoch nicht.

Die furchtbaren Folgen, die dieses Terrorinstrument jedoch in England und in Belgien anrichtete, sind dem Autor allenfalls ein paar dürre Zeilen und Tabellen wert. Will man die Geschichte der V1 adäquat aufarbeiten, ist dies einfach zu wenig. Wie das ungleich ausgewogener geschehen kann beweist das Historisch-Technische Informationszentrum in Peenemünde. Zum unbefriedigenden Gesamteindruck des Buches passt, dass es völlig unkommentiert einen Artikel der Testpilotin Hanna Reitsch enthält, der über ihre freiwillige Meldung als "Selbstopferpilotin" und ihre Testflüge mit der glücklicherweise nie eingesetzten bemannten Version der Fi 103 handelt.

Von diesen doch erheblichen Mängeln abgesehen vermittelt "Die V1 - Eine Dokumentation" durchaus eine große Menge historisch-technisches Fachwissen. Mangels einer großen Alternativauswahl zum Thema darf man - allen politisch-moralischen Bedenken zum Trotz - durchaus eine Kaufempfehlung aussprechen.

Bewertung: 4 von 5

Donnerstag, 30. Oktober 2008

DVD-Rezensionen (092): End Of Days - Nacht ohne Morgen (1999)

(Cover: Amazon.de)

Das herannahende Millennium war wirklich ein zu dankbares Thema, um daraus keinen Film zu machen. Und wie es zur damaligen Y2K-Hysterie gut passte, mußte es schon mindestens die vom Satan höchstpersönlich heraufbeschworene Apokalypse sein, die da am Horizont dräute.

Im Grunde genommen ist der Plot zwar nicht neu - eher ein Mix aus "Rosemary's Baby", "Akte X" und Religionsthrillern nach der Art von Dan Brown - hätte aber mit etwas mehr Sorgfalt durchaus etwas hermachen können. So allerdings ergibt sich ein unfreiwillig komisches Bild, was nicht zuletzt an "Gouvernator" Arnold Schwarzenegger als abgehalfterten Ex-Cop Jericho Cane liegt. Einen von Selbstzweifeln, Trunksucht und Lebensmüdigkeit geplagte Charakter zu spielen ist nun einmal etwas anderes, als als stoischer Terminator durch die Gegend zu stapfen. Leider erledigt Schwarzenegger seinen Part mit einem absoluten Minimum an Ausdruckskraft, was man sonst eher nur von Steven Seagal kennt. Dies hat gar nicht einmal etwas mit Vorurteilen gegen Actionschauspieler zu tun, meisterte doch Branchenkollege Sylvester Stallone seine Rolle in "Cop Land" mit viel Bravour.

Was bleibt, ist ein zeitweise spannender Endzeit-Film mit einen wunderbar lässigen Gabriel Byrne als der Leibhaftige in Person, einem erotischen Intermezzo nie abgeneigt. Was der Ire hier abliefert hat wirklich Klasse! Udo Kier darf wieder mit beindruckend stechendem Blick chargieren und auch Kevin Pollak als Canes Kollege Bobby Chicago gibt einen guten Sidekick ab. Die sehr guten Spezialeffekte und das für einen Film dieser Art umfangreiche Bonusmaterial der DVD kompensieren sogar das doch um einiges zu dick aufgetragene Finale und hieven den Silberling somit mühsam auf die zweithöchste Wertung.

Bewertung: 4 von 5

Mittwoch, 29. Oktober 2008

Jump!

Nein, hier ist weder der Dudelsender des MDR gemeint und auch nicht die Hits der Pointer SistersVan Halens oder der Kinderrapper Kriss Kross. Nö, wer mal wissen will, womit sich die Jugend so die Zeit vertreibt, wird hier fündig. Viel Spaß!

Dienstag, 28. Oktober 2008

CD-Rezensionen (091): Luke feat. The 2 Live Crew - Banned In The U.S.A. (1990)

(Cover: Amazon.de)

Wer sich heute über deutsche Pornorapper aufregt, vergisst oftmals, dass die 2 Live Crew aus Miami solcherart Musik schon vor über 20 Jahren produzierte. Mit entsprechendem öffentlichen Gedöns, versteht sich, Verhaftungen, Klagen und Gerichtsverhandlungen inklusive.

Dabei klingt das aus heutiger Sicht eher selbstironisch, denn wirklich obszön. Nicht zuletzt deshalb veröffentlichte Luther Campbell alias Luke Skyywalker diese Solo-LP, die aufgrund der geballten Mitwirkung seiner Crew-Kumpane eigentlich als reguläres Album der Band anzusehen ist. Der Hauptaufhänger der Platte ist politisch und prangt prominent auf dem Cover - der erste Zusatzartikel zur US-Verfassung, der unter anderem die absolute Redefreiheit garantiert. Und so gibt es einerseits einen anklagenden Titelsong, der (offiziell vom "Boss" genehmigt!) auf Bruce Springsteens "Born In The U.S.A." aufbaut, jede Menge gesampelte (oder nachgestellte) Nachrichtenbeiträge über die Kollisionen der Crew mit den amerikanischen Moralhütern sowie ein gerütteltes Maß an Spott- und Diss-Raps über Floridas damaligen Gouverneur Robert "Bob" Martinez und anderen Gegenspielern. Und auch das eigentliche Themenfeld der Crew wird mit Tracks wie "Strip Club", "Face Down, Ass Up", "Mamolapenga" etc. gründlichst beackert.

"Banned In The U.S.A." ist für mich, der ich bekennender Hip-Hop-Muffel bin, immer noch eine gern gehörte CD. Ordentlich rumpelnde Bässe, knackige Samples und Texte, die man teilweise nicht zu ernst nehmen sollte.

Bewertung: 4 von 5

Buch-Rezensionen (091): William Sarabande - Land des Donners (1992)

(Cover: Amazon.de)

Der sechste Band der Urzeit-Saga "Die großen Jäger/The First Americans" von William Sarabande führt die im Vorgängerband "Land der heiligen Steine" begonnene Geschichte um den Schamanen Cha-kwena fort.

Der Kampf mit dem unbarmherzigen Stamm des Wachenden Sterns ist (vorerst) vorüber. Doch Neid und Mißgunst haben sich in Cha-kwenas Sippe eingeschlichen, der durch die unterschiedlichen Lebensphilosophien der Wortführer vor der Spaltung steht. Der junge Schamane entschließt sich mit seinen Getreuen dem Totem des Weißen Mammuts zu folgen, während sein Gegenspieler Dakan-eh auf Cha-kwenas Tod sinnt. Doch im Hintergrund lauert immer noch der besiegte Stamm des Wachenden Sterns, der eine furchtbare Rache vorbereitet...

Leider verliert William Sarabande ab diesem Band etwas den Faden. Die Orte und die handelnden Charaktere teilen sich in zu viele Brennpunkte gleichzeitig auf, was dem Überblick abträglich ist. Dank des dramatischen Finales kann man das Buch noch als gelungen bezeichnen, trotzdem herrscht über einige Strecken ein gewisser Leerlauf. Erneut ist dem Roman eine Übersichtskarte der beschriebenen Schauplätze vorangestellt.

Bewertung: 4 von 5

DVD-Rezensionen (091): WM-Klassikersammlung, Ausgabe 02 - Finale 1974 BR Deutschland-Niederlande (2:1) (2006)

(Cover: Amazon.de)

Im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland veröffentlichte die "BILD am Sonntag" zusammen mit dem Sammelserien-Spezialisten DeAgostini eine ursprünglich auf 30 Ausgaben angelegte, dann aber mit den hinzugefügten sieben Spielen der DFB-Elf bei der WM auf 37 DVDs erweiterte Reihe, die große Partien der deutschen Elf bei Weltmeisterschaften sowie einige Klassiker ohne deutsche Beteiligung in nicht-chronologischer Reihenfolge enthielt. Allen Scheiben war ein Begleitheft mit weiterführenden Informationen über Vorgeschichte, Hintergründe sowie statistischen Elementen wie Aufstellungen etc. beigefügt.

DVD Nummer 2 enthält das Münchener Finale der Weltmeisterschaft 1974 zwischen dem Favoriten Niederlande und der gastgebenden Bundesrepublik. Die Fakten sind bekannt. 1:0 für die Holländer in der ersten Minute per Foulelfmeter, Ausgleich durch Breitner nach einer streitbaren Strafstoßentscheidung und eben Müllers berühmtes Drehschußtor kurz vor der Halbzeit. Und dann unter anderem der große Auftritt von Sepp Maier...

Ich hatte diese Partie eigentlich immer als eine pure Abwehrschlacht in der 2. Halbzeit in Erinnerung, aber beim Betrachten fand ich es gar nicht so einseitig wie in meiner vorgefertigten Meinung. Wenn man die deutschen Chancen der ersten 45 Minuten dagegen setzt, ergibt sich eigentlich ein recht ausgeglichenes Bild. Im Endeffekt hat das glücklichere Team gewonnen und das geht schon in Ordnung. In den Niederlanden ist die Niederlage hingegen auf ewig ein Trauma geblieben, das nur durch den Europameistertitel 1988 etwas gemildert werden konnte.

Zum deutschen Elfmeter ist bekanntlich viel geschrieben worden - nun, Bernd Hölzenbein wird wohl bis an das Ende seiner Tage mit dem Ruf des Schwalbenkönigs leben müssen. Leider kommt in den Rückblicken zu diesem Spiel Jürgen Grabowski kaum vor, zu Unrecht, wie ich finde. Für mich war er in dieser Partie der beste deutsche Spieler, aber Kaiser Franz überstrahlte wohl schon damals alles und "kleines, dickes Müller" war eben der "Bomber der Nation". Besonders gönnen muß man den WM-Titel 1974 Franz Beckenbauer und Wolfgang Overath, nachdem beide mit dem Finale 1966 und dem Halbfinale 1970 so viel Pech hatten. Das gilt so auch für Pierre Littbarski 1990.

Was sehr stark auffällt: Der Kommentarstil hat sich doch recht dramatisch geändert. Rudi Michel entschuldigt sich immer wieder beim Publikum, wenn ihm die Emotionen durchgehen. Hat man dann solche Leute wie beispielsweise Werner Hansch im Hinterkopf, wirkt das geradezu kurios.

Seltsam ist außerdem, vor dem Spiel den allseits bekannten WM-Pokal als "die neue Trophäe" vorgestellt zu bekommen, schließlich kennt unsereins gar keinen anderen.

Ein ganz wesentlichen Anteil am Unterhaltungswert dieses Spiels bietet die zum Teil absurde Haarmode der Spieler. Der Erfinder von fiese-scheitel.de muß dieses Spiel gesehen haben... Paul Breitner wie frisch aus Papua-Neuguinea eingeflogen, Berti Vogts nach dem Motto "wenn's oben kahl wird, lass ich's halt hinten ein wenig länger" und, und, und... Alleine "Katsche" Schwarzenbeck wirkt glatt 20 Jahre älter als sein damaliges tatsächliches Alter von 26. Mein absolutes Highlight allerdings ist der Niederländer Wim Jansen, der kurioserweise Internetbildern zufolge noch seiner Problemfrisur treu geblieben ist...

Ein wahrhafter Klassiker auf einer DVD, die nicht mit dem Abpfiff endet sondern auch noch Bilder der Pokalübergabe und der feiernden deutschen Spieler zeigt.

Bewertung: 5 von 5

CD-Rezensionen (090): The Beach Boys - Pet Sounds (1966)

(Cover: Amazon.de)

Was gibt es eigentlich über dieses Album noch zu sagen, was nicht schon von Hunderten Autoren bis ins kleinste Detail analysiert worden ist? Ist es denn nun das beste Pop/Rock-Album aller Zeiten, wie uns diverse Rankings immer wieder weismachen wollen? Oder doch das ein Jahr später veröffentlichte "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" der Beatles? Gegenfrage: Ist das überhaupt wichtig?

Unstrittig dürfte doch sein, dass man es hier mit einem in allen Belangen außergewöhnlichen Stück Musikhistorie zu tun hat. Da wäre zum Einen die Tatsache, dass der damals noch nicht einmal 25 Jahre alte und von Nervenzusammenbrüchen, Drogenproblemen und Psychosen geplagte Brian Wilson dieses Album in Zusammenarbeit mit dem Texter Tony Asher und diversen Gastmusikern mehr oder weniger komplett fertig einspielte und seine zu diesem Zeitpunkt auf Tournee befindlichen Bandkollegen nach ihrer Rückkehr vor vollendete Tatsachen stellte und nur noch zum Einsingen der Vocalparts in das Studio beorderte.

Dazu kommt der zum Entstehungszeitpunkt des Albums ungewöhnlich vertrackte Stil des Albums, mit den bisher gewöhnten Surfsongs der Beach Boys völlig brechend. Das Verwenden ungewöhnlicher Sounds und Instrumente ist da nur noch das I-Tüpfelchen.

"Pet Sounds" enthält vielleicht nicht die ganz großen Hits (auch wenn das nach einem Traditional entstandene "Sloop John B." ein Beach Boys-Klassiker ist), aber dafür gibt es unglaubliche Harmonien und Soundspielereien zu entdecken. Alleine die Rhythmus- und Tempiwechsel beispielsweise bei "I'm Waiting For The Day" oder "I Know There Is An Answer" sind zum Niederknien. Es ist einfach ein Genuß, dieses Album zu hören, man muß sich damit beschäftigen, immer wieder, eintauchen, davonfliegen.

Manchmal wünscht man sich als Nachgeborener, der die musikalischen 60er nur aus der Ferne kennt, diese wohl spannendste Phase der populären Musik aus eigener Anschauung erlebt zu haben. Es geht gar nicht um alberne Vergleiche á la "Beatles vs. Beach Boys", es geht um die Würdigung musikalischer Genialität, die beiden Kapellen eigen war. Nur das diese Tatsache bei Ersteren allgemeiner Wertekanon geworden ist und bei den Kaliforniern immer heftige Diskussionen ausbrechen. Zu Unrecht, wie dieses Album beweist. Definitiv keine Hintergrundbeschallung, eher eine Platte zum näher Auseinandersetzen. Volle Punktzahl und ein Ehrenplatz in meiner Musiksammlung!

Bewertung: 5 von 5

Montag, 27. Oktober 2008

Buch-Rezensionen (090): Erich von Däniken - Die Spuren der Außerirdischen (1990)

(Cover: Amazon.de)

Man mag ihn oder man lehnt ihn rundheraus ab - Erich von Däniken. Für mich als Kind der DDR gab es erst nach der Wende Kontakt mit seinen Theorien. Dieses 1990 erschienene Buch war auch das erste Werk von Dänikens, das in meinen Besitz wanderte. Mittlerweile stehe ich seinem immer wiedergekäuten Output ohne nennenswerte neue Impulse äußerst kritisch gegenüber, was mich jedoch nicht daran hindert, gelegentlich schmunzelnd in seinen vor fast zwei Jahrzehnten erworbenen Büchern zu blättern.

"Die Spuren der Außerirdischen" hat gegenüber vielen anderen Büchern des Schweizers einen ganz entscheidenden Vorteil - den äußerst umfangreichen Bildanteil. Zwar ist dieser unverständlicherweise an das Ende des Bands verlegt worden, wo eine Integrierung in die Kapiteltexte deutlich sinnvoller und lesbarer gewesen wäre. Es bleiben allerdings grandiose Aufnahmen von archäologischen Stätten, die Däniken in sein Weltbild einzupassen versucht - immer originell geschrieben, aber nicht immer faktisch überzeugend.

Ein wenig Fernweh erzeugt dieser Bild-/Textband auch, glücklicherweise habe ich einige der dargestellten Stätten, wie beispielsweise das beeindruckende Tikal in Guatemala, bereits besuchen dürfen. Dafür gibt es Pluspunkte, Herr von Däniken!

Bewertung: 4 von 5

Mir san mir - The Final!

Heute ging das durch die für die CSU desaströs verlaufene Landtagswahl eingetretene Kapitel der Neu-Selbstfindung mit der Wahl Horst Seehofers zum bayrischen Ministerpräsidenten und der Vereinbarung einer CSU-FDP-Regierungskoalition vorerst zu Ende. Im Laufe der Woche hatte Seehofer auch den Parteivorsitz übernommen. So beliebt er zwar bei der Basis und so bekämpft er aber von der Parteihierarchie ist, darf man gespannt sein, wie sich die Legislaturperiode so anlassen wird. Ich schließe gezieltes Mobbing nicht aus.

DVD-Rezensionen (090): Shrek 2 - Der tollkühne Held kehrt zurück (2004)

(Cover: Amazon.de)

Auch wenn den DREAMWORKS-Machern im Nachfolger des kultigen ersten Teils rund um den grünen Oger Shrek handlungsmäßig so Einiges mißglückt ist - technisch haben sie ein ordentliches Schippchen draufgelegt! Brilliante Farben, grandiose Effekte und auch die Figuren sind bis ins kleinste Detail liebevoll gestaltet. 

Dazu der bunte Mix aus altbekannten und neuen schrägen Gestalten. Star der Rasselbande diesmal natürlich nicht Esel Donkey sondern "Puss in Boots", der gestiefelte Kater. Wen hat der treuherzige Blick mit riesigen schwarzen Kulleraugen nicht im Kino zu einem "Ooooooohhhhhhhhhhhh...." animiert? Benno Fürmann bekommt in der wieder gelungenen Synchronisation sogar einen für deutsche Ohren prima spanischen Akzent hin - klasse! 

So amüsant der Kleinkrieg zwischen Shrek und seinen königlichen Schwiegereltern sowie der Intrigantenstadel der "guten" Fee auch sein mag, die zeitweilige Verwandlung des Ogers in einen Menschen raubt dem Film einiges an Erzähltempo und Witz. Ein knackiges Duell gegen den wirklich zum Schreien blasierten "Prinz Charming" (hier kommt Rupert Everett im englischen Original allerdings deutlich besser und versnobter rüber) hätte auch so seinen Reiz gehabt. 

So bleibt ein stellenweise sehr witziger Film ("Sind wir schon da?"), mit wieder vielerlei Seitenhieben gegen DISNEY, das Film- und Musikbiz im Allgemeinen, den Schlankheitswahn und vielem anderen mehr. Allerdings fehlt doch die zum Teil bösartige Bissigkeit des ersten Films. Ein Tribut an die Political Correctness

Bild- und Tonwerte sind, wie bei den DREAMWORKS-Produkten üblich, im obersten Qualitätsbereich angesiedelt. 

Bewertung: 4 von 5

Sonntag, 26. Oktober 2008

CD-Rezensionen (089): Frank Sinatra - Duets (1993)

(Cover: Amazon.de)

Ein ausschließlich Duette enthaltendes Album aufzunehmen war sicherlich nicht Frank Sinatras Erfindung, eher ist anzunehmen, dass diese - 1993 nach satten 9 Jahren Veröffentlichungsabstinenz entstandene - Platte im Fahrwasser des ein Jahr zuvor veröffentlichten Megasellers "Pavarotti and Friends" fuhr. Das ändert freilich nichts an der Tatsache, es mit einem qualitativ äußerst hochwertigen Tonträger zu tun zu haben. Denn hier tummelt sich wirklich nur die allererste Garde!

Sinatra swingt sich in Zusammenarbeit mit Größen des internationalen Musikgeschäfts durch eine Mischung seiner größten Hits und einiger eher weniger bekannten Songs. Nicht alle Tracks sind Volltreffer, aber bei "I've Got A Crush On You" (mit Barbra Streisand), "New York, New York" (mit Tony Bennett), "I've Got The World On A String" (mit Liza Minelli), "Witchcraft" (mit Anita Baker) oder "I've Got You Under My Skin" (mit Bono von U2) kommt echtes Big Band-Feeling auf. Da wippt und swingt alles! Aber auch in den ruhigeren Momenten, speziell im Zusammenspiel mit Sopransaxophonist Kenny G, kann diese CD überzeugen.

Dabei ist der zum Zeitpunkt der Aufnahmen fast 80jährige Sinatra noch erstaunlich gut bei Stimme. Daher eine fast uneingeschränkt empfehlenswerte Veröffentlichung, einzig allein die wenigen etwas mäßigen Duettpartner (z.B. Julio Iglesias) ziehen die Wertung um einen Punkt nach unten.

Bewertung: 4 von 5

Schon GEZahlt? Klar!

Manchmal lohnen sich die Rundfunkgebühren durchaus. Das ZDF startete heute abend seine 10teilige Reihe "Die Deutschen". Da darf meiner einer als Geschichtsfreak natürlich nicht vor der Glotze fehlen, kommt ja schließlich selten genug vor. Die erste Folge widmete sich Otto I., genannt "der Große", der zu meiner Schulzeit Geschichtsstoff der 6. Klasse war. Die Serie ist sehr aufwändig gestaltet, Spielszenen mit dem Einsatz computergenerierter Spezialeffekte lassen ein sehr plastisches Historienbild aufleben. Zwar erinnert vieles sehr stark an die Reihe "Geschichte Mitteldeutschlands" des MDR, aber die Mainzer spendierten der Serie zusätzlich noch eine mit Informationen und Multimediaanteilen vollgepackte Webseite. Sehr schön, ich werde das mal weiterverfolgen und denke über die Anschaffung der zugehörigen DVDs nach.

Samstag, 25. Oktober 2008

Buch-Rezensionen (089): Joachim Nawrocki - MARCO POLO Reiseführer Berlin (2003)

(Cover: Amazon.de)

Städtereiseführer kranken oftmals viel mehr als ihre ganze Länder beschreibenden Pendants an Aktualitätsmangel. Natürlich stehen die z.T. jahrhundertealten Bauwerke unverrückbar, aber gerade was den Kultur- und Gastronomiebereich angeht, ist doch vieles in ständigem Fluß. Galerien, Kneipen und Szenetreffs öffnen und schließen oder wandeln sich grundlegend. So sind die in den MARCO POLO-Führern prominent beworbenen "Insider Tipps" oft mit Vorsicht zu genießen, wenn es sich nicht um die aktuellste Auflage handelt.

Der vorliegende kompakte Guide durch die deutsche Hauptstadt ist im Gegensatz zu seinen Vorläufern um einen Potsdam-Teil erweitert worden. Dies ist sehr schlüssig, sind doch die Entfernungen zwischen Berlin und dem Schlösser- und Seenparadies nur marginal. Dafür erste Pluspunkte!

Für eine Weltstadt, wie es Berlin nun einmal ist, sind 140 Seiten inklusive Kartenmaterial der Innenstadt wahrscheinlich zu wenig, im Textteil bieten sich allerdings geballte Informationen über Sehenswürdigkeiten, gastronomische Einrichtungen und Shoppingmöglichkeiten, die zudem nach Preiskategorien sortiert sind. Desweiteren werden Vorschläge für Tagestouren in das Berliner Umland unterbreitet. Da Städtereisen in der Regel nicht über wenige Tage hinweg reichen, sollte sich so für jeden Geschmack ein vollgepacktes Programm zusammenstellen lassen.

Insgesamt ein lohnenswerter Reiseführer, wer allerdings Berlin komplett erkunden will, sollte zusätzlich noch die ganze Stadt beinhaltendes Kartenmaterial mitführen, da sich der mehrseitige Cityatlas nur auf den absoluten Kernbereich der Metropole beschränkt.

Bewertung: 4 von 5

DVD-Rezensionen (089): Schneewittchen (1961)

(Cover: Amazon.de)

Die 1961 entstandene DEFA-Verfilmung des berühmten Märchens ist eine farbenfrohe und humorvolle Interpretation des bekannten Märchenstoffes. Die im Film öfters gebrauchte Zurechtweisung "Purzelbaum, Ordnung!" ist sozusagen zu einem geflügelten Wort im Gebiet der ehemaligen DDR geworden.

Auch ich bin, wie einige andere Kindergenerationen, mit diesem Film aufgewachsen. Schaut man sich "Schneewittchen" heute als Erwachsener an, fallen einem allerdings auch einige unfreiwillig komische Elemente auf. Da plant der König beispielweise sofort eine große Hochzeit, ohne Schneewittchen jemals zuvor gesehen bzw. sie nach der Errettung überhaupt nach deren Meinung gefragt zu haben. Ja ja, das waren noch Machozeiten bei Königs...

Dies und noch einige andere Kleinigkeiten stören aber nicht sondern erhöhen eher noch den Unterhaltungsfaktor für die großen Zuschauer. Für Kinder ist dieser sehr gut ausgestattete Film hingegen trotz des stellenweise eher düsteren Szenarios sehr gut geeignet, bietet er doch in den sieben Zwergen echte Sympathieträger und ein schönes Happy End. Das tröstet auch über die stellenweise recht hanebüchenen Dialoge, die eher zweitklassige Bild- und Tonqualität (Dolby 2.0) und die doch recht kurze Laufzeit des Films von nur 60 (!) Minuten hinweg. Immerhin gibt es die bekannte Geschichte vom "Fischer und seiner Frau" in einer Puppentrick-Version als Bonus.

Bewertung: 4 von 5

Freitag, 24. Oktober 2008

Peter Gläser †

(Foto: MDR.de)

Das in den letzten Jahren in erschreckendem Ausmaße angewachsene Sterben durch Krebs in der ehemaligen Ostrock-Szene hat ein neues Opfer gefordert. Peter "Cäsar" Gläser, ehemaliges "Renft"-Mitglied, starb gestern im Alter von 59 Jahren in Leipzig. Gläser, der bei einem der bekanntesten DDR-Hits "Wer die Rose ehrt" am Mikrofon stand, ist nunmehr bereits das vierte Mitglied der 1975 verbotenen Band, das nicht mehr am Leben ist. Das macht einem langsam Angst...

CD-Rezensionen (088): Black - Wonderful Life (1988)

(Cover: Amazon.de)

Erst vor wenigen Wochen brachte mich ein Klassentreffen dazu, mich wieder einmal mit der Musik meine Teenagertage zu beschäftigen. Und denke ich an die Tage der zu Ende gehenden Schulzeit zurück, dann spielt auch die Musik von Colin Vearncombe aka Black eine nicht unwesentliche Rolle.

Für uns Kinder der DDR war es bis auf wenige Ausnahmen nicht möglich, Originaltonträger zu erstehen. Daher war man doch auf das doch recht rührige "Jugendradio DT64" angewiesen, das einem neben dem bis heute in jedem Formatradioprogramm zu findenden (und somit ziemlich totgespielten) Titelsong noch so einige andere Perlen des Debütalbums des Briten nahebrachte. Nach den politischen Veränderungen wanderte die CD umgehend in meine Sammlung und hat dort bis heute einen Ehrenplatz inne.

Es regiert die Melancholie, selbst die Uptemponummern wie "Everything's Coming Up Roses", "Blue" oder "Just Making Memories" werden mit einem Anflug von Klage vorgetragen. Seine Stärken entfaltet "Wonderful Life" aber ganz besonders dann, wenn das Tempo deutlich gedrosselt wird. Songs wie "Paradise" oder das jazzige "Ravel In The Rain" sind einfach nur zum Heulen schön. Eine unbedingte Warnung: "Sweetest Smile" keinstenfalls bei Liebeskummer anhören!

Nur wenige Tracks schwächeln etwas, "Finder" und "I'm Not Afraid" zählen dazu. Umso besser die der CD im Gegensatz zur originalen LP hinzugefügten Bonustracks. Ist "Leave Yourself Alone" noch etwas gewöhnungsbedürftig, schlagen "Sixteens" und das energetisch-hektische "It's Not You Lady Jane" voll ein. Mit der leider etwas "versungenen" Pianoballade "Hardly Star-Crossed Lovers" klingt die CD nach über einer Stunde Spielzeit aus. Kein Geniestreich, aber ein sicherlich zu den 80er-Klassikern zu zählendes Album.

Bewertung: 4 von 5

Buch-Rezensionen (088): Andreas Ulrich & Jörg Wagner (Hrsg.) - DT64 - Das Buch zum Jugendradio 1964-1993 (1993)

(Cover: Amazon.de)

In Zeiten, in denen man allerorten vom Einheits-Formatradio zugedudelt wird und nur noch mit großem Suchaufwand im Internet oder im Kabel hörenswerte Sender findet, vermisst man umso mehr den untergegangenen Jugendsender der DDR. In diesem leider vergriffenen Buch wird die Geschichte des Jugendradios, das als temporäres Sonderstudio zum Deutschlandtreffen (DT) 1964 geplant und aufgrund der enormen Resonanz schrittweise bis hin zum Vollprogramm der 80er Jahre erweitert wurde, aus Sicht der Macher dargestellt.

Dies alles ist allerdings keineswegs ein kritikfreier wehmütiger Blick zurück. Auch DT64 hatte mit ideologischem Ballast zu kämpfen, unterstand FDJ- und Kulturbehördeneinfluß, leistete sich aber dennoch so manche Freiheit oder offenen Protest, wie die Geschichte der nach einigen live gesendeten bissigen Bemerkungen zum Verbot der sowjetischen Zeitung SPUTNIK strafversetzten Redakteurin Silke Hasselmann im Jahre 1988 zeigt.

Das Buch setzt sich aus zwei Dutzend Kapiteln zusammen, die größtenteils von unterschiedlichen Autoren geschrieben wurden, so von ehemaligen Redakteuren/Moderatoren wie Andreas Ulrich oder Lutz Schramm (dessen legendäre Underground-Sendung "Parocktikum" bis heute Spuren im Netz hinterlässt), aber auch "Westimporten" wie dem für das Vorwort verantwortliche damaligen sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf, der Techno-DJane Marusha oder dem ehemaligen RIAS-Redakteuer Olaf Leitner.

Breiter Raum wird dem erbitterten, doch letztlich erfolglosen Kampf um den Erhalt des Senders eingeräumt. An die damaligen Massenproteste kann ich mich noch sehr gut erinnern. In dies alles und noch vielerlei Details mehr vermittelt dieses Buch unterhaltsam Einblick. Es bleibt auch mit dem Abstand von anderthalb Jahrzehnten eine hochinteressante Informationsreise in ein mehrere DDR-Jugendgenerationen prägendes Rundfunkmedium.

Bewertung: 5 von 5

Helmut Zilk †

(Foto: SPIEGEL.de)

Der ehemalige Bürgermeister Wiens, Journalist SPÖ-Politiker und Ehemann der Sängerin Dagmar Koller, Helmut Zilk, ist heute morgen im Alter von 81 Jahren verstorben. Der populäre Politiker wurde 1993 durch einen Briefbombenanschlag des sogenannten "Briefbombers" Franz Fuchs schwer verletzt und verlor mehrere Finger.

Donnerstag, 23. Oktober 2008

DVD-Rezensionen (088): WM-Klassikersammlung, Ausgabe 01 - Finale 1990 BR Deutschland-Argentinien (1:0) (2006)

(Cover: Amazon.de)

Im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland veröffentlichte die "BILD am Sonntag" zusammen mit dem Sammelserien-Spezialisten DeAgostini eine ursprünglich auf 30 Ausgaben angelegte, dann aber mit den hinzugefügten sieben Spielen der DFB-Elf bei der WM auf 37 DVDs erweiterte Reihe, die große Partien der deutschen Elf bei Weltmeisterschaften sowie einige Klassiker ohne deutsche Beteiligung in nicht-chronologischer Reihenfolge enthielt. Allen Scheiben war ein Begleitheft mit weiterführenden Informationen über Vorgeschichte, Hintergründe sowie statistischen Elementen wie Aufstellungen etc. beigefügt.

Die erste Ausgabe enthält das Finale der Weltmeisterschaft 1990 in Italien zwischen der kurz vor der Wiedervereinigung stehenden Bundesrepublik und Argentinien. Nachdem ich mir das Spiel in aller Ruhe zu Gemüt führen konnte und auch mal mit Stand- und Einzelbildern sowie der Zeitlupe gearbeitet hatte, ließ sich Folgendes feststellen:

Die erste rote Karte für den Argentinier Monzon entsprang einer Schwalbe des späteren Bundestrainers Klinsmann, der anschließend noch zur Sicherheit einen Doppelaxel folgen ließ. Besonders gut zu sehen in der Zeitlupe aus der Sicht des deutschen Tores. Hier einfach mal die DVD langsam laufen lassen. Argentinien selbst hätte hingegen etwa 5 Minuten vor dem deutschen Strafstoß selbst Elfmeter (verursacht von Matthäus) bekommen müssen. Die Aktion von Torhüter Goycochea gegen Klaus Augenthaler war kein Strafstoß, selbst wenn diese Aktion immer als die bewertet wird, für die später als "Ausgleich" die Völler-Schwalbe gepfiffen wurde.

Früher waren die TV-Kommentatoren auch nicht unbedingt besser. Gerade Karl-Heinz Rummenigge als Co-Moderator möchte man gelegentlich ein herzhaftes "Halt's Maul!" zurufen.

Oben genannte Dinge ändern freilich nichts an der Tatsache, dass Deutschland dieses Finale völlig berechtigt gewonnen hat. Ich habe selten so ein einseitiges Spiel gesehen. Weitere Details am Rande: Ein dunkelhaariger Kaiser, ein deutlich schlankerer Helmut Kohl, ein Jürgen Kohler mit Oliba, die halbe Mannschaft mit Vokuhila-Frisur...

Sehr schön an dieser Ausgabe: Die DVD beschränkt sich nicht auf das Spiel, sondern bietet noch einen satten Nachschlag in Form von Siegerehrung, Ehrenrunde, den legendären Bildern, als Franz Beckenbauer einsam über den abgedunkelten Rasen des Olympiastadions von Rom spaziert, Spielerinterviews mit Klaus Augenthaler, Lothar Matthäus und Pierre Littbarski unmittelbar nach Abpfiff und, und, und... Selbst wenn das Spiel allenfalls mäßig ist - tolle DVD!

Bewertung: 4 von 5

Mittwoch, 22. Oktober 2008

CD-Rezensionen (087): The Doors - Strange Days (1967)

(Cover: Amazon.de)

Wer in einem einzigen Jahr zwei derartig brilliante Alben wie "The Doors" und "Strange Days" aus dem Ärmel schüttelt, den darf man getrost zu den ganz Großen der Musikgeschichte zählen, unabhängig davon, dass die Band aufgrund der tragischen Lebensumstände Jim Morrisons ohnehin eine legendäre Aura umwehte.

In gerade einmal einer reichlichen halben Stunde Spielzeit entfaltet diese Platte wieder ein ganzes Universum an Empfindungen, Eindrücken, Gedanken und sprachlichen Bildern. Jim Morrisons Texte, mehr Dichtung denn schnöde Rocklyrics, laden ein, auf Tuchfühlung zu gehen, einzutauchen in eine doch fremde Welt.

Mit wabernden Orgelsounds eröffnet der Titelsong das Album, gefolgt vom tieftraurigen "You're Lost Little Girl". Das die Doors auch großartige Blueser waren, beweist einmal mehr "Love Me Two Times", dieser Song läd einfach zum rhythmischen Mitwippen ein. Die für 1967 so typischen psychedelischen Elemente werden bei "Unhappy Girl" ausgepackt, ehe der wohl dramatische Höhepunkt des Albums naht: Das verstörende "Horse Latitudes", ein von bizarren Sounds umrahmter deklamierter Alptraum mit grandiosem Text.

"Moonlight Drive" fängt eher geruhsam an, ehe sich Morrison in immer forderndes Verlangen steigert und die Band den Intensitätshebel umlegt. Das anschließend folgende nur zweiminütige "People Are Strange" ist einer meiner Lieblingssongs der Doors. Das verspielte Geklimper Ray Manzareks im Hintergrund täuscht eine gewisse Harmlosigkeit vor, die aber von den verbitterten Worten Morrisons über Einsamkeit und Abweisung konterkariert wird.

"My Eyes Have Seen You" rockt und stampft voran und steht im krassen Gegensatz zu "I Can't See Your Face", das wieder auf psychedelischen Traumpfaden wandelt.

Wie auch schon auf dem Debütalbum, wo das geniale "The End" die Platte beschloss, gibt es auch hier noch einen ellenlangen Brocken zum Ende - "When The Music's Over", knapp 11 Minuten lang. Dort versammelt sich noch einmal alles, was diese Band so einzigartig machte. Meisterschaft an den Instrumenten, zum Teil in improvisationsartigen Passagen ausgelebt und darüber thronend ein wahrer Monolith Morrison'schen Dichtguts. "Cancel My Subscription To The Resurrection, Send My Credentials To The House Of Detention". Wahnsinn!

Alles andere als volle Punktzahl verbietet sich.

Bewertung: 5 von 5

Buch-Rezensionen (087): Jules Verne - Ein Kapitän von 15 Jahren (1878)

(Cover: Amazon.de/j-verne.de)

Beim Thema "Jules Verne" denkt man in der Regel an eine Handvoll seiner bekanntesten Romane, seien es jetzt "20 000 Meilen unter dem Meer" oder auch "In 80 Tagen um die Welt". Es lohnt sich aber durchaus, dem Meister der phantastischen Literatur weitere Aufmerksamkeit zu widmen, finden sich doch auch im Werk Vernes spannende Abenteuergeschichten, die nicht auf visionären Erfindungen oder spektakulären Reisen zum Mond oder in die Tiefen der See handeln.

Das 1878 erschienene "Ein Kapitän von fünfzehn Jahren" ist solch ein Buch. Erzählt wird die Geschichte des Schiffsjungen Dick Sand, der nach einem Unglück, bei dem nahezu die gesamte Besatzung des Walfangschiffs "Pilgrim" stirbt, das Kommando und die Verantwortung über das Schiff und seine Passagiere, zu denen auch einige aufgenommene Schiffbrüchige gehören, übernehmen muß.

Nach eine langen Irrfahrt durch einen Sturm landen sie an einer unbekannten Küste, die sie zunächst für Südamerika halten. Doch alles kommt anders und auch der zwielichtige Schiffskoch Negoro scheint dabei eine Rolle zu spielen...

In diesem Roman geht es sehr handfest zur Sache, diverse Todesopfer inklusive. Verne schrieb seine Bücher ohnehin nicht als Jugendliteratur, zu der sie sich im Laufe der Zeit entwickelten. Natürlich ist der Sprachstil ein anderer, als er heute in Abenteuerromanen üblich ist, dennoch lohnt es sich, den Klassikern erneut eine Chance zu geben.

Noch eine Anmerkung zum Schluß: Interessanterweise verwendeten die Autoren des nach einer anderen Verne-Erzählung entstandenen ZDF-Vierteilers "Zwei Jahre Ferien" (1974) die Figur des Dick Sand für ihre TV-Produktion. Auch im Film ist er ebenfalls der Einzige an Bord, der über seemännische Erfahrung verfügt und somit eine gewisse Führungsrolle einnimmt. Ansonsten haben die Stoffe nichts gemeinsam.

Bewertung: 5 von 5

Dienstag, 21. Oktober 2008

DVD-Rezensionen (087): Eine schrecklich nette Familie - Achte Staffel (1993/1994)

(Cover: Amazon.de)

Nachdem sowohl die sechste als auch die siebente Staffel der Bundy-Saga doch deutlich schwächelten, kann die achte Season noch einmal stellenweise zur Hochform auflaufen. Die Gags werden noch einen Zacken böser und zynischer und vor allem: Wir erleben die Geburt von NO MA'AM!

Mit der Einführung dieses Männerclubs in der Episode "NO MA'AM/Der männliche Feminist" gelang den Autoren rund um Ron Leavitt ein letzter großer Wurf. Aber auch sonst findet man wieder deutlich mehr richtige Knallerfolgen, als Beispiele seien hier "Take My Wife/Ein Mörder-Publikum" (Gaststars: Die Disco-Legenden Village People), "How Green Was My Apple/Die Grenze", "Kelly Knows Something/Die 10.000 Dollar-Frage" oder "Bankin On Marcy/Marcy Superstar" genannt, bei letzterer Episode darf die großartige Amanda Bearse wieder einmal ihre zum Running Gag gewordenen gespielten Orgasmen präsentieren.

Gleich bei zwei Folgen steht Als legendärer Dodge (eigentlich: ein Plymouth Duster) im Mittelpunkt. In "The Old Insurance Dodge/Wer klaut hier mein Auto?" wird er geklaut und soll für einen Versicherungsbetrug herhalten und in "Get Outta Dodge/Die entscheidende Meile" erreicht die kultige Rostlaube die millionste Meile auf dem Tacho!

Neben den bereits erwähnten Village People haben der 2002 vestorbene Country-Star Waylon Jennings als "Ironhead Haynes", US-Krawalltalker Jerry Springer und Ex-Footballstars wie Joe Namath Gastauftritte. Der Ton und das Bild bieten TV-Durchschnitt, Bonusmaterial fehlt erneut. Und über die lizenzrechtlichen Gründen geänderte Titelmelodie der Sitcom breiten wir wieder einmal den Mantel des Schweigens...

Bewertung: 4 von 5

CD-Rezensionen (086): Billy Idol - Devil's Playground (2005)

(Cover: Amazon.de)

Nachdem Mr. William Broad aka Billy Idol seit seinem kontrovers beurteilten 1993er Album "Cyberpunk" weitesgehend in der Versenkung versunken war und nur noch gelegentlich Lebenszeichen von sich gab, wie zum Beispiel sein origineller Filmauftritt in der Adam Sandler/Drew Barrymore-Komödie "Eine Hochzeit zum Verlieben" (1998), meldete sich der Meister mit der Schmolllippe 2005 mit "Devil's Playground" auf beeindruckende Art und Weise zurück.

Schon zu Beginn macht der (auf dem Cover in beeindruckender körperlicher Verfassung posierende) Blondschopf klar, dass seine Wurzeln im Punk liegen. Der Opener "Super Overdrive" gibt gleich ordentlich was auf die zwölf, was umgehend ohne Atempause mit "World Comin' Down" in die zweite Runde geht. Das Schönste: Herr Idol hat seinen alten Gitarrenknecht Steve Stevens dabei!

"Rat Race" drosselt das Tempo etwas, bietet aber einen dramatischen Refrain, "Sherri" wird straight geradeaus gerockt, macht aber durchaus Laune, "Plastic Jesus" hingegen ist eher eine klasssische Rock-Ballade. Damit aber überhaupt keine Ermüdungserscheinungen aufkommen, pustet "Scream" den Rost sofort mit ordentlich Karacho aus den Gelenken.

Wer sich vom Weihnachtsmann schon immer mal eine Luftgitarre gewünscht hat, darf nach erfolgter Bescherung umgehend "Yellin' At The Xmas Tree" einlegen und ordentlich moshen. Yeah, rockin' Christmas!

"Romeo's Waiting" klingt trotz vollstem Stimmeinsatz etwas uninspiriert, beim gleich darauffolgenden "Body Snatcher" gehts aber, passend zum Songnamen, ordentlich zur Sache. Erst danach wird das Tempo durchgehend gedrosselt. Wirkt "Evil Eye" mit seinen Sounds wie eine Hommage an selige 90er-Grungetage, begibt sich Idol mit "Lady Do Or Die" auf ungewohnte Country(!)-Pfade. Aber ehe ich mir jetzt bildlich einen Stetson auf dem blonden Stachelhaupt vorstelle, genieße ich lieber noch das zum Mitwippen einladende "Cherie" und das furiose Finale "Summer Running".

Sicherlich ist "Devil's Playground" keine durchgehend gelungene Platte, für eine derartig lange Abwesenheit ist es jedoch ein grandioses Comeback. Keep on rockin', Billy!

Bewertung: 4 von 5

Montag, 20. Oktober 2008

Richard Blackwell †

(Foto: SPIEGEL.de)

Amerikas Promidamen dürfen aufatmen. Der Autor der jährlich berühmt-berüchtigten "Liste der am schlechtesten gekleideten Frauen", Richard Blackwell, starb am Sonntag im Alter von 86 Jahren in Los Angeles. Alljährlich im Januar erschien die "Blackwell List", wer mit beißendem Spott darin erwähnt wurde, hatte nichts zu lachen. Das wird wirklich fehlen. 

Buch-Rezensionen (086): Raymond F. Toliver, Trevor J. Constable - Holt Hartmann vom Himmel! (1970)

(Cover: Amazon.de)

Dieses Buch ist alles, nur keine ernstzunehmende Fliegerbiographie. Ein pathetisches Heldenverehrungsbuch, politisch stellenweise höchst bedenklich, in literarisch äußerst mäßigem Stil.

Kaum zu glauben, dass ein qualitativ so mangelhaftes Buch wie "Holt Hartmann vom Himmel!" inzwischen über 60 (!) Auflagen erlebt hat. Dies mag mangelnden Alternativen geschuldet sein, gibt es doch keine wirklich sachlich-stimmige Biographie über den wahrscheinlich erfolgreichsten Jagdflieger aller Zeiten. Schilderungen von Lebensläufen gehen immer dann schief, wenn der Autor die nötige kritische Distanz zur beschriebenen Person vermissen lässt. Selbst über ein Jahrtausendgenie wie Albert Einstein erwartet man einfach mehr als pure Lobhudelei und das gilt auch oder gerade besonders für Militärs! Spannende Schilderungen von Luftgefechten machen noch lange kein gutes Buch aus.

Das es sich bei "Holt Hartmann vom Himmel!" um ein Werk nicht-deutscher Autoren handelt, macht die Sache nicht besser. Eher spricht eine befremdliche Bewunderung in teilweise infantilem Schreibstil aus dem Großteil des Buches. Das hinter jedem "Luftsieg" menschliche Schicksale auf allen Seiten der beteiligten Kriegsparteien stehen, wird sträflich vernachlässigt.

So bleibt ein zweifelhafter Beigeschmack zurück. Bei aller Würdigung fliegerischer oder militärischer Glanzleistungen ist ein solches Buch allenfalls Futter für das falsche Klientel. Eine wissenschaftliche Neuannäherung an die Geschichte Erich Hartmanns wäre dem 1993 verstorbenen Fliegerass zu wünschen.

Bewertung: 2 von 5

Sonntag, 19. Oktober 2008

DVD-Rezensionen (086): Die fabelhafte Welt der Amélie (2001)

(Cover: Amazon.de)

Ja, Paris ist nicht so sauber und bunt wie hier gezeigt. Ja, der Film hat seine schwachen und kitschigen Momente. Und ja, Audrey Tautou ist mit ihren Bambi-Augen einfach nur hinreißend süß. Na und? Ich liebe diesen Film!

Jean-Pierre Jeunets Meisterwerk rückte 2001 wieder nachhaltig ins Gedächtnis, welche verdammt sympathischen Filme in unserem Nachbarland entstehen. Die skurrile Geschichte um die Halbwaise Amélie Poulain, die sich dazu berufen fühlt, unerkannt im Hintergrund als Engel Gutes für ihre Mitmenschen zu tun, ist einfach herzerwärmend.

Dabei spart der Film nicht mit schrägen oder auch nachdenklichen Momenten. Der einzige Vorwurf, den man Jeunet (wie auch bei seiner späteren erneuten Zusammenarbeit mit Audrey Tautou, "Mathilde - Eine große Liebe") machen kann - das Endergebnis ist einen Zacken zu lang! Ein paar Kürzungen und Straffungen und dies wäre der perfekte Film geworden. So aber wechseln sich einprägsame Bilder aus dem 18. Arrondissement von Paris mit ein paar Leerläufen (gerade in den Szenen mit dem von Serge Merlin gespielten kranken Maler Raymond Dufayel) ab. Immerhin wird alles geprägt von der großartigen Filmmusik Yann Tiersens, den wunderschönen (wenn auch optisch nachbearbeiteten) Aufnahmen Bruno Delbonnels und den schauspielerischen Leistungen aller Beteiligten, wobei wieder einmal Jeunet-Spezi Dominique Pinon nicht fehlen darf.

Irgendwie hat man nach Anschauen des Films Lust, sofort nach Paris zu reisen, sich ins Café "Deux Moulins" zu setzen und sich von Amélie etwas zu trinken bringen zu lassen, während sich der eifersüchtige Joseph (Pinon) am Nachbartisch wieder einmal Notizen über seine Angebeteten macht und Hypochonder-Königin Georgette (Isabelle Nanty) über ihre neuesten eingebildeten Krankheiten sinniert.

Die Bonusmaterialien beider DVDs bieten ein buntes Sammelsurium an Extras, die von Audiokommentaren, Casting-Aufnahmen über diverse geschnittene Szenen und Fotogalerien bis hin zur Polaroid-Parade des "reisenden Gartenzwergs" reichen. Dafür allein volle Punktzahl!

Bewertung: 5 von 5

Samstag, 18. Oktober 2008

CD-Rezensionen (085): The Beatles - With The Beatles (1963)

(Cover: Amazon.de)

Das waren wirklich noch Zeiten, als Bands gleich zwei Alben pro Jahr veröffentlichten. Nur acht Monate nach ihrem Erstling "Please Please Me" erschien dieses Album, wie schon sein Vorgänger eine Mischung aus eigenen (acht) und fremden Stücken (sechs).

Dennoch klingt "With The Beatles" ungleich erwachsener als das doch recht ungestüme Debüt. Exemplarisch hierfür vielleicht "Don't Bother Me", der erste von George Harrison beigesteuerte Song. Harmonien daraus vermeine ich übrigens im "Die Ärzte"-Song "Wie am ersten Tag" von 1986 ausgemacht zu haben - Kunststück, ist doch Farin Urlaub bekennender Fan der "Fab Four"!

Bekanntester Song der mit einem der berühmtesten Beatles-Fotos als Cover versehenen Albums dürfte ohne Zweifel "All My Loving" sein. Doch während "It Won't Be Long" und "All I've Got To Do" richtig schön typische Beatles-Nummern im frühen Stil der Liverpooler sind, muß man ehrlicherweise anerkennen, dass "I Wanna Be Your Man" in der Version der Rolling Stones einfach mehr Biss hat.

Ein gutes Händchen bewies Beatles-Produzent George Martin bei der Auswahl und Aufnahme der Coversongs. Bei "Till It Was You" kommen zarte Bossa Nova-Klänge ins Spiel, "Please Mr. Postman" bietet blitzsaubere Satzgesänge und auch "You Really Got A Hold On Me" und "Devil In Her Heart" gehen gut ins Ohr. Die Chuck Berry-Nummer "Roll Over Beethoven" hingegen bleibt im Vergleich zum wild rockenden Original etwas blass und blutleer. Ein Vorwurf, den man "Money" keinesfalls machen kann - da gibt Lennon ordentlich Gas!

Insgesamt ist es schon erstaunlich, wie schnell sich eine Band innerhalb nur weniger Monate weiterentwickeln kann. Auch hier zeigt sich die Ausnahmestellung der Herren Lennon, McCartney, Harrison und Starr. Klassiker sind die Beatles-Alben ohne Ausnahme, dieses hier darf jedoch als exemplarisch für die Anfangszeit der Pilzköpfe angesehen werden.

Bewertung: 4 von 5

Buch-Rezensionen (085): Die Digedags am Missouri (1972)

(Cover: Amazon.de)

In Sammelband Nummer 6 der Amerika-Serie sind die Digedags zurück auf dem Weg in die Rocky Mountains. Verfolgt von diversen Interessengruppen, die sich ebenfalls den entdeckten Goldschatz zu Nutzen machen wollen, geraten sie in den Gouverneurswahlkampf eines am Missouri gelegenen Westernstädtchens. Als sie nach vielerlei turbulenten Ereignissen die Gegend endlich wieder verlassen können, treffen sie in der Wildnis auf einen "guten" alten Bekannten...

In den im Sammelband enthaltenen sechs Heften - original erschienen zwischen Januar und Juni 1972 - machen sich erstmals stärkere ideologische Einflüsse bemerkbar. Zwar ist die Amerika-Serie des MOSAIK aufgrund der Ausrichtung auf die Sklavenbefreiungsseite ohnehin politisch, aber in der Darstellung der Wahlkampfkandidaten in der Stadt Buffalo Springs und ganz besonders im Heft "Das große Glasperlengeschäft" wird Kapitalismuskritik eingearbeitet, die teilweise doch sehr holzschnittartig daherkommt, indem Rancher und Firmenbesitzer durchgehend als absolute Unsympathen dargestellt sind. Dennoch vermag auch dieses Buch zu unterhalten und Geschichtswissen zu vermitteln.

Und auch hier wieder der Hinweis:

Achtung! Um kostbares und in der DDR knappes Papier zu sparen, wurden einige der schon in Vorwendezeiten erschienenen ersten Auflagen dieser Nachdrucke um insgesamt vier Seiten gekürzt. Leider wurde diese ärgerliche Unsitte nach der Wiedervereinigung beibehalten. Da ich auch die Originalhefte besitze, fielen mir diese (zum Teil etwas sinnentstellenden) Kürzungen sofort auf. Mittlerweile ist die Amerika-Serie auch neu und ungekürzt in 15 Bänden á vier Heften erschienen. Ob man sich die dadurch nötigen Mehrausgaben leisten will, mag jedem Leser selbst überlassen sein. So oder so gibt es eine klare Kaufempfehlung mit (aufgrund der oben beschriebenen Mängel) kleinen Abzügen in der B-Note!

Bewertung: 4 von 5

Freitag, 17. Oktober 2008

DVD-Rezensionen (085): Harry Potter und der Stein der Weisen (2001)

(Cover: Amazon.de)

Der Auftakt der Harry Potter-Verfilmungen hat im Gegensatz zu nahezu allen seinen Nachfolgern einen entscheidenden Vorteil - ihm bleiben sinnentstellende Kürzungen weitestgehend erspart. Dennoch hätte man sich in der Sequenz rund um den Drachen Norbert etwas mehr Konsequenz zum Schnitt gewünscht. Das Endresultat ist nichts Halbes und nichts Ganzes.

Wird eine literarische Vorlage für das Kino adaptiert, birgt das vielerlei Gefahren. Jeder Leser hat sich ein eigenes Bild der Figuren im Kopf gebildet und nur selten stimmen dann die eigenen Vorstellungen mit den Schauspielern überein. In meinem persönlichen Falle waren Robbie Coltrane als Rubeus Hagrid und Richard Harris als Albus Dumbledore Volltreffer, bei Alan Rickman als Severus Snape ging das auch in Ordnung. Schlimmer sah das schon bei den Kinderdarstellern aus. Daniel Radcliffe als Harry Potter zu brav, mit zu glatten Haaren und zumindestens in diesem Film schrecklich unbegabt, Rupert Grint als Ron Weasley immerhin mit Ähnlichkeit zur Romanfigur, doch schauspielerisch ebenso ein Totalausfall und dann eben die zwar bezaubernd aussehende Emma Watson, die jedoch komplett vom beschriebenen Charakter der Hermi(o)ne abweicht. Was die Castingabteilung da geritten haben mag?

Handwerklich ist der Film ordentlich gemacht, ein paar Eyecatcher wie das Quidditchmatch oder die Innenansichten des Zaubererschule Hogwarts können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Film etwas unentschlossen zwischen Kinderunterhaltung und dem teilweise doch recht düsteren Szenario der Potter-Bände hin- und hertapst. Die Buchvorlage gibt freilich ohnehin nur überwiegend Einführendes in die siebenteilige Reihe her.

Insgesamt gesehen hat mich das Hörbuch mit dem großartigen Rufus Beck deutlich besser unterhalten. Immerhin punktet der Film mit guten Bild- und Tonwerten sowie einer kindgerechten Bonus-DVD.

Bewertung: 3 von 5

Donnerstag, 16. Oktober 2008

CD-Rezensionen (084): Helge Schneider - Hefte raus - Klassenarbeit! (Limited Edition) (2000)

(Cover: Amazon.de)

Helge Schneider verehrt man zutiefst oder findet ihn einfach nur grottig, dazwischen gibt es wohl keinen Platz. Ich darf mich seit seligen "Es gibt Reis"-Zeiten zu ersterer Kategorie zählen. Jedesmal, wenn ein neues Album des Jazz-Anarchos aus Mülheim ansteht, hoffe ich inbrünstig, dass es eine Live-Platte sein möge. Denn Helge muß man live sehen und/oder hören!

Von daher ist "Hefte raus - Klassenarbeit!" wieder ein Glücksgriff. Schneider und seine aus Buddy Casino und Peter Thoms bestehende Band "Hardcore" bieten einerseits grandiosen Jazz mit vielen Improvisationen und selbstverständlich darf der Meister höchstselbst wieder seinen scheinbar aus dem Stegreif erfundenen Absurditäten frönen.

Musikalisch geht es im wilden Ritt über Coverversionen deutschen Disco- ("Sunny" von Boney M.) und Volksliedguts ("Klipp Klapp", "Vogelhochzeit") los, bevor sich der Nonsens in ungeahnte Höhen steigert ("Ich habe mich vertan", "Umschulung", "Der berühmte Beethoven", "Spielesammlung"). Schneider ist auch als Stimmenimitator erstaunlich versiert, seien es jetzt Elvis Presley, Udo Lindenberg oder Marius Müller-Westernhagen, die als Opfer herhalten müssen. Mit dem grandiosen "Das Kartenspiel" geht es in die Schlußrunde, wobei das leider etwas zu ausführlich dargebotene "Katzenoma" (12 Minuten!) genüsslich Franz Josef Degenhardt zitiert.

Die Bonus-CD der Limited Edition bietet außer dem wunderbar groovenden "Mood Indigo" und der Derrick-Parodie "Harry" allerlei zu Vernachlässigendes, auch wenn das gleitende Wechseln Schneiders aus seiner eigenen Stimmfärbung in diejenige Udo Lindenbergs (und wieder zurück) technisch meisterhaft ist.

Alles in allem eine geballte Ladung Schneider-Kult!

Bewertung: 5 von 5

Germany: 6 Points!

Zwei WM-Qualifikationsspiele innerhalb von vier Tagen und das Ziel von sechs Punkten gegen den härtesten Mitkonkurrenten Russland und den Außenseiter Wales ist erfüllt. War das Spiel in Dortmund gegen die Russen am Samstag in der ersten Halbzeit eine Gala und zum Ende eine Zitterpartie, ging es gestern in Mönchengladbach gegen die Abwehrbetonmischer aus Wales deutlich mühsamer zur Sache. Egal, Doppelheimsieg und ein großer Schritt in Richtung Südafrika 2010! Highlights hier und hier.

Mittwoch, 15. Oktober 2008

Buch-Rezensionen (084): Joanne K. Rowling - Harry Potter und der Stein der Weisen (Hörbuch) (1997)

(Cover: Amazon.de)

Ich gebe zu, dass ich mich der Potter-Hysterie lange und erfolgreich verweigert habe. Bis mir einen schönen Tages das von Rufus Beck gelesene Hörbuch in die Hand gedrückt wurde. "Hör Dir das mal an, der macht das wirklich gut!", so der kollegiale Hinweis. Und in der Tat - was der u.a. aus dem "Tatort" oder dem Film "Der bewegte Mann" bekannte Schauspieler hier aus einem eher durchschnittlichen Buch herausholt, ist wirklich sensationell!

Muß man über den Plot des ersten Bandes einer mittlerweile zur Popkultur gehörenden Reihe noch sehr viel schreiben? Im Grunde genommen dürften selbst Potter-Hasser in groben Grundzügen wissen, worum sich die Handlung dreht. Englischer Waisenjunge, von seiner Verwandschaft getriezt, erfährt an seinem 11. Geburtstag, dass er ein Kind von im Kampf gegen eine dunkle Macht getöteten Zauberereltern ist und auf die Zaubererschule Hogwarts aufgenommen werden soll. Der Rest ist überwiegend Charaktereinführung, Beschreibung der Örtlichkeit und Hogwarts-typischer Dinge wie das auf fliegenden Besen gespielte Quidditch. Das ist stellenweise recht unterhaltsam, jedoch bis auf einige nette Detailmätzchen und den finalen Showdown nicht unbedingt viel mehr als die für die britische Literatur typischen Internatserzählungen.

Der eigentliche Knüller liegt in der Lesung Becks. Jeder Charakter bekommt von ihm eine eigenen Stimmfärbung (teilweise mit regionalem Dialekt) zugewiesen. Kaum zu glauben, dass der Mann alle Rollen spricht! Klingt die Gestalt des Harry Potter noch relativ normal, läuft der Sprecher in den Rollen des Wildhüters Hagrid und des Lehrerfieslings Snape zur Hochform auf.

Und so setzt sich die Gesamtwertung aus drei Punkten für die literarische Vorlage und fünf für das grandiose Hörbuch zusammen. Somit insgesamt eine Vier.

Bewertung: 4 von 5

Don't drink and drive...

Dem noch nicht offiziellen Obduktionsergebnis zufolge hatte der österreichische Rechtspopulist Jörg Haider bei seinem tödlichen Autounfall am letzten Wochenende einen Blutalkoholpegel von 1, 8 Promille und war zudem noch mit über 140 km/h auf einer für 70 Stundenkilometer zugelassenen Strecke unterwegs. Bei solch verantwortungslosem Verhalten kann man, der privaten Tragödie der Familie Haiders zum Trotz, noch von Glück reden, dass keine Unbeteiligten an Leib und Leben geschädigt wurden. Jetzt kann dieser alberne Artikel endgültig als Spinnerei abgeheftet werden.

Dienstag, 14. Oktober 2008

DVD-Rezensionen (084): Schneeweißchen und Rosenrot (1979)

(Cover: Amazon.de)

Es wird gerne vergessen, dass die Verfilmungen der Grimmschen Märchen oftmals nur Motive der Originalgeschichten verwenden, so auch hier, wo die Filmhandlung doch recht deutlich vom alten überlieferten Stoff (Stichwort: Typ 426 nach Aarne und Thompson) abweicht.

Nichtsdestotrotz drehte die DEFA in Co-Produktion mit der ČSSR 1979 einen sehr schönen Film, der mich in meinen Kindertagen allerdings an der einen oder anderen Stelle doch arg zum Gruseln brachte. Die Szenen im Berg oder der Bär mögen auf kleinere Kinder unheimlich wirken, vielleicht sollten Eltern erst einmal probesehen.

Gut gelungen die Besetzung. Katrin Martin und Julie Juristová als sympathisches Schwesternpaar, Pavel Trávníček darf zum wiederholten Male den Prinzen mimen und mit Helmut Schreiber und Erik S. Klein tummeln sich Schauspieler am Königshof, die man in vergleichbaren Rolllen oft in DDR-Märchenproduktionen sah. Dies steigert den Wiedererkennungswert.

Star des Films ist aber eindeutig Hans-Peter Minetti als Berggeist. Zwar merkt man in jeder Einstellung, dass hier eine Theatergröße am Werk ist, was stellenweise ein wenig zu dramatisch und bedeutungsschwer gespielt wirkt. Dennoch ein Unhold zum Fürchten, ich habe selten einen so beeindruckenden Märchen-Bösewicht gesehen.

Der Ton liegt immerhin in Dolby 2.0 vor, das Bild hingegen ist jedoch von schlechter Qualität. Verschmutzt, unscharf und voller Rauschen. Hier wäre eine Restaurierung sehr wünschenswert gewesen. Als Bonus gibt es einen 17minütigen Puppentrickfilm.

Abzüge für die technische Aufmachung, ansonsten eine gute Märchenadaption.

Bewertung: 4 von 5

Montag, 13. Oktober 2008

CD-Rezensionen (083): Falco - The Final Curtain - The Ultimate Best Of Falco (1999)

(Cover: Amazon.de)

"Best Of"-Zusammenstellungen, die zeitnah zum (tragischen) Tod eines Künstlers veröffentlicht werden, haftet oftmals der Ruch der pietätlosen Geschäftemacherei an, nicht immer zu Unrecht.

Zur Versöhnung taugen einzig und allein Raritäten, unveröffentlichtes Material oder lang gesuchte Remixe und Alternativversionen. Dies sollte aber nur als Bonus zu unverzichtbaren Erfolgstracks dienen. Nimmt man dies nun also als Maßstab, dann reißt "The Final Curtain" die Meßlatte und zwar gründlich.

Da fehlt mit "Wiener Blut" gleich ein Top 10-Hit, Falcos erster großer Wurf "Der Kommissar" hingegen wird in einem scheußlichen Neumix angeboten. Dazu noch mit "No Time For Revolution", "Geld" und "Ganz Wien" (aus Falcos Zeit bei der Band Drahdiwaberl) wenig repräsentative Stücke. Schmerzlich vermisst wird zudem das Duett mit Brigitte Nielsen "Body Next To Body" aus dem Jahre 1987.

Das die unter den Pseudonymen "T>>MA" bzw. "Falco feat. T>>MB" veröffentlichten Dancefloor-Stampfer "Mutter, der Mann mit dem Koks" ist da" und "Naked" Berücksichtung fanden geht hingegen völlig in Ordnung, handelte es sich doch um durchaus erfolgreiche Singles.

Insgesamt ist diese vollmundig als "The Ultimate Best Of" annoncierte Compilation jedoch ein Rohrkrepierer, selbst auf Billiglabels veröffentlichte Kopplungen wie "Meine schönsten Erfolge" geben da ein besseres Bild ab.

Bewertung: 2 von 5

Sonntag, 12. Oktober 2008

Buch-Rezensionen (083): Die Abenteuer des jungen Indiana Jones - Pancho Villa, Mexiko, 1916 (1992)

(Cover: Amazon.de)

Der TV-Serie "Die Abenteuer des jungen Indiana Jones" von George Lucas war leider kein großer Erfolg beschieden, kollidierte sie doch gründlich mit den Vorlieben des gemeinen Action-Fans. Die Idee, den zum damaligen Zeitpunkt aus drei Kinofilmen bekannten Helden in dessen Kindheit und Jugend an verschiedenen Schauplätzen mit berühmten Personen der Zeitgeschichte zusammentreffen zu lassen, war eine hochinteressante Geschichtsstunde, die das Spezialeffekte-Spektakel erwartende Publikum leider komplett verschmähte. Mit Umschneiden ganzer Folgen wurde versucht, am Ergebnis herumzupuzzlen - vergeblich. Dennoch wird "The Young Indiana Jones Chronicles", so der Originaltitel, für mich als Geschichtsinteressierten immer eine meiner Lieblingsserien bleiben.

Zum deutschen TV-Start beim Sender SAT.1 erschienen im Jahre 1992 im VGS-Verlag diverse Buchveröffentlichungen mit dem nacherzählten Inhalt einzelner Folgen.

"Pancho Villa" erzählt, als zweiter Teil des Pilotfilms, ein Abenteuer, das der 17jährige Henry "Indiana" Jones jr. 1916 in Mexiko erlebt. Mit seinem Cousin zum illegalen Vergnügen über die Grenze gekommen, gerät er in die Wirren der mexikanischen Revolution hinein, lernt den lokalen Aufstandsanführer Pancho Villa und ganz nebenbei den Belgier Remy kennen, der sich zu seinem besten Freund entwickeln wird. Darüber hinaus kann Indy einen Raub- und Mordfall aus der Zeit seines Kindheitsaufenthalts bei einer Ausgrabung in Ägypten 1908 aufklären.

Das alles wirkt auch ohne bewegtes Bild und ist ein interessanter und unterhaltsamer Blick auf in Europa wenig bekannte Ereignisse aus der Geschichte des amerikanischen Kontinents.

Bewertung: 5 von 5

Samstag, 11. Oktober 2008

Jörg Haider †

(Foto: SPIEGEL Online)

Die wohl schillerndste Politikerfigur Österreichs der letzten 60 Jahre ist tot. Der Landeshauptmann (Ministerpräsident) von Kärnten und Vorsitzender der Partei "Bündnis Zukunft Österreich" (BZÖ), Jörg Haider, erlitt in der letzten Nacht bei einem schweren Autounfall in der Nähe von Klagenfurt schwerste Berletzungen und starb wenig später. Egal, was man über seine schwerstens umstrittenen Äußerungen, gerade über die Zeit des Nationalsozialismus, denken mag - ein Verlust für die Politiklandschaft unseres Nachbarlandes ist Haiders Tod allemal. Die Zukunft seiner Partei, die gerade ein gutes Wahlergebnis eingefahren hatte, ist unklar, da sie doch sehr - so wie Haiders frühere politische Heimat, die FPÖ - sehr zentral auf ihn ausgerichtet war.

Freitag, 10. Oktober 2008

DVD-Rezensionen (083): Die purpurnen Flüsse 2 - Die Engel der Apokalypse (2004)

(Cover: Amazon.de)

Da mir der erste Film mit Jean Reno als Kommissar Niémans recht gut gefiel, schlug ich bei der vier Jahre später erschienenen Fortsetzung praktisch "blind" zu. Ein Fehler, wie sich herausstellen sollte.

Der Beginn des Films in einem lothringischen Kloster ist vielverprechend und suggeriert einen spannenden Mystery-Thriller mit erneut bizarren Morden. Umso enttäuschender, wohin sich der Plot dann hinbewegt. Alberne Martial Arts-Mönche unter Dopingeinfluß, die vom bösen Altnazi (wie originell!) auf Menschenjagd geschickt werden. Öde, öde öde und vor allem unlogisch, schlecht fotografiert und verärgernd. Da kann auch Horror-Legende Christopher Lee rein gar nichts herausreißen, viel zu klischeehaft und holzschnittartig seine Charakteranlegung.

Vincent Cassel (Inspektor Max Kerkerian aus dem ersten Teil) hatte wohl im Gegensatz zu Jean Reno deutlich Besseres zu tun, als in diesem völlig verunglückten Sequel mitzuwirken. So muß Benoît Magimel in die Rolle von Niémans' Co-Ermittler Reda schlüpfen, ohne die schnoddrige Lässigkeit Cassels je zu erreichen.

So bleibt ärgerliche Enttäuschung über die erneut vergebene Chance, einem erfolgreichen Film eine ansprechende Fortsetzung folgen zu lassen.

Bewertung: 2 von 5

Donnerstag, 9. Oktober 2008

Tickets sind daaaa!

Jawollja, heute sind die bestellten Depeche Mode-Tickets für das Konzert im Leipziger Zentralstadion eingetrudelt. Schweineteure Eintrittskarten? Neues Album erst im April 2009? Konzert erst am 07.06. 2009? Egaaaal jetzt!

Mittwoch, 8. Oktober 2008

CD-Rezensionen (082): Hennes Bender - Generation YPS (2003)

(Cover: Amazon.de)

Normalerweise macht man sich über etwas zu kurz geratene Menschen nicht lustig. Kokettiert aber der Betroffene selbst damit, indem er sich ständig als "kleiner dicker Junge" bezeichnet, darf man wohl auch unbesorgt seinen Spaß daran haben.

Hennes Bender, heute nicht mehr aus der ersten Reihe der deutschen Stand-Up-Comedians wegzudenken, präsentiert sich auf seiner ersten CD noch vor äußerst überschaubarem Publikum, die Geräuschkulisse wirkt dadurch sehr familiär. Noch sitzt nicht jeder Gag, zumal der Bochumer seine Stärken ohnehin weniger im Bringen von kurzen Pointen hat. So richtig läuft er zur Hochform auf, wenn er das tobende Rumpelstilzchen spielen darf. Da kann er den Giftzwerg rauslassen und minutenlang über Absurditäten und Quälgeister unseres Alltags wie Handys und nervtötende Mitmenschen schwadronieren - Anspieltip hierzu: "Zu Tisch", herrlich, wie sich das Ganze immer weiter hochschaukelt!

Noch ist Luft nach oben, aber wer nostalgische Erinnerungen an (west)deutsche Kinderzimmer mit YPS-Heften und -Gimmicks mag und cholerische Anfälle zum Schießen findet, darf bei dieser CD unbedenklich zuschlagen.

Bewertung: 4 von 5

Dienstag, 7. Oktober 2008

Buch-Rezensionen (082): Guido Knopp - Hitlers Krieger (1998)

(Cover: Amazon.de)

Vergleichbar dem zweiten "Hitlers Helfer"-Band krankt auch dieses Guido Knopp-Buch an einer unverständlichen Auswahlmethodik der in Kurzbiographien beschriebenen Personen. Eine repräsentative Schilderung führender deutscher Militärs des Dritten Reiches sieht sicherlich anders aus. So hätte der im ersten "Helfer"-Buch vertretene Großadmiral Karl Dönitz als Oberbefehlhaber der Kriegsmarine und Verantwortlicher für den U-Boot-Krieg eindeutig in diese Ausgabe gehört, sein für nur wenige Tage ausgeübtes Amt als Staatsoberhaupt nach Hitlers Selbstmord, das - geschichtlich eher bedeutungslos - wohl zu seiner Verwendung in erwähntem Buch führte, ist da eher zu vernachlässigen.

Desweiteren waren Ernst Udet und Wilhelm Canaris, bei allem Interesse für ihre äußerst widersprüchlichen Lebensläufe eher Randgestalten in der Militärmaschinerie des Nazistaats. Ginge es allein um Udets Funktion im deutschen Rüstungsapparat, hätte eher sein ungleich mächtigerer Nachfolger Erhard Milch Berücksichtigung finden müssen. Canaris hingegen würde, allen biografischen Brüchen zum Trotz, eher in ein Werk über den Widerstand gegen das NS-Regime passen.

So fehlen zahlreiche Namen, die für das militärgeschichtliche Verständnis unverzichtbar sind. Angefangen von Alfred Jodl als Chef des Wehrmachtführungsstabes im Oberkommando der Wehrmacht über Heinz Guderian als einer der bekanntesten Generäle der Wehrmacht bis hin zu Gerd von Rundstedt oder auch Radikale wie Ferdinand Schörner.

Erneut hat man das Gefühl, einfach nur geschichtliches Fast Food genossen zu haben, von einem Buch, das sich mit solch einem leidvollen Thema beschäftigt, erwarte ich einfach mehr Fundiertes.

Bewertung: 3 von 5