Donnerstag, 24. April 2008
DVD-Rezensionen (036): Mathilde - Eine große Liebe (2004)
Der erste Weltkrieg ist aufgrund der die geschichtliche Erinnerung dominierenden Nazizeit im kollektiven Gedächtnis der Deutschen nahezu vergessen, ganz im Gegensatz zu Briten und Franzosen. Umso bedeutsamer ist es, wenn man sich durch Filme wie diesem dem Thema annähern kann, auch wenn "Mathilde - eine große Liebe" natürlich hauptsächlich französische Geschichte behandelt.
Der Film nach dem Roman "Die Mimosen von Hossegor" von Sébastien Japrisot schildert die verzweifelte Suche der durch eine Kinderlähmung gehbehinderten Mathilde (Audrey Tautou) nach ihrem Verlobten Manech, der mit vier anderen französischen Soldaten wegen Selbstverstümmelung zum Tode verurteilt und im Niemandsland zwischen den deutschen und französischen Linien ausgesetzt wurde. Obwohl die Verurteilten keine Überlebenschance haben, glaubt Mathilde aufgrund ihres inneren Gefühls nicht an den Tod des Geliebten und begibt sich kurz nach Ende des Kriegs auf Spurensuche.
Sicherlich weist dieser Film naturgemäß viele Ähnlichkeiten zu "Die fabelhafte Welt der Amélie" auf, was ich aber nicht unbedingt als Nachteil empfinde, da ich beide Filme sehr schätze. Der Wahnsinn des Krieges wird immer wieder durch eine Prise Humor (so zum Beispiel der wild radfahrende Postbote) konterkariert und das Schwelgen Jean-Pierre Jeunet in atemberaubenden Farben (hier vor allem gold-gelb in den Nichtkriegszenen und eine düster-dreckiges grau-blau bei den Frontaufnahmen) ist wirklich ein grandioses visuelles Erlebnis. Die Nebenrollen sind sehr gut besetzt, neben dem alten Jeunet-Spezi Dominique Pinon hat mich besonders Jodie Foster als vom Leben und Krieg gezeichnete Frau beeindruckt.
Eigentlich ist diese Doppel-DVD auch aufgrund der guten technischen Qualität und des beigefügten Bonusmaterials ein klarer Anwärter auf die Höchstwertung, verfehlt dieses Ziel jedoch knapp. Das liegt an gewissen Längen des Films, die entstehen, da Mathilde das Schicksal jedes einzelnen der fünf todgeweihten Soldaten erforscht und die Ermittlungen so den Film sehr strecken. Was bleibt ist ein spannender und bildlich ungemein beeindruckender Mix aus Antikriegsfilm, historischer Lehrstunde sowie einer Liebes- und einer Kriminalgeschichte mit einer wie immer hinreißenden Audrey Tautou und dem Soundtrack des David Lynch-Hauskomponisten Angelo Badalamenti. Kaufen!
Bewertung: 4 von 5
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