Donnerstag, 10. April 2008

Buch-Rezensionen (030): Wolfgang Flür - Ich war ein Roboter (1999)


(Cover: Amazon.de)

Dieses Buch (ich besitze ein Exemplar der "unzensierten" Erstauflage) spaltet. Für die Hardcore-Kraftwerkfans gilt Wolfgang Flür als Nestbeschmutzer, der seinen Rauswurf bei Kraftwerk nicht verkraftet hat. Für mich als jemanden, der die Musik der Band sehr schätzt, aber wohl nicht zu den Fanatikern der Anhängerschaft zählt, stellt sich die Situation anders dar. Ich fand und finde es nach wie vor eine Riesensauerei, wie von Seiten der Herren Hütter und Schneider (zugegebenermaßen als...nun ja...eigenwillige, um nicht zu sagen schwierige Charaktere bekannt) mit den langjährigen Weggefährten Flür und vor allem Karl Bartos umgesprungen wurde, gerade der musikalische Beitrag des Letzteren ist nicht zu unterschätzen. Mich erinnert diese Konfliktsituation fatal an den Ausstieg Alan Wilders bei Depeche Mode. Auch dort spielte Undankbarkeit gegenüber der geleisteten Arbeit eine große Rolle.

Diese Autobiographie schildert neben den natürlich den Hauptteil einnehmenden Kraftwerk-Jahren sowohl die Kindheits- und Jugenderlebnisse Flürs, sowie dessen musikalische Projekte nach dem Ende seiner Bandzeit. Dabei wäre weniger manchmal mehr gewesen, die Onanier-Erlebnisse Herrn Flürs standen beim Erwerb dieses Buches eigentlich nicht auf meiner Interessenliste...

Sicherlich ist dem Autor eine gewisse Verbitterung anzumerken, ich denke allerdings, dass diese nach den Ereignissen durchaus verständlich ist. Wird man nach so vielen Jahren und Welttourneen mehr oder weniger kalt lächelnd abserviert und schlimmer noch, in Verlautbarungen im Nachhinein nicht einmal als vollwertiges Bandmitglied sondern als eine Art Gast- und Mietmusiker abqualifiziert, reißt das schon tiefe Wunden. Daher kann ich Wolfgang Flür eine Art Galligkeit nicht verübeln.

Sicherlich bietet "Ich war ein Roboter" nur eine Sichtweise auf die wechselhafte Geschichte Kraftwerks. Sie ist allerdings auf jeden Fall lesenswert, auch wenn sie aufgrund des Alters des Buches die neuesten Entwicklungen der Band nicht berücksichtigen konnte und einige Dinge schlicht überflüssig und uninteressant sind.

Bewertung: 4 von 5