Mittwoch, 30. September 2009

DVD-Rezensionen (164): Horton hört ein Hu! (2008)

(Cover: Amazon.de)

Die Kinderbücher von Dr. Seuss, in den USA klassischer Kinderliteratur-Stoff, rücken in Europa allenfalls gelegentlich durch diverse Verfilmungen ins Bewußtsein einer breiten Öffentlichkeit. Kennt man den Zeichenstil des 1991 verstorbenen Autors, wird man ihn daher sofort beispielsweise in den Filmen "Der Grinch" (mit Jim Carrey, 2000) oder "Ein Kater macht Theater" (mit Mike Myers, 2003) wiedererkennen. Dies ist auch bei "Horton hört ein Hu!" so, der auf einer literarischen Vorlage aus dem Jahre 1954 beruht.

Die Geschichte: der gutmütige Elefant Horton, der in einem bunten Dschungel voller Tiere lebt, hört eines Tages von einem Staubkorn ein Geräusch. Wie sich herausstellt, ist es von winzigen Bewohnern in der Stadt Huheim besiedelt, die durch das herumschwebende Staubkorn in größter Gefahr sind. Horton beschließt, sie an den sichersten Platz des Waldes, die Spitze des Nümpelsberges, zu bringen, doch eine genervte Känguruhdame (klasse gesprochen von Anke Engelke) versucht, ihm diese Mission zu vermasseln und das Staubkorn in ihre Gewalt zu bringen...

Die Story ist leidlich spannend und kann mit einigen gelungenen Gags aufwarten. Leider wird einem die Moral (Stichwort: das mantraartig wiederholte "Ein Mensch ist ein Mensch, wie klein er auch sei!") fast schon mit dem Holzhammer vermittelt. Hier läßt sich der Entstehungsort und -zeitraum der Vorlage nicht verleugnen. Punkten kann der Film jedoch vor allem in technischer Hinsicht. Tolle Farben, klasse Animationen in Hochglanzoptik, satter 5.1-Sound - es macht jedesmal Spaß, mit Verblüffung bei den jeweils neuesten Werken von PIXAR, Dreamworks oder eben hier Blue Sky Studios die neuesten Fortschritte in der Animationstechnik zu bestaunen.Ein Wermutstropfen hingegen die Synchron-Besetzung der Hauptrolle in der deutschen Fassung. Der von mir sonst überaus geschätzte Christoph Maria Herbst scheint mir für den Elefanten Horton doch die falsche Wahl zu sein. Wahrscheinlich wollte man ein ebenso quirliges Pendant zu dem die Originalstimme leihenden Jim Carrey verpflichten, doch in meinem Empfinden zündet das einfach nicht. Positiv hingegen die bereits erwähnte Anke Engelke und vor allem Klaus-Dieter "Dr. House" Klebsch als herrlich fieser Geier Vlad.

Da die DVD technisch sehr annehmbar ist und darüber hinaus für ein Single-Disc-Produkt in üppigem Umfang Bonusmaterial aufbietet (geschnittene Szenen, Kommentare, Produktionsnotizen und vieles mehr), darf man ruhigen Gewissens für einen eher durchschnittlichen Film die zweitbeste Wertung ziehen.

Dienstag, 29. September 2009

Nachtgedanken (069)

Nach einer fast zweimonatigen Pause heute wieder ein paar "Nachtgedanken", diesmal mit "Vorfrühling" aus der Feder Wilhelm Jensens (1837-1911).

Es fällt die Abenddämmerung
vom Himmel nebelnd und weich,
der laute Tag verstummet,
einem müden Kinde gleich. 

Nur unsichtbar hernieder
vom Wipfel im leeren Hag
durch raschelnde Blätter des Vorjahrs
ruft einer Drossel Schlag.

Die Wolke löst sich rieselnd
in Tropfen feucht und sacht;
auf einsamem Wege befällt mich
die dunkelnd einsame Nacht.

Mir aber ist süß und sonnig
von Träumen die Seele bewegt,
wie selig vor seinem Geburtstag
ein Kind zum Schlafen sich legt.

Samstag, 26. September 2009

CD-Rezensionen (163): Bruce & Bongo - Geil (1990 New York Remix) (MCD) (1990)

(Cover: Amazon.de)

Die Hymne zu wohl einem der Modeworte der 80er, 1986 verbrochen von den ehemals in Deutschland stationierten britischen Soldaten Bruce & Bongo, gehört zu den skurrilsten Nummern des an schrägen Songs nicht eben armen Jahrzehnts. Vier Jahre, nachdem der Track sowohl in Deutschland als auch in Österreich die Spitze der Charts erklomm, wurde diese Remix-MCD mit drei Versionen (7" Mix, Acid Forest Mix, Omen Paradise Version) des Songs nachgeschoben. Wäre man gezwungen, den mit etwa 17 Minuten nicht eben üppigen Inhalt in einem Wort auszudrücken, wäre "unnötig" wohl die beste Wahl.

Der 7" Mix wurde mit leichten House Music-Pianos aufgehübscht, plätschert aber ansonsten durch seine viereinhalb Minuten. Gerade was das Original so liebenswert machte, die Anspielungen auf Discjockeys, Affen und Boris Becker (was für eine Mischung!), fehlen hier völlig, einzig und allein der Falcos "Rock Me Amadeus" zitierende Refrain wird immer wieder eingeflochten. Remix zwei blubbert zumindestens mit den damals verbreitenden Acid-Sounds aus den Boxen, dies gefällt schon eher, auch wenn der Wortanteil noch mehr gedrosselt wurde. Gepflegte Langeweile hingen bei der finalen Omen Paradise Version. Ein paar nichtssagende Synthie-Klangflächen, verbunden mit ein paar gesampelten stöhnenden Damen, das war's. Nö, dann doch lieber das Original.

Bewertung: 2 von 5

Freitag, 25. September 2009

Buch-Rezensionen (163): Eoin Colfer - Artemis Fowl-Die Verschwörung (Hörbuch) (2002)

(Cover: Amazon.de)

Diente der erste Band von Eoin Colfers Saga rund um den genialischen Jungkriminellen Artemis Fowl über weite Strecken noch dazu, Figuren einzuführen und grundlegendes Wissen über Organisation, Technik und Magie des unteriridischen Erdvolks zu vermitteln, geht es im zweiten Roman deutlich rustikaler, sprich, actionlastiger zur Sache.

Artemis Fowl erhält von seinem seit zwei Jahren in Russland verschollenen Vater, dem Boss eines irischen Gangstersyndikats, eine Videobotschaft. Die russische Mafia bietet an, ihn gegen ein erhebliches Lösegeld freizulassen. Doch noch während Artemis mit seinem getreuen Leibwächter Butler Vorkehrungen trifft, in die Nähe von Murmansk zu reisen, taucht ihr Entführungsopfer aus Band 1, die Elfe und Captain der Zentralen Untergrund-Polizei (ZUP), Holly Short bei ihnen auf, die einem Kriminalfall in Erdland verfolgt, dessen Spuren auf die Oberfläche führen. Als sich beide ehemalige Gegner zusammenschließen, wissen sie noch nicht, dass die unterirdischen Probleme größer sind. Viel größer... 

In diesem zweiten Band mischen sich sehr bleihaltige Gefechte (nicht unbedingt für kleine Kinder geeignet) mit einem Umweltschützer-kritischen Blick auf die atommüllverseuchte nordwestrussische Küste, zudem wird mit der Wichtelin Opal Koboi eine dem jugendlichen Helden in ihrer Genialität ebenbürtige Widersacherin gegenübergestellt, die sich zu einer der prägendsten Figuren der gesamten Reihe entwickeln wird. "Die Verschwörung" ist sicherlich noch nicht der Höhepunkt der bisher erschienenen Fowl-Bände, geht aber ungleich spannender als sein Vorläufer zu Werke.

Selbstverständlich ist auch mein erklärter Liebling, der kleptomanische Zwerg Mulch Diggums erneut mit von der Partie, im Hörbuch vom wie immer höchste Qualität liefernden Rufus Beck wieder mit derbem bayrischen Idiom ausgestattet. Alleine dafür lohnt es sich auf die gesprochene Variante des Buchs zu setzen, auch wenn es sich laut Aufdruck um eine gekürzte Lesung handelt. Kopfkino as its best!

Bewertung: 4 von 5

Donnerstag, 24. September 2009

Links, 2, 3, 4... (013)

Auf meinen Streifzügen durchs Internet bin ich neulich wieder auf ein interessantes Wiki-Projekt gestoßen. Seit meinem Urlaub 2006 dort liegt mir das zentralamerikanische Costa Rica sehr am Herzen. Ich habe mittlerweile eine enge Freundschaft dorthin aufgebaut und ein weiterer Besuch vor Ort ist fest eingeplant. Da es viele weitere Fans dieses vor Naturwundern nur so strotzenden Tropenparadieses gibt, haben sich ein paar Enthusiasten zusammengefunden, um Informationen über das Land, seine Bewohner sowie Flora und Fauna zusammenzutragen. Resultat ist eine Webseite, die sich an die Selbstbezeichnung der Costaricaner als "Ticos" angelehnt, genialerweise "Ticopedia" nennt. Klasse, ich schau öfter rein!

Mittwoch, 23. September 2009

DVD-Rezensionen (163): WM-Klassikersammlung, Ausgabe 25 - Vorrunde 1966 BR Deutschland-Schweiz (5:0) (2006)

(Cover: Amazon.de)

Im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland veröffentlichte die "BILD am Sonntag" zusammen mit dem Sammelserien-Spezialisten DeAgostini eine ursprünglich auf 30 Ausgaben angelegte, dann aber mit den hinzugefügten sieben Spielen der DFB-Elf bei der WM auf 37 DVDs erweiterte Reihe, die große Partien der deutschen Elf bei Weltmeisterschaften sowie einige Klassiker ohne deutsche Beteiligung in nicht-chronologischer Reihenfolge enthielt. Allen Scheiben war ein Begleitheft mit weiterführenden Informationen über Vorgeschichte, Hintergründe sowie statistischen Elementen wie Aufstellungen etc. beigefügt.

Auch wenn Fußball in schwarz-weiß für heutige Augen arg gewöhnungsbedürftig ist (man kann beispielsweise kaum den Schweizer Torhüter Karl Elsener von seinen Mitspielern unterscheiden) - es macht einfach Spaß, dieses Spiel zu sehen! Ein 21jähriger Franz Beckenbauer zeigt hier schon in seinem 6. Länderspiel, dass er mal der Größte werden wird, zwei Tore des damals noch im Mittelfeld spielenden "Kaisers" krönen diese tolle Leistung. Mein Held des Matchs ist jedoch ein anderer, leider etwas in Vergessenheit geratener Spieler - Helmut Haller. Das 2:0 ist der Hammer, Haller bekommt in der eigenen Hälfte den Ball, marschiert 70 Meter bis vors Schweizer Tor und schießt ein - sensationell! Und das obwohl er alles andere als austrainiert aussieht, nur die Betontolle scheint unkaputtbar. Sheffield, Vorrundenspiel, 16.37 Uhr - die Frisur sitzt! 

Die Eidgenossen halten 15 Minuten wacker mit, bis sie das erste Tor durch Siggi Held kassieren, das wohl allerdings Abseits war, ganz klar wurde mir das auch per Zeitlupe nicht. Die fünf Tore sind aber bei weitem nicht alles, was diese schwungvolle Partie zu bieten hat, alleine das Gebälk wird auf beiden Seiten insgesamt dreimal getroffen. Und noch etwas anderes wird bei den Totalen ins Publikum sichtbar: 1966 ging der Herr von Welt noch mit Krawatte ins Stadion!

Obwohl Uwe Seeler bei diesem Spiel ohne Torerfolg blieb, ist sein Einsatz wirklich bemerkenswert. Seine damalige Popularität lasst sich aus heutiger Sicht nur erahnen, häufige "Uwe, Uwe!"-Sprechchöre und Rudi Michels Kommentar, der bei Seelers Ballkontakten fast ausschließlich den Vornamen nennt, lassen aber einiges vermuten. Apropos Rudi Michel: Besonders amüsiert habe ich mich über folgenden Satz nach einer Attacke auf Torwart Hans  Tilkowski

"Er genießt ja - ich darf das für die Damen sagen - in diesem 5-Meter-Raum einen besonderen Schutz."

Auch wenn man vielleicht nicht jede Ausgabe der WM-Klassikeredition benötigt - dieses Spiel sollte man haben!

Bewertung: 5 von 5

Dienstag, 22. September 2009

CD-Rezensionen (162): Cappella - U Got 2 Let The Music (MCD) (1993)

(Cover: Amazon.de)

Auf dem Höhepunkt der Eurodance-Welle im Jahre 1993 gelangte auch die eine oder andere Trashperle in meine CD-Bestände. "U Got 2 Let The Music" des italienischen Studio-Projekts Cappella gehörte neben einigen anderen dazu. Insgesamt fünfundzwanzigeinhalb Minuten lang ist dieser Track in insgesamt 5 Versionen (Radio Version, Mars Plastic Mix, Plus Staples Mix, Pagany KM 1972 Mix, D.J. Pierre Mix) auf dieser Maxi-CD vertreten.

Geboten werden die üblichen Versatzstücke des Genres, sprich, männliche Rap-Parts gekoppelt mit weiblichen Vocals. Immerhin wartet der Song mit einer eingängigen Hookline auf, die sich freilich sehr deutlich an Alphavilles 80er-Klassiker "Sounds Like A Melody" anlehnt. Die Unterschiede der einzelnen Remixe sind eher kosmetischer Natur, werden doch vielfach einfach nur die Lauflänge gestreckt (D.J. Pierre Mix) oder wie beim Plus Staples Mix neben ein paar Soundspielereien die Rap-Passagen erweitert.

Somit also ein sehr typischer Vertreter seiner Art, für mich jedoch trotzdem mit einem gewissen Nostalgiefaktor behaftet, diente doch der Mars Plastic Mix mit seinen Ausflügen in Trance-Gefilde damals über mehrere Monate lang als Introstück meiner Trash-DJ-Jobs in diversen erlebnisgastronomischen Einrichtungen meiner Region. Daher eine wohlwollende Durchschnittswertung mit Erinnerungsbonus.

Bewertung: 3 von 5

Montag, 21. September 2009

Buch-Rezensionen (162): Bastian Sick - Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod I-III (2004/2005/2006)

(Cover: Amazon.de)

Man kann dem Autor der "Zwiebelfisch"-Kolumne auf SPIEGEL ONLINE ja Vieles vorwerfen, wie zum Beispiel ein gerüttelt Maß an Korinthenkackerei, aber eins gewiss auf keinen Fall: dass seine Publikationen nicht hochunterhaltsam wären, sei es jetzt in gedruckter Form, als Hörbuch oder als öffentliche Veranstaltung. Immer wieder ertappt man sich bei Sicks Streifzügen durch die Verschandelung der deutschen Sprache, selbst schon Raubbau am Mutteridiom betrieben zu haben oder jemanden im Freundes- oder Familienumfeld zu haben, der ab und an grammatikalische Sprenggranaten á la "Schantall, mach ma die Mäh ei!" zündet.

Und mögen manche nun auch Bastian Sick als den Oberlehrer der Nation empfinden und vom ihm einfach nur genervt sein - ich fühle mich durch seine Bücher immer bestens unterhalten, ein gewisser Bildungseffekt kommt als Bonus noch ganz von allein hinzu. Von daher sollte man die augenzwinkernden Piesackereien - die einen unter Umständen auch einmal selbst betreffen - recht entspannt und locker nehmen, über sich selbst schmunzeln zu können, ist auch eine Tugend.

Wer also auf amüsante Art und Weise ein gelegentlich so dröges Gebiet wie die deutsche Grammatik präsentiert bekommen möchte - hier wird man perfekt fündig, von daher volle Punktzahl!

Bewertung: 5 von 5

Sonntag, 20. September 2009

Eduard Zimmermann †

(Foto: tagesschau.de)

"Der von seinen zahlreichen Fans liebevoll "Ganoven-Ede" genannte Erfinder und langjährige Moderator der ZDF-Sendungen "Aktenzeichen XY … ungelöst" und "Vorsicht Falle!", Eduard Zimmermann, ist gestern im Alter von 80 Jahren in München gestorben. Auch wenn mich Sendungen dieser Art nicht interessieren, muß man doch die Verdienste Zimmermanns bei der Aufklärung von mehreren Hundert Straftaten würdigen. Besonderer Respekt aber gilt seiner Mitarbeit bei der Gründung der immens wichtigen Opferhilfsorganisation Weißer Ring im Jahre 1976. R.I.P., Ede!

Freitag, 18. September 2009

DVD-Rezensionen (162): Der Prinz aus Zamunda (2-Disc Royal Edition) (1988)

(Cover: Amazon.de)

Über den Inhalt des Films "Der Prinz aus Zamunda" bzw. im Original "Coming To America" muß man nicht mehr viele Worte verlieren. Eddie Murphy, damals auf dem Zenit seiner Karriere, liefert neben seinem kongenialen Buddy Arsenio Hall gleich in mehren Rollen gleichzeitig ein Feuerwerk afroamerikanischen Humors ab. Die Story (afrikanischer Königssohn kommt inkognito nach New York, um dort eine Frau zu finden) ist eher weniger originell, wird aber sowohl durch die gelungenen Gags, prima Ausstattungen an Kostümen und Masken (in beiden Kategorien Oscar-nominiert) als auch durch einige sozialkritische Ansätze, die afrikanische Potentaten genauso wie die gutsituierte schwarze Mittelschicht Amerikas auf's Korn nehmen, wieder wettgemacht.

Diese DVD-Edition bietet neben dem Hauptfilm in ordentlicher Bild- und Tonqualität (5.1 leider nur auf der englischen Originalspur, deutsch liegt nur in Surround vor, ist aber bei einer Komödie wohl eher nicht ein K.O.-Kriterium) noch eine Bonus-DVD mit dem auch auf der eigentlichen Scheibe enthaltenen Original-Kinotrailer, einer Fotogalerie und vier kurzen (Dauer jeweils 10-15 Minuten) Interview-Dokus über die Produktion an sich sowie die Entstehung der Kostüme, der Filmmusik und der von Make Up-Guru Rick Baker gestalteten Masken. Zwar herrschen Amerika-typisch ein paar Allgemeinplätze wie "amazing" oder "great" vor, trotzdem durchaus interessante Einblicke in die Entstehungsgeschichte des Films, da man unter anderem erfährt, dass die Anspielungen auf McDonald's keineswegs als geplantes und bezahltes Product-Placement fungierten. Als Extraschmankerl noch die kurzen Interviewsequenzen mit Eddie Murphy und Arsenio Hall, die laut Ankündigung "20 Jahre nicht mehr zu sehen waren". Nun, da die beiden recht politisch unkorrekt über Dinge wie One-Night Stands während der Dreharbeiten plaudern, ist das nicht weiter verwunderlich...

Ein unverständlicher Mangel jedoch das Fehlen eines Audiokommentars, so etwas gehört heutzutage zu einer DVD-Veröffentlichung, die mehr als nur den Kinofilm präsentiert, einfach dazu. Von daher leichter Punktabzug bei einem ansonsten sehr empfehlenswerten und mittlerweile zum TV-Dauerbrenner mutierten Comedy-Klassiker.

Bewertung: 4 von 5

Donnerstag, 17. September 2009

Links, 2, 3, 4... (012)

Gerade in den Tagen der vor wenigen Wochen zu Ende gegangenen Leichtathletik-WM in Berlin hat mir das Weblog des Sportjournalisten Jens Weinreich permanent interessante Einblicke in die Grauzone des mit Politik, Macht und Geld verquickten Spitzensports verschafft. Immer wieder werden geradezu skandalöse Zustände und Mauscheleien enthüllt und der Finger unerbittlich auf wunde Punkte gehüllt, mag sich die Funktionärskaste auch mit allen Mitteln dagegen stemmen. Sehr empfehlenswert!

Mittwoch, 16. September 2009

CD-Rezensionen (161): Hape Kerkeling - Wieder auf Tour (2005)

(Cover: Amazon.de)

Die Karriere Hape Kerkelings hat jede Menge Höhen erlebt und auch einige Täler durchschritten. Seit nunmehr einigen Jahren befindet sich der Recklinghausener wieder straff in der Erfolgsspur, sei es als pilgernder Buchautor oder umtriebiger Darsteller seiner Kultfigur Horst Schlämmer. Dieser eröffnet und beschließt nebst einem Zwischenkommentar auch diese CD, die Ausschnitte aus Kerkelings bisher letztem Bühnenprogramm beinhaltet.

Wie immer zieht Kerkeling seine Stärken aus der Fähigkeit, in komplett unterschiedliche Charaktere schlüpfen zu können. In die des nuschelnden und in seiner Schnappatmung Horst Schlämmer brüderlich verbundenen Tourmanagers Werner Fritsche beispielsweise oder der holländischen Paartherapeutin Evje van Dampen. Bei Letzterer baut sich vor dem geistigen Auge immer sofort Kerkelings legendäre Königin Beatrix aus der längst zu einem Stück TV-Kult gewordenen Sendung "Total normal" auf, die mit ihrem überfallartigen Besuch beim Bundespräsidenten ("lecker Mittag essen") allerdings deutlich lustiger war, als die ständig das Mantra "Liebe ist Arbeit, Arbeit, Arbeit" vor sich herbetenden Beziehungskitterin.

Zu allem Überfluss müssen als Gesangsdarbietungen Songs herhalten, die in diversen Jahrgängen den letzten Platz beim Eurovision Song Contest - vulgo: Grand Prix - belegten. So darf man dann finnischem, niederländischem oder italienischem Liedgut lauschen, bei dem man recht schnell erkennt, warum die Stücke grandios scheiterten.

Die lustigen Highlights muß man sich dann doch herauspicken. Marcel Reich-Ranicki und Siegfried Schwäbli dürfen wie schon auf "Erwarten Se nix" (1991) miteinander parlieren und bei "Petersplatz" tobt sich das ehemalige "Hannilein" wieder einmal beim Sprechen/Imitieren von Sprachen so richtig aus. Absoluter Höhepunkt ist jedoch "Café Korten", wo der bekennende Homosexuelle Kerkeling als eine seine Mitmenschen terrorisierende Tunte so ziemlich jedes Schwulenklischee köstlich auf die Schippe nimmt. Grandios! Auch "Winterszeit in Wien" ist in seiner Boshaftigkeit zum Schreien komisch.

Mir persönlich herrscht allerdings auf dieser CD ein wenig zu viel Leerlauf, um eine bessere als eine Durchschnittswertung herauszurücken.

Bewertung: 3 von 5

Dienstag, 15. September 2009

Patrick Swayze †

(Foto: zdf.de)

Die Nachricht kam nicht unerwartet und trotzdem macht sie Filmfans in aller Welt betroffen. Patrick Swayze hat gestern im Alter von 57 Jahren seinen Kampf gegen den Bauchspeicheldrüsenkrebs verloren. Schon vor Monaten wurde fälschlicherweise sein Tod vermeldet, gestern ist er nun bittere Wahrheit geworden. Swayze war nie ein Hollywood-Superstar, dennoch finden sich einige bemerkenswerte Klassiker aus Kino und TV in seiner Filmographie, sei es der 80er-Jahre-Kultfilm "Die Outsider" (1983), die dramatische Serie "Fackeln im Sturm" (1985) über den Amerikanischen Bürgerkrieg oder aber der Welterfolg "Ghost - Nachricht von Sam" (1990)  - alles noch DVDs auf meiner persönlichen Anschaffungsliste. Doch auch vor Schund wie "Red Dawn - Die rote Flut" (1984) war Swayze nicht gefeit, in Erinnerung wird er jedoch vor allem mit einer einzigen Rolle bleiben - der des Tanzlehrers Johnny Castle in "Dirty Dancing" (1987), der sich neben dem spektakulären Surferkrimi "Gefährliche Brandung" (1991) bereits in meiner DVD-Sammlung befindet. R.I.P., Mr. Swayze...

Montag, 14. September 2009

Buch-Rezensionen (161): Petyr Bobew - Die Haifischbucht (1963)

(Cover: Amazon.de)

"Die Haifischbucht" des bulgarischen Autors Petyr Bobew (1914-1997) gehörte in meiner Jugend zu meinen Lieblingsbüchern. Spannende Taucherabenteuer im Indischen Ozean gepaart mit einer Gangstergeschichte rund um ein gigantisches Diamantenvorkommen unter Wasser - ja, davon konnte ein Junge in der DDR schon schwärmen! Liest man das Buch heute allerdings aus der Sicht eines Erwachsenen, tun sich doch einige Schwachstellen auf.

Die Handlung: Das bulgarische Forschungsschiff "Ljulin" befindet sich auf einer Expeditionsreise im Indischen Ozean nahe der Ostafrikanischen Küste. Der Zoologe Bogdan Koew will schnell noch ein paar Aufnahmen eines plötzlich aufgetauchten Hammerhais machen. Als er auf dem Meeresgrund verschwindet und nur noch seine Kamera gefunden wird, glaubt die Besatzung an eine tödliche Raubfischattacke. Aber warum schleichen sich dann nachts fremde Taucher an Bord und versuchen, die Kamera zu stehlen? Als auch noch Bogdans Freund, der Hydrologe Wladimir Russew, auf einem Suchtauchgang ebenfalls verschwindet, steht fest - die Haifischbucht birgt ein Rätsel. Ein Geheimnis, für das sich gleich zwei Gangsterbanden interessieren...

Spannend ist das Buch, keine Frage. Allerdings hielt Bobew anscheindend eine Menge vom Motto "Viel hilft viel". Permanent geraten in diesem Roman Taucher in Lebensgefahr, sei es durch eingangs erwähnten Hammer- oder auch einen Tigerhai, einen überdimensionaler Riesenkraken und einen Pottwal, einen ganzen Schwarm hochgiftiger Seeschlangen, eine Portugiesische Galeere, Muränen, ein Krokodil, einen Schwertfisch oder tödliche Riesenmuscheln, selbst ein Weißer Hai darf selbstverständlich auch nicht fehlen. Zudem wird noch mit giftigen Fischdelikatessen wie Fugu hantiert und permanent tauchen seltene Tierarten wie ein Sägerochen, ein Walhai oder gar ein Quastenflosser just an dem Punkt auf, an dem sich die Protagonisten aufhalten. Dieses ständige Jagen von Höhepunkt zu Höhepunkt lässt die Glaubwürdigkeit des Plots doch arg leiden und mit dem Abstand der Jahre fallen einem auch die immer wieder eingestreuten sozialistischen Ideologieschnipsel auf. Immerhin lernt man eine ganze Menge über Diamanten und die Geschichte ihrer berühmtesten Vertreter wie Cullinan, Schah, Regent oder Hope.

Aufgrund vieler spannender Lesestunden längst vergangener Tage gibt es die zweithöchste Wertung, Nostalgiebonus inbegriffen.

Bewertung: 4 von 5

Sonntag, 13. September 2009

Es ist geil, ein Arschloch zu sein...

Sicherlich ein denkwürdiger Fernsehabend gestern auf ProSieben. Zum mittlerweile 18. Mal stellte sich Stefan Raab in seiner verblüffend simpel und doch genial konstruierten Spielshow "Schlag den Raab" einem Herausforderer, der diesmal nach dem Knacken des 3-Millionen-Jackpots in der letzten Sendung immerhin wieder 500.000 Euro gewinnen konnte.

Ich schau die Sendung regelmäßig und bin dabei permanent auf der Seite Raabs, den ich vor allem wegen seiner absoluten Kampf- und Rampensau-Qualitäten schätze. Noch nie allerdings wurde es mir so einfach gemacht, den Herausforderer nicht zu mögen, wie gestern. Nerven mich die üblichen "Ich hab 3 Doktortitel mit summa cum laude, bin irre sportlich, liebe meine Familie über alles und streichele auch Nachbars Hund"-Überflieger ohnehin schon im Übermaß (warum eigentlich nicht mal ein Normalo?), setzte der 24jährige Apotheker-Praktikant Hans-Martin aus Oldenburg dem Ganzen  gestern noch die Krone auf. Eine arroganter Schnösel, der sich über falsche Quizantworten des Gegners kaputtlachte ("Ganz großes Tennis, Stefan"), gönnerhaft gnädig vor dem Bahnverfolgungsrennen des Gegners Bauch tätschelte ("Also wenn ich das jetzt hier nicht gewinne, müsste ich mich aber schämen...") und aufgrund dieser und mehrerer anderer Vorfälle schon nach kurzer Zeit bis auf seinen 3-Personen-Fanclub das gesamte Studiopublikum und einen Großteil der Fernsehzuschauer gegen sich hatte. Ich mußte stellenweise ohne Ton schauen, weil mich dieses Getue zum einen aufregte und andererseits eine Fremdschäm-Attacke nach der anderen auslöste.

Spannend blieb es bis zur letzten Runde, bei der eine 1-Euro-Münze in ein Wasserglas zu schnippen war. Schlußendlich gewann der Kandidat und es dürfte wohl noch nie in der deutschen Spielshow-Historie vorgekommen sein, dass ein Sieger vom Publikum mit Buhrufen verabschiedet worden ist. Dementsprechend gewaltig heute das Rauschen im Internet, eine kleine Auswahl:

quotenmeter.de

FAZ.net

welt.de

fixmbr.de

rp-online.de

Das noch während der Sendung ein Sturm der Entrüstung durch das Twitter-Universum ging, sei zur Vervollständigung noch erwähnt.

Traditionell wird Raabs Gegner am Montag nach der Show zu "TV Total" eingeladen - könnte ein heißer Tanz werden. Ich schau's mir mal an...

Freitag, 11. September 2009

DVD-Rezensionen (161): Die verzauberte Marie (1959)

(Cover: Amazon.de)

"Die verzauberte Marie" von Regie-Altmeister Alexander Rou (1906-1973) gehört trotz einiger vielversprechender Ansätze zu den eher schwächeren Filmen des Genres. Das Handlungsmotiv, bei dem eine Gefangene (hier eine Mutter durch ihren Sohn und einen hilfreichen Soldaten) befreit werden muß, ist nicht neu und ist von Rou selbst z.B. in "Feuer, Wasser und Posaunen" (1968) oder "Der Hirsch mit dem goldenen Geweih" (1971) deutlich besser variiert worden. 

Hinzu kommt, dass man dem Film sein Alter mittlerweile deutlich ansieht. Das Bild ist unrestauriert und von Kratzern, Verschmutzungen, verblassten Farben und starken Helligkeitsschwankungen geprägt. Der Ton (Dolby Digital Mono) ist hingegen klar und verständlich. Bonusmaterial allerdings ist wieder einmal nur in Form einer aus Filmstandbildern zusammengestellten Galerie enthalten.

Highlight einmal mehr Georgi Milljar (1903-1993), der in seiner Vorliebe für skurrile Charaktere diesmal nicht die Hexe Baba Jaga, sondern in großartiger Kostümierung den Hofmarschall Quak, einen intriganten Frosch, gibt. Herrlich schräg und äußerst passend durch Herwart Grosse (1908-1982) synchronisiert.

Zur Vervollständigung der Sammlung sicherlich kein Fehlkauf, dennoch ein Märchenfilm mit deutlichen Verschleißerscheinungen.

Bewertung: 3 von 5

Donnerstag, 10. September 2009

CD-Rezensionen (160): DJ Pierro - Human Under Pressure (MCD) (1997)

(Cover: Amazon.de)

Mutig, mutig vom Label, auf die Hülle dieser Maxi-CD den Sticker "HITBLITZ - der Hit, der einschlägt" zu pappen. Da war wohl eher der Wunsch Vater des Gedankens, denn von einem Hit konnte bei dieser "Trance meets Enigma meets World Music"-Scheibe schwerlich die Rede sein. Mir kam der Song 1997 auf einem der in diesen Jahren tatsächlich noch Videoclips spielenden Musiksender unter die Finger und da mir der Song zummindestens zum damaligen Zeitpunkt gar nicht einmal so übel vorkam, wanderte wenig später diese Maxi-CD in meinen Besitz. 

Vier Tracks von insgesamt etwa 21 Minuten Spieldauer wurden auf den Silberling gepackt, die allesamt Mixe des titelgebenden Stücks sind. Die Radio Version verbreitet mit einem der in den 90ern meistverwendeten Drum-Loops, indianischen Ethno-Gesängen samt sanften Synthie-Hintergrundsounds eine entspannte Atmosphäre, reißt aber nicht wirklich vom Hocker. Die Extended Version ist hingegen komplett zum Vergessen, wurde hier doch nur durch sinn- und niveaulose Instrumentalpassagen künstlich auf 05:10 Minuten Lauflänge aufgebläht. Langeweile pur.

Deutlich bessser präsentiert sich der im Drum 'n' Bass-Bereich angesiedelte HiFi Pressure Mix, bei dem der Instrumentalpart deutlich zurückgefahren wurde und nur noch in Ansätzen erkennbar ist. Mein Favorit ist allerdings das letzte Stück, der 6:11 Minuten lange Ghost Of The Age Mix. Ein wenig Minimalelektronik, etwas Depeche Mode, ein wenig New Age, etwas Trance, dezenter Bombast - eine prima Mischung!

Durch die schwankende Qualität der Versionen und das Fehlen eines B-Seiten-Songs eine durchschnittliche MCD.

Bewertung: 3 von 5

Mittwoch, 9. September 2009

Buch-Rezensionen (160): Friedrich Schlette - Archäologische Geheimnisse unserer Heimat (1985)

(Cover: Amazon.de)

Friedrich Schlette, der 2003 verstorbene Doyen der DDR-Prähistoriker, führt in diesem Buch jüngere Leser in das hochinteressante Feld der Archäologie und Frühgeschichte ein. Die anhand zahlreicher Fotos und Grafiken angeführten Beispiele beschränken sich aufgrund des Erscheinungsdatums und -orts des Buchs freilich überwiegend auf das Gebiet der früheren DDR, dennoch wird auch ein Blick über die Grenzen des Landes geworfen.

Neben Beschreibungen von Grabungs- und Restaurierungstechniken, verwandten Wissenschaften wie Botanik und Zoologie und mehreren anderen Kapiteln, werden Pioniere der archäologischen Wissenschaft, wie Johann Gustav Gottlieb Büsching, Friedrich Karl Hermann Kruse, Johann Friedrich Danneil, Georg Christian Friedrich Lisch und viele andere, in Kurzporträts vorgestellt. Besonders spannend liest sich das Kapitel "Von Fälschern und Räubern", in dem kriminalfallartig spektakuläre Fälschungen und Diebstähle vorgeschichtlicher Funde, wie beispielsweise der berühmten dänischen "Goldhörner von Gallehus", erzählt werden. Wer sagt da noch, Geschichte wäre dröge und staubtrocken?

Mögen auch einige Fakten des Buchs nicht mehr auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft und einige Wortpassagen DDR-typisch ideologisch eingefärbt sein - dies ändert nichts an der Tatsache, ein lehrreiches populärwissenschaftliches Buch in den Händen zu halten.

Bewertung: 4 von 5

Dienstag, 8. September 2009

DVD-Rezensionen (160): WM-Klassikersammlung, Ausgabe 24 - Zwischenrunde 1978 BR Deutschland-Niederlande (2:2) (2006)

(Cover: Amazon.de)

Im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland veröffentlichte die "BILD am Sonntag" zusammen mit dem Sammelserien-Spezialisten DeAgostini eine ursprünglich auf 30 Ausgaben angelegte, dann aber mit den hinzugefügten sieben Spielen der DFB-Elf bei der WM auf 37 DVDs erweiterte Reihe, die große Partien der deutschen Elf bei Weltmeisterschaften sowie einige Klassiker ohne deutsche Beteiligung in nicht-chronologischer Reihenfolge enthielt. Allen Scheiben war ein Begleitheft mit weiterführenden Informationen über Vorgeschichte, Hintergründe sowie statistischen Elementen wie Aufstellungen etc. beigefügt.

Irgendwie fühlt man sich beim Anschauen der '78er DVDs nicht wohl. Das Stadion in Córdoba wirkt wahnsinnig ungemütlich, das Wetter mies (kein Wunder, es war ja auch Herbst in Argentinien) und die Atmosphäre scheint den Geist der zu diesem Zeitpunkt herrschenden Militärdiktatur förmlich auszuatmen - sehr seltsam. Da kann auch das wahrscheinlich beste Spiel der DFB-Elf bei diesem Turnier nix mehr retten, einzig und allein die Trikots finde ich stark, aus heutiger Warte betrachtet so richtig schön retro. Müßte man sich mal zulegen... Die silbrig-spacigen Adidas-Anoraks der deutschen Trainer sind allerdings auch 70er pur!

Tja, was bleibt zum Match zu sagen? 6 Minuten fehlten zum Sieg und somit möglicherweise zum Finale, denn man hätte im Spiel gegen Österreich nicht unbedingt gewinnen müssen und wenn doch, dann mit einem gleichgültigen Ergebnis statt mit notwendigen 5 Toren Vorsprung. Wie sagte Bernd Hölzenbein doch so schön?

"Leichter war die WM nie zu gewinnen als hier in Argentinien. Es ist zum Kotzen."

Nun ja, Argentinien wäre wohl so oder so Weltmeister geworden...

Deutschland hätte den Titel auch gar nicht verdient gehabt, auch nach diesem Spiel nicht. Ein Sepp Maier, der beim 1:1 durch Haan keinen Finger rührt, ein mit der Rolle des Mannschaftskapitäns völlig überforderter Berti Vogts (das hat er mit einer späteren Tätigkeit gemein...) und ein völlig außer Form befindlicher Rainer Bonhof. Mal ganz davon abgesehen, dass Bundestrainer Helmut Schön wohl schon eher seinen Platz hätte räumen müssen.

Der holländische Ersatztorwart Schrijvers spielte im Übrigen genau wie die nominelle Nummer Eins Jongbloed ohne Handschuhe. Das wirkt irgendwie improvisiert, als hätte sich mal fix ein Feldspieler ein Torwarttrikot übergezogen und in den Kasten gestellt. Wo gibt es so etwas heute noch?

Das späte Ausgleichstor war verdient und das Unentschieden gerecht, mehr gibt es an für sich nicht über dieses Spiel zu sagen.

Bewertung: 3 von 5

CD-Rezensionen (159): Guns N' Roses - Use Your Illusion I (1991)

(Cover: Amazon.de)

Wohl kaum einer konnte anno 1991 ahnen, dass es (das '93er Coverversionen Album "The Spahetti Incident?" einmal außen vor gelassen) satte 17 Jahre dauern würde, bis nach den zwei zeitgleich herausgebrachtenen Doppel-LPs "Use Your Illusion I & II" wieder ein Studio-Album der Gunners erscheinen würde. Aber vielleicht war damals einfach alles zu überdimensional geworden geworden, galt die Kapelle aus Kalifornien zu diesem Zeitpunkt doch als der größte Rockact des Planeten. Immer riesiger die Stadien, immer aufwändiger die Shows, immer massenkompatibler und teurer die Videoclips, dazu die, nun ja, "schwierige" Persönlichkeit eines Axl Rose - fertig war die eine der vieldiskutiertesten Bandkrisen der Musikgeschichte.

Man erlebt hier nun also Guns N' Roses auf dem Höhepunkt ihres kommerziellen Erfolgs. Überwiegend herrscht in der Musikkritik die Überzeugung vor, dass aus der Quintessenz der besten Songs des "gelben" und des "blauen" Albums eine der besten Platten der Rockmusik hätte zusammengestellt werden können, eine Meinung, der ich mich vorbehaltlos anschließen kann. So aber bleiben aber auf beiden CDs eine gewisse Menge Fülltracks, die den Einzug in den absoluten Olymp verhindern.

Das ändert aber nichts an der Tatsache, es hier mit überwiegend grandiosen Songs zu tun haben. Der Opener "Right Next Door To Hell" langt wie auch "Perfect Crime" schon einmal ordentlich ins Kontor, aus Paul McCartney's James Bond-Filmsoundtrack "Live And Let Die" holen die Gitarrenquäler Slash und Izzy Stradlin ganz neue Qualitäten heraus und "Don't Cry" ist im Vergleich zum fast schon totgedudelten "November Rain" wohl die bessere Ballade. Häufig wird dem Blues gefrönt ("Dust N' Bones", "You Ain't The First", "Bad Obsession") und bei "The Garden" darf Alt-Schockrocker Alice Cooper in einer Gastrolle aufwarten. "Bad Apples" hingegen lässt sich in etwa mit "Boogie-Woogie meets Bratgitarren" verorten, schräg, aber nicht übel!

Das bombastische, über zehnminütige "Coma" ist krönender Höhepunkt und Abschluß des ersten "Use Your Illusion"-Teils. Zur Topwertung reicht es aufgrund erwähnter Füller nicht ganz, eine hervorragende Hardrockplatte ist es aber allemal!

Bewertung: 4 von 5

Montag, 7. September 2009

Buch-Rezensionen (159): Paul d'Ivoi - Die fünf Sou des Herrn Lavarède (1894)

(Cover: Amazon.de)

Wer die Bücher Jules Vernes mag, wird auch mit diesem 1894 erschienenen Roman seine Freude haben. Inhaltlich "In 80 Tagen um die Welt" sehr ähnlich, muß auch hier der Protagonist, der Pariser Journalist Armand Lavarède, eine Reise um den Globus antreten, in diesem Fall mit ganzen fünf Sou in der Tasche. Kommt er mit diesem winzigen Geldbetrag aus und schafft er es innerhalb eines Jahres wieder zurück nach Paris, winken ihm die Millionenerbschaft eines Cousins und die Hand einer bezaubernden Dame.

Der Trip über die Kontinente bezieht seinen Reiz nicht nur aus den zu bestehenden Abenteuern und den beschriebenen reizvollen Schauplätzen, sondern eben auch aus dem permanenten Geldmangel, der die Spannung zusätzlich erhöht. Lavarède gerät in mittelamerikanische Revolutionen, flieht per Heißluftballon vor einem chinesischen Henker und aus einem brennenden tibetischen Palast; Zentralasien hält tödliche Gefahren bereit und wie auch in "20 000 Meilen unter dem Meer" von Jules Verne spielt auch ein U-Boot eine wichtige Rolle...

Nun könnte man lauthals "Plagiat!" schreien, denn sicherlich hat Paul d'Ivoi seinem 28 Jahre älteren Landsmann sehr genau über die schriftstellerische Schulter geschaut, wofür es auch geringfügigen Wertungsabzug gibt. Dennoch, dieses Buch unterhält und konzentriert sich weniger auf technische Phantastereien wie bei Verne, sondern auf die fesselnde Abenteuergeschichte. Wer kein Problem mit dem für heutige Lesegewohnheiten gewöhnungsbedürftigen Erzählstil des ausgehenden 19. Jahrhunderts hat, darf bedenkenlos zugreifen.

Bewertung: 4 von 5

Sonntag, 6. September 2009

DVD-Rezensionen (159) JAG - Im Auftrag der Ehre (Season 3.2) (1998)

(Cover: Amazon.de)

Serienfan, Du gebeuteltes Wesen. Allzuoft erliegen Publisher der Versuchung, dem Fanvolk gesplittete Seasonboxen vorzusetzen, die selbstverständlich zum Vollpreis verkauft werden. Die Unsitte, der Paramount bei "JAG" mit Ausnahme der zweiten Staffel frönt, verärgert den braven Käufer, ist komplett unverständlich und vor allem unnötig, wie viele andere Serien-DVD-Veröffentlichungen mit vergleichbarer Episodenanzahl pro Staffel beweisen.

Entschließt man sich aber nun dennoch zum Erwerb, bekommt man zwölf Folgen auf insgesamt drei DVDs geboten, die gute Bild- und (Surround) Ton-Qualität aufweisen. Lieutenant Commander Harmon Rabb jr. (David James Elliott) und Major Sarah MacKenzie (Catherine Bell) agieren wieder inner- und außerhalb des Gerichtssals, was interessante Einblicke in das Justizsystem der amerikanischen Marinestreitkräfte und der USA ganz allgemein ermöglicht. Wie immer wird hier landestypisch militärverehrend agiert, so kann man die Folge "Clipped Wings/Die Hölle von Montecassino" durchaus als beschönigende Retourkutsche auf die italienisch-amerikanischen Spannungen nach dem im Februar 1998 geschehenen Seilbahnunglück von Cavalese, bei dem ein US-Kampfflugzeug im Tiefflug das Tragseil einer Seilbahn durchtrennte und 20 Menschen zu Tode kamen, ansehen. Aber im Mittelpunkt stehen einmal mehr Harmon Rabbs Suche nach seinem verschollenen Vater, die Auflösung der rätselhaften (in den USA nie gesendeten) Episode "Skeleton Crew/Das Geisterschiff", mit der die erste Staffel endete oder das bis zu Todesfällen führende Beziehungschaos Sarah MacKenzies. Auch der Humor kommt diesmal nicht zu kurz, die Folge "Yesterday's Heroes/Alte Helden sterben nie" mit Gaststar Ernest Borgnine ist eher Slapstick denn spannender Ermittlungsfall.

Meine Favoriten finden sich allerdings in den Folgen "Tiger, Tiger/Terror an Bord", "The Return Of Jimmy Blackhorse/Die Rückkehr des Jimmy Blackhorse" und "To Russia With Love/Liebesgrüße nach Moskau", die als Cliffhanger zur nächsten Staffel fungiert. Eine gute Serie, deren Bewertung durch die Aufteilung und den Mangel an jeglichem Bonusmaterial allerdings wieder einmal leidet.

Bewertung: 3 von 5

Freitag, 4. September 2009

CD-Rezensionen (158): Cordalis - Viva la Noche '97 (MCD) (1997)

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Schon peinlich, wenn ein Grieche (das Dschungelcamp damals noch in ferner Zukunft) vor lauter Steuerschulden auf Ballermann-Barde macht, um mit Disco-Latinomusik (!!!) zu punkten. Man nehme dazu eine vom glücklicherweise vergessenen Italo-Gesangsdarsteller MO-DO geklaute Hintergrundmelodie, ein wenig harmloses Gitarrengeklimper und einen Simpel-Text zum Fremdschämen. Das Ganze in 5 nahezu identische Versionen (Radio Mix, Maxi Mix, Karaoke Version, Mallorca Version und Oberbayern Version) auf eine CD gepackt und tara - fertig ist das Billig-Produkt. Ganz ganz schlimm, wie dieser Silberling in meine Bestände geraten ist, frag ich mich heute noch. Überbleibsel der Ex-Freundin, Fehlkauf des jüngeren Bruders oder Geburtstagsgeschenk eines "wohlwollenden" Freundes? Keine Ahnung, breiten wir den Mantel des Vergessens darüber...

Ein Gnadenpünktchen für das Sommerfeeling.

Bewertung: 1 von 5

Donnerstag, 3. September 2009

Buch-Rezensionen (158): Manfred Krug - Abgehauen (Hörbuch) (1996)

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Manfred Krugs erfolgreich verfilmter Bestseller von 1996 ist als Hörbuch etwas anders aufgebaut als die gedruckte Ausgabe. So fehlt der im Buch als einleitender Teil enthaltene heimlich von Krug angefertigte Tonbandmitschnitt eines Treffens von elf bekannten DDR-Schauspielern und -Schriftstellern mit drei hochrangigen SED-Politikern und wird nur gelegentlich erwähnt. Eigentlich unverständlich, würde doch dieses Tondokument geradezu ideal zum Medium Audioliteratur passen. Ich kann mir dies also nur mit juristischen Maßnahmen der Beteiligten erklären, denn dass im Nachzug der historischen Ereignisse der Jahre 1976/77 viele ehemals enge Freundschaften zwischen Kulturschaffenden der DDR mit und ohne Einwirken der Staatsmacht zerbrochen sind, ist ein offenes Geheimnis.

Doch auch so sind Krugs Tagebucherinnerungen ein interessantes und spannendes Stück ostdeutscher Zeitgeschichte, denn die Vorkommnisse, die letztendlich zur Ausreise Manfred Krugs und anderer Prominenter aus Musik, Literatur, Theater und Film führten, bilden den verfrühten Auftakt zum Ende der DDR.

Die 4 CDs schildern in Krugs Worten die Ereignisse des Zeitraums vom 19. April 1977, dem Tag der Abgabe des Ausreiseantrags bei der zuständigen Ost-Berliner Behörde, bis zum 18. Juni 1977, dem Tag der Übersiedlung Krugs nach West-Berlin. In diesen Wochen führte der erfolgreiche und beliebte Schauspieler und Sänger ein Tagebuch, das zum einen einen der beklemmendsten und eindrucksvollsten Dokumente jener Tage zählt. Dem vorausgegangen war die Ausbürgerung des mit Auftrittsverbot belegten Liedermachers Wolf Biermann am 16. November 1976 und der daraufhin folgenden Protestpetition namhafter Künstler, der sich auch Manfred Krug anschloss. Wie andere bekam er umgehend berufliche Nachteile und Repressalien zu spüren, die detailliert im Wortlaut des Ausreiseantrags aufgelistet sind.

Am interessantesten ist "Abgehauen" (DDR-Umgangssprache für jegliches Verlassen des Landes in Richtung Westen, unabhängig ob offiziell oder unter Lebensgefahr), wenn die direkte Konfrontation mit dem SED-Staat beschrieben wird, hier vor allem in der Person des von westlichen Medien oftmals als "Hoffnungsträger" und "Kronprinzen" beschriebenen Werner Lamberz, der 1978 unter nie vollständig geklärten Umständen bei einem Hubschrauberabsturz in Libyen ums Leben kam. Mit Schmeicheleien, Versprechungen und Drohungen zugleich versuchte man Krug zur Zurücknahme seines Antrags zu bewegen. Diese Wortduelle und die anschließenden Gedankengänge des Autors hierzu sind die spannendsten Momente des Buchs.

Doch auch die Auseinandersetzungen mit Bekannten und Freunden machen das ganze Dilemma und Mißtrauen untereinander deutlich. Stasi-Spitzel oder nicht? Diese Frage wird hier mehr als einmal gestellt. Wie schwierig und verworren die Lage war, wird besonders am beschriebenen Umgang mit dem Freund Armin Mueller-Stahl deutlich, der 1980 ebenfalls die DDR verließ. Unter der permanenten Unsicherheit hat diese Beziehung miterlebbar sichtlich gelitten.

Manfred Krug liest seinen eigenen Text mit sonorer und angenehmer Stimme, auch dies macht dieses Hörbuch zu einem absoluten Kauftip.

Bewertung: 5 von 5

Mittwoch, 2. September 2009

DVD-Rezensionen (158): MATRIX Reloaded (2003)

(Cover: Amazon.de)

In diesem Film wird vor allem eines: geredet. Viel. Philosophisch. Und manchmal eben auch albern-verquast. Das fällt einem umso mehr störend auf die Füße, als das der bahnbrechende erste Teil doch eine in sich abgeschlossene Geschichte erzählte, die nicht zwangsweise eines Sequels bedurft hätte. Doch solange sich eine Kuh noch melken lässt...

Man muß den Ansatz, einen Science Fiction- bzw. Actionfilm mit weltanschaulichen Ideen zu kreuzen, sicherlich nicht in Bausch und Bogen verdammen. Allerdings haben die Wachowski-Brüder die Latte auf eine Höhe gehoben, die "MATRIX Reloaded" gnadenlos reißt. Zu wirr der Plot, zu lang und verschwurbelt die Dialoge, die sich stellenweise erst beim mehrfachen Ansehen auf DVD erschließen - wenn überhaupt. Dazu kommt, dass sich der Film einfach nicht entscheiden kann, was er eigentlich sein will. Für die Präsentation wie immer beeindruckender Kampfszenen und Spezialeffekte unterbricht er seinen eigenen Fluss zu oft, für Arthaus-Kino bleiben die gezeichneten Charaktere zu flach. Immerhin brilliert wieder Hugo Weaving als Agent Smith, während die anbetungswürdige Monica Bellucci als Persephone einen kurzen, aber optisch sehr intensiven Auftritt hat.

Schade auch, dass die Industrial-Coolness des ersten Films vielen pathetischen (wenn nicht gar kitschigen) Szenen geopfert wurde, von denen die Reanimationssequenz Trinitys durch Neo wohl die allerschlimmste ist. Zwar gab es auch gegen Ende des Vorgängers eine vergleichbare Situation mit umgekehrten Vorzeichen, aber hier wurde der Bogen eindeutig überspannt. Nicht falsch verstehen: ich habe weder ein Problem mit großen Gefühlen noch mit zum Nachdenken zwingenden Handlungen im Film, aber in diesem Fall schießt die Inszenierung doch einfach zu wüst ins Kraut. Nach dem Sensationserfolg des '99er Intros ist dies einfach nur schade.

Bild und Ton der DVD sind zufriedenstellend, die Ausstattung dieser Budget-Scheibe naturgemäß mager. Dummerweise ist man als Besitzer des ersten Films quasi gezwungen, sich auch noch den Rest der Trilogie anzuschaffen, für sich allein gestellt vermag Teil Zwei der Saga freilich nicht zu überzeugen.

Bewertung: 2 von 5

Dienstag, 1. September 2009

CD-Rezensionen (157): 2Unlimited - Faces (MCD) (1993)

(Cover: Amazon.de)

Da sich in meinem Haushalt auch so manche Maxi-CD tummelt, bekommen von nun an in loser Folge auch diese ihre eigene Rezension spendiert.

"Faces", die dritte Single vom zweiten Album der Holländer erzielte im Spätsommer 1993 respektable Ergebnisse in den europäischen Charts. Erreichte man in Spanien die Top-Position und in der Heimat den zweiten Rang, klappte es auch in Deutschland und dem UK (jeweils 8) sowie in Österreich (10) mit den Top10, in Schweden (11), Frankreich (16) und der Schweiz (19) wurden zumindestens noch die Top20 gestürmt.

Der Song, ein typischer 2Unlimited-Stampfer ohne großartige Überraschungen, liegt auf dieser MCD in fünf verschiedenen Mixen (Radio Edit, Extended, X-Out Remix, Trance-Automatic Remix und Automatic Breakbeat Remix) vor, die Lauflängen von dreieinhalb bis knapp 6 Minuten haben und sich somit ein Gesamtinhalt von etwa 26 Minuten ergibt. Dem klassischen Eurodance-Stil von damals gibt es männliche Raps zu weiblichen Vocals, gepaart mit hämmernden Technosounds, die bei Ray Slijngaard und Anita Doth immer einen Tacken härter waren als bei der Konkurrenz.

Radio Edit und Extended Mix unterscheiden sich naturgegeben außer in der Länge nicht sonderlich, der X-Out Remix liegt im nahen Umfeld. Am meisten heben sich zum bekannten Song die letzten beiden Tracks mit ihrer stark veränderten Melodie und den interessanten alternativ eingesetzten Sounds ab, für mich auch durchaus noch heute hörenswerte Remixe. Das Fehlen einer B-Seite und einer Instrumentalversion geben etwas Abzug. Nettes Ton- und Zeitdokument einer von Trash geprägten Musikära.

Bewertung: 3 von 5