Donnerstag, 31. Juli 2008

DVD-Rezensionen (055): Louis de Funès Collection, Box No. 1 (1976 / 1978 / 1981)

(Cover: Amazon.de)

Louis de Funès ist Kult, da beißt die Maus keinen Faden ab. Inwieweit er außerhalb Frankreichs seine begeisterten Fans fand ist mir nicht bekannt, dass jedoch die Deutschen den kleinen Choleriker verehrten, darf als gesichert gelten.

Umso schöner, gleich drei seiner Filme auf einmal in einer Box erwerben zu können. Zwei davon ("Brust der Keule", "Louis und seine außerirdischen Kohlköpfe") gehören zu seinen Besten, nur "Der Querkopf" hinkt für mich qualitätsmäßig etwas hinterher. Doch im Einzelnen:

Brust oder Keule (1976)

Louis de Funès, damals erst von zwei Herzinfarkten genesen, ist als gefürchteter Restaurantkritiker, der gegen den Industrienahrung herstellenden Unternehmer Tricatel zu Felde zieht, in Hochform. Zwar können die Franzosen mit ihrer hochentwickelten Esskultur sicherlich viel mehr satirische Feinheiten im Film entdecken als wir Deutschen, dies tut dem Spaß aber keinen Abbruch. An der Seite Funès überzeugen der 1986 tödlich verunglückte Coluche als sein Sohn und die hinreißende Ann Zacharias als Marguerite.

Der Querkopf (1978)

Dieser Film gefällt mir weniger, auch wenn der Ehekrieg zwischen Guillaume Daubray-Lacaze (de Funès) und seiner Frau Bernadette (Annie Girardot) stellenweise amüsant anzusehen ist. Die Geschichte rund um einen technikbesessenen Industrietüftler, der japanischen Geschäftspartnern einen Rauchvernichter verkauft und, um den Großauftrag zu stemmen, die eigene Villa als riesige Produktionshalle mißbraucht, zündet einfach nicht.

Louis und seine außerirdischen Kohlköpfe (1981)

Zwar geht es hier mit Hilfe diverser Blähattacken recht deftig zur Sache, allerdings hat der Film auch seine nachdenklichen und sogar traurigen Momente. Von einem Moment auf den anderen kippt der Slapstick um in Gedanken über das Altwerden, den Verlust geliebter Menschen und die Einsamkeit, doch mit der selben Geschwindigkeit geht es wieder zurück zu wüsten Gags. Insgesamt ein wahrer Parforceritt der Emotionen! Für die deutsche Fassung herausgeschnittene Szenen sind als Bonusmaterial enthalten.

Insgesamt eine lohnenswerte Anschaffung, trotz eines weniger gelungenen Films. Ton und Bild sind sehr gut und die im Retrostil gestaltete Box macht auch optisch etwas her.

Bewertung: 4 von 5

Mittwoch, 30. Juli 2008

CD-Rezensionen (054): Alphaville - Afternoons In Utopia (1986)

(Cover: Amazon.de)
Die Geschichte Alphavilles ist schon ein tragischer Fall. Obwohl die Band in den 80ern zwei richtungsweisende Popalben veröffentlichte und erst danach mit rasanten Stilwechseln viele Fans verprellte, gelangen den Münsteranern einige der bekanntesten Hits der Dekade. Konzentriert sich im Rückblick vieles auf das mit Chartserfolgen gespickte Debüt "Forever Young", lohnt doch ein Blick auf diesen Nachfolger, der komplexer, ausgereifter und vielfältiger daherkommt, ohne das Hitpotential seiner Songs zu vernachlässigen.

Nach der originellen Idee, den letzten Titel "Lady Bright" ganz einfach als ersten Track des Albums ausklingen zu lassen und ein Exzerpt des titelgebenden Tracks "Afternoons In Utopia" anzufügen, folgt mit "Jerusalem" schon einer der stärksten Songs der Platte. Melancholisch und von interessanten Sounds umrahmt wird über eine unglückliche Liebe philosophiert.
"Dance With Me", auch als Single veröffentlicht, ist sicherlich der kommerziellste Track der Platte, der aber unaufhaltsam nach vorn stürmt und zum Mittanzen animiert. Ganz bombastisch mit Kinderchören und Operngesängen kommt hingegen "Afternoons In Utopia" daher, während "Sensations" eher locker entspannt swingt.

Heinz Rudolf Kunze äußerste in der hochgelobten Musikdoku "Pop 2000" einmal, dass die zweite Hälfte der 80er Jahre musikalisch für ihn größtenteils äußerst belanglos waren. Dem ist sicherlich zuzustimmen, wenn man sich den Großteil der damailigen Charts noch einmal zu Gemüte führt. Das es auch das Gegenteil gab, beweist der Doppeltitel "20th Century"/"The Voyager". Vertrackt, verspielt, voll von aufregenden Arrangements, Bläsern, Chören - wahrlich opulent, meine Herren!

Einzig und allein "Carol Masters" bildet den - etwas unspiriert wirkenden - Ausreißer nach unten. Das ebenfalls als Single ausgekoppelte "Universal Daddy" führt zurück in sichere Gewässer, ehe dieses tolle Album mit dem zweiten Höhepunkt des Albums, dem siebenminütigen "Lassie Come Home", dem rockigen Stampfer "Red Rose" sowie dem bereits erwähnten experimentellen "Lady Bright" ausklingt.

Insgesamt ein zu Unrecht unterschätzter Klassiker, der in keiner 80er- Popalbensammlung fehlen sollte.

Bewertung: 5 von 5

Dienstag, 29. Juli 2008

Buch-Rezensionen (054): Alexander Wolkow - Der Feuergott der Marranen (1968)

(Cover: Amazon.de)

Dieser, original 1968 erschienene, vierte Band der Zauberland-Reihe des russischen Schiftstellers Alexander Melentjewitsch Wolkow verbindet die Einführung neuer Charaktere mit Altbekanntem.

Sieben Jahre sind seit dem Sturz des machthungrigen Tischlers Urfin Juice, der das Zauberland mit Hilfe seiner Holzsoldaten eroberte (siehe "Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten"), vergangen. Noch immer sinnt er auf Rache und erneute Herrschaft. Als der verwundete Riesenadler Karfax in der Nähe seiner Hütte abstürzt und von Urfin gesund gepflegt wird, bietet sich die perfekte Gelegenheit, um mit Hilfe des imposanten Vogels und des seinen Opfern unbekannten Feuers das rückständige Volk der Marranen zu unterwerfen und in den Krieg gegen die restlichen Bewohner des Zauberlands zu führen. Wieder einmal tut Hilfe von außerhalb Not...

Mit den Figuren von Ellis jüngerer Schwester Ann, deren Cousin Tim und Totos Enkel Arto vollzieht Wolkow einen geschickten Generationenwechsel. Zwar liest sich die Geschichte stellenweise nicht mehr ganz so flüssig wie die Vorgängerbände und sicherlich ist "Der Feuergott der Marranen" eher Lesestoff für etwas ältere Kinder, dies schmälert die Qualität dieses Märchens aber nur wenig. Wie immer sind die hochwertigen Illustrationen Leonid Wladimirskis hervorzuheben, die das Geschehen großartig abbilden.

Aus unerfindlichen Gründen (Kostensenkung/Gewinnsteigerung durch Papiereinsparung?) verpasste der Leipziger Kinderbuchverlag leiv dem Buch ab der 7. Auflage (2006) eine radikale Textkürzung. Da man einen solch respektlosen Umgang mit dem Original nicht unterstützen sollte, rate ich unbedingt zum Kauf älterer Ausgaben, auf die sich auch die Bewertung bezieht.

Bewertung: 4 von 5

Montag, 28. Juli 2008

DVD-Rezensionen (054): Sledge Hammer! (Season One) (1986/87)

(Cover: Amazon.de)

Die Serie "Sledge Hammer!" polarisiert seit eh und je. Die einen halten sie für üblen Eighties-Trash, für die anderen ist es schlicht und ergreifend Kult. Mal Hand aufs Herz: Wer hat nicht schon mal den Satz "Vertrauen Sie mir, ich weiß, was ich tue!" gebraucht? "Sledge Hammer!" ist wie die Achtziger insgesamt: laut, übertrieben und krawallig. Das mag nicht jedermanns Sache sein, ist aber eins auf jeden Fall: unterhaltsam!

Die Serie rund um den San Franciscoer Anarcho-Cop kam nur auf zwei Staffeln, deren erste mit 22 Folgen hier vorliegt. Da die Autoren wohl selbst nicht an einen Erfolg glaubten, waren die Geschichten nur auf eine Season angelegt, die (unter dem macht es Hammer selbstverständlich nicht!) gleich mit einer Atomwaffenexplosion endet. Daher mußten sich die Macher eines Kunstkniffes bedienen und den Inhalt der zweiten Staffel vor den der ersten legen.

Und so kann man amüsiert mitverfolgen, wie der in schrille graue Karo-Sakkos gewandete Inspektor Sledge Hammer (grandios: David Rasche) und seine Partnerin Dori Doreau (zum Anbeißen: Anne-Marie Martin) und seinen cholerischen Chef Captain Trunk (Harrison Page) zum Wahnsinn treibt, natürlich immer in Begleitung seiner "Susi", einem imposanten 44er Magnum-Revolver.

Mein persönlicher Favorit ist natürlich "Jailhouse Rock/All Shook Up", die legendäre Folge mit einem Elvis-Imitatoren (!!!) killenden Serienmörder.

Beim Bonusmaterial regiert eher Klasse als Masse. Ob es beispielsweise wirklich notwendig war, identische deutsche Vorspänne in scheußlicher VHS-Kopienqualität auf die DVDs zu packen, die sich nur in den verschiedenen Senderlogos (RTL, VOX etc.) unterscheiden, darf als durchaus diskussionswürdig angesehen werden. Darüber hinaus fehlen deutsche Untertitel, die gerade bei den Audiokommentaren äußerst nützlich gewesen wären. Dafür und in Anbetracht der mäßigen Bild- und Tonqualität gibt es etwas Abzug in der Gesamtwertung.

Allerdings besonders originell: Der Box liegt als Gimmick ein "I love violence"-Aufkleber bei. Eine Zierde für jedes Auto...

Bewertung: 4 von 5

Freitag, 25. Juli 2008

CD-Rezensionen (053): City - Feuer im Eis (1985)

(Cover: Amazon.de)

Zwei Jahre bevor City mit "Casablanca" einen der Kulminationspunkte der DDR-Rockmusik veröffentlichten, erschien 1985 mit "Feuer im Eis" ein deutlich weniger wegweisendes Album, das ohnehin laut Aussage des empfehlenswerten Ostrock-Interviewbuchs "Du hast den Farbfilm vergessen" von Christian Hentschel eines der hässlichsten Cover in der Geschichte der staatlichen Plattenfirma AMIGA aufwies. Sänger Toni Krahl und Gitarrist Fritz Puppel sollen danach im DDR-Rundfunk scherzhaft vorgeschlagen haben, das Wort "Behelfsverpackung" auf die Plattenhülle zu drucken.

Eindeutig stärkster Song des Albums ist für mich "Neongott", ein unglaublich treibendes Stück, das stetig Drive aufnimmt und sich immer weiter vorwärts strebend zum Höhepunkt entwickelt. Das bösartige Gelächter im Hintergrund stammt im Übrigen von Schauspieler Henry Hübchen ("Sonnenallee", "Alles auf Zucker", "Commissario Laurenti"), der dann beim Nachfolgealbum unter Pseudonym als Autor mit der Band zusammenarbeitete.

"Mir wird kalt dabei" und "Schattenbild" können auch noch überzeugen, der Rest der Songs fällt etwas ab, der Tiefpunkt wird mit "Liebe unterm Satellit" erreicht. Positiv bleibt festzuhalten, dass die Arrangements des Albums nicht mehr ganz so veraltet klingen wie die Stücke der Vorgänger-LP "Unter der Haut", Ausnahme hierbei "In den Sturm". Mit dem wunderbar melancholischen "Hundert Jahre Einsamkeit" klingt "Feuer im Eis" versöhnlich aus.

Bewertung: 3 von 5

Donnerstag, 24. Juli 2008

Buch-Rezensionen (053): Werner Girbig - Start im Morgengrauen (1989)

(Cover: Amazon.de)

Dieses Buch ist im Gegensatz zu den oft beklagenswert beschönigenden Erinnerungsbüchern und Geschwaderchroniken des Motorbuch Verlags eher als Faktensammlung und Einsatzprotokollnachweis zu verstehen. Dies liest sich ungleich unbequemer, ist aber ein deutlich ambitionierter Ansatz des Autors. Geschildert werden anhand von Dokumenten, Fotos und Zeitzeugenaussagen die aussichtslosen Abwehrkämpfe der Luftwaffe im Bereich der Reichsverteidigung gegen die alliierten Bomberströme sowie deren Langstreckenbegleitjäger. Dutzende von Pilotenschicksalen werden geklärt, die vielen Fotos von jungen Männern, lediglich mit Namen und "gefallen am ...", versehen, machen die enormen Verluste in der Endphase des Zweiten Weltkriegs deutlich.

Ausführlicher wird auf das sogenannten "Unternehmen Bodenplatte" eingegangen, der letzte Versuch der Luftwaffe am 01. Januar 1945 die längst verloren gegangene Luftüberlegenheit durch einen konzentrierten Überraschungsangriff auf allierte Flugplätze in den Niederlanden, Frankreich und Belgien zurückzugewinnen. Die enormen Verluste, die es unter den verbleibenden, überwiegend unerfahrenen und mangelhaft ausgebildeten Piloten gab, beschleunigten den Zusammenbruch erheblich.

Insgesamt ein lohnenswertes Buch für den an Luftkriegsgeschichte interessierten Leser.

Bewertung: 4 von 5

Mittwoch, 23. Juli 2008

DVD-Rezensionen (053): Twin Peaks - Season Two / I (1990)

(Cover: Amazon.de)

Man muss sich das einmal auf der Zunge zergehen lassen. Jemand wie ich, der diesen Klassiker des Mystery-Genres noch niemals komplett gesehen hatte, kauft sich im Jahre 2002 voller Begeisterung die erste Staffel der Serie auf DVD. Die Bild- und Tonqualität stimmte, das Design der Box war schick und reichlich Bonusmaterial gabs als Sahnehäubchen obendrauf.

Die letzte Folge der ersten Staffel endete mit einem nervenzerfetzenden Cliffhanger. Special Agent Cooper (Kyle MacLachlan) lag angeschossen schwerverletzt auf dem Boden seines Hotelzimmers und die DVD war einfach zu Ende. "Macht ja nichts", dachte man sich, "die zweite Staffel erscheint ja auch bald und dann sehen wir weiter". Aus diesem "bald" wurden durch Lizenzstreitigkeiten dann volle 5 Jahre. Eigentlich hatte ich die Hoffnung schon aufgegeben, "Twin Peaks" jemals vollständig auf DVD zu besitzen, als dann erst Gerüchte über eine nun doch erfolgende Veröffentlichung der restlichen 22 Episoden und zu Beginn des Jahres 2007 dann endlich vorliegende erste Teilbox erschien. Groß war die Freude, riesig die Erwartung, umso jäher der Absturz.

War schon Ärger um die Paramount-typische Unsitte der Aufteilung einer Season auf zwei Boxen zum Vollpreis vorprogrammiert, enttäuschte dann doch schon das im Vergleich zur ersten Staffel eher lieblose Schuberdesign. Bonusmaterial - ebenso Fehlanzeige. Dazu eine unterirdische Qualität der deutschen Tonspur, Verständlichkeitsprobleme en masse - will man den braven DVD-Käufer endgültig von der Stange gehen lassen? Dass nach nur kurzer Schamfrist eine Gesamtausgabe aller Folgen mit Bonusmaterial erschien, rundet das erbärmliche Bild ab, das der Publisher hier abgab.

Zum Inhalt der auf den drei DVDs enthaltenen 11 Folgen: Der Plot entwickelt sich vom eher krimilastigen Weg der ersten Staffel hin zu einer abgedrehten Mysterygeschichte im typischen bizarren Lynch-Stil rund um indianische Waldgeister, Dimensionstore und Außerirdische. FBI-Agent Cooper ist zwar immer noch auf der Suche nach dem Mörder Laura Palmers, wird aber immer mehr in einen Strudel mysteriöser Ereignisse in Twin Peaks und den umgebenden Wäldern hineingezogen. Dann geschieht ein weiterer Mord und Agent Cooper wird als Verdächtiger in einem Drogenverfahren verhört...

Besonders schräg: "Akte X"-Star David "Fox Mulder" Duchovny als Transvestit und Regisseur Lynch persönlich als nahezu tauber FBI-Regionalchef Gordon Cole.

Fazit: Die Serie verdient aufgrund ihrer wegweisenden Bedeutung die volle Punktzahl, die schlechte Qualität und die Umstände der Veröffentlichung ziehen die Wertung allerdings ins Mittelfeld.

Bewertung: 3 von 5

Estelle Getty †

(Foto: SPIEGEL Online)

Ich hab zwar mit den "Golden Girls" nie viel am Hut gehabt, aber mit Estelle Getty ist gestern eine der Hauptdarstellerin (als Dorothys Mutter Sophia) nur fünf Tage vor ihrem 85. Geburtstag in Los Angeles  gestorben. Getty, die sich für die Serie mit Brille und Perücke deutlich älter machte, als sie eigentlich war, wird dem Publikum vor allem durch ihre deutsche Synchronstimme Barbara Ratthey in Erinnerung bleiben, die perfekt zur Rolle der rabiaten Oma passte. R.I.P.

Dienstag, 22. Juli 2008

CD-Rezensionen (052): Camouflage - Methods Of Silence (1989)

(Cover: Amazon.de)

"Love Is A Shield", die Hitsingle des zweiten Albums von Camouflage, dürfte neben "The Great Commandment" vom Debüt den Herren aus Bietigheim-Bissingen auch nach fast zwanzig Jahren durch Radioeinsätze regelmäßige GEMA-Ausschüttungen bescheren. Das dieses Airplay inzwischen eher bei Oldiesendern stattfindet - geschenkt, dies ist der Lauf der Zeit!

Hört man sich heute "Methods Of Silence" mit einigem Abstand an, fällt - allen Kritikern zum Trotz, die Camouflage bis heute als bloße Depeche Mode-Epigonen abkanzeln - eine deutliche Weiterentwicklung zum ersten Album "Voices & Images" auf. Vorsichtig wurde mit der Verwendung von akustischen Instrumenten begonnen, ein Trend, der sich auf dem Nachfolger "Meanwhile" so verstärkte, dass viele Fans in Scharen davonliefen, mich persönlich trotzdem überzeugen konnte. Exemplarisch für diesen neuen Weg steht "On Islands", wo zu natürlichen Drums gepflegt geklampft, im Chor geträllert und geklatscht wird. Dies ist sicherlich nicht des Synthiepoppers Welt - mir gefällt's.

Doch auch der "klassische Weg" wird nicht vernachlässigt. Von dezenten Bratgitarren unterstützt und in orientalische Melodien gewandet, kommt "Feeling Down" wie eben auch "Love Is A Shield" auf der Erfolgsspur daher. Regelrecht ambitioniert hingegen "Your Skinhead Is The Dream", das sicherlich vertrackteste und beste Stück der Platte. Da stimmen Arrangements, Spannungsaufbau und Melodieführung - großes Kino!

"Sooner Than We Think" zeigt interessante Ansätze, wirkt aber etwas uninspiriert. "A Picture Of Life" hingegen droht trotz nettem Streicherarrangement etwas ins vor sich hin Plätschernde abzudriften, bekommt aber gerade noch so die Kurve, bevor "Les Rues" und "Rue de Moorslede" das Album mit eher schrägen, von Samples geprägten Sounds ausklingen lassen.

Leider ist nach knapp 40 Minuten bereits Feierabend, ein Tribut an die Kapazität des damals vorherrschenden Vinyl-Formats. Insgesamt ein gutes Album mit leichten (verschmerzbaren) Durchhängern.

Bewertung: 4 von 5

Geschichte wiederholt sich

8 Jahre ist es nunmehr her, seit ich in den Hafen der Ehe eingelaufen bin. Und als ich heute morgen aus dem Fenster sah, glaubte ich, ein Déjà-vu zu haben - exakt das gleiche Regenwetter wie am 22. Juli 2000! Und auch das Aufheitern am Nachmittag entsprach der geschichtlichen Vorgabe. Na wenn das mal kein Zeichen für mindestens weitere 8 Jahre war...

Montag, 21. Juli 2008

Buch-Rezensionen (052): Simon Marsden - Im Reich der Geister (1990)


(Cover: Amazon.de)

Ein Name, eine Marke, ein Qualitätssiegel - Simon Marsden. Auch in diesem Buch gelingt es dem ungekrönten Herrscher der unheimlichen Fotografie wieder, den Betrachter in seinen Bann zu ziehen. Thema sind diesmal mysteriöse Orte auf den Britischen Inseln und wer die Sagenwelt der dortigen Gegend rund um Spukschlösser, Gruften und längst verfallene Ruinen aus alter Zeit kennt, weiß, dass der Meister ein breitgefächertes Angebot an Motiven besuchen konnte.

Wie immer sind die einzigartigen Infrarot-Fotografien kombiniert mit unheimlichen Geschichten und Legenden, die den jeweils dargestellten Ort umranken und es werden ehemalige oder derzeitige Bewohner porträtiert. So ist dieses Buch nicht nur ansehens- sondern auch lesenswert. Man kann an für sich bei den Bänden Simon Marsdens nicht viel verkehrt machen. Zurücklehnen, ansehen, wohlige Schauer genießen, auf Seelenreise gehen!

Bewertung: 5 von 5

Sonntag, 20. Juli 2008

DVD-Rezensionen (052): Santa Clause Doppelpack (1996/2002)

(Cover: Amazon.de)

Auch wenn bei Veröffentlichung dieses Sammelschubers noch nicht absehbar war, dass es 2006 noch einen dritten "Santa Clause"-Film geben würde (über dessen Qualität die Meinungen weit auseinandergehen), kann man beide modernen Weihnachtsklassiker für die gesamte Familie nach wie vor vorbehaltlos empfehlen.

"The Santa Clause - Eine schöne Bescherung"

Der geschiedene Scott Calvin (Tim Allen) findet den von seinem Hausdach gestürzten Santa Claus, zieht auf Drängen seines bei seiner Ex-Frau lebenden Sohnes Charlie dessen Kleidung an und wird, aufgrund der sogenannten "Santa Clause" (Weihnachtsklausel) selbst zum Weihnachtsmann - mit allen Konsequenzen! Das Problem nur: Charlies Mutter will ihm aufgrund seines Benehmens das Besuchsrecht entziehen...

Der erste Film verbindet melancholische Momente über eine gescheiterte Ehe und das schwierige Schicksal von Scheidungskindern mit herrlich stimmigem Weihnachtshumor. Gerade die Szenen, in denen Tim Allen gegen seine rasant zunehmende Leibesfülle und den sprießenden weißen Weihnachtsmannbart ankämpft, gehören zu den lustigsten Momenten des Filmes. Alleine die Situation im Besprechungsraum von Scotts Firma ist zum Schießen!

"Santa Clause 2 - Eine noch schönere Bescherung"

Nordpol, wir haben ein Problem. Eine fast vergessene Unterklausel der "Santa Clause" besagt, dass nur Weihnachtsmann sein darf, wer auch eine Weihnachtsfrau an seiner Seite hat. Und so heißt es für Scott "Santa Claus" Calvin eine Frau finden und zwar schnell! Nicht nur, dass er sich langsam aber sicher zum normalen Menschen zurückentwickelt, jetzt macht sich auch noch ein bösartiger Doppelgänger am Nordpol breit...

Vielleicht ist das Sequel eine Spur weniger originell und witzig, das trübt den Sehspaß trotzdem nur wenig. Beiden Filmen ist, wie bei Disney-Produkten üblich, ein gewisses Moralisieren nicht fremd, aber Familienwerte hochzuhalten ist nicht unbedingt die schlechteste zu vermittelnde Tugend. Übrig bleiben zwei amüsante Weihnachtsfilme in guter Bild- und Tonqualität, die darüber hinaus noch in einem ansehnlichen Schuber stecken. Bonusmaterial gibt es satt, von Audiokommentaren, witzigen Dokus, zusätzlichen Szenen, Spielen bis hin zu Weihnachtsrezepten (!) ist alles vertreten. Daher unbedingter Kauftip!

Bewertung: 4 von 5

Freitag, 18. Juli 2008

CD-Rezensionen (051): The Doors - The Doors (1967)

(Cover: Amazon.de)

Es gibt fürwahr in der Historie der populären Musik nicht viele Bands, die mit ihren Debütalbum Geschichte geschrieben haben. The Doors, die immer mehr waren als nur Jim Morrison und seine Begleitmusiker (auch wenn das Cover, wie so viele Fotos der Band, dies vermittelt) gelang 1967 mit ihrem Erstling ein solches Meisterstück.

Wo soll man anfangen? Einzelne Songs besonders hervorzuheben verbietet sich, da das Album keine Schwachpunkte aufweist. Selbst der aus Bertolt Brechts und Kurt Weills Oper "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" entliehene "Alabama Song" scheint wie für diese Band geschrieben worden zu sein. Besondere Wirkung entfalten die einzelnen Stücke, wenn man sich auf den Nahkontakt mit Jim Morrisons einzigartiger Lyrik einlässt. Das setzt ein wenig Beschäftigung mit der englischen Sprache und diversen spirituellen Hintergrundinformationen voraus, lohnt sich aber unbedingt. Alleine das fast zwölfminütige "The End", wohl einer der grandiosesten Songs die jemals geschrieben wurden, steckt voller Bilder, Geschichten und Dramatik, dass es einem schier das Herz zerreißt.

Musikalisch ist das Album äußerst breitgefächert, schwerer erdiger Blues ("Back Door Man") paart sich mit psychedelischen ("Light My Fire") und rockigen ("Break On Through") Elementen und ein "The End Of The Night" würde mit seiner schleppenden Depressivität heute noch perfekt in jeden David Lynch-Film passen.

Ich habe die Band erst sehr spät in den 1990er Jahren für mich entdeckt und vielleicht verdeutlicht dies die zeitlose Qualität ihrer Musik. Oder es ist einfach die Tatsache, dass ich zum einen den Geburtstag mit Jim Morrison teile und zum anderen in dem Jahr zur Welt kam, als er mit nur 27 Jahren in Paris starb. Wer weiß, welche verrückten Wege musikalische Vorlieben gehen? Also "The Crystal Ship" eingelegt und wieder mal auf Seelenreise hinter die Pforten der Wahrnehmung reisen...

Bewertung: 5 von 5

Donnerstag, 17. Juli 2008

Buch-Rezensionen (051): William Sarabande - Land der Stürme (1988)

(Cover: Amazon.de)

Nach dem ersten Band der Reihe "Die großen Jäger" (Original: "The First Americans") mit dem Titel "Land aus Eis" wird hier die Geschichte um den vorzeitlichen Jäger Torka fortgesetzt.

Dieser wird von seinem dämonischen Gegenspieler, dem Sippenzauberer Navahk, terrorisiert und schließlich aus dem Stamm gedrängt. Torka, dem sich einige Angehörige der Gruppe, wie die ihn liebende Lonit und der von ihm gerettete ausgesetzte Junge Karana anschließen, zieht in ein abgelegenes Tal, wo diese frühen Bewohner des amerikanischen Kontinents einige friedvolle Jahre verleben. Doch Nahvak hat seine finsteren Pläne, seinen heimlichen Sohn Karana und Torka zu töten sowie Lonit zu besitzen, nicht aufgegeben. Auf einer großen Versammlung der umherziehenden Jägersippen scheint seine große Stunde gekommen. Mit mehreren Morden, für die Torka verantwortlich gemacht wird und der Vergewaltigung Lonits haben sich scheinbar alle dunklen Machenschaften gelohnt...

Zum einen schafft es William Sarabande erneut, eine spannende Geschichte um Liebe, Tod, Verrat und Hass in ein historisches Umfeld einzubetten, das viel über eine längst vergangene Epoche im Nordamerika vor mehreren tausend Jahren erzählt. Eine Prise Erotik und mystische Elemente in der Gestalt des Fabelwesens Wanawut fehlen auch nicht. Der Schamane Nahvak ist ein wunderbar böser Gegenspieler, dessen oftmals erfolgreiche Intrigen und Gewalttaten die Protagonisten in lebensbedrohliche Nöte bringen. "Land der Stürme" macht Lust auf mehr, in noch zwei Folgebänden wird die Geschichte um Torka und Lonit fortgesetzt, ehe sich die späteren Bücher der Reihe ihren nachfolgenden Generationen annehmen.

Insgesamt eine lesenswerte Geschichtstunde für vielerlei Geschmäcker.

Bewertung: 4 von 5

Mittwoch, 16. Juli 2008

DVD-Rezensionen (051): Auf Achse - Zweite Staffel / II (1985-86)

(Cover: Amazon.de)

Warum die Folgen 27-41 immer noch der zweiten Staffel von "Auf Achse" zugerechnet werden ist etwas ungewöhnlich, erstreckte sich doch der Produktionszeitraum der insgesamt 28 Folgen über volle sechs Jahre. Aufgrund des Umfangs wurde daher ausnahmsweise auf die Veröffentlichung auf 2 separate Boxen zurückgegriffen. Obwohl ich normalerweise ein erklärter Gegner dieser Methode bin, lasse ich es aufgrund der einmaligen Ausnahme und der wie immer schicken Gestaltung (geprägter Pappschuber, DVDs im Instrumentenlook, Booklet als "Wartungsheft", Bonusmaterial) ausnahmsweise durchgehen.

Schauplätze des Geschehens sind diesmal die Niederlande, Deutschland, Thailand, Birma, Polen, ČSSR, Österreich, Argentinien und Chile. Günther Willers (Rüdiger Kirschstein) ist nur in den Niederlande/Deutschland und Asien-Folgen dabei, ehe er (wohl aufgrund deutlicher Differenzen mit Manfred Krug alias Franz Meersdonk) für längere Zeit ausstieg. Partner Krugs sind Dieter Pfaff als Cowboykleidung liebender Trucker Fred und der schon in einigen Gastrollen aufgetretene Franz Buchrieser als Max Kottan. Dieser als köstlich zwielichtiger Glücksritter mit österreichischem Charme bildet mit Krug ein tolles Paar Streithanseln in den Südamerika-Folgen. Fast schon besser als die Kombination Meersdonk/Willers!

Die Qualität der Geschichten schwankt stark und artet teilweise in albernen Slapstick aus (Holland-Folgen!). Aus heutiger Sicht fällt es oftmals schwer zu glauben, DIE Abenteuerserie der deutschen Fernsehgeschichte vor sich zu haben. Dazu tapsen die Hauptakteure doch immer wieder mit einer gehörigen Portion Blauäugigkeit in ein Problem nach dem anderen und auch die Logik vollführt den einen oder anderen Bocksprung. Dachten die Drehbuchschreiber ernsthaft, dass der halbwegs vernünftige Zuschauer glaubt, dass Franz Meersdonk ohne jegliche Flugerfahrung allein eine DC-3 fliegen und landen kann? Desweiteren scheint die halbe Welt deutsch zu sprechen oder zumindestens zu verstehen. Das Sprachproblem wurde in der ersten Staffel deutlich besser gelöst.

Aus Nostalgiegründen kann man über diese Mängel und die mäßige Bild- und Tonqualität hinwegsehen. Meine persönlichen Favoriten dieser Staffelbox sind die Folgen "Thai-Teak", "Duell in Eldorado" und "Wer einmal lügt".

Als Bonusmaterial gibt es zwei Hintergrunddokus zu den Dreharbeiten in Asien und Lateinamerika.

Bewertung: 4 von 5

Dienstag, 15. Juli 2008

CD-Rezensionen (050): Gunther Schmäche - Genau, genau, genau...! (1996)

(Cover: Amazon.de)

Lange nichts mehr vom Gartenfreund aus Kleinpösna gehört - leider! Das ehemalige sächsische Radiocomedy-Original scheint spurlos vom Boden verschwunden zu sein, umso kostbarer dieses erste Album mit Partyklassikern (z. B. "Bierlied", "Gartenlied" oder das schreiend dämliche "Killing Me Softly"-Cover "Softlied"), Gedichten und schrägen Anrufbeantwortersprüchen. Dies alles in breitester Leipziger Mundart, die nun überhaupt nichts mit dem künstlich-gewollten "Ossisprech" zu tun hat, der einem peinlicherweise immer wieder in den Medien von komplett talentfreien Imitatoren angedreht wird.

Das ist natürlich Klamauk, den man mögen muß. Als Sachse ist man da Lokalpatriot, aber auf meinen früheren DJ-Touren konnte ich auch schon Lausitzer und Brandenburger zum lautstarken Mitsingen diverser Songs dieser CD animieren. Warum also nicht mal über den Tellerrand schauen? Evi oder Joch'n bringen bestimmt auch ein Bier vorbei...

Bewertung: 4 von 5

Montag, 14. Juli 2008

Der Alltagswahnsinn hat mich wieder...

...und damit die Arbeitswelt. Die letzten Tage waren nochmal echt hart, nachdem ich zum einen beim Polterabend von Göttergattins Cousine als DJ fungierte und dann zwei Tage später auch zur Hochzeit geladen war. Bilder der Festivitäten gibt es hier und hier.

Aber irgendwie vertrage ich die Feierei nicht mehr so problemlos wie früher, man hängt anschließend einen ganzen Tag müdigkeitstechnisch in den Seilen. Hilfe, ich werde alt!

Mittwoch, 9. Juli 2008

Buch-Rezensionen (050): Mano Ziegler - Turbinen-Jäger Me 262 (1977)

(Cover: Amazon.de)

Auch wenn es allgemein bei Amazon-Rezensionen nicht üblich ist auf bereits vorhandene Einträge einzugehen, muß ich zuallererst den Rezensenten Wolfgang M. BUCHTA korrigieren. Der Autor flog mitnichten selbst die Me 262 sondern war, wie er im Vorwort ausführt, zur Zeit der Entwicklung und Erprobung dieses Typs an Nachwuchsschulung und Einsatzerprobung der Me 163 beteiligt. Über diese Tätigkeit ist von Mano Ziegler das Buch "Raketenjäger Me 163" im gleichen Verlag erschienen.

Da nun der Verfasser der vorliegenden Beschreibung der "Geschichte des ersten einsatzfühigen Düsenjägers der Welt" (Verlagsuntertitel) dieses bahnbrechende Flugzeugmodell nicht aus eigener Erfahrung kannte, mußte er sich auf Zeitzeugenbefragungen und Recherche verlassen. Dies ist im Allgemeinen gut gelungen. Im Mittelpunkt dieses Buches stehen allerdings nicht die technischen Details des Strahljägers sondern vielmehr Erfahrungsberichte und Lebensläufe von Piloten im Test- und Kampfeinsatz. Dies liest sich sicherlich flüssiger und eingängiger als pure Zahlentabellen, lässt aber die Eignung als ein allumfassendes Kompendium über diese Revolution der Luftfahrttechnik nicht zu.

Wie im Motorbuch Verlag üblich, blendet das Geschehen politische Hintergründe weitgehend aus, vielmehr werden Spekulationen über eine eventuelle Veränderung des Kriegsgeschehens bei früherem oder zielgerichteterem Einsatz als Abfangjäger gegen die aliierten Bomberströme angestellt. Das Hitler das Strahlflugzeug vorzugsweise als Angriffswaffe (Schnellbomber) denn als Verteidigungsinstrument (Abfangjäger) einsetzen wollte gilt als weitgehend gesichert, es ist allerdings dennoch einigermaßen müßig, über einen alternativen Verlauf der Kriegsgeschichte zu fabulieren.

Zahlreiche Fotos und Zeichnungen geben einen Überblick zu verschiedenen Versionen der Me 262 sowie deren bekanntesten Piloten. Insgesamt kein überragendes, aber durchaus lesenwertes Geschichtswerk.

Bewertung: 4 von 5

Urlaubsbilder online

Nach tagelanger Editierarbeit bin ich nun endlich mit den Urlaubsbildern aus dem Harz zu Potte gekommen, welche sich hier befinden. Anzumerken ist, dass ich am Donnerstag, während sich die Göttergattin samt Junior mit einer Internetbekannten und deren Nachwuchs traf, auf den Brocken gewandert bin und zu allem Überfluß etwa 150 Meter unterhalb des Gipfelplateaus in ein übles Gewitter hinein geriet, das mich für eine geraume Weile in eine unbequeme Deckung unter zwei Felsbrocken zwang, während um mich herum die Blitze einschlugen. Da ich komplett durchnässt war, mußte ich gezwungenermaßen talwärts die Brockenbahn nehmen, was mich trotz nicht allzulanger Fahrt (40 Minuten bis Schierke, wo mein Auto geparkt war) gleich stolze 16 Euro kostete. Mit den Touris kann mans ja machen...

Dienstag, 8. Juli 2008

DVD-Rezensionen (050): Mr. Bean - Die komplette TV-Serie (1989-95)

(Cover: Amazon.de)

Bis auf wenige Ausnahmen hat man die 14 Episoden, die Rowan Atkinson in seiner Rolle als Mr. Bean produzierte, in unzähligen TV-Ausstrahlungen schon gesehen. Warum kann ich mich trotzdem immer noch köstlich darüber amüsieren?

Da wäre zum einen die nach wie vor umwerfende Situationskomik, deren Auskommen ohne nahezu jegliches gesprochene Wort wohl das Geheimnis des internationalen Erfolgs dieses Formats ausmacht. Da stimmt das Timing punktgenau, Mimik und Körpersprache sind bis zur Perfektion entwickelt - das ist Slapstick vom Feinsten! Nicht zu vergessen, dass britischer Humor oftmals so hinterhältig und bitterböse daherkommt, dass es den Nerv für Schadenfreude in uns bestens bedient. Mr. Bean, so tollpatschig er auch ist, kann auch ein mächtig gemeiner Zeitgenosse sein...

Meine persönlichen Lieblingsfolgen sind die ersten beiden der Reihe, die 1989 bzw. 1990 gedrehten Episoden "Mr. Bean" und "The Return of Mr. Bean". In letzterer ist auch der legendäre Empfang der britischen Königin enthalten, der Sketch, mit dem Mr. Bean (als Vorprogramm des Films "Hot Shots") in Deutschland populär wurde.

Achtung, dies ist eine TV-Serie. Dies bedeutet, dass an Bild und Ton vereinfachte Maßstäbe anzulegen sind. Da kaum gesprochen wird, braucht es keinen 5.1-Sound und das stellenweise etwas grobe Bild halte ich für verschmerzbar. Etwas minderwertiger ist der äußere Pappschuber, dünn und sehr instabil. Die unanimierten und etwas unübersichtlichen Episodenauswahl und der immer gleiche Trailer für die schlechte Cartoon-Serie "Mr. Bean" auf gleich jeder einzelnen DVD drücken eigentlich die Wertung etwas nach unten. Aber der grandiose Inhalt und die hochinteressante Kurzdoku über Atkinsons Karriere vor "Mr. Bean" (über die in Deutschland mit Ausnahme der Mittelalter-Comedy "Blackadder" nahezu nichts bekannt ist) retten dann doch die volle Punktzahl. Gerade das Anschauen von Ausschnitten aus Atkinsons frühen Bühnenprogrammen macht einen Riesenspaß!

Also dann: Teddy bereitlegen, den grün-schwarzen Mini auftanken und los, einen blauen Reliant Regal Supervan umkippen!

Bewertung: 5 von 5