(Foto: fuldaerzeitung.de)
Freitag, 31. Juli 2009
Sir Bobby Robson †
DVD-Rezensionen (154): WM-Klassikersammlung, Ausgabe 22 - Vorrunde 1978 BR Deutschland-Mexiko (6:0) (2006)
(Cover: Amazon.de)
Stellt das 8:0 von DVD 21 den bis heute gültigen deutschen WM-Rekord dar, hat man es hier mit der bis dahin gültigen Bestmarke zu tun, dem 6:0 beim Debakel-Turnier in Argentinien, dem einzigen Sieg bei dieser WM.
So schwach, wie es das Ergebnis ausdrückt, waren die Mexikaner gar nicht, allerdings ging spätestens nach dem 3:0 kurz vor der Pause und dem danach durch einen Zusammenprall des Torhüters José Pilar Reyes mit Rummenigge notwendigen Wechsel auf dieser Position sämtliche Ordnung der Hintermannschaft flöten. Und so konnten sie glänzen, der "schöne" Hansi Müller, sein Namensvetter Dieter, Heinz Flohe mit zwei Toren plus einem Billardschuß an beide Pfosten und natürlich auch Karl-Heinz Rummenigge beim einzigen verletzungsfreien seiner drei WM-Turniere. Speziell das Tor zum 3:0 - sensationell!
Wurden die beim Österreich-Spiel gesichteten Frisurentgleisungen auf deutscher Seite bereits erwähnt, kann man hier bei den Mexikanern mit dem späteren Trainer der dortigen Frauen-Nationalmannschaft Leonardo Cuéllar ein wahres Afro-Ungetüm bewundern, das in der Liga von Kolumbiens Carlos Valderrama spielt...
Leider gibt's wieder die üblichen kleinen Fehler im Heft zu bekritteln, völlig unverständlich, warum einem Fallrückzieher-Foto korrekt der Name Hugo Sánchez zugeordnet wird, während im gleich daneben stehenden Text diese Aktion in der ersten Halbzeit fälschlicherweise Cuéllar zugeschrieben wird.Bewertung: 4 von 5
CD-Rezensionen (153): Beborn Beton - Fake (1999)
(Cover: Amazon.de)
Synthiepop der klassischen Machart wird geboten, dies aber gar nicht mal übel, wenn mir auch gelegentlich Stefan Netschios verschnupft-näselnde Stimme (die dennoch stellenweise an Marcus Meyn von Camouflage erinnert) etwas gewöhnungsbedürftig erscheint. Aber gerade die ersten drei Songs haben es mir angetan, danach flacht die Qualität bei "Peach" und "Forever" etwas ab, erst "See You In Heaven" und "Too Emotional" können mich wieder überzeugen. "Rain" und "The Only Fool" sind auch noch vertretbar, richtig übel geht es aber bei "Vorbei" zu Werke.
Die Remixe sind auch von wechselhafter Qualität. "Vorbei" wird im "Groovyhead Mix" nicht wirklich besser, allerdings kitzelt der "El Presidente Shuffle Mix" nochmal einiges aus "Poison" heraus, ebenso wie der "Minimilistic Love Mix" aus "Rain". Ansonsten herrscht auf diesem Bonusteil gepflegte Langeweile.
Insgesamt also etwas zu viel Licht und Schatten auf einmal, daher die Durchschnittswertung.
Bewertung: 3 von 5
Mittwoch, 29. Juli 2009
Buch-Rezensionen (153): Eoin Colfer - Artemis Fowl (Hörbuch) (2001)
(Cover: Amazon.de)
Was mußten sich gerade die ersten Bände der vom irischen Lehrer Eoin Colfer geschrieben Reihe rund um den hochbegabten und dennoch schwerkriminellen Jugendlichen Artemis Fowl nicht alles an Vorwürfen gefallen lassen! Harry Potter-Abklatsch, wüster Mischmasch aus Fantasy und Science Fiction, Verherrlichung von Gesetzesbruch und, und, und... Glücklicherweise waren mir diese völlig haltlosen Anschuldigungen weitestgehend unbekannt, als mir vor nunmehr einigen Jahren das Hörbuch zu diesem ersten Band in die Hände fiel. Und aus heutiger Sicht muß ich - um einen unsterblichen Filmklassiker zu zitieren - einfach feststellen: "Frankly, my dear, I don't give a damn..."
Im erstem, einfach unter dem Namen des Titelhelden erschienenen, Buch entführt der 11jährige Artemis, Sohn eines in Russland verschollenen irischen Gangsterbosses, mit der Elfe Holly Short eine Angehörige des geheimnisvollen Erdvolkes, von dem er durch seine Forschungen Kenntnis erhalten hat. Fowl, der von den sagenhaften Reichtümern der Unterirdischen weiß, will ein stattliches Lösegeld erpressen und ist durch den Besitz eines alle Gesetze und Regeln der magischen Gestalten enthaltenden Buchs dem folgenden High Tech-Befreiungsversuch der Zentralen Untergrund-Polizei (ZUP) immer einen Schritt voraus...
Den Reiz zieht das Buch vor allem aus dem nicht nur mit Magie sondern auch mit technisch ausgefeiltesten Mitteln geführten Einbruch der unterirdischen Truppen in das herrschaftliche Anwesen der Familie Fowl. Zudem bekommt man grundlegende Einblicke in für den weiteren Verlauf der Reihe wichtige Entwicklungen im unterirdischen Staat, lernt vielerlei skurrile und geradezu liebenswerte Charaktere kennen und kommt nicht umhin, den trotz seiner kriminellen Energie höchstens zum Anti-Helden taugenden Halbwüchsigen für seine Genialität zu bewundern.
Besondere Klasse erhält das Hörbuch natürlich durch den wieder zu Höchstform auflaufenden Rufus Beck. Vielleicht rührt ein Vergleich mit der Pottersaga auch von daher, dass er ebenfalls für deren Audioproduktionen verantwortlich zeichnete. Und so kommt es schon vor, dass sich die eine oder andere Stimmfärbung ähnelt. Beispielsweise geht Fowls Diener Domovoi Butler durchaus als Hagrid durch, allerdings kreiert der Schauspieler auch wieder absolut neue Stimm- und Sprachfärbungen. Dem kleptomanischen Zwerg Mulch Diggums, meinem erklärten Liebling aller Fowl-Bände, verpasst Beck ein dermaßen deftiges Bayrisch, dass es den Hund mitsamt der Hütte schüttelt - ganz großes Tennis!
Die absolute Höchstwertung erreicht der Auftakt allerdings noch nicht, folgen doch noch durchaus bessere Bände...Bewertung: 4 von 5
Nachtgedanken (066)
Für die heutigen "Nachtgedanken" habe ich eine wahre Geistesgröße des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts herausgesucht - Stefan George (1868-1933). In seinem Umfeld, dem sogenannten "George-Kreis", der unter anderem die mysteriöse "Geheimes Deutschland"-Idee entwickeln sollte, versammelten sich neben bekannten Dichtern auch der spätere Hitler-Attentäter Claus Graf Schenk von Stauffenberg und seine Brüder. Das (in originaler Kleinschreibung belassene) Gedicht trägt den Titel "Ihr wisst nicht wer ich bin".
Ihr wisst nicht wer ich bin.. nur dies vernehmt:
Noch nicht begann ich wort und tat der erde
Was mich zum menschen macht.. nun naht das jahr
In dem ich meine neue form bestimme.
Ich wandle mich doch wahre gleiches wesen
Ich werde nie wie ihr: schon fiel die wahl.
So bringt die frommen zweige und die kränze
Von veilchenfarbenen von todesblumen
Und tragt die reine flamme vor: lebt wohl!
Schon ist der schritt getan auf andre bahn
Schon ward ich was ich will. Euch bleibt beim scheiden
Die gabe die nur gibt wer ist wie ich:
Mein anhauch der euch mut und kraft belebe
Mein kuss der tief in eure seelen brenne.
Montag, 27. Juli 2009
DVD-Rezensionen (153): Pirates Of The Caribbean - Am Ende der Welt (Special Edition) (2007)
(Cover: Amazon.de)
Doch dies ist nur der Anfang der Problemkette. Genau so ärgerlich ist der Umstand, dass heutzutage ein einmal erfolgreicher Film gemolken wird, bis es quietscht. Auf die Parallelen zwischen der "Pirates Of The Caribbean" und der MATRIX-Trilogie wurde schon oft hingewiesen. Ein prima - das jeweilige Genre neu belebender - Erfolgsfilm, in der Handlung völlig abgeschlossen und somit nicht fortsetzungswürdig, wird künstlich zum Auftakt einer ganzen Filmreihe aufgebläht, wobei die Nachfolger an der Qualität des Erstlings regelmäßig mit größter Boshaftigkeit scheitern.
Dies alles ist in den von Hollywoods Krawall-Produzenten Jerry Bruckheimer verantworteten Piratenfilmen nicht anders. Der erste reanimierte völlig unerwartet ein seit vielen Jahren mausetotes Filmthema und Johnny Depp kreierte mit dem tuntigen Captain Jack Sparrow eine wahre Kultfigur und katapultierte sich endgültig in seine Sonderposition, die ihn geradezu schlafwandlerisch sicher zwischen Low Budget- und Megaproduktionen hin- und herwandern lässt.
Nun also zum Abschluß "Am Ende der Welt". Parallel zum zweiten Teil geplant und gedreht, kann er zumindestens den völlig mißglückten Vorgänger durch sein zwar komplett sinnbefreites, aber dennoch wahnwitzig choreographiertes Finale etwas übertreffen. Zudem liegt mir das doch um sehr viel düstere Setting etwas mehr und der mich bei "Pirates of the Caribbean - Fluch der Karibik 2" so sehr abstoßende Ekelfaktor wurde hier sichtlich reduziert. Das täuscht aber nicht darüber hinweg, das der Trilogieabschluß geradezu quälende Längen aufweist, Hongkongs Action-Superstar Chow Yun-Fat in seiner Rolle als Captain Sao Feng geradezu verheizt wird und auch Johnny Depp drehbuchverursacht absolut blass bleibt. Das dem Abspann folgende alberne Ende darf man wohl eher als Rückversicherung verstehen, um keinen vierten Teil drehen zu müssen, analog dem unnötigen Epilog, den Joanne K. Rowling ihrem letzten Harry Potter-Band verpasste. Zumindestens darf man sich freuen, endlich den immer als unsichtbares Vorbild für die Figur des Jack Sparrow genannten Rolling Stones-Gitarrengniedler Keith Richards als knurrigen Piratenpapa zu erleben.
Somit alles in allem ein durchschnittlicher Film, der für die Mittelwertung prädestiniert wäre. Allerdings muß ich der mit Bonusmaterial sehr ordentlich ausgesattete Special Edition einen Extrapunkt spendieren, denn ein ordentliches Preis-Leistungsverhältnis sollte doch schon honoriert werden, zumal auch die Bild- und Tonqualitäten in Ordnung gehen.
Bewertung: 4 von 5
Sonntag, 26. Juli 2009
Links, 2, 3, 4... (010)
Freitag, 24. Juli 2009
Nachtgedanken (065)
Heute mal zu ein wenig früher Stunde, schließlich muß ich noch dem Broterwerb nachgehen. In Ausgabe Nummer 65 dreht es sich um das Alter, Autor des gleichnamigen Gedichts ist der Österreicher Ferdinand von Saar (1833-1906).
Das aber ist des Alters Schöne,
Daß es die Saiten reiner stimmt,
Daß es der Lust die grellen Töne,
Dem Schmerz den herbsten Stachel nimmt.
Ermessen läßt sich und verstehen
Die eigne mit der fremden Schuld,
Und wie auch rings die Dinge gehen,
Du lernst dich fassen in Geduld.
Die Ruhe kommt erfüllten Strebens,
Es schwindet des Verfehlten Pein –
Und also wird der Rest des Lebens
Ein sanftes Rückerinnern sein.
Donnerstag, 23. Juli 2009
CD-Rezensionen (152): Hans Werner Olm - Live! (2002)
(Cover: Amazon.de)
Dennoch, ich kann mich auf dieser CD trotzdem über weite Strecken zerschießen, auch wenn mit dem Track "Hatta Hatta (Der neue 7er)" ein uuuuuralter Joke Olmschen Schaffens aufgewärmt wird. Aber wenn der gebürtige Bochumer in Gestalt Paul Schraders wieder einmal über Frauen philosophiert, verblüffend zutreffende Betrachtungen über das weibliche Geschlecht und Alkohol anstellt, Prekariats-Talkshows persifliert, schreiend komischen schwäbelnden (!) Telefonsex oder das wunderbar schwarzhumorige "Selbstmord" zum Besten gibt, bleibt kaum ein Auge trocken. Nicht jede Pointe zündet, aber im Großen und Ganzen bekommt man ein rundes Comedy-Paket mit nur ganz leichten Schwächen.
Bewertung: 4 von 5
Mittwoch, 22. Juli 2009
Soundtrack Of My Life (012): Sophie B. Hawkins - Right Beside You (1994)
Dienstag, 21. Juli 2009
Links, 2, 3, 4... (009)
Montag, 20. Juli 2009
Buch-Rezensionen (152): Carlos Rasch - Magma am Himmel (1975)
(Cover: Amazon.de)
Carlos Rasch zeichnet in diesem Buch eine - dem sozialistisch-kommunistischen Literaturideal entsprechende - klassenlose Gesellschaft im 24. Jahrhundert, eine Folge der sogenannten GRUM(GRoßer UMbruch der Gesellschaft)-Zeit. Die Menschheit hat mit fortwährenden Seebeben im Atlantik zu kämpfen, die den Meeresboden rissig machen und rätselhafte Radioaktivität freisetzen. Schnell wird klar, dass es sich um eine Folge des längst vergangenen Kalten Kriegs handelt, denn auf dem Meeresboden befindet sich immer noch ein nukleares Arsenal der Zerstörung. Die junge Wissenschaftlerin Si Jhul wird per Zeitspiegelung in die Vergangenheit geschickt, doch der Kontakt zu ihr reißt bald ab. Als die Verbindung wieder aufgenommen werden kann, bekommt sie den Auftrag, mit dem Wissenschaftler Jochen Märzbach, der die Lösung des Problems zu wissen scheint, in die Zukunft zurückzukehren. Doch noch nie ist ein Mensch real aus der Vergangenheit in der Zeit vorwärts gereist und die eigentliche Entscheidung steht erst noch bevor - sie liegt im All...
In der mehr geduldeten als wirklich geförderten SF-Literatur der DDR wurde besonderer Wert auf das weitestgehende Auslassen von Actionelementen und das besondere Betonen von wissenschaftlichen Gesichtspunkten gelegt. Und so dominieren auch hier - trotz der Handlung auf verschiedenen Zeitebenen, Expeditionen in die Tiefsee und den Weltraum - eher politische, philosophische und wissenschaftliche Ansätze. Dies alles jedoch nicht unspannend, auch wenn man dem Buch deutlich seine Entstehungszeit und seine Herkunft anmerkt. Dennoch für Freunde des Genres ein durchaus lohnenswertes Sammelobjekt.
Bewertung: 4 von 5
Sonntag, 19. Juli 2009
Nachtgedanken (064)
Ich habe heute die schockierende Nachricht erhalten, dass es sich bei diesem Fall um einen der Auszubildenden unserer Firma handelt. Motiv für die unbegreifliche Tat war wohl Liebeskummer. Das ist kein Mensch der Welt wert...
Daher heute in den "Nachtgedanken" "Ein früh Geschiedener" von Gottfried Keller (1819-1890). Das ist für Dich, Stefan...
Er war geschaffen, durch das All zu schweifen
Mit hellem Mute und gestählten Sinnen,
Zu lauschen, wo des Lebens Quellen rinnen,
Und forschend jeden Abgrund zu durchstreifen.
Hinaus, hinüber, wo die Palmen reifen,
Zog es ihn mächtig jeden Lenz von hinnen;
Von des Planeten höchsten Gletscherzinnen
Gelüstet's ihn, den Äther zu ergreifen.
Er blieb gefesselt an das tiefe Moor
Theologie, die Notdurft zu erwerben,
Im Nacken hart der Armut scharfe Klauen.
Da öffnet ihm der Tod das Sonnentor,
Der Jüngling säumte nicht, das Licht zu schauen
Und jungfräulichen Geistes hier zu sterben.
Samstag, 18. Juli 2009
DVD-Rezensionen (152) JAG - Im Auftrag der Ehre (Season 3.1) (1997)
(Cover: Amazon.de)
Inhaltlich gibt es für den Liebhaber amerikanischer Justizserien nicht zu meckern. Spannende Fälle, in US Navy und Marine Corps angesiedelt, werden kombiniert mit der andauernden Suche nach Harmon Rabbs seit dem Vietnamkrieg vermissten Vater. Neue Hinweise scheinen eine Spur nach Russland aufzuzeigen, aber der ehemalige Gegner im Kalten Krieg ist nicht gewillt, sich in seine immer noch streng gehüteten Karten blicken zu lassen...
Meine persönlichen Favoriten dieser Box finden sich in den Episoden "Ghost Ship/Das Skelett im Schiffsrumpf", "Vanished/Verschollen im Bermuda-Dreieck" und "Against All Enemies/Verräter an Bord". Das Bild ist für eine TV-Serie ordentlich, der Ton liegt allerdings auf allen vier Sprachspuren (Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch) nur in Surround vor. Dies ließe sich leicht verschmerzen, für die Veröffentlichungspolitik hagelt es allerdings Abzug. Schade um diese unterhaltsame Serie.
Bewertung: 3 von 5
Freitag, 17. Juli 2009
CD-Rezensionen (151): Goldfrapp - Supernature (2005)
(Cover: Amazon.de)
Wirft man nun also "Supernature" gespannt in den Player (und überwindet den ärgerlichen Kopierschutz) erschallen mit dem Opener "Ooh la la", "Lovely 2 C U" und meinem persönlichen Favoriten "Ride A White Horse" gleich drei wunderbar arschwackelnde Tanzkracher, bei denen das genaue Hinhören lohnt, um die ganzen elektronischen Frickeleien zu entdecken, die Mr. Gregory mit seinem Maschinenpark so ausgetüftelt hat. Da blubbert, plöngt, fiept und wabert es, dass es das geneigte Elektroniker-Herz erfreut!
"U Never Know" schlägt dann endlich den Bogen zum ersten Album, allerdings deutlich extravaganter. Ich glaube, sogar ein wenig ABBA aus dem Song herauszuhören. Doch viel Zeit zum Nachdenken bleibt beim Durchlauf zunächst nicht, nimmt doch die Platte mit "Fly Me Away" wieder an Fahrt auf. Das klingt stellenweise wie Madonna, aber wer die Trittbrettfahrerei von Miss Ciccone kennt (dem Zahlvieh verkauft als "Trendsetterei") muß sich über den Gedanken, ob das Ei oder Huhn eher da war, nun wirklich keine Gedanken machen...
"Slide In", "Koko" und "Satin Chic" spielen in der gleichen (ersten) musikalischen Liga, bei letzterem dabei das schräg-verstimmte Piano als definitives Highlight. "Time Out From The World" würde wiederum 1:1 auf das vielgelobte Debüt von 2000 passen, wie die dort versammelten Tracks eine Art Soundtrack zu einem imaginären Schwarz-Weiß-Film. Das abschließende "No. 1" - einem der besseren Erasure-Songs nicht unähnlich - ist noch ein feiner Tanzbodenfüller zum Schluß. Insgesamt ein sehr gutes Album, aber eingedenk der Tatsache, dass "Felt Mountain" mein ungeschlagener Goldfrapp-Champion ist und diese CD einen äußerst bösartigen Kopierschutz ihr eigen nennt (Kundenfreundlichkeit geht irgendwie anders), wird ein Pünktchen abgezogen. Dennoch klarer Kauftip!
Bewertung: 4 von 5
Mittwoch, 15. Juli 2009
Nachtgedanken (063)
Heute gibt es in den "Nachtgedanken" wieder einmal ein Werk einer tragischen Autorenpersönlichkeit. Heinrich Lautensack (1881-1919) starb - gerade einmal 37jährig - in geistiger Umnachtung, die mit dem Tode des von ihm hochverehrten Frank Wedekinds begann, welcher hier auch schon einmal in dieser kleinen Reihe zu Gast war. Titel des bizarren Gedichts: "Das verstörte Fest".
Alle Uhren wurden angehalten.
Nie mehr werde Tag! hieß die Parole
in dem Saal, der voller Spukgestalten
schwamm im starken Duft der Nachtviole.
Und die Zeit stand still in Uhrgehäusen.
Und phantastisch – ohne Augenlider! –
hingen Tausende von Fledermäusen
– Kopf nach unten – als Girlanden nieder.
Zaubrer, Teufel, Wichte und Lemuren!
Goldner Sekt gefror im Silberkühler.
Aus der Damen kupfernen Frisuren
streckten Nachtinsekten Riesenfühler.
– Plötzlich sprangen Tor und Tür entsiegelt,
und – wie graute da den Nachtgespenstern! –
von den Porphyrsäulen abgespiegelt
glomm ein rosa Licht in allen Fenstern.
Und herein trat – tauig frisch die Wangen,
deren Karmesin sich noch erhöhte,
als sie spürte, wie sie hier empfangen! –
eine Huldgestalt: die Morgenröte.
Viele flohn, unnennbar eingeschüchtert,
mit den Stirnen fast im Staub darnieder.
Selbst der Trunkenste schien jäh ernüchtert.
– Tag ward. – Und die Uhren gingen wieder.
Dienstag, 14. Juli 2009
Buch-Rezensionen (151): Horst Czerny - Polstürmer (1986)
(Cover: Amazon.de)
Das Buch enthält Beschreibungen der Forschungsreisen folgender Entdecker:
Südpol:
James Cook
Fabian Gottlieb von Bellingshausen
James Clark Ross
Adrien de Gerlache de Gomery
Carsten Egeberg Borchgrevink
Ernest Henry Shackleton
Roald Amundsen
Douglas Mawson
Nordpol:
Willem Barents
Henry Hudson
Vitus Bering
James Clark Ross
John Franklin
Carl Koldewey
Adolf Erik Nordenskiöld
George Washington De Long
Adolphus Washington Greely
Fridtjof Nansen
Roald Amundsen
Robert Edwin Peary
Iwan Dmitrijewitsch Papanin
Der Tod ist in all diesen Geschichten praktisch ein ständiger Begleiter, versuchten doch die Männer in aus heutiger Sicht abenteuerlich vorsintflutlicher Ausrüstung die lebensfeindlichste Landschaft des Planeten zu bezwingen. Man fiebert und leidet mit, lernt viel über eine fremde Welt und eine Zeit, in der Forscher und Entdecker gesellschaftlich gefeierte Helden waren. Sei es die erstmalige Bezwingung der Nordost-(Nordenskiöld) oder Nordwest-(Amundsen)Passage, die tragischen Figuren Frederick Cook (im Peary-Kapitel) oder Robert Falcon Scott (in Amundsens Triumph am Südpol), der Überlebenskünstler Shackleton oder der Befehlshaber über die größte Polarkatastrophe aller Zeiten, John Franklin - sie alle finden hier neben anderen einen würdigen Platz. Spannend und lesenswert!
Bewertung: 5 von 5
Montag, 13. Juli 2009
Nachtgedanken (062)
Zu viel mehr als zu den "Nachtgedanken" komme ich derzeit leider nicht, die Rezensionen liegen praktisch brach. Hmpf! Nun, kommt Zeit, kommt Rat.
Dafür also heute einmal zu vorgezogener Stunde (Frühschicht, verdammt!) etwas aus der Abteilung Gruft, von Robert Hamerling (1830-1889). Titel: "Totengräberhochzeit".
Hei, was tönt so eigen?
Klarinett und Geigen
mitten in der Nacht,
wo die Toten ruhen
in den dunklen Truhen,
um das Häuschen an dem Friedhof,
bei der Sterne Wacht?
Lustiges Gefiedel
schallt die ganze Nacht.
Klarinett und Geigen -
hei, wer tanzt den Reigen
bei der Sterne Wacht?
Wie das klingt und sauset,
wie das walzt und brauset,
in dein Häuschen an dem Friedhof
mitten in der Nacht:
Totengräberhochzeit
wird da heut gemacht.
Geigenklang und Flöten,
lustige Trompeten
klingen drein so laut!
Heißa, laßt sie ruhen
draußen in den Truhen
um das Häuschen an dem Friedhof,
mondesglanzumgraut!
Drinnen tanzt im Reigen
Bräutigam und Braut.
Mitternacht! - Die Toten
stehen auf in Rotten,
viele tausend schier!
klappern, schwirren, lärmen,
möchten da sich wärmen.
Bis zum Häuschen an dem Friedhof
treten sie herfür,
gucken durch die Fenster,
tanzen um die Tür.
»Wundersüsses Leben!«
seufzen sie im Schweben,
»wie so frisch, so rot!«
Schwingen sich im Kreise,
singen ihre Weise,
Todes Fackel, Hymens Fackel
ineinanderloht.
Drinnen tollt das Leben,
draußen tanzt der Tod.
Beide sich im Kreise
bald nach einer Weise
schwingen in der Nacht. -
Jetzt die Toten ruhen,
mit durchtanzten Schuhen
aus dem Häuschen an dem Friedhof
zieht der Reigen sacht.
Auf den Gräbern funkelt
Morgentau voll Pracht.
Sonntag, 12. Juli 2009
Nachtgedanken (061)
Eine tragische Gestalt der Literaturgeschichte steht heute im Mittelpunkt der "Nachtgedanken". Herrmann (Harry) Schmitz (1880-1913) erschoss sich im Alter von nur 33 Jahren aufgrund eines langjährigen Tuberkuloseleidens. In "Die Angst" spiegelt sich dieser Lebensüberdruß schon wider.
Es krallt sich um die Sonne eine Hand.
Ein lauer Wind jagt dürre Blätter raschelnd auf.
Ein toter Vogel stürzt aus Wolkenhöh
zerschmettert an die Erde.
In dumpfer Hütte Mensch an Mensch gedrängt,
voll Grauen starrend in den schwefelgelben Tag.
Die Tür fliegt auf, von unsichtbarer Hand berührt.
Der Hund kriecht winselnd in die Ecke.
Und langsamer wird jetzt der Wanduhr Ticken,
noch einmal tick und tack –
dann steht die Uhr. –
Ein grelles Lachen in den Lüften!
Es horchen starr die Menschen in die Leere.
Samstag, 11. Juli 2009
Nachtgedanken (060)
Heute mal etwas Landschaftliches, geschrieben vom Schweizer Heinrich Leuthold (1827–1879), Titel: "Der Waldsee".
Wie bist du schön, du tiefer blauer See!
Es zagt der laue West, dich anzuhauchen,
und nur der Wasserlilie reiner Schnee
wagt schüchtern aus der stillen Flut zu tauchen.
Hier wirft kein Fischer seine Angelschnur,
kein Nachen wird auf deinem Spiegel gleiten;
wie Chorgesang der feiernden Natur
rauscht nur der Wald durch diese Einsamkeiten.
Waldrosen streu'n dir ihren Weihrauch aus
und würz'ge Tannen, die dich rings umragen,
und die wie Säulen eines Tempelbaus
das wolkenlose Blau des Himmels tragen.
Einst kannt' ich eine Seele, ernst, voll Ruh',
die sich der Welt verschloß mit sieben Siegeln;
die, rein und tief, geschaffen schien wie du,
nur um den Himmel in sich abzuspiegeln.
Freitag, 10. Juli 2009
Robert McNamara †
(Foto: SPIEGEL.de)
Donnerstag, 9. Juli 2009
DVD-Rezensionen (151): WM-Klassikersammlung, Ausgabe 21 - Vorrunde 2002 BR Deutschland-Saudi Arabien (8:0) (2006)
(Cover: Amazon.de)
Im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland veröffentlichte die "BILD am Sonntag" zusammen mit dem Sammelserien-Spezialisten DeAgostini eine ursprünglich auf 30 Ausgaben angelegte, dann aber mit den hinzugefügten sieben Spielen der DFB-Elf bei der WM auf 37 DVDs erweiterte Reihe, die große Partien der deutschen Elf bei Weltmeisterschaften sowie einige Klassiker ohne deutsche Beteiligung in nicht-chronologischer Reihenfolge enthielt. Allen Scheiben war ein Begleitheft mit weiterführenden Informationen über Vorgeschichte, Hintergründe sowie statistischen Elementen wie Aufstellungen etc. beigefügt.
Nun, wohl eher ein Trainingsspiel-Klassiker... Wie sich auch bei der WM 2006 herausgestellt hat, birgt das Qualifikationssystem der Fifa mit fest zugesicherten Startplätzen pro Kontinent so einige Risiken bezüglich der Teilnehmerqualitäten. Tschechien oder die Niederlande also in Japan und Südkorea nicht dabei, dafür völlig überforderte Saudis, die mit 0 Punkten und 0:12 Toren nach Hause fuhren.
Den geringsten Vorwurf kann man noch dem Torhüter Mohammad Al-Deayea (im Übrigen immer noch Weltrekordhalter für Fußball-Länderspiele!) machen, einzig und allein bei Kloses 5:0 war er eine etwas unglückliche Figur. Aber sonst? Erster Torschuß in der 76.(!) Minute, körperlich absolut unterlegen und so ein dankbares Opfer für ein munteres Scheibenschießen. Wäre das Spiel nur 2:0 ausgegangen, hätte es wohl kaum den Weg in diese Edition geschafft. So bleiben ein paar Statistik-Eckwerte wie das erste Länderspieltor Bernd Schneiders, das letzte Oliver Bierhoffs, die ersten drei der inzwischen zehn WM-Tore Miroslav Kloses und den höchsten Sieg einer deutschen Nationalmannschaft bei einer WM überhaupt.
Mittwoch, 8. Juli 2009
Nachtgedanken (059)
Da ich heute auf der Arbeit ein Radiofeature über Hugo von Hofmannsthal (1874-1929) hörte, das mein Interesse am Autor weckte, ging ich flugs für die heutigen "Nachtgedanken" auf die Suche und wurde mit "Ich lösch das Licht" schnell fündig. Traumhaft...
Ich lösch das Licht
Mit purpurner Hand,
Streif ab die Welt
Wie ein buntes Gewand
Und tauch ins Dunkel
Nackt und allein,
Das tiefe Reich
Wird mein, ich sein.
Groß' Wunder huschen
Durch Dickicht hin,
Quelladern springen
Im tiefsten Sinn,
O spräng noch manche,
Ich käm in' Kern,
Ins Herz der Welt
Allem nah, allem fern.
Dienstag, 7. Juli 2009
CD-Rezensionen (150): The BossHoss - Stallion Battalion (2007)
(Cover: Amazon.de)
"Monkey Business" swingt fast durch seine dreieinhalb Minuten, während "Shake & Shout" nach festivaltauglichem Hüpf-Intro ordentlich Fahrt aufnimmt. "José And Myling" geht auch noch voll in Ordnung, bis das Album mit "Free Love On A Free Love Free Way" etwas zu schwächeln beginnt. "Polk Salad Annie" dampft zwar noch gut mit Tempo vorbei, "Omniscient Lover" ist allerdings nicht so wirklich mein Geschmack. Als alter Depeche Mode-Affinicado kann ich dann aber die originelle Coverversion vom 1983er Stadionkracher "Everything Counts" sehr goutieren.
"Goodbye Mary" ist mal richtig was für's Herz, sehr schön entspannte Nummer und dem das zu langsam ist, bekommt mit dem Electric Six-Cover "Gay Bar" wieder erstmal ordentlich was mit der Bratgitarre an die Glocke. Da glüht das Waschbrett!
"Best Of The Rest" ist zweifellos das putzige Snoop Dogg-Cover "Drop It Like It's Hot", die ungewöhnlichste Nummer garantiert "Jumpin' Around". Komplett schräg arrangiert, aber nicht übel! Somit kein Topwertungs-Album, jedoch ganz knapp drunter.
Bewertung: 4 von 5
Montag, 6. Juli 2009
Margot Ebert †
(Foto: Naumburger Tageblatt)
Sonntag, 5. Juli 2009
(You Gotta) Fight For Your Right (To Paaaaarty...)
01. Miquel Brown – So many men, so little time (Intro)
02. Just Michael – Time to wonder
03. Richard Marx – Hazard
04. Roy Orbison – California blue
05. Beach Boys – Kokomo
06. Cora – Amsterdam
07. Fancy – Flames of love
08. Silent Circle – Touch in the night ’98 (Megamix)
09. Brunner & Brunner – Tief in der Nacht
10. Andreas Martin – Dich gibt’s nur einmal
11. Die Paldauer – Düsseldorfer Girl
12. Jenz & Jenz – das rote Pferd
13. Achim Reichel – Aloha heya he
14. Keimzeit – Kling Klang
15. Westernhagen – Willenlos
16. Bob Marley – Could you be loved
17. Udo Lindenberg – Horizont
18. Status Quo – Rockin’ all over the world
19. Kiss – I was made for loving you
20. Erste Allgemeine Verunsicherung – Drei weiße Tauben
21. Mickie Krause – Oh, wie ist das schön
22. Peter Schilling – Terra Titanic
23. Roland Kaiser – Im 5. Element
24. Ute Freudenberg – Jugendliebe
25. Puhdys – Alt wie ein Baum
26. Roger Whittaker – Wenn es dich noch gibt
27. Die Flippers – Die rote Sonne von Barbados
28. Ibo – Schwarze Rose (Dance Mix)
29. Joy – Touch by touch
30. Mixed Emotions – Just for you
31. Lady Gaga - Pokerface
32. Beagle Music Ltd. – Daydream (Extended Version)
33. The Twins – Not the loving kind (Remix)
34. Juliane Werding – Stimmen im Wind
35. Matthias Reim – Lass uns 1x oder 2x
36. Puhdys – Hey, wir woll’n die Eisbären seh’n!
37. Mickie Krause – Ich glaub’, da ist doch wieder Alkohol im Spiel
38. Puhdys – Hey, wir woll’n die Eisbären seh’n! (da capo)
39. De Randfichten – Tschechai (live)
40. Herbert Roth – Rennsteiglied
41. Olaf Henning – Cowboy & Indianer
42. Lord Ulli – Wir haben ein Idol (Harald Juhnke)
43. Matthias Reim - Küssen oder so
44. Oliver Frank – Italienische Sehnsucht
45. John Paul Young – Love is in the air
46. Barry White – You’re the first, the last, the everything
47. Hot Chocolate – It started with a kiss
48. Tim Toupet - So ein schöner Tag (Fliegerlied)
49. Roland Kaiser – Extreme (DJ Beltz Linked Disco Mix)
50. Udo Jürgens – Ich war noch niemals in New York
51. City – Am Fenster
52. Bad Boys Blue – Megamix Vol. 1
53. Michael Jackson – Billie Jean
54. Depeche Mode – Enjoy the silence (Hands & Feet Mix)
55. Zillertaler Schürzenjäger – Sierra Madre
56. Frank Zander – Nur nach Hause
57. Matthias Reim – Hitmedley
58. Andrea Berg – Die Gefühle haben Schweigepflicht
59. Roger Whittaker – Albany
60. Tim Toupet - So ein schöner Tag (Fliegerlied) (da capo)
61. Mickie Krause – Reiß die Hütte ab
62. Jenz & Jenz – Das rote Pferd (da capo)
63. Los del Rio – Macarena (Bayside Boys Remix)
64. Olaf Henning - Cowboy & Indianer (da capo)
65. Horst – Wat, wer bist du denn?
66. DJ Ötzi – Gemma Bier trinken
67. Fankurve Süd – Viva Colonia
68. The Voices – Superjeile Zick
69. Tim Toupet - So ein schöner Tag (Fliegerlied) (da capo)
70. Mickie Krause – Du bist zu blöd, um aussem Busch zu winken
71. Kylie Minogue – In my arms
72. Lady Gaga – Just dance
73. Mary J. Blige – Family affair
74. Mark Morrison – Return of the Mack
75. Andrea Berg – Ein bißchen Wahnsinn
76. Tim Toupet - So ein schöner Tag (Fliegerlied) (da capo)
77. Olaf Henning – Cowboy & Indianer (da capo)
78. Mickie Krause – Zeig doch mal die Möpse 2008
79. Michael Wendler – Sie liebt den DJ
Highlights des Abends waren neben sich sturzbetrunken mit Palmwedeln auspeitschenden Mädels mein nach unzähligen Air-Guitarreros erster "Luft-Violine"-Spieler (bei "Am Fenster"). Schee war's...
Donnerstag, 2. Juli 2009
Karl Malden †
(Foto: tagesschau.de)