Dienstag, 31. März 2009

Buch-Rezensionen (134): Joanne K. Rowling - Harry Potter und der Halbblutprinz (Hörbuch) (2005)

(Cover: Amazon.de)

Manchmal versteht man die Welt echt nicht mehr. Da liefert Joanne K.Rowling mit "Harry Potter und der Orden des Phoenix" einen rundum gelungenen fünften Band der Heptalogie ab und was passiert? Es folgt zwei Jahre später der absolute Tiefpunkt der Reihe, der einzig und allein dazu dient, den Kunden auf das siebente und abschließende Buch vorzubereiten. Durchaus legitim, wenn nicht ein Großteil des Romans aus die Handlung permanent ausbremsenden Rückblicken in die Jugend Tom Riddles alias Lord Voldemort bestehen würde. Erst zum Ende des Plots steigt die Spannung per dramatischem Showdown spürbar an und erzeugt tatsächlich so etwas wie Neugier und Vorfreude auf das große Finale.

Davor allerdings muß man sich stellenweise arg quälen, die durchaus lobenswerte Absicht, den Werdegang Voldemorts zu skizzieren und somit Charakterzeichnung zu betreiben ging mächtig daneben. Es regiert die Langeweile und man hofft auf ein baldiges Ende der Erinnerungssequenzen.

Dass "Harry Potter und der Halbblutprinz" die Katastrophenwertung haarscharf verfehlt, liegt einerseits am vertretbaren Schluß und andererseits zum wiederholten Male am großartigen Rufus Beck. Einmal mehr hat der Stimmenakrobat neue Charaktere mit ihnen eigenen Stimmen und Dialekten zu gestalten, so darf der neue Lehrer für die "Verteidigung gegen die dunklen Künste", Horace Slughorn, ganz ungeniert im breitesten Fränkisch parlieren. Diese Vielfalt ist immer wieder ein Genuß!

Und so gilt für Band Sechs ganz einfach: Gekauft, gehört, gegessen. Sozuagen der Streichwert der Saga...

Bewertung: 2 von 5

Montag, 30. März 2009

Maurice Jarre †

(Foto: SPIEGEL.de)

Mit Maurice Jarre ist gestern im Alter von 84 Jahren einer der renommiertesten Filmkomponisten aller Zeiten verstorben - 3 Oscars für die beste Filmmusik sprechen für sich. Der Vater des Synthesizer-Pioniers Jean Michel Jarre schrieb für über 150 Produktionen den Score. Er wird mir als Fan von epischen Musikstücken fehlen...

DVD-Rezensionen (134): Der Untergang (3-Disc Premium Edition) (2004)

(Cover: Amazon.de)

Zunächst einmal: das dieser vieldiskutierte Film gedreht wurde, war richtig und wichtig. Ich gehöre nicht zu jenen, die meinen, einen zu menschlich dargestellten Adolf Hitler gesehen zu haben. Denn so unangenehm das für manchen sein mag: diese historische Figur war kein aus der Hölle aufgetauchter Dämon und auch kein vom Himmel geplumpstes Alien sondern ein Mensch, der aß, trank und wohl auch in die Kissen furzte. Ihn daher - wie in der Vergangenheit oft passiert - einfach nur als das personifizierte Böse zu porträtieren, wird einer grundlegenden Aufarbeitung der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts nicht gerecht.

Ein heißes Eisen also, an das sich Regisseur Oliver Hirschbiegel und Drehbuchautor/Produzent Bernd Eichinger wagten. Daher scheint es nur logisch, dass sie versuchten, sich durch die wissenschaftliche Mithilfe des neben Ian Kershaw wohl renommiertesten Hitler-Biografen, des 2006 verstorbenen Joachim Fest, gegen Vorwürfe, Geschichtsklitterung zu betreiben, absicherten. Desweiteren wurden die 2002 erschienen Erinnerungen von Hitlers Sekretärin Traudl Junge als Vorlage für den Film verwendet.

Ist dieses Vorhaben, den Focus auf die letzten Tage im Führerbunker zu richten, nun also geglückt? Die Antwort muß lauten: nur teilweise. Denn die wissenschaftliche Grundlage des Drehbuchs bewahrte die Macher nicht davor, grobe, den tatsächlichen Ereignissen zuwiderlaufende, Schnitzer zu begehen. Exemplarisch dafür mag der Tod des Ehepaar Goebbels sein, das sich nicht - wie im Film dargestellt - erschoss, sondern sich vergiftete. Auch die durchweg positive und heldenhafte Darstellung des SS-Arztes Ernst Günther Schenk (Christian Berkel) ist aufgrund dessen sehr widersprüchlicher Karriere (u.a. als an Menschenversuchen beteiligter KZ-Arzt) doch arg bedenklich.

Diese Widersprüche ziehen sich durch den ganzen Film und machen auch vor den Darstellern nicht halt. Zwar ist Bruno Ganz als Hitler natürlich ein Ereignis von umwerfender Wucht, dennoch agiert er permanent hart an der Grenze zum Overacting, ganz davon abgesehen, dass er dem Diktator und Massenmörder nicht wirklich ähnlich sieht. Ein Schnurrbart und ein Seitenscheitel machen nun mal keinen Hitler. Dies ist ohnehin ein Manko des Films, denn entgegen der oft im Bonusmaterial von verschiedenen Beteiligten geäußerten Meinung, sich bei der Besetzung und der Gestaltung der Masken besondere Mühe gegeben zu haben, weisen viele der Akteure keinerlei Ähnlichkeiten mit ihren historischen Vorbildern auf. Dies wäre umso wichtiger, da die meisten überhaupt nicht kenntlich in die Handlung eingeführt werden. So verfuhr man beim Darsteller des Herrmann Göring, Matthias Gnädinger, wohl einfach nach dem Motto "Stecken wir halt einen korpulenten älteren Mann in eine von Görings Phantasieuniformen, wird schon funktionieren". Ulrich Matthes vermag zwar den Goebbelschen rheinischen Singsang perfekt zu imitieren, ansonsten verwirrt er eher mit seiner Unähnlichkeit - er sollte wohl nur dämonisch dreinblicken. Bei anderen - wenigen, kleinen - Rollen funktioniert des hingegen sehr gut, sowohl Heinrich Himmler (Ulrich Noethen) als auch Albert Speer (Heino Ferch) sind perfekt getroffen.

Alles in allem würde ich an "Der Untergang" aufgrund seines mutigen Ansatzes und der nicht zu leugnenden Spannung dennoch vier Punkte vergeben, warum dann also weniger? Dies ist in der Aufmachung dieser 3-Disc-Edition begründet. Zwar gibt es volle zwei DVDs mit Bonusmaterial, von wirklichem Wert sind jedoch nur der virtuelle Bunkerrundgang und die Ausführungen von Dietmar Arnold vom "Berliner Unterwelten e.V.". Die zahlreichen Darsteller-Interviews bestehen oftmals aus nur wenigen dürren Sätzen, die zudem noch dem auch enthaltenen, durchaus interessanten, "Making Of" entnommen sind. Ein völliger Ausfall hingegen Bernd Eichingers Audiokommentar, der sich zu 90% aus Floskeln á la "genau so hat es sich abgespielt", "dafür gibt es Zeugen" oder "das steht so in Traudl Junges Buch" zusammensetzt. Man wird das Gefühl nicht los, hier einer permanenten Rechtfertigung zu lauschen.

Richtig arg wird es aber im technischen Bereich. Ich habe mir diese Edition hauptsächlich dem enthaltenen Bonusmaterial und der um 25 Minuten verlängerten TV-Fassung wegen gekauft. Umso unverständlicher, warum man dann als Kunde mit einer von 5.1/dts auf Dolby Surround abgespeckten Tonspur bestraft wird. Das Pseudo-Argument "Speicherplatz der DVD" kaufe ich dem Publisher nicht ab. Ebenso ist das teilweise doch recht grobkörnige und dunkle Bild alles andere als Referenz. Und so setzen sich die Mängel eines optisch recht ansprechend gestalteten Pappschubers bis ins Booklet fort, wird dort doch bei den Schauspieler/Rolle-Doppelbildern Traudl Junge glatt mit einem Foto Eva Brauns illustriert, das aus einer Bilderserie mit deren bester Freundin Herta Schneider stammt. Solche Schlampereien sind einfach ärgerlich, weil ohne große Mühe vermeidbar.

Von daher gibt es Abzug, was einen diskussionswürdigen, aber dennoch sehenswerten Film ins Bewertungs-Mittelfeld herunterzieht.

Bewertung: 3 von 5

Samstag, 28. März 2009

Nachtgedanken (032)

Friederike Kempner (1828-1904), spöttisch der "schlesische Schwan" genannt, war so etwas wie der Star des unfreiwilligen Humors. Es finden sich wirklich drollige Formulierungen in ihren Gedichten, eher politische habe ich für die heutigen "Nachtgedanken" herausgesucht. Nicht ganz unzeitgemäß, wie mir scheint.

Wie heißt das Wort, das in der halben Welt
Man gleichbedeutend mit dem Gelde hält,
Doch mit dem Geld, das stets im Säckel bleibt,
Und schon von selbst die besten Zinsen treibt?
Es ist, es heißt die, die, die, die,
Die teure Bourgeoisie! 

Wie heißt das Wort, das in der halben Welt
Man gleichbedeutend mit dem Elend hält,
Doch mit dem Elend, – das mit wackerem Mut
Die schwere, große Arbeit tut?
Es ist, es heißt: der, der, der, der,
Es heißet: Proletarier!

Wie heißt das Wort, das in der halben Welt
Man gleichbedeutend mit Utopien hält,
Doch mit Utopien, ähnlich Morgenlicht,
Das hell und warm zu jedem Herzen spricht?
Es ist, es ist mein Ideal,
Das große Wort, es heißt: sozial.

Freitag, 27. März 2009

CD-Rezensionen (133): Frank Sinatra - Duets II (1994)

(Cover: Amazon.de)

Nach dem Erfolg des ein Jahr zuvor erschienen "Duets" war es folgerichtig, dass es von Aufnahmen mit Kollaborationen Sinatras mit anderen Größen des Musikbusiness einen Nachschlag geben würde. Das Prinzip blieb das Gleiche, man sendete die (im Rückblick betrachtet letzten) Studioaufnahmen von Mr. "Ol' Blue Eyes" an die entsprechenden Künstler, die dann ihrerseits ihre Vokalspuren einsangen und hinzufügten. "Duets II" war kommerziell nicht ganz so erfolgreich wie sein Vorläufer und verkaufte nur etwa ein Drittel von dessen Einheiten.

Auch wenn die Songs in etwa im gleichen Zeitraum entstanden wie die 13 Tracks des ersten Duette-Samplers hört sich doch hier die Stimme des 78jährigen stellenweise merkbar schwächer an. Zwar ist das noch unverkennbar Sinatra, aber gelegentlich schleicht sich doch eine gewisse Brüchigkeit ein. Interessant vor allem das Duett mit seinem Sohn Frank Sinatra jr. ("My Kind Of Town") bei dessen verblüffender Ähnlichkeit zum Organ seines Vater man "The Voice" gleich doppelt zu vernehmen glaubt.

Die Qualität der Songs ist ebenfalls weniger ausgeglichen, Chrissie Hynde (bei "Luck Be A Lady") klang auch schon einmal engagierter und beim alten Mann der Outlaw-Countrymusic, Willie Nelson, hat man aufgrund dessen zittriger Stimme immer Angst, dies könnte sein letzter Song sein.

Besonders hervorhebenswert die Duette mit Patti LaBelle ("Bewitched"), Linda Ronstadt ("Moonlight In Vermont"), Jimmy Buffett ("Mack The Knife"), Lorrie Morgan ("How Do You Keep The Music Playing ") und Neil Diamond ("The House I Live In (That's America To Me)"). Darüber hinaus gibt es "Fly Me To The Moon" (im Duett mit Antonio Carlos Jobim) mit einem klasse Bossa Nova-Intro.

Insofern trotz leichter Hänger auf Augenhöhe mit "Duets" und ein prima Album für den Sinatra-Neuling.

Bewertung: 4 von 5

Nachtgedanken (031)

Die heutigen "Nachtgedanken" aus der Feder Ignaz Franz Castellis (1781-1862) kann ich - öfters hier veröffentlichten trüben Gedichten zum Trotz - bedenkenlos unterschreiben. "Frohsinn" ist das Motto!

Ich bin von lockrem Schlage,
Genieß ohne Trübsinn die Welt,
Mich drückt kein Schmerz, keine Plage,
Mein Frohsinn würzt mir die Tage,
Ihn hab ich zum Schild mir gewählt.

Mittwoch, 25. März 2009

Buch-Rezensionen (133): Die Abenteuer des jungen Indiana Jones - Mata Hari, Paris, 1916 (1992)

(Cover: Amazon.de)

Der TV-Serie "Die Abenteuer des jungen Indiana Jones" von George Lucas war leider kein großer Erfolg beschieden, kollidierte sie doch gründlich mit den Vorlieben des gemeinen Action-Fans. Die Idee, den zum damaligen Zeitpunkt aus drei Kinofilmen bekannten Helden in dessen Kindheit und Jugend an verschiedenen Schauplätzen mit berühmten Personen der Zeitgeschichte zusammentreffen zu lassen, war eine hochinteressante Geschichtsstunde, die das Spezialeffekte-Spektakel erwartende Publikum leider komplett verschmähte. Mit Umschneiden ganzer Folgen wurde versucht, am Ergebnis herumzupuzzlen - vergeblich. Dennoch wird "The Young Indiana Jones Chronicles", so der Originaltitel, für mich als Geschichtsinteressierten immer eine meiner Lieblingsserien bleiben.

Zum deutschen TV-Start beim Sender SAT.1 erschienen im Jahre 1992 im VGS-Verlag diverse Buchveröffentlichungen mit dem nacherzählten Inhalt einzelner Folgen.

In dieser Episode trifft der unter falschem Namen in Diensten der belgischen Armee stehende 17jährige Indiana Jones während eines Fronturlaubs 1916 in Paris eine der schillerndsten Frauen ihrer Zeit - die holländische Tänzerin Margaretha Geertruida Zelle, besser bekannt unter ihrem Künstlernamen Mata Hari. Indy verliebt sich in die 23 Jahre ältere Schönheit und beginnt eine leidenschaftliche Affäre. Doch die Tänzerin scheint in dunkle Machenschaften der großen Politik verwickelt zu sein - ist sie eine deutsche Spionin?

Hier kommt alles zusammen, was die tolle Serie so liebenswert machte. Eine faszinierende historische Figur, gepaart mit geschichtlicher und politischer Dramatik, gekrönt von einer unglücklich verlaufenden Liebesgeschichte. Dazu kommt als Pluspunkt dieses Buches die den späteren umgeschnittenen TV-Folgen fehlende Einführung und der Epilog, die in diesem Falle davon handeln, wie der 93jährige Indiana Jones diese Geschichte in der Schlange einer Supermarktkasse erzählt. Immer noch lesenswert!

Bewertung: 5 von 5

Nachtgedanken (030)

Heute gibt es mal wieder tieftraurigen Stoff, diesmal von Ludwig Uhland (1787-1862). Titel: "Seliger Tod".

Gestorben war ich
Vor Liebeswonne:
Begraben lag ich
In ihren Armen;
Erwecket ward ich
Von ihren Küssen;
Den Himmel sah ich
In ihren Augen.

Dienstag, 24. März 2009

DVD-Rezensionen (133): WM-Klassikersammlung, Ausgabe 15 - Vorrunde 1974 BR Deutschland-DDR (0:1) (2006)

(Cover: Amazon.de)

Im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland veröffentlichte die "BILD am Sonntag" zusammen mit dem Sammelserien-Spezialisten DeAgostini eine ursprünglich auf 30 Ausgaben angelegte, dann aber mit den hinzugefügten sieben Spielen der DFB-Elf bei der WM auf 37 DVDs erweiterte Reihe, die große Partien der deutschen Elf bei Weltmeisterschaften sowie einige Klassiker ohne deutsche Beteiligung in nicht-chronologischer Reihenfolge enthielt. Allen Scheiben war ein Begleitheft mit weiterführenden Informationen über Vorgeschichte, Hintergründe sowie statistischen Elementen wie Aufstellungen etc. beigefügt.

Tja - die Bilanz ist bis in alle Ewigkeit versaut... Allerdings kann man im Rückblick sagen: Ein Spiel, das trotz des Ergebnisses zwei Sieger hatte. Fußballzwerg DDR, als späterer Turniersechster durchaus ehrenvoll beim einzigen WM-Auftritt und die Bundesrepublik, die diese Niederlage wahrscheinlich erst zum Titel getrieben hat. Die Fakten der Ereignisse nach diesem Spiel sind allgemein bekannt: Palastrevolte gegen Bundestrainer Schön, Franz Beckenbauer diktiert die Aufstellung, die Mannschaft spielt danach wie ausgewechselt und erreicht das Finale. Wer weiß, wie es gelaufen wäre wenn nicht ein gewisser Herr Sparwasser den lichtesten Moment seines Fußballerlebens gehabt hätte, ein Ereignis, das er dennoch bis heute als Fluch und Segen zugleich bezeichnet.  

Ich war mir im Vorfeld nicht sicher, ob ich diese Partie überhaupt schon einmal in voller Länge gesehen hatte. Daher nahm ich aufgrund gelesener Berichte an, dass die DFB-Truppe ein wahres Gurkenspiel abgeliefert hätte. Das stimmt aber nur teilweise. Gerade in der Anfangsphase sah es nach einer klaren Sache für den Favoriten aus, die DDR-Abwehr anfangs ein wahrer Hühnerhaufen, dazu noch die von Kreische kläglich vergebene Chance vor dem leeren Tor. Sieht man sich dann aber gerade die Mitte der zweiten Halbzeit an, geht auf Seiten der Weiß-Schwarzen fast gar nichts mehr, richtig schön behäbig nach vorn und selbst der vom Publikum lautstark geforderte und begeistert empfangene Günter Netzer konnte da nichts mehr richten. Hingegen sah man beim ausgewechselten Wolfgang Overath den Frust recht deutlich. Insgesamt eine mäßige Partie, die jedoch aufgrund der besonderen politischen Umstände sicherlich das Anforderungsprofil eines WM-Klassikers erfüllt.

Ein Wort zu den doch recht lautstarken DDR-"Touristen": Nun ja, wie das Begleitheft recht launig informiert, waren selbst die Sprechchöre genau instruiert. Aber solche "Highlights" wie "Hoy, hoy, hoy - Jürgen Croy!" rufen selbst bei mir als DDR-Kind latente Fremdschamgefühle hervor...

Die DVD bietet als Extra gleich zwei Tonspuren mit den beiden Originalkommentaren des ZDF (Werner Schneider) und dem des DDR-Fernsehens. Angesichts der bei den vor dieser DVD bisher erschienen drei '74er-DVDs doch recht lahmen Kommentare, habe ich mich zunächst für die Version Ost entschieden, nicht zuletzt, weil an jenem Abend in Hamburg eine Institution des DDR-Sports am Mikrofon saß - der für seine blumigen Formulierungen berühmt-berüchtigte Heinz-Florian Oertel. Geliebt, gehasst - polarisiert hat er auf jeden Fall.

Bei diesem Spiel hielt sich Oertel hingegen vergleichsweise zurück, mit einer Ausnahme. Über den späteren zeitweiligen Präsidenten von Hansa Rostock, Gerd Kische, heißt es:

"Kische...überall zu finden, der Hanseate! Oh, er spielt wie ein Wikinger..." 

Wie immer werden im Begleitheft die herausragenden Spieler der Partie kurz porträtiert. Auf Seiten der DDR hätte ich anstatt der dargestellten Hamann, Bransch und Weise eher Torwart Croy und den nach persönlichen Alkoholproblemen 1997 gestorbenen Reinhard Lauck ausgewählt. Als Lokalpatriot muß ich natürlich noch darauf hinweisen, dass bei diesem historischen Ereignis mit Lothar Kurbjuweit auch ein gebürtiger Riesaer auf dem Platz stand...

Bewertung: 3 von 5

CD-Rezensionen (132): Enigma - Le Roi est mort, vive le Roi! (1996)

(Cover: Amazon.de)

Für jeden Anlass und jede Stimmungslage die passende melodische Untermalung- dies ist in etwa das Credo meiner Musiksammlung. Soll es also dann der Soundtrack zu entspannenden und beruhigenden Stunden sein, ist Enigma stets eine gute Wahl. Insbesondere dieses Album, denn Michael Cretu drosselte auf seinem dritten Longplayer das Tempo noch einmal beträchtlich.

Die Mönche des ersten Albums "MCMXC A.D." (1990) blieben diesmal bis auf wenige Ausnahmen größtenteils im Kloster und auch die Weltmusikanleihen des Nachfolgers "The Cross Of Changes" (1993) wurden stark zurückgefahren und beschränken sich auf ein paar Backgroundchöre, Ausnahme dafür vielleicht "The Child In Us", das so etwas wie die perfekte Symbiose der beiden vorangegangenen Platten darstellt.

Dennoch eröffnen vertraute Enigma-Klänge einen Reigen von nahezu durchgehend gedämpften Stücken, die sich wunderbar am besten in abgedunkelter Umgebung oder unter Kopfhörern genießen lassen. Bei Tracks wie "Morphing Thru Time", "Shadows In Silence", "Almost Full Moon" oder "Prism Of Life" glaubt man tatsächlich, davonzuschweben.

Die als Singles ausgekoppelten "Beyond The Invisible" und "T.N.T. For The Brain" sind, wie auch "Why" und "The Roundabout", mit etwas mehr Percussions ausgestattet, was den Tracks etwas mehr Dynamik verleiht.

Natürlich hat Cretu, der neben seiner damaligen Frau Sandra auf diesem Album gelegentlich selbst (und teilweise gewöhnungsbedürftig) zum Mikrofon greift, mit "Le Roi est mort, vive le Roi!" das New Age-Genre nicht neu erfunden. Es ist ein typisches Enigma-Produkt mit all seinen Stärken und Schwächen, dennoch eine wunderbar relaxte Scheibe, die bei eingangs erwähnten Umgebungsbedingungen immer noch eine perfekte Begleitung bietet.

Bewertung: 4 von 5

Montag, 23. März 2009

Nachtgedanken (029)

Die Affäre, die der umstrittene Komponisten-Titan Richard Wagner (1813-1883) wahrscheinlich mit Mathilde Wesendonck (1828-1902)  unterhielt, sorgte dank Wagners Ehefrau Minna (1809-1866) für ordentlich Krach.  Aus der Feder der verheirateten Mathilde stammen die heutigen Nachtgedanken mit dem Titel "Träume". Die Texte der sogenannten "Wesendonck-Lieder" wurden von Wagner 1857/58 vertont.

Sag, welch wunderbare Träume
Halten meinen Sinn umfangen,
Daß sie nicht wie leere Schäume
Sind in ödes Nichts vergangen?

Träume, die in jeder Stunde,
Jedem Tage schöner blühn,
Und mit ihrer Himmelskunde
Selig durchs Gemüte ziehn!

Träume, die wie hehre Strahlen
In die Seele sich versenken,
Dort ein ewig Bild zu malen:
Allvergessen, Eingedenken!

Träume, wie wenn Frühlingssonne
Aus dem Schnee die Blüten küßt,
Daß zu nie geahnter Wonne
Sie der neue Tag begrüßt,

Daß sie wachsen, daß sie blühen,
Träumed spenden ihren Duft,
Sanft an deiner Brust verglühen,
Und dann sinken in die Gruft.

Buch-Rezensionen (132): Herbert Mühlstädt - Radko läutet Sturm (1969)

(Cover: Amazon.de)

Dieses Buch hat bei mir seit Kindertagen viele Lesedurchläufe erfahren. Herbert Mühlstädt war einer jener DDR-Schriftsteller, die sich dem historischen Roman verschrieben hatten, ein Genre, das heute immer noch eine breite Leserschaft findet. Darüber hinaus zeichnete Mühlstädt als Autor eines dreibändigen Vorlesebuchs für den Geschichtsunterricht verantwortlich, dies natürlich streng auf der offiziellen Parteilinie.

Erst mit zunehmendem Lebensalter erkennt man die ideologische Grundfärbung der Bücher Herbert Mühlstädts und auch in vorliegendem Roman ist die Stoßrichtung klar erkennbar - es geht gegen die Kirche.

Die Handlung des Romans ist in etwa im Zeitraum 1062-1074 angesiedelt. Der Radko genannte Bauernjunge Meinrad lebt in einem kleinen Dorf im heutigen Nordpfälzer Bergland. Die Bauerngemeinschaft ächzt unter der Abgabenlast, die sie einem in der Nähe befindlichen Kloster zu leisten hat. Als Radkos Familie nach einer Viehseuche in die Leibeigenschaft zu geraten droht, entschließt sie sich mit anderen zur Flucht in Richtung der Vogesen. Doch in der Nähe der Grenze von Nahe- und Wormsgau kommt es zur Katastrophe - bewaffnete Reiter überfallen die Flüchtigen und bringen sie zurück in die Knechtschaft, nur Radko kann als Einziger fliehen. Seine letzte Hoffnung ist sein seit vielen Jahren nach einem Familienstreit verschwundener Bruder Meiniger, der Gerüchten zufolge als Gerber in Worms leben soll. Doch das ist nur der Auftakt zu einer Reihe von Abenteuern, in der am Schluß sogar König Heinrich IV. eine wichtige Rolle spielen wird...

Die Rollen sind klar verteilt. Auf der einen Seite die Klassenfeinde, die sich aus Klosterbrüdern, Adligen und Einwohnern der Bischofspfalz von Worms rekrutieren. Auf der anderen Seite die braven Bauern und fleißigen Handwerker der Stadt, die sich im (historisch verbürgten) Aufstand von Worms 1074 gegen Bischof Adalbert II. von Sachsen auf die Seite ihres jungen Königs schlagen.

Dies klingt zunächst völlig holzschnitthaft, darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Buch auf spannende Weise sowohl historische Figuren und Ereignisse mit realen Schauplätzen und einer ganzen Reihe von Geschichten und Sagen (Remigius von Reims, Wieland der Schmied, Staatsstreich von Kaiserswerth, Friesensagen etc.) mischt. Das ist sowohl informativ als auch äußerst spannend. Selbst so unterschiedliche Dinge wie erste aufkeimende Gefühle und die Säuglingssterblichkeit damaliger Zeiten werden thematisiert. Dies macht viele der der politischen Intention geschuldeten Klischees mehr als wett. Empfehlenswert!

Bewertung: 4 von 5

Sonntag, 22. März 2009

Soundtrack Of My Life (008): Edoardo Bennato & Gianna Nannini - Un'estate italiana (1990)

Große Sportevents schmücken sich oftmals mit einem "offiziellen Song". Meistens wird ein großer Name der Popwelt verpflichtet, der dann ein allenfalls mittelprächtiges Liedchen zur Eröffnungs- und/oder Schlußfeier zum Besten geben darf, großer Charterfolg ist dem Produkt dann eher nicht beschieden. Vielmehr ist es so, dass Konkurrenztracks (gelegentlich im Auftrag eines teilnehmenden Verbandes) krachend beim Publikum einschlagen. Oder erinnert sich tatsächlich noch jemand, dass es zur Fußball-EM 1996 in England einen Turniersong namens "We're In This Together" von Simply Red gab? Im Gedächtnis der Fußballfreunde wird beim Stichwort "Euro '96" immer "Three Lions" von Baddiel, Skinner & The Lightning Seeds hängen bleiben. Auch die Olympischen Spiele 1988 in Seoul wird man immer eher mit Whitney Houstons "One Moment In Time" verbinden, statt sich an das höchstens noch auf 80er-Samplern auftauchende "Hand In Hand" von Koreana zu erinnern. Die Liste ließe sich problemlos fortsetzen. Um nur das letzte Beispiel zu nennen:  "Can You Hear Me" von Enrique Iglesias ging als offizieller Song der Fußball-EM 2008  komplett unter, "Feel The Rush" von Shaggy (als Hymne der Maskottchen Trix und Flix gedacht)  erreichte zwar immerhin Platz 1 der deutschen Charts (bei den heutzutage für die Pole Position benötigten Verkaufszahlen keine sonderlich beeindruckende Leistung), aber wer hat bei den Erinnerungen an die Spiele in Österreich und der Schweiz nicht sofort "Seven Nation Army" von den White Stripes im Ohr?

Doch es geht auch anders. Rückblick: Sommer 1990, die Bundesrepublik Deutschland wird, nur wenige Monate vor der Wiedervereinigung in Italien Fußball-Weltmeister, was auch einen großen Teil der DDR-Bevölkerung begeistert. Zwar gibt es an dieses Turnier noch einige schräge musikalische  Erinnerungen wie die alkoholselige "Azurro"-Coverversion der Toten Hosen, aber dennoch blitzt im Gedächtnis sofort das hymnische "Un'estate italiana" von Edoardo Bennato & Gianna Nannini auf. Auch nach fast 20 Jahren ein Gänsehautsong mit im Kopf auftauchenden Bildern von jubelnden Spielern in weiß-schwarz und einem einsam über den Rasen des Römer Olympiastadions schlendernden "Kaisers" Franz Beckenbauer.

Nachtgedanken (028)

Die heutigen Verse zur Nacht stammen aus der Feder Johann Kleinferchers (1828-1902). "Dir gilt es!"

Stets werd' ich dich als Menschen achten:
Denn menschlich bist du von Gestalt;
Du kannst mit Händ' und Füßen trachten,
Bist jung und wirst nach Jahren alt.

Doch soll ich dich als Freund umfassen,
So mußt du in der Menschenbrust
Auch etwas lieben, etwas hassen
Und Leid empfinden oder Lust.

Du mußt vermögend sein, zu beten
In jedem wahren Heiligtum,
Mit schöner Ehrfurcht hinzutreten
Vor jeden echten Siegesruhm.

DVD-Rezensionen (132): Voll auf die Nüsse (2004)

(Cover: Amazon.de)

Komödien, in denen es Underdogs gegen übermächtige Gegner aufnehmen gibt es wie Sand am Meer. Und so ist auch "Dodgeball" - um nicht den selten dämlichen deutschen Verleihtitel zu benutzen - kein besonderer Vertreter seiner Spezies. Ohnehin ist die Handlung in ein paar dürren Sätzen erzählt. Das komplett verschuldete und überwiegend von totalen Versagern bevölkerte Fitnesstudio von Peter La Fleur (Vince Vaughn) droht von der hypermodernen und übermächtigen Konkurrenz geschluckt zu werden. Die einzige Chance besteht darin, beim "Dodgeball"-Turnier in Las Vegas anzutreten und mit dem Preisgeld die eigene Existenz zu sichern. Dumm nur, dass beim völkerballähnlichen Wettbewerb auch der übermächtige Nachbar unter Führung dessen exzentrischen Chefs White Goodman (Ben Stiller) antritt...

So weit, so gewöhnlich. Was den Film etwas aus der Masse heraushebt, ist seine Vulgarität. Der Coach von La Fleurs Verlierertruppe, Patches O'Houlihan (Rip Torn), flucht in einer Tour in unflätigster Art und Weise, ständig werden Zoten gerissen und selbst ein Auftritt im bizarren S/M-Outfit darf nicht fehlen. 

Licht und Schatten auch auf der Darstellerseite. Während Ben Stiller mit blondgesträhnter 80er-Gedächtnis-Föhnwelle seinem Affen ordentlich Zucker geben darf und seine Rolle herrlich überdreht, wird in anderen Charakteren absolute Vetternwirtschaft zelebriert. Stillers Ehefrau Christine Taylor darf langweilig die weibliche Hauptrolle besetzen und Vince Vaughn (wie Stiller Angehöriger des sogenannten "Frat Packs") ist - scheinbar komplett gelangweilt und und uninteressiert - als Peter La Fleur ein Totalausfall. Da schmunzelt man doch schon eher über genüsslich zitierte Klischees, wie den unvermeidlichen David Hasselhoff als Coach eines wahrlich teutonischen Teams oder den als Schlußpointe als "Scheiß-Chuck Norris" bezeichneten Helden diverser Internet-Gags. Auch Alan Tudyk als schräger "Steve, der Pirat" weiß zu unterhalten. Auf die Mitwirkung von Ober-Doper Lance Armstrong als ausgerechnet leuchtendes Motivationsvorbild hätte man allerdings gerne verzichten können und William "Captain Kirk" Shatner zuzusehen, ist mittlerweile nur noch ein Jammer.

Für einen solchen Durschnittsfilm wird recht ordentlich Bonusmaterial aufgefahren, von denen die entfallenen Szenen sicherlich am Interessantesten sind. Aber auch Vorführungen der wirklich leckeren Tänzerinnen, Easter Eggs, ein alternatives Ende und Audiokommentare finden sich auf einer qualitativ ordentlichen DVD. Das ist mehr als man erwarten kann und deshalb bekommt "Voll auf die Nüsse" großzügig die zweithöchste Wertung spendiert.

Bewertung: 4 von 5

Samstag, 21. März 2009

Grrrr... (Schluß)

Siiiiieeeeeg! Und zwar auf der ganzen Linie. Der Artikel über Constanze Manziarly wurde zugelassen (wird von mir eventuell noch überarbeitet werden) und der Löschantrag zum Artikel Johannes Hentschels zurückgezogen. Es lohnt sich also durchaus, etwas Kampfgeist zu zeigen.

Vorgeschichte Teil 01

Vorgeschichte Teil 02

Freitag, 20. März 2009

Links, 2, 3, 4... (003)

Eine Seite, auf der ich auch sehr gerne herumstöbere, ist die Mosapedia, ein Fan-Projekt nach dem Wiki-Prinzip. Wohl jeder, der in der DDR aufgewachsen ist, wird einmal ein MOSAIK-Heft zu Gesicht bekommen haben, ich durfte, dank eines (der durch den permanenten Druckpapiermangel fast unmöglich zu bekommenden) Abonnements meiner Großeltern wie auch schon mein Vater und mein Onkel monatlich ein neues Heft mein eigen nennen. Das Interesse an den Abenteuern der Digedags und ab 1976 Abrafaxe lies bei mir etwa ab dem Heft 1/1989 nach, als die dort beginnende China-Japan-Serie überhaupt nicht mehr meinen Interessen entsprach. Meine Oma kündigte in den Wendewirren das mehr als 25 Jahre bestehende Abo und bis heute habe ich keines der immer noch neu erscheinenden Hefte mehr angefasst.

Die Mosapedia nun widmet sich in geradezu rührender Ausführlichkeit den Heften, Serien, Autoren, Zeichnern, Haupt- und Nebenfiguren des MOSAIKs. Für besonders informativ halte ich die recherchierten Hintergründe für einzelne Schauplätze, versteckte Details oder technische Geräte. Dazu kommt der nicht unerhebliche Nostalgiefaktor. Ein Fan-Wiki, das es wirklich in sich hat!

Donnerstag, 19. März 2009

Grrrr... (Fortsetzung Nr. 01)

Mehr oder weniger die ganze Nacht habe ich mir auf Arbeit den Kopf zerbrochen, ob ich den gestrigen Wikipedia-Stress einfach auf sich beruhen lassen oder doch dagegen angehen sollte. Ich hab mich schlußendlich für Zweiteres entschieden, erste Unterstützung gibt es, auch wenn da noch längst nicht alle Messen gelesen sind. Nachzulesen hier.

Ich habe dadurch gleich noch eine zweite Baustelle aufgerissen, denn durch meinen Vergleich mit anderen Personen geriet der Artikel über Johannes Hentschel gleich durch Aktivitäten eines anderen Users zum Löschkandidaten, auch dort habe ich mich (zugegebenermaßen zunehmend bissiger) dagegen geäußert, nachzulesen hier.

Fortsetzung folgt...

CD-Rezensionen (131): Distain! - Homesick Alien (1998)

(Cover: Amazon.de)

Mit ihrem dritten Longplayer gelang den Augsburgern (hier letztmalig in Dreierbesetzung) ein Spagat zwischen den unterschiedlichen Stärken ihrer beiden ersten Alben "Cement Garden" (1995) und "[li:quid]" (1996). War Ersteres noch stark von klassisch-tanzbaren Synthiepoptracks geprägt, wagte der Nachfolger schon Ausflüge in etwas experimentellere Welten. Wie sich beides gut miteinander kombinieren lässt, beweist "Homesick Alien".

Für die Tanzbodenfreunde gibt es mit "Promises", "Don't Look Back" oder "Tears Of Joy" ordentlich was für die Füße. Der Rest ist überwiegend im mittleren Tempobereich bis balladenhaften ("Sincerity", "Alien Atmosphere") gehalten, wobei insbesondere "Hanging On" und "Daily Routine" zu gefallen wissen. Eher experimentell ist das lärmende "Pornogirl", auf jeden Fall eine sehr interessante Abwechslung!

Meine persönlichen Favoriten sind jedoch das traumhaft-trancige "Coming Down" und das mit interessanten Tempisteigerungen aufwartende "Goddess Of Spring".

Insgesamt eine doch lohnenswerte Platte, die allerdings die absolute Eingängigkeit vieler Songs der beiden ersten Alben vermissen lässt.

Bewertung: 4 von 5

Mittwoch, 18. März 2009

Grrrr...

Heute ist wieder so ein Tag, wo man sich mal wieder so richtig schon angep... fühlt. Ich bin schon seit 2005 in der Wikipedia aktiv, allerdings eher selten als Ersteller von Artikeln. Ich bessere öfter mal etwas beim Lesen aus, doch heute hatte es mich wieder einmal gepackt. Ich opferte also knapp 2 Stunden meiner knapp bemessenen Zeit und schrieb einen Artikel über Constanze Manziarly, die seit dem 2. Mai in Berlin verschollene Diätköchin Adolf Hitlers.

Die war sicherlich keine zentrale Figur der damaligen Zeit, dennoch halte ich die bis zum Ausbruch am Abend des 1. Mai im sogenannten "Führerbunker" ausharrenden Anwesenden durchaus für Personen der Zeitgeschichte. Lange Rede kurzer Sinn, ich schicke also den Beitrag ab und bekomme umgehend die Meldung, das der Name aus "Relevanzgründen" gesperrt ist, sprich, ein Artikel zum Thema ist nicht anlegbar, weil die darin beschriebene Person als zu unwichtig angesehen wird. Darüber gab es schon in den vergangenen Jahren Löschdiskussionen, allerdings findet man dort nur "Argumente" wie "Sind wir hier die Hitlerpedia, oder was?". Na wenn das nicht mal so richtig fachlich fundierte Kritik ist... Ich halte diese (sehr deutsche) Sichtweise für reichlich chauvinistisch, existiert doch ein Artikel über Constanze Manziarly sowohl in der englischen, spanischen, französischen, italienischen, norwegischen, portugiesischen, polnischen und finnischen Wikipedia. Sind diese Autoren dort alle zu doof, um die nur von uns Deutschen hochgehaltenen hehren Relevanz-Kriterien zu kennen und zu beachten?

Ich werde morgen mal einen Beitrag zur Löschprüfung schreiben, obwohl mir das von Themen-Sperrer bereits als Zeitverschwendung annonciert wurde. Fortsetzung folgt...

Dienstag, 17. März 2009

Buch-Rezensionen (131): Helmut Hanke - Männer, Planken, Ozeane (1964)

(Cover: buchfreund.de/Amazon.de)

Dieses Buch erschien in der DDR über 25 Jahre hinweg in neun Auflagen. In populärwissenschaftlichem Stil wird dem Leser die sechstausendjährige Geschichte der Schifffahrt nähergebracht, beginnend mit primitiven Wasserfahrzeugen wie Einbaum und Floß, über die Galeeren, Dschunken und Barken der Antike hin zu den modernen Tankern und Containerschiffen der Gegenwart. Zahlreiche Illustrationen, Fotos und Karten bieten einen Einblick in die Entwicklung des maritimen Verkehrs, bei dem auch Themen wie Piraterie, Fischerei, Seekrieg, Entdeckungsfahrten, Schiffskatastrophen, Tiefseeforschung und vieles mehr nicht zu kurz kommen.

Besonders interessant sind die Kapitel über die Entwicklung neuer Schiffstypen, sei es jetzt die Historie der Unterseeboote (u.a. David Bushnells "Turtle", Wilhelm Bauers "Brandtaucher" oder der erste tödliche Unglücksfall bei einem Tauchgang durch John Day), der Bau ihrer Zeit weit voraus befindlicher Groß- ("Great Eastern", 1859) oder das Aufkommen immer schnellerer Segelschiffe (Klipper).

Das Buch ist somit hochinteressanter Geschichts- und Technikunterricht in einem und bis auf wenige Ausnahmen weitestgehend ideologiefrei. Nicht mehr brandaktuell, aber immer noch sehr lesenswert!

Bewertung: 4 von 5

Montag, 16. März 2009

DVD-Rezensionen (131): Sliver (1993)

(Cover: Amazon.de)

Was mußte dieser Film an Kritik alles über sich ergehen lassen! Der durch Sharon Stone und Drehbuchautor Joe Eszterhas naheliegende (und klar verlorene) Vergleich mit "Basic Instinct", die radikale Veränderung von Ira Levins Buchvorlage inklusive komplett umgekehrter Zuweisung der Schurkenrolle, die äußerst dürftige schauspielerische Leistung von William Baldwin, die Logiklöcher und, und, und. Warum mag ich diesen Film trotzdem?

Da wäre zum Einen die (für die Früh-Neunziger) High-Tech-Optik mit spektakulären (Nacht)-Ansichten Manhattans, der interessante Grundansatz über das Thema Voyeurismus und nicht zuletzt eine stellenweise prickelnde Erotik, die sich gar nicht einmal in den immer wieder auftauchenden Sexszenen manifestiert. Das aufreizende Geplänkel im Gourmet-Restaurant schlägt beispielsweise jeder erfolgte Paarung des Gespanns Stone/Baldwin in ihrem Thrill um Längen.

Das absolute Highlight des Films bietet aber der Soundtrack, der eine eigene Anschaffung lohnt. Nicht nur, dass sich hier Stars wie UB40, Shaggy, Neneh Cherry, Heaven 17, Enigma und andere die Klinke in die Hand geben, nein, unter anderem gibt es auch die göttliche Trip Hop-Hymne "Unfinished Sympathy" von Massive Attack zu hören, wohl tatsächlich einer der besten Songs aller Zeiten.

Und so kann man über vieles hinwegsehen, was diesen Film stellenweise arg ins Stottern bringt, der unbefriedigende Schluß ist da nur ein Punkt von vielen. Vielleicht hätte man sich doch näher an die Romanvorlage oder an eine der durch die Testvorführungen gerasselten alternativen Fassungen des Finales halten sollen. So bleiben auch aufgrund mißratener Schnitte und Drehbuchschwächen in der Geschichte um geheimnisvolle Morde in einem New Yorker Hochhaus, einen undurchsichtigen High Tech-Voyeur und eine verhängnisvolle Affäre zu viele Fragen offen, was den Film straucheln, aber trotzdem nicht stürzen lässt.

Das Bild der DVD ist ordentlich, wenn auch nicht sehr gut, 5.1-Ton gibt es nur auf der englischen Originalspur, während man sich auf deutsch mit Surround-Sound begnügen muss. Extras fehlen komplett, dabei wäre ein Regie-Audiokommentar von Phillip Noyce schon allein wegen der chaotischen Dreharbeiten (Stone und Baldwin verabscheuten sich zutiefst und weigerten sich zum Schluß, gemeinsam vor der Kamera zu stehen) hochinteressant gewesen.

Dennoch ein ab und an doch recht gerne hervorgekramter Film, dessen Stärken es erst zu entdecken gilt.

Bewertung: 4 von 5

Samstag, 14. März 2009

Nachtgedanken (027)

Ein sehr jung gestorbener Autor ist heute für die "Nachtgedanken" verantwortlich - Herrmann Conradi (1862-1890). Titel: "Verlassen!"

Im Morgengrauen schritt ich fort –
Nebel lag in den Gassen . . .
In Qualen war mir das Herz verdorrt –
Die Lippe sprach kein Abschiedswort –
Sie stöhnte mir leise: Verlassen!

Verlassen! Kennst du das Marterwort?
Das frißt wie verruchte Schande!
In Qualen war mir das Herz verdorrt –
Im Morgengrauen ging ich fort –
Hinaus in die dämmernden Lande!

Entgegen dem jungen Maientag:
Das war ein seltsam Passen!
Mählich wurde die Welt nun wach –
Was war mir der prangende Frühlingstag –
Ich stöhnte nur leise: Verlassen! . . .

Freitag, 13. März 2009

CD-Rezensionen (130): a-ha - Stay On These Roads (1988)

(Cover: Amazon.de)

Ein wenig zwischen alle Stühle setzten sich die Norweger mit ihrem 1988 erschienenen dritten Album. Durch den Versuch, den Spagat zwischen dem Gute Laune-Pop des Debüts "Hunting High And Low" und dem wesentlich erwachseneren Nachfolger "Scoundrel Days" zu schaffen, ging der den beiden ersten Alben auf ihre jeweilige Art und Weise eigene rote Faden etwas verloren. Dies heißt jedoch nicht, hier es mit einem völlig missratenen Album zu tun zu haben, man muß sich die Perlen allerdings etwas heraussuchen.

Beim eröffnenden Titelsong wird der in den 80ern mit MTV und "Formel Eins" sozialisierte Musikliebhaber jenseits der Dreißig wohl immer gleich das melancholische Video mit den drei auf schweren Motorrädern dahinfahrenden Herren aus dem Land der Rentierpullis im Kopf haben. Eine starke Ballade, die auch nach zwanzig Jahren nichts von ihrer Präsenz eingebüßt hat. Auch Track 2, "The Blood That Moves The Body", der noch voll im Stil der "Scoundrel Days"-Platte gehalten ist, kann überzeugen. Umso unsanfter wird man von der Singleauskopplung "Touchy!" auf den Boden der Tatsachen heruntergeholt - ein ziemlich auf den Radioeinsatz zugeschnittenes Stück Tralala.

Warum eigentlich so platt? Wie es um Dimensionen besser geht, beweist schon einen Schritt später das wunderbar sensible "This Alone Is Love", das 1986 schon einmal in anderer Version als B-Seite von "I've Been Losing You" veröffentlicht wurde.

"Hurry Home" ist so etwas wie die in Musik gegossene Quintessenz des Albums, konsequent zwischen allen Polen lässt es den Hörer etwas ratlos zurück, ein Gefühl, das auch die für das Album neuaufgenommene Version des ein Jahr zuvor für den James Bond-Film "Der Hauch des Todes" verwendeten Soundtracks "The Living Daylights" gilt. Warum muß man eigentlich ein an für sich perfektes Lied verschlimmbessern?

Am besten zur Beruhigung gleich weiterwandern, denn dort wartet mit "There's Never A Forever Thing" wahrscheinlich das Highlight des Albums. Bei Balladen zeigten die Herren Harket & Co. immer schon, wo der Bartel den Most holt, aber dieses Stück ist wirklich ein Diamant, bis heute eines meiner Lieblingsstücke des Trios! Und in diesem Stil geht es nahtlos weiter, denn auch "Out Of Blue Comes Green" hat etwas bestechend Druckvolles, rührt aber gleichzeitig ganz tief die Seele.

Leider plätschert das Album dann etwas lieblos seinem Ende entgegen. Eine weitere Tralala-Single ("You Are The One") und ein nicht wirklich geglücktes Fast-A capella-Stück ("You'll End Up Crying").

Nur 5 von 10 Songs sind also richtig gut, eigentlich ein Kandidat für eine klassische Mittelmaß-Bewertung. Das "Stay On These Roads" trotzdem einen Punkt nach oben rutscht, verdankt es der herausragenden Qualität eben jener Handvoll Lieder, die auch heute noch äußerst hörenswert sind.

Bewertung: 4 von 5

Nachtgedanken (026)

Heute dreht sich alles wieder einmal um die Liebe. "So muß ich denn gehen" stammt aus der Feder Moritz Graf von Strachwitz' (1822-1847).

So muß ich denn gehen dahin, dahin!
Und hab dir nicht gesagt, geklagt,
Wie ich mählich dein eigen geworden bin,
Bis das Herz mir in zehrender Liebe verzagt.

So muß ich denn gehen hindan, hindan!
Und habe nicht einmal gebaut auf mich
Und habe nicht einmal gefreit als Mann
Um die Königskrone, um dich, um dich.

So muß ich denn gehen zur Stund, zur Stund!
Und habe nicht einmal vor dir gekniet,
Und es hat nicht einmal dein stolzer Mund
An meiner zitternden Lippe geblüht.

So muß und denn gehen zurück, zurück!
Und die Heide wird braun, und die Sonne sank,
Und das einmal kindisch verträumte Glück,
Das suchst du umsonst dein Leben lang!

Donnerstag, 12. März 2009

Buch-Rezensionen (130): Helmut Höfling - UFOs, Urwelt, Ungeheuer - Das große Buch der Sensationen (1980)

(Cover: Amazon.de)

Eigentlich sollte man bereits durch den Titel gewarnt sein. UFOs, unerklärliche Phänomene á la Bermuda-Dreieck und Kryptozoologie in einen Topf - oder besser: ein Buch - werfen, kann eigentlich nur nach hinten losgehen. Und so liest sich dieses Buch auch wie ein wildes Potpourri aus Däniken-Kritik, Jagd nach dem Yeti und der Aufzählung von UFO-Sichtungen mit und ohne Bild"beweis". Dabei geht der Autor durchaus ehrenwert - weil skeptisch - an alles heran, es ist eher der wenig zusammenpassende Mix unter dem kleinsten gemeinsamen Nenner "Geheimnisvolle Phänomene", der dieses Buch eher wenig lesenswert macht.

Die einzelnen Abschnitte für sich können stellenweise unterhalten, verlieren sich aber naturgemäß immer im Vagen und Ungefähren. Literatur über Rätsel in Wissenschaft und Natur, die keine Beweise oder zumindestens plausible Lösungsansätze aufzuweisen haben, geraten immer schnell in den Ruch des Überflüssigen. So auch hier, was eigentlich schade ist, da vielversprechende Ansätze verschenkt wurden. Zumindestens gibt es Lob für die kritische Grundhaltung, die sich gegen Pseudowissenschaften und deren bekannteste Vertreter richtet.

Bewertung: 3 von 5

Mittwoch, 11. März 2009

...

Aus Respekt vor den Opfern des Wahnsinns, der sich heute im baden-württembergischen Winnenden abgespielt hat, bleibt es hier heute einmal ruhig. Mein Mitgefühl allen Angehörigen.

Dienstag, 10. März 2009

DVD-Rezensionen (130): WM-Klassikersammlung, Ausgabe 14 - Halbfinale 1974 BR Deutschland-Polen (1:0) (2006)

(Cover: Amazon.de)

Im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland veröffentlichte die "BILD am Sonntag" zusammen mit dem Sammelserien-Spezialisten DeAgostini eine ursprünglich auf 30 Ausgaben angelegte, dann aber mit den hinzugefügten sieben Spielen der DFB-Elf bei der WM auf 37 DVDs erweiterte Reihe, die große Partien der deutschen Elf bei Weltmeisterschaften sowie einige Klassiker ohne deutsche Beteiligung in nicht-chronologischer Reihenfolge enthielt. Allen Scheiben war ein Begleitheft mit weiterführenden Informationen über Vorgeschichte, Hintergründe sowie statistischen Elementen wie Aufstellungen etc. beigefügt.

Spiele mit deutscher Beteiligung, die einen Beinamen bekommen haben, kann man fast an einer Hand abzählen. Da gibt es "Das Wunder von Bern", "Das Jahrhundertspiel", "Die Schmach von Córdoba", "Die Schande von Gijón", "Die Nacht von Sevilla" und eben diese Partie hier, "Die Wasserschlacht von Frankfurt".

Aufgrund der klimatischen Ereignisse dieses denkwürdigen Tages hat die DVD eine erweiterte Lauflänge, denn knapp eine Dreiviertelstunde lang darf man den verzweifelten Bemühungen von Feuerwehr, Platzwart und Helfern zuschauen, den unter Wasser stehenden Rasen des Waldstadions mit zum Teil kurioser Technikunterstützung halbwegs bespielbar zu bekommen. Der Bildregisseur fand das anscheinend so lustig, dass er einige Passagen in bester "Fußballballett"-Manier vor- und rückwärts liefen ließ. Dazu noch die ständigen Schaltungen ins Studio, wo Hans-Joachim Rauschenbach in schlecht sitzendem mausgrauen Anzug mit zitronengelbem (!) Hemd, orangener (!!) Krawatte mit kackbraunem (!!!) Muster das wandelnde Testbild gibt.

Das Spiel hat einigen Unterhaltungswert, natürlich erst einmal durch den komischen Faktor, wenn ein Spieler wie gewohnt zu einem Dribbling ansetzt und erst nach ein paar Sekunden bemerkt, dass der Ball zwei Meter hinter ihm in einer Schlammpfütze steckengeblieben ist. Aber trotz des eigentlich unbespielbaren Platzes versuchten insbesondere die Polen ein gefälliges Kombinationsspiel aufzuziehen, gut möglich, dass die DFB-Elf bei normalen Bedingungen nicht gewonnen hätte. Auf jeden Fall ein tolles Spiel mit einem überragenden Sepp Maier auf der deutschen und einem begeisternden Robert Gadocha auf polnischer Seite. Trotz nur eines Tores eine meiner Lieblingsscheiben dieser Edition!

Ein kleiner Wermutstropfen: Der Kommentar von Ernst Huberty. Herrjeh, hier ging es um den Einzug in ein WM-Finale und der Mann spricht, als berichte er vom Betriebssportfest... Ein Beispiel: In der 73. Minute fischt Maier im Sprung einen Ball aus der Torecke und ohne die Stimme nur eine Spur zu erheben heißt es lakonisch: "Das war Deynas Schuß und Maiers Glanzparade". 

Toll.  

In Halbzeit zwei klingt der Kommentar wie durchs Telefon gesprochen, der Stadionkrach ist dafür umso stärker zu hören und zaubert deutlich mehr Atmosphäre in die gute Stube als im ersten Durchgang. Fazit: Macht auch nach 35 Jahren noch Spaß...

Bewertung: 5 von 5

CD-Rezensionen (129): Helge Schneider - Helge Live (The Berlin Tapes) (1998)

(Cover: Amazon.de)

Wer Helge Schneider ignoranterweise immer noch für einen talentlosen, "Katzenklo" säuselnden Stümper hält, sollte ihn einmal live sehen oder sich bei Ermangelung einer Gelegenheit Mitschnitte wie diese "Berlin Tapes" geben. Der Meister ohne Band, nur von Butler Bodo mit Unmengen von Tee bemuttelt, fährt hier das ganz große Comedy-Geschütz auf.

Wechselseitig beweist der Mülheimer, dass er zum einen ein begnadeter Jazzer mit absoluten Alleinunterhalter-Qualitäten am Piano und zum anderen ein Meister des absurd-abgedrehten Humors mit enormen Improvisationsfähigkeiten ist. Manchmal gehen die beiden Talente sogar Hand in Hand, was glatt zum absoluten Highlight der Platte, dem "Mondscheinsonaten-Medley" führt. Fließend von Beethovens Klassiker über "Smoke On The Water" zur Titelmelodie von "Gute Zeiten, Schlechte Zeiten" wandern - das bringt wirklich nur ein Helge Schneider fertig.

Wo soll man eigentlich anfangen, um die Knaller dieses Albums zu benennen? Die grandiose Elvis-Parodie "Jeilhause Rock"? Oder doch das wohl hektischste Liebeslied aller Zeiten, "Gefunkt"? Doch egal, ob die schräge Hymne "Pflaumenbaum" oder das göttliche "Schwedenurlaub" - am besten selbst reinhören und ablachen!

Bewertung: 5 von 5

Montag, 9. März 2009

Buch-Rezensionen (129): Peter Hays, Jörg Reuther - London entdecken & erleben (1994)

(Cover: Amazon.de)

Dieses Buch eignet sich aufgrund seines Formats (ca. 24 x 16,5 cm) eher weniger für das kleine Gepäck eines London-Spaziergangs. Stattdessen kann man damit im abendlichen Hotelzimmer die Aktivitäten des folgenden Tages planen. Neben den reiseführertypischen Basisinformationen für eine Städtereise enthält dieses Buch u. a. einen Übersichtsplan der Londoner U-Bahn, einen Straßenatlas Südenglands und des Londoner Großraums.

Auf 190 Seiten gibt es ganze Heerscharen von Adressen der Bereiche Gastronomie, Shopping, Kultur, Sport, Nachtleben etc. und selbstverständlich fehlen auch die absoluten "Muss man sehen"-Plätze der Themsemetropole nicht. Zusätzlich verspricht die Eigenwerbung "Insider-News", wie immer man zu solchen angeblich exklusiven Geheiminformationen im Tourismus stehen mag. Einige Tips jedoch scheinen sich durchaus abseits der ausgetrampelten Touristenpfade zu bewegen.

Die größte Schwäche des Buches ist freilich sein Alter. Alle Preise sind in DM angegeben und darüber hinaus sicherlich hoffnungslos unaktuell. Somit kann man für ein 1994 erschienenes Buch nicht wirklich eine unbedenkliche Kaufempfehlung aussprechen, als eventuell günstig zu ergatternde Zweitlektüre darf man aber gerne einen Blick riskieren.

Bewertung: 2 von 5

Sonntag, 8. März 2009

DVD-Rezensionen (129): Leningrad Cowboys Double Feature (1989/1994)

(Cover: Amazon.de)

Die Finnen sind schon ein gar wunderliches Völkchen. Wer Weltmeisterschaften in "Sportarten" wie Handy-Weitwurf oder Ehefrau-Tragen ausrichtet, ja, der ist auch prädestiniert dafür, wunderbar verschrobene Filme über die "schlechteste Rock 'n' Roll-Band der Welt" zu machen! Umso schöner, wenn man sie wie hier gleich im Doppelpack zum unschlagbar günstigen Preis bekommt.

Leningrad Cowboys Go America (1989)

Das erste der beiden Roadmovies hat sicherlich den größeren Kultstatus inne. Die komplett erfolglose sibirische Kapelle LENINGRAD COWBOYS versucht in Amerika ihr Glück, angeführt von ihrem skrupellosen Manager Vladimir (Matti Pellonpää). Die Reise führt per Auto von New York quer durch den Süden der USA bis nach Mexiko, wo die Kapelle auf einer Dorfhochzeit (!) ihren kommerziellen Durchbruch feiert.

Natürlich hat der Film (ähnlich Helge Schneiders Kinoausflügen) nicht wirklich eine Handlung, dafür trifft die Band bezaubernd schräge Laiendarsteller und wartet mit einigen wirklich mitreißenden Auftritten in versifften Bars und schäbigen Motels auf. Selbst als Beerdigungsprozessions-Kapelle verdingt man sich, immer begleitet vom Sarg mit ihrem erforenen Kameraden, der praktischerweise gleich als Bierkühler dient.

Regisseur Jim Jarmusch spielt eine kleine Gastrolle als windiger Gebrauchtwagenhändler und auch Bluesgitarrist Duke Robillard sowie der Rockabilly-Sänger Colonel Robert Morris haben Cameo-Auftritte.

Leningrad Cowboys Meet Moses (1994)

5 Jahre später hängen die LENINGRAD COWBOYS immer noch in Mexiko herum. Der Tequila hat die Hälfte der Band dahingerafft und ihr Manager Vladimir hat sich schon vor Jahren in die Einsamkeit der Wüste zurückgezogen. Doch plötzlich kehrt er im religiösen Wahn zurück, lässt sich fortan Moses nennen und verspricht der Truppe, sie wie einst sein Namensvorbild die Israeliten in das gelobte Land, die Heimat, zurückzuführen. Doch der Weg nach Sibirien ist weit und aufgrund des Diebstahls der Nase einer gewissen New Yorker Großstatue hat sich auch noch ein CIA-Agent (André Wilms) auf die Fährte der Reisenden gesetzt...

Obwohl dieser Film im Vergleich zum Vorgänger nahezu unbeachtet blieb, hat er mir doch etwas besser gefallen. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Der Film spielt gleich in sieben Ländern (Mexiko, USA, Frankreich, Deutschland, Tschechien, Polen, Russland) und hat neben den schönen Landschaftsaufnahmen ganz einfach eine deutlich bessere Bildqualität mit satten Farben. Dabei vernachlässigt er keinesfalls die Stärken des ersten Films. Immer noch gibt es schräge Polka- und Rockmusik en masse und auch die Begegnungen mit außergewöhnlichen Gestalten kommen nicht zu kurz.

Dabei ist die ganze Geschichte eine wunderbare Interpretation des biblischen Exodus-Motivs, was zu sagenhaft bizarren Szenen führt. So liefern sich "Moses" und ein als Lenin gestyltes Mitglied der Band auf dem Leipziger Hauptbahnhof (!!!) ein wortreiches Zitatenduell mit Versen des Alten Testaments und Wendungen aus dem Kommunistischen Manifest, was einer der Mexiko-Exilanten schulterzuckend mit "Gringo Talk..." kommentiert. Und selbst die berühmte Szene mit Gott im brennenden Dornbusch fehlt nicht, auch wenn jener Busch diesmal ein durch "Moses" selbst in Brand gesteckter klappriger Tannenbaum ist...

Einige der für die Szenen in Sachsen (Dresden, Leipzig, Elbland) genutzen Örtlichkeiten kamen mir sehr bekannt (wenn auch in den letzten 15 Jahren sehr verändert) vor, was den Film für mich gleich eine Art Vertrautheit verlieh. Allerdings wurde auch die Logik äußerst schräg gehandhabt, nach Dresden fährt man von Leipzig kommend nun mal nicht elbabwärts und warum man von dort aus über Tschechien nach Warschau reisen sollte, wird wohl des Regisseurs Geheimnis bleiben. Auch das Heimatdorf des Cowboys hat sich im Vergleich zum ersten Film sehr verändert und sieht statt wirklich "sibirisch" nunmehr nach einer pittoresken Bauernsiedlung in der Hohen Tatra aus...

Beide Filme rund um die chaotischen Träger von Extrem-Haartollen und Schnabelschuhen wurden von Aki Kaurismäki absolut puristisch inszeniert. Das heißt im Klartext: Schrifttafeln, um die neue Örtlichkeit anzukündigen, keinerlei Extras und auf Wunsch des Regisseurs nicht einmal Kapitel. Immerhin gibt es deutsche Untertitel für den als einzige Tonspur vorhandenen Originalton. Egal, um es mit einem von der Kapelle live oftmals geäußerten Zitat zu sagen: Thank you very many!

Bewertung: 4 von 5

Nachtgedanken (025)

Gestern ein Philosoph, heute ein Philosoph. In jungen Jahren widmete sich auch Arthur Schopenhauer (1788-1860) der Dichtkunst. Titel der heutigen "Nachtgedanken" aus dem Jahre 1805: "Sonett".

Die lange Winternacht will nimmer enden;
Als käm’ sie nimmermehr, die Sonne weilet;
Der Sturm mit Eulen um die Wette heulet;
Die Waffen klirren, an den morschen Wänden.

Und off’ne Gräber ihre Geister senden:
Sie wollen, um mich her im Kreis vertheilet,
Die Seele schrecken, daß sie nimmer heilet; -
Doch will ich nicht auf sie die Blicke wenden.

Den Tag, den Tag, ich will ihn laut verkünden!
Nacht und Gespenster werden vor ihm fliehen:
Gemeldet ist er schon vom Morgensterne.

Bald wird es licht, auch in den tiefsten Gründen:
Die Welt wird Glanz und Farbe überziehen,
Ein tiefes Blau die unbegränzte Ferne.

Soundtrack Of My Life (007): Silly - So 'ne kleine Frau (1985)

Im Allgemeinen wird immer wieder geäußert, dass sich DDR-Jugendliche spätestens ab Mitte der 80er nicht mehr für die nationale Rock- und Popmusik interessiert haben. Das behaupten sogar Koryphäen wie Peter Wicke, der immerhin (ich zitiere) "Professor für Theorie und Geschichte der populären Musik und Direktor des Forschungszentrums populäre Musik am Seminar für Musikwissenschaft der Humboldt-Universität Berlin sowie Adjunct Research Professor am Department of Music der Carleton University Ottawa" ist.

Nun, dann muß ich wirklich zu einer seltenen Spezies gehört haben, denn für mich galt die simple Formel "Ost=Müll", West=alles super" nicht. Sicherlich, vieles im Ostrock war entsetzlich belanglos, oftmals dreist von westlichen Vorbildern kopiert und dennoch: gab es nationale Musiksendungen im Fernsehen (ob nun BONG oder STOP! ROCK") oder die "Wertungssendungen" auf DT64 - ich war dabei. Vielleicht habe ich mir von daher ein recht breites musikalisches Interessenspektrum erhalten.

Einige wenige Songs haben es bis in meine persönliche Favoritenliste geschafft, "So 'ne kleine Frau" von Silly gehört definitiv hinzu. Ein entsetzlich trauriger Song, der das DDR-Tabuthema alleinerziehende Mütter mit häufig wechselnden Beziehungen ansprach, Texter Werner Karma hatte hier wirklich einen seiner vielen genialen Momente. Seine bildhaften Lyrics entsprachen wohl genau meinem Geschmack, denn eigentlich exakt ab dem Moment, als die Band auf eine weitere Zusammenarbeit verzichtete und die leider viel zu früh verstorbene Tamara Danz begann, die Texte selbst zu schreiben, ließ mein Interesse für Silly schlagartig nach, obwohl der Backkatalog der Band heute komplett bei mir im Regal steht.

Nach wie vor bekomme ich bei diesem - nunmehr fast 25 Jahre alten - Song eine Gänsehaut, spätestens wenn nach der Hälfte der 4 Minuten die wie aus dem Nichts aufkreischende Gitarre einsetzt...

Samstag, 7. März 2009

Links, 2, 3, 4... (002)

Kommen wir heute zu einem der zahlreichen Foren, in denen ich meine Online-Zeit verbringe. In meinen Beginnertagen im Internet gab es nur die offizielle internationale Depeche Mode-Seite, aber noch nicht einen entsprechenden nationalen Auftritt. Mehr durch Zufall stolperte ich eines Nachts im Januar 2002 über diesen, hinterließ einen Gästebucheintrag und entdeckte einen Tag später das zugehörige Forum. Nach tagelangem Lesen der z. T. hochinteressanten Themen fing ich dann an, selbst Beiträge zu schreiben. Nicht mehr alle sind durch Softwareumstellung und Themenbereinigung noch vorhanden, es dürften aber mittlerweile insgesamt so etwa um die 40.000 sein.

Seit ein paar Jahren hab ich dort einen (relativ unkomplizierten) Moderatorenposten inne, mindestens ein täglicher Besuch der Seite ist ohnehin Pflicht, auch wenn ich mich oftmals über die geradezu hysterischen Reaktionen der Hardcore-Fanfraktion eher amüsieren könnte, als dort in lautstarke Diskussionen zu in meinen Augen nebensächlichen Thematiken mit einzusteigen. Jedenfalls ist dies das momentan einzige Internetauftritt, durch den ich später mehrere Leute persönlich im realen Leben kennengelernt habe.

Nachtgedanken (024)

Diesmal wird es philosophisch, denn ich habe mir etwas von Friedrich Nietzsche (1844-1900) ausgesucht, der natürlich weniger als Dichter denn als Denker und Philosoph  im Gedächtnis der Nation verankert ist. Titel: "Diesen ungewissen Seelen".

Diesen ungewissen Seelen
Bin ich grimmig gram.
All ihr Ehren ist ein Quälen,
All ihr Lob ist Selbstverdruss und Scham.

Dass ich nicht an ihrem Stricke
Ziehe durch die Zeit,
Dafür grüsst mich ihrer Blicke
Giftig-süsser hoffnungsloser Neid.

Möchten sie mir herzhaft fluchen
Und die Nase drehn!
Dieser Augen hülflos Suchen
Soll bei mir auf ewig irre gehn.

Freitag, 6. März 2009

CD-Rezensionen (128): De/Vision - Antiquity (1995)

(Cover: Amazon.de)

Im selben Jahr, in dem die Bensheimer und heutigen Berliner ihr zweites Album "Unversed In Love" herausbrachten, schoben sie gleich noch diese Compilation mit alten, unveröffentlichten Stücken hinterher. Diese wurden freilich nicht im Originalzustand belassen, sondern unter Regie des damals führenden Produzenten für Synthiepop, Axel Henninger (u.a. tätig für Camouflage), neu aufgenommen.

So reizvoll es im Regelfall ist, unverfälschtes Urmaterial zu hören, so sehr muß man die Kapelle zu dieser Entscheidung beglückwünschen, schwirren doch bis heute Tapes und Bootlegs aus den Anfangstagen der Band herum, die von geradezu eklatanten Schwächen in Gesang und Arrangement zeugen.

Nicht alle Mängel sind auf vorliegender Zusammenstellung schon vollständig ausgebügelt, so ist die recht arg deutsche Pronunziation des Englischen durch Steffen Keth doch noch äußerst gewöhnungsbedürftig. Nichtsdestotrotz finden sich einige feine Synthieposongs der klassisch-tanzbaren Machart auf der nur 9 Tracks umfassenden Rückschau. Mein Favorit hierbei ist (trotz deutlicher Depeche Mode-Anleihen) "Into Another World", aber auch "Desertland" und "Lost In You" finden vor des Rezensenten Gehörs Gnade, ebenso ist "A Word In Season" ein recht ansprechendes Instrumentalstück, das sich in ausufernder Melancholie verliert.

Der Rest ist etwas schwächer, aber ein wirklicher Totalausfall ist nicht zu verzeichnen. So bleibt "Antiquity" trotz seiner nur knapp 37 Minuten Spieldauer ein immer noch gern gehörtes Stück Vergangenheit.

Bewertung: 4 von 5

Nachtgedanken (023)

Die Literaturgeschichte des 19. Jahrhunderts ist nicht eben arm an tragischen Schicksalen. Genie und Wahnsinn liegen wohl ebenso nah beieinander wie unglückliche Gefühlswallungen zu künstlerischen Höchstleistungen anspornen. Karoline von Günderrode (1780-1806) ist  ein solcher Fall, aus enttäuschter Liebe zu dem Philologen Friedrich Creuzer (1771-1858) erstach sie sich im Alter von nur 26 Jahren am Rheinufer bei Winkel. Irgendwie lassen sich die kommenden Ereignisse in "Die eine Klage" erahnen...

Wer die tiefste aller Wunden
Hat in Geist und Sinn empfunden
Bittrer Trennung Schmerz;
Wer geliebt was er verlohren,
Lassen muß was er erkohren,
Das geliebte Herz,

Der versteht in Lust die Thränen
Und der Liebe ewig Sehnen
Eins in Zwei zu sein,
Eins im Andern sich zu finden,
Daß der Zweiheit Gränzen schwinden
Und des Daseins Pein.

Wer so ganz in Herz und Sinnen
Konnt' ein Wesen liebgewinnen
O! den tröstet's nicht
Daß für Freuden, die verlohren,
Neue werden neu gebohren:
Jene sind's doch nicht.

Das geliebte, süße Leben,
Dieses Nehmen und dies Geben,
Wort und Sinn und Blick,
Dieses Suchen und dies Finden,
Dieses Denken und Empfinden
Giebt kein Gott zurück.

Donnerstag, 5. März 2009

Buch-Rezensionen (128): Igor Akimuschkin - Vom Aussterben bedroht? Tiertragödien, vom Menschen ausgelöst (1969)

(Cover: Amazon.de)

Dieses Buch, das nun auch schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel hat, widmet sich in populärwissenschaftlicher Art und Weise einem leider immer noch brandaktuellen Thema - der Ausrottung ganzer Tierarten durch Menschenhand und der andauernden Gefährdung vieler anderer Spezies.

Anhand vielerlei exemplarischer Beispiele wie dem Verschwinden der Wandertauben, Riesenalke, des Beutelwolfs, der Dodos, Quaggas, Auerochsen, Tarpane, Moas oder der Stellerschen Seekuh wird der zerstörerische Einfluß der Zivilisation auf die Fauna des Planeten beschrieben. Aber auch auf erfreuliche Rettungen wie in den Fällen des Przewalski-Pferds und des Davidshirschs wird im interessanten und fesselnden Stil eingegangen.

Ein weiterer Teil des Buchs widmet sich akut gefährdeten Arten wie dem Berggorilla oder diversen Wildeseln wie Onager und Kiang. Dies alles ohne zu auffällig erhobenen Zeigefinger.

In Zeiten, wo Dokumentarfilme zum gleichen Thema großen Publikumserfolg erzielen, sollte man durchaus nach diesem immer noch gültigen Werk Ausschau halten - es lohnt sich!

Bewertung: 4 von 5

Nachtgedanken (022)

Hoch aus dem Norden kommen die heutigen "Nachtgedanken", nämlich vom wohl bekanntesten Einwohner Husums, Theodor Storm (1817-1888). Titel: "Am Fenster lehn ich".

Am Fenster lehn ich, müd verwacht.
Da ruft es so weithin durch die Nacht. -

Hoch oben hinter Wolkenflug
Hinschwimmt ein Wandervogelzug.

Sie fahren dahin mit hellem Schrei
Hoch unter den Sternen in Lüften frei.

Sie sehn von fern den Frühling blühn,
Wild rauschen sie über die Lande hin.

O Herz, was ist's denn, das dich hält?
Flieg mit, hoch über der schönen Welt!

Dem wilden Schwarm gesell dich zu;
Vielleicht siehst auch den Frühling du!

Dann gib noch einmal aus Herzensdrang
Einen Laut, ein Lied, wie es einstens klang!

DVD-Rezensionen (128): Die Abenteuer des Tom Sawyer und Huckleberry Finn (Collector's Box) (1979)

(Cover: Amazon.de)

Verfilmungen des klassischen Tom Sawyer/Huckleberry Finn-Stoffes von Mark Twain gibt es in großen Mengen, doch eigentlich nur diese 26-teilige deutsch-kanadische Co-Produktion aus dem Jahre 1979 hielt sich dermaßen eng an die literarischen Vorlage. Selbst ich als DDR-Kind fieberte wöchentlich mit den Abenteuern von Tom (Sammy Snyders) und Huck (Ian Tracey) mit, auch wenn der Empfang, knapp außerhalb des "Tals der Ahnungslosen", immer wieder ein Lotteriespiel war.

Die Serie ist auf 6 DVDs in einer äußerst attraktiven, aufklappbaren Papphülle mit geprägter Oberfläche verteilt, sehr edel gestaltet und definitiv ein Hingucker im Regal. Leider kann die technische Qualität des Inhalts diesen Standard nicht halten, weder gibt es die englische Originaltonspur, Bonusmaterial, noch wurde das teilweise doch richtig schlechte Bild (u. a. extreme Helligkeits- und Bildkörnungswechsel bei einzelnen Umschnitten) aufbereitet. Wie das selbst bei solch altem Material viel besser geht, beweisen die TV-Vierteiler ("Zwei Jahre Ferien", "Entführt", etc.) von CONCORDE. Mit dem digital vorliegenden Mono-Ton hingegen kann ich gut leben, stehen doch Geräusche oder Musik nicht im Vordergrund der Handlung.

Die Serie wirkt trotz veränderter Sehgewohnheiten immer noch spannend und sympathisch, auch wenn einem als Erwachsenen einige Ungereimtheiten auffallen. So sind die Floßpassagen im zweiten Teil der Abenteuer scheinbar auf einem See ohne jegliche Strömung gedreht worden, auch wirken die im kanadischen Bundesstaat British Columbia entstandenen Außenaufnahmen nicht wirklich wie die Landschaft des mittleren Mississippi-Flußlaufs.

Dennoch eine wunderschöne Erinnerung an die Kindheit, zeitlos und trotz leichter Abzüge für die erwähnten technischen Mängel eine absolute Kaufempfehlung, schließlich durfte ich die Serie damals auch in keinem guten Bild genießen...

Bewertung: 4 von 5

Mittwoch, 4. März 2009

Johanna König †

(Foto: n-tv.de)

Es gab tatsächlich mal eine Zeit, in der ich gerne und ausführlich Werbung geschaut habe. Das waren freilich längst vergangene DDR-Zeiten, in der die (im verrauschten Bild empfangenen) bunten Clips faszinierende Mitteilungen aus einer komplett fremden Welt waren. Gestern ist mit Johanna König alias "Klementine" eine der Ikonen dieser Werbeära im Alter von 87 Jahren gestorben. Die Werbefigur für das Waschmittel Ariel dürfte zeitweise zu den bekanntesten Deutschen gehört haben.

CD-Rezensionen (127): City - Casablanca (1987)

(Cover: Amazon.de)

Dieses Album aus dem Jahre 1987 ist so etwas wie der Kulminationspunkt der späten DDR-Rockmusik. Zeitkritische Texte, zum Teil unter Pseudonym geschrieben, die hauptsächlich Geschichten aus dem Ost-Berlin der DDR-Endphase erzählen und stellenweise zu heftigen Kontroversen mit den Kulturbehörden sorgten.

So soll die Passage "da ging die erste große Liebe vom Frühling bis in den August" in "z. Bsp. Susann" ursprünglich in etwa "da ging in diesem Jahr der Frühling bis in den August" geheißen haben, was freilich ein sehr deutlicher Hinweis auf die Niederwalzung des Prager Frühlings durch sowjetische Truppen im August 1968 war. Undenkbar für die Zensurgewaltigen, zumal Sänger Toni Krahl als nach einer damaligen mutigen Protestaktion verhafteter und inhaftierter Künstler ohnehin ein rotes Tuch bei dieser Thematik darstellte.

Das Titelstück, einer der größten Hits der Ostrockgeschichte, hat zudem einen interessanten Entstehungshintergrund. Geschrieben vom Schauspieler Henry Hübchen, wurden die im Song verwendeten Sprachsequenzen aus dem gleichnamigen Filmklassiker ausgerechntet mit Hilfe des "Feindsenders Nr. 1", dem RIAS in West-Berlin, aufgenommen. Fritz Puppel und Toni Krahl baten den ihnen bekannten dortigen Redakteur Olaf Leitner, ihnen doch bei der Beschaffung solcher Originalsounds behilflich zu sein. Dieser spielte dann in einer seiner Sendungen unter irgend einem Vorwand solche Passagen, die dann von den City-Herren am Radio auf Band aufgenommen und ins Studio verfrachtet wurden.

Seine Stärken hat dieses Album eindeutig in seinen Texten, da die Musik doch sehr künstlich (vor allem die Drums) und aus heutiger Sicht hoffnungslos veraltet arrangiert klingt, ein Manko, das beispielsweise Silly-Alben aus der gleichen Zeit nicht haben.

Besonders empfehlenswert "Pfefferminzhimmel", welches das Fernweh der im eigenen Land gefangenen DDR-Bürger auf melancholische Weise thematisiert, das bereits eingangs erwähnte "z. Bsp. Susann", ein berührendes Stück über die Nachkriegsgeschichte Berlins und gleichzeitig ein straightes Stück Rockmusik, das schöne Liebeslied "Wand an Wand" und "Halb und Halb", das erstaunlich offensiv am Tabu der totgeschwiegenen deutschen Teilung rührt.

Sicherlich eines der besten DDR-Alben, auch wenn es nicht ganz zur Höchstwertung reicht.

Bewertung: 4 von 5