Donnerstag, 31. Januar 2008

DVD-Rezensionen (009): La Boum 1 & 2 (1980/1982)


(Cover: Amazon.de)

Ach ja, das waren noch Zeiten, in denen die beiden "La Boum"-Filme im TV liefen. Unabhängig von der Anzahl der Ausstrahlungen war es am Morgen darauf in der Schule jedesmal Tagesgespräch. Wir halbwüchsigen Bengel waren natürlich in Sophie Marceau verknallt, die Mädels diskutierten ihre männlichen Favoriten.

Mit dem Abstand von 20 Jahren wirkt manches natürlich sehr seicht und sehr weit weg, wie aus einer anderen Welt. Aber das Gefühl, eine schöne Zeit erlebt zu haben stellt sich trotzdem immer wieder ein. Für eine nostalgische Zeitreise in Gedanken ist diese Box jedenfalls bestens geeignet.

Über die Handlung der Filme noch großartige Abhandlungen zu schreiben ist sicherlich unnötig, da wohl jeder jenseits der 30 diese Filme mindestens einmal gesehen hat. Da macht die Herkunft gar keinen Unterschied aus, liefen diese Klassiker der 80er doch sowohl in der DDR als auch in der Bundesrepublik.

Umso mehr ist die Ausstattung der Box zu würdigen, die neben vertretbarem Bild und Ton noch eine dritte DVD mit Bonusmaterial bietet. Szenen vom Casting der jugendlichen Darsteller, Erinnerungen der Autoren, des Regisseurs und der Schauspieler und der wunderschön gefilmte Kurzfilm "Un océan de blé" in dem Sheila "Pénélope" O'Connor und Alexandra "Samantha" Gonin erneut zusammen spielen. Sie etwa 20 Jahre älter zu sehen ist hochinteressant, leider verfügt dieser Film nicht über deutsche Untertitel.

Dennoch: Unbedingter Kauftip!

Bewertung: 5 von 5

Aussteiger

Bei den Präsidentschafts-Vorwahlen überschlagen sich derzeit die Ereignisse. John Edwards bei den Demokraten und Rudy Giuliani bei den Republikanern haben hingeschmissen. Während Edwards noch keine Wahlempfehlung für Clinton oder Obama abgegeben hat, ruft New Yorks Ex-Bürgermeister dazu auf, von jetzt an für John McCain zu stimmen.

Darüber hinaus hat Hillary Clinton die für sie bedeutungslose Vorwahl in Florida klar gewonnen, John McCain hingegen kann nach seinem Sieg im selben Bundesstaat langsam als der Favorit der republikanischen Wähler angesehen werden.

Auf historischem Boden

Gestern bin ich ein paar Kilometer elbabwärts gefahren, um endlich mal das Elbedenkmal in Strehla zu fotografieren. Ich habe momentan auf meiner internationalen MySpace-Seite eine Kunstaktion laufen, die darin besteht, zu einem vorgegebenen Thema ein Foto zu schießen, ein Gedicht oder eine Geschichte zu schreiben, zu malen oder irgend etwas anderes zu basteln. Das Thema für den Januar war "Begegnungen" und wo ließe sich das besser verdeutlichen, als am Punkt des ersten Treffens zwischen amerikanischen und sowjetischen Truppen im Frühjahr 1945? Nein, das war nicht in Torgau!

Davon abgesehen war es auch der Schauplatz einer Tragödie, die über Jahrzehnte totgeschwiegen wurde.

Selten so gelacht - Part 2

Gestern bekam ich nach fünf (!!!) Tagen endlich eine Antwort auf meine Mail an JUMP. Wie gesagt, diese war der höfliche Teil meiner Beschwerde, die andere in der spontanen Erregung ging direkt ins Studio. Zuerst das obligatorische Einheitsblabla:

Hallo Sven,
vielen Dank für deine Mail. Du hast recht, das war kein Witz. Das war geschmacklos. Gemerkt haben wir das sofort nach der Moderation. Und sofort haben wir den Moderator dafür gerügt. Jetzt haben die Programmverantwortlichen und die Redaktion deine Mail und eine weitere zum gleichen Vorfall noch einmal mit dem Moderator diskutiert. Natürlich ist er auch eurer Meinung, es tut ihm leid. Ihm ist einmal mehr bewusst geworden, welche Verantwortung Radiomoderatoren haben und dass sie in jedem Moment, wenn das Mikro offen ist, hochkonzentriert sein müssen.


Aber dann gings los:

Noch einen Satz hintendran. Wir alle machen Fehler. Doch meiner Meinung nach rechtfertigen Fehler von anderen nicht, dass man selbst über den Ärger und Frust ob dieses Fehlers die Fassung verliert und den Gegenüber in so unhöflicher, unfreundlicher und unsachlicher Art versucht zur Sau zu machen!

Grüße,
Jens


Ach Du armes Redaktions-Hascherl, schmeckt der Brei schon wieder? In diesem Falle halte ich es mit Toni Schumacher: "Wer austeilt, muß auch einstecken können." That's it!

Mittwoch, 30. Januar 2008

CD-Rezensionen (008): Alphaville - Forever Young (1984)


(Cover: Amazon.de)

Es kommt bekanntlich wahrlich nicht jeden Tag vor, dass deutsche Musik vom Ausland goutiert wird. Wenn dann aber eine Band aus dem westfälischen Münster einfach mal so einige der internationalen Tophits einer ganzen Dekade aus dem Ärmel schüttelt ist dies sicherlich äußerst bemerkenswert.

Die 80er waren das Jahrzehnt des Pop im Allgemeinen und des Synthie-Pops im Speziellen. Alphaville lieferten auf ihrem Debütalbum Wegweisendes ab, wobei neben den bekannten Singleauskopplungen besonders "A Victory Of Love" ,"Summer In Berlin" und "Fallen Angel" herauszuheben sind. Eine Platte wie aus einem Guss, ein Pflichtbestandteil in jeder 80er-Sammlung! Das Nachfolgealbum konnte den Standard noch halten, leider stürzte die Band danach ab und verprellte mit gewagten Stilwechseln viele Fans. Ein Live-Konzert, das ich Mitte der 90er erlebte, bot nur noch ein Bild des Jammers, von daher ist diese Platte eine liebevolle Aufbewahrung schöner und weniger schöner (was für ein Drama, als meine Eltern versehentlich die Kassette mit den mühsam aus dem DDR-Radio aufgenommenen Songs löschten!) Jugenderinnerungen. Daher war "Forever Young" auch eine der ersten CDs, die ich nach der Währungsunion kaufte.

Wie international Alphaville daherkamen lässt sich vielleicht noch aus der Tatsache ableiten, dass ich bei meinen amerikanischen Freunden, die die Hits aus ihrer Jugend kannten, äußerstes Erstaunen auslöste, als ich ihnen die Herkunft der Band verriet. Keiner hätte in Alphaville eine deutsche Band vermutet.

Bewertung: 5 von 5

Dienstag, 29. Januar 2008

Holla die Waldfee!

Manchmal entdeckt man an seinen Bekannten ungeahnte Fähigkeiten. Meine MySpace-Freundin Tina aus den USA hat sich jetzt mal trällernderweise vor die Videokamera gestellt. Ich finde das Ergebnis ganz außerordentlich gelungen. Scheiß auf DSDS!

Buch-Rezensionen (008): Clemens Carle - Rad-Abenteuer Panamericana (1994)


(Cover: Amazon.de)

Man muß wohl schon mächtig einen Hau haben, um sich auf den Höllenritt auf der Panamericana von Feuerland bis nach Alaska zu begeben und das nicht etwa per Auto oder Flugzeug, sondern auf dem Fahrrad. Clemens Carle, dessen (handsigniertes) Buch ich 1995 in meiner Bundeswehrkaserne zufällig fand und während einer langweiligen Nachtwache in einem Ritt auslas, ging Anfang der 90er auf eben diesen Extremtrip. 3 Jahre Dauer und 45.000 Kilometer - Unfälle, Pannen, Krankheiten und knifflige Situationen inklusive.

Bücher, die von Abenteurern geschrieben werden sind in den seltensten Fällen hochklassige Literatur. Dies ist aber auch nicht der Anspruch, weder der des Autors, noch von mir als Leser. Ich möchte etwas über die Tour sowie Land und Leute erfahren und dies hat dieses Buch definitiv zu bieten. Ich gehe sogar noch weiter und behaupte, dass vorliegender Reisebericht meine bis heute anhaltende Leidenschaft für Lateinamerika so richtig geweckt hat. Als ich dann etwa 10 Jahre später selbst in mehreren Ländern die "Traumstraße der Welt" befuhr (im Gegensatz zum Autor im sicheren Bus), mußte ich immer wieder an dieses Buch denken. Wie schreibt Clemens Carle auf dem Bucheinband so treffend? "Pedale Dich also durch die 45 000-km-Seiten, dann wirst Du wissen, was ich meine. Und wenn Du hinterher in Kopf und Beinen ein Kribbeln verspürst, gleichfalls auf die 'lange Meile' zu gehen, würde mich dies gar nicht wundern!".

Bewertung: 4 von 5

Achten Sie auf Ihre 6-Uhr-Position...

Ich als alter AMIGA-Zocker komme heute aus Zeitgründen kaum noch zum Spielen. Wurden früher ganze Nächte durchgedaddelt, muß man sich nun die knapp bemessene Freizeit gut einteilen. Allerdings hänge ich momentan wieder an der Droge und schuld ist ein im letzten Jahr für 5 Euro vom Wühltisch erstandenes Exemplar des 2.Weltkrieg-Flugsimulators "IL-2 Sturmovik" von 2001.

Ich spiele momentan den Kampagnenmodus auf deutscher Seite und kam bisher relativ problemlos zurecht. Nun aber hat die KI der Gegner einen dermaßenen Sprung nach vorn getan, dass es mich öfter vom Himmel pustet. Ganz arge Probleme habe ich in Dog fights mit P-39 Airacobras, die die Amerikaner damals im Rahmen des Lend-Lease-Acts an die Sowjetunion lieferten. Was schreibt der Wahnsinnige da im Wiki-Artikel? "Allerdings war die Airacobra bei deutschen Piloten nicht sonderlich gefürchtet, sie galt wegen des Mittelmotors als leicht abzuschießen."

BITTE???

Gestern habe ich Stunden und unzählige Versuche an einer Mission gegen vier Maschinen dieses Typs gesessen. Beim Anflug brechen zwei Rotten jeweils nach links und rechts weg und kaum hatte man sich mal einen nur halbwegs günstig vor das Rohr geholt, krachte es schon wieder, weil sich der Flügelmann oder das andere Paar klammheimlich an mein Heck anschlich. Besonders frustrierend ein Versuch, in dem ich 3 Maschinen schon in die ewigen Jagdgründe geschickt hatte und die vierte mich dann ganz gelassen durchlöcherte.

Da lässt man Nerven!

Landtagswahlen in Hessen und Niedersachsen

Eine spannende Wahlnacht gestern in Hessen. Während in Niedersachsen CDU-Ministerpräsident Christian Wulff erwartungsgemäß erneut die Wahl für sich entschied, mußte sein Parteifreund Roland Koch in Wiesbaden deutliche Verluste von 12 Prozent der Stimmen hinnehmen, die CDU bleibt jedoch entgegen den ersten Hochrechnungen stärkste Partei im Land. SPD-Spitzenkandidatin Andrea Ypsilanti machte den alten Stoiber-Fehler ("Ich will noch kein Glas Champagner öffnen") von 2002 und erklärte sich vorzeitig zur Siegerin. Nun steht dem Land ein quälender Koalitionspoker bevor, da sich alle Parteien im Vorfeld des Urnengangs viele mögliche Optionen freiwillig selbst verbaut haben. Dies kann, ähnlich der Bundestagswahl 2005, noch Wochen dauern.

Die bemerkenswerteste Nachricht dürfte der Einzug der Partei DIE LINKE in beide westdeutschen Landtage sein, Deutschland steuert allem Anschein nach auf ein parlamentarisches 5-Parteien-System zu.

Montag, 28. Januar 2008

DVD-Rezensionen (008): Maria voll der Gnade (2004)


(Cover: Amazon.de)

Der lateinamerikanische Film ist (zu Unrecht) in Europa nahezu unbekannt. Eine der wenigen Ausnahmen, die es in hiesige Kinos schafften war diese kolumbianisch-amerikanische Co-Produktion.

Maria, 17 Jahre alt und ungewollt schwanger, schuftet in einer Rosenfabrik nahe der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá. Nachdem sie nach einem Streit den Job hingeschmissen hat, bekommt sie in ihrer verzweifelten Lage das Angebot, als sogenanntes "Maultier" Kokain in ihrem Körper in die USA zu schmuggeln. Nach anfänglichem Zögern nimmt sie den hochriskanten Auftrag an, um vom Verdienst ihre Familie zu unterstützen. Nur mit Glück übersteht sie die Einreisekontrollen unbeschadet, doch nun fangen die wirklichen Probleme erst an...

Die Handlung des Films ist bitterer Alltag, verzweifelte Menschen aus Lateinamerika riskieren tagtäglich ihr Leben um der Armut zu entfliehen. Dieses Dilemma wird von Regisseur Joshua Marston ohne große Effekthascherei realistisch geschildert, wobei er sich auf die erstaunlich reife Schauspielerleistung von Catalina Sandino Moreno in ihrer ersten Filmrolle stützen kann. Die Newcomerin wurde zu Recht für den Oscar nominiert.

Die ganze Menschenverachtung der Drogendealer wird zum einen hinterhältig versteckt (der örtliche Boss droht mit sanften Worten damit, sich mit Marias Familie zu "unterhalten", sollte auf dem Transport etwas schiefgehen) oder offen brutal (die abholenden New Yorker Bandenmitglieder, die die "Maultiere" wie Dreck behandeln) dargestellt.
Das Cover zeigt Maria wie eine Gläubige, die die Hostie (in diesem Fall die Kokain-Packung) empfängt. Sehr eindringlich und dem Katholizismus der Kolumbianer entsprechend.

Einzig und allein manche Längen der in New York spielenden Szenen verdienen einen Punkt Abzug. Bild und Ton sind gut, die Zusatzaustattung der DVD jedoch nicht übermäßig üppig. Dennoch sei dieser Film allen Liebhabern von Filmen jenseits des Mainstreams wärmstens ans Herz gelegt.

Bewertung: 4 von 5

CD-Rezensionen (007): Die Doofen - Lieder, die die Welt nicht braucht (1995)


(Cover: Amazon.de)

Ja ja, "Die Doofen". Kaum zu glauben, dass Olli Dittrich und Wigald Boning mit ihren Gaga-Songs 1 Million Exemplare dieses Albums verkauften, mit Preisen von Bambi bis Goldene Stimmgabel überhäuft wurden, "Mief" auf Platz 1 der Charts hievten und sogar als Vorband von Bon Jovi vor zehntausenden Zuschauern auftraten. Sowas ging wohl wirklich nur in den 90ern.

Hört man sich die Platte jedoch heute an, stellen sich leichte Ermüdungserscheinungen ein. Einige Schmunzler entlocken mir noch der geschmetterte Background von Olli Dittrich als Günter Strack ("Warum?") oder der von ihm persiflierte Rudi Carrell in "Ich bau Dir ein Haus aus Schweinskopfsülze". Ebenfalls witzig das hessisch gebabbelte "Jesus" (Ja aus Wasser, da macht er Wein - wer will da nicht sein Kumpel sein?" - Ganz großes Kino!). Alles in allem lässt sich hier schon durchaus nachvollziehen, warum gerade Dittrich bis heute so erfolgreich ist, er ist in allen Belangen einfach vielseitiger als Wigald Boning.

Also dann: Hoch die Tassen, im Chor "Volltreffer" angestimmt und auf Zeitreise in die 90er gehen!

Bewertung: 3 von 5

Sonntag, 27. Januar 2008

2:2

Nach ersten Informationen gewinnt Barack Osama die Vorwahlen der Demokraten in South Carolina deutlich gegen Hillary Clinton. Damit hat jetzt jeder der beiden Kandidaten in 2 Bundesstaaten triumphieren können. Es bleibt also weiterhin spannend, der 5. Februar, der "Super Tuesday", wird entscheiden. Der Tonfall der Auseinandersetzung ist mittlerweile schärfer geworden, mein hier geäußerter Wunsch einer Zusammenarbeit der beiden (ich bin mit dieser Meinung nicht allein) dürfte somit in weite Ferne gerückt sein.

Buch-Rezensionen (007): Gert Ledig - Vergeltung (1956)


(Cover: Amazon.de)

Auf den Autor Gert Ledig wurde ich 1999 durch einen Artikel im SPIEGEL aufmerksam. Ausgelöst durch den Schriftsteller W.G. Sebald setzte eine Debatte ein, die den Bombenkrieg gegen Deutschland nach Jahren der Tabuisierung thematisierte und somit auch diesen, ursprünglich 1956 erschienenen, Roman aus dem Dunkel der Vergessenheit holte.

Geschildert wird in teils unbarmherzig detaillierter Schilderung des Grauens ein Bombenangriff auf eine deutsche Stadt im Jahre 1944. Das Geschehen wechselt im Zeitrahmen von nur einer Stunde von einem Schauplatz des Schreckens zum nächsten, bis hin zu einer abgeschossenen Bomberbesatzung, die vor drohender Lynchung fliehen muß. Ledig erspart dem Leser nichts, es wird auf brutalste Weise gestorben, wer die irrsinnige Realität des Krieges nur ansatzweise verstehen will, sollte dieses Buch lesen auch wenn es starke Nerven erfordert.

Von der von Verdrängung geprägten Gesellschaft der 50er Jahre abgelehnt, zog sich Gert Ledig letztendlich vollständig von der Schriftstellerei zurück und erlebte erst in seinem Todesjahr 1999 die späte, jedoch hochverdiente Anerkennung.

Bewertung: 5 von 5

Es hat nicht sollen sein...


Bitter, bitter. Durch einen Siebenmeter drei Sekunden vor Schluß verliert die deutsche Handball-Nationalmannschaft das EM-Halbfinale gegen Dänemark mit 25:26. Nach einer bravourösen kämpferischen Leistung arbeitete man sich nach 2 Toren Rückstand 20 Sekunden vor Ende der Partie noch auf den Ausgleich heran, um dann mit leeren Händen dazustehen. Die Dänen lagen stellenweise schon 5 Tore zurück und haben den Sieg somit sicherlich verdient. Glückwunsch an unsere Nachbarn und viel Erfolg morgen im Finale gegen Kroatien!

Ob sich das vom Turnier gezeichnete deutsche Team morgen beim Spiel um Platz 3 gegen Frankreich noch einmal ausreichend motivieren kann bezweifle ich zwar, aber trotzdem viel Glück, Jungs!

Nachtrag 27. Januar: Meine Befürchtungen haben sich bestätigt, völlig entkräftet verliert die DHB-Auswahl das Spiel gegen Frankreich mit 26:36.

Samstag, 26. Januar 2008

Selten so gelacht

Heute hab ich mich beim Autofahren furchtbar aufgeregt. Sagt doch der Moderatoredepp beim öffentlich-rechtlichen Dudelfunk MDR JUMP:

"Der Chinese ***, laut "Guinness Buch der Rekorde" der am stärksten behaarte Mann der Welt, sucht jetzt mit Hilfe einer Online-Datingagentur eine Frau. Ich hab mir das mal angesehen...rausgeschmissenes Geld, er sollte es doch lieber im Zoo versuchen."

Dazu noch der obligatorische eingespielte Lacher vom Band. Wieder zu Hause hab ich noch voll geladen den Rechner angeworfen und eine...nun ja...nicht eben höfliche Mail (Zitat: "Aber sonst alles klar im Formatradioschädel?") ins Studio gesendet und noch eine in etwas moderaterem Tonfall an den zuständigen Chef vom Dienst. Reaktion bisher: keine.

Es lebe die sinnvolle Verwendung meiner Rundfunkgebühren!

Freitag, 25. Januar 2008

Handball-Krimi, die Nächste


(Foto: SPIEGEL.de)

Junge, Junge, das war ja wieder nervenzerfetzend gestern abend. Aber dank einer großartigen kämpferischen Leistung gegen Schweden steht Weltmeister Deutschland (leider mit einigen Verletzten als Kollateralschaden) am Samstag im EM-Halbfinale gegen Dänemark. TV-Pflichttermin! Hoffentlich klappt es mit dem Finale und einer möglichen Revanche gegen Monsieur Unsportlichkeit.

DVD-Rezensionen (007): Große Haie - Kleine Fische (2004)


(Cover: Amazon.de)

Eines vorneweg, ich liebe computeranimierte Trickfilme und sammle sie auch, solange sie noch in überschaubarer Anzahl erscheinen. Allerdings dürfte "Große Haie - Kleine Fische" der bisher Schwächste in meiner Kollektion sein.

Technisch ist der Film rund um Fisch Oscar und seinen vegetarischen Haifreund Lenny sicherlich sehr gut - allerdings ist das bei diesen Produktionen mittlerweile Standard. Die Story lockt außer dem ständigen Einbinden von Filmzitaten kaum jemandem hinter dem Ofen hervor und nur die Ähnlichkeit der Fische mit ihren (Original)Sprechern ruft eine gewisse Begeisterung hervor.

Und da wären wir schon beim Hauptkritikpunkt, der deutschen Synchronisation. Normalerweise bin ich kein beinharter Verfechter der Originalfassung. Aber während sich in dieser die erste Hollywoodgarde (Will Smith, Angelina Jolie, Renée Zellweger, Robert De Niro, Martin Scorsese, Jack Black, Peter Falk) die Ehre gibt, darf man sich hierzulande (von dem wie immer grandiosen Christian Brückner einmal abgesehen) mit einem absolut überforderten Daniel Fehlow (GZSZ) herumschlagen, von anderen RTL-Eigengewächsen wie Yvonne Catterfeld oder Frauke Ludowig mal ganz zu schweigen. Die zwei Punkte gibt es für die Grafik, ansonsten ziehe ich bei Dreamworks-Produktionen ganz klar "Shrek" und "Flutsch und weg" vor.

Bewertung: 2 von 5

Donnerstag, 24. Januar 2008

CD-Rezensionen (006): Heinz Rudolf Kunze - Der schwere Mut (1983)


(Cover: Amazon.de)

Diese Platte bekam ich durch einen Freund erstmals Mitte der 90er zu hören, also gut 10 Jahre nach Erscheinen.

Laut Heinz Rudolf Kunzes Homepage betrachtet er sein 1983er Album als sein Schwächstes. Das ist für mich nicht ganz nachvollziehbar, vereinen sich doch brilliante Texte mit handwerklich gut gemachter Musik. Sicherlich wie viele deutsche Interpreten der friedensbewegten frühen 80er sehr kopflastig und deutlich von der politischen Situation geprägt ("Keine Angst"), präsentiert sich Kunze musikalisch hier doch überraschend vielseitig. Trübseliger Jazz ("7. Juli vormittags" - mein Lieblingsstück auf der Platte!) wechselt sich mit dem bitterbösen, vom New Wave geprägten "Die Fütterung" ab, während "Willkommen in meiner Lagune", "Arme Johanna" und "Auf der Durchreise" regelrecht beschwingt daherkommen, ebenso wie das textlich nach wie vor prima zum heutigen Turbokapitalismus passenden "Geht das nicht alles nochnbißchen schneller".

Seine Stärken spielt Kunze jedoch eindeutig in den nachdenklichen Stücken aus, neben der schon erwähnten Spießeridyllenbeschreibung "7. Juli vormittags" im Titelsong und "Man kann doch zu sich stehen wie man will." Für die volle Punktzahl reicht es zwar nicht ganz, dennoch immer wieder gerne aus dem Regal gekramt.

Nee, nee, Herr Kunze, das war eines ihrer Guten!

Bewertung: 4 von 5

Mittwoch, 23. Januar 2008

Heath Ledger †


(Foto: Wikipedia.org)


Der 28jährige australische Schauspieler wurde gestern tot in einem New Yorker Apartement aufgefunden. Da die Polizei neben dem Bett größere Mengen Medikamente fand, deutet aktuell vieles auf Selbstmord hin.

Auch wenn ich kein Riesenfan von Ledger war, finde ich sein frühes Ableben äußerst bedauerlich, gerade nach dem kürzlichen Tod von Brad Renfro ("Der Klient"). "Ritter aus Leidenschaft" hat mir beispielsweise sehr gut gefallen, für "Brokeback Mountain" war er für den Oscar nominiert und im kommenden "Batman"-Film wird er nun posthum als "Joker" zu sehen sein. Sehr makaber...

Nachtrag 24.01.: Anscheinend handelte es sich doch um einen Unfall mit Medikamenten.

Buch-Rezensionen (006): Gert Prokop - Wer stiehlt schon Unterschenkel? (1977)


(Cover: Amazon.de)

Die Fälle des kleinwüchsigen Detektivs Timothy Truckle entdeckte ich durch einen Zufall vor etwa 25 Jahren in einem DDR-Jugendbuch mit gesammelten Detektivgeschichten von Conan Doyle bis eben Gert Prokop. Neugierig geworden, las ich dann die beiden Bücher (neben "Wer stiehlt schon Unterschenkel?" noch "Der Samenbankraub") und, inzwischen beide in meinem Besitz, begeistern sie mich bis heute.

Das Buch, original erschienen in den 70er Jahren, spielt im Chicago des 21. Jahrhunderts. Die USA haben sich durch eine Schutzglocke streng vom Rest der Welt abgeschirmt und sind in einem degenerierten Zustand, beherrscht von einer Handvoll Großkonzerne. Timothy Truckle, Whiskykenner und -liebhaber, arbeitet mit Hilfe seines Großrechners "Napoleon" an den vertracktesten Kriminalfällen, ohne sich dafür bei den Mächtigen anzubiedern. Mehr noch, insgeheim steht er in Kontakt mit dem UNDERGROUND, einer geheimnisvollen Widerstandsorganisation.

Natürlich ist das USA-Bild stark aus sozialistischer Sicht geprägt, allerdings lassen sich durchaus Parallelen zu aktuellen Entwicklungen erkennen. Wer großzügig über erwähnte Schwächen hinwegsehen mag, bekommt großartige und spannende Lektüre geboten. Gert Prokop, der 1994 freiwillig aus dem Leben schied, enwirft ein düsteres Endzeitszenario, das so abseitig gar nicht mehr erscheinen mag. Ein Hauch "1984", etwas "Blade Runner" und viel "Sherlock Holmes" - bitte lesen!

Bewertung: 4 von 5

Dienstag, 22. Januar 2008

DVD-Rezensionen (006): A Snake Of June (2002)


(Cover: Amazon.de)

Frage: Muß ein Film massenhaft nacktes Fleisch zeigen, um eine erotische Atmosphäre zu erzeugen? Nachdem ich "A Snake Of June" sah, muß ich konstatieren: Definitiv nicht!

Zur Handlung des Films von Shinya Tsukamoto: Die unglücklich mit dem wesentlich älteren und unter krankhaftem Putzwahn leidenden Shigehiko verheiratete Rinko arbeitet bei der Telefonseelsorge. Von einem ihrer suizidgefährdeten Klienten bekommt sie eines Tages heimlich geschossene Fotos zugeschickt, die sie in verfänglichen Situationen zeigen. Der Erpresser zwingt sie, ihre bisher verborgen gehaltenen Fantasien in der Öffentlichkeit auszuleben. Rinko, die zudem ihre Brustkrebserkrankung vor ihrem Mann zu verheimlichen sucht, muß auf die Forderungen eingehen, die immer bizarrer werden...

Die Fotografenszene im Regen ist das Erotischste, was ich seit langem in einem Film gesehen habe und dies, wie bereits erwähnt, ohne allzu viel der Kameraoptik preiszugeben. Dieser Film ist sicherlich nichts für jedermann, Voyeure mögen sich enttäuscht abwenden, Frauen die Dominanz von Männerfantasien bemängeln. Trotzallem ist Tsukamoto (der den todkranken Erpresser spielt) ein Meisterwerk in stark blaustichiger schwarz-weiß-Optik gelungen. Die Handlung des Films wird immer wieder von surrealistischen Momenten unterbrochen, für die Japans Enfant terrible bekannt ist. So lässt der Regisseur den Zuschauer verstört zurück, verpflichtet, sich ein eigenes Urteil zu bilden. 

Besonders beeindruckend die darstellerische Leistung der Theaterschauspielerin Asuka Kurosawa als Rinko. Unbedingt ansehen!

Bewertung: 5 von 5

U4

Heute war Juniors 4. Standarduntersuchung (U4) fällig, durch seinen Krankenhausaufenthalt um 2 Wochen verspätet. Soweit ist alles in Ordnung, Aaron hat endlich die 6 kg-Marke geknackt, benötigt nur ein zusätzliches Vitamin D-Präparat, da Schädel- und Rippenknochen anscheinend etwas zu weich sind. Aber soweit noch kein Grund zur Beunruhigung. Und: Heute habe ich ihn erstmals richtig loskichern gehört. Grandios!

Montag, 21. Januar 2008

CD-Rezensionen (005): Anne Clark - The Sitting Room (1982)


(Cover: Amazon.de)

Das Debütwerk der begnadeten britischen Poetin bewegt sich noch ohne klare Linie zwischen mehreren Stilen. Gehört der melancholische Titeltrack mittlerweile zu Anne Clarks Klassikern, fallen die anderen Stücke in ihrer Qualität doch etwas ab. Die auf den kommenden Alben verfolgte Richtung elektronischer Musik, kombiniert mit eindrucksvoller Rezitation gesprochener Lyrik bester Machart (welche Clark bis Ende der 80er Jahre beibehielt) ist jedoch schon zu erkennen.

Die Lauflänge bewegt sich nur etwas über einer Viertelstunde, dieses Werk ist also eher als eine EP denn als ein vollwertiges Album anzusehen. Für Einsteiger seien besser die späteren Veröffentlichungen "Changing Places" und "Hopeless Cases" empfohlen.

Bewertung: 3 von 5

Januarspaziergang

Heute war mal wieder trotz bescheidenen Wetters der obligatorische Spaziergang mit dem Nachwuchs fällig. Immer gut, wenn man die Kamera mitnimmt, Fassaden haben wirklich viel Entdeckenswertes an sich.

Buch-Rezensionen (005): Milan Kundera - Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins (1984)


(Cover: Amazon.de)

Die Crux bei vom Feuilleton hochgelobten Büchern und zudem noch zu modernen Klassikern erklärten Büchern ist oftmals die Nagelprobe des eigenen Literaturgeschmacks. Leider hat Kunderas "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins" eben diesen Test bei mir nicht bestanden.

Las sich die kurze Inhaltsangabe noch vielversprechend und erhoffte ich mir ein spannendes Beziehungsdrama vor dem geschichtlichen Hintergrund des Prager Frühlings, wurde ich doch für meinen Geschmack eher mit einer äußerst zäh erzählten Liebesgeschichte konfrontiert, die den hochinteressanten geschichtlichen Kontext nahezu vollständig ausblendet. Ich mußte mich doch recht arg dazu zwingen, mich durch dieses Buch zu "arbeiten", um schlußendlich unzufrieden eine doch recht herbe Enttäuschung zu konstatieren. Es gibt bessere Dramen, es gibt bessere Werke über die Ära, warum dieses Buch von der Kritik so hochgelobt wurde, hat sich mir leider nicht erschlossen.

Bewertung: 2 von 5

Sonntag, 20. Januar 2008

Hillary Clinton gewinnt Caucus in Nevada

Caucus klingt ja schon mal drollig und wenn man sich etwas über den gestrigen Ablauf eben jenes Ereignisses so ansieht, sitzt man dann schon etwas mit offenem Mund da. Hat eher was von lustigem Happening und nicht von einer möglicherweise weltbedeutenden politischen Entscheidung.

Sei es wie es sei, Hillary Clinton gewinnt also auch die Entscheidung der Demokraten in Nevada und hat nun im parteiinternen Wettkampf wieder hauchdünn die Nase vorn. Es wird wohl nun tatsächlich auf den "Super Tuesday" am 5. Februar ankommen, man darf gespannt sein.

Bei den Republikanern deutet alles auf einen Zweikampf zwischen John McCain und Mitt Romney (mit leichten Vorteilen für Letzteren) hin, aber auch hier heißt es: abwarten.

Schlag den Raab - oder mal wieder nicht...

Mein TV-Konsum ist bekanntermaßen schon lange nicht mehr der größte. Aber "Schlag den Raab" lasse ich mir keineswegs entgehen. Trotz einiger Schwächen des Formats (enorm viele Werbepausen, Länge der Sendung) finde ich es doch das Unterhaltendste, was der deutsche Showmarkt derzeit zu bieten hat. Man kann Stefan Raab mögen oder auch nicht, aber das er ein Händchen für erfolgreiche Formate hat, dürfte unbestritten sein.

Da oft enorm unsympathische Kandidaten um den Jackpot kämpfen, drücke ich meistens dem Gastgeber die Daumen. Gestern konnte man aber endlich mal wieder mit dem Herausforderer mitfiebern, sehr nett und bereit alles zu riskieren, bis hin zu zwei blutenden Schmissen im Gesicht. Schlußendlich hatte Raab mal wider die Nase vorn und so geht es im April um 2 Millionen Euro. Wie immer - ich bin dabei!

DVD-Rezensionen (005): Ist sie nicht wunderbar? (1987)


(Cover: Amazon.de)

In Zeiten, wo Teeniekomödien hauptsächlich auf Gags mit diversen Körperflüssigkeiten basieren, denkt man wehmütig an solche romantischen Filme seiner Jugendzeit zurück. Die Story ist zwar alles andere als neu (unglücklich verliebter Außenseiter bemerkt nicht, dass seine beste Freundin (Mary Stuart Masterson - "Benny & Joon") in ihn verknallt ist, selbst das arrogante Ekelpaket als Freund der Angebeteten (Craig Sheffer - "Cabal"), der strenge Vater (John Ashton - "Beverly Hills Cop") und die nervende Schwester des Protagonisten fehlen nicht, aber alles in allem macht es einfach Spaß, den Liebeswirren von Eric Stoltz ("Pulp Fiction") zuzuschauen.

Einer meiner ganz großen Favoriten der 80er, Lea Thompson ("Zurück in die Zukunft") ist zum Anbeißen süß! Deren Rollenname "Amanda Jones" basiert im Übrigen auf einem Rolling Stones-Song, der auch im Film zu hören ist und die Musik der Eingangssequenz stammt von den deutschen Synthie-Poppern Propaganda. Daumen ganz klar nach oben!

Leider muß ich für das Fehlen sämtlicher Extras und den deutschen Mono-Ton einen Punkt abziehen. Schade, denn der Film hat eigentlich die volle Wertung verdient. Wer die großen Vier unter den Teeniekomödien der Popdekade besitzen will, kommt an "Ferris macht blau", "Pretty In Pink", dem "Breakfast Club" und eben "Ist sie nicht wunderbar?" nicht vorbei.

Bewertung: 4 von 5

Samstag, 19. Januar 2008

CD-Rezensionen (004): Frankie Goes To Hollywood - Bang!... The Greatest Hits (1993)


(Cover: Amazon.de)

Frankie Goes To Hollywood verkörperten die Achtziger wie kaum eine andere Band. Laut, schrill, immer für einen Skandal gut und irgendwie sympathisch großmäulig. Die von Produzent Trevor Horn zusammengestellte Truppe, in der außer Sänger Holly Johnson keiner der Mitglieder nennenswerte musikalische Begabungen besaß, landete mit nur zwei Studioalben und sieben Singles fünf Top5-Hits in Großbritannien, davon dreimal eine Nummer Eins. Neben den sieben Album-Auskopplungen sind auf diesem gelungenen "Best Of" noch die Coverversionen "War" (von den Temptations bzw. Edwin Starr), "Ferry 'Cross The Mersey" (von Gerry and the Pacemakers), "Born To Run" (von Bruce Springsteen) sowie "For Heaven's Sake", "The World Is My Oyster" und das abschließende Instrumental "Bang" enthalten. Mein persönlicher Favorit der Band wird auf ewig "The Power Of Love" bleiben, wohl die schönste Popballade aller Zeiten, mittlerweile durch das Video ein echter Weihnachtsklassiker. Wenn in meiner Jugend der DJ die neuneinhalbminütige Maxiversion herauskramte, hatte man das Mädel beim Tanzen für eine gefühlte Ewigkeit im Arm...

Nicht zuletzt wegen diesen schönen Erinnerungen die volle Punktzahl!

Bewertung: 5 von 5

Bobby Fischer †


(Foto: Wikipedia.de)

Gestern starb einer der größten (und umstrittensten) Stars der Schachwelt, Bobby Fischer, im Alter von nur 64 Jahren. Wohl bei keinem anderen traf der Satz vom Wahnsinn, der nah beim Genie liegt, so sehr zu wie bei ihm. Aber wie immer - de mortuis nihil nisi bene...

Buch-Rezensionen (004): Homer H. Hickam - Rocket Boys (1998)


(Cover: Amazon.de)

Auf dieses Buch wurde ich durch einen Artikel im SPIEGEL aufmerksam und den Kauf habe ich keinesfalls bereut. Homer H. Hickams Jugenderinnerungen sind ein faszinierendes Stück Zeitgeschichte in Romanform.

Coalwood, West Virginia 1957. Das kleine Bergarbeiterstädtchen liegt wie die gesamte USA im Sputnik-Schock. Nur Homer "Sonny" Hickam und seine Schulfreunde sind vom anbrechenden Weltraumzeitalter begeistert und beschließen eigene Raketen zu bauen und so ihrem Idol, dem deutsch-amerikanischen Raketenpionier Wernher von Braun, nachzueifern. Gegen vielerlei Widerstände, nur durch eine junge, engagierte Lehrerin unterstützt, trotzen sie allen Rückschlägen und schaffen es mit ihren immer weiter verbesserten Modellen bis zu einem nationalen Wissenschaftswettbewerb.

Das Faszinierende an Hickams Autobiographie ist die Tatsache, dass der Autor später tatsächlich seinen Jugendtraum verwirklichte und bei der NASA als Ingenieur arbeitete. Die in den USA ebenso wie im damaligen Deutschland spießige Atmosphäre der 50er wird im Buch wieder lebendig, rebellische Jugendliche, die sich nicht dem Alltagstrott unterordnen und nicht wie ihre Väter eine lebenslange und gesundheitsschädliche Arbeit im Kohlebergwerk anstreben werden mit aller Macht Hindernisse in den Weg gelegt. Ein tolles Buch über das Erwachsenwerden, das Verwirklichen von Träumen, wie es der "American Dream" so oft beschreibt und gleichzeitig eine interessante Schilderung der Ära.

"Rocket Boys" wurde 1999 unter dem Titel "October Sky" mit Jake Gyllenhaal in der Hauptrolle verfilmt. Der Film hält sich eng an die Vorlage und ist ebenfalls sehr zu empfehlen.

Bewertung: 5 von 5

Freitag, 18. Januar 2008

Wolfsheim trennen sich

Heute kam eine sehr unerfreuliche Meldung über die Ticker. Wolfsheim, die ich eigentlich ganz gerne höre, trennen sich. Das wäre nun weiter nichts Ungewöhnliches, mußte man doch nach der Funkstille seit dem letzten Album "Casting Shadows" (2003) und Peter Heppners zahlreichen Soloaktivitäten damit rechnen. Nein, was mich viel mehr betroffen macht, ist die Tatsache, wie diese Trennung abläuft. Man lese sicheinmal den offiziellen Pressetext auf der Website des Zillo-Magazins durch und schüttle ansicht dieses Juristendeutschs nur fassungslos den Kopf.

Zitat: "Inzwischen hat der „Wolfsheim"-Gründer die Ausschließung von Sänger Peter Heppner aus der Gesellschaft „Wolfsheim" erklärt und Klage vor dem Landgericht Hamburg zur Feststellung der Wirksamkeit der Ausschließung von Peter Heppner erhoben, um den eingetretenen Stillstand bei „Wolfsheim" zu beenden ..."

Kaum zu glauben, dass es hier um eine Band geht. Na dann... Einmal "The Sparrows And The Nightingales" aufgelegt und still trauern.

DVD-Rezensionen (004): Memphis Belle (1990)


(Cover: Amazon.de)

"Memphis Belle" ist einer der lobenswerten Ausnahmen im amerikanischen Kriegsfilmgenre, die auf überbordenden Hurra-Patriotismus und plakative Schwarz-Weiß-Malerei verzichten. Die Geschichte des 25. und letzten Einsatzes (mit einigen künstlerischen Freiheiten nach einer wahren Begebenheit erzählt) des B-17-Bombers und seiner Besatzung ist ein spannender Film mit Starbesetzung.

Unter dem Kommando von Captain Dennis Dearborn (Matthew Modine - "Full Metal Jacket") hat die Crew der "Memphis Belle" im Mai 1943 noch einen 25. und letzten Einsatz - die Bombardierung der Focke-Wulf-Werke in Bremen - zu fliegen, bevor sie in die Heimat zurückkehren und auf eine Werbetour für Kriegsanleihen gehen soll. Der Film schildert realistisch und spannend die Konflikte innerhalb der Besatzung (u.a. Eric Stoltz - "Pulp Fiction", Billy Zane - "Titanic", Sean Astin - "Herr der Ringe" und Harry Connick jr. - "Independence Day)" und deren Ängste während Flak- und Jagdfliegerbeschuß. Dabei werden die Deutschen nicht wie in Kriegsfilmen üblich plump und stereotyp als Ansammlung von Nazischergen, sondern einfach als die gegnerische Kriegspartei dargestellt, eine Ansicht, die zum damaligen Kriegszeitpunkt noch überwog.

Neben den Hauptakteuren wissen vor allem John Lithgow ("Die Akte") als übermotivierter Presseoffizier und David Strathairn ("Das Bourne Ultimatum") als sachlicher, um seine Besatzungen besorgter Kommandant zu überzeugen.

Einen Punkt Abzug gibt es für die äußerst magere Ausstattung der DVD, hätte sich doch die Thematik für weiterführende Dokumentationen bestens geeignet. Trotzdem für historisch interessierte Personen unbedingt zu empfehlen.

Bewertung: 4 von 5

Donnerstag, 17. Januar 2008

CD-Rezensionen (003): Blind Passengers - The Glamour Of Darkness (1993)


(Cover: Amazon.de)

1993 war in vielerlei Hinsicht ein turbulentes Jahr für mich. Und in solch ereignisreichen Zeiten bekommt auch die Musik der Stunde eine besondere Bedeutung. So kommt es, dass sich aus dem Jahr 1993 überraschend zahlreiche Veröffentlichungen in meiner privaten Plattensammlung befinden, was umso bemerkenswerter ist, als das mir die 90er im Ganzen als musikalisch recht belanglose Dekade in Erinnerung geblieben sind.

Die Blind Passengers aus Berlin verfolgen auf ihrem Debütalbum noch ganz klar die klassische Synthiepoplinie, deutlich von den Heroen Depeche Mode beeinflusst. Trotzdem wissen sie eigene Akzente zu setzen. Höhepunkt der CD ist sicherlich das sphärisch-schöne "Walking To Heaven", wegen dem ich mir das Album damals überhaupt erst kaufte. Freunde der gepflegten elektronischen Tanzmusik sollten auch wegen "Small-Town Night", "Too Much" und "Yes, Sir!" zugreifen. Und mit "You Know My Feelings" hat die mit romantischen Balladen nicht unbedingt gesegnete Sparte auch einen würdigen Vertreter erhalten. Auch wenn die Produktion mittlerweile ein wenig angestaubt klingt, kann ich guten Gewissens eine Kaufempfehlung aussprechen.

Bewertung: 4 von 5

Einkaufen in der Twilight Zone

Es gibt Tage, da läuft rein gar nichts zusammen. Erst werde ich (gegen einen gewissen inneren Widerstand) von meiner Dame in den neueröffneten Discounter ums Eck gescheucht ("Kuck doch mal, wie es da so ist"), wo ich natürlich weder was auf Anhieb finde oder nicht mit dem Ergebnis zufrieden bin. Ein bissel was gekauft, eine nörgelnde ("Wollen Sie das wirklich mit Karte bezahlen?") Kassiererin ertragen ("Nee, ich wollte meinem Kärtchen nur mal den schicken Laden zeigen...") und dann ab ins Stammgeschäft über die Straße, den Rest gekauft und dann schlußendlich glatt die Computerkasse zum Absturz gebracht. Ich wußte im Übrigen nicht, dass neueste Kassentechnik zum Neuhochfahren Zeiträume benötigt, die Tiefkühlware in verzehrbaren Zustand bringen können. Nun ja, wieder was gelernt!

Mittwoch, 16. Januar 2008

Kapitulation?

Ich bemerke an mir in letzter Zeit immer mehr eine gewisse Resignation, was Diskussionen in Internetforen angeht. Auch wenn mir das Thema auf den Nägeln brennt, schreibe ich nur noch selten meine Meinung dazu.

Warum das so ist?

Schuld sind diese immer mehr anzutreffenden Allwisser, Profidiskutierer, Wortverdreher und Einsichtresistenten. Ich habe ehrlich gesagt wenig Lust, meine mittlerweile knapp bemessene Freizeit in Diskussionen, die nach dem Motto "Der große Vorsitzende sagt ..." ablaufen, zu verschwenden. Ich zerbreche mir manchmal den ganzen Tag den Kopf über einen Beitrag, den ich am Abend schreiben will, sammle in Gedanken schon Fakten und Argumente, nur um dann zu Hause resigniert abzuwinken. Es lohnt einfach nicht die Mühe. Schade finde ich die Situation schon ein wenig, habe ich doch eben mit diesen Foren meine Internet"karriere" begonnen. Aber inzwischen ödet mich das nur noch an. In diesem Sinne:

Leckt mich am Arsch!

Dienstag, 15. Januar 2008

Buch-Rezensionen (003): Dieter Noll - Werner Holt - Roman einer Jugend (1960)


(Cover: Amazon.de)

Schullektüre in der DDR war oftmals ideologisch verquaster, schwer verdaulicher Stoff. Ganz anders dieses Meisterwerk, das von vielen Schülern begeistert verschlungen wurde und einige (so wie mich seit nunmehr über 20 Jahren) ihr Leben lang begleitet. So oft man es auch liest, immer wieder finden sich neue Details zum Entdecken, deutet man Dinge anders als bei der letzten Lektüre. Ein Buch zum lachen, weinen, verliebt, traurig und wütend sein. Das kann nur Literatur!

Dieter Noll, aus meiner Heimatstadt Riesa stammend, erzählt in einem weiten Bogen die Geschichte des Bürgersohns Werner Holt vom Sommer 1943 bis zum Frühjahr 1945. Beginnt das Buch noch mit dem unbeschwerten Pennälerleben, ziehen schon bald die dunklen Wolken des Kriegs, der noch fern der Heimat tobt, auf. Eine Jugend, die in den Bombenteppichen des Ruhrgebiets und den Durchbruchsschlachten der Ostfront abrupt ihr Ende findet.

Der Leser wird Zeuge von erster Liebe und lernt gleichzeitig viel über militärhistorische und -technische Dinge, hofft, bangt und leidet mit den Protagonisten mit. Bis auf ganz wenige Ausnahmen verläuft das nahezu ideologiefrei, eine Eigenschaft, die dem Nachfolgeband leider nahezu komplett fehlte. Dieser heute nicht mehr offiziell erhältliche Roman sollte dennoch zum besseren Verständnis der Geschichte gelesen werden.

Der DEFA-Film wird dieser Vorlage leider nicht gerecht, obwohl Klaus-Peter Thiele sicherlich auch mein Bild von Werner Holt maßgeblich geprägt hat.

"Werner Holt - Roman einer Jugend" kann in seiner Bedeutung wohl nur mit "Im Westen nichts Neues" oder im Filmbereich mit "Die Brücke" verglichen werden. Ein Standardwerk, das hoffentlich noch vielen Lesergenerationen zukommen wird. Vielleicht legt eine Kultusministerkonferenz irgendwann einmal ihre ideologischen Scheuklappen ab und nimmt dieses Buch wieder in den Schulstoff auf, es steht ihm unbedingt zu.

Bewertung:
5 von 5

Es sind die kleinen Dinge...

...die Spaß machen! Nachdem unser Kleiner nun glücklicherweise seit Freitag wieder zu Hause ist, sind wir echt happy, dass seit Samstag morgen alles, was achterwärts in die Windel geht, wieder festerer Konsistenz ist. Über was man sich so alles freuen kann... Noch nie so fröhlich in der Scheiße gewühlt!

DVD-Rezensionen (003): Lost In Translation (2003)


(Cover: Amazon.de)

Es kommt nicht allzu häufig vor, dass es einem Film gelingt praktisch "aus dem Stand" in meine persönliche Favoritenliste zu gelangen. "Lost In Translation" ist eine der seltenen Ausnahmen.

Erzählt wird die Geschichte eines abgehalfterten amerikanischen Schauspielers (gewohnt gut: Bill Murray), dessen vergangener Glanz immerhin noch einen Werbejob in Japan für eine einheimische Whiskymarke abgeworfen hat. Allein im Tokio Hotel (har, har), gelangweilt von Leben und Beruf, genervt von der ständig anrufenden Ehefrau und überfordert mit den japanischen Sitten, trifft er in der Hotelbar die junge Charlotte (Scarlett Johansson), ständig allein gelassen von ihrem schwerbeschäftigten Fotografen-Ehemann. Die zart aufkeimende Freundschaft/Liebe der beiden gehört zu den wundervollsten Filmerzählungen der letzten Jahre, zu Recht mit internationalen Preisen überhäuft.

"Lost in Translation" steckt voller wunderbar poetischer Momente, allein die nächtliche Taxifahrt durch das grellbunt illuminierte Tokio wirkt ohne jedes gesprochene Wort. Amüsante Szenen aus dem wilden Nachtleben der Megacity wechseln sich mit melancholischen ab, beide Protagonisten liefern hier hervorragende Leistungen ab. Und was Bill Murray Scarlett Johansson zum Abschied ins Ohr flüstert, dürfte mittlerweile zu den modernen Filmmythen gehören...

Bewertung: 5 von 5

Sonntag, 13. Januar 2008

Maila Nurmi †


(Foto: Wikipedia.de)

Da ich erst vor kurzem eine Rezension zum Film "Ed Wood" geschrieben habe, muß ich heute leider vermelden, dass am 10. Januar die echte "Vampira" alias Maila Nurmi (eine Nichte von Paavo Nurmi) im Alter von 86 Jahren verstorben ist. Eine echte Stilikone, ohne sie wären Figuren wie "Elvira" nie entstanden.

Ruhe in Frieden!

CD-Rezensionen (002): Erasure - Erasure (1995)


(Cover: Amazon.de)

Der Außenstehende sollte sich nicht täuschen lassen, Erasure betitelten 1995 ihr damals bereits siebentes Studioalbum einfach wie ein Debüt. Diese Platte spaltet die Fangemeinde der beiden Briten bis heute, Volltreffer oder Flop? Für mich ganz klar Ersteres!

Erasure standen und stehen nicht unbedingt für musikalische Weiterentwicklung oder Innovation. Hier aber beschritt Mastermind und Soundguru Vince Clarke größtenteils neue Wege. Weg von der radiotauglichen 3-Minuten-Uptempo-Nummer hin zu verspielten Ambientklängen und ausufernden Instrumentalpassagen, die den Großteil der Songs auf mindestens sechs Minuten verlängern, ohne jemals langweilig zu wirken. Höhepunkt ist jedoch ganz klar der Zehnminüter "Rock Me Gently", keiner schmachtet schöner als Andy Bell! Den Stern Abzug für die zum Ende hin etwas nachlassende Spannung, daher bleibt "Chorus" meine persönliche Lieblingsscheibe.

Auf "Erasure" muß man sich einlassen können, es erschließt sich nicht sofort. Aber mit einem Glas Wein in der Hand und "Sono Luminus" im Ohr steht der Reise ins Traumland nichts mehr im Wege...

Bewertung: 4 von 5

Freitag, 11. Januar 2008

Sir Edmund Hillary †


(Foto: Wikipedia)

Heute starb im neuseeländischen Auckland der erste Mensch auf dem Mount Everest, Sir Edmund Hillary im Alter von 88 Jahren. Generationen von Bergsteigern war er ein Vorbild, ich habe ihn seit meiner Kindheit sehr bewundert. Nach solch einem abenteuerreichen Leben so alt geworden zu sein, ist ein Geschenk.

Nun ist er im Tod wieder mit seinem damaligen Mitstreiter Tenzing Norgay (†1986) vereint. Aber Neuseeland hat seinen Nationalhelden verloren. Im "Hillary Step" wird er jedoch weiterleben. R.I.P.

Buch-Rezensionen (002): Toni Schumacher - Anpfiff (2007)


(Cover: Amazon.de)

Selbsternannte Enthüllungsbücher zu lesen, macht in meinen Augen an für sich nur mit dem Abstand einiger Jahre Sinn, da sich erst im Nachhinein der Wahrheitsgehalt der Behauptungen überprüfen lässt. Schon so mancher journalistische "Schnellschuß" hat sich im Laufe der nächsten Monate als Rohrkrepierer entpuppt. Was gibt es also 21 Jahre "danach" über Toni Schumachers "Anpfiff" zu sagen?

Die Fakten sind bekannt. Die Veröffentlichung mit dem Untertitel "Enthüllungen über den deutschen Fußball" führten zum Rausschmiß aus Nationalmannschaft und dem 1. FC Köln. Galt Schumacher nach dem '82er WM-Foul an Patrick Battiston als Brutalo der Nation, hatte er sich nun mit "Anpfiff" den Ruf des "Nestbeschmutzers" erworben. Zu Recht?

Das Buch ist keine Autobiographie. Kindheit und Jugend Schumachers werden nur gestreift, ebenso der Weg zum Bundesligaprofi und Nationalspieler. Umso mehr Platz wird den Jahren von 1982 bis 1986 eingeräumt, die Weltmeisterschaften beider Jahre bilden gewissermaßen eine Klammer des Inhalts. Die konsequente Setzung des Worts "Foul" in Anführungszeichen bei der Beschreibung der Attacke gegen Battiston hinterlässt einen faden Beigeschmack. So oft sich Schumacher auch verteidigen und seine Unschuld beteuern will, dem Fernsehen mit seinen Zeitlupen die Schuld gibt - diese Aktion wird wohl nur er als unabsichtich ansehen. Die Geschichte der medieninszenierten "Versöhnung" der beiden liest sich auch recht bitter. Umso interessanter der Rest:

Schumacher teilt keine Rundumschläge aus sondern differenziert. Kritisiert Paul Breitner ob seines wenig professionellen Lebenswandels mit Zigarren, Alkohol und Pokerrunden, zollt im aber den höchsten sportlichen Respekt. Wer trotz seiner Laster Höchstleistungen auf dem Platz bringt, erntet durchaus lobende Worte. Ebenso Journalisten. Kritiker werden respektiert, unbewiesene Kampagnen fahrende Schreiberlinge beim Namen genannt. Die von Schumacher aufgestellte Behauptung, dass gewisse Medien bei verweigerter Zusammenarbeit mit Negativberichterstattung drohen, darf man aufgrund diverser Vorfälle in den letzten Jahren als gegeben ansehen.

Ein Hauptgrund des damaligen Skandals war die angesprochene Dopingproblematik, besser ausgedrückt als "fit spritzen". Einst als dreiste Lüge abgetan, weiß man es heute wohl besser.

Geradezu verblüffend sind Schumachers Ausführungen zur Unprofessionalität in DFB und den Bundesligaclubs. Seine Vorstellungen von modernen Fußballarenen mit angeschlossener Infrastruktur wirken aus heutiger Perspektive geradezu seherisch. Besonderes Lob bekommen schon damals die Münchener Bayern und im Speziellen Uli Hoeneß, Schelte dagegen verknöcherte DFB-Funktionäre, größenwahnsinnige Clubpräsidenten und satte Jungprofis. Ebenfalls bestürzend aktuell, auch wenn wohl durch die WM 2006 insgesamt eine spürbare Erneuerung zu verzeichnen ist.

Richtig persönlich angegriffen werden im Buch nur zwei damals aktive Fußballer: Karl-Heinz Rummenigge und Uli Stein. Bei beiden spielen die Vorkommnisse bei der WM in Mexiko eine Rolle. Das die Zeit viele Wunden heilt, beweist die Tatsache, dass Schumacher, der laut Buchtext keinerlei Chance mehr auf eine Verständigung mit Uli Stein sah und "keine Zeile mehr für diese Type verschwenden" wollte, vor zwei Jahren eben diesem in einer WM-Show der ARD um den Hals fiel und mit Stein launige Geschichten aus dem damaligen deutschen Mannschaftsquartier zum Besten gab, so ganz nach dem Motto "Weißt Du noch?"

Fazit: Sieht man einmal von den Erklärungsversuchen zu Battiston ab, ist "Anpfiff" eine durchaus noch aktuell wirkende Lagebeurteilung des deutschen Fußballs, zu Unrecht fast vergessen. Einige Entwicklungen wie das Bosman-Urteil oder der TV-Gelder-Irrsinn durch das Pay-TV waren noch nicht vorhersehbar, aber viele andere Dinge verblüffen durch ihre fortbestehende Gültigkeit. Wer die Gelegenheit zum Erwerb hat - kaufen!

Bewertung: 4 von 5

Donnerstag, 10. Januar 2008

Krankenbesuch

Heute konnte ich endlich meinen Krümel wiedersehen, die Tage seit Sonntag waren wirklich grausam. Trotzdem hieß es aus Sicherheitsgründen: Nur gucken, nicht anfassen! Aber es war auch so richtig herzerwärmend. Ein Blick ins Bett und Junior strahlt - was gibt es Schöneres?

Sein Zustand ist nach wie vor so lala. Im Allgemeinen macht er keinen richtig kranken Eindruck, wenn nur dieser verdammte wässrige Durchfall nicht wäre! Der Inhalt der letzten Windel war schon etwas "breiig", vielleicht gibt das ja Anlass zur Hoffnung.Wie immer: Warten, warten, warten...

DVD-Rezensionen (002): Ed Wood (1994)


(Cover: Amazon.de)

Erstens: Ich mag Filme von Tim Burton. Zweitens: Ich mag Filme, in denen Johnny Depp mitspielt. Ergo: Ich mag ganz besonders Filme von Tim Burton, in denen Johnny Depp mitspielt!

Vor einigen Jahren kam mir diese Perle zu später Stunde im TV unter die Augen. Den Namen Ed Wood hatte ich irgendwo schon einmal gelesen, ebenso Berichte über seine Trash-Machwerke. Dieses meisterhafte Biopic über den sogenannten "schlechtesten Regisseur aller Zeiten" hat aber erst richtig das Interesse an Epoche und Protagonisten geweckt. Für mich ein Pflichtbestandteil in jeder gutsortierten Filmsammlung!

In grandios ausgeleuchtetem Schwarz/Weiß wird die wahre Geschichte eines hochmotivierten, doch leider völlig talentfreien Jungregisseurs (Johnny Depp), seinen leidenschaftlichen Versuchen, seine filmischen Visionen zu verwirklichen und seine Freundschaft zum aufs Abstellgleis geschobenen ehemaligen "Dracula"-Darsteller Bela Lugosi (absolut zu Recht Oscar-prämiert: Martin Landau!) geschildert. Dabei wird Wood trotz breiter Angriffsflächen (wie seiner Vorliebe für Frauenkleider) nie lächerlich gemacht, ein großes Plus dieses Films. Burton verneigt sich eher vor einem Idol.

Die Optik passt sich perfekt in die klassischer B-Movies der 50er ein, anders als in s/w würde der Streifen gar nicht funktionieren. Auch auf DVD sehr kontrastreich.

Die Nebencharaktere agieren von genial (Landau) über sehr gut (Bill Murray als Bunny Breckinridge und Jeffrey Jones als Wahrsager-Scharlatan Criswell) bis hin zu schlecht (Lisa Marie als Vampira). Bei dieser mag ihre damalige Beziehung zum Regisseur für die Besetzung eine Rolle gespielt haben.

Bitte kaufen, es lohnt sich!

Bewertung: 5 von 5

Hillary is back!

Meine Herren, wer hätte das gedacht! Totgesagt von allen Demoskopen gewinnt Hillary Clinton die Vorwahlen der Demokraten in New Hampshire und ist nach ihrem Debakel in Iowa wieder auf Augenhöhe mit Barack Obama. Respekt, was für eine Leistung! Ich gestehe ja, das ich beide mag und eine Kombination President Clinton/Vice President Obama (so unwahrscheinlich sie erscheinen mag) für grandios halten würde. Aber das Leben ist kein Wunschkonzert, die nächsten Wochen werden auf jeden Fall sehr spannend. Ich glaube eher nicht, dass die Republikaner bei den diesjährigen Wahlen ernsthafte Chancen besitzen, dazu sind die Amerikaner (jedenfalls bestätigt das mein doch recht umfangreicher Online-Bekanntenkreis) zu wechselwillig. Die Augen bleiben jedenfalls interessiert über den Atlantik gerichtet.

Mittwoch, 9. Januar 2008

3 Tage am Boden

Ich habe einige der furchtbarsten Tage der letzten Jahre hinter mir. Nachdem Juniors Durchfall eher schlimmer als besser wurde, rückten wir am Sonntagabend nochmal in die Klinik ein. nach einer kurzen Untersuchung entschied die Ärztin Aaron zur Beobachtung ein paar Tage im Krankenhaus zu behalten. Dummerweise war erst 10 Minuten vorher das letzte verfügbare Mutter/Kind-Zimmer der Station vergeben worden. Wer schon mal sein Kind irgendwo zurücklassen mußte, kann unsere Gefühlslage vielleicht nachvollziehen. Das Schlimmste war jedoch das Legen der Infusionsnadel, die bei so kleinen Patienten in eine Kopfvene gestochen wird. Das mitansehen und den Kleinen dabei wie am Spieß schreien hören zu müssen, war der blanke Horror. Da blieb auch bei mir kein Auge trocken...

Kaum waren wir zu Hause, bekam ich Schüttelfrost, dann mußte ich mich übergeben, durfte mich dann auch noch mit Durchfall herumärgern, erbrach mich wieder, rannte wieder aufs WC und hatte gegen 3 Uhr morgens alles auf einmal.  Ich ließ mich dann den Montag bei meinen Eltern nieder, da Ramona natürlich den ganzen Tag im Krankenhaus verbrachte. Nach einigem Hin und Her bekam sie doch noch einen Platz für sich, gerade nachdem sie mächtig Krach wegen einer sehr groben Schwester geschlagen hatte, die ihr unseren Sohn fast in die Arme warf.

Gestern war ich auch noch nicht arbeitsfähig, glücklicherweise erlaubt meine Firma ein paar Karenztage ohne Krankschreibung. Heute werde ich wieder mal mein Glück versuchen, auch wenn ich mich noch mächtig mau fühle.

Inzwischen wurde bei Aaron eine Infektion mit einem Norovirus diagnostiziert, ich gehe also davon aus, dass ich mich mit dem gleichen Übel herumgeplagt habe.

Sonntag, 6. Januar 2008

3 Monate im Sauseschritt - Nachtrag

Sohnemann machte den Abend noch ein wenig hektisch. Spuckte den ganzen Tag, hustete oft, "dekorierte" eine Windel mit äußerst dünnflüssigem Inhalt und bekam schlußendlich noch Fieber. Nach reiflicher Überlegung und einem Anruf wurde das nur ein paar Minuten entfernte Krankenhaus aufgesucht, wo es glücklicherweise Entwarnung gab. Also weiter beobachten und notfalls ein Zäpfchen verabreichen. Erwähnte ich bereits, dass Kinder das Leben aufregender machen?

3 Monate im Sauseschritt

Heute wird Aaron drei Monate alt, kaum zu glauben, wie schnell die Zeit vergangen ist. Mir kommt es wie gestern vor, als er mich noch völlig zerknittert unter seinem Handtuch im Kreißsaal angeschaut hat. Wie man sich in solch einem Moment fühlt, kann man gar nicht recht beschreiben. Die Tragweite des Ereignisses begreift man in dieser Situation ohnehin nicht.

Ich habe mich in den letzten Wochen und Monaten ab und an gefragt, ob ich mein früheres "freies" Leben vermisse oder ich gar bereue, nach all den Mühen und Schwierigkeiten ein Kind in die Welt gesetzt zu haben. Die Antwort ist so kurz wie eindeutig: Nein! Auch nach der x-ten schlafarmen Nacht oder nicht enden wollendem Geschrei habe ich noch nie das Gefühl gehabt, genervt zu sein. Und jetzt nach einem Vierteljahr, wo er erste Brabbelversuche unternimmt und immer öfter auf das übliche Sich-zum-Affen-Machen mit einem breiten Strahlen reagiert, geht einem noch mehr das Herz auf, als es ohnehin schon der Fall war. Ich kann nur allen raten: Gönnt Euch Kinder - es lohnt sich!

CD-Rezensionen (001): ABBA - Ring Ring (1973)

Folgende Sätze habe ich zwar schon vor einiger Zeit niedergeschrieben, ich bugsiere sie aber erst jetzt zu Amazon rüber.



(Cover: Amazon.de

Das Debütalbum der vier Kult-Schweden lässt zwar überwiegend den brillianten ABBA-Sound vermissen und gerät über weite Strecken noch stark schlagerhaft, trotz alledem lassen sich schon die Ansätze der Genialität des Songwriterduos Andersson/Ulvaeus erkennen. So hätte die Ballade "Disillusion" in einem zeitgemäßerem Arrangement perfekt in das 80er-Musical "Chess" der beiden Herren gepasst.

Vieles an diesem Album ist, im Rückblick besehen, kurios. So wird bei "People Need Love" fleißig gejodelt (!!!), Björn und Benny bestreiten noch einen Großteil der Leadvocals und zum drollig-süßlichen "Another Town, Another Train" erschien eine deutschsprachige Version mit dem herzigen Titel "Wer im Wartesaal der Liebe steht".

Dem geneigten ABBA-Anfänger seien "Ring, Ring", "Disillusion", "Nina, Pretty Ballerina", "I Am Just A Girl" und "Rock 'N' Roll Band" ans Herz gelegt, beim Rest eher entspannt zurücklehnen und milde lächeln.

Bewertung: 3 von 5

Samstag, 5. Januar 2008

Marianne Kiefer †


Traurig geht die Woche weiter. Nach Günter Schubert starb heute im Alter von 79 Jahren mit Marianne Kiefer der nächste TV-Liebling der DDR. "Drei reizende Schwestern" war regelrecht Kult, ich hab es jedenfalls sehr gerne gesehen.

Danke für viele vergnügliche TV-Stunden!

Buch-Rezensionen (001): Sascha Lange - DJ Westradio (2007)

(Cover: Amazon.de)

Man nehme: Ein Buch. Schlage es auf, lese es in einem Zug durch, schließe es wieder. Und stelle sich danach die Frage: Hat hier jemand über mein Leben geschrieben? So ging es mir bei Sascha Langes amüsantem Rückblick auf eine Jugend der Achtziger Jahre in der DDR. Ein nostalgisches Buch mit Sicherheit, dennoch kein kritikloser Bericht über einen untergegangenen Staat, dem steht schon allein der familiäre, christliche Background des Autors entgegen.

Das ich bei "DJ Westradio" von einem Déjà-vu zum anderen stolperte, ist sicherlich nicht verwunderlich. Fast auf den Tag genau so alt wie der Autor, ebenfalls Sachse und Anhänger der gleichen Musik. Besonders ostdeutsche Depeche Mode-Fans sollten sich dieses Buch gönnen, berichtet Sascha Lange doch als Augenzeuge über das sagenumwobene Ost-Berliner Konzert der Band im Frühjahr 1988.

Wer wissenschaftlich fundierte Analysen zur jugendlichen DDR-Gesellschaft erwartet, liegt hier verkehrt, dies ist aber auch gar nicht der Anspruch des Buches. Ich sehe es eher als eine äußerst lesenswerte ostdeutsche Variante von "Generation Golf" für diejenigen an, die bei Wende, Mauerfall und Wiedervereinigung den Kinderschuhen schon entwachsen, aber noch nicht im DDR-Erwachsenenalltag angekommen waren.

Ich sah mich nach der Lektüre geradezu gezwungen, Sascha Lange anzuschreiben, um mich für mein Lesevergnügen zu bedanken. Überraschenderweise bekam ich umgehend eine sehr nette E-mail zurück. Das nenne ich leserfreundlich!

Bewertung: 5 von 5

Freitag, 4. Januar 2008

Günter Schubert †


(Foto: SPIEGEL Online)

Gestern hat mit Günter Schubert einer der auch für mich beliebtesten Schauspieler der DDR die Bühne im Alter von 69 Jahren für immer verlassen. Auch wenn "Schubi" meistens den gemütlichen Dicken gab, ist er mir doch in seiner stärksten und außergewöhnlichsten Rolle besonders in Erinnerung geblieben, als Sexualstraftäter im "Polizeiruf 110-Krimi "Der Mann im Baum" von 1988.

Machs gut...

Donnerstag, 3. Januar 2008

DVD-Rezensionen (001): Zwei Jahre Ferien (1974)

Ich habe mich schon lange mit dem Gedanken getragen, ein wenig bei AMAZON zu rezensieren. Bücher, CDs und DVDs gibt es in meinen Beständen genug, fangen wir also heute damit an. Mein erstes "Opfer" ist der TV-Vierteiler "2 Jahre Ferien" nach Jules Verne von 1974.


(Cover: Amazon.de)

Als ich vor einigen Monaten eine Werbeanzeige von "2 Jahre Ferien" sah, konnte ich mich zwar nicht mehr unbedingt an den Titel der Jules Verne-Verfilmung, jedoch sehr gut an die Gesichter der auf dem Cover abgebildeten Darsteller erinnern. Nach Kauf und Betrachten der recht nett gestalteten Box stellte sich bei mir allerdings leichte Enttäuschung ein.

Ich als Kind der DDR kannte nur eine gekürzte, völlig anders geschnittene und z. T. daher auch inhaltlich andere Variante. Nach etwas Recherche im Internet weiß ich nun, dass es sich um die unter dem Titel "Piraten des Pazifik" firmierende Kinoversion des Vierteilers handelte, die sich eher an der französischen Fassung dieser Co-Produktion zwischen Bundesrepublik, Frankreich und Rumänien orientiert. Da im Spielfilm viele der für die Handlung völlig unerheblichen Szenen fehlen, die das Anschauen gerade der ersten beiden Teile doch stellenweise quälend langatmig machen, habe ich die atemlose Spannung meiner Kindertage vermisst, dies mag aber auch veränderten Sehgewohnheiten oder dem Lebensalter geschuldet sein. Gleiches gilt für die Sympathiewerte der Protagonisten. War Doniphan Weldon (Marc di Napoli) für uns Jungs der Held (und der Schwarm für die Mädchen), wirkt er aus heutiger Sicht nur wie ein blasierter, streitsüchtiger Schnösel.

Richtiggehend zerstört wird die Atmosphäre durch die Landschaftsaufnahmen.
Diese spielen laut Plot in Neuseeland und auf einer Pazifikinsel, sind jedoch jederzeit als rumänische Schwarzmeerküste, das Donaudelta und südosteuropäische Mischwälder zu erkennen. Dazu noch eine äußerst krude Zusammenstellung der Tierwelt, die auf engstem Raum Pinguine, Luchse und Komodo-Warane vereint. Das wirkt stellenweise unfreiwillig komisch.

Die Bild- und Tonqualität der DVDs ist dank digitaler Überarbeitung gut, der Unterschied zum Ausgangsmaterial wird besonders beim Betrachten des Bonusmaterials deutlich, welches die unrestaurierten Aufnahmen für die Beschreibung der Drehhistorie verwendet.

Fazit: TV-Nostalgiker können durchaus zugreifen, das Risiko des Zerstörens einer liebgewonnen Kindheitserinnerung besteht allerdings.

Bewertung: 3 von 5

Mittwoch, 2. Januar 2008

Neujahr auf dem Friedhof

Eine weise Entscheidung, gestern unsere Familienkutsche bei meinen Eltern abzustellen. Die Ballerfraktion entblödete sich um Mitternacht schließlich nicht, ihren Böllerkram genau zwischen den parkenden Karossen zu zünden. Da lacht das Versichererherz!

Sei es drum, ich nutzte heute vor der Abholung unseres fahrenden Untersatzes die Gelegenheit, etwas auf dem größten Friedhof der Stadt herumzustromern und ein paar Fotos zu schießen.
Leider war das Wetter so trübe, dass ich ein paar Schwierigkeiten mit der passenden Beleuchtung hatte. Man kann zwar vieles nachträglich retten, aber ich muß mich dringend mal mit den technischen Details meiner Kamera und Photoshop auseinandersetzen!