Mittwoch, 23. Januar 2008

Buch-Rezensionen (006): Gert Prokop - Wer stiehlt schon Unterschenkel? (1977)


(Cover: Amazon.de)

Die Fälle des kleinwüchsigen Detektivs Timothy Truckle entdeckte ich durch einen Zufall vor etwa 25 Jahren in einem DDR-Jugendbuch mit gesammelten Detektivgeschichten von Conan Doyle bis eben Gert Prokop. Neugierig geworden, las ich dann die beiden Bücher (neben "Wer stiehlt schon Unterschenkel?" noch "Der Samenbankraub") und, inzwischen beide in meinem Besitz, begeistern sie mich bis heute.

Das Buch, original erschienen in den 70er Jahren, spielt im Chicago des 21. Jahrhunderts. Die USA haben sich durch eine Schutzglocke streng vom Rest der Welt abgeschirmt und sind in einem degenerierten Zustand, beherrscht von einer Handvoll Großkonzerne. Timothy Truckle, Whiskykenner und -liebhaber, arbeitet mit Hilfe seines Großrechners "Napoleon" an den vertracktesten Kriminalfällen, ohne sich dafür bei den Mächtigen anzubiedern. Mehr noch, insgeheim steht er in Kontakt mit dem UNDERGROUND, einer geheimnisvollen Widerstandsorganisation.

Natürlich ist das USA-Bild stark aus sozialistischer Sicht geprägt, allerdings lassen sich durchaus Parallelen zu aktuellen Entwicklungen erkennen. Wer großzügig über erwähnte Schwächen hinwegsehen mag, bekommt großartige und spannende Lektüre geboten. Gert Prokop, der 1994 freiwillig aus dem Leben schied, enwirft ein düsteres Endzeitszenario, das so abseitig gar nicht mehr erscheinen mag. Ein Hauch "1984", etwas "Blade Runner" und viel "Sherlock Holmes" - bitte lesen!

Bewertung: 4 von 5