Montag, 31. Mai 2010

Tschüß, Horst!

Für eine ausführliche Analyse des Eurovision Song Contests brauch ich noch eine Weile, aber es sollen ja noch andere wichtige Dinge in der Weltgeschichte passieren...

Bundespräsident Horst Köhler ist heute zurückgetreten, als erster Amtsinhaber überhaupt. Den angegebene Grund - seine missverständlichen Äußerungen über den deutschen Afghanistan-Einsatz - halte ich für vorgeschoben. In den letzten Wochen hat man über massive Personalquerelen im Schloss Bellevue gelesen, vielleicht haben diese und andere, nichtöffentliche Faktoren eine Rolle gespielt. Für mich wirkt das wie eine willkommene Gelegenheit zur Flucht, wie das schon Gregor Gysi 2002 beim Abgang aus dem Amt des Berliner Wirtschaftssenators handhabte. Die Pressestimmen sind daher auch teilweise sehr harsch, hier stellvertretend zwei Kommentare aus der ZEIT und der Süddeutschen Zeitung.

Sonntag, 30. Mai 2010

Dennis Hopper †

(Foto: SPIEGEL.de)

Leider war es ja nach den traurigen Bildern vor ein paar Wochen anlässlich der Verleihung eines Sterns auf dem Hollywood Walk of Fame zu erwarten, aber gestern ist Dennis Hopper im Alter von 74 Jahren von seinem Krebsleiden erlöst worden. Ich hab ihn sehr gemocht (auch wenn ich derzeit mit "Apocalyse Now Redux" und "Blue Velvet" derzeit nur zwei seiner Filme in meiner persönlichen DVD-Sammlung habe), es gab selten bessere Filmbösewichte. Möge er in Frieden ruhen, ein ganz Großer des Kinos ist gegangen, ich bin sehr traurig.

Donnerstag, 27. Mai 2010

Och nööö...

Mein vor fast neun Jahren gestochenes Brustwarzenpiercing hat sich von mir unbemerkt verabschiedet und als ich heute Ersatzschmuck einsetzen wollte, musste ich feststellen, dass sich der Stichkanal schon ruckzuck geschlossen hatte. Mist, was nun? Den größten Schmerz meines Lebens nochmal?

Mittwoch, 26. Mai 2010

DVD-Rezensionen (190): WM-Klassikersammlung, Ausgabe 34 - Achtelfinale 2006 BR Deutschland - Schweden (2:0) (2006)

(Cover: Amazon.de)

Im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland veröffentlichte die "BILD am Sonntag" zusammen mit dem Sammelserien-Spezialisten DeAgostini eine ursprünglich auf 30 Ausgaben angelegte, dann aber mit den hinzugefügten sieben Spielen der DFB-Elf bei der WM auf 37 DVDs erweiterte Reihe, die große Partien der deutschen Elf bei Weltmeisterschaften sowie einige Klassiker ohne deutsche Beteiligung in nicht-chronologischer Reihenfolge enthielt. Allen Scheiben war ein Begleitheft mit weiterführenden Informationen über Vorgeschichte, Hintergründe sowie statistischen Elementen wie Aufstellungen etc. beigefügt.

Diese erste K.O.-Begegnung der deutschen Mannschaft bei der Heim-WM 2006 hat ein Vorspiel - das letzte Gruppenmatch gegen Ecuador (Ausgabe 33 der Edition). Dort wurde der in den Spielen zuvor formschwache Lukas Podolski solange mit Zuspielen gefüttert, bis ihm in der zweiten Halbzeit das erlösende Erfolgserlebnis gelang. Wie wichtig das Tor nach so langer Ladehemmung war, zeigte sich nun gegen Schweden, wo ein insgesamt wie entfesselt aufspielendes deutsches Team die hoffnungslos überforderten Schweden in den ersten 30 Minuten förmlich überrannte. Scheinbar mühelos zirkulierte der Ball durch die eigenen Reihen, um immer wieder gefährlich zu den Sturmspitzen Klose und Podolski zu gelangen. Ersterer bereitete unfreiwillig (Tor 1) bzw. genial (Tor 2) beide Treffer vor, zweiterer versenkte die Bälle unerbittlich im Tor. "Aktion Sorgenpoldi" (O-Ton Kommentator Béla Réthy) hatte wahrlich Wirkung gezeigt. Eine solch überzeugende Halbzeit sah man von der DFB-Elf erst wieder zwei Jahre später beim EM-Viertelfinalspiel gegen Portugal.

Nie hatte man den Eindruck, um den Sieg zittern zu müssen, nicht einmal beim meines Erachtens nach zu Unrecht gegebenen und von Henrik Larsson über die Latte gedonnerten Strafstoß. Die seit der 35. Minute dezimierten Schweden (die erste gelbe Karte gegen Lučić ging in Ordnung, gelb-rot für leichtes Trikotzupfen im Mittelfeld war hingegen sicherlich überzogen) enttäuschten nach ihrem großartigen letzten Gruppenspiel gegen England auf der ganzen Linie. Daher ist es auch unverständlich, warum das Begleitheft in der Kategorie "Helden des Tages" auf skandinavischer Seite Larsson, Freddie Ljungberg und den allgemein ein schwaches Turnier spielenden Sturm-Riesen Zlatan Ibrahimović benennt. Bester Schwede auf dem Platz war eindeutig Torhüter Andreas Isaksson, dem allein zu verdanken war, dass das Ergebnis nicht deutlicher ausfiel, da sich die deutsche Mannschaft in der zweiten Halbzeit weitestgehend darauf beschränkte, das Spiel zu kontrollieren.

Das galt allerdings nicht für den deutschen Kapitän. Michael Ballack, bei dieser WM defensiver ausgerichtet, versuchte hier mit aller Macht zum Torerfolg zu bekommen. Unaufhörlich bedrängte er das schwedische Tor mit Fernschüssen, allein der Pfosten und Isakson entschärften vier der neun Anläufe. Wie man heute weiß: es sollte im gesamten Turnierverlauf nicht klappen...

Schade an diesem ZDF-Mitschnitt, dass im Gegensatz zu den ARD-Pendants die Vorreportagen und Halbzeitanalysen entfernt wurden. So bekommt man einzig und allein noch die Anmoderation von Johannes B. Kerner und die Tips von Urs Meier und Jürgen Klopp geboten, wobei der damalige Mainzer und heutige Dortmunder Trainer mit seiner 2:0-Voraussage goldrichtig lag. Somit für den spartanischen Inhalt etwas Wertungs-Abzug.

Bewertung: 4 von 5

Dienstag, 25. Mai 2010

Nachtgedanken (091)

Da ich heute durch Arbeit mit zugehörigem Frühaufstehen, gleich zwei Geburtstage im engsten Familienkreis und solistische Juniorbeaufsichtigung platt wie lange nicht mehr bin, an dieserStelle nur ein paar "Nachtgedanken" zum passenden Thema Schlaf, heute "Komm, o Nacht!" von Julius Sturm (1816-1896).

Komm, o Nacht! – und nimm mich hin,
Daß ich schlafend mich vergesse,
Länger nicht mit wachem Sinn
Meines Kummers Tiefen messe.

Schlafe, müdes, wundes Herz
Deine Klagen sind vergebens.
Schlaf ist Balsam deinem Schmerz,
Traum die Blüte meines Lebens.

Donnerstag, 20. Mai 2010

CD-Rezensionen (189): Dance Aid - Do They Know It's Christmas? (Rave The World) (MCD) (1994)

(Cover: Amazon.de)

So sicher wie in das Amen in der Kirche ist die jährliche Dauerrotations-Beschallung zur Adventszeit mit den unvermeidlichen Weihnachtsheulern "Last Christmas" von Wham! und "Do They Know It's Christmas?" des von Midge Ure und Bob Geldof 1984 angesichts der Hungerkatastrophe in Äthiopien ins Leben gerufenen Benefiz-Projekts Band Aid. Auch wenn beide Songs in den über 25 Jahren inzwischen deutlich Patina angesetzt haben, kann ich sie persönlich immer noch problemlos und gern zu gegebener Zeit hören. Anders sieht es mit dieser von der heutigen Gattin in die Beziehung gebrachten Maxi-CD aus.

Wozu also ein Bumm-Bumm-Dance-Aufguss? Anno 1994 griffen sich zum 10jährigen Jubiläums des Songs die damals führenden Produzenten- und Technoprojekte Deutschlands die bekannte Melodie, drehten den Geschwindigkeits- und BpM-Regler ordentlich nach oben, fügten ein paar zum Teil arg schwachbrüstige Vocals hinzu und packten alles in den damals vorherrschenden Happysound - fertig. Musikalisch ist das so notwendig wie ein Kropf, ohnehin wirkt das Ganze wie ein fix zusammengeschluderter Schnellschuss. Ausgewiesen sind auf der insgesamt 14 Minuten langen CD nur zwei Tracks (Radio und Rave Mix), als Extra ist aber noch eine A cappella-Version dreingegeben, die allerdings besonders schlampig produziert wirkt, hört man doch auf den Aufnahmen der teilweise erschreckend dünnen und tonunsicheren Stimmen recht deutlich die Sounds aus den Kopfhörern der Gesangsakrobaten.

Einen Extrapunkt gibt es für den guten Zweck, flossen doch alle Einnahmen des in meiner Erinnerung nicht sonderlich von Chartserfolg gekrönten Projekts der Deutschen Welthungerhilfe zu. Na immerhin...

Bewertung: 2 von 5

Mittwoch, 19. Mai 2010

Buch-Rezensionen (189): Dante Alighieri - Die Göttliche Komödie (Hörbuch) (1307-1320)

(Cover: Amazon.de)

Bei einem fast 700 Jahre alten Text der Weltliteratur liegt es in der Natur der Sache, dass er immer wieder neu übersetzt, interpretiert, gekürzt und verändert wird. Dies ist auch bei Dante Alighieris Jahrtausendwerk "Die göttliche Komödie" nicht anders, das hier - gesprochen von den Schauspielern Hannes Messemer, Siemen Rühaak und Thomas Holtzmann - in einer vom WDR produzierten Hörspielversion auf 3 CDs vorliegt. Bedenkt man die Länge des italienischen Originals von insgesamt 14.233 Versen wird schnell klar, dass es sich um eine deutlich gekürzte Fassung handeln muss. Tut dies der Intensität der Geschichte um Dante und seine fantastische Reise in Hölle, Purgatorium und Paradies einen Abbruch? Ich meine: nein!

Die Handlung ist bekanntermaßen derartig komplex, dass Interpretationen und Untersuchungen zur "Divina Commedia" ganze Buchregalreihen füllen. Zu gewaltig ist die Mischung aus theologischen, philosophischen, historischen und politischen Elementen, Anspielungen und Fakten. Doch selbst wenn man den gesamten intellektuellen Überbau einmal ins zweite Glied rücken lässt, bleibt immer noch ein wunderbar poetischer und anrührender Text übrig, der einerseits eine emotional höchst eindrucksvolle Liebeserklärung an die angebetete Beatrice darstellt und darüber hinaus ein umfassendes Bild von der mittelaterlichen Vorstellung von Himmel, Erde und Unterwelt bietet. Dantes Reise durch die Kreise der Hölle mit all ihren Scheußlichkeiten und Qualen der Sünder in Begleitung des antiken Dichters Vergil ist somit nicht nur Abenteuer und spirituelle Erfahrung sondern gleichzeitig für den Zuschauer auch noch höchst bildungsvermittelnd. Zu Recht ein ganz großes Werk der Weltliteratur!

Die drei Sprecher intonieren den Text mit dem Können von theatererfahrenen Schauspielern. Unterstützt von teils dramatischen Soundeffekten und passend gestalteter Musik ergeben sich für den Hörer eindrucksvolle und realistische Bilder vor dem inneren Auge. Und somit darf hier durchaus die Höchstwertung verliehen werden, auch wenn man gern noch eine weitere Beschäftigung mit Dantes Ausnahmedichtung in Form einer gedruckten Gesamtausgabe anraten darf - es lohnt sich.

Bewertung: 5 von 5

Dienstag, 18. Mai 2010

DVD-Rezensionen (189): JAG - Im Auftrag der Ehre (Season 5.1) (1999/2000)

(Cover: Amazon.de)

Auch die fünfte Staffel der Erfolgsserie erschien zum Ärger der Fangemeinde wieder in zwei Vollpreis-Boxen á 3 DVDs. Das Hü und Hott der Veröffentlichungspolitik von Paramount habe ich in meinen bisherigen JAG-Rezensionen mehrfach angesprochen, geradezu absurd wirkt mittlerweile, dass neben der zweiten auch die siebente Staffel in einem Schuber erschienen ist.

Die vierte Season endete mit dem Abschied Lieutenant Commander Harmon Rabbs vom JAG-Corps und seiner Rückkehr zu einer Marinefliegereinheit an Bord des (fiktiven) Flugzeugträgers USS Patrick Henry. Dieser operiert in der Adria, da die US-Einheiten die Flugverbotszone über dem Kosovo kontrollieren sollen. Somit spielen die ersten Folgen überwiegend an Bord, doch Rabbs Abwesenheit bei den Militärjuristen ist nicht von langer Dauer...

Wie gehabt beinhaltet die Box 12 Episoden in ordentlicher Bild- und Tonqualität. Durch den Kosovo-Einsatz stieg der Anteil actionorientierter Folgen, dennoch wurde eine ausgewogene Mischung aus Szenen im Gerichtssaal, zwischenmenschlichen Problemen und Emotionen und historischen Rückblicken gefunden. In der überwiegend 1969 spielenden Episode "Ghosts of Christmas Past /Sein letzter Einsatz", die Rabb erneut mit dem Schicksal seines Vaters konfrontiert, wird nicht zum letzten Mal der originelle Kniff benutzt, alle Hauptdarsteller in andere Rollen schlüpfen zu lassen.

Das Folgen-Dutzend hat wenige echte Durchhänger zu bemämgeln, meine persönlichen Favoriten finden sich in den Episoden "Rogue/Bomben auf New York", "The Colonel's Wife/Drogenrazzia in Panama" und "Into The Breech/Ein alter Fall in neuem Licht".

Bewertung: 4 von 5

Montag, 17. Mai 2010

Tragisch...

Es war zu erwarten, dass der seit heute feststehende WM-Ausfall Michael Ballacks nach dem Foul von Kevin-Prince Boateng zu einem mächtigen Rauschen im deutschen Medienwald führen würde, aber das Ausmaß (z.B. hier) hat mich dann doch etwas überrascht. Querbeet werden in den Kommentarspalten teilweise erbitterte Diskussionen über die Absicht des Tritts geführt. Zumindestens aufgrund der Tatsache, dass Boateng möglicherweise im Kader des deutschen Vorrundengegners Ghana stehen wird, hat die Geschichte für mich eine gewisses Geschmäckle. Aber davon abgesehen: für den (mir eigentlich nicht sonderlich sympathischen) Kapitän des DFB-Teams tut es mir schon sehr leid, war dieses Championat wohl die letzte Chance, einen internationalen Titel zu gewinnen. Das Fussball-Magazin 11freunde liess sich sogar schon zu einer Art Karriere-Nachruf hinreißen. Ich hoffe jetzt sehr auf eine geschlossene Trotzreaktion der restlichen Mannschaft - auf geht's, Jungs!

Freitag, 14. Mai 2010

Nachtgedanken (090)

Das den gesamten Tag anhaltende Regenwetter hier drückt wohl mächtig auf's Gemüt, somit musste für die heutigen "Nachtgedanken" etwas Morbides her. Fundstück ist "Ein Geheimnis" von Karl Ernst Knodt (1856-1917).

Ihr wißt so viel vom Tod zu sagen,
Vom Grab, in das man mich wird tragen,
Ihr Pred'ger....Doch ich traue nicht
Dem von euch selbst erborgten Licht.

Nur Einer steckte leise Lichter
Auf Höhen an. Er war kein Dichter,
Kein Prediger. Er war Prophet,
Und all sein Atmen war Gebet.

Der sprach vom großen Vaterhause
Und – daß dort jedem seine Klause
Bereitet sei … Er ging voran
Und hat die Tür uns aufgetan.

Doch die Ihr führet seinen Namen,
Ihr wißt auf alles gleich ein – Amen –,
Wonach ich nur die Sehnsucht hab';
Denn ein Geheimnis bleibt das Grab.

Mittwoch, 12. Mai 2010

CD-Rezensionen (188): Blind Passengers - Walking To Heaven (MCD) (1994)

(Cover: Amazon.de)

In den Jahren 1993/94 fanden so einige Erzeugnisse aus dem Bereich Synthie Pop den Weg in das heimische CD-Regal und auch der durch mehrmaliges Hören in meinem damaligen bevorzugten Club in den persönlichen Aufmerksamkeitsfokus gerückte Singlehit der Berliner Blind Passengers gehörte zu diesen umfangreichen Anschaffungen.

Zu diesem Zeitpunkt wandelte die damals noch als Trio agierende Band schwer auf den Pfaden von Depeche Mode & Co. und somit gibt es im Gegensatz zu den einige Jahre später vorherrschenden Bratgitarren-Klängen rein elektronische und sphärische Sounds zu hören. Das Titelstück liegt in zwei Mixen vor, die sich dankenswerterweise beide von der Albumversion des Debüt-Longplayers "The Glamour Of Darkness" unterscheiden. Kann die reichlich sechsminütige Nepal Version mit einigen meditativen Anleihen punkten, bekam der Radio Edit ein vom Sound eines damaligen Werbespots der mittlerweile längst verblichenen Kosmetikmarke GAMMON inspiriertes Intro spendiert.

Positiv an diesem Tonträger ist anzumerken, dass mit "Stop The Nation" und "Your Smell" nicht einfach anderswo bereits veröffentlichte Füllmasse, sondern zwei echte Non Album-Tracks verwendet wurden, wobei besonders letzterer eine prima B-Seite darstellt. Das macht zwar insgesamt nur etwas mehr als 18 Minuten Musik aus, allerdings ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis inklusive. Die Musikwelt wird mit dieser Maxi nicht eingerissen, sie ist dennoch ein immer wieder gern gehörter Teil meiner Musiksammlung.

Bewertung: 4 von 5

Dienstag, 11. Mai 2010

Nachtgedanken (089)

In letzter Zeit beobachte ich in meinem realen und Online-Umfeld immer häufiger scheiternde Beziehungen, die zum Teil bereits 20 Jahre und länger auf dem Buckel haben. Man ist also auch als langzeit-Gebundener keineswegs vor allerlei Liebes-Unbill gefeit und sollte diesbezügliche Zeichen rechtzeitig bemerken und einzuordnen wissen, wie das schon Emil Claar (1842-1930) in "Entwicklung" tat.

Oft in plaudernden, tanzenden Reihn
War er allein und war sie allein,
In Stille leidend.

Und dann fast immer in einsamer Pein
War sie allein und war er allein
Einander meiden.

Und dann war nicht er und nicht sie allein,
Sie waren plötzlich immer zu zwei'n,
Von allen sich scheidend!

Montag, 10. Mai 2010

Buch-Rezensionen (188): F. Scott Fitzgerald - Der große Gatsby (1925)

(Cover: Amazon.de)

Bei der Anschaffung der gesamten SZ-Bibliothek gerieten einerseits wahre Meisterwerke (wie beispielsweise Umberto Ecos "Der Name der Rose") als auch in meinen Augen Totalausfälle ("Der Untergeher" von Thomas Bernhard) in meinen Besitz. "Der große Gatsby" des Amerikaners F. Scott Fitzgerald (1896-1940) aus dem Jahre 1925 liegt irgendwo zwischen diesen beiden Extremen.

Erzählt wird die Geschichte des Jungmillionärs Jay Gatsby, der in den aufregenden 1920er Jahren versucht, ohne Rücksicht auf sich, sein Vermögen und gesellschaftliche Widerstände die Zuneigung seiner großen Liebe Daisy, die in seiner Abwesenheit während seines Militärdienstes im Ersten Weltkrieg einen anderen heiratete, zurückzugewinnen. Doch unaufhörlich steuert alles auf die große Katastrophe zu...

Es bringt einen schon manchmal ins Grübeln, warum man ein von der Literaturhistorie als großen Roman geadeltes Werk nicht so recht in sein privates "Finde ich toll!"-Portfolio aufnehmen mag. Ist man einfach zu unintellektuell, um die Kriterien der Kritikergilde nachzeichnen zu können oder ist alles nun doch nur eine Frage des persönlichen Geschmacks, über den sich bekanntlich (nicht) streiten lässt? An vorliegendem Buch stört mich vor allem der unglaublich zähe Fluss der Handlung, die bis auf die dramatischen Wendungen gegen Ende nur spröde und spannungsarm vor sich hin tröpfelt. Für die dem Roman immer wieder zugeschriebene Gesellschaftskritik fehlt mir hier einfach ein tieferer und umfassenderer Einblick in eine der ereignis- und abwechslungsreichsten Dekaden des 20. Jahrhunderts.

"Der große Gatsby" ist kein schlechtes Buch, mit Sicherheit nicht. Zieht man aber ähnlich hochgehandelte Romane - wie beispielsweise das zu etwa der gleichen Zeit erschienene "Ulysses" von James Joyce - als Vergleichsmuster heran, dann verliert Fitzgeralds Werk den Wettbewerb sehr deutlich. Immerhin stand mit der Figur des Meyer Wolfsheim ein Handlungscharakter für den Namen einer meiner favorisierten Bands Pate.

Bewertung: 3 von 5

Freitag, 7. Mai 2010

Nachtgedanken (088)

Die heutigen "Nachtgedanken" drehen sich um das Thema Demut. Nicht alles (und vor allem sich selbst) so wichtig nehmen, dies befand schon Johann Timotheus Hermes (1738-1821) in "Verdankt sei es dem Glanz der Großen".

Verdankt sei es dem Glanz der Großen,
Daß er mein Nichts mir deutlich zeigt.
Mich hat er nie zurückgestoßen,
Denn mich hat er niemals erreicht.
Ich sah viel Kleine näher geh'n
Und blieb in meinem Zirkel stehn.

Sie sind mir wert, die engen Grenzen,
Wo ich so unbeträchtlich bin.
Hier seh' ich Stern und Orden glänzen,
Und Band und Stern reißt mich nicht hin.
Und auch das gnädigste Gesicht,
Aus meinem Zirkel bringt's mich nicht.

Soll mir des Größern Unmut zeigen,
Ich sei nur eine Kleinigkeit:
O Unschuld! Dann lehr' du mich schweigen
Und gib mir Unerschrockenheit,
Und präge mir sanfttröstend ein,
Es sei nicht Schande, klein zu sein.

Doch ließe sich zu meinem Kreise
Ein Großer ohne Falsch herab:
Erfahrung! Dann mach' du mich weise
Und zeichne meine Grenzen ab,
Und lehre mich, niemals zu klein,
Doch auch nicht kühn und eitel sein.

Donnerstag, 6. Mai 2010

Ein Jubiläum

Kaum zu glauben, dies ist der 1000. Eintrag dieses Blogs. Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen stillen oder kommentierenden Mitlesern bedanken. Ich hätte am Silvestertag 2007 auch nicht gedacht, dass ich die Schreiberei kontinuierlich beibehalten würde, schließlich fange ich ja gerne neue Projekte an, um sie dann erst einmal versanden zu lassen. Aber es macht Spaß, hält den Geist fit und lässt mich immer wieder neue Dinge entdecken. Nun denn, auf die nächsten 1000!

Mittwoch, 5. Mai 2010

Nachtgedanken (087)

Heute mal etwas Expressionistisches in Form von "Aschermittwoch" von Alfred Lichtenstein (1889-1914).

Gestern noch ging ich gepudert und süchtig
In der vielbunten tönenden Welt.
Heute ist alles schon lange ersoffen.
Hier ist ein Ding.
Dort ist ein Ding.
Etwas sieht so aus.
Etwas sieht anders aus.
Wie leicht pustet einer die ganze
Blühende Erde aus.

Der Himmel ist kalt und blau. 
Oder der Mond ist gelb und platt.
Ein Wald hat viele einzelne Bäume.

Ist nichts mehr zum Weinen. 
Ist nichts mehr zum Schreien.
Wo bin ich –

Dienstag, 4. Mai 2010

Endlich Post!

Ich zitiere aus mir heute zugegangenem Brief:

"Herr XXX

hat die nachstehende Hausarbeit vom 24.02.2010 zu Modul 1.1: Einführung in den Studiengang (8 SWS)

mit Erfolg angefertigt.

In Anlehnung an die Leistungsbewertung für die Studiengänge 'Bildungswissenschaft', 'Kulturwissenschaften' und 'Politik- und Verwaltungswissenschaft' mit dem Abschluß 'Bachelor of Arts (B.A.)' an der FernUniversität in Hagen im Akademiestudium

wurde die Note 1,3 (A - Excellent) sowie 15 Leistungspunkte (ECTS) vergeben."

Heute bin ich mal ein wenig stolz auf mich. 114 von 120 möglichen Punkten und das fast 19 Jahre nach meinem Abi - da darf man mal ein Glas trinken. Auf ein Neues!

Montag, 3. Mai 2010

Zurück...

Die Arbeitswelt hat mich nach einem vollen Monat Krankenhausaufenthalt und Rekonvaleszenz wieder. Ging entspannter als ich dachte, nur das frühe Aufstehen macht wie gewohnt keinen Spaß. 4.45 Uhr - grrrrrrrr....

Samstag, 1. Mai 2010

DVD-Rezensionen (188): Das Rätsel der Sandbank (1985)

(Cover: Amazon.de)

In meiner hart am Rande des sogenanten "Tals der Ahnungslosen" gelegenen DDR-Heimatstadt war die Empfangbarkeit des bundesdeutschen Fernsehens immer eine wetterabhängige Glückssache, musste man doch auf das terrestrische Antennensignal des fast 200 Kilometer entfernten Westberlins zugreifen. Und so kam es auch durchaus vor, dass man Serien eben nicht komplett sehen konnte, weil gerade im entscheidenden Moment wieder nur der verhasste Schnee auf dem Schirm zu sehen war. Das ging mir unter anderem 1985 mit der großartigen Serie "Das Rätsel der Sandbank" so, weswegen ich schon alleine aus nostalgischen Gründen sehr erfreut über die DVD-Veröffentlichung dieses Zehnteilers bin.

Zum Teil etwas sehr frei nach Motiven des gleichnamigen Romans von Robert Erskine Childers aus dem Jahre 1903 gestaltet, erzählt die Serie die Geschichte der zwei englischen Segler Arthur Davies (Burghart Klaußner) und Carruthers (Peter Sattmann), die im Herbst 1904 auf der kleinen Segelyacht "Dulcibella" im deutschen Wattenmeer unterwegs sind. Davies will, als Entenjäger getarnt, die Küste der ostfriesische Inseln kartographieren und sich damit für eine Offizierslaufbahn bei der Royal Navy empfehlen. Doch er und der darüber zunächst im Unklaren gelassene ehemalige Schulkamerad Carruthers - ein Dandy, der im britischen Außenministerium beschäftigt ist - geraten in eine brisante und lebensgefährliche politisch-militärische Affäre hinein, in der der angeblich schwedische Kaufmann Dollmann (Gunnar Möller) und seine Tochter Clara (Isabell Varell) eine mysteriöse Rolle spielen...

Für heutige Sehgewohnheiten wirkt der Erzählstil der Serie etwas gemächlich, richtig Fahrt nimmt die Handlung erst ab Folge drei auf. Dann wird es aber spannend, denn das fiktive Szenario einer möglichen kriegerischen Auseinandersetzung zwischen dem deutschen Kaiserreich und dem britischen Empire, das Childers kurz nach der Jahrhundertwende entwickelte, wirkt angesichts des 11 Jahre später ausgebrochenen Ersten Weltkriegs aus nachträglicher Sicht geradezu seherisch.

Natürlich sieht man auch in technischer Hinsicht der Serie ihr Alter etwas an. Bild und Ton gehen aber noch mit vertretbaren Mängeln durch, vielmehr bemerkt man die heute doch arg gestrig wirkenden Kombinationen aus Studio- und Außenaufnahmen oder die unnatürlich ins Bild hineinkopierten Motive eines eine Schleuse passierenden Kriegsschiffs. Gelegentlich kann man sogar im Hintergrund fahrende Autos erkennen.

Dies wird jedoch wettgemacht von großartigen Bildern der rauen Nordseelandschaft, den eindrucksvollen Veränderungen des Wattenmeers bei Gezeitenwechsel und dem guten Spiel der beiden Hauptdarsteller, die sowohl Seglerkameradschaft als auch den beim Leben auf so engem Raum nicht ausbleibenden "Bootskoller" gut zu vermitteln wissen. Peter Sattmann verändert sich vom anfangs versnobten Londoner Salonlöwen zum zupackenden Naturburschen, während der bedauernswerte Burghart Klaußner sich in nahezu jeder Folge nackt in die sichtlich unwirtlich kalten Fluten stürzen musste. Gunnar Möller und Dietmar Mues geben ihre zwielichtigen Nebenrollen ebenfalls sehr gut, während man Isabell Varell in ihrer ersten richtigen Schauspielertätigkeit doch noch eine gewisse Hölzernheit attestieren muss, wofür sie aber mit dem mit mächtiger Röhre intonierten Titelsong entschädigt.

Die Box mit ihren vier DVDs ist sehr ansprechend gestaltet, einzig und allein am Bonusmaterial wurde arg gespart. Der als "Drehbericht" annoncierte Vierminüter auf DVD 4 stammt dem eingeblendeten Logo nach aus dem Bremer Regionalmagazin "buten un binnen" und ist daher eher ein kurzer Nachrichtenbeitrag als ernsthafte Dokumentation zum Thema. Hier hätte ich mich eher über rückblickende Interviews oder Audiokommentare mit den Protagonisten gefreut. Doch trotz dieses Mangels ein ganz tolles Stück deutscher TV-Geschichte!

Bewertung: 4 von 5