Donnerstag, 14. August 2008

DVD-Rezensionen (059): Blue Velvet (Special Edition) (1986)

(Cover: Amazon.de)

Mit dem Abstand von über zwei Dekaden betrachtet, wirkt "Blue Velvet" wie eine Fingerübung David Lynchs für seine Kultserie "Twin Peaks", die vier Jahre später entstand. Der düstere Abgrund, der sich hinter der heilen Fassade einer doch so biederen Kleinstadt auftut, der beide Male die Hauptrolle spielende Kyle MacLachlan und die sphärische Musikuntermalung Angelo Badalamentis, gelegentlich durch die engelsgleiche Stimme von Julee Cruise unterstützt, ist sowohl dem Film als auch der Serie eigen.

Wie immer tritt das Grauen völlig unverhofft und mysteriös in das Geschehen. Der seinen durch einen Schlaganfall gelähmten Vater besuchende Collegestudent Jeffrey (MacLachlan) findet auf einem verlassenen Grundstück ein abgeschnittenes Ohr. Da die Polizei seiner Meinung nach zu inkonsequent ihrer Aufkärungsarbeit nachgeht, beginnt er mit Hilfe der Polizistentochter Sandy (Laura Dern) eigene Ermittlungen anzustellen, die ihn zu der geheimnisvollen Nachtclubsängerin Dorothy Vallens (Isabella Rossellini) führen. Die Situation gerät völlig außer Kontrolle, als der Psychopath Frank (Dennis Hopper) auftaucht, der mehr über Dorothys seltsames Verhalten zu wissen scheint und sie immer wieder auf brutalste Weise mißhandelt. Langsam zieht es auch den faszinierten Jeffrey in den Strudel aus Sex, Drogen und Gewalt...

Dieser Film verstört auch nach über 20 Jahren. Der Gegensatz zwischen friedlicher Spießerwelt und dem düsteren Nachtleben einer pervertierten Gesellschaft könnte größer gar nicht sein. Jemanden halbtot prügeln lassen, während nebenbei ganz melancholisch Roy Orbisons "In Dreams" läuft und eine zu grell geschminkte übergewichtige Frau auf einem Autodach tanzt - das kann nur ein Lynch inszenieren! Hopper als Frank Booth flucht pausenlos wie ein Berserker und gibt den Fürchterich schrecklich real.

Die Stringenz des Filmes vollführt leider ein paar holprige Bocksprünge, außerdem hätten ein paar Straffungen der Spannung sehr gut getan. Daher reicht es nicht bis zum Wertungsolymp, aber ein unbestreitbares Kultpotential hat "Blue Velvet" allemal!

Die Special Edition ist sehr schön mit Bonusmaterial (Originaltrailer, TV-Diskussionen zum Film, Hintegrundinformationen etc.) ausgestattet, auch das Bild und der Ton sind sehr gut. Daher sollte sich der Filmfreund diesen düsteren Leckerbissen nicht entgehen lassen...

Bewertung: 4 von 5