Sonntag, 24. August 2008

CD-Rezensionen (064): The Cure - Three Imaginary Boys (Deluxe Edition) (1979)

(Cover: Amazon.de)

Nur wenige immer noch existierende Bands genießen eine derartig kultische Verehrung - sowohl von Seiten der Kritik als auch der Fans - wie The Cure.

Das '79er Debüt der damals noch zu dritt agierenden Mannen rund um Robert Smith atmet noch über weite Strecken den Geist der Post-Punk-Ära. Exemplarisch dafür stehen rohe Tracks wie "Grinding Hall", "Meathook" oder auch "So What". Das, was die Düsterpäpste in den späteren Jahren ihrer Karriere zu Heroen der europäischen Wave- und Gothic-Szene erheben sollte, findet man hier erst in zarten Anklängen, die allerdings schon markerschütternd sind, Stichworte "Another Day", "Three Imaginary Boys" und vor allem der "Subway Song" (dessen Basslinie die White Stripes bei ihrem durch die Fußball-EM 2008 so richtig bekannt gewordenen Song "Seven Nation Army" wohl noch gaaanz genau im Ohr hatten...).

Zwischen beiden Extremen bewegt sich eine ganze Reihe stramm vorwärts klampfender Songs, von denen es "10:15 Saturday Night" zu einem Cure-Klassiker gebracht hat. Sehr schräg hingegen (und kaum noch zu erkennen) die eigentlich nur als Soundcheck angedachte Coverversion von Jimi Hendrix' "Foxy Lady" und das fast schon Sinatra-hafte Instrumental "The Weedy Burton".

Soweit, so klassisch. Die "Deluxe Edition" (2004) bietet noch eine ganze Latte von Studiodemos, raren Live-Aufnahmen und unveröffentlichtem Material. Da rotzt es fast so heftig wie bei den Sex Pistols ("I Want To Be Old", "Heroin Face", "I Just Need Myself") oder ein ohnehin so grandioser Song wie "10:15 Saturday Night" entfaltet im Heimdemo-Gewand mit Billigsynthie ganz neue, sehr eindrucksvolle Züge, die stark an die frühen OMD erinnern. Die Soundqualität dieser Pretiosen ist zwar nicht immer gut, musikhistorisch sind sie jedoch von einigem Wert. Mit "Boys Don't Cry" ist zudem der wohl bekannteste Song dieser Frühphase in gleich zwei Versionen enthalten.

Weitere Highlights der Bonus-CD sind neben der Live-Aufnahme des "Subway Song" das unveröffentlichte "Winter", in dem man alles, was The Cure in den 80ern ausmachte, bereits erkennt. Depression pur!

Bewertung: 4 von 5