Freitag, 28. November 2008

Für die Ohren

Ich bin ja glücklicherweise in mehreren Musikforen unterwegs, wo sich zum Teil auch Hobbymusiker einfinden, die ihre Songs kostenlos zum Download anbieten. Ich empfehle daher folgenden Track aus dem Depeche Mode-Forum sehr gerne weiter:

Deak Ferance feat. Spacygirl76 - Strong (based on "Floating")

Geiler Song!

Donnerstag, 27. November 2008

DVD-Rezensionen (101): WM-Klassikersammlung, Ausgabe 05 - Halbfinale 1970 BR Deutschland-Italien (3:4 n. V.) (2006)

(Cover: Amazon.de)

Im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland veröffentlichte die "BILD am Sonntag" zusammen mit dem Sammelserien-Spezialisten DeAgostini eine ursprünglich auf 30 Ausgaben angelegte, dann aber mit den hinzugefügten sieben Spielen der DFB-Elf bei der WM auf 37 DVDs erweiterte Reihe, die große Partien der deutschen Elf bei Weltmeisterschaften sowie einige Klassiker ohne deutsche Beteiligung in nicht-chronologischer Reihenfolge enthielt. Allen Scheiben war ein Begleitheft mit weiterführenden Informationen über Vorgeschichte, Hintergründe sowie statistischen Elementen wie Aufstellungen etc. beigefügt.

Es ist schon seltsam. Da sieht man ein bestimmtes Spiel und das nicht zum ersten Mal. Man kennt eigentlich das Ergebnis und fiebert, bangt und leidet trotzdem bis zum Schluß mit. Eigentlich logisch, wenn das "Jahrhundertspiel" im Player liegt, oder? Im Grunde genommen hat es der sehr angenehme Kommentator Ernst Huberty bereits an diesem Tag völlig richtig erkannt: Ein Spiel, das in die Geschichte eingehen wird. Jedesmal, wenn erneut ein Tor fiel, ließ er sich zu einem "das ist nicht mehr zu übertreffen" hinreißen. Oh doch... 

Dafür, dass sich Franz Beckenbauer trotz schmerzhafter Schulterverletzung (die er sich durch spektakuläres Hineinhechten in den italienischen Strafraum mehr oder weniger selbst zufügte, wie er irgendwo mal zugab) bis zum Schluß quälte, verzeihe ich ihm bis in alle Ewigkeit die Momente, in denen er heutzutage den salbadernden "Firlefranz" gibt.

An diesem Kampfeswillen (soll ja Gerüchten zufolge mal eine typisch deutsche Fußballtugend gewesen sein) können sich heutige Jungmillionäre wirklich mal ein Beispiel nehmen. Man stelle sich mal alle Zutaten zusammen, um sich das zu verdeutlichen: 120 Minuten gegen England in den Knochen, ein Spiel auf 2200 Metern Höhe bei Gewitterschwüle, diverse haarsträubende Schiedsrichterentscheidungen, der hin- und herwogende Spielstand, die 1970 wohl effektivste Defensivtruppe der Welt als Gegner und nicht zu vergessen der damals noch drohende Losentscheid (!) bei einem Remis nach Verlängerung.

Das Einzige, was einen wirklich im Nachhinein noch richtig fuchtig machen kann, sind die erbärmlichen Schauspielleistungen einiger Italiener nach keinen bzw. Allerweltsfouls. Ich besitze einige Ausschnitte der damaligen Radioreportage von Kurt Brumme. Originalton:

"...und der Schiedsrichter lässt sich beeindrucken, weil jetzt ein Italiener auf dem Boden liegt und wir uns fragen, ob er wohl durchkommen wird, ob wir ihn wohl noch lebend antreffen werden...da liegt wieder einer am Boden...Burgnich ist soeben verstorben..."

Das hatte die Mannschaft gar nicht nötig, denn man muß genauso anerkennen, welch gutes Spiel die Italiener ablieferten.

Voll und ganz bestätigen kann ich den im Begleitheft erwähnten Fakt einer unter dem Eindruck dieses Spiels entstandenen "Fußballfreundschaft" zwischen Deutschland und Mexiko. Mochten die Anfeuerungen der Gastgeber anfangs auch der Tatsache geschuldet sein, dass Italien Mexiko aus dem Turnier schmiß, aber insgesamt hat das Auswirkungen bis heute. Ich bin 2003 auf einer Plaza in Mérida von einem Wildfremden mit "Du Alemania?" angesprochen worden. Als ich bejahte, bekam ich ein "Ah...Beckenbauer...der Kaiser!" zu hören. Wohlgemerkt, 2003!

Noch ein putziges historisches Detail zum Schluß. Anfang der Siebziger Jahre bemühte sich die DDR verstärkt um internationale diplomatische Anerkennung. Und so wurden anscheinend auch die knappen Devisen zusammengekratzt, um sich mit Werbetafeln auf internationalem Sportparkett zu präsentieren. Ich kann mich nicht erinnern, dies jemals wieder woanders gesehen zu haben. Mal die Augen aufsperren, es gibt im Aztekenstadion einiges zu entdecken. Wer also mit Begriffen wie MALIMO, PENTACON, ORWO, GERMED, PNEUMANT oder CARL ZEISS JENA nix anfangen kann, es handelt sich um DDR-Marken im Bereich Textil- und Fototechnik, Filmmaterial, Pharmazieprodukte, Reifen und optische Geräte.

Jahrhundertspiel + tolles DVD-Paket = Topwertung!

Bewertung: 5 von 5

Einer ist immer der Loser...

Schon mal so gefühlt, als wenn man mit einem Trabbi in ein Ferrari-Treffen hereinplatzt? So ging es mir gestern, als ich aus Neugier und Weiterbildungshunger ein Treffen der Fotogruppe der lokalen Kulturwerkstatt ART besuchte. Da lagen ein paar tausend Euro an Fototechnik auf dem Tisch und dann komm ich mit meiner ollen "Deefuffzich"... Ich versuch mal das Beste draus zu machen, große Sprünge sind derzeit dank Weihnachten und innerfamiliärer Geburtstagsinflation eh nicht drin. Erste Hausaufgabe: Mal das Handbuch studieren. Nach zwei Jahren immer noch nur rudimentär die Kamerafunktionen zu kennen geht wirklich nicht!

Daher heute Frustshopping: Hab mir endlich meine externe 1 TB-Festplatte geleistet... Techno-Schoki fürs Gemüt sozusagen...

Mittwoch, 26. November 2008

CD-Rezensionen (100): Einstürzende Neubauten - Fünf auf der nach oben offenen Richterskala (1987)

(Cover: Amazon.de)

Im nunmehr fast 30jährigen Schaffen der Neubauten ist (je nach Bandphase) von purem Krach bis hin zu fragil-melodiösen Songs alles enthalten. Irgendwo in dieser Wandlungszeit zwischen beiden Extremen erschien 1987 dieses Album.

Steht das eröffnende "Zerstörte Zelle" in seiner Expressivität noch ganz in der Tradition der Vorgängeralben, ist bereits das folgende "Morning Dew" geradezu eingänglich - wäre da nicht Blixa Bargelds hypnotisch-beschwörender Gesang. Doch zu früh gefreut, bereits mit "Ich bin's" gibt es wieder voll auf die Zwölf, da wird auf's Blech gehämmert, bis das Metall glüht, während es überall scheppert und klingelt.

Blixa Bargeld erwähnte in mehreren Interviews, dass Depeche Mode in gemeinsamen Berliner Studiotagen von den Neubauten erzeugte Sounds beispielsweise für "People Are People" verwendet hätten. Wahrheitsgehalt hin oder her, auch in "MoDiMiDoFrSaSo" glaubt man eine musikalische Verwandtschaft zu den britischen Elektronikern herauszuhören, diesmal erinnert das wüste Soundgemälde an "Something To Do".

Ruhiger geht es bei "Zwölf Städte" und "Keine Schönheit ohne Gefahr", meinem Favoriten des Albums, zu. Da kann man in einzigartig rätselhaften Texten versinken, auf gar keinem Fall Musik für nebenbei! Das abschließende "Kein Bestandteil sein" ist eine wunderbare Symbiose aus Härte, Eindringlichkeit und doch spannender Melodieführung. Tolles Album, allerdings nicht in jeder Stimmungslage zu genießen.

Bewertung: 5 von 5

Dienstag, 25. November 2008

Buch-Rezensionen (100) Erich von Däniken - Der Götter-Schock (1992)

(Cover: Amazon.de)

Erich von Däniken gastiert demnächst zum wiederholten Male für einen Vortrag in meiner Stadt. Grund genug, wieder einmal zu einem seiner Bücher zu greifen und schmunzelnd darin zu blättern. Eines muß man dem Schweizer nämlich wirklich lassen: Sowohl live vor Publikum als auch in seinen Veröffentlichungen versteht er es, in angenehmen Plauderton seine Theorien zu präsentieren. Das er Beweise für seine Behauptungen weitestgehend schuldig bleibt und schlimmer noch, so manches Mal sehr waghalsige Anpassungen in sein Gedankengebäude vornimmt, ist wohl der Hauptgrund, dass seine Bücher mittlerweile immer weniger Resonanz finden.

Positiv an diesem Buch, das sich mit einem vorgeblichen Zusammenhang zwischen Religionsgeschichte von Urvölkern und außerirdischem Besuch in Vorzeiten beschäftigt, ist wieder einmal der ausführliche Bildanteil, der zahlreiche historische Statuen, Bauwerke und Zeichnungen aus verschiedenen Kulturkreisen der Erde beinhaltet.

Man sollte alles einfach gelassen sehen. Von Dänikens Bücher, von mir vor vielen Jahren gekauft, sind für mich mitsamt seinen Theorien mittlerweile zur Unterhaltungsliteratur geworden. Man kann sich ablehnend darüber aufregen, alles bedingungslos glauben oder skeptisch-augenzwinkernd mit Humor darüberstehen. Ich bevorzuge Letzteres.

Bewertung: 3 von 5

DVD-Rezensionen (100): Forrest Gump (Special Collector's Edition) (1994)

Da wären wir nun in der 100. Rezensionsrunde. Nun denn:

(Cover: Amazon.de)

"Forrest Gump" ist wie eine Wundertüte. Voll mit Lustigem, Süßem, Nachdenklichem, Traurigem - eine Mischung, die einen nicht kaltlässt. Vielleicht handelt es sich deshalb bis heute um meinen Lieblingsfilm.

6 Oscars gab es 1995 für das Meisterwerk von Robert Zemeckis, die wichtigsten (bester Film, bester Hauptdarsteller, beste Regie) inklusive. Auch Gary Sinise, in seiner Rolle als kriegsversehrter Lt. Dan Taylor unheimlich berührend, hätte die goldene Statuette mehr als verdient gehabt, mußte sich aber dem ebenfalls grandiosen Martin Landau in Tim Burtons Trash-Hommage "Ed Wood" geschlagen geben.

Tom Hanks gibt den naiven, aber liebenswert herzensguten Forrest mit vollem Einsatz, leider macht die deutsche Synchronisation einiges von der Wirkung seines gespielten Slangs zunichte, deshalb wird unbedingt einmal das Anschauen der Originalfassung empfohlen, zumal sich einige versteckte Details ohnehin nur im Englischen und mit etwas Kenntnis der jüngeren amerikanischen Geschichte erschließen. Was ist dieser Film nun? Zuallererst einmal eine herzergreifende Liebesgeschichte zwischen Forrest und seiner Jenny, eingebettet in ein großes Panorama von 40 Jahren US-Historie, das alles mit viel Gefühl und doch augenzwinkerndem Humor erzählt.

Der Geschichtsstunde an der Seite von Forrest Gump im Film wird begleitendes Bonusmaterial zu Hintergründen und Entstehung des Films beigefügt. Zwar bergen die zahlreichen "Making Of"-Sequenzen der visuellen und Soundeffekte die Gefahr der Entzauberung der teilweise zum Staunen anregenden Filmszenen, die Neugier zwingt einen aber doch dazu sich anzuschauen, wie Gary Sinise per Computereffekt zum Beinlosen verwandelt wird oder sich das Gelände am "Reflecting Pool" des Washington Monument per Mausklick mit Menschenmassen füllt.

Bild und Ton dieser DVD sind sicherlich keine Referenz, jedoch gut. Daher auch nach all den Jahren immer noch uneingeschränkte Kaufempfehlung.

Allen Kitschvorwürfen und bereits tausendfachem Zitieren zum Trotz: The world will never be the same once you've seen it through the eyes of Forrest Gump...

Bewertung: 5 von 5

Montag, 24. November 2008

CD-Rezensionen (099): 2 Unlimited - Hits Unlimited (1995)

(Cover: Amazon.de)

Mit den Jahren wird man ja bekanntlich altersmilde und so urteilt man auch im Rückblick etwas gnädiger über den teilweise absurden Schund, den die Eurodance-Welle Anfang/Mitte der 90er über den Kontinent brachte. 2 Unlimited aus dem Land von Käse, Tulpen und schönem, doch oftmals erfolglosen Fußball darf man zugute halten, zu den besseren Acts gehört zu haben.

Dabei ist bei diesem Projekt eigentlich alles Standard. Ein mehr oder weniger talentierter Rapper plus eine optisch vorzeigbare Sängerin, die gerne auch etwas auf dem Kasten haben darf. Was Ray Slijngaard und Anita Doth dann doch etwas von der breiten Masse abhob, waren die zumindestens in ihrer Frühphase immer etwas härteren und deutlich technolastigeren Beats, während in ganz Europa doch recht weichgespülter Dancesound die Charts eroberte.

Beim größten Hit "No Limit" (u.a. Nummer 1 in den britischen Charts, Nummer 2 in Deutschland) wippt selbst der Fuß des Rezensenten mit, der doch eigentlich ein Kind der 80er ist und Stampfmusik eher skeptisch gegenübersteht. Der interessanteste Track ist jedoch "No One" mit seinem völlig unaufgeregten Groove und recht coolen Raps. Das täuscht allerdings auch nicht darüber hinweg, dass man einen Großteil der Songs ohne große Mühe zu einer Endlosschleife zusammenfügen kann, so austauschbar sind viele Beats und Sounds.

Pluspunkte gibt es neben bereits erwähnten Tracks für die Ballade "Nothing Like The Rain", das mit leichten House- und Trance-Anleihen versehene "Here I Go" und das dramatisch-bumpernde "Faces". Sehr netter Nostalgietrip mit Trashfaktor, macht Laune!

Bewertung: 3 von 5

Freitag, 21. November 2008

Buch-Rezensionen (099): Klaudia & Eberhard Homann - MERIAN live! Reiseführer Yucatán (2002)

(Cover: Amazon.de)

Die Halbinsel Yucatán hat um Einiges mehr zu bieten als den üblichen All Inclusive-Urlaub in Cancún und Umgebung. Gerade für Geschichtsinteressierte lohnt es sich ungemein, einmal das mexikanische Hinterland zu besuchen und dabei die Nachbarstaaten Belize und Guatemala nicht außer acht zu lassen. 2003 war ich auf eben jener Route unterwegs und hatte diesen Reiseführer (Gratis-Dreingabe des Reiseveranstalters) im Gepäck.

Das Format ist das der von den MARCO POLO-Guides bekannten Kleinbroschüre. Gut für den Rucksack, eher mangelhaft für den Gehalt, handelt es sich doch nur um 128 Seiten inklusive mehrseitigem Straßenatlas, Stichwort- und Inhaltsverzeichnis sowie zahlreicher Fotos.

Positiv herauszuheben sind die Übersichtskarten der archäologischen Maya-Stätten von Chichén Itzá, Uxmal, Tulúm und Palenque sowie Kartenmaterial von Cancún, Mérida und der Inseln Cozumel bzw. Mujeres. Ärgerlich, dass Guatemala und Belize komplett ausgespart werden, so das der Begriff "Reiseführer Yucatán" einfach eine Mogelpackung ist.

Für den Touristen, der einfach mehr als nur den Strand sehen möchte, ist anderes Reiseführermaterial dringend angeraten, auch wenn nette Zugaben wie Kurz-Sprachführer und vielerlei Tips für Shopping und Ausflüge per Auto oder Bus enthalten sind.

Bewertung: 2 von 5

Donnerstag, 20. November 2008

DVD-Rezensionen (099): Apollo 13 (Special Edition) (1995)

(Cover: Amazon.de)

Eines vorneweg: "Apollo 13" ist einer meiner Lieblingsfilme. Nachdem ich schon die erste (qualitativ ziemlich üble) DVD-Veröffentlichung dieses Films erwarb, dachte ich mit der 2-Disc-Special Edition besser beraten zu sein. Aber auch hier ist nicht alles Gold, was glänzt.

Beginnen wir mit den positiven Fakten. Der nach dem Erinnerungsbuch Jim Lovells (der im Film einen Cameo-Auftritt als Flugzeugträger-Kommandant hat) "Lost Moon" entstandene Blockbuster hält sich, von einigen künstlerischen Freiheiten und Unstimmigkeiten abgesehen, eng an die tatsächlichen Ereignisse im Jahre 1970. Der mit großem Aufwand (die Schauspieler mußten Dutzende Parabelflüge absolvieren, um Szenen in Schwerelosigkeit drehen zu können) inszenierte Film ist trotz des bereits im Vorfeld bekannten Ausgangs hochspannend und bietet grandiose Aufnahmen. Die Schauspieler sehen ihren historischen Vorbildern zum Teil verblüffend ähnlich (z.B. Ed Harris als NASA-Flugdirektor Gene Kranz) und können, gerade bei dem am Boden gebliebenen Akteuren, die Anspannung und Dramatik der Rettungsaktion sehr gut vermitteln. Bei der eigentlichen Apollo-Crew wurde eher auf Namen, denn auf Ähnlichkeit geachtet, der ebenfalls für die Rolle des Jim Lovell im Gespräch gewesene Kevin Costner wäre ein nahezu perfektes Double gewesen. Insgesamt überzeugen Ed Harris (für seine Nebenrolle für den Oscar nominiert) und Gary Sinise als Ken Mattingly in ihrer schauspielerischen Leistung mehr als die drei Astronauten Tom Hanks, Bill Paxton und Kevin Bacon.

Dies könnte also zu einer prima DVD führen, fänden sich nicht Mängel und Versäumnisse auf diesem Produkt. Geht das Bild noch in Ordnung, wird es beim deutschen Ton ärgerlich. Trotz dts- und Dolby Digital 5.1-Wahlmöglichkeit tröpfelt der Sound gerade in den Basslagen äußerst dürftig aus den Boxen, der Subwoofer scheint geradezu auf Sparflamme zu fahren. Besonders beim optisch grandios in Szene gesetzten Raketenstart erwartet man aufgrund der gigantischen 160 Millionen PS, die sich da durchs Bild schieben, einen wahren Krachorkan, doch es ertönt eher ein gemütliches Grummeln. Unverständlich, bläst doch die englische Originaltonspur tatsächlich den letzten Rost aus den Knochen.

Desweiteren hätte die Thematik deutlich mehr Bonusmaterial als die vorhanden "Making Of's", Audiokommentare etc.hergegeben. Von den Apollo-Missionen gibt es ungeheure Datenmengen in Bild und Ton, da hätte sich sicherlich noch deutlich mehr in diese Edition packen lassen.

Der Film verdient die Höchstpunktzahl, für beschriebene Versäumnisse gibt es entsprechenden Abzug.

Bewertung: 3 von 5

Mittwoch, 19. November 2008

CD-Rezensionen (098): Enya - Watermark (1988)

(Cover: Amazon.de)

Das Album, mit dem man den internationalen Durchbruch schafft, stellt in der Karriere eines Künstlers immer eine Besonderheit dar. Mit der Singleauskopplung "Orinoco Flow" knackte Miss Eithne Patricia Ní Bhraonáin alias Enya europaweit die Top 10 der Charts (unter anderem Nummer 1 in Großbritannien) und auch das Album konnte vordere Platzierungen belegen. Leider ist eben genannter Song eher einer der Schwachpunkte der Platte, ob man das am exzessiven Radioeinsatz oder am Lied selbst festmachen soll, vermag ich nicht recht zu sagen.

Dabei hat "Watermark" durchaus hörenswerte Mixturen aus irischer Folklore und Synthieklängen zu bieten. Meilenweit allen anderen Tracks voraus dabei das düstere "Cursum Perficio", auch der eröffnende Titeltrack weiß zu gefallen. Dennoch trifft stellenweise auch auf dieses Enya-Album der Vorwurf des Hochglanzkitsches zu, beispielhaft dafür "The Longships". Das wirkt - gerade wenn man als Vergleich das doch noch etwas rauere Debütalbum "The Celts" heranzieht - einfach überproduziert. Wohltuend hebt sich dagegen das in der irischen Nationalsprache Gaeilge gesungene "Na Laetha Geal M'óige" ab - angenehm zurückgenommen und sparsam instrumentiert. Traumhaft schön!

Wie bei vielen andere Alben der Irin muß man sich die Highlights herauspicken, beim Durchhören am Stück erreicht man schnell die Soundzuckerguß-Erträglichkeitsgrenze. Dennoch ein - passende Stimmung vorausgesetzt - hörenswertes Album, das zum Träumen einlädt.

Bewertung: 3 von 5

Dienstag, 18. November 2008

Buch-Rezensionen (098): Jennifer Lynch - Das geheime Tagebuch der Laura Palmer (1990)

(Cover: Amazon.de)

Eine Warnung vorweg: Ohne Kenntnis von David Lynch's Kultserie "Twin Peaks" dürfte die Lektüre dieses Buches unüberbrückbare Hürden aufbauen, schildert es doch in Tagebuchform das Vorleben des späteren Mordopfers Laura Palmer. Das dient dem besseren Verständnis der Entwicklung Lauras von der allseits beliebten Highschool-Schönheit zu einem Menschen mit dunklen Abgründen und Geheimnissen, die sich um Drogen, Gewalt und Sex drehen.

Das Tagebuch wird an Lauras 12. Geburtstag im Jahre 1984 begonnen und endet mit herausgerissenen Seiten kurz vor ihrem Tod. Man wird als Leser mit hineingezogen in den Strudel der Ereignisse, die die heile Kleinstadtwelt an der amerikanisch-kanadischen Grenze erschüttern. Kenntnis der Serie vorausgesetzt, kann man mehr über diverse Charaktere, deren Bedeutung und Veränderung erfahren. Dies vertieft einerseits das Verständnis des TV-Zuschauers, wirft aber trotzdem neue Fragen auf und regt zu Überlegungen, wenn nicht gar zu Spekulationen an.

Spannung, Grusel sowie stellenweise Abscheu und Ekel sind garantiert, ohne vorherigen oder unmittelbar darauffolgenden Genuß der TV-Serie bleibt dieses Buch allerdings ein über weite Strecken unverständliches Fragment.

Bewertung: 4 von 5

Montag, 17. November 2008

DVD-Rezensionen (098): WM-Klassikersammlung, Ausgabe 04 - Halbfinale 1990 BR Deutschland-England (5:4 n. E.) (2006)

(Cover: Amazon.de)

Im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland veröffentlichte die "BILD am Sonntag" zusammen mit dem Sammelserien-Spezialisten DeAgostini eine ursprünglich auf 30 Ausgaben angelegte, dann aber mit den hinzugefügten sieben Spielen der DFB-Elf bei der WM auf 37 DVDs erweiterte Reihe, die große Partien der deutschen Elf bei Weltmeisterschaften sowie einige Klassiker ohne deutsche Beteiligung in nicht-chronologischer Reihenfolge enthielt. Allen Scheiben war ein Begleitheft mit weiterführenden Informationen über Vorgeschichte, Hintergründe sowie statistischen Elementen wie Aufstellungen etc. beigefügt.

Die vierte Ausgabe der Edition enthält das im Elfmeterschießen entschiedene Halbfinale der für Deutschland letztlich mit dem Titel geendeten Weltmeisterschaft 1990 in Italien zwischen der bundesdeutschen Elf und England. Wieder einmal sehr schön sind die dem Spiel voran- und nachgestellten ZDF-Berichte und Interviews. Dies ist ohnehin die Stärke der Sammlung: Die Matches bekommt man ab und an noch im TV zu sehen, dieses ganze Drumherum dürfte allerdings wirklich Seltenheitswert besitzen. So gibt es unter anderem einen recht witzigen Beitrag über den besten Mann des Spiels, Paul Gascoigne (damals soeben 23 geworden), dessen tolle Leistung im Rückblick auf seine Karriere doch äußerst tragisch wirkt. Hoch(manchmal über-)motiviert, zu Späßchen aufgelegt und voll austrainiert, jammerschade, dass der Mann nicht mehr aus seinen Anlagen gemacht und einen dermaßenen Niedergang erlebt hat. Durch seine im Spiel erhaltene gelbe Karte war er für das eventuelle Finale gesperrt, die Tragik ist an seinem Gesicht deutlich abzulesen.

Ich hatte das Spiel vor Anschaffung der DVD lange nicht mehr gesehen, die deutsche Leistung aber immer stärker im Gedächtnis, als sie sich mir dann schlußendlich bot. Die erste Halbzeit war ein Totalausfall und gerade der spätere Bundestrainer Klinsmann hatte einen hundsmiserablen Tag erwischt, bis auf einen Kopfball gelang ihm rein gar nichts. Die ersten 20 Minuten der zweiten Hälfte sind sehr gut anzusehen, ebenso die Verlängerung. Unter dem Strich wäre England allerdings auch ein würdiger Sieger gewesen, da gibt es gar keine Diskussion. Eine Schlacht auf Augenhöhe sozusagen.

Über die Fans von der Insel kann man ja einiges Negative sagen, aber wie diese ihr Team mit Gesängen anfeuerten (trotz eines erst 10 Minuten vor Schluß ausgeglichenen Rückstands), das verdiente schon Respekt! Da wäre in so manchem deutschen Stadion Totenstille gewesen...
Wie immer fällt einem mit dem Abstand einiger Jahre so manche Veränderung auf. So hätten nach der heutigen Regelauslegung sowohl Parker als auch Brehme wegen wüsten Grätschen von hinten vom Platz fliegen müssen. So gab es jeweils nur Gelb.

Ganz mies: Der Originalkommentar von Dieter Kürten und Otto Rehhagel. Das Niveau dieses dumme Geschwätzes wird nur noch von der Kombination Heribert Faßbender und Karl-Heinz Rummenigge bei anderen Partien dieser WM erreicht. In der Eingangsreportage wird der neben den Kommentatoren als Redakteur fungierende junge Marcel Reif (mit drolliger Paul Breitner-Gedächtnisfrisur) gezeigt.

Nur einmal zeigt Dieter Kürten geradezu seherische Fähigkeiten, als er eine Minute vor Schluß der ersten Verlängerung bemerkt: "Die Engländer werden müde. Das sieht man an Waddle, das sieht man an Pearce." Tja - und welche Spieler versemmeln ihre Elfmeter?

Etwas zu meckern gibt es auch am Begleitheft. Da wird beispielsweise behauptet, dass es anschließend in England Diskussionen gab, dass Chris Waddles Vokuhila-Frisur an seinem Fehlschuß schuld war. Blöd nur, dass er gut sichtbar an diesem Tag kurze Haare hatte, die "Mullet"-Matte trug er nur bis zum Viertelfinale gegen Kamerun.

Genauso unsinnig ist die mehrfach im Heft aufgestellte Behauptung, Bodo Illgner habe in einem Reflex den Elfmeter von Stuart Pearce pariert. Er wurde schlicht und einfach angeschossen, selbst Franz Beckenbauer sagte das in einem Ende 1990 ausgestrahlten ARD-WM-Rückblick so, den ich immer noch irgendwo auf VHS mein eigen nenne.

Richtig begeistert war ich von dem fairen Verhalten beider Teams und Trainer nach dem Schluß. Da wurde gratuliert, getröstet und ohne ein böses Wort in den Arm genommen. Ich möchte nur im Gegensatz dazu an das deutsche Ausscheiden bei der WM 1998 erinnern, als Berti Vogts ohne Gratulation an kroatisches Team oder Trainer in der Kabine verschwand und darüber hinaus im Anschluß noch absurde Verschwörungstheorien aufstellte.

Als kurioses Gimmick zum Schluß gibt es auf der DVD nach der Partie ein Interview mit Oskar Lafontaine!

Bewertung: 4 von 5

CD-Rezensionen (097): The Cure - Seventeen Seconds (Deluxe Edition) (1980)

(Cover: Amazon.de)

Erst ab dem 1980 veröffentlichten "Seventeen Seconds"-Album klangen The Cure in etwa so, wie man sie sich im Allgemeinen vorstellt. Düsterer und melancholischer als das noch vom Post-Punk geprägte Debüt, drosselten die Mannen um Mastermind Robert Smith erst einmal gründlichst das Tempo ihrer Songs, um den Hörer mitzunehmen in tiefdepressive Soundlandschaften.

Bereits der Opener - das instrumentale "A Reflection" - zeigt, wie der Hase läuft, nur kurz wird die allgemein herrschende Düsternis durch das verspielte "Play For Today" um Nuancen aufgelockert. Da blubbert der Bass angenehm im Hintergrund, während Mr. Smith seinen wohlbekannten Klagegesang anstimmt. Doch bereits "Secrets" und "In Your House" ziehen einen wieder komplett hinunter in finsterste Seelenabgründe. Dies alles geschieht auf eine beeindruckend unaufgeregte Art, dass die Kapelle damals Wegweisendes ablieferte war ihr sicherlich nicht im Geringsten bewußt. Kann man die folgenden Tracks "Three" und "The Final Sound" eher vernachlässigen (letzteres immerhin mit dem legendenumwobenen abgewürgten Ende, welches einem zu Ende gegangenem Aufnahmeband geschuldet sein soll) wartet im Anschluß ein wahrer Monolith des Cure-Frühwerks: "A Forest". Für immer und ewig in meinen persönlichen All-Time-Top 20 abgespeichert, vermittelt dieses in unzähligen Live-Improvisationen existierende Stück eine solche angsteinflößende Stimmung, dass es den Hörer schaudert. Man fühlt sich wirklich inmitten furchterregender Bäume, die in der Dunkelheit nach dem einsamen Sucher greifen. Soundmalerei mit Gänsehautfaktor, die sich auch bei "At Night" finden lässt.

Nach bereits 35 Minuten ist Feierabend, glücklicherweise bietet die Deluxe Edition noch einen satten Zuschlag in Form von raren Live-Aufnahmen, Demoversionen und Songs von Nebenprojekten. Bei "I'm A Cult Hero" wird dem Ska gefrönt und das lässige "I Dig You" vereint von Glam über Punk bis hin zum New Wave gleich mehrere Stile in sich. Einige der Bonussongs sind zwar von sehr bescheidener Klangqualität, der Kultfaktor federt hier aber so manches ab. Die Live-Version von "Seventeen Seconds" wirkt beispielsweise um einiges eindrucksvoller als das Studiopendant.

Aufgrund der Bonus-CD lohnt sich die Anschaffung dieser hübsch gestalteten Edition durchaus. Zwar legt beispielsweise "Pornography" die Qualitätsmesslatte noch deutlich höher, dennoch hat man es hier mit einem Klassiker der Düstermucke zu tun. Also bitte Haarspray und Lippenstift frei...

Bewertung: 4 von 5

Sonntag, 16. November 2008

Buch-Rezensionen (097): Erich Rackwitz - Reisen und Abenteuer im Zeppelin (1955)


Ein Buch, welches über 50 Jahre alt ist, hält man in seiner Privatbibliothek in Ehren, ist es doch ein Zeitzeuge längst vergangener Tage. Genau so verhält es sich mit "Reisen und Abenteuer im Zeppelin" aus der Mitte der 50er Jahre, ein Werk, das unter der Mitwirkung des Luftschiffpioniers Dr. Hugo Eckener entstand, der allerdings kurz vor der Veröffentlichung verstarb. In einem Nachwort dieses Buches wird dieser Pionier der Luftfahrt als "aufrechter Patriot" bezeichnet, der für die Verständigung von Ost und West eintrat. Diese Worte spiegeln den damals noch im offiziellen DDR-Sprachgebrauch vorhandenen Wunsch der Wiedervereinigung wider, eine Doktrin, die spätestens ab Mitte der 60er Jahre komplett verworfen wurde. Unter anderen deswegen ist vorliegende Dokumentation ein interessantes Zeitdokument. Die Faszination, die Menschen weltweit für die "Silberzigarren" am Himmel aufbrachten, wird dank dieses Buches mit seinen zahlreichen Fotos wieder lebendig. Heute kaum noch vorstellbar, dass es zu regelrechten Massenaufläufen kam, wenn ein solches Luftschiff am Himmel erschien.

Erzählt wird die Entwicklungsgeschichte der Zeppeline durch den namensgebenden Grafen aus Württemberg, die Weiterentwicklung der Technik durch Hugo Eckener und die legendären weltweiten Reisen in den Luftschiffen LZ 127 "Graf Zeppelin" und LZ 129 "Hindenburg", dessen furchtbare Katastrophe in Lakehurst am 6. Mai 1937 gleichzeitig das Ende dieser bahnbrechenden Technik bedeutete. Für das Buch spricht, dass es bis heute keine wesentlich veränderten Theorien für die Explosion gibt, obwohl die endgültige Unglücksursache nach wie vor im Dunkeln liegt.

Ein spannendes Buch, das Technikdokumentation, Reise- und Wissenschaftsbericht sowie Geschichtsstunde zu verbinden weiß. Verblüffend aktuell und von bleibend historischem Wert.

Bewertung: 5 von 5

Freitag, 14. November 2008

DVD-Rezensionen (097): Eine schrecklich nette Familie - Neunte Staffel (1994/1995)

(Cover: Amazon.de)

So kurz vor Toresschluß laufen die Bundys noch einmal zu guter Form auf. Strapazierten zwischendurch wenig gelungene Folgen doch arg des Fans Geduld, kann die neunte Staffel der Kult-Sitcom über weite Strecken überzeugen. Und immerhin hat der Publisher dieser Box wieder einmal etwas (wenn auch nicht wirklich umfangreiches) Bonusmaterial gegönnt. Nichts Neues hingegen beim Titelsong. Immer noch der aus lizenzrechtlichen Gründen verwendete schaurig-schlechte Ersatz von "Love And The Marriage". Auch wenig verwunderlich: Bild- und Tonqualität sind bestenfalls TV-Durchschnitt. Aber schon aus Stimmungsgründen (sensationell, wie das Live-Publikum bei Erscheinen der Akteure abgeht!) sollte man sich die etwas hochwertigere Originaltonspur gönnen.

Dreh- und Angelpunkt der Episoden ist ein Thema. Sex. Das ist oftmals geschmacklos, aber trotzdem irre komisch. So einen bigotten Spagat bekommen wohl wirklich nur die Amerikaner hin. Zudem wird einer meiner Lieblingscharaktere der späten Staffeln eingeführt: Al Bundys Leidensgenosse im Schuhladen, der von Harold Sylvester gespielte Griff.

Auftritte von Gaststars gibt es wieder zuhauf, von denen auch in Deutschland Bubba Smith (der im Gegensatz zur legendären Nachtwächterfolge in Staffel 5 diesmal sich selbst spielt), Wolfman Jack und Gilbert Gottfried Wiedererkennungseffekte hervorrufen dürften. Und auch David Garrison aka "Steve Rhoades" schaut wieder einmal vorbei.

Meine persönlichen drei Episodenhighlights dieser Season setzen sich aus "Shoeway To Heaven/Der Traum vom großen Geld", "Naughty But Niece/Die böse Nichte" und "Shoeless Al/Barfuß auf der Bowlingbahn" zusammen. Strrrrrrike!

Bewertung: 4 von 5

Donnerstag, 13. November 2008

CD-Rezensionen (096): Deine Lakaien - 1987 - The Lost Early Works (1987/2003)

(Cover: Amazon.de)

In Zeiten, in denen der Musikmarkt klassischen Zuschnitts kollabiert, ist das Procedere diverser Bands, lang gesuchte oder gar verschollen geglaubte Aufnahmen zu restaurieren und in liebevoll und aufwändig gestalteter Verpackung zu veröffentlichen, genau der richtige Weg, um den Fan bei der Stange zu halten.

So auch bei diesem Album. Jahrelang klapperten Ernst Horn und Alexander Veljanov mit ihrem in nur 50 Exemplaren existierenden "Silver Tape" die Plattenfirmen ab, ohne jedoch Erfolg zu haben. Kein Wunder, vergleicht man einmal dieses nun unter anderem Namen vorliegende Material mit dem damals existierenden Musikgeschmack. Die Lakaien waren schon bei ihrem - ebenfalls in Eigenregie aufgenommenen - Debüt ihrer Zeit weit voraus und dieser avantgardistische Stil setzt sich hier fort. Endlich können alle miesen Bootlegs entsorgt werden, denn hier gibt es klanglich vom Feinsten zu hören!

Mit "Queue Up For Redemption" eröffnet bereits ein wahres Sound-Trumm das Album. Geradezu aus Grabestiefen hervorwabernde Synthieklänge, versetzt mit verwehten Chören und verzerrten elektronischen Fanfaren laden den Hörer scheinbar zum Besuch der Vorhölle ein. Mit einem Schlag ändert sich jedoch die Stimmung und verändert den Song zu einer schrägen Moritat, in der Veljanov wie ein Bänkelsänger deklamiert. Ungewohnt, mit siebeneinhalb Minuten Laufzeit sehr lang, aber beeindruckend!

Pure Hektik vermittelt "Battle Of The Ghost". Von elektronischen Drums und exaltiertem Gesang angetrieben, hetzt der Track durch seine knapp zweieinhalb Minuten. Größer könnte der Kontrast zum nachfolgenden, sich fast im Zeitlupentempo fortbewegenden "Days Gone By" gar nicht sein. "Reincarnation", neben bereits erwähntem "Days Gone By" und "Love Me To The End" für das 1991 erschiene "Dark Star" Album neu aufgenommen, gefällt mir in seiner um einiges roheren Ursprungsform deutlich besser und ist textlich eine Art Fingerübung für "Sometimes" vom 1999er Album "Kasmodiah".

Es folgt einer meiner Favoriten dieser Platte, "Flowers Of Love". Das Intro des Tracks erinnert doch stark an "Black Celebration" von Depeche Mode, entwickelt sich jedoch in eine völlig andere Richtung, wenn man auch den einen oder anderen Sound von den Herren aus Basildon schon einmal gehört zu haben glaubt. Dies bedeutet bei den Lakaien jedoch eine absolute Ausnahme, frickelt sich doch Multiinstrumentalist Ernst Horn in mühsamer Kleinarbeit sämtliche Klänge selbst zusammen. Doch auch "Mama, There's A Ghost" präsentiert einige kurze Sequenzen aus "My Secret Garden". Egal, an diesem Song gibt es ansonsten auch rein gar nichts zu löten!

"Love Me To The End". Muß man eigentlich noch mehr sagen? Der größte Klassiker der Band, inzwischen schon auf Hochzeiten und Begräbnissen gespielt, dennoch unzerstörbar. Zum Heulen schön!

Bei "The Pope" boxt der Papst zwar nicht im Kettenhemd, aber Kirchenglocken, hämmernde Blechsounds und hypnotischen Gesang mit eindrucksvollen Melodien, gepaart mit schrägen Klängen zu verbinden - das können nur die Herren Horn und Veljanov! Die ganze Bandbreite ihres Schaffens wird auch bei "Death-Raft" deutlich, welches fast schon in EBM-Gefilde einbricht. Beschäftigt sich die gesamte Platte textlich bereits mit dem Thema Tod, wird es bei "The Executioner" ganz düster. Zu ständig anschwellendem Orchesterlärm wird die Geschichte eines Henkers erzählt - nein, gespielt! Das ist Theater, das ist Oper, das ist Kino für die Ohren! Sensationell!

Geradezu versöhnlich ruhig klingt diese sperrige Perle mit "On The Way To Narmada" aus. Glaubt man. Erst nach einem Finale furioso wird man, wohl etwas erschöpft, erlöst. Definitiv kein eingängiges Album, etwas zum Auseinandersetzen, Einhören und Beschäftigen. Vielschichtige Lyrics und eine geradezu erschlagende Fülle an Klängen erwarten den aufgeschlossenen Hörer. Man darf Deine Lakaien zum Entschluß beglückwünschen, dieses Kunstwerk nach so langer Zeit der Öffentlichkeit zugänglich gemacht zu haben.

Bewertung: 5 von 5

John "Mitch" Mitchell †

(Foto: nndb.com)

Im Himmel oder wo auch immer kann jetzt eine der legendärsten Bands der Musikgeschichte wieder zusammen jammen - die Jimi Hendrix Experience. Mit John "Mitch" Mitchell starb jetzt nach Jimi Hendrix (1970) und Noel Redding (2003) das letzte verbliebene Bandmitglied im Alter von 61 Jahren in Portland, Oregon. Sehr traurig, darauf zur Erinnerung "Foxy Lady" (live beim Woodstock Festival 1969).


Mittwoch, 12. November 2008

Buch-Rezensionen (096): Edward H. Sims - Jagdflieger - Die großen Gegner von einst (1967)

(Cover: Amazon.de)

Angelsächsischen Autoren, die über den Zweiten Weltkrieg schreiben, ist oftmals eine für deutsche Gepflogenheiten eigenartig bewundernde Haltung für Kampfhandlungen und militärische Leistungen im Allgemeinen eigen. Dies sollte man im Vorfeld wissen, um sich diesem Buch zu nähern.

Das ursprünglich 1967 erschienene Werk des amerikanischen Autors Edward H. Sims über Jagdflieger zwischen 1939 und 1945 schildert in biographischen Geschichten Lebensstationen und Einsatzerlebnisse bekannter Fliegerpersönlichkeiten des Zweiten Weltkriegs. So auf deutscher Seite Erich Hartmann, Adolf Galland (der auch das Vorwort schrieb) und Hans-Joachim Marseille, Robert Stanford Tuck, Douglas Bader, James Harry Lacey und James Edgar "Johnnie" Johnson von der britischen Royal Air Force sowie Robert S. Johnson für die US Army Air Force. Dies alles wird mit Betrachtungen zum Gesamtkontext der Kampfhandlungen an den verschiedenen Kriegsschauplätzen, umfangreichem Karten- und Statistikmaterial sowie zahlreichen Fotos abgerundet.

Mangelhaft hingegen das völlige Aussparen der damaligen sowjetischen Piloten, befanden sich doch beispielsweise mit Iwan Koschedub (mit 62 Abschüssen immerhin der erfolgreichste alliierte Flieger überhaupt) und Alexander Pokryschkin (59 Abschüsse, immer noch mehr als jeder britische oder amerikanische Pilot) auch einige der besten Jagdflieger jener Zeit in deren Reihen. Das Fehlen dieser Facette mag zum einen der damaligen schwierigen Quellenlage für einen amerikanischen Autor geschuldet sein, könnte aber auch durchaus als ein Resultat des damals in seiner Hochphase befindlichen Kalten Krieges herhalten.

Immerhin ist "Jagdflieger - Die großen Gegner von einst" eine der besseren Veröffentlichungen aus dem sonst doch oftmals sehr unkritischen Motorbuch Verlag, auch wenn man dem Manuskript mittlerweile den Zahn der Zeit doch arg anmerkt. Für Interessierte an Geschichte dennoch eine lohnenswerte Anschaffung.

Bewertung: 4 von 5

Dienstag, 11. November 2008

Karl-Heinz "Charly" Neumann †

(Foto: SPIEGEL.de)

Eines der letzten Bundesliga-Originale ist tot. Charly Neumann, der legendäre langjährige Mannschaftsbetreuer des FC Schalke 04 starb heute im Alter von 77 Jahren. Eine echte Kultfigur, so jemand wird echt fehlen...

DVD-Rezensionen (096): Das singende, klingende Bäumchen (1957)

(Cover: Amazon.de)

Dieser Film nach einem Fragment der Gebrüder Grimm ist einer der frühen DEFA-Märchenfilme in Farbe. Mit nunmehr über 50 Jahren auf dem Buckel wirkt natürlich mittlerweile vieles altbacken und überholt, dennoch hat sich der Film seinen eigenen Charme in Ausstattung und Optik bewahrt.

Wie in vielen anderen Produkten des DDR-Kinderfilms wird eine moralische Botschaft mit Hilfe des Mediums Film transportiert: Sei nicht hochmütig und selbstsüchtig sondern hilfsbereit und menschlich. Dies sind allerdings universelle ethische Werte, von daher trifft ein Propagandavorwurf, den man schon dem einen oder anderen ostdeutschen Märchenfilm machen kann, hier nicht zu.

Insgesamt ist die Geschichte um die arrogante Prinzessin, den zu einem Bären verwandelten Prinzen und den bösen Zwerg schön anzuschauen, allerdings hier noch die Anmerkung, dass gewisse Elemente des Films für kleinere Kinder eventuell zu gruslig sein könnten. Ich persönlich habe mich jedenfalls in meiner Kindheit vor dem kleinwüchsigen Bösewicht doch recht stark gefürchtet. Eltern sollten, sofern sie den Film nicht aus ihrer eigenen Kindheit kennen, erst einmal probesehen.

Das Alter des Films gibt natürlich technisch keine großen Möglichkeiten her. Das Bild der DVD ist vertretbar, der Ton liegt nur in Mono vor. Neben einem vernachlässigbaren Trailer gibt es noch den Kurzfilm "Sonntag" als Bonus.

Bewertung: 4 von 5

Montag, 10. November 2008

CD-Rezensionen (095): Farin Urlaub - Endlich Urlaub! (2001)

(Cover: Amazon.de)

Was macht man als langjähriger Ärzte-Fan, wenn der Hauptsongschreiber der Truppe ein Soloalbum veröffentlicht? Richtig, man zieht es sich zu Gemüte. Die Frage vorab: Wird hier Auschußware aus der Praxis der Herren Doktoren verwurstet oder wirklich Neues geboten? Wenn Sänger von Bands Soloplatten veröffentlichen, klingt oftmals der Sound der Stammkapelle durch und man vermeint ein weiteres Album der Hausband erworben zu haben. Für solcherlei Bedenken kann hier überwiegend Entwarnung gegeben werden.

Natürlich schimmert an so mancher Stelle der Ärzte-Stil durch, wird aber immer wieder durch witzige Einfälle und Genrewechsel aufgelockert. Zwar verwendet Meister Urlaub den Ska-Sound reichlich spät nach dessen Blüte, dies mag aber den brillianten Kontakten zu den Busters geschuldet sein, deren Bläserabteilung hier als Gastmusiker ackern.

Die Highlights liegen aber woanders. Nach unterhaltsamen Intro und dem rasanten "Jeden Tag Sonntag" wird mit "Sumisu" eine tiefe Verbeugung vor den Smiths zelebriert, nahezu 1:1 übernommenem Intro aus "What Difference Does It Make" inklusive. "Glücklich" rockt jede Party und "Ich gehöre nicht dazu" ist in seiner beißenden Selbstironie einfach nur sympathisch, was nicht heißen soll, dass Doc Urlaub hier nicht auch ein paar fette Gitarrenriffs vom Stapel lässt.

Im Gegensatz zum zweiten Soloalbum "Am Ende der Sonne" herrschen auf diesem Erstling noch locker-flockige Themen vor, eine der wenigen Ausnahmen sind das Liebeskummer-Drama "OK" und die harmlos im Countrystil daherkommende Mißbrauchs-Ballade "Der Kavalier". Das wirkt lange nach, auch wenn mit "Am Strand" gleich wieder auf die Partyspur eingebogen wird. Richtig spaßig mutet "Wunderbar" an. Zu hektischem Ska-Geklampfe gibt es einen absurden Text über körperliche Unzulänglichkeiten zu hören. Großes Augenzwinkern, großes Kino!

Die zweite Hälfte des Albums schwächelt etwas. "Das schöne Mädchen" plätschert so vor sich hin, das später folgende "Phänomenal egal" ist da die deutlich bessere (weil ironischere) Ballade. "1000 Jahre schlechter Sex" ist für mich wie ein später Nachklapp auf die Indizierungs-Orgien von Ärzte-Songs in den Achtziger Jahren. Solcherlei Provokationen ziehen heute nicht mehr so richtig und wirken schnell bemüht und peinlich. Kommt das Fast-Instrumental "...und die Gitarre war noch warm" noch sehr sympathisch rüber, wird es mit "Lieber Staat" echt fremdschämig. Von Zeit zu Zeit lässt Farin Urlaub auch bei den Ärzten einen "Polit"-Song vom Stapel, der dann aber auch wie hier vor erhobenem Zeigefinger und aufgesetzter Empörtheit gar nicht aus den Startlöchern kommt. Wenn erfolgreiche Popstars darüber schwadronieren, wie geknechtet und unfrei sie sich im eigenen Land fühlen, driftet das schnell ins Oberpeinliche und Unglaubwürdige ab. Somit der absolute Tiefpunkt der CD.

Die drei noch folgenden Tracks wissen allerdings wieder zu gefallen und bringen den Solo-Erstling zu einem versöhnlichen Abschluß.

Bewertung: 4 von 5

Buch-Rezensionen (095): Die Digedags und der Goldschatz (1972)

(Cover: Amazon.de)

Der Band Nummer 7 der Amerika-Serie beinhaltet mit dem Heft Nummer 189 ("Der Sieg mit der Dampforgel") ein Kuriosum - es ist neben den in den Fünfziger Jahren entstandenen Tierheften die einzige Ausgabe, in der die Digedags (fast) nicht auftauchen. Die enthaltenen sechs Hefte, original erschienen zwischen Juli und Dezember 1972, treiben die Auseinandersetzung zwischen den Digedags und ihrem Erzfeind Coffins bis ins Finale. Die beteiligten Parteien kehren zum Bergsee zurück, Coffins erobert mit seinen Desperados die toltekische Ruinenstadt, der Goldschatz wird entdeckt und gehoben und alles steuert unaufhaltsam auf den großen Knall zu...

Dieser Sammelband ist wohl der actionreichste der Serie. Selbst Kampfhandlungen mit Hilfe von Katapulten kommen vor, was für die allgemeiner Gewaltlosigkeit verpflichteter DDR-Comicszene sehr ungewöhnlich war.

Und auch hier wieder der Hinweis:

Achtung! Um kostbares und in der DDR knappes Papier zu sparen, wurden einige der schon in Vorwendezeiten erschienenen ersten Auflagen dieser Nachdrucke um insgesamt vier Seiten gekürzt. Leider wurde diese ärgerliche Unsitte nach der Wiedervereinigung beibehalten. Da ich auch die Originalhefte besitze, fielen mir diese (zum Teil etwas sinnentstellenden) Kürzungen sofort auf. Mittlerweile ist die Amerika-Serie auch neu und ungekürzt in 15 Bänden á vier Heften erschienen. Ob man sich die dadurch nötigen Mehrausgaben leisten will, mag jedem Leser selbst überlassen sein. So oder so gibt es eine klare Kaufempfehlung mit (aufgrund der oben beschriebenen Mängel) kleinen Abzügen in der B-Note!

Bewertung: 4 von 5

Miriam Makeba †

(Foto: SPIEGEL.de)

So makaber es klingt: Einen solchen Tod wünscht sich wohl jeder Künstler. Anlässlich eines Benefizkonzerts auf einer italienischen Bühne stehend, erlitt die südafrikanische Anti-Apartheid-Aktivistin und bekannte Weltmusiksängerin Miriam Makeba einen Herzinfarkt und verstarb kurze Zeit darauf im Alter von 76 Jahren in einem Krankenhaus. Neben ihrer politischen Tätigkeit die sie für Jahrzehnte ins Exil trieben, wurde Makeba vor allem mit dem Hit "Pata Pata" bekannt, wohl einer der ersten international erfolgreichen Songs aus Afrika. Auch in der DDR trat sie regelmäßig auf und war hier sehr populär.

DVD-Rezensionen (095): Harry Potter und die Kammer des Schreckens (2002)

(Cover: Amazon.de)

Ich werde nie die Schnitt- und Freigabepraxis in deutschen Landen verstehen können, gleich gar nicht, wenn die beteiligten Studios devot zuarbeiten. Um des Einspielergebnisses willen wird dann mal eben der eigene Film freiwillig verstümmelt, um eine deutsche Freigabe ab 6 Jahren zu erhalten. Das das gesamte Potter-Universum schon vom Szenario her eher ohnehin nicht für kleinere Kinder geeignet ist, wird da einfach so knallhart auf dem Altar des Profits geopfert. Hier geht es aber nun mal nicht um harmlose Zauberspäße á la Bibi Blocksberg sondern um eine düstere Geschichte, die auch Tod und Folter beinhaltet. Daher ist die ganze Diskussion um Harry Potter = Kinderbuch/-film ohnehin überflüssig. Wenn man sich dann als volljähriger Kunde veralbert vorkommt, indem er in Deutschland und Österreich nur ein unvollständiges Produkt ausgehändigt bekommt, ist das Maß endgültig voll. Mittlerweile ist eine komplette Version erhältlich, aber Neuanschaffung von Blu-ray-Technik und erneuter Kauf eines Films? Nö, nicht mit mir!

Zum Film selbst. Die Verfilmung des zweiten Potter-Bands hat mit der schwachen Buchvorlage ein schweres Los erwischt. Immerhin können sehr gute CGI-Effekte einige Schwächen der Handlung wettmachen. Kenneth Branagh kann als aufgeblasener Hochstapler Gilderoy Lockhart seinem Affen so richtig Zucker geben, während Alan Rickman gewohnt gut den hinterhältigen Professor Snape gibt. Die Kinderdarsteller sind nach wie vor etwas überfordert, gerade bei Rupert Grint wirkt sein permanent zur Schau getragener entsetzter Gesichtsausdruck unfreiwillig komisch.

Ordentlich zugelangt wird beim Bonusmaterial. Entfallene Szenen (bei denen es sich mit einer Ausnahme allerdings nicht um die für die Freigabeprozedur geschnittenen Einstellungen handelt) können separat angewählt, allerdings nicht in den Hauptfilm integriert werden (warum eigentlich nicht?). Interviews mit Darstellern und Autoren sowie interaktive Führungen und Spielereien runden das Angebot ab. Das verdient ein Extralob.

So bleibt Ärger über einen unvollständigen Film, der auch insgesamt nicht zu überzeugen weiß. Für solcherart Prozeduren ist schleunigst ein Umdenken erforderlich!

Bewertung: 2 von 5

Donnerstag, 6. November 2008

CD-Rezensionen (094): Front 242 - No Comment (1984)

(Cover: Amazon.de)

Mit dem zweiten Longplayer der Belgier wurde der Sound düsterer, während bei den Arrangements deutlich mehr Feinarbeit investiert wurde. Das Album wird eröffnet durch den neuneinhalbminütigen Track "Commando Mix", der zwar mit interessanten Samples und Soundspielereien aufwartet, aber auf die Gesamtheit doch ein wenig monoton wirkt. Etwas mehr Straffung und Kürzung hätten dem Stampfer sehr gut getan.

"Deceit" fährt das Tempo drastisch herunter. Während es im Hintergrund bumpert und plingt (mit "Star Trek"-Samples!), wird gleichzeitig geflüstert und hypnotisch deklamiert. Äußerst eindringliches Stück!

"Lovely Day" hingegen lässt schon sehr gut erahnen, wohin die Reise gehen wird. Im Stakkato hämmern zu Jean-Luc De Meyers Grabesstimme die Synthie-Klänge, dazu kreischen Sounds kreissägenartig quer durchs Gehirn. Das darauffolgende "No Shuffle" definiert geradezu den "Drei Schritte vor, drei Schritte zurück"-Rhythmus der ganzen EBM-Branche. "Special Forces" haut in die gleiche Kerbe, geht aber deutlich aggressiver und bösartiger zu Werke. Da steckt die Giftigkeit in jedem Ton.

Das zweiteilige "S. Fr. Nomenklatura" ist der schnellste Track des Albums, ist aber ähnlich dem Opener zu monoton geraten, um wirklich zu begeistern. Die auf dem Originaltonträger von 1984 nicht enthaltenen Bonustracks "Body To Body", "See The Future (Live)", "In November (Live)" und "Special Forces Demo" runden diesen 1992 veröffentlichten Re-Release ab. Nicht der ganz große Wurf, aber eine im Vergleich zum Debüt vielversprechende Weiterentwicklung. Da wartete noch Großes...

Bewertung: 4 von 5

Mittwoch, 5. November 2008

Michael Crichton †

(Foto: SPIEGEL.de)

Der Erfolgsschriftsteller Michael Crichton, Autor von Bestsellern wie "Jurassic Park" oder Drehbuchschreiber für Filme wie "Twister" ist tot. Crichton, der bis 2002 mit der Schauspielerin Anne-Marie Martin ("Sledge Hammer!") verheiratet war, erlag gestern in Los Angeles im Alter von 66 Jahren einem Krebsleiden.

Buch-Rezensionen (094): Joanne K. Rowling - Harry Potter und die Kammer des Schreckens (Hörbuch) (1998)

(Cover: Amazon.de)

Den zweiten Band der Potter-Reihe halte ich für einen der schwächeren. Fängt die Handlung noch äußerst unterhaltsam wiederum im Haus der Durleys an und fährt in einer turbulenten Reise mit vielerlei Schwierigkeiten nach Hogwarts fort, herrscht dann vor Ort bei der Suche nach der mysteriösen "Kammer des Schreckens" über weite Strecken Leerlauf. Gelegentlich ruft der eitle Schwindler Gilderoy Lockhart noch ein Schmunzeln und die Szene im Verbotenen Wald etwas Spannung hervor, dabei bleibt es bis zum Showdown aber auch.

Was dieses Hörbuch trotzdem zu einem Erlebnis macht, ist einmal mehr die stimmliche Vorstellung Rufus Becks. Auch wenn er mit dem kieksenden Hauselfen Dobby diesmal eine eher nervige Figur im Portfolio hat, macht es trotzdem Spaß den Dutzenden von verschiedenen Stimmfärbungen und Dialekten des Schauspielers zu lauschen. Da spielen sich ganze Filme im Kopf ab, wirklich eine große Leistung!

Damit rekrutiert sich die Gesamtbewertung wieder aus unterschiedlichen Ausgangsfakten. Die mäßige Buchvorlage - nicht mehr verdienend als die zweitniedrigste Wertung - wird aufgefangen durch den grandiosen Audiovortrag und schubst "Harry Potter und die Kammer des Schreckens" somit etwas nach oben.
Bewertung: 3 von 5

Die USA haben gewählt

Überraschend deutlich hat Barack Obama die gestrige US-Präsidentschaftswahl gewonnen und wird am 20. Januar 2009 als 44. Präsident der USA in das Weiße Haus einziehen. Mir ist spätesten seit dem unglaublich anmaßenden Berlin-Auftritt des Kandidaten der Demokratischen Partei die Wahl an sich ziemlich egal gewesen, zumal ich Hillary Clinton nach wie vor für die bessere Wahl gehalten hätte. Sei es drum, es kann nach der Ära Bush nur besser werden, viel Glück, Mr. President! Ich lag mit meinem im Laufe dieses Jahres geäußerten Prognosen also grundfalsch, aus einer neuen Karriere als Hellseher wird also vorerst nichts.

Ich glaube, dass viele derjenigen, die in diesem Lande geradezu hysterisch die Präsidentschaft Obamas feiern, gar keine Ahnung haben, wofür er eigentlich steht. Und spätestens dann, wenn er knallhart massiveres deutsches Engagement in Afghanistan, Irak oder sonstwo fordern wird, ist der Katzenjammer in Medien und Gesellschaft wieder groß. Aufgrund der wirtschaftlichen Lage in den Vereinigten Staaten muß und wird er eisern "America first" fahren müssen und dann will ich die Leitartikler hier mal lesen...

Er steht jetzt vor einem riesigen Scherbenhaufen, ob ihm die Amerikaner die Zeit geben, etwas aufzubauen, ist nicht sicher. Guantanamo zu schließen ist einfach, ein Rückzug aus dem Irak ist es nicht. In Israel wird wohl heute auch nicht gefeiert.

Natürlich ist der erste Schwarze im Amt eine Revolution, eine Frau wäre das aber auch gewesen. Mir geht nur dieses "Hurra, der Messias ist da!"-Geheul mächtig auf den Zeiger, gerade was deutsche Medien angeht. Die Leute, die ich per MySpace in den USA kenne (das sind etwa 10 Personen) sehen das deutlich entspannter. Von Obama-Unterstützern bis zu -Hassern (aus Texas, weniger verwunderlich) ist da auch alles dabei.

Ich denke schon, dass nach dem anfänglichen Coup der Nominierung Sarah Palin John McCain ganz gewaltig Stimmen, wenn nicht gar den Sieg in einigen Bundesstaaten gekostet hat. Neuesten Gerüchten zufolge denkt die Dame allen Ernstes über eine eigene Kandidatur im Jahr 2012 nach. Na dann...

Dienstag, 4. November 2008

DVD-Rezensionen (094): WM-Klassikersammlung, Ausgabe 03 - Finale 1966 BR Deutschland-England (2:4 n. V.) (2006)

(Cover: Amazon.de)

Im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland veröffentlichte die "BILD am Sonntag" zusammen mit dem Sammelserien-Spezialisten DeAgostini eine ursprünglich auf 30 Ausgaben angelegte, dann aber mit den hinzugefügten sieben Spielen der DFB-Elf bei der WM auf 37 DVDs erweiterte Reihe, die große Partien der deutschen Elf bei Weltmeisterschaften sowie einige Klassiker ohne deutsche Beteiligung in nicht-chronologischer Reihenfolge enthielt. Allen Scheiben war ein Begleitheft mit weiterführenden Informationen über Vorgeschichte, Hintergründe sowie statistischen Elementen wie Aufstellungen etc. beigefügt.

Das Finale der Weltmeisterschaft 1966 in England. Auch wenn es natürlich aus deutscher Sicht ein Trauma ist: Ein tolles Spiel! Bis auf wenige Ausnahmen hat man jederzeit das Gefühl, dass da absolute Gentlemen auf dem Platz stehen, so eine Ritterlichkeit ist heute praktisch gar nicht mehr existent, sehr schade. Diese Fairness gilt auch fürs Publikum, da werden sogar gelungene Aktionen des Gegners mit Raunen und Beifall bedacht, wo gibts denn das heute noch?

Was ich in der Rezension über das 1974er Finale (Ausgabe 2 der Kollektion) über Jürgen Grabowski schrieb, möchte ich hier über Sigi Held sagen. Leider heute gar nicht mehr so präsent in den Erinnerungen, aber in diesem Spiel wirklich eine herausragende Leistung geboten.

Aus der TV-Perspektive kann man über das Wembley-Tor eigentlich gar nichts sagen, weil der Ball im Moment des Aufspringens auf den Boden genau vom rechten Oberschenkel von Torwart Hans Tilkowski verdeckt ist. Aber es gibt ja Fotos und inzwischen sogar Computerberechnungen, die eindeutig beweisen - der war nie und nimmer drin! Mal von dieser Situation völlig unabhängig betrachtet: Ich fand Schiedsrichter Gottfried Dienst unterirdisch. So etwas Theatralisches habe ich noch nie auf einem Fußballplatz gesehen.  

Lustiges Detail zum Schluß: Sowohl Jackie Charlton als auch Wolfgang Weber purzeln bei der Siegerehrung an der gleichen Stelle die Treppe hinunter. Desweiteren beinhaltet die DVD wieder mehr Bildmaterial als nur das Spiel an sich. Die "Halbzeitshow" des Musikkorps der Royal Navy ist zumindestens choreographisch sehr nett anzusehen.

Durch die Schwarz-Weiß-Bilder wirkt alles wie aus einer ganz anderen Welt, es existieren allerdings auch Farbaufnahmen dieses Finales. Und wenn England eben durch zwei Tore gewonnen hat, welche keine waren (das 4:2 war ebenso irregulär, denn Zuschauer rannten schon auf den Platz) - gönnen wir ihnen ihren einzigen Triumph...

Bewertung: 5 von 5

Montag, 3. November 2008

CD-Rezensionen (093): Gunther Schmäche - Seitensprung (1997)

(Cover: Amazon.de)

Sächsisch ist, immer wieder neuen Umfragen zufolge, Deutschlands unbeliebtester Dialekt. Mal davon abgesehen, dass mich das als Lokalpatrioten natürlich nur am Rande berührt, führe ich das auch auf die Unzahl von unglaublich schlechten Imitationen zurück, die man vor allem aus dem Munde derer vernimmt, die rein gar nichts mit dieser Region zu tun haben. Und wenn ein Bayer oder ein Rheinländer sich an Sächsisch versucht, kommt eben nur etwas zum Fremdschämen raus...

Wie groß der Unterschied zu richtigem Sächseln ist, kann man an dieser Comedy-CD des Radio-Originals Gunther Schmäche erkennen. Mit breitestem Leipziger Idiom versehen, brettert "Uns Gunther" wieder durch Anrufbeantworter-Sprüche, Gedichte und seine berühmt-berüchtigten "Lieder". Das "Alkohollied", das "Arthurlied" und das "Seitensprunglied" sind richtige Partybretter, auch wenn letzteres eindeutig Suzi Quatros "She's In Love With You" auf Samba gebürstet ist.

Beim "Frühlingslied" wird hingegen ordentlich gerockt und beim "Schneeflockenlied" kommt richtig Weihnachtsstimmung auf. Trotzdem erreicht "Seitensprung" leider nicht ganz die Qualität des Vorgängers "Genau, genau, genau...!", da einige Fülltracks den Gesamteindruck trüben. Trotzdem typisch Gunther, warum hört man nur nix mehr von ihm?

Bewertung: 3 von 5

Die Polit-Lachnummer des Jahres

Morgen wird gewählt. In Amerika. Der Präsident. Aber nicht im hessischen Landtag. Nach einem geschlagenen dreiviertel Jahr voller Eiertanz (siehe hier, hier, hier und hier) wollte sich Andrea Ypsilanti nun endlich mit den Stimmen der Grünen und der Linkspartei zur Ministerpräsidentin wählen lassen. Die standhaft gebliebene Abgeprdnete Dagmar Metzger wollte sich der Stimme enthalten, alles andere schien durch Probeabstimmungen und Vier-Augen-Gespräche festgezurrt.

Und nun heute die Bombe: Vier SPD-Abgeordnete veröffentlichen eine Erklärung, dass sie diese Wahl aus Gewissensgründen nicht mittragen werden. Mehrheit futsch, Wahl geplatzt und die hessische SPD steht bis auf die Knochen blamiert da, hatte man sich doch siegesgewiss im Vorfeld bereits zu Koalitionsverhandlungen (!) und -verträgen (!!!) mit den Landesgrünen hinreißen lassen. Was für eine Riesenblamage!

Auch wenn SPD-Chef Franz Müntefering pflichtschuldig seine Missbilligung gegenüber den Abtrünnigen äußerte, werde ich den Verdacht nicht los, dass die Bundesführung der Partei im Hinblick auf die Bundestagswahl 2009 nicht unzufrieden ist bzw. die Vorgänge sogar forciert haben könnte. Denn wer will das Risiko einer mit den Linken irrlichternden Regionalfürstin einkalkulieren? Das wars, Mr. Obama, Mr. McCain, übernehmen Sie!

Sonntag, 2. November 2008

Buch-Rezensionen (093): Die Abenteuer des jungen Indiana Jones - Der Fluch der Mumie, Ägypten, 1908 (1992)

(Cover: indianajones.de / Amazon.de)

Der TV-Serie "Die Abenteuer des jungen Indiana Jones" von George Lucas war leider kein großer Erfolg beschieden, kollidierte sie doch gründlich mit den Vorlieben des gemeinen Action-Fans. Die Idee, den zum damaligen Zeitpunkt aus drei Kinofilmen bekannten Helden in dessen Kindheit und Jugend an verschiedenen Schauplätzen mit berühmten Personen der Zeitgeschichte zusammentreffen zu lassen, war eine hochinteressante Geschichtsstunde, die das Spezialeffekte-Spektakel erwartende Publikum leider komplett verschmähte. Mit Umschneiden ganzer Folgen wurde versucht, am Ergebnis herumzupuzzlen - vergeblich. Dennoch wird "The Young Indiana Jones Chronicles", so der Originaltitel, für mich als Geschichtsinteressierten immer eine meiner Lieblingsserien bleiben.

Zum deutschen TV-Start beim Sender SAT.1 erschienen im Jahre 1992 im VGS-Verlag diverse Buchveröffentlichungen mit dem nacherzählten Inhalt einzelner Folgen.

Die Episode "Der Fluch der Mumie" bildet den ersten Teil des Pilotfilms und spielt im Ägypten des Jahres 1908. Henry Jones jr., später besser bekannt als "Indiana" Jones, besucht mit seinen Eltern und der gestrengen Gouvernante Miss Seymour Ägypten und macht dort die Bekanntschaft zweier später zu Weltruhm gelangter Persönlichkeiten - des Archäologen Howard Carter und Thomas Edward Lawrence, besser bekannt als "Lawrence von Arabien". "Young Indy" gerät an Carters Ausgrabungsstelle in ein turbulentes Abenteuer, denn ein Dieb hat eine in einem gerade gefundenen Grab befindliche Schakalstatue gestohlen. Noch kann Henry nicht ahnen, dass sich dieser Kriminalfall erst volle 8 Jahre später lösen lassen wird...

Im Gegensatz zu den im Laufe der Zeit umgeschnittenen Folgen hält sich das Buch peinlich genau an die Originalhandlung der Episode. Dies schließt einen Pro- und einen Epilog mit dem über 90jährigen Indiana Jones mit ein. Mir haben allerdings immer die Geschichten mit dem von Sean Patrick Flanery gespielten jugendlichen Indy besser gefallen als diejenigen, die die Kindheit des späteren Peitschenschwingers beinhalteten. Das färbt auch etwas auf die zugehörigen Bücher ab und somit gibt es diesmal keine Topwertung.

Bewertung: 4 von 5

DVD-Rezensionen (093): Independence Day (Extended Version) (1996)

(Cover: Amazon.de)

Eins vorneweg: Wer "Independence Day" wirklich bierernst nimmt ist selbst schuld. Versteht man aber Roland Emmerichs Krawumm-Spektakel als kunterbunten Patriotismus-Trash mit gutgemachten Spezialeffekten, kann man mit Jeff Goldblum, Will Smith & Co. eine Menge Spaß haben.

Deutsche Regisseure in Hollywood sind ja oftmals versucht, Filme "amerikanischer" machen zu wollen als die Amerikaner selbst. Vielleicht begründet sich dadurch das zum Teil unfreiwillig komische Pathos in diesem Film, das stellenweise ins fremdschamhaft-peinliche abdriftet. Allerdings werde ich den Verdacht nicht los, dass sich "Independence Day" gar nicht so ganz ernst nimmt. Da verbockte Emmerich mit seinem Machwerk "Der Patriot" viel Schlimmeres.

Natürlich ist die Geschichte einer Alieninvasion alles andere neu. Wer da nach H.G. Wells "Krieg der Welten" und den ganzen UFO-Albernheiten der 50er etwas vorweisen will, muß entweder etwas absurd Parodistisches bieten, wie das Tim Burton mit "Mars Attacks!" versuchte oder ganz kompromißlos auf die große Materialschlacht setzen wie hier. Das ist optisch und akustisch gerade für die Entstehungszeit des Films eindrucksvoll gemacht und kommt in dieser Doppel-DVD-Edition mit prima Bild und Ton besonders zur Geltung.

Punkten kann das Spektakel aber vor allem, wenn es ironisch wird. Entscheidenden Anteil daran hat Judd Hirsch als Julius Levinson, der mit jüdischem Witz amüsante Lebensweisheiten zum Besten gibt. Ebenfalls originell der Einfall, den "Star Trek"-Recken Brent "Data" Spiner als durchgeknallten Wissenschaftler zu verpflichten, gleichsam eine Konterkarierung seiner durch sture Logik und Emotionslosigkeit geprägten Enterprise-Rolle. Und mal so ganz nebenbei die legendäre Konzertdurchsage "Elvis has left the building" zu verwenden, rockt wirklich! 

Für diese DVD-Version wurden einige für die Kinoversion verworfene Szenen in den Film integriert. Diese sind aber überwiegend belanglos und bringen keinen nennenswerten Mehrwert. Besser ist schon das Bonusmaterial über die Entstehung des Films und eine von Hauptdarsteller Jeff Goldblum moderierte spielfilmartige Dokumentation. Darüber hinaus gibt es ein alternatives Filmende, das aber noch absurder ist als das schlußendlich verwendete.

Dies ist Mainstream-Popcornkino, nicht mehr und nicht weniger. Ich schau gern mal einen schönen Arthaus-Film, aber gelegentlich darf es auch einmal eine geballte Ladung Nonsens sein wie hier. Somit wohlwollend Daumen hoch!

Bewertung: 4 von 5

Samstag, 1. November 2008

Jacques Piccard †

(Cover: SPIEGEL.de)

Ein Rekordhalter ist tot.  Im Alter von 86 Jahren starb heute in La Tour-de-Peilz der Schweizer Ozeanograph Jacques Piccard, der in Begleitung des US-Amerikaners Don Walsh am 23. Januar 1960 im Bathyscaph "Trieste" mit 10.916 Metern den tiefsten Punkt des Meeres erreichte, den Menschen bis heute besucht haben, nur 118 Meter weniger als die bis heute tiefste bekannte Stelle des Weltmeeres. Sein Vater Auguste Piccard ging als Ballon- und Tiefseepionier in die Wissenschaftsgeschichte ein, ebenso wie sein Sohn Bertrand, der mit Brian Jones 1999 als erster Mensch die Welt nonstop im Ballon umrundete.