Sonntag, 2. November 2008

DVD-Rezensionen (093): Independence Day (Extended Version) (1996)

(Cover: Amazon.de)

Eins vorneweg: Wer "Independence Day" wirklich bierernst nimmt ist selbst schuld. Versteht man aber Roland Emmerichs Krawumm-Spektakel als kunterbunten Patriotismus-Trash mit gutgemachten Spezialeffekten, kann man mit Jeff Goldblum, Will Smith & Co. eine Menge Spaß haben.

Deutsche Regisseure in Hollywood sind ja oftmals versucht, Filme "amerikanischer" machen zu wollen als die Amerikaner selbst. Vielleicht begründet sich dadurch das zum Teil unfreiwillig komische Pathos in diesem Film, das stellenweise ins fremdschamhaft-peinliche abdriftet. Allerdings werde ich den Verdacht nicht los, dass sich "Independence Day" gar nicht so ganz ernst nimmt. Da verbockte Emmerich mit seinem Machwerk "Der Patriot" viel Schlimmeres.

Natürlich ist die Geschichte einer Alieninvasion alles andere neu. Wer da nach H.G. Wells "Krieg der Welten" und den ganzen UFO-Albernheiten der 50er etwas vorweisen will, muß entweder etwas absurd Parodistisches bieten, wie das Tim Burton mit "Mars Attacks!" versuchte oder ganz kompromißlos auf die große Materialschlacht setzen wie hier. Das ist optisch und akustisch gerade für die Entstehungszeit des Films eindrucksvoll gemacht und kommt in dieser Doppel-DVD-Edition mit prima Bild und Ton besonders zur Geltung.

Punkten kann das Spektakel aber vor allem, wenn es ironisch wird. Entscheidenden Anteil daran hat Judd Hirsch als Julius Levinson, der mit jüdischem Witz amüsante Lebensweisheiten zum Besten gibt. Ebenfalls originell der Einfall, den "Star Trek"-Recken Brent "Data" Spiner als durchgeknallten Wissenschaftler zu verpflichten, gleichsam eine Konterkarierung seiner durch sture Logik und Emotionslosigkeit geprägten Enterprise-Rolle. Und mal so ganz nebenbei die legendäre Konzertdurchsage "Elvis has left the building" zu verwenden, rockt wirklich! 

Für diese DVD-Version wurden einige für die Kinoversion verworfene Szenen in den Film integriert. Diese sind aber überwiegend belanglos und bringen keinen nennenswerten Mehrwert. Besser ist schon das Bonusmaterial über die Entstehung des Films und eine von Hauptdarsteller Jeff Goldblum moderierte spielfilmartige Dokumentation. Darüber hinaus gibt es ein alternatives Filmende, das aber noch absurder ist als das schlußendlich verwendete.

Dies ist Mainstream-Popcornkino, nicht mehr und nicht weniger. Ich schau gern mal einen schönen Arthaus-Film, aber gelegentlich darf es auch einmal eine geballte Ladung Nonsens sein wie hier. Somit wohlwollend Daumen hoch!

Bewertung: 4 von 5