Mittwoch, 26. November 2008

CD-Rezensionen (100): Einstürzende Neubauten - Fünf auf der nach oben offenen Richterskala (1987)

(Cover: Amazon.de)

Im nunmehr fast 30jährigen Schaffen der Neubauten ist (je nach Bandphase) von purem Krach bis hin zu fragil-melodiösen Songs alles enthalten. Irgendwo in dieser Wandlungszeit zwischen beiden Extremen erschien 1987 dieses Album.

Steht das eröffnende "Zerstörte Zelle" in seiner Expressivität noch ganz in der Tradition der Vorgängeralben, ist bereits das folgende "Morning Dew" geradezu eingänglich - wäre da nicht Blixa Bargelds hypnotisch-beschwörender Gesang. Doch zu früh gefreut, bereits mit "Ich bin's" gibt es wieder voll auf die Zwölf, da wird auf's Blech gehämmert, bis das Metall glüht, während es überall scheppert und klingelt.

Blixa Bargeld erwähnte in mehreren Interviews, dass Depeche Mode in gemeinsamen Berliner Studiotagen von den Neubauten erzeugte Sounds beispielsweise für "People Are People" verwendet hätten. Wahrheitsgehalt hin oder her, auch in "MoDiMiDoFrSaSo" glaubt man eine musikalische Verwandtschaft zu den britischen Elektronikern herauszuhören, diesmal erinnert das wüste Soundgemälde an "Something To Do".

Ruhiger geht es bei "Zwölf Städte" und "Keine Schönheit ohne Gefahr", meinem Favoriten des Albums, zu. Da kann man in einzigartig rätselhaften Texten versinken, auf gar keinem Fall Musik für nebenbei! Das abschließende "Kein Bestandteil sein" ist eine wunderbare Symbiose aus Härte, Eindringlichkeit und doch spannender Melodieführung. Tolles Album, allerdings nicht in jeder Stimmungslage zu genießen.

Bewertung: 5 von 5