Montag, 10. November 2008

DVD-Rezensionen (095): Harry Potter und die Kammer des Schreckens (2002)

(Cover: Amazon.de)

Ich werde nie die Schnitt- und Freigabepraxis in deutschen Landen verstehen können, gleich gar nicht, wenn die beteiligten Studios devot zuarbeiten. Um des Einspielergebnisses willen wird dann mal eben der eigene Film freiwillig verstümmelt, um eine deutsche Freigabe ab 6 Jahren zu erhalten. Das das gesamte Potter-Universum schon vom Szenario her eher ohnehin nicht für kleinere Kinder geeignet ist, wird da einfach so knallhart auf dem Altar des Profits geopfert. Hier geht es aber nun mal nicht um harmlose Zauberspäße á la Bibi Blocksberg sondern um eine düstere Geschichte, die auch Tod und Folter beinhaltet. Daher ist die ganze Diskussion um Harry Potter = Kinderbuch/-film ohnehin überflüssig. Wenn man sich dann als volljähriger Kunde veralbert vorkommt, indem er in Deutschland und Österreich nur ein unvollständiges Produkt ausgehändigt bekommt, ist das Maß endgültig voll. Mittlerweile ist eine komplette Version erhältlich, aber Neuanschaffung von Blu-ray-Technik und erneuter Kauf eines Films? Nö, nicht mit mir!

Zum Film selbst. Die Verfilmung des zweiten Potter-Bands hat mit der schwachen Buchvorlage ein schweres Los erwischt. Immerhin können sehr gute CGI-Effekte einige Schwächen der Handlung wettmachen. Kenneth Branagh kann als aufgeblasener Hochstapler Gilderoy Lockhart seinem Affen so richtig Zucker geben, während Alan Rickman gewohnt gut den hinterhältigen Professor Snape gibt. Die Kinderdarsteller sind nach wie vor etwas überfordert, gerade bei Rupert Grint wirkt sein permanent zur Schau getragener entsetzter Gesichtsausdruck unfreiwillig komisch.

Ordentlich zugelangt wird beim Bonusmaterial. Entfallene Szenen (bei denen es sich mit einer Ausnahme allerdings nicht um die für die Freigabeprozedur geschnittenen Einstellungen handelt) können separat angewählt, allerdings nicht in den Hauptfilm integriert werden (warum eigentlich nicht?). Interviews mit Darstellern und Autoren sowie interaktive Führungen und Spielereien runden das Angebot ab. Das verdient ein Extralob.

So bleibt Ärger über einen unvollständigen Film, der auch insgesamt nicht zu überzeugen weiß. Für solcherart Prozeduren ist schleunigst ein Umdenken erforderlich!

Bewertung: 2 von 5