(Cover: Amazon.de)
DVD Nummer 2 enthält das Münchener Finale der Weltmeisterschaft 1974 zwischen dem Favoriten Niederlande und der gastgebenden Bundesrepublik. Die Fakten sind bekannt. 1:0 für die Holländer in der ersten Minute per Foulelfmeter, Ausgleich durch Breitner nach einer streitbaren Strafstoßentscheidung und eben Müllers berühmtes Drehschußtor kurz vor der Halbzeit. Und dann unter anderem der große Auftritt von Sepp Maier...
Ich hatte diese Partie eigentlich immer als eine pure Abwehrschlacht in der 2. Halbzeit in Erinnerung, aber beim Betrachten fand ich es gar nicht so einseitig wie in meiner vorgefertigten Meinung. Wenn man die deutschen Chancen der ersten 45 Minuten dagegen setzt, ergibt sich eigentlich ein recht ausgeglichenes Bild. Im Endeffekt hat das glücklichere Team gewonnen und das geht schon in Ordnung. In den Niederlanden ist die Niederlage hingegen auf ewig ein Trauma geblieben, das nur durch den Europameistertitel 1988 etwas gemildert werden konnte.
Zum deutschen Elfmeter ist bekanntlich viel geschrieben worden - nun, Bernd Hölzenbein wird wohl bis an das Ende seiner Tage mit dem Ruf des Schwalbenkönigs leben müssen. Leider kommt in den Rückblicken zu diesem Spiel Jürgen Grabowski kaum vor, zu Unrecht, wie ich finde. Für mich war er in dieser Partie der beste deutsche Spieler, aber Kaiser Franz überstrahlte wohl schon damals alles und "kleines, dickes Müller" war eben der "Bomber der Nation". Besonders gönnen muß man den WM-Titel 1974 Franz Beckenbauer und Wolfgang Overath, nachdem beide mit dem Finale 1966 und dem Halbfinale 1970 so viel Pech hatten. Das gilt so auch für Pierre Littbarski 1990.
Was sehr stark auffällt: Der Kommentarstil hat sich doch recht dramatisch geändert. Rudi Michel entschuldigt sich immer wieder beim Publikum, wenn ihm die Emotionen durchgehen. Hat man dann solche Leute wie beispielsweise Werner Hansch im Hinterkopf, wirkt das geradezu kurios.
Seltsam ist außerdem, vor dem Spiel den allseits bekannten WM-Pokal als "die neue Trophäe" vorgestellt zu bekommen, schließlich kennt unsereins gar keinen anderen.
Ein ganz wesentlichen Anteil am Unterhaltungswert dieses Spiels bietet die zum Teil absurde Haarmode der Spieler. Der Erfinder von fiese-scheitel.de muß dieses Spiel gesehen haben... Paul Breitner wie frisch aus Papua-Neuguinea eingeflogen, Berti Vogts nach dem Motto "wenn's oben kahl wird, lass ich's halt hinten ein wenig länger" und, und, und... Alleine "Katsche" Schwarzenbeck wirkt glatt 20 Jahre älter als sein damaliges tatsächliches Alter von 26. Mein absolutes Highlight allerdings ist der Niederländer Wim Jansen, der kurioserweise Internetbildern zufolge noch seiner Problemfrisur treu geblieben ist...
Ein wahrhafter Klassiker auf einer DVD, die nicht mit dem Abpfiff endet sondern auch noch Bilder der Pokalübergabe und der feiernden deutschen Spieler zeigt.
Bewertung: 5 von 5
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