Dienstag, 28. Oktober 2008

CD-Rezensionen (090): The Beach Boys - Pet Sounds (1966)

(Cover: Amazon.de)

Was gibt es eigentlich über dieses Album noch zu sagen, was nicht schon von Hunderten Autoren bis ins kleinste Detail analysiert worden ist? Ist es denn nun das beste Pop/Rock-Album aller Zeiten, wie uns diverse Rankings immer wieder weismachen wollen? Oder doch das ein Jahr später veröffentlichte "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" der Beatles? Gegenfrage: Ist das überhaupt wichtig?

Unstrittig dürfte doch sein, dass man es hier mit einem in allen Belangen außergewöhnlichen Stück Musikhistorie zu tun hat. Da wäre zum Einen die Tatsache, dass der damals noch nicht einmal 25 Jahre alte und von Nervenzusammenbrüchen, Drogenproblemen und Psychosen geplagte Brian Wilson dieses Album in Zusammenarbeit mit dem Texter Tony Asher und diversen Gastmusikern mehr oder weniger komplett fertig einspielte und seine zu diesem Zeitpunkt auf Tournee befindlichen Bandkollegen nach ihrer Rückkehr vor vollendete Tatsachen stellte und nur noch zum Einsingen der Vocalparts in das Studio beorderte.

Dazu kommt der zum Entstehungszeitpunkt des Albums ungewöhnlich vertrackte Stil des Albums, mit den bisher gewöhnten Surfsongs der Beach Boys völlig brechend. Das Verwenden ungewöhnlicher Sounds und Instrumente ist da nur noch das I-Tüpfelchen.

"Pet Sounds" enthält vielleicht nicht die ganz großen Hits (auch wenn das nach einem Traditional entstandene "Sloop John B." ein Beach Boys-Klassiker ist), aber dafür gibt es unglaubliche Harmonien und Soundspielereien zu entdecken. Alleine die Rhythmus- und Tempiwechsel beispielsweise bei "I'm Waiting For The Day" oder "I Know There Is An Answer" sind zum Niederknien. Es ist einfach ein Genuß, dieses Album zu hören, man muß sich damit beschäftigen, immer wieder, eintauchen, davonfliegen.

Manchmal wünscht man sich als Nachgeborener, der die musikalischen 60er nur aus der Ferne kennt, diese wohl spannendste Phase der populären Musik aus eigener Anschauung erlebt zu haben. Es geht gar nicht um alberne Vergleiche á la "Beatles vs. Beach Boys", es geht um die Würdigung musikalischer Genialität, die beiden Kapellen eigen war. Nur das diese Tatsache bei Ersteren allgemeiner Wertekanon geworden ist und bei den Kaliforniern immer heftige Diskussionen ausbrechen. Zu Unrecht, wie dieses Album beweist. Definitiv keine Hintergrundbeschallung, eher eine Platte zum näher Auseinandersetzen. Volle Punktzahl und ein Ehrenplatz in meiner Musiksammlung!

Bewertung: 5 von 5