Mittwoch, 22. Oktober 2008

CD-Rezensionen (087): The Doors - Strange Days (1967)

(Cover: Amazon.de)

Wer in einem einzigen Jahr zwei derartig brilliante Alben wie "The Doors" und "Strange Days" aus dem Ärmel schüttelt, den darf man getrost zu den ganz Großen der Musikgeschichte zählen, unabhängig davon, dass die Band aufgrund der tragischen Lebensumstände Jim Morrisons ohnehin eine legendäre Aura umwehte.

In gerade einmal einer reichlichen halben Stunde Spielzeit entfaltet diese Platte wieder ein ganzes Universum an Empfindungen, Eindrücken, Gedanken und sprachlichen Bildern. Jim Morrisons Texte, mehr Dichtung denn schnöde Rocklyrics, laden ein, auf Tuchfühlung zu gehen, einzutauchen in eine doch fremde Welt.

Mit wabernden Orgelsounds eröffnet der Titelsong das Album, gefolgt vom tieftraurigen "You're Lost Little Girl". Das die Doors auch großartige Blueser waren, beweist einmal mehr "Love Me Two Times", dieser Song läd einfach zum rhythmischen Mitwippen ein. Die für 1967 so typischen psychedelischen Elemente werden bei "Unhappy Girl" ausgepackt, ehe der wohl dramatische Höhepunkt des Albums naht: Das verstörende "Horse Latitudes", ein von bizarren Sounds umrahmter deklamierter Alptraum mit grandiosem Text.

"Moonlight Drive" fängt eher geruhsam an, ehe sich Morrison in immer forderndes Verlangen steigert und die Band den Intensitätshebel umlegt. Das anschließend folgende nur zweiminütige "People Are Strange" ist einer meiner Lieblingssongs der Doors. Das verspielte Geklimper Ray Manzareks im Hintergrund täuscht eine gewisse Harmlosigkeit vor, die aber von den verbitterten Worten Morrisons über Einsamkeit und Abweisung konterkariert wird.

"My Eyes Have Seen You" rockt und stampft voran und steht im krassen Gegensatz zu "I Can't See Your Face", das wieder auf psychedelischen Traumpfaden wandelt.

Wie auch schon auf dem Debütalbum, wo das geniale "The End" die Platte beschloss, gibt es auch hier noch einen ellenlangen Brocken zum Ende - "When The Music's Over", knapp 11 Minuten lang. Dort versammelt sich noch einmal alles, was diese Band so einzigartig machte. Meisterschaft an den Instrumenten, zum Teil in improvisationsartigen Passagen ausgelebt und darüber thronend ein wahrer Monolith Morrison'schen Dichtguts. "Cancel My Subscription To The Resurrection, Send My Credentials To The House Of Detention". Wahnsinn!

Alles andere als volle Punktzahl verbietet sich.

Bewertung: 5 von 5