Donnerstag, 16. Oktober 2008

CD-Rezensionen (084): Helge Schneider - Hefte raus - Klassenarbeit! (Limited Edition) (2000)

(Cover: Amazon.de)

Helge Schneider verehrt man zutiefst oder findet ihn einfach nur grottig, dazwischen gibt es wohl keinen Platz. Ich darf mich seit seligen "Es gibt Reis"-Zeiten zu ersterer Kategorie zählen. Jedesmal, wenn ein neues Album des Jazz-Anarchos aus Mülheim ansteht, hoffe ich inbrünstig, dass es eine Live-Platte sein möge. Denn Helge muß man live sehen und/oder hören!

Von daher ist "Hefte raus - Klassenarbeit!" wieder ein Glücksgriff. Schneider und seine aus Buddy Casino und Peter Thoms bestehende Band "Hardcore" bieten einerseits grandiosen Jazz mit vielen Improvisationen und selbstverständlich darf der Meister höchstselbst wieder seinen scheinbar aus dem Stegreif erfundenen Absurditäten frönen.

Musikalisch geht es im wilden Ritt über Coverversionen deutschen Disco- ("Sunny" von Boney M.) und Volksliedguts ("Klipp Klapp", "Vogelhochzeit") los, bevor sich der Nonsens in ungeahnte Höhen steigert ("Ich habe mich vertan", "Umschulung", "Der berühmte Beethoven", "Spielesammlung"). Schneider ist auch als Stimmenimitator erstaunlich versiert, seien es jetzt Elvis Presley, Udo Lindenberg oder Marius Müller-Westernhagen, die als Opfer herhalten müssen. Mit dem grandiosen "Das Kartenspiel" geht es in die Schlußrunde, wobei das leider etwas zu ausführlich dargebotene "Katzenoma" (12 Minuten!) genüsslich Franz Josef Degenhardt zitiert.

Die Bonus-CD der Limited Edition bietet außer dem wunderbar groovenden "Mood Indigo" und der Derrick-Parodie "Harry" allerlei zu Vernachlässigendes, auch wenn das gleitende Wechseln Schneiders aus seiner eigenen Stimmfärbung in diejenige Udo Lindenbergs (und wieder zurück) technisch meisterhaft ist.

Alles in allem eine geballte Ladung Schneider-Kult!

Bewertung: 5 von 5