Samstag, 4. Oktober 2008

CD-Rezensionen (081): Amor & Die Kids - No More Bockwurst (1988)

(Cover: Amazon.de)

Amor & Die Kids aus Leipzig, die frühere Band des heutigen "Prinzen"-Sängers Tobias Künzel, war ab Mitte der 80er Jahre eine erfrischende Alternative zum doch recht festgefahrenen Rockbetrieb der DDR. Anarchisch, grell geschminkt und gewandet sowie immer für einen Skandal gut, stürzten sie die Kulturoberen mit ihrem größten Hit "Komm doch mit" oder auch "Wir machen es im Wald" in heftigste Diskussionen. Waren solche Aufforderungen zu spontanem Sex überhaupt vereinbar mit der sozialistischen Moral? 

Zwar enthält das einzige zu Vorwendezeiten erschienene Album aus heutiger Sicht "zonigen" Sound und Späße auf Schülerzeitungsniveau, dennoch reißt der Nostalgiefaktor einiges raus. Frontmann Frank "Amor" Schüller gibt den wilden Rocker, während der Rest der Combo - damals rund ein Jahrzehnt jünger als ihr Sänger - den wilden Haufen darstellen. Nichts und niemand ist vor der Truppe sicher, sei es die geschraubte Lyrik der DDR-Vorzeigerocker ("Pariser Nächte") oder der trostlose Zustand der ostdeutschen Gastronomie ("Die tote Stadt). Anspieltips sind aber "Blauer Würger" oder "Ich bin blank", welches zudem auch noch den jedem Alt-Ossi bekannten Intro-Dixieland der "Olsenbanden"-Filme beinhaltet. 

Gegenüber der ursprünglichen LP-Version wurden noch vier Bonustracks hinzugefügt, von denen zwei ("Amor & Die Kids", "Wunderkind") bereits als Radioproduktionen veritable Hits in Vorwendezeiten waren, während "Sie sind doch der" und "Und ich tanze auf dem Tisch" eher unbekannt sind. 

Sicherlich kein künstlerisch wertvoller DDR-Nachlass, dennoch ein durchaus amüsanter Nostalgietrip zurück.

Bewertung: 4 von 5