...sang Pippi Langstrumpf so schön. In etwa so komme ich mir derzeit vor, wenn ich seit dem beginn des Konflikts in Südossetien deutsche Zeitungen, Internetseiten und TV-Programme betrachte. Da versucht ein politischer Hütchenspieler - seines Zeichens georgischer Staatspräsident - eine nach Unabhängigkeit strebende Provinz seines Landes per Militäraktion "heim ins Reich" zu holen. Inwieweit der Separationswunsch Südossetiens historisch und rechtlich begründet ist, interessiert hier eher am Rande, das sollen Staatsrechtler klären. Aber auch gegen die "eigene" Bevölkerung geht man nicht mit ungelenkten Raketenwerfern vor!
So weit, so schlimm. Nicht nur, das der Angriff mit dem Beginn der Olympischen Spiele zusammenfiel, die, trotz allen kommerziellen Verschandelungen der letzten Zeit zum Trotz, immer eine traditionelle Zeit der Waffenruhe waren. Nein, viel schlimmer, auf geradezu absurde Weise wird hier actio und reactio durcheinandergewirbelt und das sorgsam eingemottete Feindbild des "bösen Russen" wieder ausgepackt. Ich bin der Letzte, der Russlands politische Zustände in ein dermaßen beschönigendes Licht rückt wie ein gewisser Altkanzler. Aber hier stellt sich die Sachlage für mich nun mal anders da. Ein Scheindemokrat, der genauso gegen oppositionelle Kritiker vorgeht wie seine Moskauer Kollegen, hat sich diesmal mit dem Falschen angelegt und hat gewaltig die Jacke vollbekommen. Dreist wie Bolle (und immer hübsch auf Englisch vor EU-Fahnen) stellt sich der feine Herr jetzt hin und lässt eine Propagandameldung nach der anderen á la "der irakische Informationsminister sagt:" vom Stapel. Der russische Sturm auf Tiflis? Steht unmittelbar bevor. Dumm nur, das es dafür keinerlei Anzeichen gibt, die von westlichen Reportern nur ansatzweise bestätigt werden könnten. Die Russen haben die Stadt Gori besetzt? Nun, Reuters-Reporter haben bei ihrem Besuch dort nur eine menschenleere Stadt vorgefunden...
Der eigentliche Skandal ist aber die Medienschlacht, die in Deutschland dermaßen parteiisch und einseitig geführt wird, dass es einem graust. Die absurdesten Beispiele für die schändliche Vernachlässigung simpelster journalistischer Recherchestandards hat der Spiegelfechter zusammengetragen. Sehen, lesen und staunen!
Richtig übel geht es derzeit im Forum des SPIEGEL zu. Meinen nach allen Regeln der "Nettiquette" geschriebenen Protest gegen diesen als "Analyse" (!!!) verkauften Kommentar eines Lobbyverbands kassierte die interne Zensur, während zynische Rechtfertigungen des georgischen Vorgehens anscheinend keinerlei Beanstandungen hervorriefen. Selbst komplette "Off Topic"-Beiträge wurden durchgewinkt. Sagen Sie mal, würfeln die in der SYSOP-Redaktion das aus??? Ich habe langsam die Schnauze voll, dort stundenlang etwas zu schreiben, was dann eh nie erscheint. Wenns am Thema vorbei oder übel im Ton wäre, aber so? Schöne neue Medienwelt...
Und: Danke, Gorbi!
2 Kommentare:
Ich weiß immer noch nicht genau, ob ich über die Berichterstattungen hierüber lachen oder den Kopf schütteln soll. Auf jeden Fall finde ich es erschreckend, was man uns hier versucht weiß zu machen und mit welcher Einseitigkeit ge- und verurteilt wird. Ja ja, der böse Russe ...
Mein Glauben in die Medienwelt ist seit diesen Ereignissen auch schwerstens erschüttert...
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