Dienstag, 3. März 2009

Buch-Rezensionen (127): Bill Clinton - Mein Leben (2004)

(Cover: Amazon.de)

Dieses Buch begann ich als Urlaubslektüre im Sommer 2006, beendet habe ich es vor wenigen Tagen. Die Frage stellt sich: warum braucht man für ein - zugegeben sehr umfangreiches - Buch über zweieinhalb Jahre?

Die Antwort ist relativ einfach. Es handelt sich um einen teilweise recht zähen Rückblick auf das Leben eines der wohl schillerndsten US-Präsidenten. Lesen sich die Teile über Kindheit, Jugend, Studium und auch die Gouverneurszeit in Arkansas noch recht flüssig und unterhaltsam, fangen die Probleme dort an, wo Präsidentenmemoiren doch eigentlich am Interessantesten werden sollten: beim Einzug ins Weiße Haus.

Bill Clinton schien der Versuchung erlegen zu sein, seinen Taschenkalender in diesem Buch abarbeiten zu wollen. Endlos und ermüdend wird vermerkt, an welchem Tag diese Gesetzesvorlage eingebracht oder jenes Treffen durchgeführt wurde. Selbst kleine und kleinste Details finden Berücksichtigung, was, wie auch die unübersehbare Fülle der auftauchenden Personen, das Lesen dieses Buches zu einem perfekten Instrument zur Selbstdisziplinierung macht. Die dargestellten "technischen" Vorgänge US-amerikanischer Innenpolitik lassen den damit nicht vertrauten Europäer eher heillos überfordert zurück, anstatt ihm die komplexe Materie näherzubringen.

Große Zusammenhänge des internationalen Geschehens werden ebenfalls nur gestreift und in kleinen Häppchen serviert. Auch hier regiert das strenge Regiment der chronologischen Abfolge, so dass sich Wendungen wie "Am... traf ich ...", "Am ... reiste ich nach ..." oder "Am ... unterzeichnete ich ..." endlos wiederholen.

Im Allgemeinen fällt der (für die doch recht heftigen Attacken auf die Person Clintons von Seiten seiner politischen Gegner) gemäßigte und wolkige Tonfall des Autors auf, wenn Dinge wie Whitewater, Lewinsky-Affäre, Impeachment-Versuch etc. zur Sprache kommen. Ob sich Clinton hier einfach nur als gelassener "Elder Statesman" präsentieren oder erneuten juristischen Auseinandersetzungen vorbeugen wollte, sei an dieser Stelle dahingestellt.

Insgesamt ein für mich enttäuschendes Buch, hatte ich mir als bekennender Clinton-Fan doch deutlich mehr davon versprochen. Auf mich wartet noch "Gelebte Geschichte" aus der Feder Hillary Clintons - vielleicht fange ich dieses Buch dann besser nicht in einem Urlaub an...

Bewertung: 3 von 5