Montag, 16. März 2009

DVD-Rezensionen (131): Sliver (1993)

(Cover: Amazon.de)

Was mußte dieser Film an Kritik alles über sich ergehen lassen! Der durch Sharon Stone und Drehbuchautor Joe Eszterhas naheliegende (und klar verlorene) Vergleich mit "Basic Instinct", die radikale Veränderung von Ira Levins Buchvorlage inklusive komplett umgekehrter Zuweisung der Schurkenrolle, die äußerst dürftige schauspielerische Leistung von William Baldwin, die Logiklöcher und, und, und. Warum mag ich diesen Film trotzdem?

Da wäre zum Einen die (für die Früh-Neunziger) High-Tech-Optik mit spektakulären (Nacht)-Ansichten Manhattans, der interessante Grundansatz über das Thema Voyeurismus und nicht zuletzt eine stellenweise prickelnde Erotik, die sich gar nicht einmal in den immer wieder auftauchenden Sexszenen manifestiert. Das aufreizende Geplänkel im Gourmet-Restaurant schlägt beispielsweise jeder erfolgte Paarung des Gespanns Stone/Baldwin in ihrem Thrill um Längen.

Das absolute Highlight des Films bietet aber der Soundtrack, der eine eigene Anschaffung lohnt. Nicht nur, dass sich hier Stars wie UB40, Shaggy, Neneh Cherry, Heaven 17, Enigma und andere die Klinke in die Hand geben, nein, unter anderem gibt es auch die göttliche Trip Hop-Hymne "Unfinished Sympathy" von Massive Attack zu hören, wohl tatsächlich einer der besten Songs aller Zeiten.

Und so kann man über vieles hinwegsehen, was diesen Film stellenweise arg ins Stottern bringt, der unbefriedigende Schluß ist da nur ein Punkt von vielen. Vielleicht hätte man sich doch näher an die Romanvorlage oder an eine der durch die Testvorführungen gerasselten alternativen Fassungen des Finales halten sollen. So bleiben auch aufgrund mißratener Schnitte und Drehbuchschwächen in der Geschichte um geheimnisvolle Morde in einem New Yorker Hochhaus, einen undurchsichtigen High Tech-Voyeur und eine verhängnisvolle Affäre zu viele Fragen offen, was den Film straucheln, aber trotzdem nicht stürzen lässt.

Das Bild der DVD ist ordentlich, wenn auch nicht sehr gut, 5.1-Ton gibt es nur auf der englischen Originalspur, während man sich auf deutsch mit Surround-Sound begnügen muss. Extras fehlen komplett, dabei wäre ein Regie-Audiokommentar von Phillip Noyce schon allein wegen der chaotischen Dreharbeiten (Stone und Baldwin verabscheuten sich zutiefst und weigerten sich zum Schluß, gemeinsam vor der Kamera zu stehen) hochinteressant gewesen.

Dennoch ein ab und an doch recht gerne hervorgekramter Film, dessen Stärken es erst zu entdecken gilt.

Bewertung: 4 von 5