Dienstag, 16. September 2008

CD-Rezensionen (074): Goldfrapp - Felt Mountain (Revamped) (2001)

(Cover: Amazon.de)

Es kommt nur noch alle Jubeljahre einmal vor, dass mich ein Album einer mir bis dato völlig unbekannten Band aus dem Stand völlig aus den Schuhen haut. "Felt Mountain", das Debüt von Alison Goldfrapp und ihres kongenialen Partners Will Gregory, ist so ein Fall.

Diese Platte in irgendeine Stilschublade einzuordnen dürfte ein unmögliches Unterfangen sein. Irgendwo im Schnittbereich von Trip Hop, Indietronic, Jazz und klassischer Filmmusik angesiedelt, aber auf faszinierende Art und Weise einzigartig, hält sie ein Füllhorn an außergewöhnlichen Klängen bereit und vermittelt so ein ganzes Arsenal von Stimmungen - Wahnsinn! Man glaubt ständig einen Schwarzweiß-Film vor seinem inneren Auge ablaufen zu sehen, der von zerbrechlichen Melodien begleitet wird.

Vielleicht braucht ein Song wie "Oompa Radar" mit seinem rumpligen Walzertakt ein paar Runden mehr als die verträumten Stücke á la "Lovely Head" oder "Paper Bag", um sich ins Hirn des Hörers zu schleichen, aber dieser leider insgesamt nur etwa 40 Minuten dauernden Demonstration von Kreativität, wie sie auf "Felt Mountain" verewigt ist, entkommt man nicht.

Besondere Schmankerl hält die Bonus-CD bereit. Ein sehr schräg mit Olivia Newton-Johns "Physical" verwobenes "UK Girls", ein "Lovely Head" welches großartig französische Sounds mit sowjetischer und britischer Filmmusik der Sechziger zum Traualtar führt - sensationell! Der "New Ears Mix" kitzelt noch das letzte Quentchen Melancholie aus "Utopia" heraus und die Herren von Calexico dürfen eine Latin-Version von "Human" zum Besten geben. Der von Graham Massey angefertigte zweite Mix desselben Stücks ist zwar sehr ordentlich, passt aber mit seiner doch recht aggressiven Grundstimmung wie auch Tom Middletons "Utopia"-Version nicht so recht zum Gesamtpaket. Dennoch: Eine der besten Platten des ersten Jahrzehnts im dritten Jahrtausend. Kaufen, keine Widerrede!

Bewertung: 5 von 5