Sonntag, 14. September 2008

Buch-Rezensionen (073): Josef Martin Bauer - So weit die Füße tragen (1955)

(Cover: Amazon.de)

Über die Geschichte dieses Buches, das ohne Zweifel zu den Klassikern der (west)deutschen Nachkriegsliteratur zählt, ist sehr viel und äußerst kontrovers diskutiert worden. Die Hauptfrage natürlich: Hat es ein historisches Vorbild für die Gestalt des deutschen Kriegsgefangenen Clemens Forell und seine spektakuläre Flucht vom ostsibirischen Eismeer gegeben? Die Faktenlage ist immer noch etwas undurchsichtig, auch wenn mittlerweile ein 1983 verstorbener Mann, der zeitlebens unter den Folgen seiner Flucht litt, als reales Vorbild gilt.

Die inzwischen zweifach (1959, 2001) verfilmte Geschichte um Forell, der insgesamt drei Jahre auf der Flucht ist und nach einem gescheiterten Versuch, die Grenze zur Mongolei zu überqueren den Weg durch den Kaukasus in den Iran wählt, liest sich fesselnd, auch wenn Bauers Schreibstil nicht mehr heutigen Lesegewohnheiten entspricht. Man bangt und leidet mit der Hauptperson, erleidet Rückschläge und Enttäuschungen. In meinem Falle war ich sogar dazu angeregt, Forells Flucht auf einer Landkarte nachzuverfolgen.

Dieses Buch einmal gelesen zu haben, gehört sicherlich zur Allgemeinbildung, auch wenn es als Geschichtslektion freilich nicht geeignet ist, zu außergewöhnlich und untypisch ist die Handlung für das Schicksal der deutschen Kriegsgefangenen in der Sowjetunion nach dem zweiten Weltkrieg. Aber spannende Abenteuerliteratur mit ethnologischen Einblicken in das Leben der jakutischen, russischen und kaukasischen Bevölkerung ist es sehr wohl.

Bewertung: 4 von 5