Montag, 22. September 2008

DVD-Rezensionen (077): 11. September - Die letzten Stunden im World Trade Center

(Cover: Amazon.de)

Diesen Dokumentarfilm möchte man allen Verschwörungstheoretikern vor die Füße schleudern, die seit Jahren die Welt mit unzählige Male widerlegten Thesen belästigen. Ich habe selten ein so eindringliches und mitnehmendes Bild- und Tondokument gesehen.

Dieser Film, ursprünglich als Reportage über einen in Ausbildung befindlichen Feuerwehrmann des New York City Fire Departments geplant, entwickelte sich zu einem Bericht inmitten von Chaos, Zerstörung und Tod, als die den Film drehenden französischen Kameramänner Jules und Gédéon Naudet mitsamt der von ihnen begleiteten Feuerwehreinheit in den Strudel der Ereignisse gerissen werden.

Der Film beginnt regelrecht idyllisch und humorvoll, als Szenen der Ausbildung, ersterer kleiner Einsätze (von der Bedeutsamkeit eines brennenden Papierkorbs) und der sich gegenseitig aufziehenden und bekochenden Männer der Feuerwache gezeigt werden. Auch der Morgen des 11. Septembers beginnt mit einem Routineeinsatz, bei dem in Manhattan einem vermuteten Gasleck nachgegangen wird. Als über den Köpfen der Männer laute Flugzeuggeräusche ertönen, reißt Jules Naudet die Kamera hoch und fängt so die einzigen bekannten (mit Ausnahme der nur eine Rauchwolke zeigenden Videos zweier weit entfernten Augenzeugen) Aufnahmen vom Einschlag des ersten Flugzeugs ein.

Was nun folgt ist eine Reportage aus dem Zentrum des Geschehens. Während sich Jules Naudet mit den Rettungskräften im Nordturm aufhält, dem Zuschauer besonnenerweise die grauenvollen Bilder ihm entgegentorkelnder verbrennender Menschen und den Anblick der zerschmetterten Körper der deutlich hörbar unmittelbar neben seinem Standpunkt aufgeschlagenen gesprungenen Personen erspart, dreht der später zum World Trade Center geeilte Bruder den Einschlag des zweiten Flugzeugs.

Da der benachbarte Südturm zuerst kollabierte, sind die Aufnahmen Jules Naudets die am dichtesten entstandenen Aufnahmen, die durch die enorme Staub- und Geröllwolke pures Grauen erzeugen. Bereits auf der Flucht durch die Dunkelheit wird der Kameramann durch die Trümmer des soeben verlassenen Nordturms erneut in einen Sturm aus Staub eingehüllt, wer diese Aufnahmen einmal gesehen hat, wird sie nie vergessen.

Der Film endet wieder auf der Feuerwache, deren Angehörige die Katastrophe wie durch ein Wunder vollzählig überlebt haben. Mit einer Bildergalerie der Opfer unter den New Yorker Feuerwehrleuten, begleitet von getragener Musik, beschließt der Film.

Man mag dem Film Pathos und Überlänge vorwerfen, für mich ist es eine angemessene Vorgehensweise. Was die USA unter Berufung auf diesen Tag später getan haben ist eine andere Sache, hier geht es um Opfer, insbesondere jene, die ihr eigenes Leben riskierten um anderen zu helfen, selbst als die Gefahr für die eigene Person schon mehr als sichtbar war. Ehre ihrem Andenken.

Zusätzlich zum Film enthält die DVD knapp eine Stunde Interviews mit beteiligten Personen.

Bewertung: 5 von 5