Montag, 8. September 2008

DVD-Rezensionen (070): Aguirre, der Zorn Gottes (1972)

(Cover: Amazon.de)

Für das bessere Verständnis dieser ersten Zusammenarbeit zwischen Regisseur Werner Herzog und Klaus Kinski sollte man sich unbedingt einmal Herzogs Dokumentarfilm "Mein liebster Feind" ansehen und Kinskis doch sehr eigenwillige Autobiographie "Ich brauche Liebe" lesen. Beide berichten aus ihrer jeweiligen (und oftmals komplett anderen) Ansicht über die unter katastrophalen Bedingungen erfolgten Dreharbeiten in Peru. Nach Herzogs Angaben stand sein Hauptdarsteller damals noch völlig unter dem Einfluß der in einem Desaster geendeten "Jesus Christus Erlöser"-Aufführung in der Berliner Deutschlandhalle, was sich stark auf die schauspielerische Leistung Kinskis auswirkte, welcher immer noch in seiner Jesus-Rolle gefangen schien.

Die Handlung des Filmes (spanische Conquistadoren suchen im Amazonas-Dschungel das Goldland Eldorado und scheitern bei einer Floßfahrt, die in einer Katastrophe endet) ist in nur wenigen Worten erzählt, dennoch halte ich diesen Film für ein Meisterwerk, gerade weil er oftmals unfertig und improvisiert wirkt. Kinski als Don Lope de Aguirre entwickelt seine Rolle des leicht verkrüppelten Aufrührers, der die Führung der Expedition an sich reißt bis zum Äußersten, in der beeindruckenden Schlußeinstellung spricht der Wahnsinn praktisch aus jeder seiner Gesten und Gesichtsbewegungen. Da der Film durch technische Mängel leider nachsynchronisiert werden mußte und Kinski als Sprecher seiner eigenen Rolle nicht zur Verfügung stand, hört man in der Endfassung des Films statt Herzogs "liebstem Feind" den Schauspieler Gerd Martienzen.

Eine besondere Bedeutung fällt im Film der Musik von Popol Vuh zu. Bereits die Eingangssequenz, die auf den Zugangspfaden der Inkastadt Machu Picchu gedreht wurde, ist von sphärisch-schwebenden Klängen von atemberaubender Schönheit begleitet, die perfekt zu den Bildern, die die im Nebel vom Berg absteigenden Spanier zeigen, passen.

"Aguirre, der Zorn Gottes" ist sicherlich kein leichtverdaulicher Film für das Mainstream-Kino und -Publikum. Aber deutsche Filme, die es zur Kunst von Weltrang gebracht haben sind nicht so zahlreich, als das man sie der heimischen DVD-Sammlung vorenthalten sollte. Einer meiner Lieblingsfilme, volle Punktzahl!

Bewertung: 5 von 5