Donnerstag, 25. September 2008

Buch-Rezensionen (078): Florian Illies - Generation Golf - Eine Inspektion (2000)

(Cover: Amazon.de)

Als Ostdeutscher, der vom Alter her eigentlich beschriebener Generation angehören müßte, tut man sich doch stellenweise recht schwer mit diesem Buch, da der Bezug zum eigenen Leben überwiegend fehlt. Nichtsdestotrotz sind gerade die ersten Kapitel durchaus amüsant zu lesen. Uns DDR-Kindern fehlte zwar der Zugang zur westlichen Warenwelt, das Zeitgeistgefühl der 80er Jahre schwappte trotzdem über die Mauer.

Dennoch kann auch unsereins eine gewisse Klassengesellschaft in der Schule nachvollziehen, die sich hauptsächlich über die Verfügbarkeit der "richtigen" Währung und/oder bundesdeutsche Verwandtschaft im Familienkreis definierte. Da saß man nun als Proletarierkind und verglich den PELIKAN-Füllhalter des Arztsohnes mit dem eigenen DDR-Pendant. Damals hat es wohl gejuckt, heute lache ich darüber. Markenfetischismus ist mir seit diesen Jahren zutiefst zuwider, demzufolge lösen Florian Illies' Jubelarien auf die "richtigen" Produkte bei mir eher mitleidiges Kopfschütteln als Zustimmung aus. Wenn ich zudem sehe, wer in meiner Region überwiegend in einem VW Golf unterwegs ist - nein danke, zu Tuningprolls, Solariums-Dauerkarteninhaberinnen und Hutfahrern möchte ich ganz bestimmt nicht gezählt werden!

Leider geht dem Buch schon sehr bald dermaßen die Puste aus, dass es einige Mühe bereitet weiterzulesen. Als locker-flockiges Erinnerungsbuch der zumindestens Pop-Interessierten hätte "Generation Golf" noch durchgehen können, da jegliche alternative Gruppenzugehörigkeit, die gerade in der beschriebenen Dekade äußerst ausgeprägt war, komplett fehlt. So aber ist es ein unausgegorener Mischmasch, der weder eine halbwegs fundierte Gesellschaftanalyse und schon gar nicht eine umfassende Beschreibung einer ganzen Generation der zwischen 1965 und 1975 Geborenen ist. Gnadenwertung für den unterhaltenden Beginn.

Bewertung: 2 von 5