Sonntag, 14. September 2008

CD-Rezensionen (073): Dr. Alban - The Best Of 1990-1997 (1997)

(Cover: Amazon.de)

Klar war das, was der schwedisch-nigerianische Zahnarzt in den 90ern veröffentlichte größtenteils chartsübliches Material, dies aber durchaus unterhaltsam und vor allem blitzsauber produziert von einem Großen seiner Zunft, dem 1998 im Alter von nur 35 Jahren an Krebs verstorbenen Denniz PoP.

Dieses "Best Of" enthält als Beginn die frühen (1990 und 1991), noch im Euro-Ragga-Stil gehaltenen Songs "Hello Africa", "Stop The Pollution", "U & Mi" und "No Coke", vor allem letzterer Track kann mit einem herrlich satten Basslauf überzeugen. Da vibriert die Lautsprechermembran!

Das 1992 veröffentlichte "One Love" versucht es noch einmal im alten Rhythmus, klingt jedoch im Vergleich zu den eingangs erwähnten Stücken eher flach. Danach ziehen die BPM an und alles wird mehr glattgebügelt. Klar war "It's My Life" europaweit ein Riesenhit, vom Hocker reißt er mich nach wie vor nicht. Mit "Sing Hallelujah!" allerdings verbinde ich einige schöne persönliche Erinnerungen, deswegen wird dieser Song für mich immer ein gewisses Kultpotential haben. Da wippt der Fuß automatisch mit und ein wissendes Lächeln schleicht sich aufs Gesicht.

Lobenswert an dieser Zusammenstellung ist die Tatsache, dass nicht ausschließlich die allgemein bekannten Singleversionen Verwendung fanden. So schaffte es beispielsweise der verlängerte (5:23 min) Mix von "Look Who's Talking" auf die CD und auch wenn sich einige Songs doch in Struktur und Rhythmus doch sehr ähneln, hält man doch ein interessantes Zeitdokument aus der Hochphase des kommerziellen Eurodance-Sounds in den Händen.

1994 begann Dr. Albans Stern bereits wieder zu sinken, obwohl mir gerade das in diesem Jahr veröffentlichte und im "No Coke"-Stil gehaltene "Away From Home" nach wie vor gefällt. Das 1995 erschienene "This Time I'm Free" versuchte es im Jungle-Rhythmus, durchschlagender Erfolg blieb, wie auch bei den darauffolgenden Singles, aus.

Die vier letzten Titel dieser CD rekrutieren sich aus Remixen der größten Hits, die allerdings nur das Dancefloor-Klangbild der ausgehenden Neunziger Jahre widerspiegeln. Bis auf den immerhin interessante Percussions bietende Remix von "Hello Africa" absolut überflüssig, ein echter Kaufanreiz wäre hingegen der "Raggadag Remix" von "It's My Life" gewesen, bis heute eine gesuchte Rarität.

Man mag als Liebhaber avantgardistischer Töne heutzutage über den musikalischen Kauleisten-Klempner die Nase rümpfen, für mich gehört er zum musikalischen Erscheinungsbild des letzten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts. Gerne anlässlich von Nostalgieaufwallungen hervorgekramte Scheibe!

Bewertung: 4 von 5