Freitag, 19. September 2008

CD-Rezensionen (076): Die Ärzte - Debil (1984)

(Cover: Amazon.de)

Was waren wir doch für arme Zonenkinder jenseits der Mauer. Sofern nicht mit West-Oma oder Zugang zu harter D-Mark gesegnet, gab es keine Chance eine Originalplatte der Heroen unserer Teenie-Tage zu ergattern - den Ärzten aus Berlin (auuuus Berlin!).

Glücklicherweise nahm sich der rührige landesweite DDR-Sender "Jugendradio DT64" der darbenden Jugend an und spielte mit lautem Pfeifen auf jedes Copyright fleißig von jedem Reinquatschen befreite Ärzte-Songs en masse im Programm. Mit zittrigen Fingern saß man da am Recorder, um wieder ein neues Beutestück von Farin Urlaub, Bela B., Sahnie und dessen späterem Nachfolger Hagen zu ergattern. Da man wohl bei den Radiooberen die Bedeutung einzelner Songs nicht erfassen konnte oder wollte, fanden so auch diejenigen Tracks den Weg auf die private Kassette, die in der Bundesrepublik schließlich zu einem satte 17 Jahre dauernden Bann der BPjS führen sollte - "Claudia hat 'nen Schäferhund" und "Schlaflied".

Das Schöne an den Herren Doktoren ist nach wie vor die Tatsache, dass sie sich auch nach über 25 Jahren im Gegensatz zu vielen anderen Bands nicht zu fein dazu sind, ihre frühen, doch sehr infantilen Werke mit größtem Spaß live zum Besten zu geben. Was wäre ein Ärzte-Gig ohne "Zu spät"?

Auf ihrem Erstling beherrschen noch der wavige Fun-Punk der Nach-NDW-Zeit die Szenerie, im Vergleich zu heutigen Ärzte-Werken geradezu Softie-Musik, aber immer noch der perfekte Soundtrack einer Jugend. Neben bereits erwähntem Klassiker "Zu spät" gehören "El Cattivo", "Mädchen" oder "Micha" immer noch zu gern gehörten Erinnerungen an längst vergangene Tage - Nostalgie pur!

Bewertung: 4 von 5