Mittwoch, 30. Juli 2008

CD-Rezensionen (054): Alphaville - Afternoons In Utopia (1986)

(Cover: Amazon.de)
Die Geschichte Alphavilles ist schon ein tragischer Fall. Obwohl die Band in den 80ern zwei richtungsweisende Popalben veröffentlichte und erst danach mit rasanten Stilwechseln viele Fans verprellte, gelangen den Münsteranern einige der bekanntesten Hits der Dekade. Konzentriert sich im Rückblick vieles auf das mit Chartserfolgen gespickte Debüt "Forever Young", lohnt doch ein Blick auf diesen Nachfolger, der komplexer, ausgereifter und vielfältiger daherkommt, ohne das Hitpotential seiner Songs zu vernachlässigen.

Nach der originellen Idee, den letzten Titel "Lady Bright" ganz einfach als ersten Track des Albums ausklingen zu lassen und ein Exzerpt des titelgebenden Tracks "Afternoons In Utopia" anzufügen, folgt mit "Jerusalem" schon einer der stärksten Songs der Platte. Melancholisch und von interessanten Sounds umrahmt wird über eine unglückliche Liebe philosophiert.
"Dance With Me", auch als Single veröffentlicht, ist sicherlich der kommerziellste Track der Platte, der aber unaufhaltsam nach vorn stürmt und zum Mittanzen animiert. Ganz bombastisch mit Kinderchören und Operngesängen kommt hingegen "Afternoons In Utopia" daher, während "Sensations" eher locker entspannt swingt.

Heinz Rudolf Kunze äußerste in der hochgelobten Musikdoku "Pop 2000" einmal, dass die zweite Hälfte der 80er Jahre musikalisch für ihn größtenteils äußerst belanglos waren. Dem ist sicherlich zuzustimmen, wenn man sich den Großteil der damailigen Charts noch einmal zu Gemüte führt. Das es auch das Gegenteil gab, beweist der Doppeltitel "20th Century"/"The Voyager". Vertrackt, verspielt, voll von aufregenden Arrangements, Bläsern, Chören - wahrlich opulent, meine Herren!

Einzig und allein "Carol Masters" bildet den - etwas unspiriert wirkenden - Ausreißer nach unten. Das ebenfalls als Single ausgekoppelte "Universal Daddy" führt zurück in sichere Gewässer, ehe dieses tolle Album mit dem zweiten Höhepunkt des Albums, dem siebenminütigen "Lassie Come Home", dem rockigen Stampfer "Red Rose" sowie dem bereits erwähnten experimentellen "Lady Bright" ausklingt.

Insgesamt ein zu Unrecht unterschätzter Klassiker, der in keiner 80er- Popalbensammlung fehlen sollte.

Bewertung: 5 von 5