Donnerstag, 26. Februar 2009

CD-Rezensionen (125): Camouflage - Meanwhile (1991)

(Cover: Amazon.de)

Mit ihrem experimentellen dritten Album verprellten die erfolgsgewöhnten Schwaben viele Fans, ein Schlag, von dem sie sich bis heute nicht erholten. Vielleicht hatten Camouflage erkannt, dass die 80er und damit die Ära des puren Synthie-Pops unwiderruflich zu Ende gegangen war. Zeit, neue Wege zu beschreiten und das Ergebnis lag 1991 mit diesem bis heute unterschätzten Meisterwerk vor.

Bewegen sich das eröffnende "Seize Your Day" und die Singleauskopplung "Heaven (I Want You)" noch in relativ bekannten Fahrwassern, wird bei "Mellotron" schon ganz anders Gas gegeben. Im Allgemeinen setzte die Band bei dieser Platte auf die starke Präsenz analoger Instrumente, so spielen Gitarren, Bläser und natürliche Drums eine prägende Rolle. Das dies dem Hardcore-Elektroniker sauer aufstieß, lässt sich vielleicht mit der dieser Szene oftmals eigenen Scheuklappenmentalität erklären. Dies ist umso bedauerlicher, weil ein Doppelpack wie das herzzerreißende "Mother" und das aggressiv dargebotene "Dad" ihre ureigenen Reize trotz des ungewohnten Soundgewands voll und ganz entfalten können.

Selbst Sänger Marcus Meyn versuchte völlig anders als auf "Voices & Images" und "Methods Of Silence" zu klingen, allerdings ist das Ergebnis nicht immer überzeugend. So klingt das eigentlich wunderschöne "Where The Happy Live" durch den gequetschten Gesang doch etwas angestrengt.

Dennoch bietet "Meanwhile" durchaus Abwechslung. Nah an die Vorgängeralben angelegte Tracks wie "These Eyes" werden sofort durch flotte Gitarrenrhythmen wie bei "What For" konterkariert, fast schon soulige Stücke wie "Waiting" liefern sich Duelle mit melancholischen Popstücken á la "Accordion". "This Day" wirkt wie ein frühes Stück Britpop, während "Handsome" verärgerte Altfans zurück in die Spur bringen dürfte. "Bitter Sweet" hingegen ist noch einmal eine tiefe Verbeugung an die 80er und das großartige - mit leichten OMD-Anleihen aufwartende - "Spellbound", nimmt den Stil des zwei Jahre später folgenden Albums "Bodega Bohemia" bereits voraus.

Mit dem verträumten Instrumental "Who The Hell Is David Butler?" klingt ein leider zu Unrecht vergessenes Highlight der Bandgeschichte aus - Höchstwertung!

Bewertung: 5 von 5