Montag, 2. Februar 2009

CD-Rezensionen (118): Chris Hülsbeck - To Be On Top (1992)

(Cover: huelsbeck.com/Amazon.de)

Im Jahre 1992 erschienen gleich 2 CDs des Kult-Computerspielekomponisten. Zum Einen der Soundtrack zur Insekten-Ballerorgie "Apidya" und vorliegendes Album, das wie auch schon sein Vorgänger "Shades" einen bunten Mix aus neu eingespielten Gamesounds und unveröffentlichten Neukompositionen enthielt.

Eröffnet wird der Reigen durch "Challenge", das als Soundtrack für ein Sportspiel fungierte. Flotte Synthieklänge, die gelegentlich durch das eine oder andere kernige Gitarrenriff aufgelockert werden - Daumen hoch! Der darauffolgende Titeltrack des Albums zierte im Jahre 1988 ein C64-Spiel, aber natürlich finden sich auf der CD nicht die Originaltöne des "Brotkastens" sondern die Stakkato-Klänge des Tracks hämmern im feinsten Studiosound aus den Boxen.

Leider pflegte Meister Hülsbeck ein sehr inniges Verhältnis zur sich damals gerade epidemisch ausbreitenden Dancefloor-Musik, insbesondere House-Klänge der billigeren Art hatten es ihm angetan. War ich immer ein großer Fan seines Breitwand-Bombasts, wurde ich mit seinen Ausflügen in die Club-Mucke nie so recht warm. Und so ist das nett-harmlose "Good Times" ein eher zu vernachlässigender Track, ebenso das darauffolgende "Atlantis", das zumindestens ein paar interessante Breaks aufweist. Regelrecht dreist präsentiert sich "The Music", das man als recht plumpen SNAP!-Klon ansehen muß. "Final Frontier" lässt sich am besten mit "Captain Hollywood meets Depeche Mode" umschreiben. Sehr schräg, fürwahr!

Wie es besser geht, beweist "How Do Ya Feel", das selbst meinen verlängerten Rücken in rhythmische Schwingungen zu versetzen vermag. "On Stage" ist ein ruhiges Stück Klaviermusik, wie der Titel schon suggeriert, für eine Live-Aufführung nicht ungeeignet und beim "Theme From To Be On Top" darf noch einmal eingangs erwähntes 8-Bitter-Spiel Pate stehen. 

Fällt "Love X 2" nochmal in die billigen Tanzflurstampfer-Klischees zurück, werden bei "Romance" die großen Gefühle und gepflegte Dramatik ausgepackt. Die perfekte Überleitung zu einem der Highlights der Platte - "Battle Isle", das Stück zum gleichnamigen Hexagonalfeld-Strategieklassiker. Da trommelt und rumst es ordentlich - ganz großes Tennis! An dieser Stelle hat die CD ihren qualitativen Höhepunkt, leitet doch ein witziges Computerstimmen-Sample "Gem'X" ein. Das zugehörige Steinchen-Knobelspiel ist fast vergessen, die melancholische Musik ist jedoch ein Stück für die Ewigkeit!

Warum der Guru des geplegten Spielesounds dann noch einmal klauen mußte und sich für "Dream Dimension" schamlos bei "Living On Video" von Trans-X bediente, wird wohl das Geheimnis des Wahlkaliforniers bleiben. Mit einem Ausflug in technoide Gefilde ("Zero Gravity") wird eine sicherlich nicht perfekte, aber wunderbar nostalgische Platte beschlossen.

Bewertung: 3 von 5