(Cover: Amazon.de)
So ging es mir auch bei "Prison Break", einer Serie, deren Ausstrahlung mir TV-Muffel völlig entgangen war, die dann aber nach hartnäckiger Intervention der Göttergattin ins Haus geholt wurde. Begann ich das Ansehen der DVDs mit anfänglicher Skepsis, verwandelte sich dies schnell in Begeisterung. Einmal mehr zeigt sich, dass die Amerikaner in Hinsicht der Kreativität bei Fernsehserien ihren europäischen Kollegen meilenweit voraus sind.
Dabei läßt sich die Handlung in wenigen Sätzen zusammenfassen. Junger erfolgreicher Yuppie (Wentworth Miller) begeht mit Absicht einen dilettantischen Banküberfall, um sich in den gleichen Knast einliefern zu lassen, in dem sein unschuldig zum Tode verurteilter Bruder (Dominic Purcell) auf seine unmittelbar bevorstehende Hinrichtung wartet. Mit Hilfe eines ausgeklügelten Planes und einem in seinem Ganzkörpertattoo versteckten Bauplan will der an der Konstruktion des Gefängnisses Beteiligte den Ausbruch wagen und seinen Bruder, der in die Räder einer riesigen Regierungsverschwörung geraten ist, vor dem elektrischen Stuhl retten...
Das klingt erst einmal originell und spannend - ist es auch. Denn neben den immer wieder von Rückschlägen begleiteten Ausbruchsvorbereitungen fiebert der Zuschauer bei den nahezu permanent von unerträglichen Cliffhangern beendeten 22 Folgen auch bei den außerhalb des Gefängnisses spielenden Sequenzen mit, bei der eine engagierte Anwältin (Robin Tunney) versucht, entlastendes Material für den Todeskandidaten Lincoln Burrows zu finden, während unerbittlich-brutale Geheimagenten (großartig: Paul Adelstein!) auf ihrer Spur sind und jeden Entlastungszeugen aus dem Weg räumen...
Darüber werden die unerträglich harten Bedingungen in US-Gefängnissen thematisiert, die Serie erspart dem Zuschauer hier nichts. Körperliche Gewalt, Drogenmißbrauch, Vergewaltigung und Mord werden hier auf teilweise doch recht drastische Art und Weise dargestellt, nichts für zarte Gemüter doch solch ein Ort ist sicherlich kein Ponyhof. Der Body Count der Serie ist jedenfalls recht hoch.
Im Grunde also ein Kandidat für die Höchstwertung, warum dennoch der leichte Abzug? Dies liegt zum Einen in den doch äußerst mäßigen schauspielerischen Leistungen des Hauptprotagonisten begründet. Wentworth Miller (ja doch, er sieht halt gut aus...) stapft mit einem derartig minimalistischen Arsenal an Gesichtsausdrücken durch die Gegend, dass selbst der auch nicht viel stärkere Dominic Purcell wie ein Emotionsbündel wirkt. Dies fällt umso mehr auf, weil sich im "Fox River State Penitentiary" ein ganzes Arsenal an zum Teil furchterregenden Charakteren tummelt. Besonders Peter Stormare als Mafiaboss John Abruzzi, Wade Williams als Wärterekel Brad Bellick und vor allem Robert Knepper als Massenmörder Theodore "T-Bag" Bagwell spielen die Haupthelden glatt durch die Wand.
Desweiteren gingen mit den Autoren teilweise die Gäule durch und die Logik (nicht das Hauptaugenmerk bei einer Actionserie, aber dennoch nicht unverzichtbar) vollführt gelegentlich absurde Bocksprünge. Oder wie soll ich es verstehen, wenn der (ohne an dieser Stelle zu viel verraten zu wollen) körperlich nicht mehr "vollständige" Protagonist bei der Flucht ein wahres Laufwunder zu sein scheint? Jeder Paralympics-Teilnehmer darf sich da gern ein Beispiel dran nehmen...
Das ändert aber nichts daran, dass ich mich beim Genuß dieser Serie prächtig und spannend unterhalten gefühlt habe. Von daher uneingeschränkte Empfehlung, auch weil die schön gestaltete Box mit ordentlichem Bild und Ton sowie interessantem und umfangreichen Bonusmaterial versehen wurde. Glücklicherweise wurde der originale Vorspann verwendet und der alberne deutsche Titelsong entsorgt.
Bewertung: 4 von 5
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