Samstag, 14. Februar 2009

Buch-Rezensionen (122): Christian Zentner (Hrsg.) - Der Zweite Weltkrieg - Texte-Bilder-Karten-Dokumente-Chronik (1989)

(Cover: militaria-house.com/Amazon.de)

Manchmal findet man selbst auf dem Supermarkt-Grabbeltisch noch interessanten Lesestoff. Brandneu ist dieses Buch fürwahr nicht, so beinhaltet die Einleitung des großformatigen Wälzers einen Text und das Foto des damals noch amtierenden Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker.

Eigentlich ist der Buchtitel irreführend, beginnt doch die Chronik völlig zu Recht mit dem Ende des Ersten Weltkriegs, der von George F. Kennan so bezeichneten "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts". Die Revolution in Deutschland, der Versailler Vertrag, die Weltwirtschaftskrise und alle daraus entspringenden politischen Entwicklungen in Deutschland werden näher beleuchtet, inklusive des finalen Akts im Januar 1933 mit den Protagonisten Hindenburg und Hitler. Dieser hochinformative einleitende Teil umfasst etwa 100 Seiten.

Der zweite Abschnitt des Buches widmet sich der Etablierung der Diktatur, der Organisation des nationalsozialistischen Staates, den Rassegesetzen, der Indoktrination der Jugend, der Rolle der Kirchen im Dritten Reich etc. und schildert den unaufhaltsamen Weg zum Krieg. Auch dieser Teil ist mit knapp 140 Seiten im Großformat sehr umfangreich gestaltet.

Erst danach, nach etwa der Hälfte des Buches, wendet sich diese Chronik dem eigentlichen Kriegsgeschehen zu. Zahlreiche Fotos, Originaldokumente und selbst Propagandabilder illustrieren die Geschichte der Kampfhandlungen. Kritik ist hier allerdings angebracht, da geschichtlich so umstrittene Gestalten wie Eduard Dietl oder Joachim Peiper allenfalls als Helden der NS-Propaganda erwähnt werden, ohne näher auf deren Taten einzugehen.

Extrakapitel widmen sich dem Holocaust und dem zivilen und militärischen Widerstand. Besonders die Geschehnisse des 20. Juli 1944 werden geradezu minutiös geschildert, eine hochspannende Chronik, die die dramatischen Stunden nach dem gescheiterten Bombenattentat auf Hitler vor dem Auge des Lesers lebendig werden lässt.

Nur mit wenigen dürren Seiten wird zum Ende des Buches der Krieg der USA gegen Japan bedacht. Für Europäer zwar tatsächlich nicht so präsent wie die Geschehnisse auf dem eigenen Kontinent, dennoch ein bedeutender Teil des Weltkriegs. Mit der Situation im besiegten Deutschland der "Stunde Null", den Nürnberger Prozessen und dem beginnenden Wiederaufbau endet dieses umfangreiche Werk.

Sicherlich eine fesselnde Lektüre, der allerdings stellenweise mehr analytische Tiefe zu wünschen gewesen wäre. Dennoch eine klare Empfehlung.

Bewertung: 4 von 5