Freitag, 5. Dezember 2008

CD-Rezensionen (102): Chris Hülsbeck - Shades (1991)

(Cover: Amazon.de)

In Zeiten, wo Computer- und Videospiele mit Millionenaufwand unter Hollywood-Bedingungen hergestellt werden, hat man meistens schon längst vergessen, dass in früheren Jahren Komponisten von Spiele-Soundtracks noch echte Tüftler waren, die mit nur in Kilobyte zu bemessendem zugewiesenen Speicherplatz auskommen mußten und dennoch Klassiker des Genres ablieferten. Chris Hülsbeck, der besonders für C64 und den AMIGA heute noch Kultstatus besitzende Stücke schrieb und mittlerweile in den USA lebt und arbeitet, gehört definitiv zu den ganz Großen dieser Ära. 1991 bekam er die damals noch nicht alltägliche Möglichkeit, seine Stücke als Studioneuaufnahmen auf CD zu veröffentlichen. Dieser Silberling befindet sich handsigniert in meinem Besitz und wird immer noch gerne eingelegt.

Eröffnet wird "Shades" durch ein fast 16minütiges Medley aus Melodien eines der wohl größten Spielehits am AMIGA - Turrican! Für die Ballerorgie aus deutschen Landen müßte das Wort "Kult" geradezu erfunden werden, geistern doch bis heute Fanseiten, Neuprogrammierungen und allerlei Hintergrundgeschichten durchs Netz.

Chris Hülsbeck hatte auch immer ein Faible für Dance- und House Music, was nicht immer mein persönliches Gefallen fand, lieferten da die "Profis" der Szene doch deutlich interessantere Tracks ab. Nichtsdestotrotz ist mit "Nightmoves (4PM Internal)" auch ein solches Stück vertreten.

Das Album enthält mit dem Titeltrack "Shades" den Song, der gewissermaßen den Grundstein zu seiner Karriere legte als er damit 1986 den ersten Platz eines Wettbewerbes der Computerzeitschrift "64'er" gewann. Mit "R-Type" ist auch das Titelstück eines anderen großen Spieleklassikers vertreten. Richtig schräg wird es aber bei so mancher Nicht-Spielemusik, repräsentativ dafür vielleicht "Addicted To These Games", eine wüste Mischung aus Raps, Dance-Beats und Spielgeräusch-Samples. Da plingt und plongt es an allen Ecken und Enden - witzig!

Gegen Ende wird es episch. Sowohl "Warzone" als auch "Heaven's Gate", "Tower Of Babel" und das vom Gast Rudolf Stember (ebenfalls heute in Amerika als Spielekomponist tätig) als Bonustrack beigesteuerte "Tale Of Glory" kommen mit Breitwand-Bombast daher - fast schon filmreif. Ein würdiger Abschluß einer guten CD, zu deren Veröffentlichung wohl keiner wissen konnte, dass die Beteiligten auch fast 20 Jahre danach noch gut im Geschäft sein würden, Live-Aufführung mit Sinfonieorchester (wie u.a. geschehen in Stockholm 2006, Leipzig 2007 und Köln 2008) inklusive.

Bewertung: 4 von 5