(Cover: Amazon.de)
Der Name Manfred von Brauchitsch ist heute fast vergessen, allenfalls erinnert man sich in Deutschland aus dieser Renn-Ära noch an die Namen Rudolf Caracciola oder Bernd Rosemeyer. Doch auch von Brauchitsch zählte damals zum legendären "Silberpfeil"-Werksteam und konnte trotz seines Rufs als "Pechvogel" in den 30er Jahren mehrere Grand Prix gewinnen. In dieser - 1953 in der DDR erschienen - Autobiografie erzählt von Brauchitsch im für die 50er typischen Sprachstil seine Lebensgeschichte, beginnend mit dem Empfinden des Kriegsausbruchs 1914.
Der Leser erlebt in spannender Weise und mit zahlreichen sepiafarbenen Fotos illustriert die wohl aufregendste Zeit des Autorennsports mit, bei denen vor allem der Fahrercharakter im Mittelpunkt stand und nicht wie heute, wo ausdruckslose, von Sponsoren und Medienberatern glattgeschliffene und somit austauschbare Lenkraddreher die Szenerie beherrschen.
Freilich verschweigt von Brauchitsch im Buch die dunklen Seiten seiner Biografie - die Mitgliedschaft im Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps (NSKK) im Range eines Sturmführers und seine Haftzeit in der Bundesrepublik wegen des Verdachts der Spionage und des Hochverrats. Als er 1954 in die DDR flüchtete, wurde er sofort in die Propagandamaschine des SED-Staats eingespannt. Der ehemalige Rennfahrer bekleidete bis ins hohe Alter mehrere hohe Sportfunktionärsposten, so jahrzehntelang den Vorsitz der "Gesellschaft zur Förderung des Olympischen Gedankens".
Manfred von Brauchitsch überlebte alle seine damalige Rennfahrerkollegen und starb erst 2003 im Alter von 97 Jahren. Und auch heute noch, 55 Jahre nach Erscheinen dieses Buchs, ist "Kampf um Meter und Sekunden" eine interessante und spannende Lektüre. Gentlemen, please start your engines!
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